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Andrei Bely – Wikipedia

Andrei Bely

russischer Dichter und Theoretiker des Symbolismus

Andrei Bely (russisch Андре́й Бе́лый, wiss. Transliteration Andrej Belyj; eigentlich Бори́с Никола́евич Буга́ев/Boris Nikolajewitsch Bugajew; * 14. Oktoberjul. / 26. Oktober 1880greg. in Moskau; † 8. Januar 1934 ebenda) war ein russischer Dichter und Theoretiker des Symbolismus. Vladimir Nabokov hielt seinen Roman Petersburg für einen der größten Romane des 20. Jahrhunderts, und auch Ilja Ehrenburg nannte Petersburg „ein außerordentliches Ereignis in der Geschichte der russischen Prosa.“[1]

Andrei Bely, 1912
Leon Bakst: Andrei Bely, Porträt

Von 1899 bis 1903 studierte der Sohn des bedeutenden Mathematikers und zeitweiligen Moskauer Universitätsdekans Nikolai Wassiljewitsch Bugajew an der naturwissenschaftlichen Abteilung der physikalisch-mathematischen Fakultät der Moskauer Universität. Nach Abschluss nahm er ein Studium an der historisch-philologischen Fakultät auf, das er jedoch bereits nach einem Jahr abbrach, um sich völlig der Literatur zu widmen.

Beeinflusst wurde das Weltbild des jungen Bely unter anderem von Wladimir Solowjow, Arthur Schopenhauer, dem Buddhismus und Friedrich Nietzsche. Von 1903 bis zu dessen Tod 1921 verband Bely eine wechselvolle Freundschaft mit dem symbolistischen Dichter Alexander Blok. Blok notierte über Bely: „Er ist, wie er immer war: genial, merkwürdig.“[2] Ab 1904 arbeitete Bely an der theoretischen Begründung des Symbolismus. Im selben Jahr erschien der Gedichtband Gold in Azurblau.[3] Er unterschied nicht strikt zwischen Lyrik und Prosa; lyrische Rhythmen und Klange sowie experimentelle Typographien finden sich auch in seiner Prosa.[4]

In dieser Zeit beschäftigte er sich mit der Philosophie Immanuel Kants. Er kam in engeren Kontakt mit Margarita Kirillowna Morosowa, die er sehr verehrte und die im November 1905 zusammen mit Sergei Nikolajewitsch Bulgakow, Fürst Jewgeni Trubezkoi, Nikolai Alexandrowitsch Berdjajew, Pawel Alexandrowitsch Florenski und anderen die Moskauer Philosophisch-Religiöse Gesellschaft Wladimir Solowjow gründete.[5] Ein Freund und Förderer Belys war Emili Medtner bis 1914.

1914 heiratete er die Grafikerin Assja Turgenieff, eine Großnichte des Dichters Iwan Turgenew, die er in Paris kennengelernt hatte. Von 1912 bis 1916 beschäftigte sich Bely intensiv mit der Anthroposophie Rudolf Steiners, dessen persönlicher Schüler er wurde. Ab 1914 arbeitete er zusammen mit seiner Frau an der Errichtung des ersten Goetheanums in Dornach in der Schweiz mit. 1916 kehrte er wegen einer Einberufung nach Russland zurück, Assja blieb in der Schweiz. Nach einer Aussprache 1921 in Berlin trennte sich das Paar.

Im Jahr 1921 emigrierte Bely nach Berlin und verkehrte in der Passauer Straße, zu dieser Zeit eines der Zentren exilrussischer Kultur in Berlin.[6] In dieser Zeit wandte er sich zeitweise von der Anthroposophischen Gesellschaft ab und kritisierte etwa die „Verquickung von falscher Esoterik und von Vereinsmeierei“ in der Anthroposophischen Gesellschaft. Die Personalakte Andrei Bely (Akten des Reichskommissars für Überwachung der öffentlichen Ordnung) befindet sich im Militärarchiv zu Moskau (RGVA, Bestand 772k, Findbuch 3, Akte 131).

Seine zweite Ehefrau Klawdija Nikolajewna Wassiljewa, ebenfalls Anhängerin der Anthroposophie, konnte ihn 1923 dazu bewegen, nach Moskau zurückzukehren, wo er bis zu seinem Tod im Januar 1934 lebte. Schon 1907 hatte er sich folgende Grabinschrift ersonnen: „Er glaubte dem goldenen Glanz und starb an Sonnenpfeilen; er durchmaß im Geiste die Jahrhunderte und vermochte sein Leben nicht zu leben.“[7]

Literaturpreis

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Seit 1978 wird in Russland ein nach ihm benannter Literaturpreis verliehen.

Werke (in deutscher Übersetzung)

