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Marrakesch – Wikipedia

Marrakesch

Hauptstadt der Region Marrakesch-Safi, Marokko

Marrakesch oder Marrakech (marokkanisches Tamazight ⵎⵕⵕⴰⴽⵛ Meṛṛakec, deutsch ‚Land Gottes‘; arabisch مراكش, DMG Murrākuš, auch Marrākuš; im lokalen Dialekt: Mərrākəš – Betonung jeweils auf der zweiten Silbe), bekannt als „Rote Stadt“, „Ockerstadt“ oder „Perle des Südens“, ist eine Stadt im Zentrum Marokkos mit 966.987 Einwohnern (Stand: 2020) und Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur. Marrakesch ist neben Fès, Meknès und Rabat eine der vier Königsstädte Marokkos.

Marrakesch
مراكش
ⵎⵕⵕⴰⴽⵛ
Wappen von Marrakesch
Marrakesch (Marokko)
Marrakesch (Marokko)
Marrakesch
Basisdaten
Staat: Marokko Marokko
Region: Marrakesch-Safi
Präfektur: Marrakesch
Koordinaten 31° 38′ N, 8° 0′ WKoordinaten: 31° 38′ N, 8° 0′ W
Einwohner: 966.987 (2020[1])
Fläche: 230 km²
Bevölkerungsdichte: 4.204 Einwohner je km²
Höhe: 450 m
Postleitzahl: 40000
Website der Stadtverwaltung:
Bürgermeister: Mohamed El Arabi Belcaid (PJD)
Das Minarett der Koutoubia-Moschee ist das Wahrzeichen der Stadt und des ganzen Landes
Das Minarett der Koutoubia-Moschee ist das Wahrzeichen der Stadt und des ganzen Landes
Das Minarett der Koutoubia-Moschee ist das Wahrzeichen der Stadt und des ganzen Landes

Etymologie

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Marrakesch ist ein Wort aus der Sprache der Berber und bedeutet womöglich „Das Land Gottes“. Eine weitere Erklärung in Tamazight lautet „Durchzugsland“ (mar-our-kouch, französisch terre de parcours).[2] Marokko als Bezeichnung für das ganze Land ging aus dem Stadtnamen Marrakesch hervor.

Marrakesch liegt in einer Ebene nördlich des Hohen Atlas auf einer Höhe von etwa 450 m ü. d. M. und zählt neben Meknès, Fès und Rabat zu den vier Königsstädten Marokkos. Drei Flüsse umrahmen die Stadt. Im Norden fließt der Tensift, in den westlich der Stadt der Oued Rheraya mündet. Im Osten von Marrakesch fließt der Oued Issyl, der ebenfalls ein Nebenfluss des Tensift ist.

In der Nähe von Marrakesch verläuft auch eine Bruch- und Überschiebungszone der Eurasischen mit der Afrikanischen Platte, was das Erdbeben in Marokko 2023 auslöste.

Marrakesch
Klimadiagramm
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_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Marrakesch
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) 18,4 19,9 22,3 23,7 27,5 31,3 36,8 36,5 32,5 27,5 22,2 18,7 26,5
Mittl. Tagesmin. (°C) 5,9 7,6 9,4 11,0 13,8 16,3 19,9 20,1 18,2 14,7 10,4 6,5 12,8
Niederschlag (mm) 32 38 38 39 24 5 1 3 6 24 41 31 Σしぐま 282
Sonnenstunden (h/d) 7,1 7,4 8,0 8,5 9,3 10,5 10,8 10,2 8,8 7,9 7,1 7,1 8,6
Regentage (d) 4 4 4 4 2 1 0 0 2 3 4 4 Σしぐま 32
Luftfeuchtigkeit (%) 65 66 61 60 58 55 47 47 52 59 62 65 58

Geschichte

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Marrakesch wurde am 7. Mai 1070 durch Abu Bakr ibn Umar gegründet, um der neuen Bewegung der Almoraviden ein Zentrum zu geben. (Die Gründung 1062 durch Yusuf ibn Taschfin wird mittlerweile einer Legendenbildung zugeschrieben.) Abu Bakrs Nachfolger Yusuf ibn Taschfin (1009–1106) eroberte das heutige Nordmarokko und Andalusien und ließ Marrakesch zur Hauptstadt seines Reiches ausbauen. Unter seinem Sohn Ali ibn Yusuf wurde die Stadt erheblich erweitert und die bis heute erhaltene Stadtmauer errichtet. Die Almohaden, eine religiöse Bewegung, die sich unter der Führung Ibn Tūmarts gegen die Almoraviden gebildet hatte, eroberten unter dessen Nachfolger Abd al-Mu'min im 12. Jahrhundert Nordmarokko und schließlich im Jahre 1147 Marrakesch. Sie zerstörten religiöse wie Profanbauten als Symbole der Almoraviden. Unter der Regentschaft der Almohaden wurde die berühmte Koutoubia-Moschee errichtet.

Nach bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen um die Macht in Marokko nahmen 1269 die Meriniden Marrakesch ein. Der Sieger Abu Yusuf Yaqub gab schließlich Marrakesch als Hauptstadt zugunsten von Fès auf. Unter den Saadiern wurde Marrakesch von 1554 an vorübergehend erneut marokkanische Hauptstadt. Unter der nachfolgenden Dynastie der Alawiden, der auch das heutige Herrscherhaus entstammt, wurde wiederum Fès als Regierungssitz ausgewählt.

Im Jahre 1994 wurde in Marrakesch die Uruguay-Runde beendet und das Marrakesch-Abkommen verabschiedet, womit die Welthandelsorganisation gegründet wurde.

Bei einem Terroranschlag am 28. April 2011 auf ein Café am belebten Marktplatz Djemaa el Fna starben 17 Menschen, darunter viele Touristen.[3]

Der Vertrag von Marrakesch über die Erleichterung des Zugangs zu veröffentlichten Werken für blinde, sehbehinderte oder sonst lesebehinderte Menschen wurde im Jahr 2013 unterzeichnet.

Bevölkerung

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Seit 1950 hat sich die Bevölkerung durch natürliches Wachstum und Landflucht von 209.000 auf 963.000 im Jahr 2017 mehr als vervierfacht.

Anzahl Einwohner
(Quelle: World Urbanization Prospects der Vereinten Nationen[4])
Jahr 19501960197019801990200020102017
Einwohner 209.000243.000323.000416.000568.000751.000880.000963.000

Sehenswürdigkeiten

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Aufgrund der Vielzahl architektonisch bedeutender Gebäude, unter anderem der Koutoubia-Moschee aus dem Jahre 1158, der Kasbah aus dem 12. Jahrhundert und der Medersa Ben Youssef aus dem 14. Jahrhundert, wurde die Medina (Altstadt) 1985 zusammen mit den Agdal-Gärten und dem Menara-Garten zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.[5]

Hauptattraktion der Stadt ist die Djemaa el Fna (arabisch etwa ‚Versammlung der Toten‘), der mittelalterliche Markt- und Henkersplatz, heute ein lebendiger Ort orientalischer Geschichtenerzähler, Schlangenbeschwörer, Affenhalter und Gaukler. In der Neustadt befindet sich der Jardin Majorelle, der durch seine Pflanzenvielfalt und eigentümliche Architektur besticht.

Die berühmten Suqs (oder: Souks, Marktgassen), in denen Händler ihre Ware verkaufen, gelten als beliebte Touristenattraktionen. Hier können landestypische Souvenirs wie Gewürze, bunte Tücher, Metall- und Lederwaren erworben werden. Manche werden noch vor Ort gefertigt.

Im Jahr 2016 eröffnete der österreichische Universalkünstler André Heller am Rande der Stadt seinen botanischen Skulpturengarten ANIMA[6] mit Werken von u. a. Keith Haring und Auguste Rodin.[7]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Wirtschaftlich lebt die Stadt neben dem Handel, dem Färbereigewerbe und der Teppichherstellung sowie der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse vor allem vom Tourismus.

Die Wasserversorgung der Stadt und des Umlandes erfolgt aus dem 36 Kilometer südwestlich gelegenen Staudamm von Lalla Takerkoust. Weiter oberhalb in den Ausläufern des Hohen Atlas befindet sich bei Ouirgane ein weiterer Stausee.

In den letzten Jahren hat ein Bauboom die Grundstückspreise stark ansteigen lassen, weil sich zahlreiche wohlhabende Europäer und Marokkaner, angelockt durch das erträgliche Klima am Rande des Hochgebirges, prächtige Erst- und Zweitwohnsitze errichten ließen. Sie liegen überwiegend im Westen und Nordwesten oft auf ummauerten bewachten Grundstücken.

Heute ist Marrakesch Präfekturhauptstadt und wichtiger Verkehrsknotenpunkt, der über eine Eisenbahnstrecke mit Casablanca und dem Norden Marokkos verbunden ist. Seit 2008 endet die Bahnverbindung in dem im traditionellen Stil gestalteten neuen Hauptbahnhof.

Der internationale Flughafen Marrakesch-Menara befindet sich unweit des Zentrums.

Der städtische Nahverkehr in Marrakesch wird überwiegend von Omnibussen und Taxen bedient. Zusätzlich verkehrt in der Stadt seit September 2017 der Oberleitungsbus Marrakesch, das einzige derartige System in Afrika.

Die privaten Busgesellschaften CTM, Supratours und andere bedienen Verbindungen in Städte wie Essaouira, Agadir und Casablanca.

