Aktuelle Daten und Fakten zu Russland
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine
Der russische Überfall auf die Ukraine jährte sich im Februar 2024 zum zweiten Mal und die Bilanz der 'russischen Spezialoperation' ist aus Sicht der Aggressoren bisher verheerend. Zur Erinnerung: Russland begründete den völkerrechtswidrigen Überfall auf die Ukraine innen- und außenpolitisch zunächst mit der Behauptung, dass die ukrainische Regierung um Präsident Wolodymyr Selenskyj "drogenabhängige Neonazis" seien und die Ukraine daher von Russland "entnazifiziert" werden müsse. Nachdem diese absurde Argumentation selbst innenpolitisch kaum noch verfangen hatte, verglich sich Präsident Putin in mehreren Fernsehansprachen und "Interviews" als legitimer Nachfolger des Zaren Peter der Große und offenbarte unverhohlen die wirkliche Motivation für den russischen Angriff auf die Ukraine: die kriegerische Vergrößerung des russischen Staatsgebietes bzw. die Wiederherstellung der territorialen Grenzen Russlands zu Zeiten des russischen Kaiserreiches. Der Ukraine spricht Putin und die russische "Regierung" in diesem Zusammenhang das Existenzrecht als souveräner Staat ab, obwohl die "territoriale Unversehrtheit und politische Unabhängigkeit der Ukraine" im Budapester Memorandum von 1994 durch Russland garantiert wurde.Der Russland-Ukraine-Konflikt eskalierte im Februar 2022, nachdem Russland über Monate Soldaten an die ukrainisch-russische Grenze verlegt hatte. Am 21. Februar 2022 gab Präsident Putin bekannt, dass Russland die beiden ukrainischen Separatistengebiete Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten anerkennen würde und verlegte Truppen in die Regionen. In der Nacht zum 24. Februar 2022 initiierte Präsident Putin schließlich den völkerrechtswidrigen militärischen Überfall Russlands auf die Ukraine, der im Russland-Ukraine-Krieg mündete.
Eine Ausweitung des russischen Angriffes auf die alarmierten baltischen Mitgliedstaaten des NATO Verteidigungsbündnisses bleibt nach einhelliger Meinung internationaler Beobachter unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Der erhöhten Gefahr durch den direkten Nachbarn bewusst, haben sich mit Schweden und Finnland zwei weitere nordeuropäische Staaten entschlossen, dem NATO-Verteidigungsbündnis beizutreten.
Internationale Sanktionen gegen Russland
Russland wurde bereits veranlasst durch die völkerrechtswidrige Annexion der Krim im Jahr 2014 mit Wirtschaftssanktionen durch die EU sowie weiteren Staaten und Institutionen belegt. Infolge des erneut völkerrechtswidrigen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar/März 2022 wurden die Sanktionen gegenüber Russland durch die internationale Gemeinschaft drastisch verschärft.
Diese Sanktionen betreffen auch die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Russland. Das Primärziel der internationalen Sanktionen ist es, den Krieg für Russland massiv zu verteuern. Russland kann die hohen Kriegskosten nur tragen, wenn der Staat weiterhin Einnahmen generiert. Daher setzen die Sanktionen primär an der Haupteinnahmequelle Russlands an, den Erlösen Russlands aus den Rohstoffexporten.
