Quelltext der Seite Alexander Gauland

[[Datei:2019-04-11 Pressekonferenz der AfD by Olaf Kosinsky-8116 (cropped).jpg|mini|hochkant=0.8|Alexander Gauland (2019)]]
'''Eberhardt Alexander Gauland''' (* [[20. Februar]] [[1941]] in [[Chemnitz]]) ist ein deutscher [[Jurist]], [[Publizist]] und [[rechtspopulist]]ischer [[Politiker]] ([[Alternative für Deutschland|AfD]], vormals [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]]). Von 2017 bis 2019 war Gauland einer von zwei AfD-[[Bundessprecher]]n (Parteivorsitzenden). Seit 2017 ist er [[Mitglied des Deutschen Bundestages]], wo er von 2017 bis 2021 neben [[Alice Weidel]] einer von zwei [[Fraktionsvorsitzender|Fraktionsvorsitzenden]] der [[AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag|Bundestagsfraktion seiner Partei]] war. Seit 2019 ist er [[Ehrenvorsitzender]] der AfD und seit 2021 auch der AfD-Bundestagsfraktion.

Gauland war von 1973 bis 2013 Mitglied der CDU. Er war im Laufe seiner Parteikarriere im [[Politik in Frankfurt am Main|Frankfurter Magistrat]] und im [[Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit|Bundesumweltministerium]] tätig und leitete von 1987 bis 1991 die [[Hessische Staatskanzlei]] unter Ministerpräsident [[Walter Wallmann]], der sein [[Mentoring|Mentor]] war. Eine umstrittene, von Gauland in seiner Funktion als Leiter der Staatskanzlei getätigte Versetzungsentscheidung fand als [[Affäre Gauland]] Einzug in die deutsche Literatur. Er war von 1991 bis 2005 [[Herausgeber]] der in [[Potsdam]] erscheinenden Tageszeitung ''[[Märkische Allgemeine]]'' und publizierte vielfältig, so auch die ''[[Anleitung zum Konservativsein]]''. Zuletzt war er Vordenker des [[Berliner Kreis in der Union|Berliner Kreises]].

Gauland ist Gründungsmitglied der gegen den [[Euro]] gerichteten [[Wahlalternative 2013]] und der daraus hervorgegangenen Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD). Er war Vorsitzender der [[AfD Brandenburg]]. Nach der [[Landtagswahl in Brandenburg 2014]], bei der er Spitzenkandidat gewesen war, wurde er [[Fraktionsvorsitzender]] seiner Partei und [[Alterspräsident]] im [[Landtag Brandenburg]]. Er war zusammen mit [[Alice Weidel]] [[Spitzenkandidat]] der AfD für die [[Bundestagswahl 2017]], gewann ein Bundestagsmandat und wurde daraufhin zum Ko-Fraktionsvorsitzenden gewählt. Am 2.&nbsp;Dezember 2017 wurde Gauland auf dem Parteitag in [[Hannover]] zusätzlich zum zweiten gleichberechtigten Bundessprecher der AfD neben [[Jörg Meuthen]] gewählt. Am 30. November 2019 wurde [[Tino Chrupalla]] zu seinem Nachfolger gewählt, nachdem Gauland auf eine erneute Kandidatur verzichtet hatte.

Insbesondere während des Bundestagswahlkampfes 2017 wurden Aussagen Gaulands mehrfach als [[Rassismus|rassistisch]] und [[Geschichtsrevisionismus|revisionistisch]] aufgefasst.<ref>https://meta.tagesschau.de/id/134297/ermittlungen-gegen-gauland-wegen-volksverhetzung-eingestellt<br />Wolfgang Janisch: [http://www.sueddeutsche.de/politik/afd-afd-spitzenkandidat-gauland-wegen-rassistischer-aeusserung-angezeigt-1.3645811 ''AfD-Spitzenkandidat Gauland wegen rassistischer Äußerung angezeigt'']. Erschienen am 29. August 2017 in ''[[Süddeutsche Zeitung]]''. Eingesehen am 22. Januar 2018.<br />[https://taz.de/AfD-zum-Nationalsozialismus/!5447579/ Sabine am Orde: ''AfD zum Nationalsozialismus. Gauland relativiert NS-Verbrechen'', TAZ, 15. September 2017]<br />[https://www.focus.de/politik/deutschland/bundestagswahl_2017/alexander-gauland-vom-konservativen-publizisten-zum-scharfmacher_id_7618380.html Bundestagswahl 2017. ''Alexander Gauland: Vom konservativen Publizisten zum Scharfmacher'', Focus Online, 15. September 2017]</ref> Gemäß einer im Januar 2019 vorgelegten Studie bescheinigt das [[Bundesamt für Verfassungsschutz]] Gauland „[[völkischer Nationalismus|völkisch-nationalistische]] Gesellschaftsbilder“. Durch „[[Diffamierung]] derjenigen, die nicht Bestandteil der eigenen, aufgewerteten Gruppe“ seien, verstoße er gegen [[Art. 3 GG]]. Die Glaubwürdigkeit der [[Wahldemokratie|parlamentarischen Demokratie]] werde von ihm „bewusst delegitimiert“.<ref>[[Frank Jansen]]: [https://www.tagesspiegel.de/politik/prueffall-afd-verfassungsschutz-haelt-gauland-fuer-problematischer-als-meuthen/23877628.html ''Verfassungsschutz hält Gauland für problematischer als Meuthen''.] In: ''[[Tagesspiegel]]''. 17. Januar 2019.<br />[[Georg Mascolo]], [[NDR]], [[WDR]]: [https://www.tagesschau.de/inland/afd-verfassungsschutz-149.html ''Gauland im Visier des Verfassungsschutzes''.] In: ''[[tagesschau.de]]''. 17. Januar 2019.</ref> Mit seinen Äußerungen, etwa zu Migranten oder zur [[Zeit des Nationalsozialismus|NS-Vergangenheit Deutschlands]], löst Gauland immer wieder Kontroversen aus.

== Leben ==
=== Herkunft und Jugend ===
Alexander Gauland wurde 1941 als Sohn des 1936 in den Ruhestand versetzten [[Oberstleutnant]]s der [[Schutzpolizei]] Alexander Gauland (* 1881)<ref name="Verwaltungsblatt">[[Sächsisches Verwaltungsblatt]] Nr. 2/1936, Hrsg. von der Sächsischen Staatskanzlei, Teubner, Dresden 1937, S. 273. [https://books.google.de/books?id=IcFXAAAAMAAJ&q=S%C3%A4chsisches+Verwaltungsblatt+alexander+gauland&dq=S%C3%A4chsisches+Verwaltungsblatt+alexander+gauland&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjNieipnNviAhVd6qYKHYZsCt0Q6AEILzAB Online]</ref><ref name="Hammelehle 2017">Sebastian Hammelehle: [https://www.spiegel.de/spiegel/so-ticken-konservative-in-deutschland-a-1176882.html ''Zeitgeist: Wir sind die neuen Konservativen: Konservativ sei wieder sexy, sagt die CSU. Aber was bedeutet der Begriff heute? Eine Deutschlandreise zu Menschen, die ein Erbe bewahren wollen.,''], spiegel.de, 10. November 2017.</ref> im [[Sachsen|sächsischen]] Chemnitz geboren.<ref name="Emmerich">[http://www.stadtbibliothek-chemnitz.de/autorenlexikon/pmwiki.php?n=Autor.AlexanderGauland ''Gauland, Alexander''] im: ''Lexikon Chemnitzer Autoren''. In: [[Wolfgang Emmerich]], [[Bernd Leistner (Literaturwissenschaftler)|Bernd Leistner]] (Hrsg.): ''Literarisches Chemnitz. Autoren – Werke – Tendenzen''. Verlag Heimatland Sachsen, Chemnitz 2008, ISBN 978-3-910186-68-2, S. 133.</ref> Der Vater war am [[Königreich Sachsen|sächsischen Königshof]] in Dresden tätig. Er benannte seinen Sohn nach dem russischen Zaren [[Alexander I. (Russland)|Alexander&nbsp;I.]]<ref>[[Markus Wehner]]: [http://www.faz.net/aktuell/politik/portraets-personalien/afd-vizechef-die-drei-leben-des-alexander-gauland-13442469.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 ''Die drei Leben des Alexander Gauland'']. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung]]'', 28. Februar 2015, S. 9.</ref>
Alexander Gauland wuchs im vor dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] in einzelnen Teilen [[Großbürgertum|großbürgerlich]]<ref name="Jacobi">[[Addi Jacobi]]: {{Internetquelle |autor= |url=http://www.chemnitzgeschichte.de/pers-kat-liste-top/309-staatssekretaer-a-d-dr-alexander-gauland |titel=Staatssekretär a.&nbsp;D. Dr. Alexander Gauland |werk=chemnitzgeschichte.de |abruf=2019-01-25}}</ref> geprägten [[Chemnitz-Kaßberg]] auf und besuchte dort ab 1946 in der [[SBZ]] und später in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] zunächst die dortige André-Schule und anschließend die Goethe-Oberschule in [[Karl-Marx-Stadt]].<ref name="Emmerich" /> Nach seinem DDR-[[Abitur]] 1959 an der [[Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium|Friedrich-Engels-Oberschule]],<ref>Siehe auch: Dr. Alexander Gauland: Publizist im Gespräch mit Dr. [[Michael Schramm (Journalist)|Michael Schramm]], Abschrift der Sendung ''alpha-Forum'' bei [[ARD-alpha|BR-alpha]] vom 20. Januar 2009, o.&nbsp;S. ([https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/alpha-forum/alexander-gauland-gespraech100~attachment.pdf PDF]).</ref> ebenfalls in Karl-Marx-Stadt, [[Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR|flüchtete]] er aus der DDR in die [[Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (bis 1990)|Bundesrepublik]],<ref name="Emmerich" /> da ihm nach seinen eigenen Angaben ein Studium verwehrt worden sei.<ref name="Hähnig" /> Er war anfangs im [[Notaufnahmelager Marienfelde]] (Berlin),<ref>{{Webarchiv |url=https://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2015/08/sommerinterview-alexander-gauland-gegen-Einwanderungsgesetz.html |text=''„Wer nicht politisch verfolgt ist, hat gar keinen Anspruch“'' |archive-is=20151107134431}}. [[Rundfunk Berlin-Brandenburg|rbb]]-Sommerinterview, 16. August 2015.</ref> anschließend im hessischen [[Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen|Gießen]] untergebracht.<ref>Alexander Pitz: ''Ein pointierter Streifzug durch die deutsche Geschichte''. In: ''[[Märkische Allgemeine]]'', 11. Februar 2010, S. Nrp5.</ref>

=== Jurastudium in Marburg und Gießen ===
Er absolvierte 1960<ref name="Jacobi" /> die westdeutsche Ergänzungsprüfung zum DDR-Abitur in [[Darmstadt]] und studierte ab 1960 [[Geschichtsstudium|Geschichte]] und [[Politikwissenschaft]] sowie [[Rechtswissenschaft]]en an der [[Philipps-Universität Marburg]] und der [[Justus-Liebig-Universität Gießen]].<ref name="Emmerich" /> In Marburg war er beim [[Ring Christlich-Demokratischer Studenten]] (RCDS) engagiert und leitete als ''Universitätsältester'' die [[Studierendenschaft|studentische Vollversammlung]] (als ein Nachfolger von [[Walter Wallmann]]).<ref name="Wallmann">[[Walter Wallmann]]: ''Im Licht der Paulskirche. Memoiren eines Politischen''. Goetz, Potsdam 2002, ISBN 3-00-009956-5, S. 102 f.</ref> Nach seinem Studium litt er an einer schweren [[Depression]] und verbrachte sechs Wochen in einer Nervenklinik in Bonn.<ref>{{Internetquelle |autor=Alexander-Georg Rackow, Jan Fleischhauer |url=https://www.focus.de/politik/deutschland/rueckzug-von-der-parteispitze-afd-chef-alexander-gauland-im-interview_id_11402031.html |titel=AfD-Chef Gauland: „Ein Teil meiner Familie hat völlig mit mir gebrochen“ |werk=[[Focus]] |datum=2019-11-30 |abruf=2019-12-02}}</ref> 1970 wurde er beim Völkerrechtler [[Gerhard Hoffmann (Rechtswissenschaftler)|Gerhard Hoffmann]] an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät<ref>Alexander Gauland: ''Das Legitimitätsprinzip in der Staatenpraxis seit dem Wiener Kongress''. Berlin 1971, S. 7.</ref> der Universität Marburg mit der Dissertation ''Das Legitimitätsprinzip in der Staatenpraxis seit dem Wiener Kongress'' zum [[Dr. jur.]] [[Promotion (Doktor)|promoviert]].<ref name="Emmerich" /><ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://d-nb.info/720047927 |titel=Katalog der Deutschen Nationalbibliothek |abruf=2019-01-20}}</ref> 1966 legte er die erste und 1971 die zweite juristische [[Staatsexamen|Staatsprüfung]] in [[Hessen]] ab.<ref name="Emmerich" />

=== Politischer Werdegang in der CDU ===
==== Stationen in Bonn, Edinburgh und Frankfurt am Main ====
Nach der Promotion arbeitete er von 1970 bis 1972 für das [[Presse- und Informationsamt der Bundesregierung]] in Bonn, war von 1974 bis 1975 [[Attaché|Presseattaché]] am [[Generalkonsulat]] im [[Schottland|schottischen]] [[Edinburgh]] und danach für die [[CDU/CSU-Bundestagsfraktion]] in Bonn tätig.<ref name="Emmerich" />

Im [[Bundestag]] begegnete er seinem Mentor [[Walter Wallmann]], seinerzeit stellvertretender Unionsfraktionsvorsitzender. Nachdem Wallmann [[Parlamentarischer Geschäftsführer]] geworden war, avancierte Gauland, der 1973 der CDU beitrat,<ref>[[Christoph Kopke]], Alexander Lorenz: [https://www.dielinke-brandenburg.de/fileadmin/Landesverband/Newsletter/AFD-Studie_Endfassung_Aktualisiert__14.11.14.pdf ''„Wenn ich benenne, was Menschen umtreibt, bin ich Demokrat.“''] Studie im Auftrag der Partei DIE LINKE, Landesverband Brandenburg, Potsdam Oktober 2014, S. 22.</ref> auf Wallmanns Wunsch hin zu dessen persönlichem Referenten. Dieser setzte viel auf Gauland und würdigte ihn in seiner Autobiografie (2002) als „außergewöhnlich gebildet, keineswegs immer den Erfordernissen politischer Taktik aufgeschlossen, an allen Fragen interessiert und vor allem ein[en] Mann, der Loyalität mit dem Mut zum Widerspruch in der Sache zu verbinden wusste“. Er sei ein „wichtiger Ratgeber“ gewesen.<ref name="Wallmann" />

Aufgrund des guten Ergebnisses der [[CDU Hessen]] bei den [[Kommunalwahlen in Hessen 1977]] wechselte Gauland in den [[Römer (Frankfurt am Main)|Römer]] nach Frankfurt am Main. Wallmann wollte dort mit seinen Mitstreitern durch einen Politikwechsel in der einstigen linken Hochburg den Erfolgskurs der Sozialdemokraten im Bund stoppen.<ref>[[Manfred Kittel]]: ''Marsch durch die Institutionen? Politik und Kultur in Frankfurt am Main nach 1968'' (= ''Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte''. Band 86). Oldenbourg, München 2011, ISBN 978-3-486-70402-0, S. 1 f.</ref> Dort war er persönlicher Referent, [[Redenschreiber]] und Büroleiter<ref name="Wallmann" /> des [[Liste der Stadtoberhäupter von Frankfurt am Main|Oberbürgermeisters]] Wallmann.<ref name="Klein">Heribert Klein: ''Alexander Gauland 60&nbsp;Jahre''. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', 19. Februar 2001, Nr. 42, S. 22.</ref> In der Funktion als [[Frankfurt am Main|Frankfurter]] [[Magistrat (Deutschland)|Magistratsdirektor]] organisierte er u. a. die Verbringung von [[vietnam]]esischen [[Flüchtling]]en ([[Boatpeople]]) in die hessische Metropole.<ref>''„Dan lang Engelsberg than chao“''. In: ''[[Der Spiegel]]'', 31/1979, 30. Juli 1979, S. 28–32, hier: S. 28 ([http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/40349067 PDF]).</ref> Mit Wallmann, der erster [[Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit|Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit]] im [[Kabinett Kohl II]] wurde, wechselte er 1986 in das Bundesministerium nach Bonn,<ref name="Klein" /> wo er die [[Zentralabteilung]] mitaufbaute.<ref name="Munzinger" />

==== Staatssekretär in Hessen ====
Mit der gewonnenen [[Landtagswahl in Hessen 1987]] wurde er als [[Staatssekretär]] Chef der [[Hessische Staatskanzlei|Hessischen Staatskanzlei]] in Wiesbaden unter [[Kabinett Wallmann|Ministerpräsident Wallmann]].<ref>Benedikt Schreiter, Sebastian Geiger: ''Daten und Fakten zum politischen System Hessens.'' In: [[Wolfgang Schroeder]], Arijana Neumann (Hrsg.): ''Politik und Regieren in Hessen.'' Springer Fachmedien, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-531-17302-3, S. 339–384, hier: S. 369.</ref> Der Politikwissenschaftler [[Eike Hennig]] sah in Gauland einen „liberalkonservativen“ Politiker, der allerdings im [[Wahlkampf]] federführend an einer „antiintegrativen [[Ausländerpolitik|ausländerpolitischen]] Kampagne“ beteiligt war.<ref>[[Eike Hennig]]: ''Die Republikaner im Schatten Deutschlands. Zur Organisation der mentalen Provinz.'' In Zusammenarbeit mit Manfred Kieserling und Rolf Kirchner, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-518-11605-3, S. 285.</ref> Um das ''Aktionsprogramm Hessen-Thüringen,'' ein Investitionsprogramm für den [[Aufbau Ost]], umzusetzen, wurde er 1989 mit der Leitung einer Kabinettsarbeitsgruppe betraut, der auch die Staatssekretäre [[Dieter Posch]] (FDP) und [[Claus Demke]] (CDU) angehörten.<ref>Axel Schneider: ''Hessen und Thüringen. Stichworte einer Nachbarschaft'' (= ''Die Hessen-Bibliothek''). Insel Verlag, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-458-16036-1, S. 101.</ref>

Am 16. Februar 1993 erschien in der ''Frankfurter Rundschau'' eine Anzeige, die auf eine öffentliche Diskussion am 24. Februar 1993 zum Thema „Staatsbürgerschaft, Einwanderung und Asyl im weltoffenen Deutschland“ im Frankfurter Dominikanerkloster hinwies. Als Diskussionsteilnehmer werden neben Gauland [[Winfried Hassemer]], [[Dieter Hooge]] und andere genannt. Der Text war verbunden mit einer von vielen Prominenten (darunter [[Ignatz Bubis]], [[Daniel Cohn-Bendit]], [[Joschka Fischer]] und [[Marcel Reich-Ranicki]]) unterzeichneten Erklärung. Sie enthielt Sätze wie: „Zu gewinnen ist ein modernes und europafähiges Deutschland. Nötig ist eine pragmatische und humane Einwanderungspolitik. Wir brauchen eine intelligente und verantwortliche Asylpolitik, die an der Selbstverpflichtung der Gesellschaft zur Generosität grundsätzlich festhält.“ Die Rede war auch von einer „Republik, die als offene Gesellschaft das ,völkische‘ Selbstverständnis hinter sich gelassen hat“.<ref>[[Stephan Hebel]]: ''Multikulti-Freund Gauland.'' In: ''Frankfurter Rundschau'' vom 31.3./1. April 2018, S. 7.</ref>

Sein Versuch, den Leitenden Ministerialrat [[Rudolf Wirtz]] (SPD) zu versetzen, um Platz für seinen Parteifreund [[Wolfgang Egerter]] zu machen, führte zu [[Instanz (Recht)|mehrinstanzlichen]] Verfahren vor [[Verwaltungsgericht (Deutschland)|Verwaltungsgerichten]] und einer landespolitischen [[Kontroverse]],<ref>[[Günter Mick]]: ''Der „Fall“ Gauland.'' In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]],'' 7. April 1992, S. 42.</ref> die unter dem Namen „[[Affäre Gauland]]“ bekannt ist.<ref>{{DHM-HdG |Bio=martin-walser |Titel=Martin Walser |Autor=Claudia Wagner}}</ref> In dieser wurde die Vergangenheit Egerters im [[Witikobund]] thematisiert,<ref>[[Robert Leicht (Journalist)|Robert Leicht]]: [http://www.zeit.de/1996/13/wirtz.txt.19960322.xml ''Der Fall, der „Finks Krieg“ zugrunde liegt'']. In: ''[[Die Zeit]],'' 13/1996, 22. März 1996.</ref> und Gauland musste im Zuge des Verfahrens [[Versicherung an Eides statt|eidesstattliche Versicherungen]] abgeben.<ref>[[Erich Satter]]: ''Wertbewusstsein im Spiegel von Religion und Postmoderne. Zur Entwicklung der Moralwissenschaft sowie der Beziehung von Ästhetik und Ethik im religiös-weltanschaulichen Spannungsfeld zwischen Moderne und Postmoderne.'' Lenz, Neu-Isenburg 2009, ISBN 978-3-933037-59-6, S. 325.</ref> Diese erwiesen sich als falsch. Der Schriftsteller [[Martin Walser]] verarbeitete die Affäre mit ihren Protagonisten in dem vielbeachteten [[Schlüsselroman]] ''[[Finks Krieg]],'' der 1996 im Suhrkamp Verlag erschien.<ref>[[Jörg Magenau]]: ''Martin Walser. Eine Biographie.'' Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2005, ISBN 3-498-04497-4, S. 459.</ref> Gauland ist dort reales Vorbild für eine der [[Hauptfigur]]en namens ''Tronkenburg.''<ref>[[Adolf Kühn]]: ''Wer ist wer bei Walser?'' In: ''[[Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung]],'' 3. März 1996, Nr. 9, S. 3.</ref> Er warf Walser als Reaktion Unkenntnis der Zustände vor Ort vor.<ref>[[Norbert Bachleitner]]: ''Kleine Geschichte des deutschen Feuilletonromans'' (= ''Narr-Studienbücher''). Narr, Tübingen 1999, ISBN 3-8233-4972-4, S. 175.</ref> Nach dem Rechtswissenschaftler [[Heinz Müller-Dietz (Jurist)|Heinz Müller-Dietz]] stilisierte sich Gauland zum „Opfer des rechthaberischen Protagonisten“.<ref>[[Heinz Müller-Dietz (Jurist)|Heinz Müller-Dietz]]: ''Recht und Kriminalität in literarischen Brechungen'' (= ''Juristische Zeitgeschichte.'' Abteilung 6: ''Recht in der Kunst – Kunst im Recht''). De Gruyter, Berlin u.&nbsp;a. 2016, ISBN 978-3-11-047485-5, S. 51.</ref>

==== Ideengeber des „Berliner Kreises“ ====
Wie [[Hans-Joachim Schoeps]] und [[Günter Rohrmoser]] wurde er zu den Konservativen im Umfeld der Union gerechnet.<ref>Sven-Uwe Schmitz: ''Konservativismus.'' VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-15303-2, S. 146.</ref> Gauland, der in den letzten Jahren die Ausrichtung der CDU unter Bundeskanzlerin [[Angela Merkel]] kritisierte<ref>[[Udo Zolleis]], [[Josef Schmid (Politikwissenschaftler)|Josef Schmid]]: ''Die CDU unter Angela Merkel – der neue Kanzlerverein?'' In: [[Oskar Niedermayer]] (Hrsg.): ''Die Parteien nach der Bundestagswahl 2013.'' Springer, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-02852-7. S. 34.</ref> und zuletzt Ideengeber des konservativen „[[Berliner Kreis in der Union|Berliner Kreises]]“ innerhalb der Partei war,<ref name="Neu" /><ref>Maria Fiedler: [https://www.politik-kommunikation.de/ressorts/artikel/das-machtsystem-gauland-2110928219 ''Das Machtsystem Gauland.''] [[Politik & Kommunikation|politik & kommunikation]], 19. Januar 2018</ref> trat nach langjähriger Mitgliedschaft im März 2013 aus der CDU aus.<ref name="Schneider">Jens Schneider: ''Alexander Gauland''. In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', Ausgabe München, 19. März 2013, S. 4.</ref> Zuvor suchte er mit unterschiedlichen Vertretern im Rahmen von Partei-, [[Junge Union|Jugendorganisations]]- und [[Konrad-Adenauer-Stiftung|Stiftungsveranstaltungen]] das Gespräch.<ref>[[Frank Pergande]]: ''Nur noch brutto zahlen''. In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 13. Januar 2001, Nr. 11, S. Bs2.<br />Timo Frasch: ''Hauptdarsteller, Komparsen und eine erfundene Figur''. In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 18. Oktober 2010, Nr. 242, S. 2.</ref>

{{Siehe auch|Alexander Gauland#Positionen zu einzelnen Parteien|titel1=Positionen zu einzelnen Parteien}}

=== Herausgeber der „MAZ“ ===
Gauland war von 1991 bis 2005 Mitgeschäftsführer ([[Generalbevollmächtigter]]) der damals zur Verlagsgruppe der ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|Frankfurter Allgemeinen Zeitung]]'' (FAZ) gehörenden ''Märkischen Verlags- und Druck-Gesellschaft'' und [[Herausgeber]] der ''[[Märkische Allgemeine|Märkischen Allgemeinen]]'' (MAZ) in Potsdam.<ref name="Emmerich" /> Er war nach der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wende]] verantwortlich für den Prozess des Übergangs vom einstigen [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]]-Organ hin zu einer unabhängigen [[Tageszeitung]].<ref name="Sternberg" /> Die Leser seien politisch unterschiedlich sozialisiert gewesen, was ihn vor größere Herausforderungen gestellt habe.<ref name="Schirrmacher" /> Die unbedarfte Weiterbeschäftigung politisch vorbelasteter Redakteure führte zudem zu Glaubwürdigkeitsproblemen, gestand Gauland rückblickend selbstkritisch ein.<ref>Irene Charlotte Streul: ''Die Medien.'' In: [[Oskar Niedermayer]] (Hrsg.): ''Intermediäre Strukturen in Ostdeutschland'' (= ''Beiträge zu den Berichten der Kommission für die Erforschung des Sozialen und Politischen Wandels in den Neuen Bundesländern''. Band 2). Leske und Budrich, Opladen 1996, ISBN 3-8100-1718-3, S. 460.</ref> 1993 war Gauland Mitunterzeichner des [[Appell (Kommunikation)|Appells]] ''Frankfurter Einmischung – [[Jens Reich]] soll Bundespräsident werden''.<ref>[[Konrad Adam]] et al.: ''Frankfurter Einmischung – Jens Reich soll Bundespräsident werden.'' In: ''[[Blätter für deutsche und internationale Politik]]'' 7/1993, S. 898.</ref> Neben seiner Herausgebertätigkeit hat Gauland zudem als freier Publizist für die MAZ gewirkt.<ref name="Stürmer" /> Der Historiker [[Michael Stürmer]] (2005) bezeichnete die veröffentlichten Beiträge als „philosophisch-politische Debattenstücke“.<ref name="Stürmer">[[Michael Stürmer]]: [https://www.welt.de/print-welt/article677608/Der-konservative-Achtundsechziger.html ''Der konservative Achtundsechziger'']. In: ''[[Die Welt]]'', 22. Juni 2005, Nr. 143, S. 30.</ref>

In dem 2011 durch die Politologin Ariane Mohl, Mitarbeiterin im [[Forschungsverbund SED-Staat]], ausgearbeiteten Gutachten ''(Personelle und institutionelle Übergänge im Bereich der brandenburgischen Medienlandschaft)'' für die ''[[Enquete-Kommission]] 5/1'' des Brandenburger Landtages hieß es, dass Gauland nicht „offensiv und für die Öffentlichkeit transparent die Vergangenheit der MAZ-Redakteure“ in der DDR aufgearbeitet habe. Zwar seien zwei ehemalige Chefredakteure in seiner Amtszeit wegen ihrer [[Ministerium für Staatssicherheit|Stasi]]-Vergangenheit entlassen worden, unklar bleibe allerdings, „nach welchen Kriterien Gauland bei der Einzelfallprüfung vorgegangen“ war.<ref>''Auszüge aus dem Gutachten zur brandenburgischen Medienlandschaft''. In: ''[[Märkische Allgemeine]]'', 29. Juni 2011, S. Brandenburg2.</ref>

2011 vertrat Gauland in einem Artikel die Auffassung, dass Brandenburg „keine [[Bürgertum|bürgerliche]] Geschichte und also auch keine bürgerliche Tradition“ habe. Dies löste eine medial ausgetragene Debatte in der [[Landespolitik]] unter Beteiligung führender Politiker nahezu aller Fraktionen aus, in deren Verlauf ihm die Vorsitzende der [[CDU Brandenburg]] und der CDU-Fraktion im [[Landtag Brandenburg|Brandenburger Landtag]], [[Saskia Ludwig]], vorwarf, „seine eigenen Fehler in der Nachwendezeit auf eine vermeintlich [[Proletariat|proletarisierte]], unmündige Bevölkerungsstruktur in Brandenburg abzuwälzen“.<ref>Gerold Büchner: [http://www.berliner-zeitung.de/archiv/zwischen-den-parteien-ist-eine-sommerdebatte-ueber-brandenburgs-weg-nach-1990-entbrannt-der-geist-von-preussen,10810590,10944638.html ''Der Geist von Preußen'']. In: ''[[Berliner Zeitung]]'', Ausgabe 168, 21. Juli 2011, S. 22.</ref>

