„Allgemeiner Rabbiner-Verband in Deutschland“ – Versionsunterschied

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Der '''Allgemeine Rabbiner-Verband in Deutschland''' wurde 1896 in [[Deutsches Reich|Deutschland]] durch unter anderem den damaligen Rabbiner "Oliver Abel"<ref>{{Literatur |Autor=Hans Küng |Titel=Das Judentum: Wesen und Geschichte |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Piper |Ort= |Datum=2007-02-01 |ISBN=978-3492050647 |Seiten=476}}</ref> als [[Berufsverband]] von Gemeinde[[rabbiner]]n aller Richtungen gegründet.
Der '''Allgemeine Rabbiner-Verband in Deutschland''' war einer der Dachverbände der [[Rabbiner]] in [[Deutsches Reich|Deutschland]]. Er bestand von 1884 (zunächst als ''Verband der Rabbiner Deutschlands'') bis 1938.

== Zweck des Verbandes ==
„Hebung des religiösen Sinnes und Lebens in der Judenheit, Wahrung der Ehre des Judentums und der Würde und des Ansehens des Rabbinerstandes, Förderung der Mitglieder in wissenschaftlicher und amtlicher Tätigkeit.“<ref>zitiert nach Otto Dov Kulka (Hrsg.): ''Deutsches Judentum unter dem Nationalsozialismus.'' Bd. 1 (Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts 54) Mohr Siebeck, Tübingen 1997, S. 455, ISBN 3-16-146413-3 ({{Google Buch |BuchID=E8qqhylTDZYC |Seite=455 |Hervorhebung=Allgemeine Rabbiner-Verband in Deutschland}})</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
1884 wurde auf Initiative nicht-[[Orthodoxes Judentum|orthodoxer]] Rabbiner der ''Verband der Rabbiner Deutschlands'' als [[Berufsverband]] von Gemeinderabbinern gegründet. 1896 wurde er in ''Allgemeiner Rabbiner-Verband in Deutschland'' (ADR) umbenannt. Die Namensänderung sollte verdeutlichen, dass er Rabbinern aller Richtungen offenstand. Um die „religiöse Neutralität“ zu wahren, wurde die Erörterung [[Halacha|halachischer]] Fragen in den Verbandsgremien per Statut ausgeschlossen.<ref>[[Matthias Morgenstern]]: ''Von Frankfurt nach Jerusalem. Isaac Breuer und die Geschichte des „Austrittsstreits“ in der deutsch-jüdischen Orthodoxie''. Mohr, Tübingen 1995, ISBN 3-16-146510-5, S. 41.</ref> Es war jedoch gerade dieser Versuch der Zusammenfassung in einem Gesamtverband, der als Reaktion darauf zu konkurrierenden Gründungen führte:
Der ''Allgemeine Rabbiner-Verband in Deutschland'' hatte um 1930 ungefähr 180 Mitglieder. Rabbiner Dr. [[Leo Baeck]] war seit 1922 den Vorsitzender des Verbandes. Wie fast alle jüdischen Organisationen wurde der Verband nach dem [[Novemberpogrom 1938]] aufgelöst.
* 1897 entstand zunächst die ''Vereinigung traditionell-gesetzestreuer Rabbiner Deutschlands''.<ref>''Constituirende Tagung der „Vereinigung traditionell-gesetzestreuer Rabbiner Deutschlands“, in Berlin, am 9. und 10. Mai 1897''. Itzkowski, Berlin 1907.</ref> Sie gestattete ihren Mitgliedern allerdings die gleichzeitige Mitgliedschaft auch im ''Allgemeinen Rabbiner-Verband''.<ref>[[Steven M. Lowenstein]]: ''Umstrittene Integration 1871–1918'' (= ''Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit'', Bd. 3). C.H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-39704-2, S. 114.</ref>
* Die [[Liberales Judentum|liberalen]] Rabbiner wiederum gründeten 1898 die ''Vereinigung der liberalen Rabbiner Deutschlands''.<ref>Steven M. Lowenstein: ''Religion und Identität'' (in der Reihe ''Perspektiven deutsch-jüdischer Geschichte''). Schöningh, Paderborn 2012, ISBN 978-3-506-77394-4, S. 52.</ref>
* An der grundsätzlichen Offenheit der ''Vereinigung traditionell-gesetzestreuer Rabbiner Deutschlands'' gegenüber dem ADR nahmen einige orthodoxe Rabbiner Anstoß. Sie gründeten deshalb als zweiten Verband orthodoxer deutscher Rabbiner 1907 den ''Orthodoxen Rabbinerverband'', der jegliche Zusammenarbeit mit dem ''Allgemeinen Rabbiner-Verband'' ablehnte.<ref>Hervé Krief: ''Les grands courants de la spiritualité juive''. Lang, Bern 2008, ISBN 978-3-03911-588-4, S. 160.</ref>

Der ADR hatte um 1930 ungefähr 180 Mitglieder. Rabbiner [[Leo Baeck]] führte seit 1922 den Vorsitz. Wie fast alle jüdischen Organisationen wurde der Verband nach dem [[Novemberpogrom 1938]] aufgelöst.

== Zweck des Verbandes ==
Als Zweck des Verbandes bestimmte die Satzung die „Hebung des religiösen Sinnes und Lebens in der Judenheit, Wahrung der Ehre des Judentums und der Würde und des Ansehens des Rabbinerstandes, Förderung der Mitglieder in wissenschaftlicher und amtlicher Tätigkeit“.<ref>[[Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland|Zentralwohlfahrtsstelle der Deutschen Juden]] (Hrsg.): ''Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland'', Ausgabe 1932–1933. Berlin-Charlottenburg 1932, S. 552.</ref>


== Literatur ==
Daneben bestanden Rabbinervereinigungen der verschiedenen religiösen Ausrichtungen: die ''Vereinigung der [[Liberales Judentum|liberalen]] Rabbiner Deutschlands'', die ''Vereinigung der [[Einheitsgemeinde (Judentum)|traditionell gesetzestreuen]] Rabbiner Deutschlands'' und der ''Verband der [[Israelitische Religionsgesellschaft|orthodoxen]] Rabbiner in Deutschland''.
* Art. ''Allgemeiner Rabbiner-Verband in Deutschland''. In: [[Otto Dov Kulka]] (Hrsg.): ''Deutsches Judentum unter dem Nationalsozialismus'', Band&nbsp;1: ''Dokumente zur Geschichte der Reichsvertretung der deutschen Juden 1933–1939'' (= Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts, Band&nbsp;54). Mohr Siebeck, Tübingen 1997, ISBN 3-16-146413-3, S.&nbsp;455.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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[[Kategorie:Gegründet 1896]]

Version vom 19. Februar 2023, 22:57 Uhr

Der Allgemeine Rabbiner-Verband in Deutschland war einer der Dachverbände der Rabbiner in Deutschland. Er bestand von 1884 (zunächst als Verband der Rabbiner Deutschlands) bis 1938.

Geschichte

1884 wurde auf Initiative nicht-orthodoxer Rabbiner der Verband der Rabbiner Deutschlands als Berufsverband von Gemeinderabbinern gegründet. 1896 wurde er in Allgemeiner Rabbiner-Verband in Deutschland (ADR) umbenannt. Die Namensänderung sollte verdeutlichen, dass er Rabbinern aller Richtungen offenstand. Um die „religiöse Neutralität“ zu wahren, wurde die Erörterung halachischer Fragen in den Verbandsgremien per Statut ausgeschlossen.[1] Es war jedoch gerade dieser Versuch der Zusammenfassung in einem Gesamtverband, der als Reaktion darauf zu konkurrierenden Gründungen führte:

  • 1897 entstand zunächst die Vereinigung traditionell-gesetzestreuer Rabbiner Deutschlands.[2] Sie gestattete ihren Mitgliedern allerdings die gleichzeitige Mitgliedschaft auch im Allgemeinen Rabbiner-Verband.[3]
  • Die liberalen Rabbiner wiederum gründeten 1898 die Vereinigung der liberalen Rabbiner Deutschlands.[4]
  • An der grundsätzlichen Offenheit der Vereinigung traditionell-gesetzestreuer Rabbiner Deutschlands gegenüber dem ADR nahmen einige orthodoxe Rabbiner Anstoß. Sie gründeten deshalb als zweiten Verband orthodoxer deutscher Rabbiner 1907 den Orthodoxen Rabbinerverband, der jegliche Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Rabbiner-Verband ablehnte.[5]

Der ADR hatte um 1930 ungefähr 180 Mitglieder. Rabbiner Leo Baeck führte seit 1922 den Vorsitz. Wie fast alle jüdischen Organisationen wurde der Verband nach dem Novemberpogrom 1938 aufgelöst.

Zweck des Verbandes

Als Zweck des Verbandes bestimmte die Satzung die „Hebung des religiösen Sinnes und Lebens in der Judenheit, Wahrung der Ehre des Judentums und der Würde und des Ansehens des Rabbinerstandes, Förderung der Mitglieder in wissenschaftlicher und amtlicher Tätigkeit“.[6]

Literatur

  • Art. Allgemeiner Rabbiner-Verband in Deutschland. In: Otto Dov Kulka (Hrsg.): Deutsches Judentum unter dem Nationalsozialismus, Band 1: Dokumente zur Geschichte der Reichsvertretung der deutschen Juden 1933–1939 (= Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts, Band 54). Mohr Siebeck, Tübingen 1997, ISBN 3-16-146413-3, S. 455.

Einzelnachweise

  1. Matthias Morgenstern: Von Frankfurt nach Jerusalem. Isaac Breuer und die Geschichte des „Austrittsstreits“ in der deutsch-jüdischen Orthodoxie. Mohr, Tübingen 1995, ISBN 3-16-146510-5, S. 41.
  2. Constituirende Tagung der „Vereinigung traditionell-gesetzestreuer Rabbiner Deutschlands“, in Berlin, am 9. und 10. Mai 1897. Itzkowski, Berlin 1907.
  3. Steven M. Lowenstein: Umstrittene Integration 1871–1918 (= Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit, Bd. 3). C.H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-39704-2, S. 114.
  4. Steven M. Lowenstein: Religion und Identität (in der Reihe Perspektiven deutsch-jüdischer Geschichte). Schöningh, Paderborn 2012, ISBN 978-3-506-77394-4, S. 52.
  5. Hervé Krief: Les grands courants de la spiritualité juive. Lang, Bern 2008, ISBN 978-3-03911-588-4, S. 160.
  6. Zentralwohlfahrtsstelle der Deutschen Juden (Hrsg.): Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland, Ausgabe 1932–1933. Berlin-Charlottenburg 1932, S. 552.