„Imperialwagen“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt die Kutsche des österreichischen Kaisers. Ebenfalls so genannt wurden bei Pferdebahnen eingesetzte [[Doppelstockwagen]] mit offenem Oberdeck.}}
[[Datei:Johann Erdmann Gottlieb Prestel 001.jpg|thumb|300px|Krönungswagen mit Imperialzug vor dem Riesentor der [[Stephansdom (Wien)|Stephanskirche]] in Wien (Gemälde von Prestel um 1848/1850)]]

Der goldene '''Imperialwagen''' war der Krönungs[[wagen]] des kaiserlichen Hofes in Wien. Die Kutsche wird in der [[Wagenburg (Wien)|Wagenburg]] (Inventarnummer W 1) aufbewahrt.
[[Datei:Johann Erdmann Gottlieb Prestel 001.jpg|mini|400px|Krönungswagen mit Imperialzug vor dem Riesentor der [[Stephansdom|Stephanskirche]] in Wien (Gemälde von Prestel um 1848/1850)]] [[Datei:Johann Dallinger von Dalling - Entrance of the Emperor Franz I. Stephan and his son Joseph (II.) into Frankfurt on March 29, 1764 - Google Art Project.jpg|mini|Einzug von Joseph II. zur Krönung in Frankfurt, seine Kutsche ist in der Mitte (Gemälde von [[Martin van Meytens|van Meytens]] Schule (?) um 1764)]]
[[Datei:Imperialwagen Emperor Karl I of Austria 1916.JPG|mini|Der Imperialwagen bei der Krönung in Budapest (1916)]]
Der goldene '''Imperialwagen''' war der Krönungswagen des kaiserlichen Hofes in [[Wien]]. Die [[Kutsche]] wird in der [[Wagenburg (Wien)|Wagenburg]] (Inventarnummer W 1) aufbewahrt.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Verschiedenen Legenden nach sollte der Imperialwagen aus [[Spanien]] oder [[Frankreich]] stammen. Tatsächlich handelt es sich jedoch um das Werk des Wiener Meisters [[Franz Xaver Wagenschön]]. Das Herstellungsjahr ist nicht ganz eindeutig, wahrscheinlich wurde der Wagen zwischen 1735 und 1740 für Kaiser [[Karl VI. (HRR)|Karl VI.]] hergestellt. Die Kutsche wurde mehrmals adaptiert. Für die Krönung von [[Joseph II. (HRR)|Josef II.]] zum [[Römisch-deutscher Kaiser|römischen Kaiser]] in [[Frankfurt am Main|Frankfurt]] im Jahre 1764 wurde aber vermutlich eine sehr ähnliche Kutsche verwendet, die 1820 als „Trauer-Huldigungswagen“ adaptiert wurde.<ref>{{internetquelle|autor=|hrsg=Wagenburg|url=http://www.khm.at/de/wagenburg/highlights/zeremonial-gala-und-staatswagen-des-wiener-hofes/|format=|sprache=|titel=Galawagen während einer Hoftrauer, sogenannter "Trauer-Huldigungswagen"|werk=|seiten=|datum=|archiv-url=https://web.archive.org/web/20100330042926/http://www.khm.at/de/wagenburg/highlights/zeremonial-gala-und-staatswagen-des-wiener-hofes/|archiv-datum=2010-03-30|zugriff=28. Juli 2010|kommentar=Inv. Nr. WGBG_W_2|zitat=|offline=ja|archiv-bot=2018-04-15 21:53:51 InternetArchiveBot}}</ref>
[[Datei:Martin van Meytens 011.jpg|thumb|Einzug von Joseph II. zur Krönung in Frankfurt, der Imperialwagen ist in der Mitte (Gemälde von van Meytens um 1764)]]
[[Datei:Imperialwagen Emperor Karl I of Austria 1916.JPG|thumb|Der Imperialwagen bei der Krönung in Budapest (1916)]]
Laut einigen Legenden soll der Imperialwagen aus Spanien oder Frankreich stammen. Es ist aber ein Werk des Wiener Meisters [[Franz Xaver Wagenschön]]. Das Herstellungsjahr ist nicht ganz eindeutig, wahrscheinlich wurde der Wagen zwischen 1735 bis 1740 für Kaiser [[Karl VI. (HRR)|Karl VI.]] hergestellt. Die Kutsche wurde mehrmals adaptiert, zum Beispiel 1764 für die Krönung von [[Joseph II. (HRR)|Josef II.]] zum römischen Kaiser in Frankfurt. Der Imperialwagen kam 1835 zur niederösterreichischen [[Erbhuldigung]], 1838 bei der Krönung in Mailand und zuletzt für die ungarische Königskrönung in [[Budapest]] 1916 zum Einsatz.


Der Imperialwagen kam mehrmals zum Einsatz, etwa 1835 bei der niederösterreichischen [[Erbhuldigung]], 1838 bei der Krönung in [[Mailand]] und zuletzt im Rahmen der [[Ungarn|ungarischen]] Königskrönung in [[Budapest]] 1916.
== Aufbau ==
Der Wagen ist als französische ''grand carosse'' aufgebaut. Der Aufbau ist aus [[Linde]]nholz im [[Barock]]stil und mit [[Blattgold]] überzogen. Die acht Fenster sind aus Venezianischem [[Glas]].


== Ausstattung ==
Die gemalten Bildtafeln der Kastenfelder an den Seiten sind signiert von Franz Xaver Wagenschön und datiert mit 1763. Sie zeigen [[Allegorie]]n der Herrscher[[tugend]]en, die sich vermutlich auf Kaiserin [[Maria Theresia (Österreich)|Maria Theresia]], die Tochter von Karl VI. beziehen.
Der Wagen besitzt vier [[Tonne (Einheit)|Tonnen]] Leergewicht. Seine Länge beträgt 6,77 Meter, die Breite 2,12 Meter und die Höhe 3,55 Meter.


Der Imperialwagen wurde als französische ''grand carosse'' entworfen. Sein Aufbau ist im [[Barock]]stil gestaltet, besteht aus [[Linden (Botanik)|Lindenholz]] und ist mit [[Blattgold]] überzogen. Die acht Fenster besitzen Scheiben aus [[Venedig#Glasindustrie|venezianischem]] [[Glas]]. Das Dach ist mit einem großen Modell der [[Österreichische Kaiserkrone|österreichischen Kaiserkrone]] geschmückt. Von den vier Ecken des Wagens hängen goldene Quasten.
Der Wagen hat vier [[Tonne]]n Leergewicht und wurde zunächst mit sechts und ab 1851 mit der Erhebung Österreich zum eigenen [[Kaisertum Österreich|Kaisertum]] von acht [[Kladruby nad Labem|Kladrub]]er [[Schimmel]]n gezogen. Der Wagen konnte nur auf Grund seines Gewichtes nur im relativ langsamen Tempo gezogen werden. Bei der Krönung in Budapest wurde der Wagen zerlegt und über die Donau transportiert. Die großen Räder wurden in Extrakoffern transportiert und zur Schonung nur für die eigentliche Zeremonie wieder angebracht. Für andere Zwecke wurden Ersatzräder verwendet. Die Länge ist 6,77 Meter, die Breite 2,12 Meter und die Höhe 3,55 Meter.


Das Interieur ist gepolstert und mit rotem [[Samt]] und [[Seide]] ausgestattet. Die gemalten Bildtafeln der Kastenfelder an den Seiten sind von Franz Xaver Wagenschön signiert und mit dem Jahr 1763 datiert. Sie zeigen [[Allegorie]]n der Herrscher[[tugend]]en, die sich vermutlich auf Kaiserin [[Maria Theresia]], die Tochter von Karl VI. beziehen.
Der Imperialwagen hatte nach dem [[Spanisches Hofzeremoniell|Spanischen Hofzeremoniell]] keinen [[Kutschbock]] sondern die beiden Kutscher saßen auf dem ersten und letzten linksseitigen Pferd. [[Lakai]]en, genannt "Mitteljungen", gekleidet in "Spanischer [[Livree]]", begleiteten den Zug gehend. Die Livrees waren im [[Habsburger]] schwarz-gelb aus Samt gefertigt und waren die höchstrangige Kleidung der Bediensteten des kaiserlichen Obersthofstallmeisteramtes. Sie wurde nur bei außerordentlich feierlichen Anlässen getragen.


Gezogen wurde der Imperialwagen zunächst von sechs, ab 1851, nach der Erhebung Österreichs zum eigenen [[Kaisertum Österreich|Kaisertum]], von acht [[Kladruber]] [[Schimmel (Pferd)|Schimmeln]]. Die großen Räder wurden stets in Extrakoffern verwahrt und zur Schonung erst vor der eigentlichen Zeremonie wieder angebracht. Für andere Fahrten wurden Ersatzräder verwendet. Der Wagen konnte auf Grund seines großen Gewichtes nur in langsamem Tempo gezogen werden. Für die Krönung in Budapest musste der Wagen zerlegt und in Teilen über die [[Donau]] transportiert werden.
Die Schimmel waren mit reich verziertem Brustgeschirr, das in rotem [[Samt]] und in Gold bestickt überzogen im [[Rokoko]]stil überzogen war. Das [[Geschirr]] war weiters mit [[Quaste]]n und [[Rosette]]n geschmückt, die Pferde trugen auf ihren Köpfen Straußenfedern, die ''[[Fiocche]]n'' genannt sind.


