„Rotkelchige Nachtkerze“ – Versionsunterschied

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Die '''Rotkelchige Nachtkerze''' (''Oenothera glazioviana'' [[Taxon#Synonyme|Synonyme]]: ''Oenothera erythrosepala'' Borbás, ''Oenothera lamarckiana'' Ser. und andere) ist eine neu in Europa entstandene [[Art (Biologie)|Art]] der [[Gattung (Biologie)|Gattung]] [[Nachtkerzen]] (''Oenothera'') in der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Nachtkerzengewächse]] (Onagraceae), die vermutlich eine [[Hybride]] zwischen ''Oenothera elata'' subsp. ''hookeri'' und der [[Gemeine Nachtkerze|Gemeinen Nachtkerze]] (''Oenothera biennis'') ist.
Die '''Rotkelchige Nachtkerze''' (''Oenothera glazioviana'', [[Synonym (Taxonomie)|Synonyme]]: ''Oenothera erythrosepala'' {{Person|Borbás}}, ''Oenothera lamarckiana'' auct. und andere) ist eine neu in Europa entstandene [[Art (Biologie)|Art]] der [[Gattung (Biologie)|Gattung]] [[Nachtkerzen]] (''Oenothera'') in der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Nachtkerzengewächse]] (Onagraceae), die vermutlich eine [[Hybride]] zwischen ''Oenothera elata'' subsp. ''hookeri'' und der [[Gemeine Nachtkerze|Gemeinen Nachtkerze]] (''Oenothera biennis'') ist.


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
Die Rotkelchige Nachtkerze ist eine [[zweijährige Pflanze|zweijährige]] (oder „wenigjährige“) [[krautige Pflanze]], die Wuchshöhen von meist einem knappen Meter, unter günstigen Umständen auch von bis zu 1,80&nbsp;m erreicht.
Die Rotkelchige Nachtkerze ist eine [[zweijährige Pflanze|zweijährige]] (oder [[mehrjährige Pflanze|mehrjährige]]) [[krautige Pflanze]], die Wuchshöhen von 0,8 bis 1,80&nbsp;m erreicht. Der [[Stängel]] und die Blütenstiele sind drüsig und behaart, wobei viele Haare eine papillenförmig emporgehobene, dunkelrote Basis haben. Hierdurch sind Stängel und Blütenstiele rot getupft. Der Stängel ist im oberen Teil allerdings manchmal durchgehend rötlich überlaufen, so dass man diese Tupfen nicht mehr sieht.<ref name="Bildatlas" />
Der [[Stängel]] und die Blütenstiele sind behaart, wobei viele Haare eine papillenförmig emporgehobene, dunkelrote Basis haben. Hierdurch sind Stängel und Blütenstiele rot getupft. Der Stängel ist im oberen Teil allerdings manchmal durchgehend rötlich überlaufen, so dass man diese Tupfen nicht mehr sieht.


Unter den Nachtkerzen fällt die Rotkelchige Nachtkerze vor allem durch die Größe ihrer [[Blüte]]n auf: Die Blüten haben einen Durchmesser von 3,5&nbsp;cm bis 6&nbsp;cm. Die Kelchröhre ist deutlich rötlich überlaufen bis rotgestreift. Die Kelchzipfel sind 3 bis 6&nbsp;mm lang. Die [[Kelchblatt|Kelchröhre]] wird 3,5&nbsp;cm bis 5&nbsp;cm lang.
Unter den Nachtkerzen fällt die Rotkelchige Nachtkerze vor allem durch die Größe ihrer [[Blüte]]n auf. Die zwittrigen Blüten haben einen Durchmesser von 3,5&nbsp;cm bis 6&nbsp;cm. Die drüsigen Kelchzipfel sind deutlich rötlich überlaufen bis rotgestreift und bis 4,5&nbsp;cm lang. Die [[Blütenbecher]]röhre wird 3,5&nbsp;cm bis 5&nbsp;cm lang.<ref name="Bildatlas" /> Die gelben bis orangen Kronblätter sind bis 5&nbsp;cm groß. Der unterständige [[Fruchtknoten]] ist behaart und drüsig.