=== Parteipolitische Neuorientierung ===
==== Parteifunktionär der AfD ====
Gemeinsam mit den CDU-Mitgliedern [[Konrad Adam]] und [[Bernd Lucke]] sowie [[Gerd Robanus]] war er im September 2012 Gründungsmitglied der ''Wahlalternative 2013''.<ref>[[Oskar Niedermayer]]: ''Eine neue Konkurrentin im Parteiensystem? Die Alternative für Deutschland.'' In: ders. (Hrsg.): ''Die Parteien nach der Bundestagswahl 2013''. Springer, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-02852-7. S. 180.</ref> Er wurde im April 2013 auf dem Gründungsparteitag der [[Euro]]-kritischen AfD gemeinsam mit [[Patricia Casale]] und [[Roland Klaus]] zum stellvertretenden Sprecher gewählt.<ref>[[Oskar Niedermayer]]: ''Eine neue Konkurrentin im Parteiensystem? Die Alternative für Deutschland.'' In: ders. (Hrsg.): ''Die Parteien nach der Bundestagswahl 2013.'' Springer, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-02852-7. S. 183.</ref> Im Februar 2014<ref name="dpa">dpa: {{Internetquelle | url=https://www.tagesspiegel.de/potsdam/brandenburg/brandenburgs-afd-wahlt-gauland-zum-landesvorsitzenden-7301320.html | abruf=2023-06-18 | titel=''Gauland führt die AfD in Brandenburg. Euro-Kritiker rüsten sich für Europawahlkampf'' }} In: ''[[Potsdamer Neueste Nachrichten]]'', Nr. 34, 10. Februar 2014, S. 14.</ref> wurde er auf einem Landesparteitag in [[Großbeeren]]<ref name="Botschetal147">[[Gideon Botsch]], [[Christoph Kopke]], Alexander Lorenz: ''Wie agiert die „Alternative für Deutschland“ vor Ort?. Das Fallbeispiel Brandenburg.'' In: [[Andreas Zick]], [[Beate Küpper]]: ''Wut, Verachtung, Abwertung. Rechtspopulismus in Deutschland.'' Hrsg. für die [[Friedrich-Ebert-Stiftung]] von Ralf Melzer und [[Dietmar Molthagen]]. Dietz, Bonn 2015, ISBN 978-3-8012-0478-5, S. 146–166, hier: S. 147.</ref> bei einem Gegenkandidaten mit ca. 77&nbsp;Prozent<ref name="dpa" /> der Stimmen zum Vorsitzenden der [[AfD Brandenburg]] gewählt und trat somit die Nachfolge des im Dezember 2013 zurückgetretenen Roland Scheel an.<ref name="Munzinger" />

Schnell profitierte die Partei, so Beobachter, von seiner und Adams Berufserfahrung in den Medien.<ref name="Neu" /> Gauland schärfte mit einem kontrovers diskutierten Grundsatzpapier das [[Außenpolitik|außenpolitische]] Profil der AfD, indem er sich für eine Annäherung an [[Russland]] einsetzte.<ref name="Munzinger" /> In der Öffentlichkeit galt er als innerparteilicher Gegenspieler Luckes.<ref name="Munzinger" /> Auch von Sozialwissenschaftlern wird er nicht zuletzt wegen seiner Themensetzung dem rechten [[Parteiflügel]] der AfD zugerechnet.<ref>[[Karin Priester]]: ''„Erkenne die Lage!“ Über die rechtspopulistische Versuchung des bundesdeutschen Konservatismus.'' In: ''[[INDES – Zeitschrift für Politik und Gesellschaft]]'' 3/2015, S. 84–92, hier: S. 85. [[doi:10.13109/inde.2015.4.3.84]]</ref><ref name="BerbuirLewandowskySiri" /> Forscher wie [[David Bebnowski]],<ref>David Bebnowski: ''Die Alternative für Deutschland. Aufstieg und gesellschaftliche Repräsentanz einer rechten populistischen Partei.'' Springer Fachmedien, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-08285-7, S. 22.</ref> [[Franz Walter (Politikwissenschaftler)|Franz Walter]],<ref name="GeigesMargWalter" /> [[Lars Geiges]],<ref name="GeigesMargWalter" /> [[Stine Marg]],<ref name="GeigesMargWalter">Lars Geiges, Stine Marg, Franz Walter: ''Pegida. Die schmutzige Seite der Zivilgesellschaft?'' (= ''X-Texte''). Transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-3192-0, S. 153.</ref> [[Alexander Häusler (Sozialwissenschaftler)|Alexander Häusler]],<ref name="Häusler2" /> [[Gudrun Hentges]],<ref>Gudrun Hentges: ''Sarrazins Erben: Ressentiments von PEGIDA und AfD finden sich schon beim Ex-Finanzsenator.'' In: ''ROSALUX. Journal der [[Rosa-Luxemburg-Stiftung]]'', Ausgabe 1/2015, 20 f.</ref> [[Jürgen W. Falter]],<ref>[[Kristina zur Mühlen]]: {{Webarchiv | url=http://www.tagesschau.de/inland/afd-falter-101.html | wayback=20150123055240 | text=''„Machtkampf mindert die Wahlchancen“''}} (Interview mit Jürgen W. Falter). [[tagesschau24]], 22. Januar 2015.</ref> [[Frank Decker]],<ref>Frank Decker: ''Alternative für Deutschland und Pegida. Die Ankunft des neuen Rechtspopulismus in der Bundesrepublik.'' In: Frank Decker, [[Bernd Henningsen]], [[Kjetil Jakobsen]] (Hrsg.): ''Rechtspopulismus und Rechtsextremismus in Europa. Die Herausforderung der Zivilgesellschaft durch alte Ideologien und neue Medien'' (= ''International Studies on Populism''. Bd. 2). Nomos, Baden-Baden 2015, ISBN 978-3-8487-1206-9, S. 75–90, hier: S. 80.</ref> [[Sebastian Friedrich]],<ref>Sebastian Friedrich: ''Die soziale Basis der AfD. Von der Partei des reaktionären Kleinbürgertums zur „Partei der kleinen Leute“?'' In: Friedrich Burschel (Hrsg.): ''Aufstand der „Wutbürger“. AfD, christlicher Fundamentalismus, Pegida und ihre gefährlichen Netzwerke. Dokumentation des Gesprächskreises Rechts zu den Treffen in Halle und Rostock'' (= ''Papers''. 7/2015). [[Rosa-Luxemburg-Stiftung]], Berlin 2015, S. 47–52, hier: S. 47.</ref> [[Lothar Probst]],<ref>Lothar Probst: ''Die Bürgerschaftswahl in Bremen vom 10. Mai 2015. SPD und Grüne Verlierer der Wahl, aber Mehrheit knapp behauptet.'' In: ''[[Zeitschrift für Parlamentsfragen]],'' 46 (2015) 3, S. 539–560, hier: S. 546. [[doi:10.5771/0340-1758-2015-3-539]]</ref> [[Susanne Merkle]]<ref>Susanne Merkle: ''Populistische Elemente in der Kommunikation der Alternative für Deutschland. Eine qualitative Analyse von Wahlwerbung und Pressemitteilungen im Europawahlkampf 2014''. In: [[Christina Holtz-Bacha]] (Hrsg.): ''Europawahlkampf 2014: Internationale Studien zur Rolle der Medien.'' Springer VS, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-11019-2, S. 129–152, hier: S. 134.</ref> und [[Elmar Wiesendahl]]<ref name="Wiesendahl">Elmar Wiesendahl: ''Der Kulturkonflikt um die Flüchtlingskrise und die politischen Folgen''. In: ''[[Zeitschrift für Staats- und Europawissenschaften]]'' 14 (2016) 1, S. 53–79, hier: S. 74.</ref> bezeichnen diesen und Gaulands Rolle in der Partei als überwiegend [[Nationalkonservatismus|national-]] oder aber auch [[Rechtskonservatismus|rechtskonservativ]].

Nach Gauland bietet die AfD, die er als „Partei der kleinen Leute“ bezeichnet,<ref>[[Karin Priester]]: ''„Erkenne die Lage!“ Über die rechtspopulistische Versuchung des bundesdeutschen Konservatismus.'' In: ''[[INDES – Zeitschrift für Politik und Gesellschaft]]'' 3/2015, S. 84–92, hier: S. 91. [[doi:10.13109/inde.2015.4.3.84]]</ref> eine politische Heimat für ein „lange verschüttetes [[Nationalliberalismus|nationalliberales]] Lebensgefühl, das weder rechts noch links ist, sondern zutiefst menschlich, konservativ nicht im politischen Sinne, sondern im lebensweltlichen“.<ref>Kamil Marcinkiewicz, Michael Jankowski: ''Die Bundestagswahl 2013 im historischen Vergleich.'' In: Oliver Strijbis, [[Kai-Uwe Schnapp]] (Hrsg.): ''Aktivierung und Überzeugung im Bundestagswahlkampf 2013.'' Springer VS, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-05049-8, S. 70.</ref> Neben den „volkswirtschaftlich gebildeten [[Wirtschaftsliberalismus|Wirtschaftsliberalen]]“ sei sie eine Bewegung von „[[Protestwähler]]n“ mit „nationalkonservativer“ und „nationalliberaler“ Ausrichtung.<ref>[[Alexander Häusler (Sozialwissenschaftler)|Alexander Häusler]], Rainer Roeser: ''Die rechten ›Mut‹-Bürger. Entstehung, Entwicklung, Personal & Positionen der »Alternative für Deutschland«.'' VSA, Hamburg 2015, ISBN 978-3-89965-640-4, S. 15.</ref> Er sei überzeugt, sie trete das Erbe der [[Freie Demokratische Partei|FDP]] an.<ref>[[David F. Patton]]: ''The Prospects of the FDP in Comparative Perspective. Restin Peace or Totgesagte leben länger?'' In: ''[[German Politics]]'' Online, 6. Dezember 2014, S. 11. [[doi:10.1080/09644008.2014.982547]]</ref>

In einer von der [[Die Linke Brandenburg|Linken Brandenburg]] in Auftrag gegebenen Studie zur AfD Brandenburg („Wenn ich benenne, was Menschen umtreibt, bin ich Demokrat“, 2014) thematisierten [[Christoph Kopke]] und Alexander Lorenz vom Potsdamer [[Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien]] Gaulands Kontakt zu [[Jürgen Elsässer]]s Magazin ''[[Compact (Magazin)|Compact]]'' und seine Vortragstätigkeit bei [[Burschenschaft]]en.<ref>{{Internetquelle | autor=Alexander Fröhlich | url=https://www.tagesspiegel.de/potsdam/brandenburg/unter-beobachtung-7260373.html | abruf=2023-06-18 | titel=''Unter Beobachtung.'' }} In: ''[[Potsdamer Neueste Nachrichten]]'', Nr. 266, 15. November 2014, S. 22.</ref> Auch [[Wolfgang Storz]] von der gewerkschaftsnahen [[Otto-Brenner-Stiftung]], der eine Studie zum politisch-publizistischen [[Querfront]]-Netzwerk anfertigte, verwies auf Gaulands Interview- und Autorentätigkeit für Elsässers Magazin.<ref>Wolfgang Storz: ''„Querfront“ – Karriere eines politisch-publizistischen Netzwerks'' (= ''OBS-Arbeitspapier''. Nr. 18), Otto-Brenner-Stiftung, Frankfurt am Main 2015, S. 22.</ref> Er nutze auch, so Beobachter, die [[Neue Rechte|neurechte]] Wochenzeitung ''[[Junge Freiheit]]'', um innerparteiliche Debatten auszutragen.<ref>Alexander Häusler, Rainer Roeser: ''Die rechten ›Mut‹-Bürger. Entstehung, Entwicklung, Personal & Positionen der »Alternative für Deutschland«''. VSA, Hamburg 2015, ISBN 978-3-89965-640-4, S. 127.</ref> Weiterhin war er Referent bei der neurechten [[Bibliothek des Konservatismus]] in Berlin, bei der sogenannten Compact-Friedenskonferenz in Berlin und der [[Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft|Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft]] in Hamburg, wie Kopke und Lorenz in einem Beitrag 2016 ergänzten.<ref name="KopkeLorenz229" />

[[Datei:2015-07-04 AfD Bundesparteitag Essen by Olaf Kosinsky-225.jpg|mini|links|Alexander Gauland auf dem AfD-Bundesparteitag am 4. Juli 2015 in Essen]]
Im März 2015 unterzeichnete er als einer der Ersten<ref name="KopkeLorenz229">[[Christoph Kopke]], Alexander Lorenz: ''»Ich kenne keine Flügel, ich kenne keine Strömungen. Ich kenne nur die Brandenburger AfD«. Die Alternative für Deutschland (AfD) in Brandenburg im Frühjahr 2015.'' In: Alexander Häusler (Hrsg.): ''Die Alternative für Deutschland. Programmatik, Entwicklung und politische Verortung.'' Springer Fachmedien, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-10638-6, S. 221–235, hier: S. 229.</ref> die durch die Landesvorsitzenden [[Björn Höcke]] aus Thüringen und [[André Poggenburg]] aus Sachsen-Anhalt initiierte sogenannte „[[Erfurter Resolution]]“.<ref>Redaktion: {{Webarchiv | url=http://derfluegel.de/alexander-gauland-unterzeichnet-die-erfurter-resolution/ | wayback=20150319014631 | text=''Alexander Gauland unterzeichnet die „Erfurter Resolution“.''}} Erfurter Resolution, 14. März 2015, abgerufen am 30. Mai 2015.</ref> Im April 2015 wurde er auf dem Landesparteitag in [[Pritzwalk]] ([[Landkreis Prignitz]]) mit 88,7 Prozent<ref>{{Internetquelle | autor=Thorsten Metzner | url=https://www.tagesspiegel.de/potsdam/brandenburg/gauland-halt-afd-auf-rechtskurs-7238302.html | abruf=2023-06-18 | titel=''Gauland hält AfD auf Rechtskurs. Chef macht Stimmung gegen Flüchtlingsheime.'' }} In: ''Potsdamer Neueste Nachrichten'', Nr. 91, 20. April 2015, S. 12.</ref> der Stimmen als Landesvorsitzender wiedergewählt.<ref name="Botschetal147" /> Auf dem außerordentlichen Bundesparteitag der AfD in Essen im Juli 2015, auf dem sich Petry gegen Lucke durchsetzte, wurde er bei zwei Mitbewerbern mit 83,8 Prozent der Stimmen erneut zum stellvertretenden Bundessprecher, diesmal neben [[Beatrix von Storch]] und [[Albrecht Glaser]], gewählt.<ref>[[Sabine am Orde]], Konrad Litschko, [[Andreas Speit]]: [https://taz.de/Der-neue-AfD-Bundesvorstand/!5209491/ ''Auf dem rechten Weg.''] In: ''[[die Tageszeitung]]'', 11. Juli 2015, S. 7.</ref>

Laut Kopke und Lorenz (2016) trimme Gauland in jüngster Zeit „die AfD weiter auf einen schärferen Rechtskurs“,<ref>[[Christoph Kopke]], Alexander Lorenz: ''»Ich kenne keine Flügel, ich kenne keine Strömungen. Ich kenne nur die Brandenburger AfD«. Die Alternative für Deutschland (AfD) in Brandenburg im Frühjahr 2015''. In: Alexander Häusler (Hrsg.): ''Die Alternative für Deutschland. Programmatik, Entwicklung und politische Verortung.'' Springer Fachmedien, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-10638-6, S. 221–235, hier: S. 230.</ref> was überrasche, weil er bisher auch in der Wissenschaft als konservativ, aber [[Integrität (Ethik)|integer]]<ref>[[Gideon Botsch]], [[Christoph Kopke]], Alexander Lorenz: ''Wie agiert die »Alternative für Deutschland« vor Ort?. Das Fallbeispiel Brandenburg.'' In: [[Andreas Zick]], [[Beate Küpper]]: ''Wut, Verachtung, Abwertung. Rechtspopulismus in Deutschland''. Hrsg. für die [[Friedrich-Ebert-Stiftung]] von Ralf Melzer und Dietmar Molthagen. Dietz, Bonn 2015, ISBN 978-3-8012-0478-5, S. 146–166, hier: S. 165.</ref> galt. Sein Ausspruch, die Debatte um die [[Flüchtlingskrise in Deutschland ab 2015]] sei ein „Geschenk“ für seine Partei, stehe im Kontext von Profilierungsversuchen der AfD als „Anti-[[Flüchtling]]s-Partei“ und damit als „politische[r] Profiteur der [[Rassismus|rassistischen]] Protestwelle“, so Häusler und [[Fabian Virchow|Virchow]].<ref>Alexander Häusler, [[Fabian Virchow]]: ''Angst vor dem Abstieg. Die Themen »Flucht« und »Asyl« als rechte Mobilisierungsressource''. In: ''[[Blätter der Wohlfahrtspflege]]'' 3/2016, S. 95–97, hier: S. 96.</ref> Für Häusler, der Gauland einen mitunter „rechtspopulistischen Duktus“ attestiert<ref>Alexander Häusler, Rainer Roeser: ''„Erfurt ist schön deutsch – und schön deutsch soll Erfurt bleiben!“ Das politische Erscheinungsbild der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) in Thüringen.'' Hrsg. durch die Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Thüringen, Erfurt 2015, ISBN 978-3-95861-322-5, S. 60.</ref> und ihn für einen „[[Spin-Doctor]]“ der Partei hält,<ref>Alexander Häusler: ''Die AfD – eine rechtspopulistische »Bewegungspartei«?'' In: Alexander Häusler, [[Fabian Virchow]] (Hrsg.): ''Neue soziale Bewegung von rechts? Zukunftsängste. Abstieg der Mitte. Ressentiments – Eine Flugschrift.'' VSA, Hamburg 2016, ISBN 978-3-89965-711-1, S. 42–51, hier: S. 46.</ref> unterstütze der Politiker die Intention Höckes, die AfD als eine „rechte ‚[[Bewegungspartei]]‘“ aufzustellen. So trugen die beiden bei [[Demonstration]]en in Ostdeutschland Reden mit „nationalistischem [[Pathos]]“ vor und erprobten den Schulterschluss mit der [[Rechtsextremismus|radikalen Rechten]] in Europa: Im Jahr 2016 luden Gauland, Höcke und Poggenburg zu einer Parteiveranstaltung mit dem Generalsekretär der [[FPÖ]] und Mitglied des Europäischen Parlaments, [[Harald Vilimsky]], im brandenburgischen [[Nauen]].<ref>Alexander Häusler: ''Die AfD – eine rechtspopulistische »Bewegungspartei«?'' In: Alexander Häusler, Fabian Virchow (Hrsg.): ''Neue soziale Bewegung von rechts? Zukunftsängste. Abstieg der Mitte. Ressentiments – Eine Flugschrift.'' VSA, Hamburg 2016, ISBN 978-3-89965-711-1, S. 42–51, hier: S. 48 f.</ref> Ferner benutzte Gauland bei einer Kundgebung am 2. Juni 2016 in Elsterwerda im Zusammenhang mit der vermeintlichen Überfremdungsgefahr die Parole „Heute sind wir tolerant und morgen fremd im eigenen Land“, was er in der Sendung ''[[Anne Will (Fernsehsendung)|Anne Will]]'' zuerst bestritt, aber nach einem Einspieler eingestand (ursprünglich stammte dieser Satz aus dem Refrain des Liedes ''Tolerant und geisteskrank'' von der CD ''Adolf Hitler lebt!'' der rechtsextremen Band „Gigi und Die braunen Stadtmusikanten“ des Musikers [[Daniel Giese (Musiker)|Daniel Giese]]).<ref>[[Hajo Funke]]: ''Von Wutbürgern und Brandstiftern. AfD – Pegida – Gewaltnetze.'' Verlag für Berlin-Brandenburg 2016, S. 120 f.<br />{{Internetquelle |url=http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-06/afp-alexander-gauland-zitat-npd-neonazi-band |titel=AfD: Gauland heißt NPD-Slogan gut |werk=Zeit Online |datum=2016-06-05 |abruf=2018-01-29}}<br />{{Internetquelle |url=http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/zum-nachlesen-gaulands-rede-im-wortlaut-14269861.html |titel=Zum Nachlesen : Gaulands Rede im Wortlaut |werk=FAZ.de |datum=2016-06-05 |abruf=2018-01-29}}</ref> Nach Ansicht von [[Elmar Wiesendahl]] werden damit eine rechts der Unionsparteien errichtete „Brandmauer eingerissen“ und „Brücken ins Nationalkonservativ-Völkische gebaut“, was auch „[[Rassenideologie]]“ und „Rechtsextremismus“ einschließen könne.<ref name="Wiesendahl" />

[[Datei:2017-04-23 AfD Bundesparteitag in Köln -68.jpg|mini|Alexander Gauland (r.) und Alice Weidel (l.) auf dem AfD-Bundesparteitag am 23. April 2017 in Köln]]
Auf dem Parteitag der AfD im April 2017 wurde er gemeinsam mit [[Alice Weidel]] zum Spitzenkandidaten für den Bundestagswahlkampf gewählt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.faz.net/aktuell/politik/afd-waehlt-alexander-gauland-und-alice-weidelals-spitzenkandidaten-14983992.html |titel=AfD wählt Alexander Gauland und Alice Weidel als Spitzenkandidaten |werk=Frankfurter Allgemeine Zeitung |datum=2017-04-23 |abruf=2017-05-14}}</ref> Nach dem Parteitag beendeten die Spitzenkandidaten ihre Kommunikation mit AfD-Bundessprecherin [[Frauke Petry]];<ref>{{cite web|url=http://www.stern.de/politik/deutschland/afd-spitzenkandidaten-wechseln-kein-wort-mehr-mit-frauke-petry-7588052.html|title=AfD-Spitzenkandidaten wechseln kein Wort mehr mit Frauke Petry|date=2017-08-22|publisher=}}</ref> diese bekundete im August 2017 ihre Gesprächsbereitschaft mit Weidel und Gauland.<ref>[https://www.welt.de/politik/deutschland/article167914913/Bin-fuer-Weidel-und-Gauland-immer-zu-sprechen.html ''„Bin für Weidel und Gauland immer zu sprechen“.''] In: ''[[Die Welt]]'' vom 23.&nbsp;August 2017</ref>

Im [[Bundestagswahl 2017|Bundestagswahlkampf 2017]] fiel Gauland mit [[Rassismus|rassistischen]] und [[Revisionismus|revisionistischen]] Äußerungen auf.<ref>Wolfgang Janisch: [http://www.sueddeutsche.de/politik/afd-afd-spitzenkandidat-gauland-wegen-rassistischer-aeusserung-angezeigt-1.3645811 ''AfD-Spitzenkandidat Gauland wegen rassistischer Äußerung angezeigt'']. In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 29. August 2017, eingesehen am 22. Januar 2018.<br />Sabine am Orde: [https://taz.de/AfD-zum-Nationalsozialismus/!5447579/ ''AfD zum Nationalsozialismus. Gauland relativiert NS-Verbrechen.''] In: ''TAZ'', 15. September 2017<br />[https://www.focus.de/politik/deutschland/bundestagswahl_2017/alexander-gauland-vom-konservativen-publizisten-zum-scharfmacher_id_7618380.html Bundestagswahl 2017. ''Alexander Gauland: Vom konservativen Publizisten zum Scharfmacher.''] ''Focus Online'', 15. September 2017</ref> In der Woche vor der Wahl ging Petry<ref>{{Literatur |Autor=Focus Online |Titel=AfD-Eklat: Nach Petrys Abgang verraten die anderen, wie zerstritten sie waren |Sammelwerk=Focus Online |Datum= |Online=https://www.focus.de/politik/deutschland/bundestagswahl_2017/petry-geht-nicht-in-afd-fraktion-jetzt-wird-klar-wie-isoliert-petry-wirklich-war_id_7634553.html |Abruf=2018-01-08}}</ref> zu Gauland und Weidel auf Distanz und bekundete ihr Verständnis für Wähler, die über deren Äußerungen „entsetzt“ seien.<ref>[https://rp-online.de/politik/deutschland/bundestagswahl/afd-frauke-petry-distanziert-sich-von-alice-weidel-und-alexander-gauland_aid-18020083 ''AfD-Chefin Petry distanziert sich von Weidel und Gauland.''] [[RP online]] vom 20.&nbsp;September 2017</ref>

==== Abgeordneter des Brandenburger Landtages ====
[[Datei:Landtagsprojekt Brandenburg Plenum by Olaf Kosinsky-33.jpg|mini|links|Alexander Gauland im [[Landtag Brandenburg|brandenburgischen Landtag]] am 9. März 2016 in Potsdam]]
Bereits bei der [[Bundestagswahl 2013]] war Gauland [[Spitzenkandidat]] der AfD Brandenburg,<ref>Bundeswahlleiter: {{Webarchiv |url=http://www.bundeswahlleiter.de/de/bundestagswahlen/BTW_BUND_13/wahlbewerber/land/liste_12.html |text=Wahlbewerber Brandenburg 2013 |wayback=20130925044615}}.</ref> die 6,0 Prozent der [[Zweitstimme]]n erhielt.<ref>{{Internetquelle | url=https://www.wahlergebnisse.brandenburg.de/wahlen/BU2013/tabelleLand.html | abruf=2023-06-18 | titel=Ergebnisse der Bundestagswahl in Brandenburg 2013 }}, Landeswahlleiter Brandenburg</ref> Bei der Landtagswahl in Brandenburg 2014 war er erneut Spitzenkandidat und trat als [[Direktkandidat]] im [[Landtagswahlkreis Potsdam I]] (Wahlkreis 21) an. Wichtige Themen des Wahlkampfes waren u.&nbsp;a. der [[Flughafen Berlin Brandenburg]], die [[Innere Sicherheit]] und die [[Zuwanderung]].<ref name="Munzinger" /> In Gaulands Offerte an sowohl linke als auch rechte Wähler in Brandenburg sieht das Wissenschaftlerkollektiv Nicole Berbuir, [[Marcel Lewandowsky]] und [[Jasmin Siri]] Anzeichen einer „[[Catch-all-Partei|Catch-all]]-[[Protestpartei]]“.<ref name="BerbuirLewandowskySiri">Nicole Berbuir, [[Marcel Lewandowsky]] und [[Jasmin Siri]]: ''The AfD and its Sympathisers. Finally a Right-Wing PopulistMovement in Germany?''. [[German Politics]] Online, 24. November 2014, S. 10 ff. [[doi:10.1080/09644008.2014.982546]]</ref> Er erreichte 7,2&nbsp;Prozent<ref name="Landtagswahl2014">{{Internetquelle | url=https://www.wahlergebnisse.brandenburg.de/wahlen/LT2014/tabelleMG.html | abruf=2023-06-18 | titel=Ergebnisse nach Wahlkreisen: Wahlkreis 21 – Potsdam I }}, Landeswahlleiter zur Landtagswahl in Brandenburg 2014</ref> der [[Erststimme]]n und 7,5 Prozent<ref name="Landtagswahl2014" /> der Zweitstimmen und wurde über die [[Landesliste]] der AfD in den 6. [[Landtag Brandenburg|Brandenburger Landtag]] gewählt.<ref>{{Internetquelle |url= https://www.wahlergebnisse.brandenburg.de/wahlen/LT2014/tabelleMG.html | abruf=2023-06-18 | titel=Mandate }}, Landeswahlleiter zur Landtagswahl in Brandenburg 2014</ref>

Am 21. September 2014 wurde er einstimmig zum Fraktionsvorsitzenden gewählt.<ref>Marion Kaufmann: {{Webarchiv|url=http://www.maz-online.de/Brandenburg/Landtagswahl-2014/AfD-Brandenburg-bestreitet-interne-Machtkaempfe |wayback=20140924125136 |text=''AfD bestreitet interne Machtkämpfe''   }}. In: ''[[Märkische Allgemeine]]'', 22. September 2014, S. Pol1.</ref> In seiner Rede als [[Alterspräsident]] bei der Konstituierung des Landtags sprach er über Thesen des britischen Staatsmanns und Philosophen [[Edmund Burke]] zur Rolle des [[Imperatives Mandat|imperativen Mandats]].<ref>[[Gustav Seibt]]: ''Die Herrschaft des Verdachts''. In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', Ausgabe München, 20. Dezember 2014, S. 17.</ref> Diese wurde von den anderen Fraktionen überwiegend positiv aufgenommen.<ref name="Munzinger" />

Im Jahr 2015 traf Gauland gemeinsam mit [[Markus Frohnmaier]] in Sankt Petersburg [[Alexander Dugin]], dessen eurasische Ideen Gauland als „interessant“ bezeichnete<ref>{{Internetquelle |autor=SPIEGEL ONLINE |url=https://www.spiegel.de/plus/wie-putin-die-afd-fuer-seine-zwecke-missbraucht-a-00000000-0002-0001-0000-000163279501 |titel=Wie Wladimir Putin die AfD für seine Zwecke missbraucht |abruf=2019-04-05}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Malene Gürgen |Titel=Russland und die AfD: Putins blaue Helfer |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=2019-03-11 |ISSN=0931-9085 |Online=https://taz.de/efr/Putins-blaue-Helfer/ |Abruf=2022-11-21}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Paul Middelhoff, Yassin Musharbash |url=https://www.zeit.de/2022/19/afd-russland-krieg-manuel-ochsenreiter |titel=AfD und Russland: …&nbsp;aber unsere Liebe nicht. Der Krieg ändert nichts daran: Die AfD steht an der Seite von Putins Russland. Und zwar enger als bisher bekannt |werk=Die Zeit |datum=2022-05-09 |abruf=2022-06-22}}</ref>. Die Kosten für die Reise übernahm die „[[Konstantin Walerjewitsch Malofejew|Stiftung St. Basilius]], hinter der ein Putin-treuer Oligarch steht.“<ref>{{Literatur |Autor=Izabela Janicka |Titel=Pro-Russian lobbying in modern Germany |Sammelwerk=Rocznik Integracji Europejskiej |Nummer=12 |Datum=2018 |ISSN=1899-6256 |Seiten=127–137, hier S. 133 |Online=https://pressto.amu.edu.pl/index.php/rie/article/view/17752 |Abruf=2022-11-21 |DOI=10.14746/rie.2018.12.8}}</ref>

Gaulands besonderes Interesse gilt seit Jahren der [[Kulturpolitik]], die in seinen Augen „enorm an Stellenwert“ verloren habe. Es mangele an Legitimität und Finanzierung. Insbesondere „die [[Hochkultur (Soziologie)|Hochkultur]] hat es immer schwerer“.<ref name="Schirrmacher">Annegret Schirrmacher: ''„Die Kultur hat enorm an Stellenwert verloren“''. In: ''[[Frankfurter Rundschau]]'', Ausgabe Region, 8. August 2001, S. 24.</ref> Im Brandenburger Landtag war er ordentliches Mitglied des ''Hauptausschusses A1'' und des ''Ausschusses für Wissenschaft, Forschung und Kultur A6''.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.landtag.brandenburg.de/de/666524 |wayback=20160609201850 |text=Alexander Gauland    }}, Landtag Brandenburg, abgerufen am 10. Januar 2015.</ref> Seit der Bundestagswahl 2017 gehört Gauland dem Brandenburger Landtag nicht mehr an.<ref>[https://www.nordkurier.de/brandenburg/umstrittener-afd-politiker-weiss-rueckt-fuer-gauland-nach-0530310211.html Alexander Gauland legt Landtagsmandat nieder]</ref>

Nach Aufgabe des Landesvorsitzes in Brandenburg ist Gauland [[Ehrenvorsitzender]] des AfD-Landesverbandes.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.afd-brandenburg.de/landesverband/vorstand/ |titel=Vorstand – Alternative für Deutschland |sprache=de-DE |abruf=2018-01-08}}</ref>

