„Pyrilampes“ – Versionsunterschied

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'''Pyrilampes''' ({{grcS|Πυριλάμπης}} ''Pyrilámpēs''; * wohl um 480 v. Chr.; † vor 413 v. Chr.) war ein [[athen]]ischer Politiker und [[Diplomat]] und der Stiefvater des [[Philosoph]]en [[Platon]].
'''Pyrilampes''', der Sohn des Antiphon, war ein Athener [[Diplomat]] zur Zeit des [[Perikles]] und des [[Peloponnesischer Krieg|Peloponnesischen Krieges]] (431–404 v. Chr.) und der Schwager von Glaukon d. Ä., [[Platon]]s Großvater mütterlicherseits. Er heiratete in zweiter Ehe [[Periktione]], die verwitwete Mutter Platons, seine Nichte, und wurde dadurch der Stiefvater des späteren Philosophen. Platon (* 428/427 v. Chr., † 347 v. Chr.) erwähnt ihn in seinen Werken an verschiedenen Stellen. Pyrilampes genaue Lebensdaten sind nicht überliefert, nach den Schätzungen der Forscherin Debra Nails muss er aber nach 480 v. Chr. geboren worden sein und ist vor 413 v. Chr. verstorben.


== Herkunft und Familie ==
Pyrilampes soll ein sehr gutes Aussehen und eine hervorragende Figur gehabt haben. Er muss seine erste Ehe nach 440 v. Chr. eingegangen sein. Aus dieser Verbindung hatte er einen Sohn, [[Demos (Platon)|Demos]], der später ebenfalls in [[Athen]] sehr bekannt für seine Schönheit wurde, worauf u. a. [[Aristophanes]] in seiner Komödie ''Die Wespen'' hindeutet.


Über die Herkunft des Pyrilampes ist nur bekannt, dass sein Vater ein reicher Pferdezüchter namens Antiphon war.<ref>Zu Antiphon siehe Debra Nails: ''The People of Plato. A Prosopography of Plato and Other Socratics'', Indianapolis 2002, S. 30 (Antiphon I).</ref>
Pyrilampes war ein Freund und Vertrauter des athenischen Staatsmanns Perikles, der zugleich der Führer der [[Demokratie|demokratischen]] Partei war. Pyrilampes diente der Stadt Athen mehrere Male als Botschafter am [[Iran|persischen]] Hof. Von seinen Reisen brachte er [[Pfau]]en nach Athen zurück, die er als Geschenk während seiner Missionen als Botschafter in Asien erhalten hatte.


Aus seiner ersten Ehe mit einer unbekannten Frau hatte Pyrilampes einen Sohn namens [[Demos (Platon)|Demos]], der um 440 v. Chr. geboren wurde. In zweiter Ehe heiratete er um 423 die verwitwete [[Periktione]], deren erster Ehemann [[Ariston (Platon)|Ariston]] um 424 gestorben war. Periktiones Mutter war eine Schwester des Pyrilampes, er war also ein Onkel seiner zweiten Ehefrau. Väterlicherseits war Periktione vornehmer Herkunft; einer ihrer Ahnen war ein Freund und Verwandter des legendären athenischen Gesetzgebers [[Solon]].<ref>John K. Davies: ''Athenian Propertied Families, 600–300 B.C.'' Oxford 1971, S. 322–326.</ref> Aus der Ehe mit Ariston hatte sie vier Kinder, die zur Zeit ihrer zweiten Heirat noch unmündig waren und nun Pyrilampes’ Stiefkinder wurden: die drei Söhne [[Adeimantos (Platon)|Adeimantos]], [[Glaukon (Platon)|Glaukon]] und Platon und die Tochter [[Potone]]. Aus Pyrilampes’ Ehe mit Periktione ging nur ein Kind hervor, der Sohn [[Antiphon (Platon)|Antiphon]], der nach seinem Großvater benannt wurde und sich später wie dieser hauptsächlich der Pferdezucht widmete.<ref>Platon, ''[[Parmenides (Platon)|Parmenides]]'' 126b–c.</ref>
Diese Vögel züchtete er systematisch und nutzte sie wahrscheinlich ebenfalls als Geschenke für private oder politische Zwecke. Der [[Biographie|Biograph]] des Perikles, [[Plutarch]], berichtet von Verleumdungen, die besagen, dass Pyrilampes die kostbaren Vögel als Lockmittel präsentierte, um seinem Freund Perikles freigeborene Frauen zuzuführen.


