Rakvere
Rakvere (deutsch Wesenberg) ist eine Stadt im Norden Estlands, zu Füßen einer alten Burg des Deutschen Ordens, die den Namen Wesenberg trägt.
Rakvere | |||
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Staat: | Estland | ||
Kreis: | Lääne-Viru | ||
Koordinaten: | 59° 22′ N, 26° 20′ O | ||
Höhe: | 82 m | ||
Fläche: | 10,64 km² | ||
Einwohner: | 15.413 (1. Januar 2018) | ||
Bevölkerungsdichte: | 1.449 Einwohner je km² | ||
Zeitzone: | EET (UTC+2) | ||
Telefonvorwahl: | (+372) 032 | ||
Postleitzahl: | 44306 | ||
Kfz-Kennzeichen: | R | ||
Gemeindeart: | Stadt | ||
Bürgermeister: | Triin Varek (K) | ||
Postanschrift: | Tallinna 5 44306 Rakvere | ||
Website: | |||
Geschichte
BearbeitenRakvere wurde 1250 als Wesenberg erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahr 1268 ereignete sich in der Nähe der Stadt die Schlacht bei Wesenberg, in der die deutsch-dänische Armee den Russen unterlag. Wesenberg erhielt 1302 Lübisches Stadtrecht. 1346 gelangte die Burg in den Besitz des Deutschen Ordens, an den Dänemark seinen gesamten Besitz in Livland veräußert hatte.
Während des Livländischen Kriegs wurde die Stadt stark beschädigt und kam unter russische Herrschaft. Auch die Schweden belagerten die Stadt, kurz bevor es 1602 zur Bildung des Litauisch-polnischen Doppelreichs kam; die Polen zerstörten 1605 die Burg. Während des Großen Nordischen Kriegs wurde Wesenberg 1704 von russischen Truppen nach einer weiteren Schlacht niedergebrannt. Im Frieden von Nystad, der diesen Krieg beendete, wurde die Stadt dem russischen Reich zugesprochen, zu dem es bis zur Gründung der souveränen Republik Estland im Jahre 1918 gehörte.
Jahr | 1934 | 1959 | 1970 | 1979 | 1989 | 2004 | 2008 | 2011 | 2017[1] | 2018[1] |
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Einwohner | 10.027 | 14.296 | 17.891 | 19.011 | 19.822 | 16.851 | 16.988 | 15.264 | 15.526 | 15.413 |
Bildung und Kultur
BearbeitenHochschulen und Schulen
BearbeitenRakvere ist einer von sechs Standorten der privaten Eesti Ettevõtluskõrgkool Mainor (Estnische Fachhochschule für Unternehmertum).[2] Das Rakvere Gümnaasium[3] wurde 1912 gegründet.
Theater
BearbeitenRakvere galt in sowjetischen Zeiten als die kleinste Stadt mit einem eigenen professionellen Theater (Rakvere teater). In den 1970er und 1980er Jahren erlebte es seine Blütezeit, seit 1996 einen künstlerischen Wiederaufstieg als Repertoiretheater.[4] Im Sommer gibt es Freilufttheater in der Burgruine Wesenberg.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBauwerke
Bearbeiten- Ordensburg Wesenberg
- Stadtpfarrkirche aus dem 14. Jahrhundert
- Paulus-Freiheitskirche von 1940 (unvollendet, heute als Turnhalle genutzt)
- Tarvas-Statue – Skulptur eines Auerochsen
- Marktplatz
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Ordensburg Wesenberg
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Die Stadtpfarrkirche
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Der Auerochse von Rakvere
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Marktplatz
Parks
BearbeitenEs existiert ein Friedhof, der an 1456 deutsche Kriegstote erinnert, die während der Besetzung des Baltikums 1941–1944 im Lazarett von Rakvere gestorben sind.
Naturdenkmäler
BearbeitenNordwestlich schließt sich der Lahemaa Nationalpark (34.647 Hektar) an die Stadt an.