=== Abgeordneter des Deutschen Bundestages und Parteivorsitzender ===
[[Datei:2021-05-19 AfD MdB Alexander Gauland by OlafKosinsky by OlafKosinsky MG 8322.jpg|mini|Alexander Gauland im [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestag]] am 19. Mai 2021 in Berlin.]]
Alexander Gauland trat als Direktkandidat im [[Bundestagswahlkreis Frankfurt (Oder) – Oder-Spree]] an und unterlag dort mit 21,9 % dem CDU-Kandidaten [[Martin Patzelt]], der 27,1 % der Erststimmen erhielt.<ref>[https://www.welt.de/politik/bundestagswahl/article168296969/Ergebnis-und-Wahlsieger-im-Wahlkreis-63.html ''Martin Maria Otto Felix Patzelt gewinnt Direktmandat im Wahlkreis 63''.] In: ''[[welt.de]]''. 25. September 2017.</ref> Er war auf Platz eins der Landesliste der [[AfD Brandenburg]] gewählt worden und zog bei der Bundestagswahl 2017 über diese Landesliste in den Deutschen Bundestag ein.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/berlin/bundestagswahl-2017-afd-brandenburg-waehlt-gauland-zum-spitzenkandidaten/19318064.html ''Bundestagswahl 2017 AfD Brandenburg wählt Gauland zum Spitzenkandidaten''] In: ''[[Der Tagesspiegel]]''. 29. Januar 2017.<br />{{cite web|url=https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/2017/gewaehlte/bund-99/land-12.html#f8868c4d-ba92-4abf-a000-6c279eafaf95|title=Gewählte auf Landeslisten der Parteien in Brandenburg|author=[[Bundeswahlleiter]]|website=www.bundeswahlleiter.de}}</ref>

Am 2. Dezember 2017 wählte ihn der [[Parteitag|Bundesparteitag]] mit 68 Prozent der Stimmen zum [[Bundessprecher]] der [[Alternative für Deutschland]], als einer von zwei Sprechern zusammen mit [[Jörg Meuthen]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-12/afd-waehlt-joerg-meuthen-zum-vorsitzenden |titel=AfD: Jörg Meuthen zum Parteivorsitzenden gewählt |werk=[[Die Zeit]] |datum=2017-12-02 |abruf=2017-12-30}}</ref>

Zur Bewältigung seiner Mandatsaufgaben und Unterstützung seiner parlamentarischen Arbeit stellte Gauland nach Recherchen von ''[[Zeit Online]]'' wie achtzehn weitere Abgeordnete seiner Fraktion Mitarbeiter aus dem [[rechtsextrem]]en Milieu ein:<ref name="zeit180319">[[Kai Biermann]], [[Astrid Geisler (Journalistin)|Astrid Geisler]], Johannes Radke, Tilman Steffen: [http://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-03/afd-bundestag-mitarbeiter-rechtsextreme-identitaere-bewegung ''AfD-Abgeordnete beschäftigen Rechtsextreme und Verfassungsfeinde''.] In: ''[[Zeit online]]''. 21. März 2018.</ref> Bis Januar 2018 beschäftigte er einen Ex-Kader der verbotenen [[Heimattreue Deutsche Jugend|Heimattreuen Deutschen Jugend]] (HDJ), der zuvor bereits mindestens seit Anfang 2015 als verkehrs- und europapolitischer Referent für die Brandenburgische AfD-Landtagsfraktion tätig gewesen war,<ref>{{Literatur | Autor=Alexander Fröhlich |Titel=''Gaulands Nazi-Schatten''. |Sammelwerk=[[Tagesspiegel]] |Datum=2018-03-19 |Online=https://web.archive.org/web/20180323030616/https://www.tagesspiegel.de/berlin/afd-parteichef-gaulands-nazi-schatten/21085548.html}}</ref> wie Gauland gegenüber der ''[[FAZ]]'' bestätigte.<ref>Markus Wehner: [http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/faz-mitarbeiter-von-alexander-gauland-afd-war-bei-hdj-15501965.html ''Alexander Gauland beschäftigte HDJ-Mitglied''.] In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]''. 19. März 2018.</ref> Ein anderer aus Brandenburg stammender Mitarbeiter von Gauland bewegte sich gemäß ''Zeit Online'' in der Berliner [[Neonazi]]szene, im Frühjahr 2016 war eine Person seines Namens von den Veranstaltern eines Neonazikonzerts in [[Thüringen]] als Ordner angemeldet worden. Vor seiner Tätigkeit für Gauland war er als Praktikant in der AfD-Landtagsfraktion in Potsdam beschäftigt, wo er mit extrem rechten Ansichten auffiel.<ref name="zeit180319" />

Am 21. März 2021 wurde Alexander Gauland auf dem Landesparteitag der AfD in Frankfurt mit 192 von 290 gültigen Stimmen auf Platz&nbsp;1 der [[Landesliste]] Brandenburg erneut zum Spitzenkandidaten für die [[Bundestagswahl 2021]] gewählt. Obwohl Gauland einige Zeit zuvor bereits angekündigt hatte, sich aufgrund seines hohen Alters aus der Politik zurückzuziehen, entschied er sich, erneut für den Bundestag zu kandidieren. Er begründete diese Entscheidung damit, dass er mit seiner Erfahrung der – laut ihm –  gefährdeten AfD-Fraktion im Bundestag weiter zur Stabilität zu verhelfen. Im Rahmen dessen kritisierte er auf dem Landesparteitag in Frankfurt erneut den Bundessprecher Jörg Meuthen für dessen scharfe Kritik auf dem vergangenen AfD-Bundesparteitag in [[Kalkar]] 2020.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/news/2021-03/20/afd-brandenburg-gauland-ist-bundestagswahl-spitzenkandidat |titel=Wahlen: AfD Brandenburg: Gauland als Bundestagswahl-Spitzenkandidat |werk=[[Die Zeit]] |datum=2021-03-21 |abruf=2021-03-23}}</ref>

Bei der Bundestagswahl im September 2021 wurde Gauland erneut in den Deutschen Bundestag gewählt, kandidierte diesmal jedoch nicht für das Amt als Fraktionsvorsitzender der AfD-Bundestagsfraktion. Jedoch wurde er, ähnlich wie schon zuvor bei seinem Amt als Bundessprecher der Partei, zum Ehrenvorsitzenden der Fraktion ernannt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.t-online.de/-/90896954 |titel=AfD-Fraktion wählt Weidel und Chrupalla als Vorsitzende |sprache=de |abruf=2021-09-30}}</ref>

Als ältester Bundestagsabgeordneter der [[20. Deutscher Bundestag|20.&nbsp;Legislaturperiode]] wäre Gauland beim Einzug der AfD in den Deutschen Bundestag [[Alterspräsident]] geworden und hätte damit die Eröffnungsrede halten dürfen. Mit einer absoluten Mehrheit der Bundestagsabgeordneten am 26.&nbsp;Oktober 2021 wurde der AfD-Antrag dahingehend abgelehnt, dass die Sitzung nicht wie vor 2017 vom lebensältesten, sondern erneut vom dienstältesten Bundestagsabgeordneten [[Wolfgang Schäuble]] als Alterspräsident geleitet wird.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Parteien-Ablehnung-fuer-Gauland-als-Alterspraesident-id60880706.html |titel=Ablehnung für Gauland als Alterspräsident |werk=[[Augsburger Allgemeine]] |datum=2021-10-26 |abruf=2021-10-26}}</ref>

==== Aufhebung der Immunität ====
Mit Beschluss des Deutschen Bundestages wurde die [[Politische Immunität#Immunität von Abgeordneten|Immunität]] Alexander Gaulands als Bundestagsabgeordneter am 30.&nbsp;Januar 2020 aufgehoben. Eine Mehrzahl der AfD-Abgeordneten enthielt sich der Stimme. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main hatte eine Aufhebung beantragt, um in einem Strafverfahren ermitteln zu können. Gauland steht laut der Frankfurter Oberstaatsanwältin Nadja Niesen im Verdacht einer privaten Steuerhinterziehung im fünfstelligen Bereich. Seine Wohnung in der Berliner Vorstadt in Potsdam wurde am Mittag von den Ermittlungsbehörden zwei Stunden lang durchsucht. Die Durchsuchungen betrafen allein die Meldeanschrift des Verdächtigen. Die Ermittler haben zwei Umschläge voller Dokumente zur Auswertung mitgenommen. Bundestagsbüros wurden nicht durchsucht.<ref>[https://www.tagesspiegel.de/politik/alexander-gauland-unter-verdacht-immunitaet-aufgehoben-hausdurchsuchung-in-potsdam/25490582.html#layer Alexander Gauland unter Verdacht Immunität aufgehoben – Hausdurchsuchung in Potsdam], Der Tagesspiegel, 30. Januar 2020 13:00 Uhr</ref><ref>[http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/169/1916921.pdf Deutscher Bundestag Drucksache 19/16921] Beschlussempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung  30. Januar 2020</ref> Ein AfD-Fraktionssprecher sagte der [[Agence France-Presse|AFP]], in den Ermittlungen gehe es um ein altes Verfahren aus dem vorletzten Jahr. Die Fraktion wolle dazu ausführlicher Stellung nehmen.<ref>[https://www.dw.com/de/bundestag-hebt-immunit%C3%A4t-von-afd-fraktionschef-gauland-auf/a-52197348 Bundestag hebt Immunität von AfD-Fraktionschef Gauland auf] [[Deutsche Welle]] 30. Januar 2020</ref><ref>[https://www.merkur.de/politik/gauland-afd-steuerhinterziehung-bundestag-immunitaet-aufgehoben-ermittlung-zr-13510647.html Hausdurchsuchung bei Gauland:] Fahnder holen AfD-Fraktionschef aus dem Bett, 31. Januar 2020, [[Merkur.de]]</ref>

=== Familie und Konfession ===
Gauland ist verheiratet<ref>Angaben auf der {{Webarchiv |url=https://www.landtag.brandenburg.de/de/666524 |text=Homepage des Landtags Brandenburg |wayback=20160304043908}} (abgerufen am 31.&nbsp;August 2017).</ref> und Vater einer Tochter Dorothea (* 1983).<ref name="Munzinger">{{Munzinger|00000030179|||in ''Internationales Biographisches Archiv'' 02/2015 vom 6. Januar 2015}}</ref> Seit 1993 lebt er in einer Villa in der [[Potsdam]]er ''[[Nördliche Vorstädte von Potsdam#Berliner Vorstadt|Berliner Vorstadt]]'' unweit des [[Heiliger See (Potsdam)|Heiligen Sees]].<ref name="Sternberg" /><ref name="spiegel-2018-15-26">{{Der Spiegel |ID=156677879 |Autor=Melanie Amann |Titel=Ohne Zweifel |Jahr=2018 |Nr=26 |Seiten=26–29}}</ref> Seine Lebensgefährtin Carola Hein war Lokalredakteurin bei der von Gauland bis 2005 herausgegebenen ''Märkischen Allgemeinen''.<ref name="Munzinger" />

Der Sohn seiner Lebensgefährtin, der PR-Berater [[Stefan Hein]], ist ebenfalls Mitglied der AfD und wurde 2014 mit Gauland in den Brandenburger Landtag gewählt, wollte dann aber sein [[Mandat (Politik)|Mandat]] aufgrund einer angeblichen [[Falschmeldung]] über Interna der Partei an den ''[[Der Spiegel|Spiegel]]'' zunächst nicht annehmen<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/politik/deutschland/article132629904/AfD-Vize-von-Sohn-der-Lebensgefaehrtin-hintergangen.html |titel=AfD: Sohn der Lebensgefährtin hintergeht Gauland - WELT |datum=2021-04-30 |sprache=de |abruf=2023-11-12}}</ref>. Er nahm diese Entscheidung später wieder zurück. Nach dem Ausschluss aus der AfD-Fraktion war er bis 2019 [[fraktionsloser Abgeordneter]].<ref>[[Oskar Niedermayer]]: ''Die brandenburgische Landtagswahl vom 14. September 2014. Die Linke wird abgestraft, bleibt aber Regierungspartei''. In: ''[[Zeitschrift für Parlamentsfragen]]'' 46 (2015) 1, S. 21–38, hier: S. 37 ([[doi:10.5771/0340-1758-2015-1-21]]).</ref>

Alexander Gaulands Tochter, die evangelische [[Pfarrer]]in Dorothea Gauland, die früher im Dekanat [[Dreieich]] der [[Evangelische Kirche in Hessen und Nassau|Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau]] und seit August 2019 als [[Ökumenische Bewegung|Ökumene-Pfarrerin]] in [[Mainz]] tätig war,<ref>Reinhard Breidenbach: ''[https://www.echo-online.de/lokales/rhein-main/gauland-tochter-ist-neue-okumene-pfarrerin-in-mainz_20392269# Gauland-Tochter ist neue Ökumene-Pfarrerin in Mainz.]'' In: ''Echo'', 28. August 2019, abgerufen am 8. Juni 2021;<br />''[https://www.evangelisch.de/inhalte/159712/27-08-2019/dorothea-gauland-neue-oekumene-pfarrerin-mainz Dorothea Gauland neue Ökumene-Pfarrerin in Mainz.]'' In: [[evangelisch.de]], 27. August 2019, abgerufen am 8. Juni 2021.</ref> distanzierte sich im Februar 2016 öffentlich von den flüchtlingspolitischen Aussagen ihres Vaters.<ref>[https://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-02/alexander-gauland-afd-fluechtlingskrise-fluechtlingspolitik-grenzen ''„Wir können uns nicht von Kinderaugen erpressen lassen“'']. In: ''[[Zeit Online]]'', 24. Februar 2016, abgerufen am 8. Juni 2021.</ref> Sie setzt sich aktiv für Flüchtlingshilfe ein.<ref>Maria Fiedler: ''[https://www.tagesspiegel.de/politik/afd-chef-alexander-gauland-der-radikale/22638022.html AfD-Chef Alexander Gauland: Der Radikale.]'' In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 4. Juni 2018, abgerufen am 8. Juni 2021.</ref> Zum 1. Dezember 2023 wurde sie als Landespfarrerin der Evangelischen Kirche [[EKBO]] auf eine beim [[Berliner Missionswerk]] angebundenen Stelle berufen. Sie soll sich um den interreligiösen Dialog kümmern.<ref>{{Internetquelle |autor=Cedric Rehman |url=https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/afd-alexander-gauland-tochter-dorothea-wird-pfarrerin-fuer-den-interreligioesen-dialog-li.2164114 |titel=Alexander Gauland: Tochter von AfD-Politiker wird Pfarrerin für den interreligiösen Dialog |werk=Berliner Zeitung |datum=2023-12-01 |sprache=de |abruf=2023-12-03}}</ref>

Alexander Gauland selbst berichtet von Zerwürfnissen mit einem Teil seiner Familie, der wegen seiner politischen Rolle in der AfD den Kontakt mit ihm abgebrochen hat. Das betreffe fast die gesamte Verwandtschaft seiner Frau, mit der man früher Familienfeste gemeinsam begangen habe.<ref>{{Internetquelle |autor=Alexander-Georg Rackow, [[Jan Fleischhauer]] |url=https://www.focus.de/politik/deutschland/rueckzug-von-der-parteispitze-afd-chef-alexander-gauland-im-interview_id_11402031.html |titel=AfD-Chef Gauland: „Ein Teil meiner Familie hat völlig mit mir gebrochen“ |werk=[[Focus]] |datum=2019-12-01 |abruf=2021-06-08}}</ref> Gauland ist Mitglied der [[Evangelische Kirche in Deutschland|evangelischen]] Kirche und gehört ihr nach eigener Aussage „aus Achtung der Familientradition“ an.<ref>Siehe Eintrag zu ''Gauland, Alexander'' in: [[Norbert Beleke]] (Hrsg.): ''[[Wer ist wer?]] Das deutsche Who’s Who''. 42. Ausgabe 2003/2004, Schmidt-Römhild, Lübeck 2003, ISBN 3-7950-2036-0, S. 411.<br />{{Internetquelle |autor=Raoul Löbbert, Martin Machowecz |url=http://www.zeit.de/2016/23/leipzig-afd-katholikentag-streitgespraech/seite-2 |titel=Gehört die AfD auf den Katholikentag? |titelerg=Seite 2/2: „Die evangelische Kirche ist mir höchst unsympathisch“ |werk=[[Die Zeit]] 23/2016 |datum=2016-05-25 |abruf=2021-06-08}}</ref>

== Publizistisches Wirken und Rezeption ==
=== Rechtswissenschaftliche Veröffentlichungen ===
==== Dissertation ====
Gaulands bei [[Duncker & Humblot]] erschienene [[völkerrecht]]liche Dissertation, ''Das Legitimitätsprinzip in der Staatenpraxis seit dem Wiener Kongress'' (1971), befasst sich mit dem Begriff der [[Legitimität]] und seiner zugrunde liegenden Prinzipien in der neueren Geschichte. Sie beginnt beim französischen Staatsmann [[Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord]] auf dem [[Wiener Kongress]], behandelt dann die in der [[Heilige Allianz|Heiligen Allianz]] zusammengeschlossenen christlichen Fürsten Europas und endet in der Betrachtung demokratisch-revolutionärer bzw. konstitutioneller Ausprägungen.<ref>[[Christian Gizewski]]: ''Zur Normativität und Struktur der Verfassungsverhältnisse in der späteren römischen Kaiserzeit'' (= ''Münchener Beiträge zur Papyrusforschung und antiken Rechtsgeschichte''. Heft 81). Beck, München 1988, ISBN 3-406-32437-1, S. 218.</ref> Der Historiker [[Rainer Koch (Historiker)|Rainer Koch]], damals Assistent von [[Lothar Gall]] am [[Friedrich-Meinecke-Institut]] der [[FU Berlin]], rezensierte: „Der in der Einleitung behaupteten These einer dialektischen Verbindung von dynastischem Legitimitätsprinzip und [[Selbstbestimmungsrecht der Völker]] als Antithese wie auch von demokratischem Legitimitätsprinzip und sozialistischem Legitimitätsprinzip wird statt dringend gebotener Verifizierung eine nicht nachgewiesene Formel aufgesetzt: ‚Gemeinsam ist allen Ausformungen des Legitimitätsprinzips der konservative Charakter‘. Ein völkerrechtlicher [[Elfenbeinturm]] ist sicherlich nicht am Platz.“<ref>Rainer Koch: ''Gauland, Alexander: Das Legitimitätsprinzip in der Staatenpraxis seit dem Wiener Kongress'' (Rez.). In: ''[[Historische Zeitschrift]]'' 216 (1972) 3, S. 700–701.</ref>

==== Weitere Fachpublikationen ====
Er verfasste mehrere wissenschaftliche Aufsätze zum Staats- und Völkerrecht.<ref name="Munzinger" /> In ''Die völkerrechtliche Souveränität im Fall der Aufnahme von Staaten in die UNO'' (1973) vertrat er die Auffassung, „daß die [[Souveränität]] eines Staates nicht Bedingung für seine Aufnahme in die [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]]“ sei. Dies wurde durch den Regensburger Völkerrechtler [[Otto Kimminich]] als „irrige[r] Ansatzpunkt“ kritisiert. Gauland fehlinterpretiere die Rechtswissenschaftler [[Friedrich Berber]], [[Leland Goodrich]] und [[Edvard Hambro]] hinsichtlich ihrer Auslegung des Geltungsbereichs des Art. 3 [[Charta der Vereinten Nationen|UN-Charta]]. Auch sei nicht nachvollziehbar, wie Gauland behaupten könne, dass etwa das Völkerrecht „von einem Staat nicht die […] Souveränität“, sondern eine [[Staatsgewalt|öffentliche Gewalt]] für die Anerkennung als [[Staat]] fordern würde ([[Drei-Elemente-Lehre]]). Ferner widersprach Kimminich ausdrücklich der Ansicht, dass die Nichtproblematisierung von Kriegsfolgenproblemen eine Schwäche der UN sei.<ref>[[Otto Kimminich]]: ''Der Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur Organisation der Vereinten Nationen – Völkerrechtliche und völkerrechtspolitische Grundprobleme''. In: ''[[Die Friedens-Warte]]'' 57 (1974) 1/4, S. 9–42, hier: S. 9 ff.</ref>

Gaulands 1974 in der ''[[Die Öffentliche Verwaltung|DÖV]]'' erschienener Fachaufsatz, ''Die Verstaatlichung der Banken nach dem Grundgesetz'', wurde durch den Juristen und Ministerialrat [[Rolf Groß (Jurist)|Rolf Groß]] in einer Erwiderung kritisiert. Es lasse sich mit Gaulands Argumenten, die er „[[Apodiktische Aussage|apodiktisch]]“ und „oberflächlich“ vorgetragen sah, nicht begründen, warum der „[[Produktionsmittel]]begriff der [[Klassische Nationalökonomie|klassischen Nationalökonomie]]“ so eng ausgelegt werden sollte. Gauland arbeitete zuvor heraus, dass [[Bank]]en keine Produktionsmittel im Sinne des {{Art.|15|gg|juris}} [[Grundgesetz|GG]] seien und letztlich nicht in die [[Verstaatlichung|Sozialisierungskompetenz]] des Staates fallen würden.<ref>[[Rolf Groß (Jurist)|Rolf Groß]]: ''Verstaatlichung der Banken und Grundgesetz''. In: ''[[Die Öffentliche Verwaltung]]'' 1975, S. 344–346.</ref> Später widersprach er Groß in einer richtigstellend orientierten Antwort.<ref>Alexander Gauland: ''Antwort''. In: ''[[Die Öffentliche Verwaltung]]'' 1975, S. 146–147.</ref>

=== Historische Abhandlungen und Biographien ===
Zudem ist Gauland Autor mehrerer historisch-politischer [[Monografie]]n: ''Gemeine und Lords. Porträt einer politischen Klasse'' (1989), ''Was ist Konservatismus. Streitschrift gegen die falschen deutschen Traditionen. Westliche Werte aus konservativer Sicht'' (1991), ''Helmut Kohl. Ein Prinzip'' (1994), ''Das Haus Windsor'' (1996), ''Anleitung zum Konservativsein'' (2002), ''Kleine deutsche Geschichte. Von der Stauferzeit bis zum Mauerfall'' (2007), ''Die Deutschen und ihre Geschichte'' (2009) und ''Fürst Eulenburg – ein preußischer Edelmann'' (2010).<ref name="Munzinger" />

Der Historiker [[Benedikt Stuchtey]], damals Mitarbeiter am [[Deutsches Historisches Institut London|Deutschen Historischen Institut London]] (DHIL), beschrieb Gaulands 1989 im [[Suhrkamp Verlag]] veröffentlichtes Werk ''Gemeine und Lords. Porträt einer politischen Klasse'' als eine sympathisch dargestellte, chronologische Porträtierung von britischen [[Gentleman|Gentlemen]]. Er erkannte eine [[essay]]hafte und [[Anekdote|anekdotische]] Aufarbeitung der [[Geschichte Englands|englischen Geschichte]]. Gauland zeichne ein romantisiertes Bild des Königreiches und überschätze die Geschlossenheit der [[Whig]]-Oligarchie.<ref>[[Benedikt Stuchtey]]: ''Gemeine und Lords. Porträt einer politischen Klasse'' (Rez.). In: Ulrike Jordan (Hrsg.): ''Research on British history in the Federal Republic of Germany 1989–1994. An Annotated Bibliography''. [[Deutsches Historisches Institut London]], London 1996, ISBN 0-9521607-7-3, S. 18–19.</ref>

Über den Altbundeskanzler [[Helmut Kohl]] schrieb Gauland in einer kritisch-wertenden Analyse (1994), verlegt im [[Rowohlt Verlag]], dass dieser „der erste klassische [[Berufspolitiker]] ohne Wurzeln in einem anderen gesellschaftlichen Milieu“ sei.<ref>[[Herbert Schneider (Politikwissenschaftler)|Herbert Schneider]]: ''Ministerpräsidenten. Profil eines politischen Amtes im deutschen Föderalismus''. Leske und Budrich, Opladen 2001, ISBN 3-8100-3030-9, S. 130.</ref> Er legte ferner „brillante Skizzen“, so der CDU-Historiker [[Hans-Otto Kleinmann]], über [[Franz Josef Strauß]], [[Kurt Biedenkopf]] und [[Heiner Geißler]] vor.<ref name="Kleinmann" /> Kohl ist in Gaulands Augen ein Vertreter der [[Bonner Republik]], der „durch eigenes Verdienst und glückliche Umstände“ zu einer historischen Figur geworden sei. Wie der Philosoph [[Odo Marquard]] spreche Gauland der Moderne die historische Größe ab.<ref name="Kleinmann">Hans-Otto Kleinmann: ''Die Ära Kohl – Ein Literaturbericht. Erster Teil''. In: ''[[Historisch-Politische Mitteilungen]]'', 14. Jahrgang (2007), S. 353–410, hier: S. 397 f.</ref>

Der ehemalige Direktor des DHIL, [[Peter Wende]], bezeichnete den durch Gauland 1996 vorgelegten Band ''Das Haus Windsor'' als „[[Nostalgie|nostalgisch]] gestimmt“ und „elegant geschrieben“.<ref>[[Peter Wende]]: ''Bibliographie: Einleitung''. In: ders. (Hrsg.): ''Englische Könige und Königinnen der Neuzeit. Von Heinrich VII. bis Elisabeth II.'' Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-57375-0, S. 369.</ref> Auch die Literaturkritikerin [[Elisabeth Endres (Germanistin)|Elisabeth Endres]] bemerkte, dass es sich inhaltlich um ein „schön ausgestattete[s] Buch“ handle.<ref>[[Elisabeth Endres (Germanistin)|Elisabeth Endres]]: ''Affinität zu Agincourt''. In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 9. November 1996, S. 18.</ref> Gauland beschrieb darin, so der Autor [[Tom Levine]], das [[Elisabethanisches Zeitalter|Elisabethanische Zeitalter]] (16. Jahrhundert) als „Englands größte und fruchtbarste Zeit. In wenigen Jahren brachte es eine nationale Dichtung, eine nationale Renaissance, eine unüberwindbare Flotte und, was das wichtigste ist und uns Deutschen immer versagt blieb, ein Bild des Engländers von sich selbst hervor.“<ref>Tom Levine: ''Die Windsors. Glanz und Tragik einer fast normalen Familie''. Campus Verlag, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 2005, ISBN 3-593-37763-2, S. 18.</ref> Als „entscheidende Verfassungsänderung [der Briten] in diesem [dem 20.] Jahrhundert“ beurteilt er den [[Parliament Act]] (1911) und damit die Beschneidung der Rechte des Oberhauses. Dieser wirke sich bis in unsere heutige Zeit aus.<ref>Tom Levine: ''Die Windsors. Glanz und Tragik einer fast normalen Familie''. Campus Verlag, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 2005, ISBN 3-593-37763-2, S. 76.</ref>

[[Arnulf Baring]], Historiker, beschäftigte sich mit Gaulands Werk ''Die Deutschen und ihre Geschichte'' (2009). Gauland habe in einer „gelassenen Sichtweise“ eine „kenntnisreich[e] und elegant[e]“ Beschreibung vorgelegt und bediene sich „pointierte[r] Positionen“. Besondere Ablehnung verspüre Gauland gegenüber der Politik des ehemaligen [[Sowjetunion|sowjetischen]] Staatspräsidenten [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Michail Gorbatschow]].<ref>[[Arnulf Baring]]: [http://www.tagesspiegel.de/kultur/literatur/politische-literatur-beitrag-zur-gelassenheit/1644612.html ''Beitrag zur Gelassenheit'']. In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', Nr. 20465, 8. Dezember 2009, S. 24.</ref>

Gaulands Monografie ''Fürst Eulenburg – ein preußischer Edelmann'' (2010) wurde in den ''[[Potsdamer Neueste Nachrichten|Potsdamer Neuesten Nachrichten]]'' rezensiert. Im Rahmen einer Diskussionsrunde mit den Historikern Arnulf Baring und [[Daniel Koerfer]] stellte Gauland sein Werk, das auch von der [[Harden-Eulenburg-Affäre]] handelt, im [[Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte]] im Kutschstall in Potsdam vor. Der Journalist Gerold Paul bemerkte, „Weniger Detail und mehr Sinn für das Ganze“ wären hilfreich gewesen.<ref>Gerold Paul: {{Webarchiv|url=http://www.pnn.de/potsdam-kultur/367497/ |wayback=20150208135222 |text=''Legenden um einen preußischen Edelmann''     }}. In: ''[[Potsdamer Neueste Nachrichten]]'', Nr. 18, 22. Januar 2011, S. 29.</ref>

{{Siehe auch|Alexander Gauland#Gesellschafts- und Sozialpolitik|titel1=Veröffentlichungen zum Konservatismus}}

=== Freie Publizistik für Zeitungen und Zeitschriften ===
Gauland schrieb ständig<ref>Astrid Lange: ''Was die Rechten lesen. Fünfzig rechtsextreme Zeitschriften. Ziele, Inhalte, Taktik'' (= ''Beck'sche Reihe''. 1014). Hrsg. von der [[Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus|Arbeitsstelle Neonazismus]] der Fachhochschule Düsseldorf, Beck, München 1993, ISBN 3-406-37404-2, S. 61, 140.</ref> neben zu „[[Extremismus|extremistischen]] Positionen neigenden Konservativen“ als „Vertreter des demokratischen Konservatismus“ ([[Armin Pfahl-Traughber]])<ref>[[Armin Pfahl-Traughber]]: ''Konservative Revolution und Neue Rechte. Rechtsextremistische Intellektuelle gegen den demokratischen Verfassungsstaat''. Leske und Budrich, Opladen 1998, ISBN 3-8100-1888-0, S. 206.</ref> für das [[Rechtskonservatismus|rechtskonservative]] Theorieorgan ''[[Criticón]]'', wo er ab den 1970er Jahren u.&nbsp;a. Autorenporträts von britischen Konservativen wie [[Henry St. John, 1. Viscount Bolingbroke|Henry St. John]] und [[Benjamin Disraeli]] veröffentlichte.<ref>siehe auch: [[Caspar von Schrenck-Notzing]] (Hrsg.): ''Konservative Köpfe. Von Machiavelli bis Solschenizyn'' (= ''Criticón-Bücherei''. 2). Criticón-Verlag, München 1978, {{Falsche ISBN|3-922024-02-2}}</ref> Der Historiker [[Horst Seferens]] von der [[Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten]] stellte 1998 die These auf, dass Gauland „möglicherweise unmittelbar“ durch einen wohlwollenden ''Criticón''-Artikel über [[Ernst Jünger]] dessen Nominierung für den [[Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main]] beeinflusst haben könnte.<ref>Horst Seferens: ''„Leute von übermorgen und von vorgestern“. Ernst Jüngers Ikonographie der Gegenaufklärung und die deutsche Rechte nach 1945''. Philo, Berlin u.&nbsp;a. 1998, ISBN 3-86572-110-9, S. 338 f.</ref> Geschickt habe es die Zeitschrift verstanden, so der Historiker [[Walter H. Pehle]], Protagonisten beider Volksparteien für ihre rechtsintellektuellen Ziele zu vereinnahmen.<ref>[[Walter H. Pehle]]: ''Verschweigen oder publizieren? Helfen Bücher gegen den Rechtsextremismus?''. In: Friedwart Maria Rudel (Hrsg.): ''Rechtsextremismus bekämpfen. Aufklärung und Selbstvergewisserung''. Klartext-Verlag, Essen 1995, ISBN 3-88474-272-8, S. 139.</ref> Nach dem Literaturhistoriker [[Hans Sarkowicz]] unterstützten insbesondere Gauland und andere Konservative wie [[Günter Rohrmoser]], [[Hans Maier (Politiker, 1931)|Hans Maier]], [[Wolfgang Wild]] und [[Hans Graf Huyn]] mit ihrem Wirken indirekt den „[[Sozialdarwinismus|soziobiologistischen]] [[Chauvinismus]]“ des [[Caspar von Schrenck-Notzing|Schrenck-Notzing]]-Blattes, das die deutsche [[Politische Rechte (Politik)|Rechte]] vereinigen wollte.<ref>[[Hans Sarkowicz]]: ''Publizistik in der Grauzone''. In: [[Wolfgang Benz]] (Hrsg.): ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. Voraussetzungen, Zusammenhänge, Wirkungen''. Aktualisierte Neuauflage, Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-596-24446-3, S. 101.</ref>

In dem alternativen Frankfurter Stadtmagazin ''[[Pflasterstrand]]'' attestierte man dem CDU-Politiker einerseits eine rechtsintellektuelle Gesinnung, erkannte aber andererseits seine stadtplanerische Zukunftsvision für die Metropole an.<ref>{{BibISBN|3-7995-1210-1|Seiten=431, 448}}</ref> Ende der 1980er Jahre verfasste Gauland dann vereinzelt philosophische und politische Beiträge für das Blatt. Dies löste Unbehagen in Unionskreisen aus.<ref>''Eiserner Mann''. In: ''[[Der Spiegel]]'', 5/1989, 30. Januar 1989, S. 45–48, hier: S. 48 ([http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/13496274 PDF]).</ref>

Nach seiner Tätigkeit für die MAZ war er Autor einer [[Kolumne]] auf der Meinungsseite der Berliner Tageszeitung ''[[Der Tagesspiegel]]'' und von [[Kommentar (Journalismus)|Kommentaren]] bei [[Deutschlandradio]].<ref name="Sternberg" /> Darüber hinaus publizierte er in den letzten Jahren in unterschiedlichen überregionalen Zeitungen und Zeitschriften u.&nbsp;a. im ''[[Cicero (Zeitschrift)|Cicero]]'', in der ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'', in der ''[[Die Welt|Welt]]'', in der ''[[Die Zeit|Zeit]]'', in der ''[[Frankfurter Rundschau]]'' und in der ''[[taz]]''.<ref name="Munzinger" /> Vom politischen Magazin ''Cicero'' wurde er etwa als „einer der renommiertesten konservativen Publizisten Deutschlands“ vorgestellt.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.cicero.de/autoren/gauland-alexander |text=''Autor: Alexander Gauland'', Cicero |archive-is=20150111090312}}.</ref>

== Politische Positionen ==

=== Außen- und Sicherheitspolitik ===
Gauland vertritt den [[Pragmatismus|pragmatischen]] Standpunkt, dass es faktisch keine politisch konservative [[Außenpolitik]] gebe, sondern dass diese nur angelehnt an die Interessen eines Landes wie Deutschland entweder richtig oder falsch sein könne.<ref>Matthias Zimmermann: ''Konservatives Denken in der Außenpolitik. Eine Skizze''. In: ''[[Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik]]'' (2011) 4, S. 490. [[doi:10.1007/s12399-011-0190-y]]</ref> Er verfolge, so Beobachter, eine an nationalen Interessen ausgerichtete [[Politische Macht|Macht]]- und [[Realpolitik]]. Diese stehe zum Teil der [[Westbindung]] und der [[NATO]] entgegen.<ref name="NestlerRohgalf">Christian Nestler, Jan Rohgalf: ''Eine deutsche Angst – Erfolgreiche Parteien rechts von der Union. Zur AfD und den gegenwärtigen. Gelegenheitsstrukturen des Parteienwettbewerbs''. In: ''[[Zeitschrift für Politik]]'' 61 (2014) 4, S. 389–413, hier: S. 405 f. [[doi:10.5771/0044-3360-2014-4]]</ref>

==== Außenpolitisches Positionspapier ====
Vor der [[Bundestagswahl 2013]] stellte Gauland ein von ihm ausgearbeitetes, sich an die [[Bündnispolitik Otto von Bismarcks]] anlehnendes außenpolitisches Positionspapier, das in der Wissenschaft auch „Bismarck-Papier“<ref>[[Marcel Lewandowsky]]: ''Die Verteidigung der Nation: Außenund europapolitische Positionen der AfD im Spiegel des Rechtspopulismus''. In: [[Alexander Häusler (Sozialwissenschaftler)|Alexander Häusler]] (Hrsg.): ''Die Alternative für Deutschland. Programmatik, Entwicklung und politische Verortung''. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-10638-6, S. 39–51, hier: S. 49.</ref> genannt wird, vor. Die Vorstellung erfolgte im Rahmen einer Pressekonferenz der AfD,<ref name="Lewandowsky46">[[Marcel Lewandowsky]]: ''Die Verteidigung der Nation: Außenund europapolitische Positionen der AfD im Spiegel des Rechtspopulismus''. In: [[Alexander Häusler (Sozialwissenschaftler)|Alexander Häusler]] (Hrsg.): ''Die Alternative für Deutschland. Programmatik, Entwicklung und politische Verortung''. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-10638-6, S. 39–51, hier: S. 46.</ref> es war jedoch nie Teil des offiziellen Partei- oder Wahlprogramms. Auf einem Parteikonvent im Oktober 2013 ermunterte Gauland die Partei dazu, seine Ausarbeitung in das Parteiprogramm der AfD zu übernehmen und „eigenständig nationale Interessen zu definieren“.<ref>[[Günther Lachmann]]: [https://www.welt.de/politik/deutschland/article121123113/Warum-die-AfD-sich-ploetzlich-selbst-zerfleischt.html ''Protestpartei. Warum die AfD sich plötzlich selbst zerfleischt'']. [[Welt Online]], 23. Oktober 2013.</ref> Auch Beobachter sehen eine Anschlussfähigkeit an die AfD-Programmatik.<ref>[[Marcel Lewandowsky]]: ''Die Verteidigung der Nation: Außenund europapolitische Positionen der AfD im Spiegel des Rechtspopulismus''. In: [[Alexander Häusler (Sozialwissenschaftler)|Alexander Häusler]] (Hrsg.): ''Die Alternative für Deutschland. Programmatik, Entwicklung und politische Verortung''. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-10638-6, S. 39–51, hier: S. 47.</ref> Gauland tritt konkret für eine stärkere Betonung nationaler Interessen ein. Allerdings unterstützte er die feste Verankerung Deutschlands in der westlichen Sicherheitsarchitektur der [[NATO]] unter Führung der USA. Gleichzeitig forderte er, das Verhältnis zu [[Russland]] sorgfältig zu pflegen, da Russland an entscheidenden Wegmarken der deutschen Geschichte positiv Pate gestanden, sich aber nicht immer auf westliche Versprechen habe verlassen können. Er lehnte [[Auslandseinsätze der Bundeswehr]] außerhalb des NATO-Gebietes wie in [[Krieg in Afghanistan seit 2001|Afghanistan]] ab, schloss jedoch die Möglichkeit von Interventionen an Europas Peripherie wie in [[Nordafrika]] nicht prinzipiell aus, falls deutsche Kerninteressen berührt seien. Einem [[EU-Beitritt der Türkei]] erteilt Gauland eine klare Absage: „Nach Auffassung der AfD endet Europa am [[Bosporus]]. Mit der Aufnahme der Türkei verlöre Europa seine [[Abendland|abendländische]] Identität.“ Einen Militärschlag gegen die Regierung [[Baschar al-Assad|Assad]] im [[Bürgerkrieg in Syrien|Syrischen Bürgerkrieg]] lehnte Gauland ab. In Bezug auf Bundeskanzlerin [[Angela Merkel|Merkels]] wiederholte Zusicherungen, dass das [[Existenzrecht Israels]] Teil der [[Staatsräson]] der Bundesrepublik Deutschland sei, wies Gauland darauf hin, dass Deutschland im Konfliktfall weder rechtlich noch strategisch in der Lage sei, derartige Erklärungen tatsächlich „mit Leben zu füllen“.<ref>[[Günther Lachmann]]: [https://www.welt.de/politik/deutschland/article119895035/Die-AfD-will-zurueck-zu-Bismarcks-Aussenpolitik.html ''Die AfD will zurück zu Bismarcks Außenpolitik'']. [[Welt Online]], 10. September 2013.</ref>

Laut dem Politikwissenschaftler [[Marcel Lewandowsky]] bilde das Papier „die EU-kritische Position der Partei ab“.<ref name="Lewandowsky46" /> Es weise „[[Nationalismus|nationalistische]] Untertöne“ auf, so die Politologin [[Viola Neu]].<ref name="Neu">[[Viola Neu]]: ''Hidden champions oder ewige Verlierer? Die „sonstigen“ Parteien bei der Bundestagswahl''. In: [[Eckhard Jesse]], [[Roland Sturm]] (Hrsg.): ''Bilanz der Bundestagswahl 2013. Voraussetzungen, Ergebnisse, Folgen'' (= ''Parteien und Wahlen''. Band 7). Nomos, Baden-Baden 2014, ISBN 978-3-8487-1118-5, S. 303 f.</ref> Laut den Politikwissenschaftlern [[Gunther Hellmann]], Wolfgang Wagner und Rainer Baumann könnten durch Gaulands Vorstoß „[[Frankophobie|anti-französische]] Ressentiments wieder hoffähig“ werden.<ref>[[Gunther Hellmann]], Wolfgang Wagner, Rainer Baumann: ''Deutsche Außenpolitik. Eine Einführung'' (= ''Grundwissen Politik''. Band 39). 2. Auflage, Springer VS, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-05021-4, S. 250 f.</ref>

==== Europapolitik ====
Er meinte 1995, [[Europa]] sei „kein opportunistische[r] Begriff“, sondern „deutsche [[Staatsräson]]“, weil nationale Interessenpolitik ohne oder gar gegen Europa nicht mehr möglich sei. Deutschland könne nur Wirkung entfalten, indem es innerhalb der [[Europäische Union|Europäischen Union]] Politik betreibe.<ref>[[Helga Grebing]]: ''Nationale Identität oder zivilisatorische Integration in Europa''. In: [[Christian Jansen]], [[Lutz Niethammer]], [[Bernd Weisbrod]] (Hrsg.): ''Von der Aufgabe der Freiheit. Politische Verantwortung und bürgerliche Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert. Festschrift für [[Hans Mommsen]] zum 5. November 1995''. Akademie Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-05-002835-1, S. 214.</ref> Das Festhalten am historisch gewachsenen britischen „Sonderweg“ und damit der gepflegten Distanz zu [[Kontinentaleuropa]] sei nicht zeitgemäß.<ref>[[Arnd Bauerkämper]]: ''Geschichtsschreibung als Projektion. Die Revision der »Whig Inter-pretation of History« und die Kritik am Paradigma vom »deutschenSonderweg« seit den 1970er Jahren''. In: Stefan Berger, Peter Lambert, Peter Schumann (Hrsg.): ''Historikerdialoge. Geschichte, Mythos und Gedächtnis im deutsch-britischen kulturellen Austausch 1750–2000'' (= ''Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte''. Band 179). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003, ISBN 3-525-35175-5, S. 387.</ref> Ein [[europäischer Föderalismus]] werde sich aus historischer Erfahrung heraus wegen der immer wieder aufkommenden [[Nationalismus|Nationalismen]] nicht durchsetzen. Vielmehr habe sich das „europäische Projekt“ spätestens 2005 „erschöpft“.<ref>[[Peter Hanenberg]]: ''Nation und Europa im kontrastiven Gebrauch''. In: [[Jean-Marie Valentin]] (Hrsg.): ''Akten des XI. Internationalen Germanistenkongresses Paris 2005'' (= ''Jahrbuch für Internationale Germanistik''. Band 88). Band 12: ''Europadiskurse in der deutschen Literatur und Literaturwissenschaft – Deutsch-jüdische Kulturdialoge/-konflikte''. Lang, Berlin u.&nbsp;a. 2007, ISBN 978-3-03910-801-5, S. 165.<br />[[Jürgen Elvert]]: ''How Many Rooms Are There in the European''. In: Michel Dumoulin, Geneviève Duchenne (Hrsg.): ''L’Europe inachevée, 2004–2005'' (= ''Chaire Glaverbel d’Études Européennes: Actes de la Chaire Glaverbel d’Études Européennes''. No. 6). PIE Lang, Brüssel u.&nbsp;a. 2006, ISBN 978-90-5201-331-2, S. 137.</ref> Er sehe auch deswegen den zukünftigen [[Erweiterung der Europäischen Union|Erweiterungen der Europäischen Union]] (z.&nbsp;B. um die Türkei) Grenzen gesetzt.<ref>Ellen Madeker: ''Türkei und europäische Identität. Eine wissenssoziologische Analyse der Debatte um den EU-Beitritt''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15615-6, S. 137.</ref>

==== Positionen zu Russland und der Ukraine ====
In einer Rede anlässlich der [[Annexion der Krim 2014|russischen Annexion der Krim]] im März 2014 räumte Gauland ein, dass dieses Vorgehen zweifellos ein „völkerrechtswidriger“ Akt sei. Er schob die Behauptung hinterher, „die Legitimität eines Handelns“ könne „anders beurteilt werden als seine Legalität“. Laut [[Volker Weiß]] scheint hier der Souveränitätsbegriff des [[Nationalsozialismus|NS]]-Juristen und Staatstheoretikers [[Carl Schmitt]] durch, „wonach sich echte Herrschaft daran zeige, dass sie sich auch über den rechtlichen Rahmen erheben könne“. Putin habe sich, so Gauland, „auf eine alte russische, [[Russisches Kaiserreich|zaristische]] Tradition besonnen: das Einsammeln russischer Erde“. [[Kiew]] als „Kernzelle des russischen Reiches“ könne Russland ebenso wenig gleichgültig sein wie [[Sewastopol]]. Auch wenn man das „in unserer postheroischen Welt“ nicht mehr verstehe, sei es für Russland „noch immer gelebte Realität“. Volker Weiß spricht von einem „Drang des erfahrenen Politikers Gauland, seine Argumentaion mit […] heroischen Mythen anzureichern“.<ref>Volker Weiß: ''Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2018, S. 207.</ref> Sanktionen gegen Russland aufgrund der Annexion lehnte Gauland ab.<ref>{{Internetquelle |autor=Deutsche Welle (www.dw.com) |url=https://www.dw.com/de/gauland-lehnt-sanktionen-gegen-russland-wegen-krim-annexion-ab/a-40064068 |titel=Gauland lehnt Sanktionen gegen Russland wegen Krim-Annexion ab {{!}} DW {{!}} 12.08.2017 |sprache=de-DE |abruf=2023-05-11}}</ref>

Der Neuzeithistoriker [[Heinrich August Winkler]] äußerte 2014, Gauland sei einer derjenigen Verteidiger [[Wladimir Wladimirowitsch Putin|Putins]], die als „Apologeten der Annexion“ der Krim während des [[Krieg in der Ukraine seit 2014|Krieges in der Ukraine seit 2014]] mit „[[Völkischer Nationalismus|völkische[m] Nationalismus]]“ argumentierten.<ref>[[Heinrich August Winkler]]: ''[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-126511945.html Die Spuren schrecken]''. In: ''[[Der Spiegel]]'', 16/2014, 14. April 2014, S. 28–29; erschienen auch als: [https://zeitschrift-ip.dgap.org/de/ip-die-zeitschrift/themen/die-rueckkehr-des-voelkischen-nationalismus ''Die Rückkehr des völkischen Nationalismus'']. [[Internationale Politik (Zeitschrift)|IP Online]], 17. April 2014.</ref> Die Wissenschaftler [[Christian Nestler]] und [[Jan Rohgalf]] schrieben 2014, Gauland spiele [[Isolationismus|isolationistischen]] Strömungen in die Hände. Man könne etwa die [[EU-Erweiterung 2004|EU-Osterweiterung]] verantwortlich für die Eskalation in der Region machen und sich selbst zum „Hüter des [[Weltfrieden]]s“ stilisieren.<ref name="NestlerRohgalf" />

Mit Bezug zur Festnahme des regimekritischen Bloggers [[Raman Pratassewitsch]] und seiner Freundin [[Sofja Andrejewna Sapega|Sofia Sapega]] im Mai 2021 nach der erzwungenen Landung von [[Ryanair-Flug 4978]] erklärte Gauland, er unterstütze die Sanktionen der Europäischen Union gegen [[Belarus]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/inland/belarus-afd-eu-sanktionen-101.html |titel=AfD uneins über Haltung zu Belarus |werk=[[Tagesschau (ARD)|Tagesschau]] |datum=2021-05-25 |abruf=2021-07-28}}</ref>

Im Vorlauf zum [[Russischer Überfall auf die Ukraine 2022|russischen Angriff auf die Ukraine]] nannte Gauland die Berechtigung der Ukraine ihre Bündnisse selbst und souverän wählen zu können ein eher „theoretisches Recht“, es gehe um die geteilte „Identität“ von Ukraine und Russland und das real aufzeigbare Machtverhältnis.<ref>{{Internetquelle |autor=Ulrich Reitz |url=https://www.focus.de/politik/ausland/wie-sich-zwei-putin-versteher-von-linke-und-afd-mit-der-vorhof-theorie-fuer-russland-einsetzen_id_55064371.html |titel=Wie sich zwei Putin-Versteher von Linke und AfD mit der Vorhof-Theorie für Russland einsetzen |werk=Focus |datum=17.02.2022 |abruf=11.05.2023}}</ref>

Am 24. Februar 2022 begann der [[Russischer Überfall auf die Ukraine 2022|russische Überfall auf die Ukraine]]. Gauland äußerte am 28. April 2022 im Bundestag: „Russland darf nicht gewinnen – Russland darf auch nicht verlieren.“ Sonst könnte es zur [[Erstschlag|nuklearen Option]] greifen.<ref>[https://www.tagesspiegel.de/politik/die-jungs-und-maedels-haben-sich-durchgesetzt-merz-abrechnung-mit-dem-abwesenden-scholz-und-der-scharfe-konter/28287356.html tagesspiegel.de]</ref>  Im Februar 2023 forderte Gauland im Bundestag bei der Diskussion eines Antrags der AfD für eine „Friedensinitiative“ es dürfe «diesen Krieg keiner gewinnen», nur «wenn wir das endlich akzeptieren und für eine friedliche Lösung arbeiten, hat der Frieden eine Chance.»<ref>{{Internetquelle |url=https://www.merkur.de/politik/friedensinitiative-afd-debatte-bundestag-92078273.html |titel=«Friedensinitiative» der AfD: Aufgewühlte Debatte im Bundestag |werk=Münchner Merkur |datum=09.02.2023 |sprache=de |abruf=2023-05-11}}</ref> Die AfD fordere einen Waffenstillstand und eine graduelle Aufhebung der Sanktionen gegen Russland und eine schrittweise Reduzierung der Waffenhilfe für die Ukraine, im Gegenzug sollten sich die russischen Truppen aus der Ukraine zurückziehen, wobei die besetzten Oblaste Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson [[Mandat (Völkerrecht)|UN-Mandatsgebiete]] werden sollten.<ref>{{Internetquelle |autor=Götz Hausding |url=https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2023/kw06-de-friedensplan-ukraine-931482 |titel=Deutscher Bundestag - Kontroverse um Forderung nach „Friedensinitiative“ für Ukraine… |hrsg=Deutscher Bundestag |sprache=de |abruf=2023-05-11}}</ref> Am 9. Mai 2023 nahm er mit Timo Chrupalla an der Feier des [[Tag des Sieges|Tags des Sieges]] in der russischen Botschaft in Berlin teil.<ref>{{Literatur |Autor=Markus Wehner, Berlin |Titel=Schröder mit Gauland in Russischer Botschaft: Empfang zum Tag des Sieges |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/schroeder-mit-gauland-in-russischer-botschaft-empfang-zum-tag-des-sieges-18883200.html |Abruf=2023-05-10}}</ref> Fraktionsintern unterstützt er aus Überzeugung die pro-russischen Positionen des AfD-Fraktionsarbeitskreises Außenpolitik gegen Widerstand von Abgeordneten wie [[Jürgen Braun (Politiker)|Jürgen Braun]], [[Norbert Kleinwächter]] oder [[Rüdiger Lucassen]]; für Gauland sind die Russen „eine Macht, die gegen die in Westeuropa üblichen Haltungen steht, etwa zum Feminismus. Genauso wie Ungarn. Da gibt es eine gewisse sentimentale Sympathie.“<ref>{{Literatur |Autor=Justus Bender |Titel=Russland-Kurs der AfD: Putin-Jünger gegen NATO-Boys |Sammelwerk=FAZ.NET |Datum=2023-07-21 |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/russland-kurs-der-afd-putin-juenger-gegen-nato-boys-19034679.html |Abruf=2023-07-21}}</ref>

==== Positionen zu den USA und zu Israel ====
Er sieht in dem Beitrag ''Was von Europa übrig bleibt'' (2002) die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] „als das neue [[Römisches Reich|Rom]], ein [[Amerikanischer Imperialismus|amerikanisches Imperium]], das die Welt nach seinen Vorstellungen ordnen möchte und immer weniger geneigt scheint, auf die Interessen, kulturellen Überlieferungen und historischen Traditionen anderer Rücksicht zu nehmen.“ Weiter befürwortet er eine Gleichgewichtspolitik und hält Altbundeskanzler [[Gerhard Schröder]] vor, sich gegen den [[Irakkrieg]] (2003) aus innenpolitischen und damit dem „Machterhalt dienenden Gründen“ und „nicht aus historischer Kenntnis“ heraus positioniert zu haben.<ref>Joachim Riecker: ''„Das Geheimnis der Freiheit ist Mut“. Antike Vorbilder in der amerikanischen Außenpolitik von Theodore Roosevelt bis Bill Clinton''. Schöningh, Paderborn u.&nbsp;a. 2006, ISBN 3-506-71384-1, S. 32 f.</ref> Gauland lehnt das Ziel der Förderung von Demokratie durch die USA, wie sie in der [[National Security Strategy vom September 2002]] (Bush-Doktrin) beschrieben wurde, ab.<ref>Jan Ingo Grüner: ''Ankunft in Deutschland. Die Intellektuellen und die Berliner Republik 1998–2006''. be.bra Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-95410-004-0, S. 154.</ref>

Gaulands Forderung nach mehr ''Konservative[r] Skepsis gegen Amerika'' (2003) wurde durch den Politischen Soziologen [[Michael Zöller]] kritisiert. Zöller hielt die Argumentation Gaulands für [[Paradoxon|paradox]]. Das, was er vorlege, sei lediglich die „Verteidigung des Status quo“. Gauland rücke für Europa „etwas weniger Freiheit, etwas mehr Staat, weniger individueller Reichtum und mehr soziale Gerechtigkeit“ in den Vordergrund und verbreite unter dem Deckmantel des [[Realismus (Internationale Beziehungen)|Realismus]] altbekannte [[Vorurteil]]e gegen Amerika.<ref>Michael Zöller: [https://www.welt.de/print-welt/article365040/Amerika-Skepsis-ist-noch-keine-Vision.html ''Amerika-Skepsis ist noch keine Vision.''] In: ''[[Die Welt]].'' Jg. 54, 5. Februar 2003, Nr. 30, S. 9.</ref>

Der Kommunikationswissenschaftler [[Tobias Jaecker]] beurteilte 2014 einige von Gaulands Äußerungen aus den 2000er Jahren – der beispielsweise von einem Anstieg der „Skepsis gegen Amerika“ (Gauland) spreche – als eingebettet in einen „[[Antiamerikanismus|antiamerikanische&#91;n&#93;]] Diskurs“. So seien Gaulands Aussagen so zu lesen, als wären die US-Amerikaner „geistig beschränkt und engstirnig“ und ein „zusammengewürfeltes Volk ohne eigene Kultur“. Außerdem würden sie – wie er bei Gauland feststellte – „keine ernstzunehmende Geschichte“ haben.<ref>[[Tobias Jaecker]]: ''Hass, Neid, Wahn. Antiamerikanismus in den deutschen Medien''. Campus, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 2014, ISBN 978-3-593-50066-9, S. 50&nbsp;f.</ref> Weiterhin problematisiere Gauland den [[Nahostkonflikt]] einzig in der „Existenz des Staates Israel und dessen Unterstützung durch Amerika“. Israel sei gar ein „Fremdkörper“ (Gauland).<ref>[[Tobias Jaecker]]: ''Hass, Neid, Wahn. Antiamerikanismus in den deutschen Medien''. Campus, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 2014, ISBN 978-3-593-50066-9, S. 40.</ref>

==== Verteidigungspolitik ====
In einem Zeitungsbeitrag im Jahr 2012 attestierte er den Deutschen ein „gestörtes Verhältnis zur [[Militärische Gewalt|militärischen Gewalt]]“, sprach sich für ein Verständnis des Kriegs als „Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln im Sinne von [[Carl von Clausewitz#Clausewitz’ Definition des Krieges|Clausewitz]]“ aus und konstatierte einen „diffuse[n] Pazifismus“.<ref>[[Alexander Häusler (Sozialwissenschaftler)|Alexander Häusler]], Rainer Roeser: ''Die rechten ›Mut‹-Bürger. Entstehung, Entwicklung, Personal & Positionen der »Alternative für Deutschland«''. VSA, Hamburg 2015, ISBN 978-3-89965-640-4, S. 76.</ref> Der [[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|Bundesverwaltungsrichter]] [[Dieter Deiseroth]] schrieb in einem Leserbrief, Gauland negiere „damit das nach den Verbrechen des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] als historische Errungenschaft der Menschheit in der [[Charta der Vereinten Nationen|UN-Charta]] verankerte Verbot jeder Anwendung militärischer Gewalt in den zwischenstaatlichen Beziehungen.“ Dieser umgehe die [[Staatsrecht (Deutschland)|verfassungs]]- und [[völkerrecht]]lichen Bestimmungen und ziehe zur Rechtfertigung des Rechtsbruchs die [[Blut und Eisen|Blut-und-Eisen-Rede]] Bismarcks heran.<ref>[[Dieter Deiseroth]]: [http://www.tagesspiegel.de/meinung/bruch-des-voelkerrechts/6962400.html ''Bruch des Völkerrechts'']. In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', Nr. 21413, 5. August 2012, S. 16; erschienen auch als: [[Dieter Deiseroth]]: ''Einstimmung auf Verfassungs- und Völkerrechtsbruch''. In: ''verdikt'' 2.12, S. 24–25.</ref>

=== Innenpolitik ===
==== Gesellschafts- und Sozialpolitik ====
In seinen Büchern ''Was ist Konservatismus?'' (1991) und ''[[Anleitung zum Konservativsein]]'' (2002) beschrieb er in Anlehnung an [[Edmund Burke]] „den schonende[n] Umgang mit Traditionen [als] die vornehmste konservative Aufgabe“ und führte aus, „was Tempo verlangsamt, den Zerfall aufhält, indem es die Globalisierung einhegt, ist deshalb gut und richtig“.<ref>Dominik Geppert: ''Maggie Thatchers Rosskur – Ein Rezept für Deutschland?'' Siedler, Berlin 2003, ISBN 3-88680-799-1, S. 57.</ref> In der derzeitigen Wirtschaftsordnung würden dagegen [[Politische Linke|linke]] und [[Aufklärung|aufgeklärte]] [[Wertvorstellung|Werte]] vermittelt. Die [[Globalisierung]] und damit die [[Ökonomisierung]] nahezu aller Lebensbereiche sei eine abzulehnende Abstraktion von Gesellschaftsentwürfen.<ref>Christian Sebastian Moser: ''Tafelsilber für die Waagschale: Über den Neokonservatismusstreit der 2000er-Jahre in Politik und Feuilleton. Kritische Bestandsaufnahme und Sichtung einer metapolitischen Debatte''. Christian Sebastian Moser (Hrsg.): ''Konservative Korrekturen'' (= ''Edition Noir'', Band 7). Verlag Noir, Wien 2011, ISBN 978-3-9502494-2-2, S. 53.</ref> Das Wissenschaftlerkollektiv [[Hans-Jürgen Arlt]], [[Wolfgang Kessler (Wirtschaftswissenschaftler)|Wolfgang Kessler]] und [[Wolfgang Storz]] erkennt allerdings bei Gaulands konservativem Ansatz eine größer gewordene Nähe zur politischen Linken.<ref>[[Hans-Jürgen Arlt]], [[Wolfgang Kessler (Wirtschaftswissenschaftler)|Wolfgang Kessler]], [[Wolfgang Storz]]: ''Alles Merkel? Schwarze Risiken. Bunte Revolutionen''. [[Publik-Forum]] Verlag, Oberursel 2008, ISBN 978-3-88095-175-4, S. 151.</ref>

Gauland arbeitete in seinen theoretischen Überlegungen zwei zukünftige [[Soziales Milieu|kulturelle Milieus]] heraus, auf der einen Seite ein „[[Liberalismus|liberal]]-[[Individualismus|individualistisches]]“ und auf der anderen ein „[[Wertkonservatismus|wertkonservatives]]“.<ref name="Häusler2">[[Alexander Häusler (Sozialwissenschaftler)|Alexander Häusler]], Rainer Roeser: ''Die rechten ›Mut‹-Bürger. Entstehung, Entwicklung, Personal & Positionen der »Alternative für Deutschland«''. VSA, Hamburg 2015, ISBN 978-3-89965-640-4, S. 20 f.</ref> Bei dem von Gauland präferierten Modell handle es sich um einen zeitgemäßen, „konstruktive[n] Konservatismus“ (Gauland),<ref>[[Eike Hennig]]: ''Organisationsstrukturen rechtsextremer Parteien''. In: [[Kurt Bodewig]], Rainer Hesels, Dieter Mahlberg (Hrsg.): ''Die schleichende Gefahr. Rechtsextremismus heute''. Klartext Verlag, Essen 1990, ISBN 3-88474-456-9, S. 120.</ref> der nicht auf [[Deutschnationalismus|deutschnationale]] Identifikationen und die überwundene [[Vormoderne]] zurückfallen dürfe, vielmehr müssten [[Tradition]]en neu geordnet werden.<ref>''Kommentierte Bibliographie''. In: [[Uwe Backes]], [[Eckhard Jesse]] (Hrsg.): ''[[Jahrbuch Extremismus & Demokratie]]'', 4. Jahrgang, 1992, S. 382–408, hier: S. 389.</ref> Dafür wurde er zum Teil von konservativer Seite kritisiert, so hielt ihm der Historiker [[Hans-Christof Kraus]] „mangelnde[s] Differenzierungsvermögen“ im Umgang mit dem Konservatismus vor. Gauland versuche die [[Konservative Revolution]] der 1920er Jahre als ausschließlich fehlgeleitet darzustellen.<ref>[[Hans-Christof Kraus]]: ''Die deutschen Konservativen, England und der West''. In: [[Rainer Zitelmann]], [[Karlheinz Weißmann]], [[Michael Großheim]] (Hrsg.): ''Westbindung. Chancen und Risiken für Deutschland''. Propyläen, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 1993, ISBN 3-549-05225-1, S. 63.</ref> Ganz im Gegenteil habe es in Anschluss an die [[Befreiungskriege]] keine Abkehr des Konservatismus vom „Westen“ gegeben.<ref>[[Hans-Christof Kraus]]: ''Die deutschen Konservativen, England und der West''. In: [[Rainer Zitelmann]], [[Karlheinz Weißmann]], [[Michael Großheim]] (Hrsg.): ''Westbindung. Chancen und Risiken für Deutschland''. Propyläen, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 1993, ISBN 3-549-05225-1, S. 94.</ref> Für die Politische Soziologin [[Karin Priester]] (2007) „flüchtet [Gauland] auf eine [[Metaebene]]“. Diese stütze sich auf „Anthropologie, Philosophie oder Theologie“ und lässt [[Sozialgeschichte|sozialhistorische]] Fragestellungen außer Acht. Sie prognostizierte einen aufkommenden Positionierungszwang des Konservatismus, der eher dem „Gang ins Volk“ aus [[Habitus (Soziologie)|habituellen]] Gründen ablehnend gegenüber stehe, zum Populismus.<ref>[[Karin Priester]]: ''Äußerst anpassungsfähig und elastisch. Zehn Thesen zum Konservatismus''. In: ''[[Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte]]'', 10/2007, S. 4–8, hier: S. 8.</ref>

==== Positionen zu einzelnen Parteien ====
Gauland ist nach Einschätzung der Politikwissenschaftler [[Franz Walter (Politikwissenschaftler)|Franz Walter]], Christian Werwath und Oliver D’Antonio unzufrieden mit den konkreten Ergebnissen der durch [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] [[Helmut Kohl]] versprochenen „[[Geistig-moralische Wende|geistig-moralischen Wende]]“ der 1980er Jahre.<ref>[[Franz Walter (Politikwissenschaftler)|Franz Walter]], Christian Werwath, Oliver D’Antonio: ''Die CDU. Entstehung und Verfall christdemokratischer Geschlossenheit'' (= ''Die politischen Parteien der Bundesrepublik Deutschland''). Nomos, Baden-Baden 2011, ISBN 978-3-8329-5644-8, S. 185.</ref> Infolgedessen kritisierte er den zunehmenden Verlust des [[Konservatismus|konservativen]] Profils der CDU.<ref name="Schlieben" /> Insbesondere die [[Nationalkonservatismus|Nationalkonservativen]] seien seit dem Ende des [[Warschauer Pakt]]es fast vollkommen ausgestorben.<ref>[[Hajo Schumacher]]: ''Machtphysik. Führungsstrategien der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel im innerparteilichen Machtgeflecht 2000–2004''. Helios Media, Berlin 2007, ISBN 978-3-9811316-2-8, S. 109.</ref> Die vermeintliche „Sozialdemokratisierung“ der [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] sieht er als bewusste Ausrichtung der Parteispitze um Angela Merkel (seit 2000), die zum Erfolgsfaktor bei Wahlen wurde. [[Bürgerliche Partei|Bürgerlich]]-konservative Parteien könnten aber langfristig nur dann bestehen, wenn sie auch ein [[sozial]]es Profil hätten, so Gauland.<ref name="Schlieben">Michael Schlieben: ''Politische Führung in der Opposition. Die CDU nach dem Machtverlust 1998'' (= ''Göttinger Studien zur Parteienforschung''). VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15454-1, S. 181 f.</ref> Die Entwicklung sei die spiegelbildliche Entwicklung der Gesellschaft und damit „Ausdruck der [[Konsensdemokratie]] und des Sicherheitsbedürfnisses“.<ref>[[Dominik Geppert]]: ''Beharrung im Wandel. Unionsdominierte Bundesregierungen''. In: [[Hans-Peter Schwarz (Historiker)|Hans-Peter Schwarz]] (Hrsg.): ''Die Bundesrepublik Deutschland. Eine Bilanz nach 60&nbsp;Jahren''. Böhlau, Köln 2008, ISBN 978-3-412-20237-8, S. 68.</ref> Der Zeithistoriker und Politikwissenschaftler [[Arnulf Baring]] glaubt, dass Gauland für eine wertkonservative und soziale CDU einstand.<ref>[[Arnulf Baring]]: ''Besser eindeutig gehalten, als zweideutig durchgelassen''. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', 3. Februar 1999, Nr. 28, S. 43.</ref>

Zum Verhältnis der Union zu [[Bündnis 90/Die Grünen]] (siehe Gesprächskreis [[Pizza-Connection (Politik)|Pizza-Connection]]) befürwortete Gauland einen „Wandel durch Annäherung“<ref>[[Mariam Lau]]: ''Die letzte Volkspartei. Angela Merkel und die Modernisierung der CDU''. DVA, München 2009, ISBN 978-3-421-04379-5, S. 95.</ref> und spielte so auf das wertkonservative Milieu der in seinen Augen verbürgerlichten grünen Partei an.<ref>Christoph Wagner: ''Pizza-Connection. Die Geschichte einer verlorenen Zukunft der CDU''. In: [[Tobias Dürr (Journalist)|Tobias Dürr]], Rüdiger Soldt (Hrsg.): ''Die CDU nach Kohl''. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-596-13947-3, S. 35.</ref> In einer Rezension von 1992 ließ er wissen: „An dem neuen Buch von [[Joschka Fischer]] ärgert mich am meisten, daß ich fast mit jedem Satz übereinstimme. Es ist richtig, daß der [[Sozialismus]] ein großer Irrtum war und in der früheren [[Sowjetunion]] ein riesiges Beinhaus hinterlassen hat. […] Es ist ebenfalls richtig, daß der Ursprung all dessen schon in der [[Marxismus|Marxschen Theorie]] liegt, die fast zwangsläufig Geheimpolizei und Terror hervorbringen mußte. Es ist auch richtig, daß Rußland ohne dieses fürchterliche Experiment heute wahrscheinlich ein entwickeltes Industrieland wäre. Und natürlich hat Joschka Fischer recht, wenn er feststellt, daß das kapitalistische Modell dem sozialistischen überlegen ist. […] Und natürlich kann man sich mit dem Schlußzitat von [[Manès Sperber]] identifizieren, daß es künftig notwendig sein wird, ‚außerhalb des Absoluten und gegen das Absolute zu leben‘.“<ref>[[Wolfgang Pohrt]]: ''Harte Zeiten. Neues vom Dauerzustand''. Edition Tiamat, Berlin 1993, ISBN 3-923118-93-7, S. 80.</ref>

Er attestierte hingegen dem [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|sozialdemokratischen]] Altbundeskanzler [[Gerhard Schröder]] einen aufstiegsorientierten [[Karrierismus]], ohne dabei ein Gesellschaftskonzept angeboten zu haben.<ref>[[Tim Schanetzky]]: ''Die große Ernüchterung. Wirtschaftspolitik, Expertise und Gesellschaft in der Bundesrepublik 1966 bis 1982'' (= ''Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel''. Band 17). Akademie Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-05-004302-9, S. 7.</ref> Der Politologe und Publizist [[Albrecht von Lucke]] kommentierte: „Eine erstaunliche Allianz vom konservativen Publizisten Alexander Gauland bis zum sozialdemokratischen Professor Franz Walter empfiehlt […] der SPD, sich auf ihre Tradition als Staatspartei zu besinnen“.<ref>[[Albrecht von Lucke]]: ''SPD ohne Idee''. In: ''[[Blätter für deutsche und internationale Politik]]'', 12/2003, S. 1417–1420, hier: S. 1420.</ref> Den ehemaligen [[Bundesverfassungsgericht|Bundesverfassungsrichter]] und Publizisten [[Udo Di Fabio]] bezeichnete Gauland als „Wendephilosophen“, dessen „geistige Standortbestimmung für die Ausgangslage der [[Große Koalition#Große Koalition 2005–2009|Großen Koalition]] […] kaum zu überschätzen“ sei.<ref>Jan Ingo Grüner: ''Ankunft in Deutschland. Die Intellektuellen und die Berliner Republik 1998–2006''. be.bra Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-95410-004-0, S. 195.</ref> Dem hielt der Wirtschaftsjournalist und -publizist [[Rainer Hank]] entgegen, dass wohl nur „Menschen in Deutschland, die auf einen Ausweg aus der Stagnation“ hofften, Di Fabio als „Chefdenker“ begreifen würden.<ref>[[Rainer Hank]]: [http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/reformer-des-jahres-2005-der-titel-geht-an-udo-di-fabio-1279625.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 ''Der Reformer des Jahres 2005 heißt Udo Di Fabio'']. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung]]'', 27. November 2005, Nr. 47, S. 42.</ref>

Gauland stellt in weiteren Überlegungen eine zunehmende Diskrepanz zwischen [[Elite]]n aus Politik und Wirtschaft auf der einen Seite und der Bevölkerung auf der anderen Seite fest.<ref>[[Michael Hartmann (Soziologe)|Michael Hartmann]]: ''Elite – Masse''. In: [[Stephan Lessenich]], [[Frank Nullmeier]] (Hrsg.): ''Deutschland – eine gespaltene Gesellschaft''. Campus, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 2006, ISBN 978-3-593-38190-9, S. 207.</ref> In der Politik seien [[Manager (Wirtschaft)|Manager]], [[Freier Beruf (Deutschland)|freie Berufe]] und andere nicht erwünscht, vielmehr bilde sie eine „Geschlossene Gesellschaft“.<ref>[[Hans Herbert von Arnim]]: ''Fetter Bauch regiert nicht gern. Die politische Klasse – selbstbezogen und abgehoben''. 3. Auflage, Kindler, München 1997, ISBN 3-463-40323-4, S. 164.</ref> Bereits 1991 forderte er ein, dass sich „die gesellschaftliche Zusammensetzung der [[Politische Klasse|classe politique]] ändern“ müsse. Dies sei zwingend notwendig, um die Demokratie auf Dauer stabilisieren zu können.<ref>[[Hans Herbert von Arnim]]: ''Fetter Bauch regiert nicht gern. Die politische Klasse – selbstbezogen und abgehoben''. 3. Auflage, Kindler, München 1997, ISBN 3-463-40323-4, S. 139.</ref>

==== Kultur- und Bildungspolitik ====
Er bemerkte zur 2000 angestoßenen Debatte um die „deutsche [[Leitkultur]]“, dass Deutschland Schwierigkeiten mit der Anerkennung von kulturell-historischen Unterschieden hätte. Aufgrund seiner „[[Deutsche Frage|späte[n] Geburt]]“ und mangelnder nationaler Überlieferung sei sie letztlich eine „Gesellschaft ohne Selbstvertrauen“.<ref>Tilman Turpin: ''Die Leitkultur Debatte. Fragen nach Identität und Integration in Deutschland''. In: Thomas Bedorf, Felix Heidenreich, Marcus Obrecht (Hrsg.): ''Die Zukunft der Demokratie'' (= ''Kultur und Technik'', Band 12). Lit Verlag, Berlin u.&nbsp;a. 2009, ISBN 978-3-8258-1931-6, S. 109.</ref> Die Soziologin Eunike Piwoni attestierte ihm mit etwa [[Georg Paul Hefty]], [[Jörg Schönbohm]] und [[Thomas Goppel]] ein „[e]uropäisch-[[kulturnation]]ales Verständnis in Verbindung mit staatsbürgerlichem [[Nation]]alverständnis“.<ref name="Piwoni">Eunike Piwoni: ''Nationale Identität im Wandel [Elektronische Ressource]. Deutscher Intellektuellendiskurs zwischen Tradition und Weltkultur''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-531-18740-2, o.&nbsp;S.</ref> Dieses stehe anderen Überlegungen, die eher auf [[Verfassungspatriotismus]] und [[Vaterlandsliebe]] abzielen, gegenüber.<ref name="Piwoni" />

Gauland kritisiert die [[Symbol]]ik im modernen Deutschland, die im Vergleich zum [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] defizitär sei.<ref name="Hoffmann">[[Hilmar Hoffmann]]: ''Kultur als Lebensform. Aufsätze zur Kulturpolitik''. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-596-10161-1, S. 158.</ref> Der Kulturpolitiker [[Hilmar Hoffmann]] konstatierte, dass er „jene historische Gewißheit, daß in den von sozialen Gegensätzen geprägten Gesellschaften von ehedem solche Symbole nicht für alle gültig waren noch von allen akzeptiert gewesen sein dürften“, ignoriere.<ref name="Hoffmann" /> Die Rechtsextremismusexperten [[Friedrich Paul Heller]] und [[Anton Maegerle]] bejahten Gaulands Zustandsanalyse, hielten der Wertung aber entgegen, dass „Symbolik und Rechtsextremismus eben dort entstanden, wo Bärenfellmützen [die Briten] sie angeblich binden“.<ref>[[Friedrich Paul Heller]], [[Anton Maegerle]]: ''Die Sprache des Hasses. Rechtsextremismus und völkische Esoterik''. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-89657-091-9, S. 40.</ref> In einem Artikel von 2001 unterstrich Gauland in Anbetracht der Ereignisse in den USA die Bedeutung von europäischen Kulturtheoretikern wie [[Martin Heidegger]], [[Oswald Spengler]] und [[Arnold J. Toynbee]] und warb mit: „Mythendeuter werden wieder gebraucht!“<ref>Stefan Schwarzkopf: ''Die Anatomie des Machtwechsels. Die sozialdemokratischen Regierungsübernahmen von 1969 und 1998'' (= ''Schriftenreihe Geschichte – Kommunikation – Gesellschaft'', Band 1). Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2002, ISBN 3-935693-93-1, S. 10.</ref> Später beklagte er, dass darüber hinaus Denker wie [[Gottfried Benn]], [[Ernst Jünger]] und [[Hans Sedlmayr]] und andere heute als [[Reaktion (Politik)|reaktionär]] gelten würden.<ref>Annegret Pelz: ''Mitte-Konstellationen um 1945 (Rehm, Sedlmayr, Auerbach)''. In: [[Helmut Lethen]], Annegret Pelz, [[Michael Rohrwasser]] (Hrsg.): ''Konstellationen – Versuchsanordnungen des Schreibens'' (= ''Schriften der Wiener Germanistik''. Band 1). V & R Unipress, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8471-0159-8, S. 95.</ref> Der moderne Mensch brauche in Zeiten der Globalisierung „kulturelle Verdauungsmöglichkeiten“, so Gauland.<ref>[[Josef Kraus (Lehrer)|Josef Kraus]]: ''Erziehung und Schule heute: Zwischen Spaßpädagogik und PISA-Wahn''. In: [[Gerd-Bodo von Carlsburg]] (Hrsg.): ''Bildungs- und Kulturmanagement = The management of education and culture'' (= ''Baltische Studien zur Erziehungs- und Sozialwissenschaft''. Band 15). Lang, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 2008, ISBN 978-3-631-57817-9, S. 107.</ref>

In einem ''[[Die Welt|Welt]]''-Kommentar griff der Schriftsteller [[Rolf Schneider (Schriftsteller)|Rolf Schneider]] Gaulands [[Essay]] ''Zweifel an der Moderne'' (2007) auf. Er kritisierte, dass Gauland darin die „kulturelle und politische Moderne“ vermenge. Gauland, so Schneider, lehne die [[Moderne Kunst]] fundamental aufgrund vermeintlich falschen [[Fortschritt]]sglaubens und [[Totalitarismus]] ab. Dabei ziehe er aber den Wiener Kunsthistoriker [[Hans Sedlmayr]] als „Kronzeugen“ heran, der mit den Nationalsozialisten im Kampf gegen die „[[Entartete Kunst]]“ konform gegangen war.<ref>[[Rolf Schneider (Schriftsteller)|Rolf Schneider]]: [https://www.welt.de/debatte/kommentare/article6070709/Wider-die-Bauhaus-Stuermerei.html ''Wider die Bauhaus-Stürmerei'']. In: ''[[Die Welt]]'', 27. November 2007, Nr. 277, S. 7.</ref> Unterstützung erhielt Gauland vom politischen Publizisten und Politologen [[Felix Dirsch]], der bei Gauland sehr wohl Unterscheidungsvermögen zwischen „antihumanistischen“ und „nationalsozialistischen“ Positionen erkennen konnte.<ref>[[Felix Dirsch]]: ''Authentischer Konservatismus: Studien zu einer klassischen Strömung'' (= ''Politikwissenschaft''. Band 185). Lit, Berlin u.&nbsp;a. 2012, ISBN 978-3-643-11530-0, S. 141.</ref> Dem Literaturkritiker [[Stephan Reinhardt (Literaturkritiker)|Stephan Reinhardt]] missfiel an anderer Stelle, dass Gauland „[[Martin Mosebach|Mosebachs]] bizarr-reaktionärer [[Refeudalisierung]]“ sekundierte und die [[Französische Revolution]] für eine vermeintlich intolerante und menschenverachtende [[Moderne]] verantwortlich machte.<ref>[[Stephan Reinhardt (Literaturkritiker)|Stephan Reinhardt]]: ''Verrat der Intellektuellen. Schleifspuren durch die Republik''. Oktober Verlag, Münster 2008, ISBN 978-3-938568-64-4, S. 20.</ref>

Das Ziel, über [[Bildung]] eine Angleichung der Lebensverhältnisse zu erreichen, lasse sich nur bedingt verwirklichen, so Gauland. Er fordert neben der seiner Ansicht nach (und zu seinem eigenen Missfallen) immer mehr in den Hintergrund tretenden „christliche[n] Moral“ neue, über das „sozialistische Heilsversprechen“ hinausgehende Lösungsansätze für [[Bildungsferne|vom Bildungswesen nicht erreichte Personen]]. Nach Meinung des Politikwissenschaftlers [[Franz Walter (Politikwissenschaftler)|Franz Walter]] erkenne er die „neosozialdemokratische [[Trugbild|Chimäre]] von der [[Nivellierte Mittelstandsgesellschaft|nivellierten Chancengesellschaft]]“.<ref>[[Franz Walter (Politikwissenschaftler)|Franz Walter]]: ''Baustelle Deutschland. Politik ohne Lagerbindung''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-12555-7, S. 77.</ref>

==== Erinnerungspolitik ====
Auf einem „[[Kyffhäuser]]-Treffen“ der AfD im September 2017 in [[Thüringen]] forderte Gauland einen [[Schlussstrichdebatte|Schlussstrich]] unter die [[Zeit des Nationalsozialismus]]. Gauland vertrat die Ansicht, wenn die Franzosen „zu Recht stolz auf ihren [[Napoleon Bonaparte|Kaiser]]“ seien und „die Briten auf [[Horatio Nelson, 1. Viscount Nelson|Nelson]] und [[Winston Churchill|Churchill]]“, dann hätten Deutsche „das Recht, stolz zu sein auf Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“.<ref>zit. nach Heinrich Detering: ''Was heißt hier »wir«? Zur Rhetorik der parlamentarischen Rechten.'' Reclam, Ditzingen 2019, 3. Aufl., S. 21</ref> Auf Kritik reagierend erklärte Gauland nachfolgend, damit nichts anderes gesagt zu haben als Frankreichs damaliger Präsident [[François Mitterrand]] in einer Rede am 8. Mai 1995,<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/wahlen-berlin-gauland-bleibt-bei-lob-deutscher-wehrmachtssoldaten-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-170915-99-60142 |titel=Gauland bleibt bei Lob deutscher Wehrmachtssoldaten |werk=Süddeutsche Zeitung |datum=2017-09-15 |abruf=2020-08-03}}++<br />{{Literatur |Autor=Die Welt |Titel=AfD: Alexander Gauland bleibt bei Lob deutscher Wehrmachtssoldaten |Sammelwerk=Die Welt |Datum=2017-09-15 |Online=https://www.welt.de/politik/deutschland/article168696834/Gauland-verteidigt-seine-Aussage-ueber-Wehrmachtssoldaten.html |Abruf=2017-09-29}}</ref> wobei diese Interpretation von verschiedener Seite als falsch kritisiert wurde.<ref>{{Internetquelle |autor=Johannes Kram |url=http://www.bildblog.de/93448/gauland-die-soldaten-mitterrand-und-die-medien-der-grosse-bluff/ |titel=Gauland, die Soldaten, Mitterrand und die Medien: Der große Bluff – BILDblog |datum=2017-09-29 |abruf=2017-09-29}}</ref> Der Sozialwissenschaftler [[Samuel Salzborn]] stellte fest, dass Gauland damit „für eine vollständige Umdrehung des Täter-Opfer-Verhältnisses“ eingetreten sei und „eine der zentralen Institutionen des antisemitischen Vernichtungskrieges, die deutsche Wehrmacht, mit den Alliierten Armeen gleichsetze, die im Unterschied zu den Deutschen keinen Vernichtungskrieg geführt haben, sondern die deutsche Wehrmacht davon abgehalten haben, noch mehr Menschen zu ermorden“.<ref>Samuel Salzborn: ''Antisemitismus in der ‚Alternative für Deutschland‘''. In: ders. (Hrsg.): ''Antisemititsmus seit 9/11. Ereignisse, Debatten, Kontroversen.'' Nomos, Baden-Baden 2019, S. 206.</ref> Der Literaturwissenschaftler [[Heinrich Detering]] bestritt die „logische Zwangsläufigkeit“ des Empfindens von Stolz unter verschiedenen Nationen, die Gauland hier unterstelle, und fragte andersherum, wenn, wie Gauland argumentiere, die Engländer stolz auf Lord Nelson seien, warum sollten „wir Deutschen dann nicht stolz sein auf, beispielsweise, Angela Merkel?“ Des Weiteren sei auffällig, dass Gaulands Vergleich dreier Personen mit einem „Abstraktum“, nämlich einer „Gesamtheit“, geradezu asymmetrisch sei: Symmetrisch wäre die Formulierung entweder, wenn auf der einen Seite die britische Armee stünde und auf der anderen Seite die deutsche Wehrmacht (was heißen würde, „dass die Leistungen in der Niederschlagung des Nationalsozialismus ebenso bewunderungswürdig seien wie die Taten der Kämpfer für den Nationalsozialismus selbst“), oder wenn die Oberbefehlshaber – auf der einen Seite Winston Churchill und auf der anderen Adolf Hitler – verglichen würden.<ref>Heinrich Detering: ''Was heißt hier »wir«? Zur Rhetorik der parlamentarischen Rechten.'' Reclam, Ditzingen 2019, 3. Aufl., S. 22</ref> Die damalige [[Bundessprecher]]in [[Frauke Petry]] äußerte in einem Interview mit der ''[[Leipziger Volkszeitung]]'' Verständnis dafür, „wenn die Wähler entsetzt“ seien wegen solcher Äußerungen,<ref>Andreas Debski, Andreas Tappert: {{Webarchiv |url=http://www.lvz.de/Mitteldeutschland/News/Allein-in-der-Opposition-Druck-zu-machen-reicht-nicht-aus |text=''„Allein in der Opposition Druck zu machen, reicht nicht aus“.'' |wayback=20170922051835  }} In: ''Leipziger Volkszeitung'', 19. September 2017</ref> was das Blatt als Distanzierung zu Gauland bewertete.<ref>Andreas Debski: {{Webarchiv |url=http://www.lvz.de/Mitteldeutschland/News/AfD-Chefin-Petry-geht-auf-Distanz-zu-Weidel-und-Gauland |text=''AfD-Chefin Petry geht auf Distanz zu Weidel und Gauland''. |wayback=20170922045738  }} In: ''Leipziger Volkszeitung'', 19. September 2017</ref>

{{Anker|Vogelschiss-Rede}}
Anfang Juni 2018 sorgte Gaulands Äußerung auf dem Bundeskongress der AfD-Nachwuchsorganisation [[Junge Alternative für Deutschland]] (JA) im Rahmen eines Vortrags, [[Adolf Hitler|Hitler]] und der Nationalsozialismus seien in 1000 Jahren [[Geschichte Deutschlands|deutscher Geschichte]] nur ein „Vogelschiss“, bei Journalisten, politischen Gegnern ebenso wie bei einigen Parteigenossen für Kritik und Empörung. Gauland hatte hinzugefügt: „Nur wer sich zur Geschichte bekennt, hat die Kraft, die Zukunft zu gestalten […] Ja, wir bekennen uns zur Verantwortung für die zwölf Jahre […] Wir haben eine ruhmreiche Geschichte – und die, liebe Freunde, dauerte länger als die verdammten zwölf Jahre.“<ref>Philip Kuhn: [https://www.welt.de/politik/deutschland/article176936864/Kritik-an-Gauland-SPD-General-Klingbeil-sieht-perfide-AfD-Strategie.html ''Empörung über Gauland: „Perfide AfD-Strategie, deutsche Geschichte umzuschreiben“.''] WeltN24, 3. Juni 2018.</ref> Der Journalist [[Peter Huth (Autor)|Peter Huth]] von der ''Welt'' bezweifelte, dass Gauland provozieren wollte, und vermutete, „dass er exakt meint, was er sagt“, das mache es so schlimm. Laut [[Eva Thöne]] vom ''Spiegel'' relativiere Gauland damit auch „die basalsten Strukturen des Zusammenlebens im [[Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (bis 1990)|Nachkriegsdeutschland]], die eben nicht von den Jahrtausenden davor, sondern vor allem direkt durch die Erfahrungen der Nazi-Zeit geprägt wurden.“ Die CDU-Generalsekretärin [[Annegret Kramp-Karrenbauer]] bezeichnete es als „Schlag ins Gesicht der Opfer und eine solche Relativierung auch dessen, was in deutschem Namen passiert ist“. SPD-Generalsekretär [[Lars Klingbeil]] sah in Gaulands Worten eine „erschreckende Verharmlosung des Nationalsozialismus“. Der Grünen-Vorsitzende [[Robert Habeck]] erklärte dazu, Sätze wie dieser seien „System“; die „Kurve der AfD von eurokritisch über ausländerfeindlich zu [[Völkische Bewegung|völkisch]]“ sei „steil und abschüssig“. Das [[Internationales Auschwitz Komitee|Internationale Auschwitz Komitee]] nannte die „kühl kalkulierten und hetzerischen Aussagen Gaulands nur noch widerlich“.

