„Dendrogramma enigmatica“ – Versionsunterschied

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== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
Staatsquallen bestehen aus Stöcken spezialisierter Einzeltiere, wobei von ''Dendrogramma enigmatica'' nur die ursprünglich gefundenen Elemente, die wahrscheinlich Deckstücke sind, und ein einzelner oranger, gasgefüllter Sack, der wahrscheinlich einen Pneumatophor (Schwimmboje) darstellt, bekannt sind.
Staatsquallen bestehen aus Stöcken spezialisierter Einzeltiere, wobei von ''Dendrogramma enigmatica'' nur die ursprünglich gefundenen Elemente, die wahrscheinlich Deckstücke sind, und ein einzelner oranger, gasgefüllter Sack, der wahrscheinlich einen Pneumatophor (Schwimmboje) darstellt, bekannt sind.


Die ursprünglich gefundenen Elemente bestehen aus einem zylindrischen Stiel und einer an dessen Ende ausgebreiteten Scheibe, so dass sie insgesamt dem Fruchtkörper eines [[Schirmpilz]]es ähneln. Eine einfache runde Mundöffnung liegt am dem Schirm abgewandten Ende des Stiels und stellt wahrscheinlich die Verbindung zum Gesamtstock her. Von hier erstreckt sich der [[Gastralraum]] als Schlauch bis zum Schirm, wo er sich [[Dichotomie|dichotom]] verzweigt. Die [[Epidermis (Wirbellose)|Epidermis]] besteht aus einer Schicht flacher gleichartiger Zellen außer im Mundfeld, wo sie verdickt und anscheinend mit [[Vakuole]]n versehen sind. Die [[Gastrodermis]] besteht aus einer Schicht länglicher, vakuolenhaltiger Zellen. In der Erstbeschreibung wurden zwei Typen dieser Elemente als zwei Arten beschrieben, die nach genetischer Analyse aber zur gleichen Art gehören: Bei den als ''Dendrogramma enigmatica'' beschriebenen Elementen ist der Stiel im Verhältnis zum Durchmesser des Schirms relativ lang (beim [[Holotyp]] etwa 7,8 zu 11 Millimetern), seine Länge entspricht etwa seinem eineinhalbfachen Durchmesser am Übergang zum Schirm. Der Schirm weist eine Kerbe auf und beim Holotyp 37 Äste des Gastralraums. Die Mundöffnung ist von zwei verschieden großen Lappen umgeben. Bei „Dendrogramma discoides“ ist der Stiel im Vergleich zum Durchmesser des Schirms kurz (beim [[Holotyp]] etwa 4,5 zu 17 Millimetern) und auch kürzer als sein Durchmesser an der Schirmbasis. Der Schirm ist ganzrandig und die Mundöffnung von zwei gleich großen und einem deutlich kleineren Lappen umgeben. Die Zahl der Gastralraumäste im Schirm beträgt 63.
Die ursprünglich gefundenen Elemente bestehen aus einem zylindrischen Stiel und einer an dessen Ende ausgebreiteten Scheibe, so dass sie insgesamt dem Fruchtkörper eines [[Schirmpilz]]es ähneln. Eine einfache runde Mundöffnung liegt am dem Schirm abgewandten Ende des Stiels und stellt wahrscheinlich die Verbindung zum Gesamtstock her. Von hier erstreckt sich der [[Gastralraum]] als Schlauch bis zum Schirm, wo er sich [[Dichotomie|dichotom]] verzweigt. Die [[Epidermis (Wirbellose)|Epidermis]] besteht aus einer Schicht flacher gleichartiger Zellen außer im Mundfeld, wo sie verdickt und anscheinend mit [[Vakuole]]n versehen sind. Die [[Gastrodermis]] besteht aus einer Schicht länglicher, vakuolenhaltiger Zellen. In der Erstbeschreibung wurden zwei Typen dieser Elemente als zwei Arten beschrieben, die nach genetischer Analyse aber zur gleichen Art gehören: Bei den als ''Dendrogramma enigmatica'' beschriebenen Elementen ist der Stiel im Verhältnis zum Durchmesser des Schirms relativ lang (beim [[Holotyp]] etwa 7,8 zu 11 Millimetern), seine Länge entspricht etwa seinem eineinhalbfachen Durchmesser am Übergang zum Schirm. Der Schirm weist eine Kerbe auf und beim Holotyp 37 Äste des Gastralraums. Die Mundöffnung ist von zwei verschieden großen Lappen umgeben. Bei „Dendrogramma discoides“ ist der Stiel im Vergleich zum Durchmesser des Schirms kurz (beim Holotyp etwa 4,5 zu 17 Millimetern) und auch kürzer als sein Durchmesser an der Schirmbasis. Der Schirm ist ganzrandig und die Mundöffnung von zwei gleich großen und einem deutlich kleineren Lappen umgeben. Die Zahl der Gastralraumäste im Schirm beträgt 63.


