Azecidae
Die Azecidae sind eine Schneckenfamilie aus der Unterordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora). Die Typusgattung Azeca Folin & Bérillon, 1877 wurde bis vor wenigen Jahren von manchen Autoren zu den Cochlicopidae gerechnet. Andere Autoren behandeln die Azecidae als Unterfamilie der Glattschnecken (Cochlicopidae).
Azecidae | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Bezahnte Glattschnecke (Azeca goodalli) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Azecidae | ||||||||||||
Watson, 1920 |
Merkmale
BearbeitenDie Gehäuse sind länglich-eiförmig, spindelförmig bis annähernd zylindrisch. Die bis etwa 8 Windungen sind wenig gewölbt. Die Schale ist vergleichsweise dick und fest, auch dünn, die Oberfläche glatt und glänzend. Die Farbe variiert von hell-hornfarben bis kirschrot. Die Mündung ist vergleichsweise klein, eiförmig und am oberen Ende zugespitzt; die Längsachse der Mündung steht schräg zur Gehäuselängsachse. Die Mündung ist mit Zähnen und Lamellen versehen, besonders einem parietalen Kallus. Protoconch und Teleoconch haben eine sehr feine Spiralstreifung. Das Gehäuse ist ungenabelt.
Der männliche Geschlechtsapparat ist meist sehr einfach ohne Epiphallus oder mit nur sehr kurzem Epiphallus. Der Samenleiter mündet apikal oder auch deutlich vor dem Apex in den mäßig langen Penis. Der Retraktormuskel setzt apikal an. Im weiblichen Trakt zweigt der Samenleiter (Vas deferens) relativ weit oben vom Eisamenleiter (Spermovidukt) ab. Der freie Eileiter ist daher vergleichsweise lang. Die Spermathek ist nur mäßig groß, der Stiel vergleichsweise kurz. Die Vagina hat eine dicke muskuläre Lage, in die zahlreich Pigmentzellen eingelagert sind. Der Bereich kurz vor oder nach dem Abzweig des Spermathekstiels vom freien Eileiter kann mehr oder weniger stark verdickt sein. Die Vagina ist kurz bis lang.
Geographische Verbreitung
BearbeitenDie meisten Arten leben in Südeuropa (Balkan-, Apennin- und Iberische Halbinsel), lediglich eine Art dringt auch bis Mittel- und Westeuropa vor. Zwei Arten kommen auch in Nordafrika (Algerien, Marokko) vor.
Taxonomie
BearbeitenDas Taxon wurde 1920 von Hugh Watson als Unterfamilie Azecinae aufgestellt[1]. Damit ist der Name auch als Tribus-, Familien- und Überfamilienname verfügbar. Typusgattung ist Azeca Fleming, 1828. Kennard & Woodward (1926) hoben das Taxon auf Familienebene an[2]. In der Folge wurde das Taxon oft als Synonym von Cochlicopidae gewertet. Bouchet & Rocroi (2005) akzeptierten das Taxon, stuften es aber wieder auf Unterfamilienrang innerhalb der Cochlicopoidea zurück. Schileyko (1998) sieht das Taxon als jüngeres Synonym von Cochlicopidae. Nach neueren molekulargenetischen Untersuchungen durch Medaira et al. (2010) sind Azecidae und Cochlicopidae nicht näher miteinander verwandt. Vermutlich müssen sie sogar einer anderen Überfamilie zugewiesen werden. Detaillierte Untersuchungen stehen aber noch aus. Sehr wahrscheinlich sind die Azecidae damit aus der Überfamilie Cochlicopoidea zu entfernen. Derzeit zu den Azecidae gestellte Gattungen und Arten[3][4][5]:
- Azeca Fleming, 1828
- Azeca goodalli (Férussac, 1821)
- Hypnophila Bourghuignat, 1858
- Hypnophila bisacchii Giusti, 1970
- Hypnophila boissii (Dupuy, 1850)
- Hypnophila cyclothyra (Boettger, 1885)
- Hypnophila cylindracea (Calcara, 1840)
- Hypnophila dohrni (Paulucci, 1882)
- Hypnophila emiliana (Bourguignat, 1858)
- Hypnophila girottii Esu, 1978
- Hypnophila incerta (Bourguignat, 1858)
- Hypnophila malagana Gittenberger & Menkhorst in Gittenberger, 1983
- Hypnophila maroccana (Mousson, 1873)
- Hypnophila polita (Porro, 1838)
- Hypnophila psathyrolena (Bourguignat, 1858)
- Hypnophila pupaeformis (Cantraine, 1835)
- Hypnophila remyi (Boettger, 1949)
- Hypnophila zacynthia (Roth, 1855)
- Cryptazeca Folin & Bérillon, 1877
- Cryptazeca elongata Gómez, 1990
- Cryptazeca kobelti Gittenberger, 1983
- Cryptazeca monodonta (de Folin & Bérillon, 1877)
- Cryptazeca spelaea Gómez, 1990
- Cryptazeca subcylindrica Folin & Bérillon, 1877
- Cryptazeca vasconica Zilch, 1973
Schileyko (1998) führt unter den Cochlicopidae noch die Gattung Gomphroa Westerlund, 1902. Die meisten Autoren bewerten dieses Taxon als jüngeres Synonym von Hypnophila Bourguignat, 1858. Würde das Taxon als eigenständiges Taxon anerkannt, müsste es zur Familie Azecidae gestellt werden (Typusart: Zua boissii Dupuy, 1850).
Belege
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Philippe Bouchet & Jean-Pierre Rocroi: Part 2. Working classification of the Gastropoda. Malacologia, 47: 239–283, Ann Arbor 2005 ISSN 0076-2997
- Anatolij A. Schileyko: Treatise on Recent terrestrial pulmonate molluscs, Part 1. Achatinellidae, Amastridae, Orculidae, Strobilopsidae, Spelaeodiscidae, Valloniidae, Cochlicopidae, Pupillidae, Chondrinidae, Pyramidulidae. Ruthenica, Supplement 2(1): 1–127, Moskau 1998 ISSN 0136-0027
- María J. Madeira, María A. Elejalde, Luis J. Chueca & Benjamín J. Gómez-Moliner 2010: Phylogenetic Position of the Genus Cryptazeca and the Family Azecidae within the System of the Stylommatophora. Malacologia, 52 (1): 163-168.
- Edmund Gittenberger: On Iberian Cochlicopidae and the genus Cryptazeca Gastropoda, Pulmonata. Zoologische Mededelingen (Leiden): 5723: 301–320, Leiden 1983 PDF.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hugh Watson: The affinities of Pyramidula, Patulastra, Acanthinula, and Vallonia. Proceedings of the Malacological Society of London, 14: 6-30, London 1920 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 24)
- ↑ A. S. Kennard & B. B. Woodward: Synonymy of the British non-marine Mollusca . 1926 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 144).
- ↑ Fauna Europaea: Azecidae
- ↑ Gittenberger, S. 301ff.
- ↑ Welter Schultes in AnimalBase