(Translated by https://www.hiragana.jp/)
Elisabeth Flickenschildt – Wikipedia

Elisabeth Flickenschildt

deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin

Elisabeth Ida Marie Flickenschildt (* 16. März 1905 in Blankenese bei Hamburg; † 26. Oktober 1977 in Guderhandviertel bei Stade) war eine deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin.

Elisabeth Ida Marie Flickenschildt absolvierte in Hamburg ihr Abitur und begann eine Lehre in einem Modebetrieb. Mit 23 Jahren sah sie eine Theatervorstellung, die sie so begeisterte, dass kurze Zeit danach ihr Vater, ein Kapitän, einer Schauspielausbildung zustimmte. Robert Nhil gab der 23-Jährigen Schauspielunterricht. Mit einer Körpergröße von 1,79 Metern war sie zunächst im wörtlichen Sinn eine große Schauspielerin.[1] Flickenschildt hatte dann ihr Schauspiel-Debüt als Bäuerin Armgard in Schillers Wilhelm Tell am Hamburger Schauspielhaus. Bald war sie an verschiedenen deutschen Bühnen beschäftigt. Sie spielte jeweils drei Jahre in München und Berlin. 1936 heiratete sie den Theaterwissenschaftler, Dramaturgen und persönlichen Gründgens-Assistenten Rolf Badenhausen (1907–1987), die Ehe hielt bis 1944. Schließlich engagierte Gustaf Gründgens sie an das Staatstheater Berlin, wo sie zunächst die Hexe in Goethes Faust. Eine Tragödie verkörperte.

Flickenschildts Filmerfolge in der Zeit des Nationalsozialismus, die sie deutschlandweit bekannt machten, waren Der zerbrochene Krug (1937), Der Maulkorb (1938), Robert Koch, der Bekämpfer des Todes (1939), Trenck, der Pandur (1940), Ewiger Rembrandt (1942) und Romanze in Moll (1943). Flickenschildt, die seit 1932 der NSDAP angehörte,[2] wurde in der Endphase des Zweiten Weltkriegs im August 1944 in die von Hitler genehmigte Gottbegnadeten-Liste aufgenommen – eine Liste des Reichspropagandaministeriums sogenannter unersetzlicher Schauspieler.[2] Aufgrund des Verdachts der Fragebogenfälschung bezüglich ihrer Entnazifizierung war sie nach dem Zweiten Weltkrieg kurzzeitig inhaftiert.[3] Danach spielte sie weiterhin Theater, bevorzugt mit Gustaf Gründgens als Regisseur. Durch ihn wurde sie Ensemblemitglied am Düsseldorfer Schauspielhaus und folgte ihm auch nach Hamburg ans Deutsche Schauspielhaus. Unter seiner Intendanz, dabei z. T. auch unter seiner Regie, spielte Flickenschildt nahezu alle klassischen Frauenrollen der in- und ausländischen Theaterliteratur (u. a. die Marthe Schwerdtlein in Goethe, Faust I). Während dieser Zeit trat sie als Hauptdarstellerin aber auch in Erst- und Uraufführungen zeitgenössischer Stücke hervor: hier ist vor allem Friedrich Dürrenmatts Der Besuch der alten Dame und Lawrence Durrells Sappho[4] zu nennen.

 
Grabstätte Elisabeth Flickenschildt, Kirchhof Hittenkirchen am Chiemsee

Nach Gründgens’ Tod Ende 1963 ging sie keine festen Engagements mehr ein. Sie spielte in Kriminalfilmen nach Edgar Wallace und übernahm zunehmend auch Rollen in Fernsehproduktionen (z. B. in Der Kommissar, Folge 61). Aber auch in klassischen Produktionen war sie zu sehen, wie 1959 in Die Ratten nach Gerhart Hauptmann, wo sie unter der Regie von John Olden neben Charlotte Kramm und Edith Hancke spielte. Zu ihren letzten Arbeiten zählen die Filme Als Mutter streikte (1974), MitGift (1975) und Die Nacht aus Gold (1976). Noch bis kurz vor ihrem Tod stand Flickenschildt in dem Shakespeare-Stück Coriolanus, mit Boy Gobert in der Titelrolle, als Volumnia auf der Bühne des Hamburger Thalia-Theater.

Flickenschildt erwarb den Hof „Maria Rast“ in Hittenkirchen am Chiemsee und entwickelte große Leidenschaft für die Tierhaltung.[5] Etwa 1965 konvertierte sie zum katholischen Glauben.[6]

Ihre Rückkehr nach Norddeutschland Mitte der 1970er Jahre stieß auf vielerlei Probleme, auch der Kauf eines Bauernhofes in Guderhandviertel (Landkreis Stade) im April 1976 erwies sich als wenig glücklich.[5] Flickenschildt starb im Oktober 1977 an den Spätfolgen eines schweren Autounfalls, den sie erlitten hatte, während sie einen Rollentext lernte. Sie wurde in ihrem langjährigen Wohnort Hittenkirchen (heute Gemeinde Bernau am Chiemsee) auf dem Kirchfriedhof St. Bartholomäus beigesetzt.

Flickenschildts Bruder Karl-Heinrich (1910–1987) war von 1951 bis 1958 mit der Schauspielerin Ingrid von Bothmer verheiratet. Aus dieser Ehe entstammt die Schauspielerin Hilke Flickenschildt.

Auszeichnungen

Bearbeiten

Würdigungen

Bearbeiten
 
Elisabeth-Flickenschildt-Straße in Berlin-Haselhorst (2012)
  • Aus Anlass des 50. Geburtstages von Adolf Hitler wurde ihr am 20. April 1939 der Titel „Staatsschauspielerin“ verliehen.[8]
  • In Berlin-Haselhorst gibt es eine Elisabeth-Flickenschildt-Straße.
  • In Hamburg gibt es, schräg gegenüber vom Ernst-Deutsch-Theater, seit mehr als drei Jahrzehnten das Lokal „Flickenschildt“, das nach ihr benannt ist.
  • Kind mit roten Haaren – Ein Leben wie ein Traum, Droemer-Knaur, München und Zürich 1971. ISBN 3-426-00320-1. (Autobiografie)
  • Pflaumen am Hut, Hoffmann und Campe, Hamburg 1974. ISBN 3-426-00449-6. (Roman)
  • Pony und der liebe Gott. Geschichten aus dem Nachlass, herausgegeben von Rolf Badenhausen, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1982. ISBN 3-498-09596-X.

Filmografie (Auswahl)

Bearbeiten
Spielzeit Theaterstück Rolle Theater
1933 Peterchens Mondfahrt Bitzhexe Kammerspiele, München
1933 Hier bin ich, hier bleib ich Großmutter Kammerspiele, München
1934 Flachsmann als Erzieher Betty Sturhahn Kammerspiele, München
1934 Goldene Pfennige Mizzi Brezel Kammerspiele, München
1935 Ein Schatten Mutter Kammerspiele, München
1937/38 Herzog und Henker Herzogin Sabine Dt. Theater, Berlin
1948 Der Föhn Gisela Pitorius Düsseldorf
1949/50 Familientag Amy Düsseldorf
1950/51 Cocktailparty Julia Düsseldorf
1951 Venus im Licht Rosabel Fleming Düsseldorf
1952/53 Quadrille Lady Octavia Bonnington Düsseldorf
1954 Der Privatsekretär Lady Elizabeth Mulhammer Düsseldorf
1956/57 Der Besuch der alten Dame Claire Zachanassian Deutsches Schauspielhaus, Hamburg
1957/58 Mutter Courage Mutter Courage Düsseldorf
1959 Sappho Sappho Deutsches Schauspielhaus, Hamburg
1962/63 Die Physiker Dr. Mathilde v. Zahnd Deutsches Schauspielhaus, Hamburg
1962/63 Die Perser Atossa Stuttgart
1964/65 Familientag Agatha Münster
1965/66 Colombe Madame Alexandra Renaissancetheater, Berlin
1966 Die Troerinnen Hekuba Thalia-Theater, Hamburg
1966/67 Die Perser Atossa Münster
1969 Ganze Tage in Bäumen Die Mutter Das Junge Theater, Hamburg
1971/72 Wecken Sie Madame nicht auf Mutter Juliens Deutsches Schauspielhaus, Hamburg
1975 Die Heiligen Ungeheuer Theaterdirektorin Esther Deutsches Schauspielhaus, Hamburg

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Elisabeth Flickenschildt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. THEATER: Von ferne eine Nachtigall aus SPIEGEL ONLINE (Ausgabe DER SPIEGEL 47/1949), abgerufen am 13. Juli 2016
  2. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 157.
  3. Leo Brawand: Wenn schon Pressefreiheit, dann aber gleich richtig. In: Der Spiegel. Nr. 1, 1987, S. 48–60 (online29. Dezember 1987).
  4. Premiere am 21. November 1959. Im Urteil des renommierten Rezensenten Willy Haas in der Zeitung Die Welt hieß es hierzu: "Keiner, keiner auf dieser Erde, glaube ich, hätte das so spielen können wie Elisabeth Flickenschildt als Sappho. Mit Recht hat dieses Drama so viele Jahre stumm auf sie gewartet, und sie auf dieses Drama. Sie ist so überaus zart darin, so leise, süß, schön und still – es läßt sich kaum sagen. Schön in einer alternden Schönheit."
  5. a b Dierk Strothmann: „Flicki“ Hamburger Abendblatt, 27. Oktober 2007, abgerufen am 25. November 2018.
  6. Ben Witter: Prominentenporträts. Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/Main 1977. S. 106.
  7. youtube.com.
  8. Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger vom 21. April 1939, S. 1.