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„Friedrich II. (Preußen)“ – Versionsunterschied – Wikipedia

„Friedrich II. (Preußen)“ – Versionsunterschied

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Ein Grund für die Zweifel an der Lebensähnlichkeit der Bildnisse ist, dass diese gar nicht in der Absicht der Auftraggeber von [[Herrscherbild]]ern des 18. Jahrhunderts lag: Es kam vielmehr darauf an, die politische und gesellschaftliche Rolle darzustellen, in der der Porträtierte sich öffentlich präsentieren wollte, also etwa als Herrscher mit [[Szepter]] und [[Hermelinfell|Hermelinmantel]], als kompetenter Heerführer oder als bescheidener, treu sorgender Landesvater.<ref>Johannes Kunisch: ''Friedrich der Große. Der König und seine Zeit.'' C. H. Beck, München 200, S. 90.</ref> Laut der Kunsthistorikerin Frauke Mankartz war die wiedererkennbare „[[Marke (Marketing)|Marke]]“ wichtiger als die Wirklichkeitstreue.<ref>Frauke Mankartz: ''Die Marke Friedrich: Der preußische König im zeitgenössischen Bild.'' In: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): ''Friederisiko. Friedrich der Große. Die Ausstellung''. Hirmer, München 2012, S. 210–210 u. ö.</ref> Friedrich selbst spottete wiederholt darüber, dass ihm seine Porträts wenig ähnlich sahen.<ref>Frauke Mankartz: ''Die Marke Friedrich: Der preußische König im zeitgenössischen Bild.'' In: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): ''Friederisiko. Friedrich der Große. Die Ausstellung''. Hirmer, München 2012, S. 209.</ref> Zudem hegte er eine ausgesprochene Abneigung gegen das Porträtsitzen, das er von seinem Regierungsantritt an konsequent verweigerte, weil er sich als zu hässlich dafür empfand: Man müsse [[Apollon|Apollo]], [[Mars (Mythologie)|Mars]] oder [[Adonis]] sein, um sich malen zu lassen, und er habe keinerlei Ähnlichkeit mit diesen Herren, schrieb er 1774 an [[Jean-Baptiste le Rond d’Alembert|d’Alembert]].<ref>[[Hans Dollinger]]: ''Friedrich II. von Preußen. Sein Bild im Wandel von zwei Jahrhunderten''. List, München 1986, S. 82.</ref>
 
Tatsächlich ist kein einziges zu Friedrichs Regierungszeit entstandenes Bildnis zweifelsfrei authentisch;<ref>[https://doi.org/10.11588/arthistoricum.493.c6566 Krysmanski, Bernd: "Nur Hogarth zeigt den Alten Fritz wahrheitsgemäß mit krummem 'Zinken' - Die uns vertrauten Bilder von Pesne bis Menzel tun dies nicht"]. In: Effinger, Maria et al. (Hrsg.): ''Von analogen und digitalen Zugängen zur Kunst. Festschrift für Hubertus Kohle zum 60. Geburtstag''. Heidelberg: arthistoricum.net, 2019, S. 83–116.</ref> dass er, wie [[Jean Lulvès]] 1913 behauptete,<ref>Jean Lulvès: ''Das einzige glaubwürdige Bildnis Friedrichs des Großen als König''. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1913.</ref> dem Maler [[Johann Georg Ziesenis der Jüngere|Johann Georg Ziesenis]] 1763 bei einem Besuch in [[Schloss Salzdahlum|Salzdahlum]] Modell gesessen habe, wird teilweise bestritten.<ref>Karin Schrader: ''Der Bildnismaler Johann Georg Ziesenis (1717–1776). Leben und Werk mit kritischem Oeuvrekatalog''. Lit-Verlag, Münster 1995, S. 110.</ref> Ziesenis musste sich wie andere Porträtisten wohl mit Skizzen begnügen, die sie nach einer Begegnung mit dem König anfertigten. Ein einziges Mal soll Friedrich als Kronprinz 1733 einem Maler, nämlich Pesne, mehrere Stunden lang Modell gesessen haben, und auch das nur seiner Lieblingsschwester Wilhelmine zuliebe. Alle anderen Bildnisse, die Friedrichs Aussehen in mittleren Jahren und im Alter darstellen, sind nicht bei Porträtsitzungen entstanden, sondern Fortschreibungen älterer Porträts (z.&nbsp;B. von Pesne) oder nach der Erinnerung gemalt.<ref>Rainer Michaelis: ''Kronprinz Friedrich von Preußen en miniature: Notizen zu einer Arbeit Antoine Pesnes''. In: ''Pantheon'' 54 (1996), S. 190 ff.; Frauke Mankartz: ''Die Marke Friedrich: Der preußische König im zeitgenössischen Bild.'' In: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): ''Friederisiko. Friedrich der Große. Die Ausstellung''. Hirmer, München 2012, S. 205 f.</ref>
 
Die Kunsthistorikerin Saskia Hüneke identifiziert mehrere Typen von Friedrich-Porträts mit jeweils hohem Wiedererkennungswert: Zum einen den am [[barock]]en Herrscherbildnis orientierten jugendlichen Bildtypus mit weicheren Gesichtsformen, wie ihn die Werke Pesnes und das 1734 entstandene Profilbildnis Knobelsdorffs mit ihren Fortschreibungen darstellen. Deutlich davon geschieden gibt es den Typus des Altersbildnis, das auf Zeichnungen [[Daniel Chodowiecki]]s zurückgeht und namentlich in den nach dem Siebenjährigen Krieg entstandenen Bildnissen [[Johann Heinrich Christian Franke]]s etwa von 1764 und Anton Graffs von 1781 weiterentwickelt wurde. Es zeigt den König als „Alten Fritz“, hager, ernst, mit scharfen Nasenfalten, großen Augen und schmalem Mund. Die Totenmaske<ref>[http://friedrich.uni-trier.de/de/volz/7/uc_p14-d1/detail/ Abbildung der Totenmaske] in der digitalisierten Ausgabe der Werke Friedrichs II. auf einer Webseite der Universität Trier, Zugriff am 27. Oktober 2016.</ref> und die nach ihr gestalteten Bildnisse ließen sich als Fortschreibung dieses Alterstypus verstehen. Das Porträt von Ziesenis und eine 1770 entstandene Bildnisbüste [[Bartolomeo Cavaceppi]]s bildeten einen mittleren Typus.<ref>Saskia Hüneke: ''Friedrich der Große in der Bildhauerkunst des 18. und 19. Jahrhunderts.'' In: ''Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg'' 2 (1997/1998), S. 61–71.</ref>