„Treiben“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|befasst sich mit dem '''Treiben von Metallen'''. Zum gleichnamigen '''Volumenmaß''', siehe [[Treiben (Einheit)]]. Zum metallurgischen Begriff '''Treibarbeit''' um Silber auszutreiben, siehe [[Läuterung (Metall)|Läuterung]]. Zum Treiben von Vieh siehe [[Viehtrieb]]}}
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[[Datei:Treibarbeit.jpg|miniatur|Handwerkliche Treibarbeit in Eisenblech an der [[Einfriedung]] einer Villa in Wiesbaden (um 1910)]]'''Treiben''' (auch '''Treibarbeit''') ist - künstlerisch und industriell - ein Arbeitsprozess beim Freiformen von Metallen und zählt zu den [[Umformverfahren]].
[[Datei:Treibarbeit.jpg|miniatur|Handwerkliche Treibarbeit in Eisenblech an der [[Einfriedung]] einer Villa in Wiesbaden (um 1910)]]
[[Datei:Goldener Brief Hamsa Rubine (Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek).jpg|mini|Der mythische Vogel [[Hamsa (mythischer Vogel)|Hamsa]], Signet des birmanischen Königs [[Alaungphaya]]. Treibarbeit auf dem [[Goldener Brief|Goldenen Brief]] von 1756.]]
[[Datei:Goldener Brief Hamsa Rubine (Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek).jpg|mini|Der mythische Vogel [[Hamsa (mythischer Vogel)|Hamsa]], Signet des birmanischen Königs [[Alaungphaya]]. Treibarbeit auf dem [[Goldener Brief|Goldenen Brief]] von 1756.]]
Bereits im [[Altertum]] war diese [[Technik]] der [[Metallbearbeitung]] bekannt. Die Anfänge liegen nach bisherigen Erkenntnissen in [[Mesopotamien]],<ref>[[Harald Hauptmann]] und [[Ernst Pernicka]] (Hrsg.) Beiträge von [[Barbara Helwing]], Joachim Lutz, Uwe Müller und [[Michael Müller-Karpe]]: "Die Metallindustrie in Mesopotamien von den Anfängen bis zum 2. Jahrtausend v.&nbsp;Chr.", Deutsches Archäologisches Institut, 2004, ISBN 3-89646-633-X</ref> der ersten Hochkultur der [[Menschheitsgeschichte]]. In [[Altes Ägypten|altägyptisch]]er Zeit wurden hervorragende Werke der Treibtechnik aus [[Silber]], [[Gold]] und [[Bronze]] geschaffen, die z.&nbsp;B. als [[Grabbeigabe]]n erhalten geblieben sind.


'''Treiben''' (auch '''Treibarbeit''') ist ein – künstlerischer oder industrieller – Arbeitsprozess beim Freiformen von Metallen und zählt zu den [[Umformverfahren]].
Beim Treiben wird ein [[Blech]] oder auch Vollmaterial meist im [[Kaltumformung|kalten Zustand]] [[Plastische Verformung|plastisch verformt]]. Die dabei entstehende [[Kaltverfestigung]] des Metalls (z.&nbsp;B. [[Kupfer]]) wird zuvor und vor allem während einer handwerklichen Bearbeitung durch [[Weichglühen]] unter starker [[Wärme]]zufuhr in die ursprünglich entspannte [[kristall]]ine [[Kristallstruktur|Struktur]] zurückversetzt. ([[Rekristallisation]])


Beim Treiben wird Blech<!-- oder auch Vollmaterial << In Vollmaterial kann zwar ein Relief eingeschlagen werden, welches jedoch nicht auf der anderen Seite als Positiv sichtbar wird. Dies wird dann aber wohl nicht als "Treiben" bezeichnet. --> durch Schläge mit Meißel, [[Punze (Werkzeug)|Punzen]], Schlegel- und Treibhammer [[Plastische Verformung|plastisch verformt]] (meist im [[Kaltumformung|kalten Zustand]]).
Das gilt je nach dem zu verarbeitenden [[Metall]]. [[Stahl]] (umg. auch [[Eisen]]) scheiden dabei z.&nbsp;B. aus, weil hier das Metall sich [[Härten (Stahl)|härten]] würde. Beim Treiben in [[Stahl]]- bzw. [[Eisenblech]] wird auch häufig im "warmen", also [[glühen]]den Zustand gearbeitet.

