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Jakob Keßler – Wikipedia

Jakob Keßler

Reichsanwalt, Reichsgerichtsrat und Kirchenpräsident der Pfalz

Jakob Friedrich Keßler, auch Kessler, (* 15. Oktober 1872 in Siebeldingen; † 5. Januar 1939 in München) war ein Reichsanwalt, Reichsgerichtsrat und Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) von 1930 bis 1934.

Jakob Keßler war der Sohn des Winzers Johann Jakob Keßler. Er besuchte das Gymnasium in Landau und legte dort das Abitur ab.[1] Danach studierte er Rechtswissenschaft in Straßburg, Berlin und Erlangen.

Keßler trat 1896 als Rechtspraktikant in den bayerischen Staatsdienst ein und wurde 1899 geprüfter Rechtspraktikant. 1901 wurde er III. Staatsanwalt in Zweibrücken. 1904 kam er als Amtsrichter nach München. 1907 wurde er II. Staatsanwalt in Würzburg und 1910 zum Gerichtssprengel München II versetzt. 1914 wurde er zum Landgerichtsrat befördert. Während des Ersten Weltkriegs war er in der Zivilverwaltung in Polen tätig. 1919 erfolgte die Beförderung zum Oberlandesgerichtsrat.

1920 wurde Keßler Landgerichtsdirektor in Neuburg an der Donau und 1921 für den Gerichtssprengel München I. 1921 wurde er bei der Reichsanwaltschaft als Hilfsarbeiter tätig, im selben Jahr wurde er Reichsanwalt. 1927 wurde er Reichsgerichtsrat und arbeitete im I. Strafsenat.

1930 wurde Keßler zum Kirchenpräsidenten der Landeskirche in der Pfalz gewählt. 1933 war er als Kirchenpräsident zunehmend über den Einfluss der NSDAP irritiert, entzog sich dem Gleichschaltungsprozess aber nicht. 1933 war er Teilnehmer an der Nationalsynode in Wittenberg. Da durch die Kirchenwahlen 1933 die Deutschen Christen ihren Einfluss massiv ausbauen konnten und sich Keßler nicht gegen diese durchsetzen konnte, spricht Bümlein von einer faktischen „Entmachtung“ 1933.[2] 1934 musste er „aus gesundheitlichen Gründen“ in den Ruhestand treten.

Ehrungen

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Jakob Keßler wurde zum Dr. theol. h. c. promoviert.

Heinrich Keßler (1906–1994), Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof, war sein Sohn.

Schriften

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  • Der niedere Kirchendienst in Bayern. Deschler, München 1897 (Diss., Universität Erlangen 1897).
  • Niederschrift über meinen Dienst in der Pfälzischen Landeskirche. München 1937.
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  • Frank Burgdörfer: Selbstgleichschaltung, Weblog vom 25. Januar 2012 zur Tagung „Die Pfälzische Landeskirche im Nationalsozialismus“.

Literatur

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  • Adolf Lobe: Fünfzig Jahre Reichsgericht am 1. Oktober 1929. Walter de Gruyter, Berlin 1929, S. 403.
  • Wolfgang Eger: Dr. jur. D. theol. Jakob Kessler: pfälzischer Kirchenpräsident in der Zeit vom 1.7.1930 bis 31.7.1934. In: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde, Band 69 (2002), S. 185–209.
  • Klaus Bümlein: Dr. jur. Jakob Friedrich Kessler (1872–1939): Kirchenpräsident 1930–1934. In: Pfälzische Kirchen- und Synodalpräsidenten seit 1920 (= Veröffentlichungen des Vereins für Pfälzische Kirchengeschichte, Band 27). Verein für Pfälzische Kirchengeschichte, Speyer 2008, ISBN 978-3-7650-8398-3, S. 33–50.
  • Hannelore Braun, Gertraud Grünzinger: Personenlexikon zum deutschen Protestantismus 1919–1949. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-55761-2, S. 132.

Einzelnachweise

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  1. Homepage (Memento vom 6. Februar 2005 im Internet Archive) der Vereinigung der Freunde des ESG, abgerufen am 22. Mai 2012.
  2. Klaus Bümlein: Eine Tagung der Evangelischen Akademie der Pfalz und des Vereins für Pfälzische Kirchengeschichte. In: Klaus Bümlein (Hrsg.): Die Pfälzische Kirche im Nationalsozialismus – Das Umbruchjahr 1933. 20. Januar 2012, S. 259 (uni-muenchen.de).