Es werden bis 3,5&nbsp;cm große, längliche [[Kapselfrucht|Kapselfrüchte]] gebildet.
== Verbreitung und Standortansprüche ==
Die Rotkelchige Nachtkerze ist in Mitteleuropa in Kultur entstanden und, aufgrund ihrer großen Blüten, vielfach in Gräten angepflanzt. Von dort aus ist sie verwildert und mit zumeist unbeständigen Vorkommen in Mitteleuropa verbreitet<ref>Rothmaler, Werner (Begr.): Exkursionsflora von Deutschland. Band 4 Gefäßpflanzen, Kritischer Band, 10 Aufl. 2005,</ref>.


Die [[Chromosomenzahl]] beträgt 2n = 14.<ref name="Oberdorfer2001" />
Sie wächst an stickstoffreichen, offenen Stellen wie z.&nbsp;B. an Straßenrändern, Ruderalstellen oder frischen Brachflächen. Die [[Ruderalflora|Ruderalfluren]] in denen sie meist dominant wächst sind von [[Zweijährige Pflanze|biennen]] Pflanzen geprägt und zählen [[Pflanzensoziologie|pflanzensoziologisch]] zu den [[Pflanzensoziologische Einheiten nach Oberdorfer|Eseldistelfluren]].

== Vorkommen ==
[[Datei:Nachtkerze (Oenothera glazioviana).webm|mini|Öffnung der Blüte in Echtzeit.]]
Die Rotkelchige Nachtkerze ist in Mitteleuropa in Kultur entstanden und, aufgrund ihrer großen Blüten, vielfach in Gärten angepflanzt. Von dort aus ist sie verwildert<ref name="Bildatlas" /> und mit zumeist unbeständigen Vorkommen in Deutschland verbreitet.<ref name="Rothmaler4-10" />

Sie wächst an stickstoffreichen, offenen Stellen wie z.&nbsp;B. an Straßenrändern, [[Ruderalvegetation|Ruderalstellen]] oder frischen Brachflächen.<ref name="Rothmaler4-10" /> Im [[Pflanzensoziologie|pflanzensoziologischen System]] gilt die Rotkelchige Nachtkerze als [[Charakterart]] des [[Dauco-Melilotion]] ([[Verband (Pflanzensoziologie)|Verband]] der Möhren-Steinklee-Gesellschaften).<ref name="Rothmaler4-10" /><ref name="Oberdorfer2001" />


== Genetik ==
== Genetik ==
Die Rotkelchige Nachtkerze ist ein Beispiel für eine Pflanze, die stets [[heterozygot]] auftritt. Und zwar erkannte O.&nbsp;Renner im Jahr 1924 zwei Komplexe im Genom der Pflanze, die er ''gaudens'' und ''velans'' nannte. Der gaudens-Komplex bewirkt die Ausbildung grüner Kelchblätter, breiter Blätter und roter Flecken auf den grundständigen Blättern, der velans-Komplex die von rot gestreiften Kelchblättern, schmaleren Blättern und rein grünen grundständigen Blättern. Tritt einer dieser beiden sogenannten Renner-Komplexe [[homozygot]] auf, führt dies zum Absterben. Deshalb enthält jede lebende Pflanze in ihrem Genom sowohl den gaudens wie auch den velans-Komplex. Die Merkmale dieser Komplexe können erst nach Kreuzung mit anderen Nachtkerzen-Arten ausgebildet werden.
Die Rotkelchige Nachtkerze ist ein Beispiel für eine Pflanze, die stets [[heterozygot]] auftritt. Und zwar erkannte [[Otto Renner]] im Jahr 1924 zwei Komplexe im Genom der Pflanze, die er ''gaudens'' und ''velans'' nannte. Der gaudens-Komplex bewirkt die Ausbildung grüner Kelchblätter, breiter Blätter und roter Flecken auf den grundständigen Blättern, der velans-Komplex die von rot gestreiften Kelchblättern, schmaleren Blättern und rein grünen grundständigen Blättern. Tritt einer dieser beiden sogenannten Renner-Komplexe [[homozygot]] auf, führt dies zum Absterben. Deshalb enthält jede lebende Pflanze in ihrem Genom sowohl den gaudens wie auch den velans-Komplex. Die Merkmale dieser Komplexe können erst nach Kreuzung mit anderen Nachtkerzen-Arten ausgebildet werden.<ref name="b-online" />