Der Imperialwagen hatte nach dem [[Spanisches Hofzeremoniell|Spanischen Hofzeremoniell]] keinen [[Kutschbock]]. Die beiden Kutscher saßen stattdessen auf dem ersten und letzten linksseitigen Pferd. [[Lakai]]en, genannt „Mitteljungen“, gekleidet in „Spanischer [[Livree]], begleiteten den Zug gehend. Die Livreen waren im [[Habsburger]] schwarz-gelb aus Samt gefertigt und stellten die höchstrangige Kleidung der Bediensteten des kaiserlichen Obersthofstallmeisteramtes dar. Sie wurden nur bei außerordentlich feierlichen Anlässen getragen.
Der Imperialwagen war als Symbol gedacht und fungierte als eine Insignie des Kaiserhauses, er repräsentierte den Glanz und die Würde der Monarchie. Nur das Kaiser- und Kronprinzenpaar durfte ihn verwenden. Aus diesem Grund wurde er nur für die allerhöchsten Anlässen verwendet, wie kaiserliche Krönungen, [[Huldigung]]en, hohe kirchliche Fest wie [[Fronleichnam]] oder wie für den Einzug in Wien der Kronprinzessin [[Stephanie von Belgien|Stephanie]] zur Vermählung mit Kronprinz Rudolf 1881.


Die Schimmel trugen ein [[Geschirr (Zugtier)|Brustgeschirr]] im [[Rokoko]]stil, reich verziert mit rotem Samt, [[Goldstickerei]]en, [[Quaste]]n und [[Rosette (Ornamentik)|Rosette]]n. Die Pferde trugen auf ihren Köpfen Straußenfedern, die ''[[Fiocche]]n'' genannt wurden.
== Moderne ==
Anscheinend machte der Imperialwagen Eindruck beim [[Schah]] von [[Persien]] [[Mohammad Reza Pahlavi]]. Im Winter 1966 erschien ein iranischer Minister beim Wiener Wagenbauer Josef Klicmann jun. und gab ihm den Auftrag, eine neue Krönungskutsche für den Schah zu bauen.


Der Imperialwagen war als Symbol gedacht und fungierte als eine Insigne des Kaiserhauses, er repräsentierte den Glanz und die Würde der [[Monarchie]]. Nur das Kaiser- und Kronprinzenpaar durfte ihn verwenden. Aus diesem Grund wurde er nur für die allerhöchsten Anlässen verwendet, wie kaiserliche Krönungen, [[Huldigung]]en, hohe kirchliche Feste wie [[Fronleichnam]] oder für besondere Ereignisse, wie etwa dem Einzug der Kronprinzessin [[Stephanie von Belgien|Stephanie]] in Wien zu ihrer Vermählung mit Kronprinz [[Rudolf von Österreich-Ungarn|Rudolf]] 1881.
Josef Klicmanns Vater arbeitete jahrelang beim k.u.k. Hoflieferanten [[Sebastian Armbruster]], war aber selber kein Hoflieferant. Nachdem er sich selbständig machte baute er [[Fiaker]]. Sein Sohn führte den Betrieb weiter, hin und wieder reparierte er Kutschen in der Wagenburg.


== Nachwirkung ==
Klicmann sammelte dafür Dutzend Handwerker zusammen um eine neue Kutsche mit Blattgold überzogen herzustellen. Aus Sicherheitsgründen wurde die Kutsche gepanzert und wog am Ende drei Tonnen die von acht Schimmeln gezogen werden musste. Sie war außerdem 4,4 Meter Lang, zwei Meter breit und 2,5 Meter hoch. Klicmann musste die Kutsche unter der Normalherstellungszeit von zwei Jahren in neun Monaten fertigstellen, die Kosten beliefen sich auf mehrere Millionen Schilling.
Offenbar machte der Imperialwagen Eindruck beim Schah [[Mohammad Reza Pahlavi]]. Im Winter 1966 erschien ein [[Iran|iranischer]] Minister beim Wiener Wagenbauer Josef Klicmann jun. und gab ihm den Auftrag, eine neue Krönungskutsche für den Schah zu bauen.