== Forschungsgeschichte ==
== Forschungsgeschichte ==
''Dendrogramma enigmatica'' wurde erstmals 1986 in einer Tiefe von 400 bis 1000 Metern vor dem südostaustralischen [[Kontinentalhang]] gesammelt und später am [[Museum Victoria]] in [[Melbourne]] untersucht. Die genaue [[Systematik (Biologie)|systematische]] Stellung der Tiere war zu Beginn unbekannt und es wurde spekuliert, dass sie einen bisher unbekannten [[Stamm (Systematik)|Stamm]] oder lebende Verwandte bisher nur aus der [[Ediacara-Fauna]] bekannter Lebewesen repräsentieren könnte. Spätere [[Molekularbiologie|molekularbiologische]] Untersuchungen an frischem Material erlaubten eine Einordnung zu den Staatsquallen.
''Dendrogramma enigmatica'' wurde erstmals 1986 in einer Tiefe von 400 bis 1000 Metern vor dem südostaustralischen [[Kontinentalhang]] gesammelt und später am [[Museum Victoria]] in [[Melbourne]] untersucht. Die genaue [[Systematik (Biologie)|systematische]] Stellung der Tiere war zu Beginn unbekannt und es wurde spekuliert, dass sie einen bisher unbekannten [[Stamm (Systematik)|Stamm]] oder lebende Verwandte bisher nur aus der [[Ediacara-Fauna]] bekannter Lebewesen repräsentieren könnte. Spätere [[Molekularbiologie|molekularbiologische]] Untersuchungen an frischem Material erlaubten eine Einordnung zu den Staatsquallen.

<!-- Das folgende muss noch angepasst werden: == Systematische Stellung ==
[[Bild:Tribrachidium.jpg|mini|Fossil von ''[[Tribrachidium heraldicum]]'' aus der Gruppe der Trilobozoa]]
Für die Gattung ''Dendrogramma'' wurde eine eigene [[Familie (Biologie)|Familie]] (Dendrogrammatidae) beschrieben. Die weitere systematische Stellung ist derzeit ungeklärt. Mit nur zwei Keimblättern und einer Körperöffnung ähneln sie den [[Nesseltiere]]n (Cnidaria) und [[Rippenquallen]] (Ctenophora), weisen aber sonst keine eindeutigen Merkmale dieser Gruppen auf. So fehlen den Tieren offenbar [[Nesselzelle]]n oder [[Cilium|Cilien]], auch sind bisher keine [[Gonade]]n bekannt. ''Dendrogramma'' ähneln mit ihrem dichotom verzweigten Verdauungstrakt allerdings den [[Trilobozoa]] aus der über 540 Millionen Jahre alten [[Ediacara-Fauna]]. [[Molekularbiologie|Molekulargenetische]] Untersuchungen und eine entsprechende systematische Analyse waren bisher auf Grund der Konservierungsmethoden der gesammelten Exemplare nicht möglich.