Anhand einer Mutante mit kurzem Griffel, der brevistylis Mutante, entdeckte [[Hugo de Vries]] die [[Vererbung (Biologie)|Mendel'schen Regeln]] neu. Außerdem begründete er aufgrund von anderen [[Mutant]]en, die in seinen Kulturen auftraten, die [[Mutationstheorie]] und entdeckte die [[Polyploidisierung]].
Anhand einer Mutante mit kurzem Griffel, der brevistylis-Mutante, entdeckte [[Hugo de Vries]] die [[Vererbung (Biologie)|Mendel’schen Regeln]] neu. Außerdem begründete er aufgrund von anderen [[Mutante]]n, die in seinen Kulturen auftraten, die [[Mutationstheorie]] und entdeckte die [[Polyploidisierung]].<ref name="b-online" />


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Oenothera_erythrosepala_flower_still_closed.JPG
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Oenothera erythrosepala flower closeup.JPG|Geöffnete Blüte gegen Abend
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Image-Oenothera erythrosepala closeup stipe.JPG|Haare mit papillenförmiger emporgehobener, dunkelroter Basis
Bestand von Oenothera erythrosepala - Große Nachtkerze - Grote teunisbloem - l'Onagre à sépales striés de rouge - Evening Primrose.JPG|Bestand im Dünengürtel [[Dune du Perroquet]] an der [[Nordsee]]
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== Einzelnachweise ==
== Quellen und weiterführende Informationen ==
<references>
=== Literatur ===
<ref name="Bildatlas">{{BibISBN|3800133644|Seite=332}}</ref>
*Henning Haeupler, Thomas Muer: ''Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands.'' Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz Deutschland. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4
<ref name="Rothmaler4-10">{{BibISBN|3827414962|Seite=483}}</ref>

<ref name="b-online">[http://www1.biologie.uni-hamburg.de/b-online/d10/10c.htm Botanik Online: Heterosis]</ref>
== Referenzen ==
<ref name="Oberdorfer2001">{{BibISBN|3800131315|Seite=689}}</ref>
<references />
</references>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Oenothera glazioviana|Rotkelchige Nachtkerze (''Oenothera glazioviana'')}}
{{commons|Oenothera erythrosepala}}
* {{FloraWeb|22816}}
* [http://www.biologie.uni-hamburg.de/b-online/d10/10c.htm Botanik Online: Heterosis]
* {{BIB|22816}}
* [http://www.boga.ruhr-uni-bochum.de/html/Oenothera_glazioviana_Foto.html Foto einer Rotkelchigen Nachtkerze]
* {{BiolFlor|2115}}
* {{InfoFlora|ID=1349|WissName=Oenothera glazioviana Micheli|Abruf=2015-12-29}}
* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Nachtkerzengewaechse/rot_getupft.htm#Rotkelchige%20Nachtkerze Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland'' (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'')]


[[Kategorie:Nachtkerzengewächse]]
[[Kategorie:Nachtkerzengewächse]]
[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]

[[Kategorie:Ölpflanze]]
[[en:Oenothera glazioviana]]
[[ko:큰달맞이꽃]]
[[nl:Grote teunisbloem]]
[[sv:Jättenattljus]]

Aktuelle Version vom 21. Oktober 2023, 10:15 Uhr

Rotkelchige Nachtkerze

Rotkelchige Nachtkerzen

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Myrtenartige (Myrtales)
Familie: Nachtkerzengewächse (Onagraceae)
Unterfamilie: Onagroideae
Gattung: Nachtkerzen (Oenothera)
Art: Rotkelchige Nachtkerze
Wissenschaftlicher Name
Oenothera glazioviana
Micheli

Die Rotkelchige Nachtkerze (Oenothera glazioviana, Synonyme: Oenothera erythrosepala Borbás, Oenothera lamarckiana auct. und andere) ist eine neu in Europa entstandene Art der Gattung Nachtkerzen (Oenothera) in der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae), die vermutlich eine Hybride zwischen Oenothera elata subsp. hookeri und der Gemeinen Nachtkerze (Oenothera biennis) ist.