== Tätigkeit im öffentlichen Leben ==
In der Schlacht von Delion 424 v. Chr., als er um die 55 Jahre alt war, wurde Pyrilampes verwundet. Um 423 v. Chr. wurde er Witwer und war damit frei, seine Nichte Periktione, die Mutter Platons zu heiraten, die ebenfalls Witwe war. Aus dieser Ehe ging [[Antiphon (Platon)|Antiphon]], Platons jüngerer Halbbruder hervor, der nach seinem Großvater väterlicherseits benannt wurde. Platon stellt ihn in seinem Dialog ''[[Parmenides]]'' vor, wo er als Pferdezüchter gezeigt wird.


Ab der Mitte des 5. Jahrhunderts entfaltete Pyrilampes eine rege politische Aktivität. Er war mit dem führenden Staatsmann [[Perikles]], dem prominentesten Vertreter der [[Attische Demokratie|attischen Demokratie]], befreundet und teilte dessen Grundüberzeugung. Der Name ''Demos'' („Volk“), den er seinem ersten Sohn gab, war programmatisch. Mit dieser Namensgebung drückte er seine demokratische Gesinnung aus.<ref>[[Michael Erler (Altphilologe)|Michael Erler]]: ''Platon'' (= [[Hellmut Flashar]] (Hrsg.): ''[[Grundriss der Geschichte der Philosophie]]. Die Philosophie der Antike'', Band 2/2), Basel 2007, S. 41; Debra Nails: ''The People of Plato. A Prosopography of Plato and Other Socratics'', Indianapolis 2002, S. 258.</ref>
Wenn Pyrilampes 413 v. Chr. (oder früher) gestorben ist, wie Debra Nails annimmt, hat Platon seinen Stiefvater bereits im Alter von etwa 15 Jahren wieder verloren. Die Erwähnungen in seinen Werken zeigen, dass er ihm ein ehrendes Andenken bewahrt hatte.


Angeblich wurde Pyrilampes von Perikles vor dem [[Areopag]] angeklagt und von [[Thukydides (Feldherr)|Thukydides]], einem profilierten Widersacher der Politik des Perikles, erfolgreich verteidigt. Die Glaubwürdigkeit dieser Nachricht wird aber in der Forschung skeptisch beurteilt. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass Pyrilampes anfänglich zum Lager der [[Oligarchie|oligarchisch]] gesinnten Kräfte um Thukydides gehörte und erst später zu den Demokraten überwechselte.<ref>John K. Davies: ''Athenian Propertied Families, 600–300 B.C.'' Oxford 1971, S. 329f.; [[Hans Gärtner (Philologe)|Hans Gärtner]]: ''Pyrilampes''. In: ''[[Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft]].'' Band 24, Stuttgart 1963, Sp. 50 f., hier Sp. 51.</ref>
== Quellen ==

