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„Naturvolk“ – Versionsunterschied – Wikipedia
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K →‎Naturvolk zur Zeit der Aufklärung: Es wurde sicherlich auch zielstrebend gearbeitet, jedoch viel weniger „fremdbestimmt“ als in der Neuzeit.
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Hintergrund dieser Begriffsbildung war die Zivilisationskritik des 18. Jahrhunderts, die in den Naturvölkern ein ideales Gegenbild zur Gegenwart fand: Das Leben unserer Ahnen sei noch frei von Künstlichkeit und gesellschaftlicher Ungleichheit gewesen, kannte weder [[Privateigentum|Eigentum]] noch zielstrebigefremdbestimmte [[Arbeit (Philosophie)#Zweck und Ziel der Arbeit|Arbeit]]. Dieses Gegenbild kritisierte zum einen die so empfundene zeitgenössische [[Dekadenz]] und zum anderen die negative Sicht des Naturzustandes der damaligen Naturrechtstheoretiker [[Hobbes]] und [[Samuel von Pufendorf|Pufendorf]].<ref group="G">Bollenbeck</ref><ref group="H">Rousseau, S. 147f.</ref> Nach Hobbes Auffassung war der Anfangszustand der Menschheit ein elendes, hassenswertes und trostloses Leben, das es möglichst schnell zu verlassen galt, um zum geregelten bürgerlichen Leben zu finden; für Pufendorf war zuverlässiger Frieden über den Kreis der engeren Verwandtschaft hinaus im Naturzustand nicht gewährleistet. Für Rousseau hingegen war der bürgerliche Mensch der [[Depravation|depravierte]] (zunehmend verdorbene) Mensch, der wider die Natur lebt. Während der „wilde Mensch“ nur „Ruhe und Freiheit“ atme, sei der Bürger {{"|immer aktiv, schwitzt, hetzt quält sich unablässig, um sich noch mühsamere Beschäftigungen zu sichern; er arbeitet bis zum Tode…}}<ref group="G">Rousseau in Bollenbeck, S. 56.</ref>
[[Datei:Antropologen Gustaf Retzius i färd med att mäta härjedalssamen Fjellstedts huvud - Nordiska Museet - NMA.0052720.jpg|miniatur|Lange Zeit versuchten Forscher, eine Unterentwicklung sogenannter „schriftloser Völker“ anhand von Körpermerkmalen zu beweisen<ref>Oskar Hoffmann: ''Erd- und Völkerkunde, bearbeitet von hervorragenden Geographen und Ethnographen.'' Verlag von F. E. Bilz, Leipzig o. J. (ca. 1905). S. 50–58.</ref> ([[Gustaf Retzius]] mit [[Kraniometrie|Schädelmessgerät]] neben einem [[Samen (Volk)|Sámi]]. ca. 1870 – 1890)]]
In den Begriffen „Naturvolk“ und „Naturzustand“ äußere sich eine Unzufriedenheit mit dem zivilisierten Zustand und ein Gefühl dafür, dass die Menschheit schon einmal bessere Tage gesehen habe. Und „diese Gesinnung“, schreibt Rousseau, „wäre eine Lobrede auf deine Vorfahren, eine Kritik an deinen Zeitgenossen.“<ref group="H">Rousseau, S. 123.</ref> Damit reflektiert er auf Grundlage der Einsicht in die Geschichtlichkeit des Menschen die Frage, für welche Welt dieser eigentlich geschaffen sei. Was für uns heute selbstverständlich ist, wurde damals das erste Mal versucht: die Antwort auf die Frage nach dem Anfang der Menschheit wird nicht in Mythen oder der Bibel gesucht, sondern in der historischen Evolution unserer Ahnen aus ihrer frühen Lebensform als Wild- oder Feldbeuter.