Auch aus Teilen der AfD kam Kritik: Der Bundestagsabgeordnete [[Uwe Witt (Politiker)|Uwe Witt]] [[twitter]]te „Der größte Massenmörder Deutschlands, Hitler, ist beileibe kein Vogelschiss!“ und entschuldigte sich „als Politiker der AfD bei allen jüdischen Mitbürgern und den Opfern des Naziregimes sowie deren Familien für diese unglaubliche Bagatellisierung durch unseren Parteivorsitzenden“. Die parteiinterne Gruppierung [[Alternative Mitte]] forderte eine öffentliche Entschuldigung Gaulands: „Einem Politiker, der über ein Mindestmaß an Fingerspitzengefühl und Verantwortungsbewusstsein für unsere Geschichte verfügt, darf das nicht passieren“. Der Vorsitzende der Jungen Alternative [[Damian Lohr]] erklärte, er selbst hätte sich nicht so ausgedrückt und sei „grundsätzlich dagegen, über Geschichte zu reden, auch wenn wir natürlich die Gedenkkultur beibehalten wollen.“ Notwendige Veränderung in Deutschland und Europa erreiche man nicht mit Seminaren über die Vergangenheit. Gaulands Co-Vorsitzender [[Jörg Meuthen]] distanzierte sich, nahm ihn jedoch auch in Schutz: Die Äußerung sei „ausgesprochen unglücklich und die Wortwahl unangemessen“, aber im Kontext der Rede werde „deutlich, dass er dort in gar keiner Weise die entsetzlichen Greueltaten der Nazizeit verharmlost oder relativiert hat, wie ihm nun reflexartig unterstellt wird“. Der thüringische AfD-Vorsitzende [[Björn Höcke]] bezeichnete Gaulands Kritiker als „Hypermoralisten“ und „Ober-Phrasendrescher“. Wer wie diese dafür gesorgt habe, dass die „Sozialversicherungssysteme zur Plünderung freigegeben“ würden und die innere Sicherheit zerfalle, und „zumindest indirekt“ dafür verantwortlich sei, dass „unsere Töchter und unsere Frauen angemacht, vergewaltigt und getötet“ würden, habe jedes Recht verwirkt, sich moralisch über AfD-Politiker zu äußern. Gauland selbst erklärte später, er habe „eine der verachtungsvollsten Charakterisierungen“ verwendet, die die deutsche Sprache kenne. Das könne „niemals eine Verhöhnung der Opfer dieses verbrecherischen Systems sein.“<ref>[http://www.faz.net/politik/inland/gauland-hitler-nur-vogelschiss-in-deutscher-geschichte-15619502.html ''Gauland: Hitler nur „Vogelschiss“ in deutscher Geschichte.''] www.faz.net, 2. Juni 2018.<br />[http://www.faz.net/politik/inland/auschwitz-komitee-zu-gaulands-vogelschiss-aeusserung-nur-noch-widerlich-15620333.html ''„Nur noch widerlich.“''] www.faz.net, 3. Juni 2018.<br />Peter Huth: [https://www.welt.de/debatte/kommentare/article76913557/Gauland-meint-exakt-das-was-er-sagt-Das-macht-es-so-schlimm.html welt.de] www.welt.de, 2. Juni 2018</ref><ref name="SPON-1210896">{{Internetquelle |autor=Eva Thöne |url=http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/alexander-gauland-zur-nazi-zeit-kommentar-zur-vogelschiss-aussage-a-1210896.html |titel=Gaulands „Vogelschiss“-Provokation: Geschichte lässt sich nicht wegwischen |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2018-06-02 |abruf=2019-01-25}}<br />Ricarda Breyton: [https://www.welt.de/politik/deutschland/article176942033/Junge-Alternative-Abschieben-abschieben-schallt-es-internen-Kritikern-entgegen.html ''„Abschieben, abschieben“, schallt es internen Kritikern entgegen.''] WeltN24, 3. Juni 2018.<br />[http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/afd-chef-alexander-gauland-verteidigt-zitat-ueber-ns-zeit-15621317.html ''Gauland verteidigt Äußerung: „Das kann niemals eine Verhöhnung der Opfer sein“''], Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Juni 2018.<br />[https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-06/alexander-gauland-nationalsozialismus-wortwahl-kritik-joerg-meuthen-afd ''Jörg Meuthen hält „Vogelschiss“-Äußerung für „unglücklich“.''] Die Zeit, 3. Juni 2018.<br />[http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/alternative-mitte-verlangt-entschuldigung-von-gauland-15621527.html ''Nach „Vogelschiss“-Äußerung : Teil der AfD verlangt Entschuldigung von Gauland''], Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. Juni 2018.<br />Carolin Wollschied: [http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/alternative-mitte-gaulands-aeusserung-schadet-der-afd-15622228.html ''Zwist in der AfD : „Ich hatte das Bedürfnis, mich für Gauland zu entschuldigen“.''] Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Juni 2018.<br />[http://www.sueddeutsche.de/politik/afd-gauland-vogelschiss-1.4001211 ''„Alternative Mitte“: Protest gegen Gauland auch in der AfD''.] www.sueddeutsche.de, 4. Juni 2018.<br />[https://www.welt.de/politik/deutschland/article176956703/Vogelschiss-Bjoern-Hoecke-nimmt-Alexander-Gauland-in-Schutz.html „Vogelschiss“-Äußerung]: ''Höcke verteidigt Gauland – AfD-Chef fühlt sich missverstanden.'' www.welt.de, 4. Juni 2018.</ref>

Anfang Mai 2020 bat das [[Redaktionsnetzwerk Deutschland]] mehrere deutsche Politiker um Stellungnahmen zu einer Initiative der [[Holocaust]]-Überlebenden [[Esther Bejarano]], den 8. Mai, also den Jahrestag des Kriegsendes und der NS-Herrschaft 1945, zum allgemeinen Feiertag zu machen. Gauland erwiderte darauf: „Man kann den 8. Mai nicht zum Glückstag für Deutschland machen. (…) Für die KZ-Insassen ist er ein Tag der Befreiung gewesen. Aber es war auch ein Tag der absoluten Niederlage, ein Tag des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von Gestaltungsmöglichkeit.“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.rnd.de/politik/feiertag-am-8-mai-darum-ist-alexander-gauland-afd-dagegen-DGQCKQIZ5RDVJKY27ZASXC27XI.html |titel=Gauland gegen Feiertag am 8. Mai: „Es war auch ein Tag der absoluten Niederlage“ |abruf=2020-05-08}}</ref> Seine ablehnende Haltung wurde stark kritisiert, unter anderem von Cem Özdemir, Jan Korte und Lars Klingbeil. Menschen wie Gauland sollten in Deutschland „nie wieder Gestaltungsmöglichkeiten bek[omm]en“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/politik/gauland-lehnt-dauerhaften-feiertag-ab-deutlicher-gegenwind-fuer-afd-fraktionschef-nach-kritik-am-8-mai/25805184.html |titel=Deutlicher Gegenwind für AfD-Fraktionschef nach Kritik am 8. Mai |abruf=2020-05-08}}</ref> [[Michael Kraske]] merkte an, dass Gauland „für die Bewertung des historischen Tages in der demokratischen Gegenwart die Gefühle jener Kriegsgeneration zum Maßstab“ erklärt habe. Es sei jedoch nicht das „in Deutschland vorherrschende Gefühl am Ende des NS-Regimes […] entscheidend, sondern unsere eigene reflektierte und aufgeklärte Bewertung“. Kraske kritisierte auch Gaulands Bemerkung, der 8. Mai 1945 habe einen Verlust von „Gestaltungsmöglichkeit“ bedeutet, und erinnerte daran, dass bis dahin „in Deutschland ausschließlich Nazis gestalten“ konnten.<ref>Michael Kraske: ''Tatworte. Denn AfD & Co. meinen, was sie sagen.'' Ullstein, Berlin 2021, ISBN 978-3-548-06442-0, S. 63 ff.</ref>

=== Justiz- und Religionspolitik ===
Gauland hält die politische Partizipation des [[Ziviler Ungehorsam|zivilen Ungehorsams]] im weiteren Sinne (siehe [[Daniel Cohn-Bendit]]) für ein nicht brauchbares Kriterium für den [[Widerstand gegen die Staatsgewalt]]. Er spricht sich eher für das Mittel [[Legalität]] gegen [[Illegalität]] aus.<ref>[[Christian Gellinek]]: ''Stadtkultur und Kulturstadt Münster''. Böhlau, Köln u.&nbsp;a. 1990, ISBN 3-412-19989-3, S. 7.</ref>

Er stand der Verlegung der Bundeshauptstadt von Bonn nach Berlin (siehe [[Hauptstadtbeschluss]]) kritisch gegenüber. Nach Meinung des Politikwissenschaftlers und Publizisten [[Tilman Fichter]] führte Gauland aufgrund von „[[Katholizismus|katholisch]]-konservativen Vorbehalte[n] gegen Berlin“ publizistisch eine Art „[[Kulturkampf]]“.<ref name="Fichter">[[Tilman Fichter]]: ''Kulturkampf um Berlin''. In: ''[[Ästhetik & Kommunikation]]'', 20 (1991) 76, S. 50 ff.</ref> Für ihn schien die alte Bundesrepublik untergegangen, so [[Eckhard Jesse]].<ref>[[Eckhard Jesse]]: ''Demokratie in Deutschland. Diagnosen und Analysen''. Hrsg. von [[Uwe Backes]] und [[Alexander Gallus (Historiker)|Alexander Gallus]], Böhlau, Köln u.&nbsp;a. 2008, ISBN 978-3-412-20157-9, S. 192.</ref>

Gauland erkannte im Zuge der medialen Berichterstattung über den [[Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland|Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche]] (2010) eine neue „Kultur des Verdachtes und ideologische Scheuklappen, die aus jahrhundertealten Kämpfen resultieren und geradezu reflexartig ausgefahren werden, wenn die alten Schützengräben wieder benutzbar erscheinen“.<ref>Michael Behnisch, Lotte Rose: ''[https://www.gffz.de/fileadmin/user_upload/Online-Publikation/OP1_Behnisch_Rose_Gesamtdokument_3.pdf Sexueller Missbrauch in Schulen und Kirchen. Eine kritische Diskursanalyse der Mediendebatte zum Missbrauchsskandal im Jahr 2010]'' (PDF; 2,1&nbsp;MB). Broschürenreihe des Gender- und Frauenforschungszentrums der Hessischen Hochschulen (gFFZ), Nr. 1/2011 (Juni 2011), S.&nbsp;8; dies.: ''Der Missbrauchsskandal in Schulen und Kirchen – eine Analyse der Mediendebatte im Jahr 2010''. In: ''[[Neue Praxis]]'' 4/2011, S. 331–352, hier: S. 334.</ref>

==== Positionen zum Islam ====
2001 sagte Gauland, mit dem [[Islam]] stehe „uns nach der [[Säkularisierung]] des Westens […] die letzte große geschlossene geistige Kraft gegenüber, die wir in ihrem Eigenwert respektieren und der wir ein Recht auf autonome Gestaltung ihres Andersseins zugestehen müssen“. Der Literaturwissenschaftler und Publizist [[Richard Herzinger]] versteht Gauland als einen konservativen [[Kulturpessimist]]en.<ref>[[Richard Herzinger]]: ''Das Ressentiment gegen den Westen''. In: ''[[Merkur (Zeitschrift)|Merkur]]'' 58 (2004) 9/10, S. 953–965, hier: S. 964.</ref>

Er begrüßte „triumphierend“, so der Religionswissenschaftler [[Michael Blume]], zustimmende Meinungsumfragen zu [[Thilo Sarrazin]]s gesellschaftlichen Thesen. So sprach Gauland in einem Beitrag von „[[Gegenöffentlichkeit]]“ und „Abgehobenheit der Eliten“.<ref>[[Michael Blume]]: ''Religionswissenschaft und Religionspolitik. Kompetenz zwischen Religionsgemeinschaften, Politik und Gesellschaft''. In: Martin Baumann, Frank Neubert (Hrsg.): ''Religionspolitik – Öffentlichkeit – Wissenschaft. Studien zur Neuformierung von Religion in der Gegenwart'' (= ''CULTuREL''. Band 1). Pano Verlag, Zürich 2011, ISBN 978-3-290-22007-5, S. 31.</ref> Der Politik- und Medienwissenschaftler [[Kai Hafez]] verortet Gauland eher auf Seiten der „gesellschaftlichen [[Islamophobie]] als auf der der [[Multikulturalismus|multikulturellen]] Anerkennung“. Ferner unterstütze Gauland im Umgang mit dem Islam den sogenannten „Volkswillen“, was jedoch – so Hafez – nicht zur „Gleichberechtigung von Muslimen“ führen könne.<ref>Kai Hafez: ''Freiheit, Gleichheit und Intoleranz. Der Islam in der liberalen Gesellschaft Deutschlands und Europas''. Transcript, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-8376-2292-8, S. 132 f.</ref> Gauland, bereits Mitglied der AfD, zeigte Ende 2014 Verständnis für die Dresdner „[[PEGIDA]]“-Demonstranten.<ref name="GeigesMargWalter" /> Er sehe die Partei als „ganz natürlichen Verbündeten dieser Bewegung“ an.<ref>[[Alexander Häusler (Sozialwissenschaftler)|Alexander Häusler]], Rainer Roeser: ''Die rechten ›Mut‹-Bürger. Entstehung, Entwicklung, Personal & Positionen der »Alternative für Deutschland«''. VSA, Hamburg 2015, ISBN 978-3-89965-640-4, S. 147.</ref>

In einem Interview mit der ''[[Junge Freiheit|Jungen Freiheit]]'' äußerte Gauland, dass die AfD „keine christliche Partei“ sei, sondern eine „deutsche Partei“, die die „kulturelle Tradition“ gegen eine „raumfremde Einwanderung“, die „vom Islam ausgehe“, verteidige. Er verwende „den Begriff ‚Abendland‘ als Abgrenzung zum Islam“. „Mit dem Sieg über die [[Zweite Wiener Türkenbelagerung|Türken vor Wien 1683]]“ habe man „eine klare Trennung zwischen dem Abendland und den [[Osmanisches Reich|osmanisch]]-muslimisch besetzten Territorien bekommen“.<ref>[[Volker Weiß]]: ''Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2018, S. 157.</ref>

Im Zuge von Versuchen einiger AfD-Bundestagsabgeordneter, für stärkere Handelsbeziehungen mit dem [[Iran]] zu werben – ungeachtet des [[Proteste im Iran seit September 2022|gewaltsamen Vorgehens der iranischen Regierung gegen Opposition und Protestierende]] –, sagte Gauland Ende 2022 der ''Welt'', „Islam und Islamismus“ seien zwar „kein Teil von Deutschland, aber natürlich Teil vieler anderer Staaten“ – da habe man „nicht einzugreifen oder unmittelbar in diesen Ländern Gegenposition zu beziehen“.<ref>Alexander Nabert, Frederik Schindler: [https://www.welt.de/politik/deutschland/article242183401/Iran-Wie-AfD-Leute-fuer-mehr-Handel-mit-dem-brutalen-Regime-werben.html ''Während das Mullah-Regime Proteste niederschlägt, wirbt eine AfD-Clique für mehr Handel''] www.welt.de, 17. November 2022</ref>

==== Positionen zum Judentum ====
Ein Beitrag Gaulands in der ''[[Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung|Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung]]'' zum Thema ''Juden in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabu'' (2000), in dem er zunächst positiv auf den konservativen britischen Staatsmann [[Benjamin Disraeli]] (einen [[Konversion (Religion)|Konvertiten]] zum anglikanischen Christentum) zu sprechen kam, rief beim ''[[Tribüne (Zeitschrift)|Tribüne]]''-Autor Heiner Otto Kritik hervor. Gauland bezeichnete den Vizepräsidenten des [[Zentralrat der Juden in Deutschland|Zentralrates der Juden in Deutschland]], [[Michel Friedman]], als möglichen Vorwand für wachsenden [[Geschichte des Antisemitismus seit 1945|Antisemitismus]] in unserer Gesellschaft. Seine einleitenden Worte, Friedman sei „aufreizend gut gekleidet“, bedienten typische [[Stereotyp]]e vom „reichen“ [[Juden]]. Dies arbeite dem Antisemitismus zu, so Otto.<ref>Heiner Otto: ''Zerrbilder''. In: ''[[Tribüne (Zeitschrift)|Tribüne]]'' 39 (2000) 154, S. 6–9, hier: S. 6 f.</ref> Der Erziehungswissenschaftler [[Benjamin Ortmeyer]], Vorstandsmitglied der [[Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft]], befand in einem Leserbrief, dass Gaulands Artikel „unbegründete und falsche antisemitische Stereotype“ verbreite.<ref>[[Benjamin Ortmeyer]]: ''Antisemitische Stereotype''. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung]]'', 30. April 2000, Nr. 17, S. 4.</ref>

2014 sagte Gauland anlässlich [[Operation Protective Edge#Demonstrationen und judenfeindliche Ausschreitungen|antisemitischer Ausschreitungen von Muslimen während anti-israelischer Demonstrationen]]: „Wieder einmal zeigt sich, dass multikulturelle Träume an der Wirklichkeit zerschellen, wenn der Hass stärker ist als die integrierenden Tendenzen der aufnehmenden Gesellschaft.“ Man müsse diesem Hass entgegentreten „und klar zwischen erlaubtem Protest gegen Israel einerseits und menschenfeindlichem Antisemitismus andererseits […] unterscheiden“. Grimm/Kahmann bezeichnen solche Kritik am Antisemitismus unter Muslimen und Einwanderern als „dann instrumentell und nicht Gegenstand ernstzunehmender Reflexionen, wenn sie primär der moralischen Begründung einer migrationsfeindlichen und nationalistischen Politik dient, die die Zuwanderung von Menschen aus islamischen Ländern pauschal verbieten möchte“. So werde Antisemitismuskritik „gegen ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht und eine moderne Einwanderungspolitik“ ausgespielt, wobei gleichzeitig kaum eine der anderen Formen des Antisemitismus in der Gesellschaft problematisiert werde.<ref>Marc Grimm, Bodo Kahmann: ''AfD und Judenbild. Eine Partei im Spannungsfeld von Antisemitismus, Schuldabwehr und instrumenteller Israelsolidarität.'' In: [[Stephan Grigat (Politikwissenschaftler)|Stephan Grigat]] (Hrsg.): ''AfD & FPÖ. Antisemitismus, völkischer Nationalismus und Geschlechterbilder'' (=&nbsp;''Interdisziplinäre Antisemitismusforschung,'' Bd.&nbsp;7). Facultas, Baden-Baden 2017, S. 52 f.</ref>

=== Wirtschafts- und Umweltpolitik ===
In wirtschaftlichen Fragen streicht Gauland heraus, dass „Konsens“ und „Stabilität“ wichtige Pfeiler der [[Soziale Marktwirtschaft|sozialen Marktwirtschaft]] deutscher Prägung seien. Deutschland habe sich nie mit den politischen Ansätzen von [[Margaret Thatcher]] und [[Ronald Reagan]] gemein gemacht.<ref>[[Bernd Ziesemer]]: ''Die Sprache der Wirtschaftspolitik. Abstrakt und abgehoben''. In: [[Christoph Moss]] (Hrsg.): ''Die Sprache Der Wirtschaft''. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-16004-7, S. 100 f.</ref> Der Politologe [[Falk Illing]] kritisierte Gaulands undifferenzierte Argumentation im Zuge der [[Subprime-Krise]], der seinerzeit die [[Unsichtbare Hand|Selbstregulierungskraft]] des Marktes in Frage stellte und die Theorie von [[Adam Smith]] als „unchristlich“ und „ungerecht“ anprangerte. Gauland bewege sich auf einer ähnlichen Argumentationslinie wie der österreichische Ökonom [[Walter Ötsch]].<ref>[[Falk Illing]]: ''Vollkasko-Ökonomie. Angriff auf die Marktwirtschaft?'' Springer VS, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-03667-6, S. 120 f.</ref>

Den Wissenschaftsjournalisten [[Dirk Maxeiner]] und [[Michael Miersch]] zufolge, die zum Fortschrittspessimismus arbeiteten, bediene sich Gauland „aus dem grünen und linken Spektrum“. Er adaptiere in Teilen den [[Ökologismus]] und mache sich den [[Antikapitalismus]] zu eigen. Gauland setze auf die [[Kirche (Organisation)|Kirche]] und [[Umweltverband|Umweltverbände]] „als letzte Hüter deutscher Identität“. Das [[Kapital]] sei die „neue Linke“, so Gauland, und dessen Schlagwörter „[[Flexibilisierung]], [[Innovation]] und [[Deregulierung]]“ würden komplett zerstörend wirken.<ref>[[Dirk Maxeiner]], [[Michael Miersch]]: ''Die Zukunft und ihre Feinde. Wie Fortschrittspessimisten unsere Gesellschaft lähmen''. Eichborn, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-8218-3912-0, S. 98.</ref> Nach dem Neuzeithistoriker [[Paul Nolte]] (2015) sei Gaulands Konservatismus gar gegen die Marktwirtschaft an sich gerichtet.<ref>[[Herfried Münkler]], [[Paul Nolte]]: ''»Dem Konservativen ist das zu konservierende abhandengekommen«. Ein Gespräch über die Intellectual History des bundesdeutschen Konservatismus''. In: ''[[INDES – Zeitschrift für Politik und Gesellschaft]]'' 3/2015, S. 7–20, hier: S. 9. [[doi:10.13109/inde.2015.4.3.7]]</ref>

Gauland [[Klimawandelleugnung|bestreitet]], dass es einen menschengemachten, durch Kohlendioxid-Ausstoß verursachten [[Globale Erwärmung|Klimawandel]] gibt.<ref name="verfassungsschutz">Markus Wehner: [https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/afd-chef-alexander-gauland-will-verfassungsschutz-abschaffen-16046113.html ''Gauland will den Verfassungsschutz abschaffen.''] www.faz.net, 17. Februar 2019</ref> 2019 bekräftigte Gauland den Widerstand seiner Partei gegen Klimaschutzmaßnahmen und bezeichnete die „Kritik an der sogenannten Klimaschutzpolitik […] nach dem Euro und der Zuwanderung [als] das dritte große Thema für die AfD“.<ref>[https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-09/afd-alexander-gauland-klimaschutz ''AfD will Widerstand gegen Klimaschutzpläne zu neuem Hauptthema machen.''] www.zeit.de, 29. September 2019</ref>

=== Weitere Kontroversen ===
In einem Beitrag (''Das [[Politische Korrektheit|politisch korrekte]] Deutschland'', 2012) für den ''[[Der Tagesspiegel|Tagesspiegel]]'' kritisierte Gauland, dass „vom Mainstream abweichende Positionen ins moralische Aus“ gedrängt würden. Er führte exemplarisch die Themen [[Frauenquote]], [[Globale Erwärmung|Klimawandel]], Thesen des Erfolgsbuchautors [[Thilo Sarrazin]], [[Zuwanderung]] aus anderen Kulturkreisen und Deutschland im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] an.<ref name="Häusler">Alexander Häusler, Rainer Roeser: ''Die rechten ›Mut‹-Bürger. Entstehung, Entwicklung, Personal & Positionen der »Alternative für Deutschland«''. VSA, Hamburg 2015, ISBN 978-3-89965-640-4, S. 52 ff.</ref> Nach dem Sozialwissenschaftler [[Alexander Häusler (Sozialwissenschaftler)|Alexander Häusler]] vom [[Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus]] kann der Artikel als Vorlage für Sarrazins Buch ''[[Der neue Tugendterror]]'' (2014) gelesen werden, zumal Sarrazin direkten Bezug darauf nimmt.<ref name="Häusler" /> Häusler attestierte Gauland zum einen Realitätsferne, zum anderen verbreite er „Grundaussagen rechtsgesinnter Kampfansagen gegen eine angebliche ‚[[Politische Korrektheit|political correctness]]‘“, wie sie auch seit Jahren „kampagnenförmig“ in der ''[[Junge Freiheit|Jungen Freiheit]]'' anzutreffen seien.<ref name="Häusler" />

Während der [[Hohmann-Affäre]] (2003) vertrat Gauland: „Die Briefe, Anrufe und Mails im Internet-Forum der CDU zu [[Martin Hohmann|Hohmann]] sollten uns warnen: Es reicht nicht zu sagen, der Mann hat keinen Platz in unseren Reihen, man muss auch begründen, warum in Deutschland einer wie Hohmann keine zweite Chance bekommt, während [[Michel Friedman]] die seine bereits nutzt.“<ref>[[Fritz Schenk]]: ''Der Fall Hohmann. Die Dokumentation''. Universitas, München 2004, ISBN 3-8004-1466-X, S. 95.</ref> Für den Publizisten [[Jörg Lau]] bedienten sich Alexander Gauland, [[Konrad Adam]] und [[Karl Kardinal Lehmann]] des Arguments der [[Meinungsfreiheit]], „als ginge es darum unterdrückten Wahrheiten ans Licht zu helfen, die man […] aus Gründen der politischen Korrektheit nicht sagen dürfe“.<ref>Jörg Lau: ''Stolz und Vorurteil. Von der Leitkultur zum neuen Patriotismus.'' In: Christina Knüllig (Hrsg.): ''Aufwärts bitte! Zehn Beiträge gegen Deutschlands freien Fall.'' Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2004, ISBN 3-434-50578-4, S. 29.</ref> Ähnlich gelagert stand er dem Schriftsteller [[Martin Mosebach]] und der Moderatorin [[Eva Herman]] bei, so der Historiker [[Wolfgang Wippermann]] in einer Abhandlung über die „[[schweigende Mehrheit]]“. Gauland habe Letztere unterstützt mit: „Man mag von [ihren] intellektuellen Fähigkeiten und ihrer Einschätzung der Familienpolitik [[Zeit des Nationalsozialismus|zwischen 1933 und 1945]] halten was man will, ihr Ausschluss aus einer öffentlichen Fernsehdiskussion war ein Armutszeugnis für den Anspruch, ihr zu widersprechen und sie zu korrigieren.“<ref>Wolfgang Wippermann: ''Autobahn zum Mutterkreuz. Historikerstreit der schweigenden Mehrheit''. Rotbuch Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86789-032-8, S. 51.</ref>

Von der ''[[Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung|Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung]]'' (FAS) zitierte Aussagen Gaulands zur [[Deutsche Fußballnationalmannschaft|deutschen Fußballnationalmannschaft]] und zum Nationalspieler [[Jérôme Boateng]] im Mai und Juni 2016<ref>[[Markus Wehner]], [[Eckart Lohse]]: [http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/afd-vize-gauland-beleidigt-jerome-boateng-14257743.html ''Gauland beleidigt Boateng'']. [[faz.net]], 29. Mai 2016.<br />Melanie Amann, [[Markus Feldenkirchen]]: ''„Boateng will jeder haben“'' (Interview mit Alexander Gauland). In: ''[[Der Spiegel]]'', 23/2016, 4. Juni 2016, S. 36; Vorabmeldung des ''Spiegels'' vom 3. Juni 2016 ([http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/afd-vize-gauland-nationalelf-lange-nicht-mehr-deutsch-a-1095668.html online]).</ref> wurden breit in der Presse rezipiert und kommentiert: Der Historiker [[Andreas Wirsching]], Direktor des Münchner [[Institut für Zeitgeschichte|Instituts für Zeitgeschichte]] (IfZ), sieht hinter dem Urteil, dass die Nationalmannschaft „schon lange nicht mehr deutsch“ sei, „latent [[völkisch]]e Intentionen“.<ref>Nana Brink: [http://www.deutschlandradiokultur.de/30-jahre-historikerstreit-rechtspopulisten-ruetteln-am.1008.de.html?dram:article_id=356266 ''Rechtspopulisten rütteln am Grundkonsens.''] (Gespräch mit Andreas Wirsching). [[Deutschlandradio Kultur]], 6. Juni 2016.</ref> Die Kommunikationswissenschaftlerin [[Margreth Lünenborg]] betrachtete den medialen Diskurs um das Zitat „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“ vor allem als „unglaublichen [[Medienhype]]“ bzw. „perfekte [[Öffentlichkeitsarbeit|PR]]-Strategie“ der AfD, nach der gezielt solche Äußerungen in die Presse lanciert werden, die [[Moral Panic]] und damit eine große Öffentlichkeit erzeugen.<ref>Christoph Sterz: [http://www.deutschlandfunk.de/gauland-zitat-zu-boateng-unglaublicher-medienhype.761.de.html?dram:article_id=356192 ''„Unglaublicher Medienhype“.''] (Gespräch mit Margreth Lünenborg). [[Deutschlandfunk]], 4. Juni 2016.</ref>

Gauland selbst erklärte in einem Schreiben an die AfD-Mitglieder, das Gespräch mit den FAS-Redakteuren sei ein als vertraulich klassifiziertes Hintergrundgespräch gewesen, in dem es unter anderem um den „ungebremsten Zustrom raum- und kulturfremder Menschen nach Deutschland“ gegangen sei. Er könne nicht mehr sagen, wer zuerst den Namen Boateng genannt habe, glaube jedoch, es sei einer der Redakteure gewesen, da ihm der Name wie auch der Fußballsport weitgehend fremd seien. Er habe „an keiner Stelle ein Werturteil über [[Jérôme Boateng]] abgegeben, den ich bis dato gar nicht kannte“. Anders als abgemacht habe man ihm vor der Veröffentlichung keine Zitate zur Autorisierung vorgelegt. Ihm sei es darum gegangen, Gefühle zu beschreiben, „die wir alle überall in unserer Nachbarschaft wahrnehmen und die sich nicht dadurch vermindern, dass wir sie heuchlerisch nicht zur Kenntnis nehmen“.<ref>[http://www.focus.de/politik/deutschland/fuer-boateng-aeusserungen-gauland-rechtfertigt-sich-in-schreiben-an-afd-mitglieder_id_5579343.html ''Gauland rechtfertigt sich in Schreiben an AfD-Mitglieder.''] ''Focus'' online, 31. Mai 2016.<br />Stefan Winterbauer: [http://meedia.de/2016/05/31/wie-serioes-ist-der-afd-aufreger-der-fas-die-maer-vom-ungeliebten-nachbarn-boateng/ ''Wie seriös ist eigentlich der AfD-Aufreger der FAS? Die Mär vom ungeliebten Nachbarn Boateng.''] [[Meedia]], 31. Mai 2016.</ref> Klaus D. Minhardt, Chef des Landesverbands Berlin-Brandenburg des [[Deutscher Journalisten-Verband|Deutschen Journalisten-Verbands]] (DJV-BB), kritisierte das Vorgehen der FAS-Redakteure und warf ihnen Sensationslust und einen Jagdinstinkt vor, der sich auf unlautere Weise gegen die AfD richte. Der Vorwurf der [[Lügenpresse]] gründe sich auf solche voreingenommene Berichterstattung. Jede „Hetzjagd“ auf die AfD würde deren Umfragewerte verbessern. Der Dachverband DJV distanzierte sich von Minhardts Aussagen.<ref>Peter Weissenburger: [https://taz.de/Nach-Gaulands-Boateng-Aeusserung/!5309560/ ''Nach Gaulands Boateng-Äußerung: Krach um Blogtext''], taz.de, 1. Juni 2016.<br />Klaus D. Minhardt: [http://djv-bb.de/der-shitstorm-der-nach-hinten-los-ging/ ''Der Shitstorm, der nach hinten los ging.''] DJV Deutscher Journalisten-Verband – Landesverband Berlin-Brandenburg, 31. Mai 2016.</ref>

Im Januar 2016 äußerte Gauland in Bezug auf die nationalkonservative polnische Regierung, es sei „die Sache der Polen, zu entscheiden, wie viele Flüchtlinge sie in ihrem [[Volkskörper]] haben wollen“. Marc Grimm und Bodo Kahmann stellen dazu fest, dass Gauland sich durch die Verwendung des Begriffs „Volkskörper“ eines der „zentrale[n] Deutungsmuster eines radikalen Rechtsnationalismus zu eigen“ gemacht habe.<ref>Marc Grimm, Bodo Kahmann: ''AfD und Judenbild. Eine Partei im Spannungsfeld von Antisemitismus, Schuldabwehr und instrumenteller Israelsolidarität.'' In: [[Stephan Grigat (Politikwissenschaftler)|Stephan Grigat]] (Hrsg.): ''AfD & FPÖ. Antisemitismus, völkischer Nationalismus und Geschlechterbilder'' (=&nbsp;''Interdisziplinäre Antisemitismusforschung,'' Bd.&nbsp;7). Facultas, Baden-Baden 2017, S. 51.</ref>

Im Herbst 2016 äußerte Gauland in einem Gespräch mit dem rechten Magazin ''[[Compact (Magazin)|Compact]]'' über die rechtsextreme [[Identitäre Bewegung]], er erwarte, „dass Menschen, die wie die AfD denken, auch bei uns mitmachen“. Daher sehe er „überhaupt nicht ein, warum wir mit der Identitären Bewegung zusammenarbeiten sollten, denn die können alle zu uns kommen“. Die Besetzung des [[Brandenburger Tor]]s in Berlin durch Aktivisten der Identitären Bewegung Ende August 2016 lehnte Gauland ab, denn er wolle nicht, dass „das Symbol der deutschen Geschichte in irgendwelcher Weise für irgendwelche Politik missbraucht wird“.<ref>Andreas Speit: [http://www.taz.de/AfD-und-Identitaere-Bewegung/!5345807/ ''„Die können alle zu uns kommen.“'']  www.taz.de, 17. Oktober 2016</ref>