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Weg im Nationalpark
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Findlinge im Nationalpark
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenVerkehr
BearbeitenEs besteht eine gute Straßenverbindung zur Nationalstraße 1 nach Tallinn und Sankt Petersburg. Daneben bindet die nach Pärnu führende und im Ring um die Stadt verlaufende Nationalstraße 5 Rakvere in Richtung Südwesten und Lettland an. Zudem verläuft die Bahnstrecke Tallinn–Narva durch die Stadt.
Ansässige Unternehmen
BearbeitenErwähnenswert ist das ehemalige Fleischkombinat, heute ein moderner Fleischverarbeitungsbetrieb, der auf das reichhaltige Fleischangebot aus der ländlichen Umgebung zurückgreifen kann. Milcherzeugung und Holzwirtschaft sind im Umland ebenfalls verbreitet. In der Stadt gibt es mehrere holzverarbeitende Betriebe. Die in der Nähe befindlichen flächenzehrenden Phosphattagebaue zur Gewinnung von Düngemitteln werden zurückgefahren, weil sie die Umwelt belasten.
Medien
BearbeitenAm 1. November 1880 wurde in Rakvere die erste Ausgabe des „Wesenberger Anzeigers“ gedruckt, der eine Zeitung für die fast ein Drittel der Bevölkerung ausmachenden Deutschen war.
Städtepartnerschaften
BearbeitenPartnerstädte von Rakvere sind:[5]
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Söhne und Töchter der Stadt
Bearbeiten- Jacob Johann Sievers (1731–1808), russischer (deutsch-baltischer) Staatsmann und Reformator
- Johann Georg Born (1778–1851), russischer (deutsch-baltischer) Dichter und Pädagoge
- Paul von Kügelgen (1843–1904), russischer (deutsch-baltischer) Journalist
- Oscar von Gebhardt (1844–1906), deutscher Theologe und Bibliothekar
- Gerhard von Rosen (1856–1927), deutsch-baltischer Landschaftsmaler und Hochschullehrer
- Heinrich Paal (1895–1941), Fußballspieler
- Lauri Vaska (1925–2015), estnisch-US-amerikanischer Chemiker
- Raimond Kaugver (1926–1992), Schriftsteller
- Aino Pervik (* 1932), Schriftstellerin
- Erik Tohvri (1933–2020), Schriftsteller
- Tõnis Lehtmets (* 1937), Schriftsteller
- Alar Toomre (* 1937), aus Estland stammender US-amerikanischer Astronom und Mathematiker
- Jaan Kiivit junior (1940–2005), evangelischer Theologe und Erzbischof der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche
- Ene Ergma (* 1944), Politikerin und Astrophysikerin
- Toomas Varek (* 1948), Politiker
- Tõnu-Andrus Tannberg (* 1961), Historiker
- Sven Kivisildnik (* 1964), Schriftsteller und Publizist
- Hannes Võrno (* 1969), Fernsehmoderator und Modedesigner
- Liina Lukas (* 1970), Germanistin und Literaturwissenschaftlerin
- Marge Nelk (* 1975), Künstlerin und Buchdesignerin
- Moonika Aava (* 1979), Speerwerferin
- Jouko Hein (* 1980), Skispringer
- Rannar Vassiljev (* 1981), Politiker und Unternehmensberater
- Baruto Kaito (* 1984), Sumōringer
- Ave Pajo (* 1984), Fußballspielerin
- Martti Juhkami (* 1988), Volleyballspieler
- Mart Seim (* 1990), Gewichtheber
- Janek Õiglane (* 1994), Zehnkämpfer
- Marleen Mülla (* 2001), Stabhochspringerin
Literatur
Bearbeiten- Martin Zeiller: Wesenberg. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (= Topographia Germaniae. Band 13). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1652, S. 30–31 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
Bearbeiten- Internetseite der Stadt Rakvere
- Beschreibung und Bilder von Rakvere estlandia.de
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Population by sex, age and place of residence after the 2017 administrativ reform, 1 January. Statistics Estonia, abgerufen am 17. Februar 2019 (englisch).
- ↑ eek.ee ( des vom 21. August 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ rakgym.edu.ee
- ↑ estoniantheatre.info
- ↑ Website Rakvere, abgerufen am 23. Mai 2017