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Archaische Periode (Amerika) – Wikipedia

Archaische Periode (Amerika)

Amerikanische Vorgeschichtenperiode
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Die Archaische Periode ist eine archäologische Epoche in der Vorgeschichte Nordamerikas und bis Mittelamerika reichend, die an die paläoindianischen Periode anschließt. Der Begriff und seine Abgrenzung sind umstritten[1], als Beginn wird in der Regel 8000 v. Chr., als Ende je nach betrachteter Region etwa 2000 v. Chr.[2] oder 1000 v. Chr.[3] angenommen. In der Archaischen Periode leben die Menschen weiterhin als Jäger und Sammler, jedoch nimmt die Bedeutung von wildwachsenden Pflanzen gegenüber der Jagd zu. Im Laufe der Epoche entwickeln die Menschen neue Kulturtechniken wie den Bau von Brunnen, am Ende der archaischen Periode liegen erste Anfänge des Ackerbaus, der Keramik und generell der Sesshaftwerdung.

Begriffsgeschichte

Der Begriff archaic wurde erstmals 1932 von dem Archäologen William A. Ritchie verwendet. Er bezeichnete damit eine Jäger-und-Sammler-Kultur die er im heutigen US-Bundesstaat New York ausgrub. Gordon R. Willey und Philip Phillips benutzten den Begriff dann in ihrer Periodisierung der nordamerikanischen Geschichte in ihrem Werk Method and Theory in American Archaeology, 1958 etwa in der heutigen Bedeutung. In den 1960er Jahren wurde der klare Aufbau einer kulturellen Entwicklung in Frage gestellt und die archaische Periode als gleitender Übergang betrachtet.

Seit etwa den 1990er Jahren wurde erkannt, dass der Umbruch von Jäger-und-Sammler-Kulturen zu Ackerbauern in jeder Kultur anders, und wesentlich langsamer verlief als bisher angenommen. Das Sammeln wildwachsender Pflanzen spielte auch in Kulturen eine wesentliche Rolle, die bereits den Bewässerungsfeldbau und die Anlage von Terrassenfeldern kannten. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob der Begriff somit noch geeignet ist:

„Wir haben uns von der Charakterisierung der Archaischen Phase Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts so weit entfernt, dass das Konzept irreführend, wenn nicht einfach bedeutungslos geworden ist.“[4]

Dennoch bleibt der Begriff in Verwendung, seine Definition hat aber an Aussagekraft verloren.

Kulturen

Während die vorangegangenen Paläo-Indianer noch überall im Verbreitungsgebiet nahezu identische Ernährungsformen und Werkzeuge aufwiesen, differenzieren sich die Lebensweisen in der archaischen Periode stark nach den Regionen Nordamerikas und den jeweiligen Lebensräumen.

  • In den Great Plains steht die Jagd auf Großwild, insbesondere den Bison im Vordergrund. Die archaische Periode wird hier erst später als in anderen Kulturräumen angesetzt.[5]
  • Das Große Becken und Teile des heutigen Kaliforniens östlich der Sierra Nevada sind durch Wüstenklima geprägt. Hier entwickelten sich die Kulturen bis zum Kontakt mit Europäern, der teilweise erst im 19. Jahrhundert stattfand, nicht über die archaische Phase hinaus. Selbst die Fremont-Kultur als späteste klar abgrenzbare Kultur der Region zeigt nur Anfänge von Sesshaftigkeit.
  • Im Südwesten der Vereinigten Staaten entwickelten sich in der archaischen Periode verschiedene Kulturen räumlich nebeneinander, jedoch zeitlich nur teilweise überlappend: Southwestern Archaic. Unter dem Namen Picosa-Kultur wurde von Cynthia Irwin-Williams in den 1960er Jahren versucht, die Region ab der mittleren archaischen Phase (ca. 3050–1050 v. Chr.) zu erfassen. Als regionale Untergruppe der Picosa-Kultur definierte sie die Oshara-Tradition. Die Tradition deckte ursprünglich nur die sogenannte Arroyo Cuervo-Region im Nordwesten des heutigen New Mexico ab, der Begriff wird heute aber auf den ganzen Norden des amerikanischen Südwestens angewendet und zeitlich ausgeweitet. Oshara reicht jetzt von 5500 v. Chr. weit über die andernorts übliche Begrenzung der archaischen Periode hinaus bis ungefähr ins Jahr 600. In der spätarchaischen Phase des Südwestens entwickelt sich der Ackerbau deshalb deutlich weiter als in anderen Regionen.[6]
    Im Südwesten sind wegen des trockenen Klimas hölzerne Artefakte und Baumaterialien erhalten, die über die Dendrochronologie datiert werden können. Daher ist die zeitliche Zuordnung von Funden wesentlich besser möglich als in anderen Regionen der Welt. Dass dennoch oder deshalb eine klare Periodisierung hier kaum möglich ist, lässt Archäologen am Nutzen übergreifender Zuordnungen zweifeln:

