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Tokat – Wikipedia

Tokat

Hauptstadt der türkischen Provinz Tokat

Tokat (armenisch Եւդոկիա Ewdokia, griechisch Τοκάτη, Τοκάτιον) ist die Hauptstadt der türkischen Provinz Tokat und zugleich Zentrum eines direkt dem Gouverneur (Vali) unterstellten Kreises, des zentralen Landkreises (Merkez Ilçe). Die Großstadt liegt zwischen Sivas und Niksar im Tal des Yeşilırmak. Die im Stadtlogo vorhandene Jahreszahl (1870) dürfte auf das Jahr der Ernennung zur Stadtgemeinde (Belediye) hinweisen. Bis zur Landeshauptstadt Ankara sind es etwa 320 Kilometer in westlicher Richtung.

Tokat
Tokat (Türkei)
Tokat (Türkei)

Lage des zentralen Landkreises in der Provinz Tokat
Basisdaten
Provinz (il): Tokat
Koordinaten: 40° 19′ N, 36° 33′ OKoordinaten: 40° 18′ 35″ N, 36° 33′ 15″ O
Höhe: 623 m
Einwohner: 158.722[1] (2020)
Telefonvorwahl: (+90) 356
Postleitzahl: 60 000
Kfz-Kennzeichen: 60
Struktur und Verwaltung (Stand: 2021)
Gliederung: 42 Mahalle
Bürgermeister: Eyüp Eroğlu (AKP)
Postanschrift: Alipaşa Mahallesi
Gazi Osman Paşa Bulvarı No:184
60100 Tokat
Website:
Landkreis Tokat
Einwohner: 203.395[1] (2020)
Fläche: 2.003 km²
Bevölkerungsdichte: 102 Einwohner je km²
Eingang der Gök Medrese von 1275
Tokat 2012
Panoramablick auf die Stadt

Geographie

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Landkreis

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Der zentrale Landkreis (Merkez) Tokat liegt zentral in der Provinz. Im Westen grenzen die Kreise (mit dem südlichsten beginnend) Yeşilyurt, Artova, Pazar und Turhal, im Norden grenzt der Kreis Erbaa, im Nordosten der Kreis Niksar, im Südosten grenzt der Kreis Almus und schließlich im Süden der Kreis Yıldızeli (Provinz Sivas).

Der Kreis ist flächen- und einwohnerbezogen der größte Landkreis der Provinz und hat mit 101,6 Einw. je km² auch die größte Bevölkerungsdichte (zum Vergleich die Provinz hat 59,5 Einw. je km²). Der Kreis besteht neben der Provinzhauptstadt (26,5 Prozent der Provinzbevölkerung Ende 2020) aus vier weiteren Gemeinden (Belediye):

  • Çat (3.897)
  • Çamlıbel (3.871)
  • Emirseyit (2.117)
  • Güryıldız (2.057 Einw.)

Fünf ehemalige Belediye (Akbelen, Avlunlar, Büyükyıldız, Kemalpaşa und Yağmurlu) verloren 2013 diesen Status und wurden zu Dörfern zurückgestuft. Zum Kreis gehören des Weiteren noch 107 Dörfer mit durchschnittlich 306 Bewohnern. Die größten Dörfer sind:

  • Taşlıçiftlik (1.806)
  • Semerci (1.394)
  • Büyükyıldız (1.125)
  • Ormanbeyli (1.030)
  • Küçükbağlar (1.024)
  • Kemalpaşa (977)
  • Gözova (977)
  • Çerçi (721)
  • Yağmurlu (699)
  • Ortaören (683 Einw.)

42 Dörfer haben mehr Einwohner als der Durchschnitt, 28 haben weniger als 100 Einwohner.

Der städtische Bevölkerungsanteil im zentralen Landkreis beträgt 83,90 Prozent.