Kultur, Sport und Bildung

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Marrakesch beherbergt eine Reihe verschiedener Museen, zu denen das Musée de Marrakech mit seiner Kunst-, Keramik- und Münzsammlung, das archäologische Islamische Kunstmuseum von Marrakesch und das Dar-Si-Said-Museum mit seinen Exponaten zur Kunst und Kultur der Berber zu den wichtigsten gehören. Weitere Museen sind das Haus der Fotografie von Marrakesch, das Museum der Telekommunikation, das Palmeraie-Museum für zeitgenössische Kunst, das Musée de l'Art de Vivre, das Musée Boucharouite, das Musée Tiskiwin, das Yves-Saint-Laurent-Museum und die Paläste Bahia und El Badi (Teilruine). 2018 eröffnete in Marrakesch das erste Museum für Gegenwartskunst in Marokko, das Museum of African Contemporary Art Al Maaden (MACAAL).[8]

Kawkab Marrakesch ist ein Sportverein, dessen Fußball- und Handballmannschaften zahlreiche nationale Titel gewinnen konnten. Das Fußballteam trägt seine Heimspiele seit der Eröffnung des Stadions im Stade de Marrakech (45.000 Plätze) aus. Früher wurden die Spiele im Stade El Harti (20.000 Plätze) ausgetragen.

Seit dem Jahr 2009 finden auf dem temporären Stadtkurs Marrakech Street Circuit Läufe der Tourenwagen-Weltmeisterschaft statt.

Jedes Jahr im Januar wird der Marrakesch-Marathon (Marathon International de Marrakech) ausgetragen.

Marrakesch ist Sitz der Cadi-Ayyad-Universität.

Regelmäßige Veranstaltungen

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Jährlich finden das Festival national des arts populaires de Marrakech und das Festival International du Film de Marrakech statt.

Kultur und Jet Set

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In Marrakesch haben sich seit den 1960er Jahren viele Künstler und deren Mäzene niedergelassen. Hierzu gehören insbesondere Modedesigner wie Yves Saint Laurent, Arndt von Bohlen und Halbach, Henriette von Auersperg und andere. Im Oktober 2017 eröffnete das neue Museum von Yves Saint Laurent nahe dem Jardin Majorelle, in dem viele seiner berühmten Exponate zu sehen sind.[9][10][11]

Religion

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Der Islam ist in Marokko laut Verfassung Staatsreligion. In Marrakesch gibt es bedeutende islamische Sakralbauten wie die Koutoubia-Moschee und die Moschee al-Mansur.

Das Christentum in Marokko ist eine religiöse Minderheit im Lande. In Marrakesch selbst befindet sich die römisch-katholische Kirche der Heiligen Märtyrer an der Avenue Mohammed V. in Guéliz, im alten europäischen Viertel nahe dem Herzen des Stadtzentrums Marrakeschs. Sie wird von den Franziskanern (OFM) bedient und ist die einzige katholische Kirche in der Region. Die englischsprachige, evangelikale Marrakech International Protestant Church (MIPC) hat sich 2004 ebenfalls in Guéliz angesiedelt.

Persönlichkeiten

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Söhne und Töchter der Stadt

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Mit der Stadt verbunden

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  • Juan Goytisolo (1931–2017), spanischer Schriftsteller, lebte bis zu seinem Tod in Marrakesch

Städtepartnerschaften

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Internationale Kooperationen

Siehe auch

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Literatur

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Belletristik
  • Die Gärten von Marrakesch. Dokumentarfilm, Deutschland, 2008, 43 Min., Buch und Regie: Veronika Hofer, Produktion: Straub & Pirner, Radio Bremen, Arte, Erstsendung: 27. Januar 2009 bei arte, Inhaltsangabe von ARD.
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Wiktionary: Marrakesch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Marrakesch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Marrakesch – Reiseführer

Einzelnachweise

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  1. PROJECTIONS DEMOGRAPHIQUES EN CHIFFRE 2014-2030 DE LA REGION DE MARRAKECH-SAFI. 12. März 2019, abgerufen am 11. Januar 2022 (französisch).
  2. M. B. Lagdim Soussi: Les rapports de Marrakech avec le monde rural dans le domaine de l'artisanat. In: Méditerranée. Nr. 4, 1986, S. 21 ff. (französisch).
  3. Hauptverdächtiger des Anschlags von Marrakesch widerruft Geständnis. Neue Zürcher Zeitung, 22. September 2011, abgerufen am 19. Februar 2016.
  4. World Urbanization Prospects. Population Division – United Nations, abgerufen am 23. Juli 2018 (englisch).
  5. UNESCO World Heritage Centre: Medina of Marrakesh. Abgerufen am 21. August 2017 (englisch).
  6. (Memento des Originals vom 2. August 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.anima-garden.com
  7. Experience - ANIMA – Le retour du paradis créé par André Heller. Abgerufen am 1. August 2018 (englisch).
  8. Morocco Opens its First Museum for Contemporary Art. In: contemporaryand.com. Abgerufen am 9. Februar 2021 (englisch).
  9. Yves-Saint-Laurent-Museum in Marokko: Hommage an die Farbe - Stil. In: Spiegel Online. 23. Oktober 2017, abgerufen am 9. Juni 2018.
  10. Dagmar von Taube: Von Bohlen und Halbach: Die Königin des wilden 70er-Jahre-Jet-Set. In: welt.de. 10. August 2012, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  11. Frank Stenglein, Dorothea Bessen: Arndt von Bohlen und Halbach - Leben und Sterben eines „Playboys“. In: waz.de. 19. November 2011, abgerufen am 11. Februar 2024.