    „Die Serien der verschiedenen Traditionen sind zwar durch absolute Daten fixiert – und dadurch zeitlich koordiniert –, beginnen und enden aber an verschiedenen Zeitpunkten; es gibt keine übergreifenden Perioden. Ob das an der guten Kenntnis der dortigen Archäologie, dem frühen Einsetzen einer absoluten Chronologie (Dendrochronologie) liegt – was bedeuten würde, daß Periodisierungen nur bei ungenauer Kenntnis möglich sind! –, oder ob es mit großen geographischen und/oder kulturellen Unterschieden erklärt werden kann, läßt sich gegenwärtig nicht entscheiden.“[7]

  • Am klarsten entwickelt ist die archaische Phase im sogenannten Östlichen Waldland (engl.: eastern woodlands) vom Mississippi River zur Küste des Atlantischen Ozeans zwischen dem Golf von Mexico und den Großen Seen. Hier sind die Entwicklungslinien aus der Dalton-Kultur am Übergang zwischen den Paläoindianern und der archaischen Periode zu frühen archaischen Funden mit corner notched/bifurcate-Projektilspitzen über die middle archaic-Kulturen wie L'Anse Amour, Labrador und Neville site, New Hampshire zu den spätarchaischen Kulturen, unter denen die Poverty-Point-Kultur die prominenteste ist, fast vollständig nachvollziehbar. Die spätarchaischen Kulturen des Östlichen Waldlandes bauten um 4000 v. Chr. am Unterlauf des Mississippi die ersten Mounds; künstliche Hügel, die teilweise als Grabstätten dienten, teilweise in ihrer bewusst die Landschaft verändernden Form als Symbol für die Schöpfung als magisch angesehen werden[8] aber vor allem durch die koordinierte Zusammenarbeit gemeinschaftsbildend wirkten und als Ort regelmäßiger Zusammenkünfte dienten.[9] Um 1000 v. Chr. beginnt die Woodland-Periode, die durch Sesshaftigkeit geprägt und nicht mehr als archaisch anzusehen ist.
  • In Mittelamerika (siehe auch: Chronologie des präkolumbischen Mesoamerika) ist die archaische Periode durch ein wesentlich früheres Einsetzen von Ackerbau und Keramik wegen der günstigen klimatischen Bedingungen geprägt. Hier endet die Archaische Periode mit den Vorläuferkulturen der Maya bereits zwischen 2500 und 2000 v. Chr.

Literatur

  • Wolfgang Haberland: Amerikanische Archäologie. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1991, ISBN 3-534-07839-X
  • Brian M. Fagan: Ancient North America. London and New York, Thames and Hudson Ltd, 1991, ISBN 0-500-27606-4 (auch deutsch: Das frühe Nordamerika – Archäologie eines Kontinents, übersetzt von Wolfgang Müller, Verlag C. H. Beck München 1993, ISBN 3-406-37245-7)
  • Guy Gibbon: Archaic. In: Guy Gibbon: Archaeology of Prehistoric Native America, New York, Garland Publishing, 1998, ISBN 0-8153-0725-X, p. 26 f. (mit weiteren Nachweisen)

Webseiten

Einzelnachweise

  1. Gibbon, S. 26
  2. Haberland, S. 158
  3. National Park Service, Southeast Archeological Center
  4. Kenneth E. Sasserman: The new Archaic – it ain't what it used to be. In: SAA Archaeological Record, Volume 8, Issue 5 (November 2008), Seite 6
  5. Fagan, S. 124 f.
  6. Fagan, S. 247 ff.
  7. Haberland, S. 132
  8. Jon Gibson: The Ancient Mounds of Poverty Point. University of Florida Press, Gainsville et al, 2000, ISBN 0-8130-1833-1, S. 270 f.
  9. George R. Milner: The Moundbuilders – Ancient Peoples of Eastern North America. New York, Thames & Hudson, 2005, ISBN 0-500-28468-7, S. 45