== Lebensweise ==
Über die Lebensweise der Tiere ist bisher nichts bekannt. Während der relativ unflexible Schirm es unwahrscheinlich erscheinen lässt, dass sie schwimmen können, lässt der einfach gebaute Mund vermuten, dass sie sich von [[Mikroorganismen]] ernähren.-->


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur| Autor = Jean Just, Reinhardt Møbjerg Kristensen, Jørgen Olesen| Titel = Dendrogramma, New Genus, with Two New Non-Bilaterian Species from the Marine Bathyal of Southeastern Australia (Animalia, Metazoa incertae sedis) – with Similarities to Some Medusoids from the Precambrian Ediacara| Sammelwerk = PLoS One| Jahr = 2014| Seiten = e102976| Band = 9| Nummer = 9| Online = [http://www.plos.org/wp-content/uploads/2013/05/pone-9-9-olesen.pdf Volltext (englisch)] |Sprache=en}}
* {{Literatur |Autor=Jean Just, Reinhardt Møbjerg Kristensen, Jørgen Olesen |Titel=Dendrogramma, New Genus, with Two New Non-Bilaterian Species from the Marine Bathyal of Southeastern Australia (Animalia, Metazoa incertae sedis) – with Similarities to Some Medusoids from the Precambrian Ediacara |Sammelwerk=PLoS One |Band=9 |Nummer=9 |Datum=2014 |Seiten=e102976 |Sprache=en |Online= [http://www.plos.org/wp-content/uploads/2013/05/pone-9-9-olesen.pdf Volltext] |Format=PDF |KBytes=}}
* {{Literatur| Autor = Timothy D. O’Hara, Andrew F. Hugall, Hugh MacIntosh, Kate M. Naughton, Alan Williams, Adnan Moussalli| Titel = Dendrogramma is a siphonophore| Sammelwerk = Current Biology| Jahr = 2016| Seiten = 457-458| Band = 26| Nummer = 11|Sprache=en}}
* {{Literatur |Autor=Timothy D. O’Hara, Andrew F. Hugall, Hugh MacIntosh, Kate M. Naughton, Alan Williams, Adnan Moussalli |Titel=Dendrogramma is a siphonophore |Sammelwerk=Current Biology |Band=26 |Nummer=11 |Datum=2016 |Seiten=457-458 |Sprache=en}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Dendrogramma}}
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* [http://www.spektrum.de/news/unbekannte-lebensform-in-alkohol-entdeckt/1306884 Tiefsee-Wesen: Unbekannte Lebensform in Alkohol entdeckt] ([[Spektrum der Wissenschaft]] online)
* [http://www.spektrum.de/news/unbekannte-lebensform-in-alkohol-entdeckt/1306884 Tiefsee-Wesen: Unbekannte Lebensform in Alkohol entdeckt] ([[Spektrum der Wissenschaft]] online)
* [http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/tiefsee-forscher-entdecken-neue-organismen-a-989387.html Neuentdeckung Dendrogramma: Rätselwesen aus der Tiefsee] ([[Spiegel Online]])
* [http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/tiefsee-forscher-entdecken-neue-organismen-a-989387.html Neuentdeckung Dendrogramma: Rätselwesen aus der Tiefsee] ([[Spiegel Online]])
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[[Kategorie:Hydrozoen]]
[[Kategorie:Hydrozoen]]

Aktuelle Version vom 3. Juli 2020, 19:51 Uhr

Dendrogramma enigmatica

Holotyp von Dendrogramma enigmatica

Systematik
Stamm: Nesseltiere (Cnidaria)
Klasse: Hydrozoen (Hydrozoa)
Ordnung: Staatsquallen (Siphonophorae)
Familie: Rhodaliidae
Gattung: Dendrogramma
Art: Dendrogramma enigmatica
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Dendrogramma
Just et al., 2014
Wissenschaftlicher Name der Art
Dendrogramma enigmatica
Just et al., 2014

Dendrogramma enigmatica ist eine Art aus der Ordnung der Staatsquallen (Siphonophorae). Ihr wissenschaftlicher Gattungsname bezieht sich auf die einem Dendrogramm ähnelnde Verzweigung des Verdauungstrakts. Das Artepitheton enigmatica verweist auf die bei der Entdeckung rätselhafte systematische Stellung.