* Aristophanes: ''Die Wespen'', Vers 97.
Wie Platon berichtet, war Pyrilampes ein auffallend gutaussehender Mann. Dies trug in der damaligen schönheitsbewussten, teils homoerotisch orientierten Gesellschaft erheblich zu seinem Ansehen bei. Mehrmals diente er seiner Heimatstadt als Gesandter am [[Perserreich|persischen]] Hof.<ref>Platon, ''[[Charmides]]'' 158a.</ref> Der persische Großkönig [[Artaxerxes I.]] aus dem Geschlecht der [[Achämenidenreich|Achämeniden]] schenkte ihm [[Asiatische Pfauen|Pfauen]], offenbar mindestens ein Brutpaar. Pyrilampes eröffnete eine Pfauenzucht, die sein Sohn Demos nach seinem Tod fortsetzte. Die durch ihre Schönheit faszinierenden, äußerst wertvollen Vögel wurden regelmäßig am Monatsersten ausgestellt und erregten großes Aufsehen. [[Plutarch]] berichtet von verleumderischem Klatsch, dem zufolge Pyrilampes im Auftrag des Perikles Frauen, die dieser begehrte, für sexuelle Dienstleistungen mit Pfauen entlohnte.<ref>Plutarch, ''Perikles'' 13.</ref>
* Platon: ''Charmides'', 158a.

* Plutarch: ''Perikles'', Kap. 13.
Am [[Peloponnesischer Krieg|Peloponnesischen Krieg]] nahm Pyrilampes teil. Im Jahr 424 wurde er in der [[Schlacht von Delion]] verwundet und geriet in die Gefangenschaft der [[Böotischer Bund|Böotier]],<ref>Plutarch, ''Moralia'' 581d.</ref> aus der er jedoch bald heimkehrte. Er starb nicht lange vor 413.<ref>Debra Nails: ''The People of Plato. A Prosopography of Plato and Other Socratics'', Indianapolis 2002, S. 258.</ref>
* Platon: ''Gorgias'', 481d und 513b.
* Platon: ''Parmenides'', 126c.


== Literatur ==
== Literatur ==

* Debra Nails: ''The People of Plato: A Prosopography of Plato and Other Socratics''. Hackett Publishing 2002,ISBN 0-87220-564-9, S. 257–258.
* [[John K. Davies]]: ''Athenian Propertied Families, 600–300 B.C.'' Clarendon Press, Oxford 1971, S. 329f., 335
* [[Debra Nails]]: ''The People of Plato. A Prosopography of Plato and Other Socratics''. Hackett, Indianapolis 2002, ISBN 0-87220-564-9, S. 257–259 (und Stammtafel S. 244)
* John S. Traill: ''Persons of Ancient Athens'', Band 15: ''Pros- to Syllas.'' Athenians, Toronto 2006, ISBN 0-9685232-8-5, S. 104f. (Nr. 795965; Zusammenstellung der Belege)

== Anmerkungen ==
<references />


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Aktuelle Version vom 9. Juni 2023, 12:42 Uhr

Pyrilampes (altgriechisch Πυριλάμπης Pyrilámpēs; * wohl um 480 v. Chr.; † vor 413 v. Chr.) war ein athenischer Politiker und Diplomat und der Stiefvater des Philosophen Platon.

Herkunft und Familie

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Über die Herkunft des Pyrilampes ist nur bekannt, dass sein Vater ein reicher Pferdezüchter namens Antiphon war.[1]

Aus seiner ersten Ehe mit einer unbekannten Frau hatte Pyrilampes einen Sohn namens Demos, der um 440 v. Chr. geboren wurde. In zweiter Ehe heiratete er um 423 die verwitwete Periktione, deren erster Ehemann Ariston um 424 gestorben war. Periktiones Mutter war eine Schwester des Pyrilampes, er war also ein Onkel seiner zweiten Ehefrau. Väterlicherseits war Periktione vornehmer Herkunft; einer ihrer Ahnen war ein Freund und Verwandter des legendären athenischen Gesetzgebers Solon.[2] Aus der Ehe mit Ariston hatte sie vier Kinder, die zur Zeit ihrer zweiten Heirat noch unmündig waren und nun Pyrilampes’ Stiefkinder wurden: die drei Söhne Adeimantos, Glaukon und Platon und die Tochter Potone. Aus Pyrilampes’ Ehe mit Periktione ging nur ein Kind hervor, der Sohn Antiphon, der nach seinem Großvater benannt wurde und sich später wie dieser hauptsächlich der Pferdezucht widmete.[3]