Der bisherige Kriegsverlauf ist für Russland militärisch ein Desaster
Die schnelle Einnahme der ukrainischen Hauptstadt Kiew (Kyjiw) und die Gefangennahme oder Tötung des ukrainischen Präsidenten Selenskyj sind die Primärziele des russischen Angriffs gewesen und Russland ist trotz des deutlich überlegenden Militärs spektakulär gescheitert. Die Schlagkraft der ukrainischen Armee hat sich im Kriegsverlauf, auch durch die Waffenlieferungen aus dem Ausland, deutlich erhöht, Russlands Militär hat bereits deutlich an Schlagkraft und strategischen Optionen verloren.Die Gebietsgewinne für Russland sind nach zwei Jahren gering und konzentrieren sich auf die international nicht anerkannten prorussischen Separatistengebiete und die seit 2014 von Russland besetzte Krim. Umgekehrt gelang der Ukraine ein militärischer Coup, indem sie mit der Anfang August 2024 gestarteten Gegenoffensive auf russisches Territorium vordrang und bis Ende August rund 1.300 km² und über 100 Ortschaften eroberte. Die russischen Verluste sind so hoch, dass Russland trotz gegenteiliger Ankündigungen zu Kriegsbeginn, die Teilmobilmachung ausrufen musste. Der inoffizielle Pakt zwischen Präsident Putin und der russischen Bevölkerung, dass der russische Überfall auf die Ukraine keinen Einfluss auf den Alltag der Russ:innen haben würde, war damit gebrochen. Es folgte eine (erste) chaotische Einberufungswelle in Russland, in deren Verlauf mehre Hunderttausend vor allem gut ausgebildete junge Russ:innen aus dem Land und vor der Einberufung flüchteten - Rückkehr unwahrscheinlich. Nach der Wiederwahl Wladimir Putins als russischer Staatspräsident (Wahlen vom 15. März bis 17. März 2024) bis zum Jahr 2030, gingen politische Beobachter bereits von einer erneuten Einberufungskampagne für das russische Militär aus, die dann auch eingetroffen ist. Mitte September 2024 wurde die dritte Vergrößerung der russischen Armee seit Kriegsbeginn beschlossen.
International ist Russland weitestgehend isoliert, woran auch unter anderem die Charmeoffensiven des russischen Außenministers Lawrow in Afrika nichts geändert haben. Auch China, das zunächst Partei für Russland ergriff und sich nicht an den Sanktionen beteiligt, distanziert sich zusehends und zieht darüber hinaus seine Vorteile aus der Situation, indem es massive Preisnachlässe beim Rohstoffeinkauf in Russland durchsetzt. Auf der anderen Seite hat Russland alte und neue Verbündete aktiviert, die das Land militärisch unterstützen, bis die nationale Produktion der Kriegswirtschaft angelaufen ist, um die materiellen Verluste an Kriegsgerät zu kompensieren. Nordkorea und der Iran beliefern Russland seit 2023 u.a. mit Drohnen, Artilleriegeschossen und Kurz- und Mittelstreckenraketen.
Die GUS-Staaten innerhalb der SOZ (Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit) gehen wie Kasachstan deutlich auf Distanz zu Russland und kritisieren die russische Aggression, müssen sie doch befürchten, die nächsten Opfer der russischen Expansionspolitik zu werden. Russland hat den Krieg offensichtlich schlecht geplant, noch schlechter umgesetzt und die Reaktionen der internationalen Gemeinschaft unterschätzt. Heute steht das Land militärisch, ökonomisch und politisch schlechter dar als zu Kriegsbeginn und hat deutlich an Machtpotential als einer der mächtigsten Staaten der Welt eingebüßt.
Gleichzeitig sind jedoch auch die Erwartungen des Westens an die Sanktionen keineswegs aufgegangen: Russlands Wirtschaft ist nicht wie erwartet eingebrochen und das Land verzeichnet weiterhin positive Wachstumsraten des BIP. Russland nutze die vergangenen zwei Jahre, das Land ökonomisch auf die Kriegswirtschaft umzustellen, womit die ökonomische Schwäche des Landes eine Zeit lang kaschiert werden kann und der Druck auf den Westen hochgehalten wird, die Ukraine weiterhin mit Waffen zu beliefern. Wladimir Putin spielt hier taktisch auf Zeit, denn die militärische Unterstützung der Ukraine im Westen muss, anders als in Russland, durch die demokratischen nationalen Parlamente beschlossen werden.
Russland - Angaben zu Demografie und Bevölkerung
Die Gesamtbevölkerung von Russland hat im Jahr 2023 geschätzt rund 145,4 Millionen Einwohner:innen betragen; das Land steht auf Rang neun der Liste der Länder mit der größten Bevölkerung weltweit. St. Petersburg und Nowosibirsk sind nach Moskau die größten Städte in Russland. Die Bevölkerungsentwicklung Russlands ist 2015 durch die völkerrechtswidrige Annexion der (ukrainischen) Krim angestiegen (2014), seit 2017 verringert sie sich wieder. Im Jahr 2023 hat der Bevölkerungsrückgang in Russland rund 0,32 Prozent gegenüber dem Vorjahr betragen und auch mittel- bis langfristig ist der Trend negativ.Russland: Steigende Geburtenrate kann geringe Lebenserwartung und Auswanderungen nicht kompensieren
Bei den Zahlen zum Bevölkerungswachstum wie auch zum Bevölkerungsrückgang handelt es sich nicht nur um die natürliche Bevölkerungsentwicklung, die sich ausschließlich aus der Verrechnung der Geburten und Sterbezahlen im jeweiligen Land ergibt. Die Migrationsbewegungen, also die Zahl der Einwanderungen und Auswanderungen, fließen in die Berechnung der allgemeinen Bevölkerungsentwicklung ein. Wichtig für die Bevölkerungsentwicklung sind neben Wanderungsbewegungen (Migration) und der Lebenserwartung die Fertilitätsraten, auch Gesamtfruchtbarkeitsrate genannt. Die Fertilitätsrate in Russland, die im Jahr 2000 noch bei 1,21 Kindern lag, steigt seit Jahren kontinuierlich auf zuletzt 1,45 Kinder je Frau (2023). Zum Vergleich: Dies entspricht der durchschnittlichen Fertilitätsrate in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU). Aber Russlands Fertilitätsrate liegt dennoch weit unter dem Bestandserhaltungsniveau von 2,1 Kindern je Frau, das Industrieländer im Allgemeinen benötigen, um die Population zumindest konstant zu halten. Russland bräuchte als Schwellenland im Vergleich zu Industrieländern jedoch eine noch höhere Fertilitätsrate um die geringe Lebenserwartung kompensieren zu können.Die Lebenserwartung in Russland ist mit rund 73,2 Jahren im Jahr 2023 auch im internationalen Vergleich der Lebenserwartung sehr niedrig. Dies trifft insbesondere auf die sehr niedrige Lebenserwartung der männlichen Bevölkerung in Russland zu. Zum Vergleich: In der Ukraine beträgt die Lebenserwartung der Männer im Jahr 2023 rund 68,4 Jahre. Obwohl dies die geringste Lebenserwartung der EU-Beitrittskandidaten und EU-Länder ist, leben russische Männer mit einer Lebenserwartung von rund 67,5 Jahren rund ein Jahr weniger. Aufgrund der niedrigen Fertilitätsrate benötigt Russland kontinuierlich einen positiven Migrationssaldo, um den Bevölkerungsrückgang zumindest teilweise zu kompensieren.
Migration in Russland
Der Migrationssaldo von Russland ist bis zum Überfall auf die Ukraine stets positiv gewesen - es wanderten mehr Menschen nach Russland ein, als das Land im gleichen Zeitraum wieder verlassen haben. Im ersten Kriegsjahr 2022 verdreifachte sich der Wanderungssaldo auf rund 940.000 Menschen, nachdem Russland die annektierten Gebiete in der Süd- und Ostukraine,kurzerhand als russisches Staatsgebiet deklarierte, inklusive der dort lebenden Menschen. Im Jahr 2023 verzeichnete Russland einen negativen Migrationssaldo von rund 136.414 Menschen. Die Einwanderung von Russen in die Nachbarstaaten (insofern die Grenzen nicht geschlossen wurden) ist kurz nach Kriegsausbruch sprunghaft angestiegen, wie die Migrationsbewegungen von russischen Staatsangehörigen nach Georgien oder auch der Migrationssaldo Russlands mit der Republik Moldau belegen. Innerhalb der Europäischen Union leben die meisten russischen Staatsbürger:innen in Deutschland, wenngleich dies nicht direkt auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen ist.
Krieg und Sanktionen: Russische Wirtschaft um Jahre zurückgeworfen
Russland zählt zur Gruppe der wichtigsten aufstrebenden Schwellenländer, den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika). Jedoch entwickeln sich die übrigen Schwellenländer deutlich schneller als Russland. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Russland ist im Jahr 2023 auf rund zwei Billionen US-Dollar gesunken. Russland zählt zu den größten Volkswirtschaften der Welt. Allerdings hat Russland zuletzt im Ranking seinen Platz an Kanada verloren, das mit seinen rund 39,3 Millionen Einwohner:innen Russland mit seinem rund 145,4 Millionen Einwohner:innen als zehntgrößte Volkswirtschaft der Welt ablöste. Für das Jahr 2024 wird ein Anstieg des russischen BIP auf rund 2,06 Billionen US-Dollar erwartet.Das Wirtschaftswachstum in Russland erreichte Mitte der 2000er Jahre noch Wachstumsraten von bis zu 8,5 Prozent, konnte an diese Werte in den letzten Jahren jedoch nicht anschließen. Aufgrund des Krieges und der verhängten Sanktionen gegen Russland wurde ein Wirtschaftseinbruch in Russland erwartet. Dieser ist eingetroffen, aber weniger hoch als erwartet: Für 2022 wurde ein revidierter Rückgang des BIP in Russland von rund 1,2 Prozent verzeichnet. Im Jahr 2023 ist das BIP von Russland um rund 3,6 Prozent gestiegen. Auch für das Jahr 2024 wird ein weiterer Anstieg des russischen BIP von rund 3,2 Prozent prognostiziert, wenngleich Prognosen aufgrund der dynamischen Lage derzeit schwer zu treffen sind.
Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Russland ist im Jahr 2023 auf geschätzt rund 13.648 US-Dollar je Einwohner:in gesunken. In der Rangliste des BIP pro Kopf in den wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20) belegt Russland den zwölften Platz hinter Argentinien, das sich seit rund 25 Jahren von Wirtschaftskrise zu Wirtschaftskrise bewegt und in diesem Jahrtausend bereits drei Staatspleiten erlitten hat. Wäre Russland ein Mitgliedstaat der Europäischen Union, würde das Land noch vor hinter Bulgarien das niedrigste BIP-Pro-Kopf der EU-Länder aufweisen. Für 2024 wird ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf in Russland von ca. 14.391 US-Dollar je Einwohner:in prognostiziert.
Die Arbeitslosenquote in Russland ist niedrig und hat sich seit 2009 von 8,2 Prozent auf geschätzt rund 3,2 Prozent im Jahr 2023 verringert; 2024 wird eine leicht sinkende Arbeitslosenquote von rund 3,1 Prozent erwartet. Die niedrige Arbeitslosenquote ist jedoch (wie auch in vielen EU-Ländern) kein Zeichen einer boomenden russischen Wirtschaft, sondern das Ergebnis des demografischen Wandels und fehlender Arbeitskräfte. Russland fehlten nach Angaben des "Instituts für Wirtschaft der Russischen Akademie der Wissenschaften" im Jahr 2023 rund 4,8 Millionen Arbeitskräfte. Anders als in vielen Industriestaaten ist Russland für ausländische Fachkräfte nicht attraktiv und kann den Mangel daher nicht über den Zuzug von außen kompensieren. Die Inflationsrate in Russland ist im Jahr 2023 auf rund 5,9 Prozent gesunken. Für 2024 wird ein erneuter Anstieg der Teuerungsrate auf etwa 6,9 Prozent erwartet.
Außenhandel von Russland
Russlands Überschuss in der Leistungsbilanz ist im Jahr 2023 auf rund 50,6 Milliarden US-Dollar gesunken, nachdem das Land im Vorjahr noch einen Leistungsbilanzüberschuss von rund 238 Milliarden US-Dollar verzeichnete. Dies ist primär auf den Rückgang des Handelsbilanzüberschusses im Güterhandel von Russland zurückzuführen, der von rund 315,6 Milliarden US-Dollar im ersten Kriegsjahr 2022 auf rund 120,1 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 gesunken ist. Die Dienstleistungsbilanz von Russland ist wie auch in den Vorjahren negativ gewesen; Russland hat im Jahr 2023 eine passive Dienstleistungsbilanz von rund 33,9 Milliarden US-Dollar erzielt.Export
- Export von Gütern aus Russland: Russland exportierte im Jahr 2023 Waren im Wert von rund 423,9 Milliarden US-Dollar.
- Wichtigste Exportgüter von Russland Das wichtigste Exportgut Russlands im Jahr 2022 (neuere Daten sind bisher nicht verfügbar) sind Erdöl, Erdölerzeugnisse und verwandte Waren (SITC Abschnitt 33) mit einem Exportanteil von geschätzt rund 45,5 Prozent gewesen. Auf Kohle, Koks und Briketts (SITC Abschnitt 32) entfallen geschätzt rund 7,9 Prozent der Ausfuhren aus Russland. Gas (SITC Abschnitt 34) ist mit einem Anteil von geschätzt rund 6,95 Prozent das drittwichtigste Exportgut Russlands im Jahr 2022.
- Wichtigste Exportländer von Russland Der wichtigste Exportpartner für Russland im Jahr 2022 ist China mit einem Exportanteil von geschätzt rund 11,5 Prozent gewesen. Die Niederlande sind mit einem Exportanteil von geschätzt rund 7,2 Prozent der zweitwichtigste Handelspartner für Russland im Jahr 2022 gewesen, gefolgt von der Türkei mit rund 6 Prozent aller Exporte Russlands.
- Import von Gütern nach Russland Russland importierte im Jahr 2023 Waren im Wert von rund 303,8 Milliarden US-Dollar.
- Wichtigste Importgüter von Russland Die wichtigsten Importgüter von Russland im Jahr 2022 sind Straßenfahrzeuge (einschl. Luftkissenfahrzeuge) (SITC Abschnitt 78) mit einem Importanteil von geschätzt rund 8,3 Prozent gewesen. Auf Maschinen, Apparate und Geräte für verschiedene Zwecke (SITC Abschnitt 74) entfallen geschätzt rund 6,7 Prozent der Einfuhren nach Russland. Elektrische Maschinen, Apparate, Geräte und Einrichtungen (SITC Abschnitt 77) sind mit geschätzt rund 6,1 Prozent das drittwichtigste Importgut Russlands im Jahr 2022.
- Wichtigste Importländer von Russland Der wichtigste Importpartner für Russland im Jahr 2022 ist China mit einem Importanteil von geschätzt rund 31,2 Prozent gewesen. Deutschland ist mit einem Importanteil von geschätzt rund 8 Prozent der zweitwichtigste Handelspartner für Russland im Jahr 2022 gewesen, gefolgt von Belarus (Weißrussland) mit rund 6,4 Prozent aller Importe Russlands. Die Statistik zeigt die wichtigsten Importländer für Russland im Jahr 2022.
Russland als Beispiel für die Dutch Disease?
Russland exportiert vorwiegend Rohstoffe und Energieträger: Metalle mit einem Exportanteil von rund 4,2 Prozent (SITC Abschnitt 68), Gold mit einem Exportanteil von rund 2,3 Prozent (SITC Abschnitt 97), Eisen und Stahl (SITC Abschnitt 67) mit rund 6,1 Prozent sowie Metallurgische Erze (SITC Abschnitt 28) mit einem Exportanteil von rund 1,7 Prozent. Insgesamt entfallen im Jahr 2022 geschätzt rund drei Viertel (74,65 Prozent) der gesamten russischen Exporte auf die genannten Güter.
Europa ist als Exportpartner für Russlands Erdgas mittelfristig nicht zu ersetzen
Im Ranking der größten Erdgasexporteure weltweit ist Russland bereits im Jahr 2022 mit Exporten von rund 184,4 Milliarden Kubikmetern auf den zweiten Platz hinter den USA abgerutscht. Das Volumen russischer Erdgasexporte ist im Zeitraum 2021 bis 2023 um rund 43 Prozent eingebrochen. Dabei ist Europa der mit Abstand größte Abnehmer für russisches Gas gewesen, der durch China kurz- und mittelfristig nicht ersetzt werden kann. Aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine haben die Mitgliedsländer der Europäischen Union den Import russischen Erdgases massiv gesenkt. Auch im zweiten Kriegsjahr 2023 exportierte Russland das meiste Gas in die Europäische Union, allerdings nur noch im Umfang von rund 45 Milliarden Kubikmetern, nachdem es 2022 noch rund 85 Milliarden Kubikmeter gewesen sind. Die russische Ankündigung nun einfach das Erdgas in andere Weltregionen zu exportieren, ist unrealistisch und infrastrukturell derzeit unmöglich, da das bestehende Pipelinenetz auf den Export nach Europa ausgerichtet ist und auch die Kapazitäten Russlands zur Verschiffung von LNG begrenzt sind.Aktuelle Entwicklungen im Außenhandel zwischen der Europäischen Union und Russland
Das Gesamthandelsvolumen zwischen der Europäischen Union und Russland verringerte sich in den letzten Jahren deutlich; eine Entwicklung, die sich nach Inkrafttreten der Sanktionen beschleunigte:- Exporte der EU nach Russland Im Juli 2021 exportierte die EU Waren im Wert von rund 8,1 Milliarden Euro nach Russland.
- Importe der EU aus Russland Im Juli 2021 importierte die Europäische Union (EU) noch Waren im Wert von rund 13,6 Milliarden Euro aus Russland. Nachdem sich die Energiepreise im ersten Kriegsjahr deutlich verteuert hatten, haben sich auch die Gasimporte aus Russland deutlich verteuert und zu einem Anstieg des Importwertes im Juli 2022 auf rund 17 Milliarden Euro geführt. Im Juli 2024 importierte die EU noch Waren im Wert von rund 3 Milliarden Euro aus Russland.
Im Juli 2024 sind die Exporte aus der EU nach Russland auf rund 3 Milliarden Euro gesunken. Dies entspricht einem Rückgang des Exportvolumens von rund 64 Prozent.
Dies entspricht im Vergleich einem Rückgang der Importe von rund 82 Prozent.
Staatsfinanzen von Russland
Die Staatsverschuldung von Russland ist gering, auch wenn sie im Jahr 2023 auf rund 19,7 Prozent gestiegen ist. Für 2024 wird ein Anstieg auf rund 20,8 Prozent des BIP erwartet. Russland ist eines der Länder mit der geringsten Staatsverschuldung weltweit (17.Platz).Der Haushaltssaldo von Russland ist im Jahr 2023 mit circa -2,3 Prozent des BIP negativ gewesen. Auch für die kommenden Jahre werden Staatsdefizite erwartet.
Deutliche Steigerung der Militärausgaben Russlands
Ein wesentlicher Grund für das steigende Staatsdefizit sind die massiv gestiegenen Militärausgaben von Russland. Bereits das russische Militärbudget von rund 65,9 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 vor Kriegsausbruch war weltweit einer der höchsten. Im Jahr 2024 stiegen die Militärausgaben von Russland auf rund 109,5 Milliarden US-Dollar an - die dritthöchsten Militärausgaben weltweit. Die USA und China geben zwar im Vergleich zu Russland ein Vielfaches dessen für ihre Verteidigung aus, deren Volkswirtschaften sind im Vergleich zu Russland jedoch auch ungleich größer. Der Anteil der Militärausgaben am Bruttoinlandsprodukt beträgt in Russland rund 5,9 Prozent im Jahr 2023.
Das Volumen der Gold- und Devisenreserven der russischen Zentralbank haben sich im Kriegsverlauf insgesamt nur unwesentlich verändert und haben im August 2024 einen Wert von rund 613,7 Milliarden US-Dollar erreicht. Dabei gilt jedoch zu beachten, dass Russland aufgrund der Sanktionen und der Verbannung aus dem SWIFT System, ein wesentlicher Teil russischer Devisenreserven im Ausland eingefroren wurden und Russland keinen Zugriff hat. Anders sieht es bei den Goldreserven aus, deren Anteil an den internationalen Reserven Russlands sich von rund 132,7 Milliarden US-Dollar (August 2021) auf rund 188,9 Milliarden US-Dollar (August 2024) deutlich erhöhte.
Ist Russland ein freies Land?
Abgesehen von den wirtschaftlichen und militärischen Herausforderungen sind soziale und rechtsstaatliche Defizite Russlands seit Jahren Anlass anhaltender internationaler Kritik. Im Kriegsverlauf haben sich diese Einschränkungen und totalitären Prozesse nochmals deutlich verstärkt, sodass Russland gegenwärtig international unisono als harte Autokratie bzw. Diktatur bewertet wird. Russland ist kein freies Land.Die letzten Parlamentswahlen in Russland 2021 werden aufgrund systematischer Defizite international ebenso wenig ernst genommen, wie die Persiflage demokratischer Präsidentschaftswahlen in Russland im März 2024, die Putin mit einem "Rekordergebnis" gewonnen hat. Venezuela hat bereits zu den demokratischen Wahlen und dem Rekordergebnis gratuliert - Anfang März gratulierten sie noch dem Iran zu dessen "freien Wahlen".
- Bertelsmann Transformationsindex (BTI) für Russland Zu Beginn des Jahres 2024 erzielte Russland 3,43 von 10 Punkten im Index für Demokratie (harte Autokratie), 4,93 Punkte im Index für Marktwirtschaft (schlecht funktionierende Marktwirtschaft) und 2,55 Punkte im Index für politisches Management (gescheitert). Der Indexwert für Demokratie in Russland von 4,40 für das Jahr 2022 wurde vor Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ermittelt und hatte die darauffolgenden demokratiefeindlichen Maßnahmen der russischen Regierung, wie beispielsweise die faktische Abschaffung der Meinungsfreiheit und die vollständige Zensur der Berichterstattung in Russland, nicht berücksichtigt. Angesichts der zahllosen Repressionen gegenüber kritischen Stimmen und der Androhung von drakonischen Gefängnisstrafen beim Äußern von "Falschinformationen" wurde die Herabstufung Russlands im Index für Demokratie in der aktuellen Erhebung des BTI 2024 erwartet.
- Fragile States Index (FSI) für Russland Russland erreichte im FSI 2024 einen Indexwert von 81,6 Punkten und belegte somit Platz 48 von 179 untersuchten Staaten weltweit. Zur Einordnung: Dies meint, dass 131 Staaten weltweit stabiler eingeschätzt werden als Russland.
- Pressefreiheit in Russland Russland ist mit einem Indexwert von 29,86 Punkten nach Belarus der Staat mit der zweitgeringsten Pressefreiheit in Europa im Jahr 2024.
- Internetfreiheit in Russland Russland ist eines der Länder mit der geringsten Internetfreiheit weltweit, zusammen mit China, Myanmar, dem Iran und Kuba.