Rad

Ein Rad ist die Ausgeburt seiner Radmutter. Es ist eine Welt für sich und dreht sich daher immer um den eigenen Radnabel. Gewöhnliche Radfamilien sind entweder zweirädrig, dreirädrig, oder fünfrädrig und teilen sich entsprechend das Fahrgestell eines Zweirades, eines Dreirades oder eines Autos als Wohnung, wobei bei fünfrädrigen Radfamilien das fünfte Rad des Autos als Stiefkind in eine Ecke des Kofferraums verbannt bleibt und noch nichtmal ein eigenes Radlager als Schlafmöbel für sich hat. Die Radmutter ist stets sehr streng, denn bliebe sie immer ganz locker, würde ihre Familie durch die nächste Autofahrt in alle Himmelsrichtungen zerstreut.

Von einer Erfindung des Rades als Beginn der Zivilisation kann keine Rede sein. Das Rad entwickelte sich in der Evolution aus den Ammoniten. Der Radnabel beweist, dass es zu den Säugetieren gehört. Und zwar zu den intelligenten. Denn es ist zu Glauben fähig. Die fünf Räder eines Autos etwa glauben an eine höhere Macht. Und tatsächlich gibt es da noch ein höheres Rad, das die niederen Räder nicht sehen können und dessen Rolle nicht das Rollen, sondern das Lenken ist. Das Lenkrad ist sozusagen der eigene Gott jeder fünfrädrigen Familie. Auch die Räder zwei- und dreirädriger Familien glauben an ihren Lenker in höheren Sphären und können diesen sogar sehen, aber nicht wirklich verstehen, weil er kein Rad ist, sondern eher Schlangengestalt hat. Daher kommt es bei Zweirädern und Dreirädern eher zu Unfällen. Ob es sich dabei wegen der Schlangengestalt der Lenker dieser Fahrzeuge um Sündenfälle handelt, ist ungeklärt. Der Papst zeigt sich in dieser Frage radlos.

Ein Rad kann sich drehen und dabei rollen. Daher nennen Experten das Rad auch Rolldrehaggregat, entsprechend seiner Funktion, in der es den Rollbraten im Lauf der Evolution vollständig ablöste.