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Tadeusz Mazowiecki – Wikipedia

Tadeusz Mazowiecki

polnischer Politiker und Ministerpräsident
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Tadeusz Mazowiecki (* 18. April 1927 in Płock; † 28. Oktober 2013 in Warschau[1]) war ein polnischer Publizist, Bürgerrechtler und Politiker. Von August 1989 bis Dezember 1990 war er der erste Premier Polens nach dem Zweiten Weltkrieg, der nicht dem kommunistischen Regime angehörte.

Tadeusz Mazowiecki (November 1989)
Tadeusz Mazowiecki an seinem 80. Geburtstag

Vom Bürgerrechtler zum Regierungschef

1958 gründete Mazowiecki die intellektuelle Monatszeitschrift Więź (dt. Bindung) und wurde deren Chefredakteur. Für die katholische Bewegung Znak (dt. Zeichen) war er bereits von 1961 bis 1971 Abgeordneter im Sejm, dem polnischen Parlament. Danach beteiligte er sich an oppositionellen Bewegungen katholischer Intellektueller, unter anderem im Klub der katholischen Intelligenz in Breslau, gegen das kommunistische Regime der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei.

Seit 1980 war er Berater und Publizist der Gewerkschaft Solidarność (dt. Solidarität). Nach Verhängung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 wurde er von 1981 bis 1982 inhaftiert. 1989 nahm er wieder als Berater von Lech Wałęsa an den Runden-Tisch-Gesprächen teil.

Am 24. August 1989 wählte ihn der Sejm zum Premier. Er war der erste Regierungschef nach dem Zweiten Weltkrieg, der nicht dem kommunistischen Regime angehörte.[2]

Das Verhältnis zum „Arbeiterhelden“ Wałęsa trübte sich, als Mazowiecki sich entschloss, bei der Präsidentschaftswahl im Herbst 1990 gegen Wałęsa anzutreten. Als er am 9. Dezember 1990 gegen diesen nicht einmal in die Stichwahl kam, trat er am 14. Dezember 1990 vom Amt des Ministerpräsidenten zurück.

Politische Agenden und Ehrungen

Von 1990 bis 1995 war Mazowiecki, der bis 2001 als Abgeordneter tätig war, Vorsitzender der liberalen Partei Unia Demokratyczna (dt. Demokratische Union) und später deren Nachfolgepartei Unia Wolności (dt. Freiheitsunion). 2002 trat er aus letzterer aus, nachdem diese die Christlich Demokratische Internationale verlassen hatte. Seit 2004 engagierte er sich wieder als Mitglied und Spitzenkandidat der sozial-liberalen Partia Demokratyczna (dt. Demokratische Partei).

Während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien war Mazowiecki Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen über die Lage der Menschenrechte. Aus Protest gegen die Passivität der internationalen Staatengemeinschaft während des Massakers von Srebrenica legte Mazowiecki dieses Mandat nieder.

Als erster nicht-kommunistischer Regierungschef Polens erwarb er sich den Ruf eines Reform-Premiers. Die Regierung von Mazowiecki führte radikale marktwirtschaftliche Reformen durch. Kritisiert wurde die „Schocktherapie“ zur Senkung der Inflation und des Budgetdefizits, weil dabei Hunderttausende in die Arbeitslosigkeit gerieten. Er bekannte sich zwar zum Warschauer Pakt, nannte das bisherige Staatsgebaren allerdings totalitär, weshalb er Polen auf den Weg zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit führen wollte.[2] Sein Spruch „Wir ziehen eine dicke Linie unter die Vergangenheit“ fand auch zahlreiche Kritiker. Dies führte zum relativ schlechtem Ergebnis von Mazowiecki in der Präsidentschaftswahl 1990.

1995 wurde ihm von der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen die Dag-Hammarskjöld-Ehrenmedaille verliehen. Im selben Jahr erhielt er den internationalen Adalbert-Preis der Adalbert-Stiftung. 2005 erhielt er die Robert-Schuman-Medaille, 2009 wurde er Ehrenbürger der Städte Warschau und Danzig. 2010 verlieh ihm die Europastadt Görlitz/Zgorzelec den Internationalen Brückepreis.

Mazowiecki verstarb am 28. Oktober 2013 in Warschau. Außenminister Radosław Sikorski bezeichnete ihn als „einen der Väter der polnischen Freiheit“. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso nannte ihn „einen großen Europäer und Humanisten“.

2013 wurde der Deutsch-Polnische Journalistenpreis nach ihm benannt.[3]

Schriften

  • Tadeusz Mazowiecki: Partei nehmen für die Hoffnung. Über Moral in der Politik, mit einem Geleitwort von Manfred Seidler u. einem Nachwort von Georg Ziegler, [Übers. aus dem Poln. von Angelika Weber u. Georg Ziegler], Freiburg im Breisgau 1990, ISBN 3-451-21825-9
Commons: Tadeusz Mazowiecki – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tadeusz Mazowiecki nie żyje. Miał 86 lat. „Uczył nas pokory w polityce“. Gazeta Wyborcza, 28. Oktober 2013.
  2. a b Thomas Urban: Historische Entscheidung in Warschau. Erstmals Nichtkommunist Premier im Ostblock. Der Kandidat der „Solidarität“, Tadeusz Mazowiecki, erhält 378 von 423 Stimmen / Bekenntnis zum Warschauer Pakt. In: Süddeutsche Zeitung. 25. August 1989.
  3. Doppel-Jubiläum: 20. Wettbewerb um den Deutsch-Polnischen Tadeusz-Mazowiecki-Journalistenpreis – Ehrung bei den 10. Deutsch-Polnischen Medientagen auf medienservice.sachsen.de, 8. November 2016