Josef Klicmanns Vater war jahrelang beim [[k.u.k. Hoflieferant]]en [[Sebastian Armbruster]] tätig gewesen. Nachdem er sich selbständig gemacht hatte, baute er [[Fiaker]]. Sein Sohn führte den Betrieb weiter, hin und wieder reparierte er Kutschen in der Wagenburg.

Klicmann sammelte für den Kutschenbau ein Dutzend Handwerker zusammen. Die Kutsche war am Ende 4,4 Meter lang, 2 Meter breit und 2,5 Meter hoch. Aus Sicherheitsgründen wurde die mit Blattgold überzogene Kutsche gepanzert und wog am Ende drei Tonnen, die von acht Schimmeln gezogen wurden. Klicmann musste die Kutsche in neun Monaten fertigstellen, die Normalherstellungszeit wäre bei zwei Jahren gelegen. Die Kosten beliefen sich auf mehrere Millionen Schilling.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Gold State Coach]] der Monarchen von Großbritannien,
* [[Gold State Coach]] der Monarchen von [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]]
* [[Gouden Koets]] der Monarchen der Niederlande.
* [[Gouden Koets]] der Monarchen der [[Niederlande]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Martin Haller: ''Pferde unter dem Doppeladler''. Olms/Verlag Stocker, Graz 2002, ISBN 978-3487084305
* Martin Haller: ''Pferde unter dem Doppeladler''. Olms/Verlag Stocker, Graz 2002, ISBN 978-3-487-08430-5
* Oswald M. Klotz: ''Der letzte einer Zunft: Krönungskutschenbauer''. In: ''[[Die Presse]]''. K.u.k. Hoflieferanten heute (X)/14. Februar, 1977.
* Oswald M. Klotz: ''Der letzte einer Zunft: Krönungskutschenbauer''. In: ''[[Die Presse]]''. K.u.k. Hoflieferanten heute (X)/14. Februar, 1977.
* {{internetquelle
|autor= Inge Santner
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== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Pferdefuhrwerk]]
[[Kategorie:Pferdefuhrwerk]]
[[Kategorie:Österreich-Ungarn]]
[[Kategorie:Österreichische Monarchie]]
[[Kategorie:Staatskarosse]]
[[Kategorie:Straßenverkehrsgeschichte (Österreich)]]

Aktuelle Version vom 27. August 2023, 18:47 Uhr

Krönungswagen mit Imperialzug vor dem Riesentor der Stephanskirche in Wien (Gemälde von Prestel um 1848/1850)
Einzug von Joseph II. zur Krönung in Frankfurt, seine Kutsche ist in der Mitte (Gemälde von van Meytens Schule (?) um 1764)
Der Imperialwagen bei der Krönung in Budapest (1916)

Der goldene Imperialwagen war der Krönungswagen des kaiserlichen Hofes in Wien. Die Kutsche wird in der Wagenburg (Inventarnummer W 1) aufbewahrt.

Verschiedenen Legenden nach sollte der Imperialwagen aus Spanien oder Frankreich stammen. Tatsächlich handelt es sich jedoch um das Werk des Wiener Meisters Franz Xaver Wagenschön. Das Herstellungsjahr ist nicht ganz eindeutig, wahrscheinlich wurde der Wagen zwischen 1735 und 1740 für Kaiser Karl VI. hergestellt. Die Kutsche wurde mehrmals adaptiert. Für die Krönung von Josef II. zum römischen Kaiser in Frankfurt im Jahre 1764 wurde aber vermutlich eine sehr ähnliche Kutsche verwendet, die 1820 als „Trauer-Huldigungswagen“ adaptiert wurde.[1]

Der Imperialwagen kam mehrmals zum Einsatz, etwa 1835 bei der niederösterreichischen Erbhuldigung, 1838 bei der Krönung in Mailand und zuletzt im Rahmen der ungarischen Königskrönung in Budapest 1916.

Der Wagen besitzt vier Tonnen Leergewicht. Seine Länge beträgt 6,77 Meter, die Breite 2,12 Meter und die Höhe 3,55 Meter.

Der Imperialwagen wurde als französische grand carosse entworfen. Sein Aufbau ist im Barockstil gestaltet, besteht aus Lindenholz und ist mit Blattgold überzogen. Die acht Fenster besitzen Scheiben aus venezianischem Glas. Das Dach ist mit einem großen Modell der österreichischen Kaiserkrone geschmückt. Von den vier Ecken des Wagens hängen goldene Quasten.