Staatsquallen bestehen aus Stöcken spezialisierter Einzeltiere, wobei von Dendrogramma enigmatica nur die ursprünglich gefundenen Elemente, die wahrscheinlich Deckstücke sind, und ein einzelner oranger, gasgefüllter Sack, der wahrscheinlich einen Pneumatophor (Schwimmboje) darstellt, bekannt sind.

Die ursprünglich gefundenen Elemente bestehen aus einem zylindrischen Stiel und einer an dessen Ende ausgebreiteten Scheibe, so dass sie insgesamt dem Fruchtkörper eines Schirmpilzes ähneln. Eine einfache runde Mundöffnung liegt am dem Schirm abgewandten Ende des Stiels und stellt wahrscheinlich die Verbindung zum Gesamtstock her. Von hier erstreckt sich der Gastralraum als Schlauch bis zum Schirm, wo er sich dichotom verzweigt. Die Epidermis besteht aus einer Schicht flacher gleichartiger Zellen außer im Mundfeld, wo sie verdickt und anscheinend mit Vakuolen versehen sind. Die Gastrodermis besteht aus einer Schicht länglicher, vakuolenhaltiger Zellen. In der Erstbeschreibung wurden zwei Typen dieser Elemente als zwei Arten beschrieben, die nach genetischer Analyse aber zur gleichen Art gehören: Bei den als Dendrogramma enigmatica beschriebenen Elementen ist der Stiel im Verhältnis zum Durchmesser des Schirms relativ lang (beim Holotyp etwa 7,8 zu 11 Millimetern), seine Länge entspricht etwa seinem eineinhalbfachen Durchmesser am Übergang zum Schirm. Der Schirm weist eine Kerbe auf und beim Holotyp 37 Äste des Gastralraums. Die Mundöffnung ist von zwei verschieden großen Lappen umgeben. Bei „Dendrogramma discoides“ ist der Stiel im Vergleich zum Durchmesser des Schirms kurz (beim Holotyp etwa 4,5 zu 17 Millimetern) und auch kürzer als sein Durchmesser an der Schirmbasis. Der Schirm ist ganzrandig und die Mundöffnung von zwei gleich großen und einem deutlich kleineren Lappen umgeben. Die Zahl der Gastralraumäste im Schirm beträgt 63.

Forschungsgeschichte

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Dendrogramma enigmatica wurde erstmals 1986 in einer Tiefe von 400 bis 1000 Metern vor dem südostaustralischen Kontinentalhang gesammelt und später am Museum Victoria in Melbourne untersucht. Die genaue systematische Stellung der Tiere war zu Beginn unbekannt und es wurde spekuliert, dass sie einen bisher unbekannten Stamm oder lebende Verwandte bisher nur aus der Ediacara-Fauna bekannter Lebewesen repräsentieren könnte. Spätere molekularbiologische Untersuchungen an frischem Material erlaubten eine Einordnung zu den Staatsquallen.

  • Jean Just, Reinhardt Møbjerg Kristensen, Jørgen Olesen: Dendrogramma, New Genus, with Two New Non-Bilaterian Species from the Marine Bathyal of Southeastern Australia (Animalia, Metazoa incertae sedis) – with Similarities to Some Medusoids from the Precambrian Ediacara. In: PLoS One. Band 9, Nr. 9, 2014, S. e102976 (englisch, Volltext [PDF]).
  • Timothy D. O’Hara, Andrew F. Hugall, Hugh MacIntosh, Kate M. Naughton, Alan Williams, Adnan Moussalli: Dendrogramma is a siphonophore. In: Current Biology. Band 26, Nr. 11, 2016, S. 457–458 (englisch).
Commons: Dendrogramma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien