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Stress – Wikipedia

Stress

spezifische Reaktion von Lebewesen auf als subjektiv bedrohlich wahrgenommene Umstände
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Stress ist die Bezeichnung für eine spezifische durch äußere Reize (Stressoren) hervorgerufene psychische und physische Körperreaktion von Tieren und Menschen, die zur Bewältigung besonders gesteigerter Anforderungen befähigt.

Das Wort stress (engl.: Druck, Anspannung) stammt ursprünglich nicht aus der Psychologie, sondern aus der Werkstoffkunde und bezeichnet den Zug oder Druck auf ein Material (siehe Spannung). 1936 wurde er durch den Zoologen Hans Selye aus der Physik entlehnt um eine „unspezifische Reaktion des Körpers auf jegliche Anforderung“ zu benennen. Im Laufe der Zeit wurde es auf „stress“ mit der Bedeutung Druck, Anspannung, Zug verkürzt. Der Materialstress kann zum Beispiel zu Materialermüdung führen.

Zoologische Grundlage

Selyes Ausgangspunkt war die Auseinandersetzung eines Tieres mit einer akuten Gefahrsituation, zum Beispiel der Begegnung mit einem Fressfeind oder einem innerartlichen Aggressor oder einer physischen Gefahr wie Waldbrand etc. Das Tier muss dann in erhöhter Handlungsbereitschaft sein, was sowohl die Bereitschaft seiner Muskulatur und des Kreislaufs betrifft als auch seine zentralnervöse Aufmerksamkeit und Entscheidungsbereitschaft. Deshalb wird z.B. durch die Ausschüttung des Nebennierenhormons Adrenalin eine vegetative Wirkungskette ausgelöst, die letztlich den Blutdruck und den Blutzucker sowie den allgemeinen Muskeltonus erhöht.

Im Gehirn wird die relativ langsame Verarbeitung des Großhirns in seinem Einfluss zurückgedrängt und schematische Entscheidungsmuster des Stammhirns werden mit Vorrang ausgestattet. Dies geschieht durch veränderte Ausschüttungsmuster von dämpfendem Serotonin und anregendem Noradrenalin in den betreffenden Gehirnteilen. Das Tier kann dann rascher, wenn auch mit größerer Fehlerquote, reagieren. Die meist richtigere Einschätzung der Situation durch das Großhirn käme in der Gefahr oft lebensgefährlich langsam zustande.

Aus dem gleichen Grund muss die anfängliche Feststellung einer Gefahrsituation nicht bevorzugt über das Großhirn, sondern über schematisierte Auslösemuster erfolgen, auf die alte Stammhirn-Mechanismen reagieren: plötzlicher Schall oder plötzlicher Wechsel der Helligkeit, schrille Laute (Todesschreie) etc.. Dies ist der Zusammenhang mit den unspezifischen Stressoren des menschlichen Alltags, die ständig eine körperliche Reaktion auf vermeintliche Gefahren erzeugen. Das Schädliche daran ist, dass diese Körperreaktionen nicht ihre natürliche Abarbeitung finden.

Stress beim Menschen

Eigentlich versteht man unter Stress die Auswirkungen (Symptome), die durch auslösende Faktoren, den Stressoren, entstehen. Stressoren können z.B. physikalischer Natur sein (Kälte, Hitze, Lärm, starke Sonneneinstrahlung etc.) oder es handelt sich um toxische Substanzen. So ist Zigarettenrauch für den menschlichen Körper ein Stressor. Auch bestimmte eigene Einstellungen, Erwartungshaltungen und Befürchtungen können auf emotionaler Ebene Stressoren sein. Stress ist also die Anpassung des Körpers an diese Stressoren, bzw. seine Reaktion auf diese.

Stress ist individuell. Verschiedene Stresstheorien haben versucht, den Zusammenhang zwischen Stressoren und Stressreaktion darzustellen. Die Modelle sind mit wachsendem Erkenntnisstand zunehmend komplexer geworden. Beispielhaft können benannt werden:


  • Walter Cannons Notfallreaktion (1914, 1932): Nach diesem Modell reagiert der Körper blitzartig durch die Herstellung einer "Flucht oder Angriffsbereitschaft". Siehe oben unter Zoologische Grundlagen.


  • Allgemeines Adaptionssyndrom nach Hans Selye (1936): Dieses Modell stellt die Folgen punktuellen und chronischen Stresses dar. Mit Wahrnehmung eines (jeden) Stressors folgt eine Anpassungsreaktion. Nachgewiesen wurde, dass auf jede Anspannung- eine Enstspannungsphase folgen muss, da nur bei ausreichender Erholung ein gleichbleibendes Niveau zwischen Ruhe und Erregung gehalten werden kann. Folgen in kurzen Abständen weitere Stressoren, wächst das Erregungsniveau weiter an.