Klimatabelle

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Tokat (611 m)
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
39
 
6
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37
 
8
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41
 
13
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7
 
 
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10
 
 
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13
 
 
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29
16
 
 
7.2
 
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16
 
 
17
 
27
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49
 
21
9
 
 
52
 
13
3
 
 
44
 
8
0
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: Staatliches Meteorologisches Amt der Türkischen Republik, Normalperiode 1981-2010
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Tokat (611 m)
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 2,1 3,1 7,3 12,6 16,4 19,9 22,5 22,7 19,0 13,8 7,5 3,7 12,6
Mittl. Tagesmax. (°C) 6,4 8,0 13,1 19,2 23,4 26,9 29,3 30,1 26,9 20,7 13,2 7,8 18,8
Mittl. Tagesmin. (°C) −1,5 −1,2 2,2 6,7 9,8 13,0 15,7 15,8 12,4 8,5 3,1 0,2 7,1
Niederschlag (mm) 38,6 36,5 40,5 60,3 63,3 36,1 11,2 7,2 17,0 49,1 52,0 44,1 Σしぐま 455,9
Sonnenstunden (h/d) 2,8 3,8 5,0 6,2 7,5 8,6 8,8 9,4 8,4 6,0 4,2 2,5 6,1
Regentage (d) 11,7 11,5 12,6 13,5 14,1 8,8 3,3 2,7 5,1 9,1 10,8 12,7 Σしぐま 115,9

Bevölkerung

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Bevölkerungsentwicklung

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Nachfolgende Tabelle zeigt den vergleichenden Bevölkerungsstand am Jahresende für die Provinz, den zentralen Landkreis und die Stadt Tokat sowie den jeweiligen Anteil an der übergeordneten Verwaltungsebene. Die Zahlen basieren auf dem 2007 eingeführten adressbasierten Einwohnerregister (ADNKS).[2]

Jahr Provinz Landkreis Stadt
absolut anteilig (%) absolut anteilig (%) absolut
2020 597.861 34,02 203.395 78,04 158.722
2019 612.747 32,61 199.805 77,00 153.840
2018 612.646 32,86 201.294 76,75 154.495
2017 602.086 32,62 196.386 77,56 152.314
2016 602.662 31,87 192.065 77,13 148.149
2015 593.990 31,77 188.736 75,62 142.724
2014 597.920 31,05 185.626 74,25 137.831
2013 598.708 30,79 184.345 72,57 133.777
2012 613.990 29,68 182.225 72,68 132.437
2011 608.299 29,98 182.371 72,54 132.300
2010 617.802 30,46 188.173 72,59 136.595
2009 624.439 29,24 182.572 71,14 129.879
2008 617.158 28,61 176.564 70,51 124.496
2007 620.722 29,20 181.262 70,61 127.988

Volkszählungsergebnisse

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Zu den Volkszählungen liegen folgende Bevölkerungsangaben über die Stadt, den Kreis, die Provinz und das Land vor:[3] Ein Teil der Werte (1960 und davor sowie 1997) wurden PDF-Dokumenten entnommen, die über die Bibliothek des TÜIK abruf- und downloadbar sind[4].

Region 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1997 2000
Stadt (Şehir) 20.078 21.666 26.661 32.654 37.368 44.110 48.588 60.855 73.008 83.058 99.457 113.100
zentraler Kreis (Merkez){0|00} 62.743 70.464 63.545 84.761 94.132 103.681 112.476 127.541 142.027 150.771 158.953 174.700
Provinz (İl) 340.749 388.923 388.727 437.590 495.352 540.855 599.166 624.508 679.071 719.251 695.862 828.027
Türkei 18.790.174 20.947.188 24.064.763 27.754.820 31.391.421 35.605.176 40.347.719 44.736.957 50.664.458 56.473.035 62.865.574 67.803.927

Geschichte

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Tokat, Panorama, historische Photographie, um 1900.