Das Interieur ist gepolstert und mit rotem Samt und Seide ausgestattet. Die gemalten Bildtafeln der Kastenfelder an den Seiten sind von Franz Xaver Wagenschön signiert und mit dem Jahr 1763 datiert. Sie zeigen Allegorien der Herrschertugenden, die sich vermutlich auf Kaiserin Maria Theresia, die Tochter von Karl VI. beziehen.

Gezogen wurde der Imperialwagen zunächst von sechs, ab 1851, nach der Erhebung Österreichs zum eigenen Kaisertum, von acht Kladruber Schimmeln. Die großen Räder wurden stets in Extrakoffern verwahrt und zur Schonung erst vor der eigentlichen Zeremonie wieder angebracht. Für andere Fahrten wurden Ersatzräder verwendet. Der Wagen konnte auf Grund seines großen Gewichtes nur in langsamem Tempo gezogen werden. Für die Krönung in Budapest musste der Wagen zerlegt und in Teilen über die Donau transportiert werden.

Der Imperialwagen hatte nach dem Spanischen Hofzeremoniell keinen Kutschbock. Die beiden Kutscher saßen stattdessen auf dem ersten und letzten linksseitigen Pferd. Lakaien, genannt „Mitteljungen“, gekleidet in „Spanischer Livree“, begleiteten den Zug gehend. Die Livreen waren im Habsburger schwarz-gelb aus Samt gefertigt und stellten die höchstrangige Kleidung der Bediensteten des kaiserlichen Obersthofstallmeisteramtes dar. Sie wurden nur bei außerordentlich feierlichen Anlässen getragen.

Die Schimmel trugen ein Brustgeschirr im Rokokostil, reich verziert mit rotem Samt, Goldstickereien, Quasten und Rosetten. Die Pferde trugen auf ihren Köpfen Straußenfedern, die Fiocchen genannt wurden.

Der Imperialwagen war als Symbol gedacht und fungierte als eine Insigne des Kaiserhauses, er repräsentierte den Glanz und die Würde der Monarchie. Nur das Kaiser- und Kronprinzenpaar durfte ihn verwenden. Aus diesem Grund wurde er nur für die allerhöchsten Anlässen verwendet, wie kaiserliche Krönungen, Huldigungen, hohe kirchliche Feste wie Fronleichnam oder für besondere Ereignisse, wie etwa dem Einzug der Kronprinzessin Stephanie in Wien zu ihrer Vermählung mit Kronprinz Rudolf 1881.

Offenbar machte der Imperialwagen Eindruck beim Schah Mohammad Reza Pahlavi. Im Winter 1966 erschien ein iranischer Minister beim Wiener Wagenbauer Josef Klicmann jun. und gab ihm den Auftrag, eine neue Krönungskutsche für den Schah zu bauen.

Josef Klicmanns Vater war jahrelang beim k.u.k. Hoflieferanten Sebastian Armbruster tätig gewesen. Nachdem er sich selbständig gemacht hatte, baute er Fiaker. Sein Sohn führte den Betrieb weiter, hin und wieder reparierte er Kutschen in der Wagenburg.

Klicmann sammelte für den Kutschenbau ein Dutzend Handwerker zusammen. Die Kutsche war am Ende 4,4 Meter lang, 2 Meter breit und 2,5 Meter hoch. Aus Sicherheitsgründen wurde die mit Blattgold überzogene Kutsche gepanzert und wog am Ende drei Tonnen, die von acht Schimmeln gezogen wurden. Klicmann musste die Kutsche in neun Monaten fertigstellen, die Normalherstellungszeit wäre bei zwei Jahren gelegen. Die Kosten beliefen sich auf mehrere Millionen Schilling.

  • Martin Haller: Pferde unter dem Doppeladler. Olms/Verlag Stocker, Graz 2002, ISBN 978-3-487-08430-5
  • Oswald M. Klotz: Der letzte einer Zunft: Krönungskutschenbauer. In: Die Presse. K.u.k. Hoflieferanten heute (X)/14. Februar, 1977.
  • Imperialwagen. Wagenburg, abgerufen am 22. September 2018 (Inv. Nr. WGBG_W_1).

Einzelnachweise

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  1. Galawagen während einer Hoftrauer, sogenannter "Trauer-Huldigungswagen". Wagenburg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. März 2010; abgerufen am 28. Juli 2010 (Inv. Nr. WGBG_W_2).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.khm.at