  • Transaktionales Stressmodell nach Lazarus (1966): Zusätzlich zu den oben genannten Modellen werden persönliche Bewertungsebenen eingefügt. Demnach wird Stress wesentlich von kognitiven Bewertungsprozessen mit bestimmt. Stress ist damit eine Interaktion zwischen der (inividuellen) Person und der Umwelt. Es wurde nachgewiesen, dass Stress durch Einstellung und Erfahrung beinflussbar ist.


Die Feststellungen, die mit dem Transaktionalen Stressmodell einhergehen, bilden auch den Ausgangspunkt für Stressbewältigungstechniken. Stress zeigt sich in kognitiven, emotionalen, muskulären, vegetativ-hormonellen und sozialen Reaktionen. Entsprechende Stressbewältigungstechniken dämpfen die Reaktionen bzw. versuchen, diese erst gar nicht entstehen zu lassen. Beispielhaft können benannt werden:



Stress kann hervorgerufen werden durch

  • Zeitmangel
  • Lärm
  • Geldmangel, Armut
  • fehlende Gestaltungsmöglichkeiten, mangelndes Interesse am Beruf und in der Freizeit
  • große Verantwortung
  • Mobbing am Arbeitsplatz
  • Schichtarbeit (bewirkt eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus und gesundheitliche Probleme)
  • Ständige Konzentration auf die Arbeit (zum Beispiel bei Fließbandarbeit)
  • Angst, nicht zu genügen
  • Soziale Isolation, Verachtung und Vernachlässigung
  • Schlafentzug
  • Reizüberflutung
  • Krankheiten und Schmerzen
  • Seelische Probleme, unterschwellige Konflikte
  • Schwerwiegende Ereignisse (beispielsweise ein Wohnungseinbruch, eine Operation, eine Prüfung)
  • aber auch durch Unterforderung, Langeweile und Lethargie
  • siehe auch Stichwortsammlung bei Diskussion:Stress
  • Tod eines Angehörigen

Untersuchungen haben belegt, dass Frauen intensiver und länger auf Stresssituationen reagieren und grundsätzlich stressempfindlicher sind als Männer. Die Ursachen hierfür sollen jedoch nicht körperlicher sondern kognitiver Natur sein. Ursachen sollen sein:

  • geringere Fähigkeitsüberzeugung
  • geringere Kontrollüberzeugung
  • höheres Abhängigkeitsempfinden

Medizinische Aspekte

Stress wirkt sich auf die Psyche genauso aus wie auf die Befindlichkeit des Körpers. Es kann zu leichten und schweren Krankheiten kommen. Etliche Studien haben die negativen Effekte so genannter Stresshormone belegt. So kommt es bei Stress zu einer erhöhten Konzentration von Adrenalin oder Noradrenalin im Blut, was langfristig Schäden an den Blutgefäßen nach sich zieht. In diesem Zusammenhang ist die Niere besonders betroffen. Bei langzeitigem Stress kommt es zu degenerativen Veränderungen und schließlich zum Tod durch Nierenversagen. Die "Feld-Nephritis", an der reihenweise Soldaten in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs starben, war nach heutiger Erkenntnis diese Stressfolge.

Jüngst konnten auch molekulare Veränderungen in den Körperzellen selbst festgestellt werden. In Stress-Situationen wird ein bestimmtes Protein in den Zellen aktiv, welches Entzündungen auslöst und Abbauprozesse in Gang hält. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass anhaltender Stress die Länge der Chromosomenenden (Telomere) negativ beeinflusst, was wiederum zu einer beschleunigten Alterung von Körperzellen führt. Dies könnte eine Ursache dafür sein, warum Menschen mit Stress anfälliger sind für Erkrankungen z.B. des Herz-Kreislaufsystems oder auch des Immunsystems.

Die oben aufgezählten Formen des schädlichen, krankmachenden Stresses werden Disstress (Allgemeines Adaptationssyndrom, AAS) genannt mit der Bedeutung von Sorge, Kummer, Bedrängnis. Daneben gibt es den Effekt, dass beanspruchende Herausforderungen positiv erlebt und verarbeitet werden (Hans Selye: "Salz des Lebens") - wenn man sich diesen Anforderungen auf irgendeine Weise gewachsen fühlt. Diese positive Form des Stress wird Eustress (FoF Syndrom) genannt.

Eine spezielle Art des Stresses, das "Lampenfieber", kann positiv oder auch negativ wirken.

Zu der besonderen Formel der PTBS (engl.: post-traumatic stress disorder; PTSD) wird die sehr verschiedenartig nachwirkende Belastung nach schweren Erlebnissen zusammen gefasst.

Siehe auch

Wikiquote: Stress – Zitate

Literatur

  • Rensing, Ludger; Koch, Michael; Rippe, Bernhard; Rippe, Volkhard: Mensch im Stress - Psyche, Körper, Moleküle. 432 Seiten, 3 s/w Abb., 125 farb. Abb., 20 s/w Tab. Spektrum Akademischer Verlag 2005. ISBN 3-8274-1556-X
Wiktionary: Stress – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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