Tätigkeit im öffentlichen Leben

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Ab der Mitte des 5. Jahrhunderts entfaltete Pyrilampes eine rege politische Aktivität. Er war mit dem führenden Staatsmann Perikles, dem prominentesten Vertreter der attischen Demokratie, befreundet und teilte dessen Grundüberzeugung. Der Name Demos („Volk“), den er seinem ersten Sohn gab, war programmatisch. Mit dieser Namensgebung drückte er seine demokratische Gesinnung aus.[4]

Angeblich wurde Pyrilampes von Perikles vor dem Areopag angeklagt und von Thukydides, einem profilierten Widersacher der Politik des Perikles, erfolgreich verteidigt. Die Glaubwürdigkeit dieser Nachricht wird aber in der Forschung skeptisch beurteilt. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass Pyrilampes anfänglich zum Lager der oligarchisch gesinnten Kräfte um Thukydides gehörte und erst später zu den Demokraten überwechselte.[5]

Wie Platon berichtet, war Pyrilampes ein auffallend gutaussehender Mann. Dies trug in der damaligen schönheitsbewussten, teils homoerotisch orientierten Gesellschaft erheblich zu seinem Ansehen bei. Mehrmals diente er seiner Heimatstadt als Gesandter am persischen Hof.[6] Der persische Großkönig Artaxerxes I. aus dem Geschlecht der Achämeniden schenkte ihm Pfauen, offenbar mindestens ein Brutpaar. Pyrilampes eröffnete eine Pfauenzucht, die sein Sohn Demos nach seinem Tod fortsetzte. Die durch ihre Schönheit faszinierenden, äußerst wertvollen Vögel wurden regelmäßig am Monatsersten ausgestellt und erregten großes Aufsehen. Plutarch berichtet von verleumderischem Klatsch, dem zufolge Pyrilampes im Auftrag des Perikles Frauen, die dieser begehrte, für sexuelle Dienstleistungen mit Pfauen entlohnte.[7]

Am Peloponnesischen Krieg nahm Pyrilampes teil. Im Jahr 424 wurde er in der Schlacht von Delion verwundet und geriet in die Gefangenschaft der Böotier,[8] aus der er jedoch bald heimkehrte. Er starb nicht lange vor 413.[9]

  • John K. Davies: Athenian Propertied Families, 600–300 B.C. Clarendon Press, Oxford 1971, S. 329f., 335
  • Debra Nails: The People of Plato. A Prosopography of Plato and Other Socratics. Hackett, Indianapolis 2002, ISBN 0-87220-564-9, S. 257–259 (und Stammtafel S. 244)
  • John S. Traill: Persons of Ancient Athens, Band 15: Pros- to Syllas. Athenians, Toronto 2006, ISBN 0-9685232-8-5, S. 104f. (Nr. 795965; Zusammenstellung der Belege)
  1. Zu Antiphon siehe Debra Nails: The People of Plato. A Prosopography of Plato and Other Socratics, Indianapolis 2002, S. 30 (Antiphon I).
  2. John K. Davies: Athenian Propertied Families, 600–300 B.C. Oxford 1971, S. 322–326.
  3. Platon, Parmenides 126b–c.
  4. Michael Erler: Platon (= Hellmut Flashar (Hrsg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike, Band 2/2), Basel 2007, S. 41; Debra Nails: The People of Plato. A Prosopography of Plato and Other Socratics, Indianapolis 2002, S. 258.
  5. John K. Davies: Athenian Propertied Families, 600–300 B.C. Oxford 1971, S. 329f.; Hans Gärtner: Pyrilampes. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Band 24, Stuttgart 1963, Sp. 50 f., hier Sp. 51.
  6. Platon, Charmides 158a.
  7. Plutarch, Perikles 13.
  8. Plutarch, Moralia 581d.
  9. Debra Nails: The People of Plato. A Prosopography of Plato and Other Socratics, Indianapolis 2002, S. 258.