Am 26. August 2017 ging Alexander Gauland die damalige [[Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration|Migrationsbeauftragte]] [[Aydan Özoğuz]] auf einer Wahlkampfveranstaltung in [[Leinefelde-Worbis]] öffentlich an. Er äußerte, dass Özoğuz im Mai 2017 zur Debatte um eine deutsche [[Leitkultur]] geäußert habe, dass eine „spezifisch deutsche Kultur […], jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar“ sei.<ref name="Eichsfeld_a">{{Internetquelle |url=http://www.faz.net/aktuell/politik/bundestagswahl/afd-alexander-gauland-traeumt-von-entsorgung-aydan-oezoguz-15171141.html |titel=Gauland: Özoguz in Anatolien entsorgen |hrsg=''Frankfurter Allgemeine Zeitung'' |datum=2017-08-28 |abruf=2018-05-20}}</ref> Dies vorausgeschickt erklärte er:
{{Zitat
 |Text=Das sagt eine Deutsch-Türkin. Ladet sie mal ins [[Eichsfeld]] ein und sagt ihr dann, was spezifisch deutsche Kultur ist. Danach kommt sie hier nie wieder her und wir werden sie dann auch, Gott sei Dank, in Anatolien [[Abfallentsorgung|entsorgen]] können.
 |ref=<ref name="Eichsfeld_a" />}}
Dem „[[Tagesspiegel]]“ antwortete er später, er könne sich nicht erinnern, ob er den Begriff „entsorgen“ benutzt habe.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/politik/afd-spitzenkandidat-gauland-will-integrationsbeauftragte-oezoguz-in-anatolien-entsorgen/20244934.html |titel=Gauland will Integrationsbeauftragte Özoguz „in Anatolien entsorgen“ |hrsg=''Der Tagesspiegel'' |datum=2017-08-28 |abruf=2018-05-20}}</ref> Gauland bekräftigte jedoch, dass, wer wie „Özoguz sage, dass das Zusammenleben in Deutschland jeden Tag neu ausgehandelt werden müsse“, „zurück nach Anatolien“ gehöre. Auch gegenüber der ''[[Junge Freiheit|Jungen Freiheit]]'' beharrte er darauf, dass Özoguz nichts in Deutschland verloren habe.<ref>[[Steffen Kailitz]]: „Sachsen – eine Hochburg der AfD? Entwicklung, Perspektiven und Einordnung der Bundespartei und des sächsischen Landesverbandes.“ In: [[Uwe Backes]]/Steffen Kailitz (Hrsg.): ''Sachsen – Eine Hochburg des Rechtsextremismus?'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2020, S. 175</ref> Eine Woche nach seiner Äußerung hatte er auf einer Wahlkampfveranstaltung in Pforzheim gesagt, er habe „eigentlich nur Frau Özoğuz einen längeren Urlaub in einem Land empfohlen, wo sie offensichtlich mehr von der Kultur versteht“.<ref>Katja Bauer, Maria Fiedler: ''Die Methode AfD. Der Kampf der Rechten: Im Parlament, auf der Straße – und gegen sich selbst.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-608-98412-5, S. 110</ref> Führende Bundespolitiker kritisierten ihn für die Nutzung des Begriffs „entsorgen“ heftig.<ref name="Eichsfeld_b">{{Internetquelle |autor=Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF) |url=http://www.heute.de/afd-spitzenkandidat-gauland-spricht-vonentsorgung-der-integrationsbeauftragten-oezoguz-47843610.html |titel=Kritik an Äußerungen: Gauland will Özoguz „entsorgen“ – heute-Nachrichten |archiv-url=https://web.archive.org/web/20170828131104/http://www.heute.de/afd-spitzenkandidat-gauland-spricht-vonentsorgung-der-integrationsbeauftragten-oezoguz-47843610.html |archiv-datum=2017-08-28 |abruf=2017-08-28}}</ref> Die [[Staatsanwaltschaft (Deutschland)|Staatsanwaltschaft]] [[Mühlhausen/Thüringen|Mühlhausen]] nahm angesichts der Äußerung von Amts wegen Vorermittlungen aufgrund des Verdachts der [[Volksverhetzung]] auf.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nrz.de/politik/vorermittlungen-gegen-gauland-id211763879.html |titel=Vorermittlungen gegen Gauland |hrsg=Neue Rhein/Neue Ruhr Zeitung |datum=2017-08-31 |abruf=2018-05-20}}</ref> Am 17. Mai 2018 gab sie bekannt, mangels hinreichenden Tatverdachts von der Einleitung eines förmlichen Ermittlungsverfahrens abzusehen. Die Äußerung Gaulands sei vom [[Artikel 5 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland#Art. 5 Absatz 1 GG|Grundrecht auf Meinungsfreiheit]] gedeckt. Für eine juristische Bewertung sei sie „in den Kontext zu stellen und zu interpretieren“: Gauland habe auf eine Aussage von Özoğuz reagiert, wonach eine spezifisch deutsche Kultur jenseits der Sprache nicht auszumachen sei. Damit habe sich Gauland im Rahmen der öffentlichen Meinungsbildung und „nicht aus privaten Interessen“ in einer speziellen Wahlkampfsituation geäußert, was zu berücksichtigen gewesen sei.<ref>[http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/in-anatolien-entsorgen-ermittlungen-gegen-gauland-eingestellt-15594692.html ''Ermittlungen gegen Gauland eingestellt.''] In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung.'' 17. Mai 2018.</ref> Der Germanist und Literaturwissenschaftler [[Heinrich Detering]] stellte die Frage, welches „Spezifikum der spezifisch deutschen Kultur […] hier Frau Özoğuz vermittelt werden“ solle und weshalb sie danach „nie wieder her“ käme bzw. „welcher Art“ diese Vermittlung sei, „wenn die Adressatin anschließend ‚entsorgt‘ werden“ müsse. Er bescheinigte Gauland, einen „schlecht verkleidete[n] [[Jargon]] von Gangstern“ zu benutzen.<ref>Heinrich Detering: ''Was heißt hier „wir“? Zur Rhetorik der parlamentarischen Rechten.'' Reclam, Ditzingen 2019 (3. Aufl.), S. 49.</ref> [[Patrick Bahners]] sah als Ziel Gaulands, den Angriff auf Özoğuz „als Akt der [[Notwehr]]“ erscheinen zu lassen, „das Ungalante und Unappetitliche daran als unvermeidlichen Notwehrexzess“, da nach Ansicht der AfD von Özoğuz und denen, die ihre Ansicht teilten, „eine existentielle Gefahr für Deutschland“ ausgeht. Zudem hatte Gauland vor seiner Rede im Eichsfeld in einem Interview mit der ''[[Die Weltwoche|Weltwoche]]'' unzutreffend behauptet, Özoğuz habe gesagt, „sie könne jenseits der Sprache keine Kultur in Deutschland feststellen“. In Wirklichkeit hatte Özoğuz gesagt, Eigenheiten einer spezifisch deutschen Kultur – im Unterschied zu anderen Ländern – ließen sich nicht „identifizieren“, womit sie sich laut Bahners auch „nicht mit der Eindeutigkeit bestimmen [lassen], die für den volkspädagogischen Zweck eines Leitkultur-Katalogs nötig wäre“. Gauland habe jedoch so getan, „als hätte sie nicht von der Schwierigkeit gesprochen, einen Gegenstand hinreichend genau zu erkennen, sondern geleugnet, dass es diesen Gegenstand gibt“.<ref>Patrick Bahners: ''Die Wiederkehr. Die AfD und der neue deutsche Nationalismus.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2023, S. 190 ff.</ref>

Anfang Juni 2018 sagte Gauland in einem Interview mit der [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]: „Wir versuchen, die Grenzen des Sagbaren auszuweiten.“ Der Publizist [[Roger de Weck]] meinte dazu, mit diesen Worten habe Gauland „die weltweite Strategie der [[Neue Rechte|Neuen Rechten]] auf den Punkt [gebracht], Menschenverachtung salonfähig zu machen: eine reaktionäre Normalität herzustellen“.<ref>Roger de Weck: ''Die Kraft der Demokratie. Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre.'' Suhrkamp, Berlin 2020, S. 129</ref>

Wenige Wochen nach seiner umstrittenen „Vogelschiss“-Rede zog Gauland auf dem Augsburger AfD-Parteitag Ende Juni 2018 einen impliziten Vergleich zwischen [[Adolf Hitler]] und Bundeskanzlerin Merkel. Er sagte, Merkel sei mit Russland, Großbritannien, den USA, Italien und weiteren Staaten verfeindet, und fügte hinzu: „Der letzte deutsche Regierungschef, der eine solche Feindkonstellation gegen sich aufgebracht hat, … Nein, lassen wir das lieber.“ Anschließend sagte er, er habe niemanden verglichen. Nachdem er bereits 2017 von einem sogenannten [[Großer Austausch|Bevölkerungsaustausch]], der „auf Hochtouren laufe“, gesprochen hatte, benutzte er in dieser Parteitagsrede erneut den außerhalb rechter Kreise als [[Verschwörungstheorie]] eingestuften Kampfbegriff, der einen vermeintlichen gewollten Austausch der weißen europäischen Bevölkerung durch Menschen aus anderen Teilen der Welt aufgrund geplanter und gesteuerter Migration ausdrücken soll. Gauland selbst äußerte, wenn ''Bevölkerungsaustausch'' ein rechter Kampfbegriff sei, dann sei ''Autobahn'' auch einer.<ref>{{Webarchiv|url=https://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Deutschland-Welt/AfD-Parteitag-Gauland-vergleicht-Bundesrepublik-mit-der-DDR |wayback=20190601171327 |text=''AfD-Parteitag: Gauland vergleicht Bundesrepublik mit der DDR.''  }} www.haz.de, 30. Juni 2019<br />[[Patrick Gensing]]: [https://faktenfinder.tagesschau.de/bevoelkerungsaustausch-strache-101.html ''Strache und der „Bevölkerungsaustausch“.''] faktenfinder.tagesschau.de, 30. April 2019<br />[https://www.tagesspiegel.de/kultur/anschlag-in-neuseeland-die-verschwoerungstheorie-des-todesschuetzen/24120366.html ''Die Verschwörungstheorie des Todesschützen.''] www.tagesspiegel.de, 19. März 2019</ref> Auf demselben Parteitag verglich Gauland auch die heutige Bundesrepublik mit der DDR kurz vor der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wende 1989]]. Er wolle die [[SED]]-Diktatur nicht bagetellisieren, aber er fühle sich heute „an die letzten Monate der DDR erinnert“. Gauland sagte: „Wie damals besteht das Regime aus einer kleinen Gruppe von Parteifunktionären, einer Art [[Politbüro]], und wieder steht ein breites gesellschaftliches Bündnis aus Blockparteifunktionären, Journalisten, TV-Moderatoren, Kirchenfunktionären, Künstlern, Lehrern, Professoren, Kabarettisten und anderen Engagierten hinter der Staatsführung und bekämpft die Opposition“. Die „einzige Oppositionspartei AfD“ sei „sozusagen das aktuelle [[Neues Forum|Neue Forum]]“. Der Historiker [[Ilko-Sascha Kowalczuk]] sah in diesen DDR-Vergleichen geschichtspolitische Verzerrungen und eine „billige Propagandalüge“. Dem Historiker [[Patrice Poutrus]] zufolge zeigen diese Vergleiche, „wie weit das Personal dieser Partei von einer Anerkennung der [[Grundgesetz|Verfassungsordnung der Bundesrepublik]] entfernt ist und wie wenig ihre Politik auf eine Sicherung beziehungsweise den Ausbau demokratischer Verhältnisse ausgerichtet ist“.<ref>Patrick Gensing, Konstantin Kumpfmüller: [https://www.tagesschau.de/faktenfinder/ddr-vergleiche-wende-101~_origin-a2ba8b9e-b73a-423c-bce3-08d0cb3b627c.html ''Historische Vergleiche: Leben wir in einer „DDR 2.0“?''] www.tagesschau.de, 2. August 2019</ref>

Die [[Ausschreitungen in Chemnitz 2018|Ausschreitungen Rechtsradikaler in Chemnitz]] Ende August 2018, die als Reaktion auf ein Tötungsdelikt stattgefunden hatten und die zu gewalttätigen Übergriffen auf Migranten und Journalisten geführt hatten, kommentierte Gauland: „Wenn eine solche Tötungstat passiert, ist es normal, dass Menschen ausrasten.“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-08/chemnitz-alexander-gauland-ausschreitungen |titel=Alexander Gauland bezeichnet Übergriffe in Chemnitz als normal |werk=[[Die Zeit]] |datum=2018-08-29 |abruf=2018-09-12}}</ref>

Anfang September 2018 äußerte Gauland, „das politische System im Sinne des Parteiensystems“ müsse beseitigt werden. Er meine damit „die Parteien, die uns regieren […] das System Merkel.“ Zu diesem rechne er „diejenigen, die die Politik mittragen, das sind auch Leute aus anderen Parteien und leider auch aus den Medien. Die möchte ich aus der Verantwortung vertreiben.“ Wie das genau aussehen solle, ließ er offen. Ihm ginge es darum, „das Ungleichgewicht in den Medien endlich zu unseren Gunsten“ umzukehren. Er nenne das eine „friedliche [[Revolution]]“. Diese Anspielung auf die [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wende in der DDR]] bezeichnete der Journalist und Herausgeber [[Berthold Kohler]] in der FAZ als „schweren Fall von politischem Missbrauch“. Früher habe man derartige partei- und medienpolitische Aktionen, wie sie Gauland vorschwebten, „[[Politische Säuberung|Säuberung]]“ genannt.<ref>Berthold Kohler: [http://www.faz.net/aktuell/politik/afd-phantasien-von-alexander-gauland-man-nannte-es-saeuberung-15773410.html ''Phantasien der AfD: Früher nannte man das Säuberung.''] www.faz.net, 5. September 2018.<br />Der Spiegel 37/2018, S. 14.</ref> Regierungswechsel seien, so der Germanist Heinrich Detering, in der Bundesrepublik „gerade keine Systemwechsel“, sondern „im Gegenteil ''Bestandteile'' eines Systems freier Wahlen“. Wer, wie Gauland im selben Interview es ausdrückte, ein „Pfahl im Fleische eines politischen Systems, das sich überholt“ habe, sein wolle, der wolle nicht das [[Grundgesetz]].<ref>Heinrich Detering: ''Was heißt hier „wir“? Zur Rhetorik der parlamentarischen Rechten.'' Reclam, Ditzingen 2019 (3. Aufl.), S. 16.</ref>

Ebenfalls im September 2018 äußerte Gauland im Bundestag: „Hass ist erstens keine Straftat und hat zweitens in der Regel Gründe.“ Der Literaturwissenschaftler Heinrich Detering bemerkte dazu, dass zuvor niemand im Deutschen Bundestag behauptet habe, Hass sei ein Straftatbestand, und wies darauf hin, dass der Satz eine Schlussfolgerung nahelege, die Gauland unausgeprochen lasse, nämlich dass begründeter Hass begründete Straftaten erzeuge. Der Publizist Roger de Weck kommentierte, dass nicht selten der Hass zu Untaten verleite, und fügte hinzu: „Noch öfter hat er – wie der Judenhass – keinen Grund.“<ref>Heinrich Detering: ''Was heißt hier «wir»? Zur Rhetorik der parlamentarischen Rechten.'' Reclam, Ditzingen 2019, S. 19 f.</ref><ref>Roger de Weck: ''Die Kraft der Demokratie. Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre.'' Suhrkamp, Berlin 2020, S. 185</ref>

In der FAZ-Ausgabe vom 6. Oktober 2018 erschien ein Gastbeitrag Gaulands, dem eine Ähnlichkeit zu einer Rede [[Adolf Hitler]]s vorgeworfen wurde. Dieser hatte 1933 von einer „kleinen wurzellosen Clique“, die „die Völker gegeneinander hetzt“, gesprochen, von „Menschen, die überall und nirgends zu Hause sind, sondern die heute in Berlin leben, morgen genauso in Brüssel sein können, übermorgen in Paris und dann wieder in Prag oder Wien oder in London, und die sich überall zu Hause fühlen.“ Damit habe Hitler laut dem [[Antisemitismusforschung|Antisemitismusforscher]] [[Wolfgang Benz]] die Juden gemeint und an das [[Judenfeindlichkeit|antisemitische]] Bild des „heimatlosen Juden“ angeknüpft. Gauland hatte in seinem Beitrag mit dem Titel ''Warum muss es Populismus sein?'' eine „globalisierte Klasse“ kritisiert. Deren Mitglieder lebten laut Gauland „fast ausschließlich in Großstädten, sprechen fließend Englisch, und wenn sie zum Jobwechsel von Berlin nach London oder Singapur ziehen, finden sie überall ähnliche Appartements, Häuser, Restaurants, Geschäfte und Privatschulen.“ Auch Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des [[Internationales Auschwitz-Komitee|Internationalen Auschwitz-Komitees]], warf Gauland daraufhin eine [[Stigmatisierung]] von Menschen „als Artfremde und Wurzellose“ vor. Diese „Gaulandsche Strategie“ sei [[KZ Auschwitz-Birkenau|Auschwitz]]-Überlebenden aus deren eigener Lebenserfahrung während der Nazi-Jahre bekannt. Laut Gaulands Berater [[Michael Klonovsky]] hat Gauland diesen Beitrag selbst verfasst, wobei weder er (Klonovsky) noch Gauland den Wortlaut der Hitler-Rede gekannt hätten.<ref name="zdf">{{Internetquelle |url=https://www.zdf.de/nachrichten/heute/historiker-lenhard-ueber-debatte-um-gaulands-gastbeitrag-100.html |titel=''Debatte über Gaulands Gastbeitrag: „Hitler-Vergleiche helfen nicht weiter.“'' |werk=[[ZDF]] |datum=2018-10-11 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20181012122235/https://www.zdf.de/nachrichten/heute/historiker-lenhard-ueber-debatte-um-gaulands-gastbeitrag-100.html |archiv-datum=2018-10-12 |abruf=2022-02-19 |abruf-verborgen=1}}</ref> Gauland selbst erläuterte im Januar 2019 seine Thesen in einem Vortrag unter dem Titel ''Populismus und Demokratie'' in den Räumlichkeiten eines laut dem Historiker [[Bodo Mrozek]] „[[Völkische Bewegung|völkischen]] [[Verlag Antaios|Kleinverlags in Sachsen-Anhalt]]“. Gauland, unter dessen Zuhörern sich auch [[Björn Höcke]] vom nationalistischen ''[[Der Flügel|Flügel]]'' befand, verwies auf das [[David Goodhart#The Road to Somewhere|entsprechende Konzept]] des britischen Journalisten David Goodhart und beschloss die Rede mit einem Zitat von [[Botho Strauß]] („Zwischen den Kräften des Hergebrachten und denen des ständigen Fortbringens, Abservierens und Auslöschens wird es Krieg geben.“) Gaulands Betonung, auf eine „friedliche Lösung“ dieses „Konflikts“ hinarbeiten zu wollen, entnahm Mrozek, dass dieser damit impliziere, „dass es notfalls eben auch unfriedlich ausgehen könnte“.<ref>Bodo Mrozek: [https://www.zeit.de/kultur/2019-07/rechtspopulismus-identitaetspolitik-alexander-gauland-heimat-rechte-afd ''Klassenkampf von rechts.''] www.zeit.de, 28. Juli 2019</ref>

In der Bundestagsdebatte über den [[UN-Migrationspakt]] erklärte Gauland am 7. November 2018, „linke Träumer und globalistische Eliten“ wollten Deutschland „klammheimlich aus einem Nationalstaat in ein Siedlungsgebiet verwandeln“. Daraufhin wurde ihm vorgeworfen, eine [[Verschwörungstheorie]] zu verbreiten.<ref>Katrin Brand: [https://www.tagesschau.de/inland/un-migrationspakt-111.html ''AfD in Migrationspakt-Debatte kritisiert: Verschwörungstheorie pur'']. tagesschau.de, 8. November 2018; Maria Fiedler: [https://www.tagesspiegel.de/politik/umkaempftes-un-abkommen-schlagabtausch-zum-migrationspakt-im-bundestag/23597030.html ''Umkämpftes UN-Abkommen: Schlagabtausch zum Migrationspakt im Bundestag'']. [[Der Tagesspiegel|tagesspiegel.de]], 8. November 2018, Abruf am 11. November 2018.</ref>

Nach dem Verfassungsschutz-Gutachten, aufgrund dessen Teile der Partei vom Verfassungsschutz beobachtet werden und das die Gesamt-AfD als „Prüffall“ einstuft, sprach sich Gauland im Februar 2019 dafür aus, den Verfassungsschutz abzuschaffen, und bestritt, dass es in der AfD verfassungswidrige Bestrebungen gebe. Des Weiteren erklärte Gauland, er habe von dem Gutachten nur die ihn betreffenden Teile gelesen, den Rest werde er nicht lesen. Gleichzeitig ließ Gauland jedoch seine Unterschrift als Erstunterzeichner unter der „[[Erfurter Resolution]]“ des [[Völkische Bewegung|völkischen]] Flügels der AfD laut ''[[Die Zeit|Zeit]]'' „klammheimlich“ aus dem Netz nehmen.<ref name="verfassungsschutz" /><ref>Mariam Lau: [https://www.zeit.de/2019/10/afd-spitze-joerg-meuthen-verfassungsschutz-antisemitismus-rassismus-rechtsextremismus/komplettansicht ''„Diese Mitglieder scheuen auch vor antisemitischen wie rassistischen Positionen nicht zurück“''] www.zeit.de, 27. Februar 2019</ref>

In einer Rede auf dem Kyffhäuser-Treffen der rechts-nationalistischen AfD-Gruppierung [[Der Flügel]] Anfang Juli 2019 sagte Gauland, um an die Macht zu kommen und „unser Land wieder in Ordnung zu bringen“, könne man sich „ruhig einmal auf die Lippe beißen“. Der Journalist [[Jan Sternberg]] bemerkte dazu, dass Gauland „die [[Björn Höcke|Höckes]], [[Doris von Sayn-Wittgenstein|Wittgensteins]] und sonstigen Rechtsradikalen in der AfD“ nicht dazu aufrufe, ihre Positionen zu mäßigen, sondern im Interesse der Machterlangung nur ihre Sprache. Dass die AfD ein anderes Deutschland wolle, bestätige er mit diesen Sätzen ganz nebenbei.<ref>Jan Sternberg: {{Webarchiv|url=https://www.kn-online.de/Nachrichten/Politik/Kommentar-AfD-ausser-Kontrolle |wayback=20190713162158 |text=''AfD außer Kontrolle.''  }} 7. Juli 2019</ref>

Auf die Frage, ob es zu einer bürgerlichen Partei, wie Gauland die AfD immer wieder bezeichnet, passe, dass die AfD im [[Landtagswahl in Brandenburg 2019|brandenburgischen Landtagswahlkampf]] Parolen der [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]] aufgegriffen habe, antwortete Gauland im September 2019 bejahend und fügte hinzu, es könne ja sein, „dass irgendwer einen Gedanken hatte, der nicht von vornherein falsch ist“.<ref>[https://www.rp-online.de/politik/deutschland/afd-chef-alexander-gauland–will-sich-nicht-fuer-alle-mitglieder-in-partei-verbuergen_aid-45694581 ''AfD-Chef Gauland will sich nicht für „Irre“ in seiner Partei verbürgen.''] www.rp-online.de, 9. September 2019</ref>

Im September 2019 war Gauland zu Gast bei [[Tina Hassel]] im ARD-„Sommerinterview“, bei dem die jeweiligen Gäste auch mit per Mail oder Video eingesandten Zuschauerfragen konfrontiert werden. Gauland verlangte, diese vorher einsehen zu können. Als das abgelehnt wurde, sagte Gauland diesen Teil der Sendung ab mit der Begründung: „Warum muss ich sozusagen in ein schwarzes Loch gucken?“ Die bis zu diesem Zeitpunkt im „Sommerinterview“ teilnehmenden Politiker hatten der Online-Fragerunde zugestimmt.<ref>[https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/ard-sommerinterview-gauland-lehnt-zuschauerfragen-ab-16384861.html ''ARD-Sommerinterview: Gauland lehnt Zuschauerfragen ab.''] www.faz.net, 14. September 2019<br />Jan Sternberg: [https://www.rnd.de/politik/warum-interviews-mit-afd-politikern-scheitern-mussen-VAR5W5DSZBGMHIUM7XSDUFO3IQ.html ''Warum Interviews mit AfD-Politikern scheitern müssen.''] www.rnd.de, 16. September 2019</ref>

Ende Dezember 2020 sagte Gauland: „Wir sollten das, was der Präsident des Verfassungsschutzes, [[Thomas Haldenwang]], sagt, nicht zum Maßstab unseres Handelns machen.“ So könne man „keine echte Opposition sein“. Er persönlich habe auch keine Berührungsängste mit dem vom Verfassungsschutz ebenfalls als Verdachtsfall eingestuften [[Neue Rechte|neurechten]] ''[[Institut für Staatspolitik]]'' von [[Götz Kubitschek]]. Dieser sei „ein Freund von Herrn Höcke“ und auch ihn, Gauland, rufe Kubitschek „ab und zu an“. Die AfD, so Gauland, sei eine „Bewegungspartei, die auch Kontakt zu bestimmten Protestgruppen pflegen sollte“. Das gelte „für ‚[[Proteste gegen Schutzmaßnahmen zur COVID-19-Pandemie in Deutschland|Querdenken]]‘, aber auch für [[Pegida]] in Dresden oder für den Verein [[Zukunft Heimat]] in Cottbus“. Gauland kritisierte den Stil des AfD-Vorsitzenden [[Jörg Meuthen]]. Meuthen hatte auf dem Parteitag in Kalkar Ende November 2020 diejenigen Parteifreunde angegriffen, die „nur allzu gerne rumkrakeelen und rumprollen“ und Begriffe wie „Corona-Diktatur“ verwendeten. Gauland sagte, diese Rede Meuthens habe „die Hälfte der Partei beschädigt“. Zudem warf er Meuthen den Versuch vor, den neuen Co-Vorsitzenden [[Tino Chrupalla]] „an die Seite zu drängen“.<ref>[https://www.morgenpost.de/politik/inland/article231186966/Gauland-rechnet-mit-Meuthen-ab-Haelfte-der-Partei-beschaedigt.html ''Gauland rechnet mit Meuthen ab: Hälfte der Partei beschädigt''] www.morgenpost.de, 20. Dezember 2020</ref>

Parteiintern wird Alexander Gauland vorgeworfen, den ehemaligen Pressesprecher der AfD-Bundestagsfraktion [[Christian Lüth]], der sich selbst als „Faschist“ bezeichnet hatte, zu lange gedeckt und geschützt zu haben. Nachdem Lüths Einstellung zum Nationalsozialismus medial publik wurde, wurde er im April 2020 von Gauland von seinem Posten als Pressesprecher freigestellt. Der Fraktionsvorstand versäumte jedoch die fristgerechte Kündigung. Nach Bekanntwerden von Lüths Äußerungen, man könne Migranten vergasen oder erschießen, wurde ihm im September 2020 fristlos gekündigt.<ref>[https://www.tagesschau.de/inland/afd-fraktion-lueth-101.html AfD kündigt früherem Sprecher fristlos], Tagesschau, 29. September 2020</ref>

=== Öffentliche Wahrnehmung ===
Gauland wurde vor seiner AfD-Karriere in der Publizistik als [[Konservatismus|konservativer]] [[Intellektueller]] wahrgenommen<ref name="Sternberg">Jan Philipp Sternberg: ''Der konservative Westimport. Alexander Gauland''. In: Kulturland Brandenburg e.&nbsp;V. (Hrsg.): ''Bürgerland Brandenburg. Demokratie und Demokratiebewegungen in Brandenburg''. Konzeption und Redaktion von Uwe Rada. Koehler & Amelang, Leipzig 2009, ISBN 978-3-7338-0368-1, S. 176.<br />[[Jörg Lau]]: ''Stolz und Vorurtei. Von der Leitkultur zum neuen Patriotism''. In: Christina Knüllig (Hrsg.): ''Aufwärts bitte! Zehn Beiträge gegen Deutschlands freien Fall''. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2004, ISBN 3-434-50578-4, S. 28.</ref> und bisweilen als „christdemokratischer [[Schöngeist]]“ ([[Tilman Fichter]] 1990),<ref name="Fichter" /> „Jurist mit kulturellem Niveau“ ([[Hilmar Hoffmann]] 1990)<ref name="Hoffmann" /> und „Salon-Konservativer“ ([[Nikolaus Blome]] 2013)<ref>[[Nikolaus Blome]]: ''Angela Merkel – die Zauder-Künstlerin [Elektronische Ressource]''. E-Books der Verlagsgruppe Random House, München 2013, ISBN 978-3-641-09512-3, o. S.</ref> etikettiert. Zum 60. Geburtstag (2001) bezeichnete ihn [[Heribert Klein]] in der FAZ als Vertreter einer „Skeptische[n] [[Rationalität]] aus dem Geiste der [[Aufklärung]]“.<ref name="Klein" /> Im Jahr 2009 entstand für das alpha-Forum im Bildungskanal [[ARD-alpha]] ein Prominentengespräch mit dem Theologen und Wirtschaftsethiker [[Michael Schramm (Theologe)|Michael Schramm]].<ref>[https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/alpha-forum/alexander-gauland-gespraech100.html alpha-Forum: Gauland, Alexander], [[br.de]], Stand: 28. Oktober 2011, abgerufen am 11. Juni 2016.</ref> Gauland war über Jahre hinweg ein auch von Vertretern der [[Politische Linke|politischen Linken]] geschätzter Gesprächspartner.<ref name="Munzinger" /> Nach seiner Spitzenkandidatur für die AfD bei der [[Landtagswahl in Brandenburg 2014]] begleiteten Medien wie die [[taz]] und die [[Die Zeit|ZEIT]] Gaulands parteipolitische Veränderung kritisch.<ref name="Hähnig">Anne Hähnig: [http://www.zeit.de/2014/48/alexander-gauland-afd-landtag-potsdam/komplettansicht ''Verbannt aus dem Salon'']. In: ''[[Die Zeit]]'', Nr. 48, 20. November 2014, S. 10.<br />Martin Reeh: [https://taz.de/Brandenburgs-AfD-Chef-Gauland/!5033335/ ''Erfolgreiche Anpassung'']. In: ''[[die Tageszeitung]]'', 13. September 2014, S. 6.</ref> Jens Schneider, mit dem er jahrelang einen Politischen Salon abhielt, sprach 2015 in der [[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen]] von einer „Verwandlung“ Gaulands, dieser ließe sich nun als „Scharfmacher von johlenden Massen tragen“, obwohl er einst als „Garant [dafür galt], dass die AfD nicht ganz nach rechts driftet“.<ref>Jens Schneider: [http://www.sueddeutsche.de/politik/alternative-fuer-deutschland-die-verwandlung-1.2757896 ''Die Verwandlung'']. In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 28. November 2015, S. 8.</ref> Im medialen Diskurs der letzten Jahre wird Gauland oftmals als [[Nationalkonservativ]]er beschrieben,<ref>[[Albrecht von Lucke]]: ''Die leere Hülle des Konservatismus. Ein Schlaglicht auf die politische Kultur der Republik''. Gedanken zur Zeit ([[NDR Kultur]]), 3. November 2013 ([https://www.ndr.de/ndrkultur/sendungen/gedanken_zur_zeit/gedankenzurzeit433.pdf PDF]); [[Josef Joffe]]: ''[http://www.zeit.de/2003/05/Grosse_deutsche_Koalition/komplettansicht Große deutsche Koalition]''. [[Zeit online]], Nr. 5, 23. Januar 2003; [[Richard Herzinger]]: [https://www.welt.de/print/welt_kompakt/debatte/article127747825/Befreundete-Feinde.html ''Befreundete Feinde'']. In: ''[[Die Welt]]'', 8. Mai 2014, Nr. 106, S. 3; [[Günther Lachmann]]: [https://www.welt.de/politik/deutschland/article134643377/Petry-und-Gauland-haben-Luckes-One-Man-Show-satt.html ''Frauke Petry will Luckes Macht begrenzen'']. In: ''[[Die Welt]]'', 24. November 2014, Nr. 274, S. 5; Thomas Ludwig, Thomas Hanke, [[Nicole Bastian]], Matthias Thibaut, Helmut Steuer, Katharina Kort, Daniel Delhaes, Donata Riedel: ''Schürt das Attentat den Fremdenhass?''. In: ''[[Handelsblatt]]'', Nr. 6, 9. Januar 2015, S. 8; [[Sabine am Orde]]: [https://taz.de/AfD-Wahlkampf-in-Sachsen-Anhalt/!5278705/ ''Rechts ist noch Platz'']. In: ''[[die Tageszeitung]]'', 27. Februar 2016, S. 8 f.; Jens Schneider: [http://www.sueddeutsche.de/politik/afd-parteitag-in-bremen-potenzial-fuer-chaos-1.2327008 ''Lucke und die rechten Alternativen'']. [[Süddeutsche.de]], 30. Januar 2015.</ref> vereinzelt als [[Reaktionär]] tituliert.<ref>Angela Köckritz, [[Gero von Randow]]: [http://www.zeit.de/2016/25/rechtspopulismus-alexander-gauland-donald-trump-marine-le-pen ''Wie soll man sie nennen? Faschisten Autoritaristen Populisten Reaktionäre Rassisten Nationalisten Rechtsradikale Nazis?''] In: ''[[Die Zeit]]'', 9. Juni 2016, Nr. 25, S. 7.</ref> Aufgrund seiner Russlandpolitik gilt er auch als „Putin-Versteher“.<ref>Igor Göldner: ''„Ich bin bei uns der Putin-Versteher“''. In: ''[[Märkische Allgemeine]]'', 13. August 2014, S. Brandenburg1.</ref> Der Journalist [[Joachim Riecker]], ehemals leitender Redakteur unter Gauland, bezeichnete ihn als „[[Deutschnationalismus|deutschnational]], [[Anglophilie|anglophil]] und prorussisch“.<ref>Joachim Riecker: ''Geschichte schreiben''. In: ''[[NZZ am Sonntag]]'', 14. September 2014, Nr. 37, S. 19 ({{Webarchiv |url=http://www.pressreader.com/switzerland/nzz-am-sonntag/20140914/281878706576166 |text=Textanfang online |wayback=20161201211341}}).</ref>

