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Ektara (Zupftrommel) – Wikipedia

Ektara (Hindi एकतारा ek târ, „eine Saite“, bengalisch একতারা, Panjabi ਇਕ ਤਾਰਾ) bezeichnet eine Gruppe von Zupftrommeln überwiegend in der nordindischen Volksmusik. Bei dieser Verbindung aus Membranophon und Saiteninstrument wird die über eine Öffnung eines beidseitig offenen Korpus gespannte Hautdecke indirekt durch Zupfen einer Saite in Schwingungen versetzt. Zwei Grundformen werden unterschieden:

  • Bei der gopi yantra, auch gopi chand, lao tokari, ist die Saite zwischen der Mitte einer Membran und einem über den Korpus hinausragenden Saitenträger eingespannt.
  • Bei der anandalahari, auch gubgub, gubguba, gubgubi, gopijantro, premtal, dudhuki, wird das lose Ende der Saite in der Hand gehalten und rhythmisch straff gezogen. Beide werden mit einem Finger oder einem Plektrum gezupft.
Ektara mit gespannter Saite

Wie die ebenfalls ektara genannten Lauteninstrumente spielt der Sänger mit den Zupftrommeln den Rhythmus oder einen Bordunton zur eigenen Begleitung der meist religiösen Lieder. Die ektara ist besonders durch die Musik der Bauls bekannt, einer religiösen Gemeinschaft von Wandersängern in Bengalen.

Herkunft und Verbreitung

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Die ältesten indischen Saiteninstrumente, in den Veden zusammenfassend als vina bezeichnet, waren einsaitige Musikbögen, aus deren biegsamen Saitenträgern sich Bogenharfen aus einem vorgebogenen festen Material entwickelten. Feste Saitenträger ermöglichen es, mehrere Saiten anzubringen. Etwa vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum 7. Jahrhundert n. Chr. sind mehrsaitige Bogenharfen durch Steinreliefs an indischen Kultstätten belegt. Nach dieser Zeit verschwanden die Bogenharfen aus Indien, ihre Form blieb nur in der burmesischen saung gauk und der seltenen bin-baja in der Umgebung von Mandla (Zentralindien) erhalten. Seit dem 6. Jahrhundert sind einsaitige Stabzithern mit einem geraden Holz- oder Bambusstab als Saitenträger bekannt, aus denen sich die heutige vina-Familie der mehrsaitigen Lauteninstrumente entwickelte.

 
Tuntina mit einem runden Holzkorpus und einem Bambusrohr als Saitenträger. Markiert in Westindien den Grundschlag bei der Begleitung religiöser Volkslieder (kirtan).
 
Ektara oder lao-tokari

Die Zupftrommel ist im Prinzip ein Musikbogen, bei dem die zwischen den beiden Enden eines Stabes befestigte Saite durch die Elastizität des Stabes in Spannung gehalten wird. Bei der Zupftrommel spannt sich die Saite von der elastischen Membran zu einem entfernten festen Ende. Der Korpus, über dessen Öffnung die Membran gespannt ist, ersetzt als Schallverstärker die am Musikbogen üblicherweise befestigte Kalebasse.

Entwicklungsgeschichtlich ist die Zupftrommel die sehr alte Form einer einsaitigen Harfe, welche den mehrsaitigen frühen Harfen und beispielsweise der heutigen saung gauk vorausgeht. Die saung gauk produziert zwar einen wesentlich feineren Klang als die ektara, dabei sind ihre Saiten am unteren Ende an einem Holzstab in der Mitte unter einer Membran, also auf ähnliche Weise wie bei der Zupftrommel befestigt. Es ist nicht bekannt, ob es bei Harfen aus Gandhara einen solchen Saitenstab gab, wahrscheinlich waren bei allen asiatischen Harfen in nachchristlicher Zeit die Saiten auf dieselbe Weise an einer Membran befestigt. Auch bei den altägyptischen Harfen zogen die an einem Stab befestigten Saiten an einer Tierhaut, erst bei den europäischen Harfen wurde diese Membran durch eine feste Holzdecke ersetzt. In Uganda stellt die ennanga eine einfache Konstruktion einer solchen, heute äußerst seltenen Bogenharfe mit Membran dar.[1]

