„Joël Quiniou“ – Versionsunterschied

In Frankreich gehörte Quiniou ab ca. 1980 zu den Spitzenschiedsrichtern in der [[Ligue 1|Division&nbsp;1]], wobei er bis 1991 in [[Michel Vautrot]] einen ebenbürtigen Konkurrenten um die Nachfolge von [[Robert Wurtz]] als bestem Unparteiischen des Landes hatte. Neben mehreren hundert Ligaspielen pfiff Quiniou auch drei [[Französischer Fußballpokal|französische Pokalendspiele]], an denen jedes Mal [[Olympique Marseille]] beteiligt war: 1986 (Niederlage gegen [[Girondins Bordeaux]]), 1989 (Sieg über [[AS Monaco]]) und 1991 (Niederlage gegen die Monegassen). Nur Vautrot leitete mehr Endspiele um die ''Coupe de France''.<ref>L'ÉquipeL’Équipe/Gérard Ejnès: ''Coupe de France. La folle épopée.'' L'ÉquipeL’Équipe, Issy-les-Moulineaux 2007 ISBN 978-2-915535-62-4, S.&nbsp;313</ref>

Dieser Zweikampf wirkte sich auch auf Berücksichtigung von Quiniou bei den großen Nationalmannschaftsturnieren aus: [[Fußball-Weltmeisterschaft 1982|1982&nbsp;(WM)]] und [[Fußball-Europameisterschaft 1984|1984&nbsp;(EM)]] meldete der [[Fédération Française de Football|französische Verband FFF]] Vautrot; an der [[Fußball-Weltmeisterschaft 1986|WM&nbsp;1986]] nahm Quiniou teil, der bei der [[Fußball-Europameisterschaft 1988|EM&nbsp;1988]] aber wiederum das Nachsehen hatte. In der [[Fußball-Weltmeisterschaft 1990|Weltmeisterschaftsendrunde 1990]] wurden beide als Schiedsrichter eingesetzt und leiteten dort je drei Partien. Bei der [[Fußball-Europameisterschaft 1992|EM&nbsp;1992]] musste Quiniou aus Verletzungsgründen zuhause bleiben. Erst bei der [[Fußball-Weltmeisterschaft 1994|WM&nbsp;1994]] war seine Meldung durch die FFF unumstritten; bei der [[Fußball-Europameisterschaft 1996|EM zwei Jahre später]] wurde ihm aus Altersgründen [[Marc Batta]] vorgezogen, so dass er nicht ein einziges Europameisterschaftsspiel geleitet hat.<ref>Hardy Grüne: ''Fußball EM-Enzyklopädie 1960-20081960–2008.'' AGON, Kassel 2004 ISBN 3-89784-241-6</ref>

Dafür ist Joël Quiniou aber in mehrfacher Hinsicht [[Fußball-Weltmeisterschaft/Rekorde|WM-Rekordschiedsrichter]]: bei seinen drei Endrundenteilnahmen leitete er insgesamt acht Begegnungen –&nbsp;und wirkte in drei weiteren Partien als Linienrichter&nbsp;–, verwies fünf Spieler des Feldes und sprach dabei auch den schnellsten Platzverweis der Weltmeisterschaftsgeschichte aus, als er 1986 Uruguays [[José Batista]] für dessen Foul am Schotten [[Gordon Strachan]] nur 56 Sekunden nach dem Anpfiff unter die Dusche schickte.<ref>siehe {{Webarchiv|text=Archivlink |url=http://www.planetworldcup.com/STATS/stat_apps.html |text=Archivlink |wayback=20090720031649 |archiv-bot=2018-04-18 00:19:55 InternetArchiveBot }}</ref> Dazu kamen 32 Gelbe Karten. Seine WM-Bilanz im Detail:<ref>nach http://www.weltfussball.de/schiedsrichter_profil.php?id=13018 und Hardy Grüne: ''Fußball-WM-Enzyklopädie 1930-2006.'' AGON, Kassel 2004² ISBN 3-89784-261-0</ref>

* 1990: Vorrundenspiel [[Italienische Fußballnationalmannschaft|Italien]]–[[Tschechoslowakische Fußballnationalmannschaft|Tschechoslowakei]] (4 Gelbe Karten), Achtelfinale [[Argentinische Fußballnationalmannschaft|Argentinien]]–Brasilien (5 Gelbe, eine Rote Karte) und das „[[Finale (SportWettkampf)|kleine Finale]]“ Italien–[[Englische Fußballnationalmannschaft|England]] (keinerlei Spielerstrafen); zudem als Linienrichter bei [[Irische Fußballnationalmannschaft|Irland]]–[[Ägyptische Fußballnationalmannschaft|Ägypten]] und [[Deutsche Fußballnationalmannschaft|Deutschland]]–England

Sein Rekord von acht WM-Spielen wurde erst 2014 von [[Ravshan Ermatov]] überboten, der im Viertelfinale seine neunte Begegnung leitete.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.fussball-wm-total.de/History/rekrefs.html | titel=Die Schiedsrichter mit den meisten Spielen bei WM-Endrunden | hrsgwerk=FUSSBALLfussball-WMwm-total.de | werkhrsg=fussballFUSSBALL-wmWM-total.de | zugriffabruf=2014-07-21}}</ref>

1991, 1993 und 1994 wurde Joël Quiniou, der in Frankreich als einer der vehementesten Befürworter des Videobeweises zur Entscheidung in strittigen Spielsituationen gilt, jeweils Zweitplatzierter bei der Wahl zum Weltschiedsrichter des Jahres,<ref> {{Webarchiv|text=Archivlink |url=http://www.schirichat.de/modules.php?name=mainmodul&op=wsr_schiedsrichterstatistik |text=Archivlink |wayback=20070929010840 |archiv-bot=2018-04-18 00:19:55 InternetArchiveBot }}</ref> 1985 und 1994 französischer Schiedsrichter des Jahres.<ref>France Football vom 30. Dezember 2008, S.&nbsp;17</ref>

Joël Quiniou engagierte sich nach Ende seiner Laufbahn auf mehreren Ebenen. Er ist obwegen seiner [[Eloquenz]] und Meinungsfreudigkeit ein geschätzter Gast bei öffentlichen Diskussionen und in den Redaktionen der Medien. Beim [[Pay-TV|Bezahlfernsehsender]] [[Canal+]] trat er 2007 regelmäßig als Experte im Studio auf. 2001 wurde er Mitglied der Anti-Gewalt-Kommission des französischen Innenministeriums ''(Commission nationale de prévention de lutte contre la violence dans le sport)''<ref> {{Webarchiv|text=Archivlink |url=http://www.cls.interieur.gouv.fr/_documents/Rn2001/2561tr2.htm |text=Archivlink |wayback=20061204021932 |archiv-bot=2018-04-18 00:19:55 InternetArchiveBot }}</ref> und 2005 Mitglied des Nationalen Ethikkomitees.<ref>http://www.lequipe.fr/Football/20050726_223814Dev.html{{Toter Link|date=2018-04 |archivebot=2018-04-18 00:19:55 InternetArchiveBot |url=http://www.lequipe.fr/Football/20050726_223814Dev.html }}</ref> Des Weiteren beteiligte er sich an antirassistischen Aktionen, beispielsweise der Kampagne ''Stand Up Speak Up'' (initiiert von [[Thierry Henry]] und anderen Spielern aus europäischen Ligen)<ref>{{Webarchiv |url=http://www.fondationdusport.org/index.aspx?Rubrique=9&News=114 |wayback=20071014030911 |text=Archivierte Kopie |wayback=20071014030911 |archiv-bot=2019-04-21 05:26:31 InternetArchiveBot }}</ref> sowie an einem von [[Lilian Thuram]] und weiteren französischen Nationalspielern unterstützten antirassistischen Filmprojekt.

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