In politischer und [[Habitus (Soziologie)|habitueller]] Hinsicht verortet ihn der Politikwissenschaftler [[Herfried Münkler]] (2015) im Konservatismus.<ref>[[Herfried Münkler]], [[Paul Nolte]]: ''»Dem Konservativen ist das zu konservierende abhandengekommen«. Ein Gespräch über die Intellectual History des bundesdeutschen Konservatismus''. In: ''[[INDES – Zeitschrift für Politik und Gesellschaft]]'' 3/2015, S. 7–20, hier: S. 18. [[doi:10.13109/inde.2015.4.3.7]]</ref> Auch für den Politikwissenschaftler [[Franz Walter (Politikwissenschaftler)|Franz Walter]] handle es sich bei Gauland um einen eher abwartenden Konservativen.<ref>[[Franz Walter (Politikwissenschaftler)|Franz Walter]]: ''Konservatismus als Mentalität und Methode. Zur politischen Technik Konrad Adenauers und Angela Merkels''. In: ''[[INDES – Zeitschrift für Politik und Gesellschaft]]'' 3/2015, S. 93–102, hier: S. 95. [[doi:10.13109/inde.2015.4.3.93]]</ref> Die Politische Soziologin [[Karin Priester]] (2007) hält Gauland – wie [[Pim Fortuyn]] und [[Ernst Forsthoff]] – hingegen für einen Konservativen und einen [[Populismus|Populisten]] zugleich, der die Moderne als Verlust des eigenen Freiheitsbegriffes empfindet.<ref>[[Karin Priester]]: ''Populismus. Historische und aktuelle Erscheinungsformen''. Campus, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 2007, ISBN 978-3-593-38342-2, S. 47 f.</ref> Später charakterisierte sie Gaulands Konservatismus als anglophil und reformkonservativ, ganz im Sinne [[Edmund Burke]]s.<ref name="Priester86" /> Vor allem „Vielfalt, [[Dezentralisierung (Politik)|Dezentralisierung]] und [[Föderalismus]]“ seien die wichtigen Eckpfeiler seines politischen Denkens.<ref name="Priester86">[[Karin Priester]]: ''»Erkenne die Lage!« Über die rechtspopulistische Versuchung des bundesdeutschen Konservatismus''. In: ''[[INDES – Zeitschrift für Politik und Gesellschaft]]'' 3/2015, S. 84–92, hier: S. 86. [[doi:10.13109/inde.2015.4.3.84]]</ref> Nach Priester (2016) stehe Gauland beispielhaft für den konservativen Part innerhalb einer rechtspopulistischen Bewegung, die wiederum ein „Sammelbecken“ darstelle. „[[Carl Schmitt|Schmitts]] [[Pluralismus (Politik)|Pluralismuskritik]]“ sei – bei allen Bezügen Gaulands auf Burke – evident.<ref>[[Karin Priester]]: ''Das Volk zwischen Interessenpolitik und symbolischer Repräsentation''. In: [[Jan-Henrik Witthaus]], Patrick Eser (Hrsg.): ''Machthaber der Moderne. Zur Repräsentation politischer Herrschaft und Körperlichkeit'' (= ''Edition Kulturwissenschaft''. Band 68). transcript, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8376-3037-4, S. 69–92, hier: S. 81.</ref> Letztlich aufgrund des Ausspruchs „man muss, um erfolgreich zu sein, all jene mitnehmen, die die AfD nur deshalb wollen und wählen, weil sie anders ist, populistisch dem Volk aufs Maul schauen, und weil sie das politikfähig formuliert, was in Wohnzimmern und an Stammtischen gedacht und beklagt wird“ bezeichnen ihn die Politikwissenschaftler [[Dieter Plehwe]] und Matthias Schlögl (2014) als einen „[[Bekenntnis|bekennenden]] [[Rechtspopulismus|Rechtspopulisten]]“.<ref>[[Dieter Plehwe]], Matthias Schlögl: ''Europäische und zivilgesellschaftliche Hintergründe der euro(pa)skeptischen Partei Alternative für Deutschland (AfD)''. [[Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung]], Discussion Paper, SP III 2014–501, November 2014, S. 27 ([http://bibliothek.wzb.eu/pdf/2014/iii14-501r.pdf PDF]).</ref> Der Soziologe und Politikwissenschaftler [[Samuel Salzborn]] sieht als Grundlage für Gaulands Geschichtsbild eine „positive Identifizierung mit der deutschen Nation“ im Sinne einer „Betonung und Überhöhung dessen, was als positiv wahrgenommen wird“. In Gaulands Weltbild seien Deutsche „''generell'' Opfer des Nationalsozialismus“ und es scheine „keine Täter mehr zu geben, außer Hitler und vielleicht noch ein paar führende Nazis.“<ref>Samuel Salzborn: „Von der offenen zur geschlossenen Gesellschaft. Die AfD und die Renaissance des deutschen Opfermythos im rechten Diskurs.“ In: [[Stephan Grigat (Politikwissenschaftler)|Stephan Grigat]] (Hrsg.): ''AfD & FPÖ. Antisemitismus, völkischer Nationalismus und Geschlechterbilder.'' Reihe Interdisziplinäre Antisemitismusforschung Bd. 7. Facultas, Baden-Baden 2017, S. 32 f.</ref> Der Historiker [[Philipp Lenhard]] bezeichnet Gauland als „cleveren Mann, der sich gut verstellen“ könne, wiederholt mit [[Stereotyp]]en spiele und damit die rechtsextreme Parteiklientel bediene sowie an [[Verschwörungstheorie]]n anknüpfe.<ref name="zdf" /> Dem Historiker [[Moritz Hoffmann (Historiker)|Moritz Hoffmann]] zufolge geht es Gauland „darum, einen positiven deutschen Mythos zu pflegen, eine Art sachdienliche Verwendung von Geschichte für ein positives Deutschland“, die auch deutschen Interessen nütze. Gauland wolle „sich Rosinen aus der Geschichte picken und den Rest gerne abhaken“.<ref>[https://www.stern.de/politik/deutschland/vogelschiss-rede--historiker-erklaert--was-alexander-gauland-bezwecken-will-8109946.html ''„Die Opfer sind ihm schlicht egal“: Historiker erklärt, was Gauland (wirklich) bezwecken will''] www.stern.de, 4. Juni 2018</ref>

Nach Meinung von [[Christoph Kopke]] und Alexander Lorenz bedient der AfD-Landesvorsitzende Gauland spätestens seit dem [[Anschlag auf Charlie Hebdo]] und der [[Geiselnahme an der Porte de Vincennes]] in Paris „unkritische [[Ressentiment]]s gegenüber dem Islam“.<ref>[[Christoph Kopke]], Alexander Lorenz: ''»Ich kenne keine Flügel, ich kenne keine Strömungen. Ich kenne nur die Brandenburger AfD«. Die Alternative für Deutschland (AfD) in Brandenburg im Frühjahr 2015''. In: [[Alexander Häusler (Sozialwissenschaftler)|Alexander Häusler]] (Hrsg.): ''Die Alternative für Deutschland. Programmatik, Entwicklung und politische Verortung''. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-10638-6, S. 221–235, hier: S. 228.</ref>

Im August 2017 äußerte [[Thomas Schmid (Journalist, 1945)|Thomas Schmid]] nach Gaulands „Hassrede“ gegen [[Aydan Özoğuz]], Gauland sei „nicht mehr der britophile Ehren- und Edelmann, der er früher so gerne sein wollte. Mit voller Absicht reitet er auf den Wellen des Ressentiments. Es ist sein politischer Motor.“<ref>Thomas Schmid: [http://schmid.welt.de/2017/08/30/eine-grenze-ueberschritten-alexander-gaulands-weg/ Eine Grenze überschritten: Alexander Gaulands Weg], welt.de, 30. August 2017.</ref>

Das US-Magazin ''[[Foreign Policy]]'' zählte ihn für das Jahr 2017 zu den 70 wichtigsten „Neudenkern“ der Welt, da „er im Herzen von Europa eine populistische Opposition zum Liberalismus angespornt“ habe.<ref>Paul Hockenos: ''[https://gt.foreignpolicy.com/2017/profile/alexander-gauland?325d6f1b51= Alexander Gauland – For inspiring populist opposition to liberalism in the heart of Europe.]'' foreignpolicy.com, 4. Dezember 2017.</ref>

Die 2023 gestartete ZDF-Sendung [[Reschke Fernsehen]] ist nach einer Äußerung Gaulands gegenüber Moderatorin [[Anja Reschke]] in der Sendung [[Hart aber fair]] aus dem Jahr 2016 benannt.

== Weiteres Engagement ==
=== Gremienarbeit/Ehrenamt ===
Gauland war während seiner Tätigkeit in Hessen Mitglied u.&nbsp;a. im [[Verwaltungsrat (Deutschland)|Verwaltungsrat]] des [[Deutschlandfunk]]s in Köln, in der Gewährträgerversammlung der [[Hessische Landesbank|Hessischen Landesbank]] in Frankfurt am Main<ref>Maria Müller: ''Hessische Landesbank. Nikolaus und Ruprecht''. In: ''[[Wirtschaftswoche]]'', Nr. 51, 16. Dezember 1988, S. 132.</ref> und im [[Aufsichtsrat]] der [[Investitionsbank Hessen|Wirtschaftsförderung Hessen Investitionsbank AG – Hessische Landesentwicklungs- und Treuhandgesellschaft]] in Frankfurt am Main.<ref>Handelsregister-Bekanntmachungen vom 19. Januar 1991.</ref>

Er wurde 1998 als einer von fünfzehn Personen in das erste Kuratorium der [[Universität Potsdam]] berufen<ref>''Uni Potsdam beruft Kuratoriumsmitglieder''. In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', Nr. 16267, 3. März 1998, S. 25.</ref> und gehörte von 2001 bis 2006 als Gründungsmitglied dem [[Stiftungsrat]] des [[Jüdisches Museum Berlin|Jüdischen Museums Berlin]] an.<ref name="Munzinger" /> Darüber hinaus war er mehrere Jahre [[Beirat]]smitglied des 2005 begründeten internationalen Medientreffens [[M100 Sanssouci Colloquium]] in Potsdam.<ref>siehe auch: [http://archive.m100potsdam.eu/Beirat/beirat_start.php Archiv], M100 Sanssouci Colloquium, abgerufen am 14. Januar 2015.</ref> Gauland war bis März 2016 Vorsitzender des Potsdamer Vereins ''Brandenburgische Literaturlandschaft'', der Träger des [[Brandenburgisches Literaturbüro|Brandenburgischen Literaturbüros]] ist.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.literaturlandschaft.de/impressum.htm |text=Impressum |wayback=20150114042049}} der Brandenburgischen Literaturlandschaft.</ref>

=== Politischer Salon ===
Gemeinsam mit [[Klaus Ness]] (Generalsekretär der [[SPD Brandenburg]] und Mitglied des Landtages Brandenburg), Ute Samtleben (Galeristin aus Potsdam) und Jens Schneider (Hauptstadtkorrespondent der ''[[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen Zeitung]]'') war er in den Jahren 2006–2007 Gastgeber des vom Landesbüro Brandenburg der [[Friedrich-Ebert-Stiftung]] veranstalteten [[Literarischer Salon|Politischen Salons]] in Potsdam. Er stellte über Jahre hinweg Bücher von u.&nbsp;a. [[Udo Di Fabio]] ''(Die Kultur der Freiheit)'',<ref>Lore Bardens: {{Webarchiv|url=http://www.pnn.de/potsdam-kultur/76795/ |wayback=20150112133440 |text=''Dem Quartett fehlte es noch an Polemik''    }}. In: ''[[Potsdamer Neueste Nachrichten]]'', Nr. 83, 7. April 2006, S. 26.</ref> [[Joachim Fest]] ''(Ich nicht)'',<ref>''Vier Bürger, vier Bücher''. In: ''[[Potsdamer Neueste Nachrichten]]'', Nr. 263, 11. November 2006, S. 32.</ref> [[Konrad Adam]] ''(Die alten Griechen)'',<ref>Hanne Landbeck: ''Alle Autoren humpeln''. In: ''[[Märkische Allgemeine]]'', 24. März 2007, S. Stadt4.</ref> [[Karl Schlögel]] ''(Terror und Traum. Moskau 1937)''<ref>Carola Hein: ''Prompt klingelt ein Handy''. In: ''[[Märkische Allgemeine]]'', 27. Februar 2010, S. Stadt6.</ref> und [[Günter Müchler]] ''(1813: Napoleon, Metternich und das weltgeschichtliche Duell von Dresden)'' vor.<ref>Lothar Krone: ''Gauck und Ruge sind aktuelle Literaturfavoriten''. In: ''[[Märkische Allgemeine]]'', 8. Juni 2012, S. Stadt4.</ref> 2013 attestierte ihm der Journalist Schneider „mit großer Klarheit dezidiert konservative Standpunkte“.<ref name="Schneider" /> Aufgrund seiner parteipolitischen Neuorientierung wurde 2014 die Zusammenarbeit im Politischen Salon nicht fortgesetzt.<ref name="Hähnig" />

=== Sonstiges ===
2006 sprach Gauland neben den Wegbegleitern [[Arnulf Baring]] und [[Stephan Speicher]] auf einer Potsdamer Gedenkveranstaltung zu Ehren des am 11. September verstorbenen Historikers, Publizisten und ''FAZ''-Herausgebers [[Joachim Fest]]. Gauland kannte ihn noch aus Frankfurt.<ref>Jochen Hung: ''Der grobe Unbekannte Gespräch zu Ehren Joachim Fests''. In: ''[[Märkische Allgemeine]]'', 8. Juli 2006.</ref>

== Schriften (Auswahl) ==
=== Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften ===
* ''Die Völkerrechtliche Souveränität im Fall der Aufnahme von Staaten in die UNO''. In: ''[[Vereinte Nationen (Zeitschrift)|Vereinte Nationen]]'' 1973, S. 1 ff.
* ''Die Verstaatlichung der Banken nach dem Grundgesetz''. In: ''[[Die Öffentliche Verwaltung]]'' 1974, S. 622 ff.
* ''Noch einmal. Die Beendigung der Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft''. In: ''[[Neue Juristische Wochenschrift]]'' 1974, S. 1034 ff.
* ''Das Recht auf den Transit-Wegen''. In: ''Neue Juristische Wochenschrift'' 1974, S. 1931 ff.
* ''Die UN-Konvention zum Schutze von Journalisten – ein Fehlstart''. In: ''Vereinte Nationen'' 1975, S. 180 ff.
* ''Friedenssicherung durch Gleichgewichtspolitik''. In: ''[[Archiv des Völkerrechts]]'' 1975, S. 367 ff.
* ''Gesucht: Konservative Reformer''. In: ''[[Blätter für deutsche und internationale Politik]]'' 4/2000, S. 391 ff.
* ''60&nbsp;Jahre Grundgesetz''. In: ''[[Zeitschrift für Staats- und Europawissenschaften]]'' 2/2009, S. 323 ff.

=== Monografien ===
* ''Das Legitimitätsprinzip in der Staatenpraxis seit dem Wiener Kongress'' (= ''Schriften zum Völkerrecht'', Band 20.). Duncker & Humblot, Berlin 1971, ISBN 3-428-02569-5. (zugl. Diss., Universität Marburg, 1970)
* ''Gemeine und Lords. Porträt einer politischen Klasse'' (= ''Suhrkamp-Taschenbuch'', 1650). Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1989, ISBN 3-518-38150-4.
* ''Was ist Konservativismus? Streitschrift gegen die falschen deutschen Traditionen. Westliche Werte aus konservativer Sicht''. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-8218-0454-8.
* ''[[Helmut Kohl]]. Ein Prinzip''. Rowohlt Berlin, Berlin 1994, ISBN 3-87134-206-8.
* ''Das [[Haus Windsor]]''. Orbis Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-572-01124-8. (Lizenz des Siedler Verlags, Berlin 1996)
* ''[[Anleitung zum Konservativsein]]''. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart u.&nbsp;a. 2002, ISBN 3-421-05649-8.
* ''Kleine deutsche Geschichte. Von der Stauferzeit bis zum Mauerfall''. Rowohlt Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-87134-582-1.
* ''Die Deutschen und ihre Geschichte''. wjs verlag, Berlin 2009, ISBN 3-937989-56-0.
* ''[[Philipp zu Eulenburg|Fürst Eulenburg]] – ein preußischer Edelmann. Die konservative Alternative zur imperialen Weltpolitik Wilhelm II''. Strauss<!--sic--> Edition, Potsdam 2010, ISBN 978-3-86886-018-4.<ref>{{Internetquelle |autor=Gerold Paul |url=https://www.tagesspiegel.de/potsdam/potsdam-kultur/legenden-um-einen-preussischen-edelmann-7540288.html |titel=Legenden um einen preußischen Edelmann: Alexander Gauland stellte sein neues Buch über Fürst Eulenburg im Kutschstall zur Debatte |hrsg=[[Tagesspiegel]] |datum=2011-01-22 |sprache=de |abruf=2024-01-04}}</ref>

=== Beiträge in Sammelbänden ===
* ''Henry St. John, erster Viscount Bolingbroke (1678–1751)'' und ''Benjamin Disraeli (1804–1881)''. In: [[Caspar von Schrenck-Notzing]] (Hrsg.): ''Konservative Köpfe. Von Machiavelli bis Solschenizyn'' (= ''Criticón-Bücherei''. 2). Criticón-Verlag, München 1978, {{Falsche ISBN|3-922024-02-2}}, S. 23 ff., 55 ff.
* ''Das hessische Privatrundfunkgesetz''. In: [[Martin Schindehütte]], [[Otmar Schulz]] (Hrsg.): ''Privater Rundfunk in Hessen. Perspektiven des Hessischen Privatfunkgesetzes. [Dokumentation einer Tagung der Evangelischen Akademie Hofgeismar, 14. bis 15. November 1988]'' (= ''Hofgeismarer Protokolle''. 260). Evangelischen Akademie Hofgeismar, Hofgeismar 1989, ISBN 3-89281-167-9, S. 7 ff.
* ''Der Kopf des Königs fällt. Karl I. als Opfer eines Justizmords''. In: [[Uwe Schultz]] (Hrsg.): ''Grosse Prozesse. Recht und Gerechtigkeit in der Geschichte''. Verlag C. H. Beck, München 1996, ISBN 3-406-40522-3, S. 177 ff.
* ''Einspruch''. In: [[Klaus Reichert (Anglist)|Klaus Reichert]] (Hrsg.): ''Recht, Geist und Kunst. Liber amicorum für [[Rüdiger Volhard]]''. Nomos, Baden-Baden 1996, ISBN 3-7890-4372-9, S. 269 ff.
* ''Die „Pulververschwörung“ gegen Parlament und König. 1605 scheitert der katholische Aufstand in England''. In: [[Uwe Schultz]] (Hrsg.): ''Große Verschwörungen. Staatsstreich und Tyrannensturz von der Antike bis zur Gegenwart''. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44102-5, S. 130 ff.
* ''Unterschiede treiben den Motor''. In: [[Manfred Bissinger]], [[Dietmar Kuhnt]], [[Dieter Schweer]] (Hrsg.): ''Konsens oder Konflikt? Wie Deutschland regiert werden soll'' (= ''Campe-Paperback''). Hoffmann und Campe, Hamburg 1999, ISBN 3-455-10393-6, S. 59 ff.
* ''Der republikanische Diskurs. Diana als Todesengel der Monarchie?''. In: [[Sabine Berghahn]], [[Sigrid Koch-Baumgarten]] (Hrsg.): ''Mythos Diana. Von der Princess of Wales zur Queen of hearts''. Psychosozial Verlag, Gießen 1999, ISBN 3-932133-59-5, S. 215 ff.
* ''Abschied vom Freizeitpark''. In: [[Hans-Dietrich Genscher]], [[Ulrich Frank-Planitz]] (Hrsg.): ''Nur ein Ortswechsel? Eine Zwischenbilanz der Berliner Republik''. Zum 70. Geburtstag von [[Arnulf Baring]]. Hohenheim Verlag, Stuttgart u.&nbsp;a. 2002, ISBN 3-89850-074-8, S. 74 ff.
* ''Goethe und Preußen''. In: [[Peter Walther]] (Hrsg.): ''Goethe und die Mark Brandenburg''. vacat verlag, Potsdam 2006, ISBN 3-930752-43-3, S. 103 ff.
* ''Mein Club''. In: [[Evelyn Fischer (Journalistin)|Evelyn Fischer]]: ''Unter 3. Berliner Presse Club – Geschichte einer Institution''. DBB-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-87863-137-8, S. 60 ff.
* ''Wider die pure Rationalität. Bausteine für einen modernen Konservatismus''. In: [[Hans Zehetmair]] (Hrsg.): ''Zukunft braucht Konservative''. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau u.&nbsp;a. 2009, ISBN 978-3-451-30295-4, S. 92 ff.
* ''Die Ideologie der „unsichtbaren Hand“ und ihre Folgen''. In: [[Jürgen Rüttgers]] (Hrsg.): ''Wer zahlt die Zeche? Wege aus der Krise''. Klartext, Bonn 2009, ISBN 978-3-8375-0196-4, S. 32 f.
* Nachwort. In: [[Peter Böthig]], Peter Walther (Hrsg.): ''Die Russen sind da. Kriegsalltag und Neubeginn 1945 in Tagebüchern aus Brandenburg''. Lukas Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86732-079-5, S. 482 ff.
* Beitrag. In: [[Markus Porsche-Ludwig]], [[Jürgen Bellers]] (Hrsg.): ''Was ist konservativ? Eine Spurensuche in Politik, Philosophie, Wissenschaft, Literatur''. Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2013, ISBN 978-3-88309-785-5, S. 76 ff.
* ''Prerequisite for a common destiny. Battling the ghosts of Germany’s past to build a European future''. In: [[John F. Jungclaussen]], Charlotte Ryland, Isobel Finkel (Hrsg.): ''Common Destiny vs. Marriage of Convenience – What do Britons and Germans want from Europe? 28 essays including 15 prize-winning contributions''. KE7.net Publishing, Berlin 2014, ISBN 978-3-9815035-1-7, S. 58 ff.

=== Gespräche ===
* ''Rechtsstaat und ziviler Ungehorsam. Ein Streitgespräch zwischen [[Daniel Cohn-Bendit]], [[Joschka Fischer]], Alexander Gauland und [[Jörg Twenhöven]]'' (= ''Die Kleine weiße Reihe''. Band 109). Athenäum Verlag, Bodenheim 1988, ISBN 3-610-04709-7.

== Literatur ==
* [[Norbert Beleke]] (Hrsg.): ''[[Wer ist wer?]] Das deutsche Who’s Who''. 42. Ausgabe 2003/2004, Schmidt-Römhild, Lübeck 2003, ISBN 3-7950-2036-0, S. 411 (siehe lexikalischer Eintrag zu: ''Gauland, Alexander'').
* [[Wolfgang Emmerich]], [[Bernd Leistner (Literaturwissenschaftler)|Bernd Leistner]] (Hrsg.): ''Literarisches Chemnitz. Autoren – Werke – Tendenzen''. Verlag Heimatland Sachsen, Chemnitz 2008, ISBN 978-3-910186-68-2, S. 133 (siehe lexikalischer Eintrag zu: ''Gauland, Alexander'').
* [[Heribert Klein]]: ''Alexander Gauland 60 Jahre''. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', 19. Februar 2001, Nr. 42, S. 22.
* {{Munzinger|00000030179|||in ''Internationales Biographisches Archiv'' 02/2015 vom 6. Januar 2015}}.
* Jan Philipp Sternberg: ''Der konservative Westimport. Alexander Gauland''. In: Kulturland Brandenburg e.&nbsp;V. (Hrsg.): ''Bürgerland Brandenburg. Demokratie und Demokratiebewegungen in Brandenburg''. Konzeption und Redaktion von Uwe Rada. Koehler & Amelang, Leipzig 2009, ISBN 978-3-7338-0368-1, S. 176 f.
* [[Olaf Sundermeyer]]: ''Gauland – Die Rache des alten Mannes''. C. H. Beck, München 2018, ISBN 978-3-406-72710-8.
* {{DNB-Portal|122350138}}

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Wikiquote}}
* {{Spk-digital|title:(Alexander Gauland) OR person:(Alexander Gauland)|NAME=Alexander Gauland}}
* [http://sowiport.gesis.org/search/person/Gauland%2C%20Alexander Ergebnisse zu Alexander Gauland] beim sozialwissenschaftlichen Fachportal [[Sowiport]]
* {{Perlentaucher|alexander-gauland}}
* {{Biographie beim Deutschen Bundestag|Alexander Gauland}}
* {{Landtag Brandenburg|gauland_alexander_(dr.)/666524}}
* [https://www.afd.de/alexander-gauland/ Alexander Gauland] auf der Website der AfD
* [http://www.koeblergerhard.de/juristen/vips/viwgSeite14.html Alexander Gauland] in der Internetversion von Who is who im deutschen Recht
* [http://www.stadtbibliothek-chemnitz.de/autorenlexikon/pmwiki.php?n=Autor.AlexanderGauland Alexander Gauland] im Chemnitzer Autorenlexikon der [[Stadtbibliothek Chemnitz]]
* [http://www.tagesspiegel.de/gauland-alexander/6473500.html Artikel von Alexander Gauland] beim ''[[Der Tagesspiegel|Tagesspiegel]]''

== Einzelnachweise ==
<references responsive>
<!--<ref name="eichsfeld">
{{Cite web| last = N.| first = N.| title = Ministerin „entsorgen“: AfD-Vize Gauland provoziert im Eichsfeld| work = Thüringer Allgemeine| accessdate = 2017-08-29| date = 2017-08-28| url = http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/suche/detail/-/specific/Ministerin-entsorgen-AfD-Vize-Gauland-provoziert-im-Eichsfeld-690459225}}
</ref>  kommt im Text so nicht vor, nae="Eichsfeld" ist schon definiert  -->

</references>

{{Navigationsleiste Leiter der Hessischen Staatskanzlei}}

{{Exzellent|19. Juni 2015|143021438}}

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{{SORTIERUNG:Gauland, Alexander}}
[[Kategorie:Bundestagsabgeordneter (Brandenburg)]]
[[Kategorie:Vorsitzender der AfD-Bundestagsfraktion]]
[[Kategorie:Fraktionsvorsitzender (Brandenburg)]]
[[Kategorie:Bundessprecher der AfD]]
[[Kategorie:Vorsitzender der AfD Brandenburg]]
[[Kategorie:Staatssekretär (Hessen)]]
[[Kategorie:Absolvent der Justus-Liebig-Universität Gießen]]
[[Kategorie:Verwaltungsjurist]]
[[Kategorie:Politiker (Frankfurt am Main)]]
[[Kategorie:Politiker (21. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Politiker (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Publizist]]
[[Kategorie:Sachbuchautor]]
[[Kategorie:Politische Literatur]]
[[Kategorie:Kolumnist]]
[[Kategorie:Zeitungsjournalist]]
[[Kategorie:Journalist (Deutschland)]]
[[Kategorie:Herausgeber]]
[[Kategorie:Person (Medien, Potsdam)]]
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[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Gauland, Alexander
|ALTERNATIVNAMEN=Gauland, Eberhardt Alexander (vollständiger Name)
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Jurist, Publizist und Politiker (seit 2013 AfD, davor CDU)
|GEBURTSDATUM=20. Februar 1941
|GEBURTSORT=[[Chemnitz]]
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