Schmerzschwelle
Mit Schmerzschwelle, auch Schmerzempfindungsschwelle oder Schmerzgrenze, bezeichnet man in der Akustik und in der Medizin die niedrigste Stärke eines Reizes, der vom Probanden als schmerzhaft empfunden wird. Auch die Bezeichnung „Fühlschwelle“ kommt vor. Sie kann mit quantitativer sensorischer Testung ermittelt werden.
Akustische Schmerzschwelle
BearbeitenDie akustische Schmerzschwelle des Menschen ist nicht allgemeingültig eindeutig festzulegen, da einerseits eine Belastung von Versuchspersonen bis zur Schmerzgrenze sehr unangenehm ist und irreparable Hörschäden hervorrufen kann und zum anderen das Schmerzempfinden individuell unterschiedlich ist. In der Literatur werden als Schmerzschwelle Schalldruckpegelwerte zwischen 120 dB und 140 dB bzw. Schalldrücke zwischen 20 Pa und 200 Pa angegeben.
Schmerzschwelle | ||
---|---|---|
Schalldruckpegel | Schalldruck | |
140 dBSPL | 200 Pa | |
137.5 dBSPL | 150 Pa | |
134 dBSPL | 100 Pa | |
130 dBSPL | 63 Pa | |
120 dBSPL | 20 Pa |
Die Schmerzschwelle hängt weniger als die Hörschwelle von der Frequenz ab und begrenzt die Hörfläche nach oben. Unterhalb der Schmerzschwelle gibt es die Unbehaglichkeitsschwelle.
Thermische Schmerzschwellen
BearbeitenBei gesunden Erwachsenen liegt die Schwelle der Schmerz-Wahrnehmung infolge Erwärmung (bei der die Wärme-Nozizeptoren in der Haut aktiviert werden) zwischen 33 °C und 53 °C, im Durchschnitt bei etwa 44 °C.[1] Die Hitze-Schmerzschwelle ist abhängig unter anderem von der Untersuchungstechnik, dem Alter des Probanden und der anatomischen Lokalisation.[2] Die Schwellenwerte zur Erregung isolierter Schmerznervenfasern vom Typ A
Mechanische Schmerzschwelle (Druckschmerz)
BearbeitenIsolierte mechanische Nozizeptoren an den Endigungen von A
Erniedrigte Schmerzschwellen
BearbeitenNozizeptoren werden nur durch Gewebeirritationen aktiviert, bei denen körpereigene Stoffe freigesetzt werden (u. a. Zytokine, Serotonin, Histamin). Lokale Entzündungen setzen ihrerseits weitere Zellsubstanzen frei, die die Empfindlichkeit der Nozizeptoren steigern, mit der Folge, dass die Schmerzschwelle bei Entzündungen sinkt (entzündetes Gewebe ist überempfindlich, sogar schon gegen leichte, ansonsten schmerzlose Irritationen wie Berührung; Hyperalgesie). Nach Abklingen der Entzündung normalisiert sich die Schmerzschwelle wieder. Das Gleiche gilt für Wundschmerz.
Erhöhte Schmerzschwellen
BearbeitenErhöhung der Schmerzschwellen ist meist krankhaft bedingt, durch Verminderung der Anzahl der A
Sonstiges
BearbeitenIm BDSM-Bereich ist das Phänomen der Algolagnie bekannt, bei dem ein taktiler Reiz in bestimmten Situationen nicht mehr als schmerzhaft, sondern als lustvoll empfunden wird. Auch hier wird von einer „Schmerzschwelle“ gesprochen.
Insbesondere zur Quantifizierung der mechanischen und thermischen Schmerzschwelle werden von der Industrie sogenannte Schmerzmesser (Dolorimeter) angeboten, die beispielsweise durch eine kontrollierte Steigerung von Temperatur oder Druckstärke die Schmerzschwelle erfassen.
Literatur
Bearbeiten- Martin S. Angst, Nicholas G. Phillips u. a.: Pain sensitivity and opioid analgesia. A pharmacogenomic twin study. In: Pain, Band 153, 2012, Heft 7, S. 1397–1409; doi:10.1016/j.pain.2012.02.022
- Eva-Maj Malmström, Johanna Stjerna, Edward D.Högestätt, Hans Westergren: Quantitative sensory testing of temperature thresholds: possible biomarkers for persistent pain? In: Journal of Rehabilitation Medicine. Band 48, 2016, S. 43–47 (medicaljournals.se).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ M. Mücke, C. Cuhls, L.Radbruch, R.Baron, C. Maier, T. Tölle, R.-D. Treede, · R. Rolke: Quantitative sensorische Testung [Quantitative sensory testing]. In: Schmerz. Band 28, Nr. 6, 2014, S. 635–648, doi:10.1007/s00482-015-0093-2.
- ↑ Ruth Defrin, Avi Ohry, Nava Blumen, Gideon Urca: Sensory determinants of thermal pain. In: Brain. Band 125, 2002, S. 501–510 (oxfordjournals.org [PDF]).
- ↑ a b David M. Cain, Sergey G. Khasabov, Donald A.Simone: Response properties of mechanoreceptors and nociceptors in mouse glabrous skin: an in vivo study. In: Journal of Neurophysiology. Band 85, 2001, S. 1561–1574.
- ↑ T.Wienemann, E.A. Chantelau: The diagnostic value of measuring pressure pain perception in patients with diabetes mellitus. In: Swiss Medical Weekly, 4. Oktober 2012, S. 1–6; PMID 23037453.
- ↑ Ernst-Adolf Chantelau: Quantitativer Nadelschmerz-Test (Pieks-Test) zeigt Prädisposition für diabetisches Fußsyndrom. (pdf) In: Zeitschrift für Allgemeinmedizin Band 98. 2022, S. 137–142, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Mai 2022; abgerufen am 2. Mai 2022. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Ernst-Adolf Chantelau, Oliver Schröer: Trial of a Trivial Quantitative Heat-Pain Stimulus for Detecting Severe Loss of Nociception. In: Journal of Diabetes Science and Technology. 22. Dezember 2022, doi:10.1177/19322968221144328 (online first).