Die Rotkelchige Nachtkerze ist eine zweijährige (oder mehrjährige) krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 0,8 bis 1,80 m erreicht. Der Stängel und die Blütenstiele sind drüsig und behaart, wobei viele Haare eine papillenförmig emporgehobene, dunkelrote Basis haben. Hierdurch sind Stängel und Blütenstiele rot getupft. Der Stängel ist im oberen Teil allerdings manchmal durchgehend rötlich überlaufen, so dass man diese Tupfen nicht mehr sieht.[1]

Unter den Nachtkerzen fällt die Rotkelchige Nachtkerze vor allem durch die Größe ihrer Blüten auf. Die zwittrigen Blüten haben einen Durchmesser von 3,5 cm bis 6 cm. Die drüsigen Kelchzipfel sind deutlich rötlich überlaufen bis rotgestreift und bis 4,5 cm lang. Die Blütenbecherröhre wird 3,5 cm bis 5 cm lang.[1] Die gelben bis orangen Kronblätter sind bis 5 cm groß. Der unterständige Fruchtknoten ist behaart und drüsig.

Es werden bis 3,5 cm große, längliche Kapselfrüchte gebildet.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[2]

Öffnung der Blüte in Echtzeit.

Die Rotkelchige Nachtkerze ist in Mitteleuropa in Kultur entstanden und, aufgrund ihrer großen Blüten, vielfach in Gärten angepflanzt. Von dort aus ist sie verwildert[1] und mit zumeist unbeständigen Vorkommen in Deutschland verbreitet.[3]

Sie wächst an stickstoffreichen, offenen Stellen wie z. B. an Straßenrändern, Ruderalstellen oder frischen Brachflächen.[3] Im pflanzensoziologischen System gilt die Rotkelchige Nachtkerze als Charakterart des Dauco-Melilotion (Verband der Möhren-Steinklee-Gesellschaften).[3][2]

Die Rotkelchige Nachtkerze ist ein Beispiel für eine Pflanze, die stets heterozygot auftritt. Und zwar erkannte Otto Renner im Jahr 1924 zwei Komplexe im Genom der Pflanze, die er gaudens und velans nannte. Der gaudens-Komplex bewirkt die Ausbildung grüner Kelchblätter, breiter Blätter und roter Flecken auf den grundständigen Blättern, der velans-Komplex die von rot gestreiften Kelchblättern, schmaleren Blättern und rein grünen grundständigen Blättern. Tritt einer dieser beiden sogenannten Renner-Komplexe homozygot auf, führt dies zum Absterben. Deshalb enthält jede lebende Pflanze in ihrem Genom sowohl den gaudens wie auch den velans-Komplex. Die Merkmale dieser Komplexe können erst nach Kreuzung mit anderen Nachtkerzen-Arten ausgebildet werden.[4]

Anhand einer Mutante mit kurzem Griffel, der brevistylis-Mutante, entdeckte Hugo de Vries die Mendel’schen Regeln neu. Außerdem begründete er aufgrund von anderen Mutanten, die in seinen Kulturen auftraten, die Mutationstheorie und entdeckte die Polyploidisierung.[4]

Einzelnachweise

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  1. a b c Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S. 332.
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 689.
  3. a b c Eckehart J. Jäger, Klaus Werner (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. 10., bearbeitete Auflage. Band 4: Gefäßpflanzen: Kritischer Band. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, München/Heidelberg 2005, ISBN 3-8274-1496-2, S. 483.
  4. a b Botanik Online: Heterosis
Commons: Rotkelchige Nachtkerze (Oenothera glazioviana) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien