Würde
„Kleider machen einem zum Menschen. Ein nackter Mensch ist eine Larve, ohne Würde, ohne Aufgabe, ohne Platz in der Gesellschaft“
- ~ Michel Tournier über Würde
Die Würde ist ein abstrakter, schwer zu definierender Begriff aus der Ethik und bezeichnet angeblich die „moralische Qualität des menschlichen Handelns," was auch immer das bedeuten mag. Würde die Würde nicht existieren, würde es auf der Welt bedeutend weniger Diskussionen darüber geben, wie die Würde des Menschen aufrechtzuerhalten bzw. zu etablieren sei. Frösche, Heuschrecken, Schafe, Schweine, Rinder und anderes Getier sind nicht im Besitz einer Würde und müssen dementsprechend nicht „würdevoll“ behandelt werden.
Wortherkunft[編集 | ソースを編集 ]
Sprachwissenschaftler führen die Herkunft des Wortes auf die sprachliche Verwandtschaft mit dem Begriff Wert zurück. Früher, als sich noch nicht etliche Philosophen dieses Begriffs angenommen hatten, bezeichnete die Würde die soziale Stellung einer Person, ihr Ansehen, ihre Ehre, die Anzahl der Rösser in ihrem Stall oder die Größe ihres nicht beheizbaren Schlosses. Erst mit Beginn der Aufklärung wandelte sich die Würde zu einer ethischen, aus der christlichen Weltanschauung geborenen Prämisse und trat ihren steinigen Siegeszug um die aufgeklärte Welt an.
Was genau ist denn nun Würde?[編集 | ソースを編集 ]
Die Würde im westlichen Kulturkreis[編集 | ソースを編集 ]
Jeder Mensch ist angeblich autonom und darf selbst bestimmen, was er aus seinem Leben macht, wie er sich kleidet, was er denkt oder sagt und welche Sexualpartner er sich im Laufe seines kurzen Lebens aussucht, solange er dabei die Würde anderer Menschen achtet. Menschen, die nicht über dieses Selbstbestimmungsrecht verfügen, da sie z.B. einen mehrjährigen All-inclusive-Urlaub in Guantanamo gebucht haben während dessen ihre Menschenrechte weitestgehend eingeschränkt sind, werden ihrer Würde beraubt und leben ein menschenunwürdiges Leben.
Weiterhin verdient es angeblich jeder Mensch - ungeachtet seiner sozialen Stellung, seines Aussehens oder seines Geruchs - von anderen Menschen mit Respekt behandelt zu werden, dies gilt im besonderen Maße für Personen des öffentlichen Lebens in einer exponierten Stellung oder mit einer besonderen Verantwortung. In diesem Zusammenhang spricht man auch von der „Würde des Amtes,“ die nicht angetastet oder in Frage gestellt werden darf.
Unterschichtler, Insassen von Altersheimen, Ausländer und Obdachlose besitzen in der Regel keine oder nur wenig Würde und dürften prinzipiell vom Rest der Gesellschaft wie Tiere behandelt werden. Da jedoch die meisten Menschen ein moralisches Empfinden haben, kommt auch dieser Personenkreis in den Genuss von ein bisschen Menschenwürde, wenn die Würdelosen nicht gerade von Neonazis und anderen Sadisten erniedrigt oder zu Tode geprügelt werden.
Im deutschen Grundgesetz wird die Würde des Menschen als „unantastbar“ definiert. Dieser Gummiparagraph sagt letztendlich nur wenig aus und es gibt inzwischen so viele Ausnahmen von der grundgesetzlichen Regel, dass die Autoren dieses Gesetzes sich im Grabe umdrehen würden, falls man sie vor ihrer Bestattung nicht in einen zu engen, ihrer Würde nicht angemessenen Sarg gezwängt hat.
Die Würde im Islam[編集 | ソースを編集 ]
Im Islam ist der Begriff der Würde etwas anders definiert. Ein würdevolles Leben zu führen, heißt, im Einklang mit den Gesetzen des Korans zu leben, was besonders die Frauen - nach aufgeklärten Gesichtspunkten - ihrer Würde beraubt, da sie z.B. nicht frei entscheiden dürfen, wie sie sich kleiden und gezwungen werden, Kopftücher und Fertighäuser mit sich herumzutragen. Auch Ehebrecher verlieren ihre Würde und damit auch ihre Daseinsberechtigung und dürfen vom entfesselten Mob gesteinigt und tot durch die Straßen geschleift werden. Taschendiebe und Einbrecher verlieren nicht selten ihr Berufswerkzeug, indem man ihnen eine oder beide Hände abhackt wodurch sie fortan als unwürdige Menschen gebrandmarkt sind.
Was kann man mit der Würde machen?[編集 | ソースを編集 ]
Würde eignet sich hervorragend, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Schon eine kleine Dosis davon macht viele Menschen relativ frei und befähigt sie dazu, sich respektiert und geachtet zu fühlen. Menschen, die an Selbstüberschätzung erkranken, benehmen sich ihrem Selbstempfinden nach besonders würdevoll und verlangen überdurchschnittlich viel Respekt bzw. Unterwürfigkeit von ihren Mitmenschen. Ansonsten eignet sich die Würde auch hervorragend, um mit Füßen getreten oder missachtet zu werden.
Zudem ist Würde ein beliebter Begriff im politischen Marketing. Als Beispiel sei eine Wahlkampfparole der FDP genannt: „Wir machen Würde bezahlbar.“ Diese Behauptung ist sogar insofern zutreffend, als dass, bevor die FDP irgendwelchen politischen Einfluss in Deutschland hatte, das notwendige Quantum Menschenwürde – anders als heute – im Rahmen der deutschen Sozialsysteme vollkommen kosten- und bedingungslos für jedermann (zu Zeiten Willy Brandts auch für jedefrau) verfügbar war.
Verlust von Würde[編集 | ソースを編集 ]
Die beschämenden Konsequenzen, die der Verlust von Menschenwürde mit sich trägt, kann während der Karnevalszeit exemplarisch beobachtet werden. Durch ihren übermäßigen Alkoholkonsum und die damit verbundene Enthemmtheit, verhalten sich viele Menschen würdelos, kotzen in Büsche oder einfach auf die Straße, grapschen anderen Menschen an die primären wie sekundären Geschlechtsmerkmale, bedienen sich einer vulgären Sprache und verlieren dadurch temporär jegliche Menschenwürde und moralische Qualität.
Alkoholiker, die schon morgens um 9 Uhr besoffen an der Supermarktkasse stehen, um sich ihre Tagesration Doppelkorn zu beschaffen werden von ihren Mitmenschen als würdelos angesehen. Der mit ihrer Krankheit verbundene Verlust moralischer Werte wie Aufrichtigkeit und Selbstdisziplin nagt beständig an ihrer Menschenwürde und wenn sie gegen Ende ihres Leidenswegs in ihrem Erbrochenen abgewrackt unter einer Brücke liegen, ist der Würdeverlust total und in den meisten Fällen nicht mehr aufzuhalten.
Aber auch während Kriegen und ethnischen Säuberungen kann der Würdeverlust beobachtet werden, denn durch den Entzug seiner Würde wird das Volk eines annektierten bzw. besetzten Landes oder eine unerwünschte Volksgruppe bestens gedemütigt, herabgewürdigt und unterworfen. Dabei gehen die Aggressoren meistens systematisch vor, zwingen ihre Opfer dazu sich zu entkleiden und damit zu entwürdigen, nehmen Massenschändungen an Frauen und Kindern vor und lassen Menschen sich ihr eigenes Grab schaufeln, in welches diese dann per Kopf- oder Genickschuss befördert werden.
Wo bekomme ich Würde ?[編集 | ソースを編集 ]
Würde kann man leider noch nicht käuflich erwerben, auch wenn seit Jahrzehnten zahlreiche Menschenrechtler und Philosophen daran arbeiten, Würde industriell herzustellen und in kleinen Tütchen auf den Ethikmarkt zu werfen. Das Produkt Instant Würde des Lebensmittelfabrikanten Danone steht kurz vor der Marktreife. Der Entwürdigte reißt ein Tütchen mit der distillierten Würde eines Kardinals oder Würdenträgers auf, schüttet das Pulver in ein Glas, vermischt es mit herkömmlichem Leitungswasser und trinkt das Würde-Wasser-Gemisch in einem Zug aus. Schon nach wenigen Sekunden breitet sich die Würde im Körper des Konsumenten aus und macht ihn zu einem würdevollen Menschenwesen, mit allen daraus resultierenden Rechten und Pflichten.
Besonders würdige Menschen[編集 | ソースを編集 ]
In unseren Reihen leben zahlreiche Menschen, die als besonders würdig angesehen werden müssen. Dazu gehören:
- Karl Kardinal Lehmann - Dieser Mann strotzt nur so vor Würde und um ihn herum kann gelegentlich eine regenbogenfarbene Aura reinster Würde beobachtet werden, die von seinen Kritikern allerdings eher als Hybris gedeutet wird.
- Papa Ratzi - Dem deutschen Papst sieht man seine Würde schon von weitem an und sie äußerst sich besonders in seiner Art, mit dem Handrücken in die Menge der Gläubigen zu winken.
- Franz Beckenbauer - Ein Mann, der vor moralischer Integrität nur so strotzt, dessen sprachlicher Duktus aber leider nicht ganz mit seiner Würde mithalten kann.
- Claudia Roth - Das Gewissen der Nation, würdevoll bis unter den blonden Pony meldet sie sich fast stündlich zu allen möglichen Gesellschaftsthemen zu Wort und fordert vehement die Einhaltung der Menschenwürde.
Artikel der Woche 35/2007
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