Zupftrommeln kommen nur in Südasien vor. Sie entsprechen in ihrer Funktion der großen Gruppe indischer Saiteninstrumente, die nicht zur Erzeugung einer Melodie dienen, sondern einen begleitenden Rhythmus oder Bordunton liefern. In der klassischen indischen Musik wird hierfür meist die Langhalslaute tanpura gespielt, in der Volksmusik dienen eine Vielzahl ein- oder mehrsaitiger Zupfinstrumente (wie die Langhalslauten tandura und tanburo) diesem Zweck.

Zu diesem Umkreis gehört die buang der Santal, eine ausschließlich rhythmisch eingesetzte einsaitige Stabzither (Musikbogen) mit aufgebogenen Enden, in deren Mitte ein Resonanzkörper befestigt ist, der aus einem mit Papier überzogenen Bambuskorb besteht. Tänzer erzeugen damit bei Gruppentänzen schnarrende Geräusche.[2] Bei mehreren Adivasi-Volksgruppen in Zentralindien erfüllt das ähnliche, aber kleinere kuranrajan mit einem geschnitzten Vogelkopf (Pfauenköpfe bei den Saora in Odisha) eine magische Funktion bei religiösen Zeremonien. Weitere Rhythmusinstrumente, bestehend aus einem Musikbogen und einem Idiophon, sind der mit Schellen behängte südindische villadi vadyam und der von Adivasi-Frauen in einer zentralindischen Region gespielte dhankul, der eine Kombination aus Musikbogen und Schrapinstrument ist.

Zu den rhythmisch eingesetzten Saiteninstrumenten, die keine klar erkennbaren Tonhöhen produzieren, zählt auch die tuntune (oder tuntina) aus Zentralindien und Maharashtra. Die Drahtsaite spannt sich bei ihr vom Rand eines etwa 25 Zentimeter langen Holz- oder Metallzylinders, der an der Unterseite mit einer Membran aus Ziegenhaut bespannt ist, bis zu einem Holzwirbel am Ende eines seitlich befestigten, 70 Zentimeter langen Bambusstabes. Die tuntune steht von der äußeren Form den Zupftrommeln am nächsten.[3] Sie wird mit einem kleinen Holzplektrum gezupft und begleitet die Marathi-Liedgattungen lavani und powada, devotionale Lieder und das marathische Volkstheater tamasha.[4]

Ein Bindeglied zwischen den Zupftrommeln und membranbespannten Tontöpfen wie der ghumat in Goa stellt die südindische tantipanai dar.[5] Bei ihr verläuft von der Mitte der Membran ein Metalldraht ins Innere des Topfes, verlässt diesen am Boden und führt an der Außenseite entlang, wo einige Rasselkörper aufgereiht sind, bis zu einem nach außen ragenden beweglichen Stimmholz im oberen Bereich des Korpus. Im Unterschied zur ektara kann nicht die Saite gezupft werden, der Spieler schlägt stattdessen mit den Händen auf die Membran und den Topf, wobei die Membran ihre Schwingungen zusätzlich über den Draht an die beweglichen Teile weitergibt.[6]

Dasselbe Prinzip der Tonerzeugung macht die Donnertrommel (englisch thunder drum oder thunder tube) zu einem ungewöhnlich laut klingenden Geräuschinstrument. Die Donnertrommel besteht aus einer oben offenen Blechdose, an deren Boden mittig eine lange, dünne Metallfeder befestigt ist.[7]

Bauform und Spielweise

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Baul-Sänger mit einer ektara oder gopi yantra am Grab von Fakir Lalon (um 1774–1890), einem als Heiligen verehrten Sänger und Dichter der Bauls. Kushtia, Khulna-Division, Bangladesh
 
Bauls, von links im Kreis mit der Laute dotara, der Zimbel manjira, der Flöte banshi, Doppelfelltrommel