Ein Emakimono (japanisch
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/a3/Emakimono_schema.png/450px-Emakimono_schema.png)
Beschreibung
BearbeitenJapanische Emakimono wurden traditionell aus Japanpapier, Washi (
Bezüglich der Länge und Höhe der Bilderrolle waren kaum Grenzen gesetzt. Sie konnten so klein wie Handtücher sein, oder sie waren meterlang und konnten Wandbehängen gleichen. Die längsten erhaltenen Emakimono sind 20 m lang und 52 cm hoch.[1] Um das Emakimono besser transportieren und verstauen zu können, wurden sie an hölzernen Wicklern aufgerollt und mit Schnüren oder schmalen Bändern zusammengehalten. Für besseren Schutz vor Witterung, unnötigen Berührungen und Erschütterungen wurden die Emakimono in Hülsen aus Seide gepackt.[2]
Geschichte und Einfluss
BearbeitenDie Einführung von Emakimono reicht in die frühe Nara-Zeit im 8. Jahrhundert zurück. Bilderalben und Sutra waren im frühen China des 1. Jahrhunderts während der Zhou-Dynastie entwickelt worden. Sie verbreiteten sich rasch bis nach Korea und gelangten während der chinesischen Tang-Dynastie über regen Seehandel nach Japan.[4] Dort wurden sie während der Nara-Zeit zunächst überwiegend durch fromme Priester, Mönche und Gelehrte verbreitet, was die Staatsreligionen Buddhismus und Konfuzianismus erheblich förderte (das eigentliche Hauptziel der Emakimono-Einführung). Gleichzeitig begeisterten und inspirierten sie Autoren und Künstler und ein regelrechter „Emakimono-Boom“ blühte auf. Den ersten Höhepunkt ihrer Blüte erfuhren Emakimono während der späten Heian-Zeit im 12. Jahrhundert, wo sie mehr und mehr auch für erzählerische Stoffe und legendenhafte Überlieferungen genutzt wurden. Kunstrichtungen wie Ukiyo-e, Yamato-e und Kyōka bedienten sich Emakimono, um ihrer bildlichen und erzählerischen Freiheit Ausdruck zu verleihen. So konnten Emakimono fast gänzlich auf Bilder und Zeichnungen beschränkt sein, sodass sie fast schon modernen Comicalben gleichen.[1][5] Sie konnten aber auch reich beschriftet sein, sodass sich ganze Geschichten darauf wiedergeben ließen – egal ob religiöser, historischer, enzyklopädischer oder rein fiktiv-erzählerischer Natur. Chroniken, Gedichte, Landschaftsgemälde und Porträts wichtiger Persönlichkeiten gehörten zum breiten Repertoire der Darstellungen.[4] Die Heian-Zeit gilt auch als die erste Blütezeit der japanischen Mythologie, als fiktive, übernatürliche Wesen wie Yōkai (
Bekannte Emakimono
Bearbeiten- Das Nezame monogatari emaki (
寝 覚 物語 絵巻 ; dt. „Bilderrolle zur Erzählung Nezume“) ist das älteste erhaltene Emakimono und entstand während der Mitte der Heian-Zeit im 10. Jahrhundert. Illustriert wird die Erzählung Yoru no Nezame (夜 の寝 覚 ; „Schlaflos bei Mitternacht“), die zur gleichen Zeit verfasst wurde. In beiden Fällen sind Autor und Künstler unbekannt.[7] - Das Heiji monogatari emaki (
平治 物語 絵巻 ; dt. „Bilderrolle zur Erzählung über das Heiji-Ereignis“) entstand während der Kamakura-Zeit im 13. Jahrhundert und überliefert die Heiji-Rebellion 1159 bis 1160 zwischen den Taira und Minamoto.[8] - Das Hijō jōbutsu emaki (
非情 成仏 絵巻 , dt. „Bilderrolle über das Erlangen der Buddhaschaft durch bewusstlose Lebewesen“) entstand während der Muromachi-Zeit im 15. Jahrhundert, der Künstler und Autor ist unbekannt. Es ist mit buddhistischen Versen versehen und bildet Yōkai und Tsukumogami ab.[9] - Die Emakimono des Toriyama Sekien. Dieser Kyōka-Poet, Autor und Kunstlehrer des Ukiyo-e lebte und wirkte während der Edo-Zeit im 18. Jahrhundert und verfasste mehrere Bilderalben über Yōkai und Tsukumogami.[6]
Literatur
Bearbeiten- Stephan Köhn: Traditionen visuellen Erzählens in Japan: eine paradigmatische Untersuchung der Entwicklungslinien vom Faltschirmbild zum narrativen Manga. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-447-05213-9.
- Hiroko Yoda, Matt Alt: Japandemonium Illustrated: The Yokai Encyclopedias of Toriyama Sekien. Dover Publications, New York/Mineola 2017, ISBN 978-0-486-80035-6.
- Donald H. Shively, John Whitney Hall: The Cambridge History of Japan, Band 2. Cambridge University Press, Cambridge (UK) 1999, ISBN 978-0-521-22353-9.
- Louis-Frédéric: Japan Encyclopedia. Belknap, Cambridge (Mass.) 2005, ISBN 978-0-674-01753-5.
- Conrad Totman: A History of Japan. John Wiley & Sons, New York 2014, ISBN 978-1-119-02235-0, S. 41–43, 102–105.
- Tze-Yue G. Hu: Frames of Anime: Culture and Imiage-Building. Hong Kong University Press, Hong Kong 2010, ISBN 978-962-209-098-9.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Louis-Frédéric: Japan Encyclopedia. Cambridge (Mass.) 2005, S. 175.
- ↑ a b Kazuo Yamasaki, Yoshimichi Emoto: Pigments Used on Japanese Paintings from the Protohistoric Period through the 17th Century. In: Ars Orientalis Vol. 11. The Smithsonian Institution, Washington 1979, S. 1–14.
- ↑ Kenzō Toishi: The Scroll Paintings. In: Ars Orientalis Vol. 11. The Smithsonian Institution, Washington 1979, S. 15–25.
- ↑ a b c Stephan Köhn: Traditionen visuellen Erzählens in Japan. Wiesbaden 2005, S. 134–137.
- ↑ Tze-Yue G. Hu: Frames of Anime. Hong Kong 2010, S. 26–29.
- ↑ a b Hiroko Yoda, Matt Alt: Japandemonium Illustrated. New York/Mineola 2017, Seite 7–11.
- ↑ Haruo Shirane: Envisioning the Tale of Genji: Media, Gender, and Cultural Production. Columbia University Press, New York 2008, ISBN 978-0-231-14237-3, Seite 73.
- ↑ Paul Varley: Warriors of Japan as Portrayed in the War Tales. University of Hawaii Press, Honolulu 1994, ISBN 978-0-8248-1601-8, Seite 56.
- ↑ Noriko T. Reider: Seven Demon Stories from Medieval Japan. University Press of Colorado, Logan 2016, ISBN 978-1-60732-490-4, Seite 210.