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  • Die silberne Taube
    • Übers. Lully Wiebeck: Die silberne Taube. Roman. 1912
    • Übers. Gisela Drohla: Insel, Frankfurt 1961
  • Petersburg
  • Übers. H. Bidder: Auf der Wasserscheide. Der kommende Tag, Stuttgart 1923
  • Im Zeichen der Morgenröte. Aus dem Russischen von Swetlana Geier. Zbinden, Basel 1974 ISBN 3-85989-350-5
  • Verwandeln des Lebens. Erinnerungen an Rudolf Steiner. Aus dem Russischen von Swetlana Geier. Zbinden, Basel 1975; 3. A. 1990, ISBN 3-85989-418-8
  • Übers. Siegrun Bielfeldt: „Ich, ein Symbolist“. Eine Selbstbiographie. Insel, Frankfurt am Main 1987
  • Im Reich der Schatten. Berlin 1921–1923. Insel, Frankfurt 1987
  • Geheime Aufzeichnungen. Erinnerungen an das Leben im Umkreis Rudolf Steiners (1911–1915). Verlag am Goetheanum, Dornach 1992; erw. Aufl. 2002 ISBN 3-7235-1161-9
  • Übers. Gabriele Leupold: Kotik Letajew. Roman. Fischer, Frankfurt am Main 1993, ISBN 978-3-596-31954-1
  • Symbolismus als Weltverständnis in: Fritz Mierau, Sieglinde Mierau (Hgg.): „…nicht anders als über die Seele des anderen“ – Der Briefwechsel. Andrej Bely und Pawel Florenski. Tertium, Ostfildern 1994, S. 85–109
  • Übers. Thomas Menzel: Die zweite Symphonie, die Dramatische. Die Argonauten. Tertium, Ostfildern 1995, ISBN 3-930717-10-7
  • Glossolalie. Poem über den Laut. Dreisprachig: deutsch, englisch, russisch. Pforte, Dornach 2003, ISBN 3-85636-148-0

Lesungen

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Literatur

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  • Evelies Schmidt: Ägypten und ägyptische Mythologie. Bilder der Transition im Werk Andrej Belyjs (= Slavistische Beiträge, 195). Sagner, München 1986.
  • Taja Gut (Hrsg.): Andrej Belyj – Symbolismus und Anthroposophie. Ein Weg. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1997, ISBN 3-7274-5324-9.
  • Andrea Zink: Andrej Belyjs Rezeption der Philosophie Kants, Nietzsches und der Neukantianer (= Slavistische Beiträge, 368). Sagner, München 1998, ISBN 3-87690-714-4.
  • Marina Zwetajewa: Begegnungen mit Maximilian Woloschin, Andrej Belyj und Rudolf Steiner. Hg. Taja Gut. Pforte, Dornach 2000, ISBN 3-85636-135-9.
  • Monika Mayr: Andrej Belyj: Kotik Letaev. In: Ut pictura descriptio? Poetik und Praxis künstlerischer Beschreibung bei Flaubert, Proust, Belyi, Simon. Gunter Narr, Tübingen 2001, ISBN 3-8233-5863-4, S. 293–401.
  • Thomas Urban: Philosophie und Foxtrott: Andrej Bely. In: ders.: Russische Schriftsteller im Berlin der zwanziger Jahre. Nicolai, Berlin 2003, ISBN 3-89479-097-0, S. 78–99.
  • Björn Seidel-Dreffke: Die russische Literatur Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die Theosophie E. P. Blavatskajas. Exemplarische Untersuchungen (A. Belyj, Maksimilian Aleksandrovich Vološin,[9] Vera Ivanovna Kryžanovskaja, Wladimir Sergejewitsch Solowjow). Haag und Herchen, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-89846-308-7.
  • Lorenz Jäger: Ein Referätchen, ein Väterchen und ein Bömbchen. Artikel zum 100-jährigen Erscheinen des ersten Bands des Romans Petersburg. In: FAZ, 21. April 2012, Z1.
  • Vera Lourié: Briefe an Dich. Erinnerungen an das russische Berlin. Hg. Doris Liebermann. Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-89561-615-0.
  • Thomas R. Beyer: Andrej Belyjs Russland in Berlin. In: Karl Schlögel (Hg.): Russische Emigration in Deutschland 1918 bis 1941. Leben im europäischen Bürgerkrieg. Oldenbourg Akademie, München 1995, ISBN 3-05002801-7, S. 311–322.
  • Dagmar Burkhart: Schwarze Kuben – roter Domino: eine Strukturbeschreibung von Andrej Belyjs Roman Petersburg. Europäische Hochschulschriften, 1984, ISBN 3-8204-8013-7.
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Commons: Andrei Bely – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ilja Ehrenburg: Menschen Jahre Leben. Memoiren. Band II, Volk und Welt Berlin, 2. Auflage 1982, S. 39–45.
  2. Ilja Ehrenburg: Menschen Jahre Leben. Memoiren. Band II, Volk und Welt Berlin, 2. Auflage 1982, S. 39.
  3. Adrian Wanner: Miniaturwelten – Russische Prosagedichte von Turgenjew bis Charms; Kapitel: Kurzbiographien und Anmerkungen (zweisprachige Anthologie). Pano Verlag, Zürich 2004, ISBN 3-907576-73-X, S. 210 f.
  4. A. Bely: Moskwa, 3 Teile, 1926–1932, in dem Hexameter angenäherter Prosa.
  5. Andrej Belyj: Geheime Aufzeichnungen: Erinnerungen an das Leben im Umkreis Rudolf Steiners (1911 - 1915). Geering, Dornach 2002, ISBN 3-7235-1161-9.
  6. Fred Oberhauser, Nicole Henneberg: Literarischer Führer Berlin. 1998, ISBN 3-458-33877-2, S. 414 f.
  7. Ilja Ehrenburg: Menschen Jahre Leben. Memoiren. Band II, Volk und Welt Berlin, 2. Auflage 1982, S. 43.
  8. von Leupold im Rahmen der "jungen weltlesebühne", Berlin, für Lesungen ab 11./12. Klasse in Schulen sowie in Bibliotheken angeboten Inhalt (Memento vom 28. November 2019 im Internet Archive), 2019
  9. Lebensdaten: 1877–1932.