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„Wadʿ“ – Versionsunterschied – Wikipedia
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== Die arabischen Theorien über den Ursprung der Sprache ==
Die Vorstellung vom Wadʿ als einer primären Setzung von Sprache hat sich erst im Laufe der Zeit gegenüber anderen Theorien durchgesetzt. Bis zum frühen 10. Jahrhundert war die "naturalistische" Theorie vorherrschend, wonach die Zeichenbeziehungen zwischen Lautgruppen und Bedeutungen durch natürliche Affinität (''munāsaba ṭābiʿīya'') entstehen.<ref>Vgl. Weiss 1974, 37.</ref> Als Hauptvertreter dieser naturalistischen Theorie gilt der [[Muʿtazila|Muʿtazilit]] ʿAbbād ibn Sulaimān (st. ca. 864).<ref>Vgl. Weiss 1974, 34f.</ref> Demgegenüber vertrat der Muʿtazilit Abū Hāschim (st. 933) die Theorie, dass Sprache durch reine Übereinkunft und Konvention (''istilāh'') zustandekommtzustande kommt, wobei die Namen, die den Dingen zugeordnet werden, [[Arbitrarität|arbiträr]] sind. Der Gegensatz zwischen der naturalistischen Sicht ʿAbbāds und der konventionalistischen Sicht Abū Hāschims entspricht in etwa der [[Physis]]-[[Thesis]]-Debatte der griechischen Sprachphilosophie,<ref>Vgl. dazu L. Deitz: Art. "Physis/Thesis" in [[Historisches Wörterbuch der Philosophie]] Bd. VII, S. 968f.</ref> wie sie sich in [[Platon]]s [[Platonischer Dialog|Dialog]] ''[[Kratylos]]'' spiegelt. Wadʿ entspricht dabei dem Wort ''thesis'', der arabische Begriff ''tabʿ'' dem Wort ''physis''.<ref>Vgl. Fleischer 488.</ref>
 
Neben der naturalistischen und der konventionalistischen gab es noch eine revelationistische Theorie über den Ursprung von Sprache, die sich an der [[koran]]ischen Aussage in Sure 2:31, wonach Gott [[Adam im Islam|Adam]] die Namen aller Dinge gelehrt hat, orientierte. Hauptverfechter dieser Theorie, nach der Gott selbst für die Herstellung der Zeichenbeziehungen zwischen Lautgruppen und Bedeutungen verantwortlich ist, war der Muʿtazilit al-Dschubbāʾī (st. 915/6).<ref>Vgl.Weiss 1974, 36f.</ref><ref>Die revelationistische Theorie erachtet auch nach der Definition von Anke von Kügelgen die Sprache als ursprünglich dem Menschen durch Gott geoffenbart und betrachtet Gott und nicht den Menschen als Namensgeber der Dinge. Quelle: Anke von Kügelgen: ''Menschliche Konvention und göttliche Setzung''. In: ''Logik und Theologie: Das Organon im arabischen und im lateinischen Mittelalter.'' Hrsg.: Dominik Perler, Ulrich Rudolph. Brill Academic Pub, 2005 ISBN 978-9-00411-118-9 S. 200.</ref>