Tokat, das antike Eudoxia (auch Eudocia bzw. Eudokia genannt)[5] ist eine anatolische Stadt mit langer Geschichte, beginnend mit den Hethitern im 2. Jahrtausend v. Chr. Es spielte jedoch im Altertum keine große Rolle, wichtig war nur seine Festung Dazimon. Wesentlich bedeutender war das benachbarte Comana Pontica. Von dort aus wurde die heutige Stadt unter Kaiser Herakleios (610–641) gegründet und nach dessen Tochter Eudokia benannt. Gegen 1021 erhielt Senekerim Arzruni von Sebaste Tokat als Lehen des byzantinischen Kaisers. Die armenischen Arzruniden waren vor den Seldschuken westwärts umgesiedelt. 1045 ging Tokat durch Heirat an die Dynastie der armenischen Bagratiden. Von 1071 bis 1175 herrschten die turkmenischen Danischmenden.[6] Vom 11. bis 13. Jahrhundert erlebte der Handel in Tokat seine Blüte. 1396 wurde das turkmenische Emirat Tokat osmanisch. Im 17. Jahrhundert verglich Evliya Çelebi den Wohlstand von Tokat mit Bursa und Aleppo. Im 19. Jahrhundert war Tokat eine der größten Städte der asiatischen Türkei.[7]

Die Bevölkerung Tokats umfasste bis in das 20. Jahrhundert einen hohen Anteil an Christen.[8] Die armenisch-apostolische Kirche stellte die Mehrheit mit sieben Gemeinden, fünf Schulen und einem eigenen Erzbischof.[9] Dieser residierte für gewöhnlich im außerhalb der Stadt gelegenen armenischen St. Joachim-und-Anna Kloster und war nicht selten zugleich dessen Abt.[10] Auf dem armenischen Friedhof beigesetzt wurde der 1812 in Tokat verstorbene anglikanische Priester und Bibelübersetzer Henry Martyn. Die im Alltag turkophone griechisch-orthodoxe Gemeinschaft besaß eine Kirche und mehrere Schulen; der in Tokat residierende griechische Erzbischof führte den Titel des auf die Antike zurückgehenden Bistums Neocaesarea (heute Niksar).[11] Im 19. Jahrhundert wurde Tokat ein Zentrum des Katholizismus im Pontosgebiet. 1859 wurde das Bistum Tokat degli Armeni der armenisch-katholischen Kirche begründet, 1892 jedoch mit Sebaste (Sivas) vereinigt und seither nur ein Mal (1972) als Titularbistum vergeben. Die ab 1881 (nominell bis 1926) hier tätigen Jesuiten unterhielten ein Kollegium und die Kongregation der armenischen Schwestern von der unbefleckten Empfängnis Mariens ein Kloster. In Tokat wirkte 1903–1907 und 1926 der Jesuit Guillaume de Jerphanion, erster Erforscher der Höhlenarchitektur in Kappadokien.[12] Um 1854 gab es eine größere armenisch-protestantische Gemeinde. Amerikanisch-protestantische Missionen entstanden ab 1864.[7]

Der allmähliche politische und wirtschaftliche Niedergang Tokats begann mit dem gleichzeitigen Aufstieg der Nachbarstadt Sivas. Am 1. Mai 1914 wurde die Hauptgeschäftsstraße von Tokat Opfer eines Brandes.[13] Am 9. Mai 1915 wurden die Armenier im Zuge des Völkermordes aus der Stadt deportiert.[14] Augenzeuge war der spätere armenische Diasporabischof Krikor Balakian. Im Zuge des griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausches der 1920er Jahre mussten auch die Einwohner Tokats griechisch-orthodoxer Konfession, obschon türkischer Alltags- und privater Gebetssprache, ihre Heimat verlassen. Bis in das 20. Jahrhundert wanderten viele Bewohner nach Amerika oder Europa aus.

Sehenswürdigkeiten

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  • Burg von Tokat: ursprünglich byzantinische Burg, von den Osmanen erneuert.
  • Historische Altstadt mit zahlreichen Gebäuden osmanischer Zeit.
  • Gök Medrese: seldschukischer Bau von 1275; hier befindet sich das Archäologische und Ethnographische Museum.
  • Ulu-Moschee, 1679 erneuert.
  • Taş Han: osmanische Karawanserei von 1631.
  • Hıdırlık-Brücke: seldschukische Brücke.
  • Ballıca-Höhle.
  • Sebastopolis: antike Stadt bei Artova.
  • Comana Pontica: antike Stadt bei Gümenek.
  • Niksar (antik Neocaesarea), frühchristliche Bischofsstadt, ehemalige Hauptstadt der Danischmenden.

In der Umgebung von Tokat gibt es eine Reihe prähistorischer Siedlungshügel (türkisch höyük):

  • Tokat Kebabı
  • Keşkek (Weizenkörner gekocht mit Butter, übergossen mit gekochten Lammfleisch und der Brühe)
  • Tokat Bati
  • Tokat Yaprağı
  • Tokat Çemeni

Töchter und Söhne der Stadt

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Commons: Tokat – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Tokat – Reiseführer

Einzelnachweise

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  1. a b Merkez Nüfusu, Tokat, abgerufen am 18. August 2021
  2. Central Dissemination System/Merkezi Dağıtım Sistemi (MEDAS) des TÜIK, abgerufen am 18. August 2021
  3. Genel Nüfus Sayımları (Volkszählungsergebnisse 1965 bis 2000), abgerufen am 18. August 2021
  4. Bücherei des Türkischen Statistikinstituts TÜIK, abrufbar nach Suchdateneingabe
  5. von griechisch: Εいぷしろんὐδοκία Eudo'cia, Dictionary of Greek and Roman Geography (1854)
  6. Arshag Alboyadjian: Geschichte der Armenier von Evdokia. Neuer Stern Verlag, Kairo 1952, S. 187 (Originaltitel: Պատմութիւն Եւդոկիոյ Հայոց. Տեղագրական Պատմական Եւ Ազգագրական Տեղեկութիւններով:)
  7. a b Robert H. Hewsen: Armenia. A Historical Atlas. University of Chicago Press, Chicago 2001, S. 191.
  8. Ferdinand Brockes: Quer durch Klein-Asien. Bilder von einer Winterreise durch das armenische Notstandsgebiet. Bertelsmann, Gütersloh 1900, 152: „Die Einwohnerzahl wird auf 35.000 berechnet, darunter etwa ein Drittel Armenier und mehrere Tausend Griechen; auch eine evangelische Gemeinde, sowie eine römisch-katholische mit Jesuitenschule findet sich daselbst“.
  9. Reise des Missionars Joseph Wolff durch Kleinasien, Turkestan, Bokhara, Afganistan, Cabul und Caschmire nach dem nördlichen und südlichen Indien in den Jahren 1831–1834. In: Magazin für die neueste Geschichte der evangelischen Missions- und Bibelgesellschaften 1837, S. 590.
  10. Le monastère de Saint-Joachim-Sainte-Anne (Sourp Hovaguim Annayi Vank‘)
  11. Reise des Missionars Joseph Wolff durch Kleinasien, Turkestan, Bokhara, Afganistan, Cabul und Caschmire nach dem nördlichen und südlichen Indien in den Jahren 1831–1834. In: Magazin für die neueste Geschichte der evangelischen Missions- und Bibelgesellschaften 1837, S. 589.
  12. Pierre Pierre: Les villes du Pont vues par le Père de Jerphanion. Tokat, Amasya, Sivas. In: Mélanges de l'école française de Rome 110-2 (1998) 859-865.
  13. Raymond Kévorkian: Le Génocide des Arméniens. Odile Jacob, Paris 2006, S. 554
  14. Jean Naslian: Les mémoires de Mgr. Jean Naslian, Evêque de Trébizonde 1911–1928, sur les événements politico-religieux en Proche-Orient de 1914–1928. Patriarcat arménien catholique, Beirut 2008, S. 232 (2 Bände, Neuauflage der Ausgabe von 1955).
  15. Kh. Harutyunyan: L'attività del Copista Mikhaêl de Thochath (Tokat). In: Rassegna degli Armenisti Italiani 17 (2016) 39-50.