Die ins Blech getriebene konkave Verformung wird auf der Rückseite des Blechs als konvexe Form sichtbar. Erleichtert wird die Verformung durch das Arbeiten auf einer nachgiebigen Unterlage. Kunsthandwerker wie [[Goldschmied|Gold-]] und [[Silberschmied]]e verwenden als Unterlage Treibpech oder -kitt, der den Hammerschlägen ausreichenden Widerstand entgegensetzt und nach der Arbeit durch Erhitzen wieder geglättet wird.

Beim künstlerischen Treiben werden Vertiefungen ins Blech getrieben, um auf der Rückseite ein [[Relief]] zu erzeugen.

Zum Treiben wird oft [[Weichglühen|weichgeglühtes]] Blech verwendet. [[Kupfer]]blech erhärtet während der Bearbeitung durch [[Kaltverfestigung]] und muss gegebenenfalls wieder in die ursprünglich entspannte [[kristall]]ine [[Kristallstruktur|Struktur]] zurückversetzt werden ([[Rekristallisation]]).
<!-- Das gilt je nach dem zu verarbeitenden [[Metall]]. [[Stahl]] (umg. auch [[Eisen]]) scheidet dabei z.&nbsp;B. aus, weil sich hier das Metall [[Härten (Stahl)|härten]] würde. Beim Treiben in Stahl- bzw. [[Eisenblech]] wird auch häufig im „warmen“, also [[glühen]]den Zustand gearbeitet. << Unklare und zweifelhafte Aussagen. -->

Bereits im [[Altertum]] war diese [[Technik]] der [[Metallbearbeitung]] bekannt. Die Anfänge liegen nach bisherigen Erkenntnissen in [[Mesopotamien]],<ref>[[Harald Hauptmann]], [[Ernst Pernicka]] (Hrsg.): ''Die Metallindustrie Mesopotamiens von den Anfängen bis zum 2. Jahrtausend v. Chr.'' (= ''Orient-Archäologie.'' 3). Leidorf, Rahden 2004, ISBN 3-89646-633-X (Beiträge von [[Barbara Helwing]], Joachim Lutz, Uwe Müller und [[Michael Müller-Karpe]].).</ref> der ersten Hochkultur der [[Menschheitsgeschichte]]. In [[Altes Ägypten|altägyptischer]] Zeit wurden hervorragende Werke der Treibtechnik aus [[Silber]], [[Gold]] und [[Bronze]] geschaffen, die etwa als [[Grabbeigabe]]n erhalten geblieben sind.


== Technik ==
== Technik ==
Arbeitstechnisch wird zwischen ''Aufziehen'', ''Tiefziehen'', ''Prellen'', ''Verdrängen'' und ''Stauchen'' unterschieden:
Arbeitstechnisch wird zwischen ''Aufziehen'', ''Tiefziehen'', ''Prellen'', ''Verdrängen'' und ''Stauchen'' unterschieden:
* ''Aufziehen'' geschieht durch kreisförmiges Hämmern von der Mitte des Werkstücks aus, wobei spiralförmig zum Rand hin gearbeitet wird.
* ''Aufziehen'' geschieht durch kreisförmiges Hämmern von der Mitte des Werkstücks aus, wobei spiralförmig zum Rand hin gearbeitet wird.
* ''[[Tiefziehen]]'' ist das in der Regel [[industrie]]lle Verfahren, zum Niederdrücken eines unten hohlliegenden Bleches, wobei es das (Ein-) [[Faltenbildung (Materialkunde)|falten]] des Materials zu verhindern gilt. ''Eindellen'' wird dagegen fast ausschließlich im süddeutschen Raum verwendet und bezeichnet den handwerklichen Vorgang des Treibens in einer ''Holzmulde''.
* ''[[Tiefziehen]]'' ist das in der Regel [[industrie]]lle Verfahren, zum Niederdrücken eines unten hohlliegenden Bleches, wobei es das (Ein-) [[Faltenbildung (Materialkunde)|falten]] des Materials zu verhindern gilt. ''Eindellen''<!-- wird dagegen fast ausschließlich im süddeutschen Raum verwendet und << Ist hier der Begriff oder die Tätigkeit gemeint? --> bezeichnet den handwerklichen Vorgang des Treibens in einer ''Holzmulde''.
* ''Prellen'' wird verwendet, um enghalsige [[Gefäß]]e mittels eines Spezial[[werkzeug]]s, einem ''Prelleisen'' "auszudellen", sprich nach außen zu formen. Das Prellen ist eine Hilfsmethode, wenn die normale äußere Bearbeitung mittels Treibhämmer selbst im Zusammenspiel mit [[Punze (Werkzeug)|Punzen]] nicht mehr möglich ist, vor allem bei einem gewünschten Heraustreiben enghalsiger Hohlkörper, wie z. B. [[Vase]]n, [[Trinkgefäß]]e oder auch andere, für z. B. für industrieelle [[Prototyp (Technik)|Prototypen]] hergestellte [[Plastische Verformung]]en. Beim Prellen erfolgt die Wirkungsweise der Schläge ausschließlich [[indirekt]]. Das ''Prelleisen'' (welches ein an sich als einfach selbst herzustellendes Werkzeug gilt) wird durch Schläge eines leichten Hammers in Schwingungen versetzt, so dass diese am abgerundeten Ende ein leichtes Schlagen und somit eine Ausbuchtung am Werkstück bewirken.
* ''Prellen'' wird verwendet, um enghalsige [[Behälter|Gefäß]]e mittels eines Spezial[[werkzeug]]s, einem ''Prelleisen'' „auszudellen“, sprich nach außen zu formen. Das Prellen ist eine Hilfsmethode, wenn die normale äußere Bearbeitung mit Treibhämmern selbst im Zusammenspiel mit [[Punze (Werkzeug)|Punzen]] nicht mehr möglich ist, vor allem bei einem gewünschten Heraustreiben enghalsiger Hohlkörper, wie zum Beispiel [[Vase]]n, [[Trinkgefäß]]e oder auch andere, etwa als industrielle [[Prototyp (Technik)|Prototypen]] genutzte [[Plastische Verformung|plastisch verformte]] Werkstücke. Beim Prellen wirken die Schläge indirekt. Das ''Prelleisen'' wird durch Schläge eines leichten Hammers in Schwingungen versetzt, die am abgerundeten Ende des Eisens eine Verformung des Werkstücks bewirken.
* ''Verdrängen'' wird gern sowohl beim Treiben, als auch beim Schmieden verwendet, um den Materialquerschnitt auf einer festen Unterlage (Amboss) ein wenig zu schwächen und die durch die Materialverdrängung entstehende Räumlichkeit zur Form zu nutzen.
* ''Verdrängen'' wird gern sowohl beim Treiben, als auch beim Schmieden verwendet, um den Materialquerschnitt auf einer festen Unterlage (Amboss) zu reduzieren<!-- und die durch die Materialverdrängung entstehende Räumlichkeit zur Form zu nutzen << Zur Form von was ..? -->.
* ''[[Stauchen]]'' wird beim Treiben auch ''Einziehen'' genannt. Das ist z. B. bei einem "aufgezogenen" Blech zu einem [[Behälter|Gefäß]] bei erfahrener Hand gut möglich, bedarf allerdings Kenntnis zum [[Werkstoff|Material]]. Es muss dabei das ''Faltenschlagen'' bzw. Reißen des Materials beachtet werden.
* ''[[Stauchen]]'' wird beim Treiben auch ''Einziehen'' genannt.<!-- Das ist zum Beispiel bei einem „aufgezogenen“ Blech zu einem [[Behälter|Gefäß]] bei erfahrener Hand gut möglich, bedarf allerdings Kenntnis zum [[Werkstoff|Material]]. << ? --> Es muss dabei das ''Faltenschlagen'' bzw. Reißen des Materials beachtet werden.

[[Datei:Treiben.JPG|miniatur|Handwerkliche Treibarbeit während der Bearbeitung im Ziselierkitt]]


[[Datei:Treiben.JPG|miniatur|Handwerkliche Treibarbeit. Das Blech liegt dabei im rötlichen Ziselierkitt, der die Verformung des Blechs erlaubt, indem er unter den Schlägen nachgibt.]]
Das zu treibende ''Blech'' oder auch ''Vollmaterial'' aus Metall wird handwerklich häufig durch einen ''Treibhammer'' oder [[Schmiedehammer]] von der Rückseite her bearbeitet, und dehnt sich dabei an dieser Stelle aus. Das kann auf einen festen Grund (z. B [[Amboss]] oder ''Treibamboss'') geschehen oder auch in eine Vertiefung hinein. (vergl. Tiefziehen)
Bei einem [[Relief]] wird das zu bearbeitende Blech eingelassen in [[Blei]] oder auch in [[Kitt]] zum weiteren Heraustreiben und zum späteren [[Ziselieren]], wie im halbfertigen Zustand auf dem nebenstehenden Foto dargestellt. Hier wird dagegen von der ''Vorderseite'' gearbeitet.
Die Bearbeitung geschieht mit Hilfe verschieden geformter ''Treibhämmer'' und [[Punze (Werkzeug)|Punzen]] oder auch diversen Treibstöckeln häufig zu einem passenden [[Anke (Werkzeug)|Anke]] (Polierstempel), welcher aus Hartholz oder aus gehärteten Stahl sein kann. Als Unterlage für künstlerisch freies Arbeiten dient ein [[Treibsack]], ein mit [[Sand]] oder ähnlichem Material gefüllter Lederbeutel. Feinere Arbeiten werden durch Einbetten des Bleches in ''Treibkitt'' und anschließendes Treiben bzw. [[Ziselieren]] mittels kleinerer Werkzeuge erreicht.


Das zu treibende ''Blech'' oder auch ''Vollmaterial'' aus Metall wird etwa mittels eines ''Treib-'' oder [[Schmiedehammer]]s auf der späteren Rückseite bearbeitet und dehnt sich dabei aus. Wenn dies auf einem festen Grund wie dem [[Amboss]] bzw. ''Treibamboss'' geschieht, so verformt sich dabei eine größere Partie des Blechs zu einer Wölbung. Auf einem nachgiebigen Untergrund ist demgegenüber ein wesentlich feineres und genaueres Arbeiten möglich, vergleichbar mit dem [[Tiefziehen]].
{{Allgemeinverständlichkeit}}
Zum Fertigen eines [[Relief]]s wird das zu bearbeitende Blech zum weiteren Heraustreiben und gegebenenfalls späteren [[Ziselieren]] auf [[Blei]] oder [[Kitt]] gelegt<!--, wie im halbfertigen Zustand auf dem nebenstehenden Foto dargestellt -->. Hier wird dagegen von der ''Vorderseite'' gearbeitet.
Einfach gesprochen, aber in der Praxis sehr viel schwieriger, geht es bei dem Treiben v. a. von Bildern oder Reliefs darum, eingeschlagende Vertiefungen und die daraus folgenden Erhebungen (welche meist der Materialverdrängung geschuldet sind) exakt "herauszuarbeiten" und in die gewünschte Form zu bringen.
Die Bearbeitung geschieht mit Hilfe verschieden geformter ''Treibhämmer'' und [[Punze (Werkzeug)|Punzen]] oder auch mit diversen Treibstöckeln. Häufig wird dabei eine [[Anke (Werkzeug)|Anke]] verwendet. Als Unterlage für künstlerisch freies Arbeiten dient ein [[Treibsack]], ein mit [[Sand]] oder ähnlichem Material gefüllter Lederbeutel. Feinere Arbeiten werden durch Einbetten des Bleches in ''Treibkitt'' und anschließendes Treiben bzw. [[Ziselieren]] mittels kleinerer Werkzeuge erreicht.


Die am besten zum [[handwerk]]lichen Treiben geeigneten Metalle sind [[Kupfer]] und bestimmte Kupferlegierungen, so genannte [[Knetlegierung]]en, wie weiche [[Messing]]- (z. B. [[Messing|Tombak]]), [[Silber]]- und (aus Kostengründen eher selten) [[Gold]]legierungen. Grundsätzlich eignet sich auch gut [[Aluminium]] und [[Rostfreier Stahl|Edelstahl rostfrei]]. Auch die von Natur aus härteren und somit schwieriger zu bearbeitenden Bronze- und Eisenbleche sind selbstverständlich auch zum Treiben geeignet. Letztere sind eher im architektonischen Bereich zu finden.
Die am besten zum [[handwerk]]lichen Treiben geeigneten Metalle sind [[Kupfer]] und bestimmte Kupferlegierungen, so genannte [[Knetlegierung]]en, wie weiche [[Messing]]- (zum Beispiel [[Messing|Tombak]]), [[Silber]]- und (aus Kostengründen eher selten) [[Gold]]legierungen. Grundsätzlich eignet sich auch gut [[Aluminium]] und [[Rostfreier Stahl|rostfreier Edelstahl]]. Auch die von Natur aus härteren und somit schwieriger zu bearbeitenden Bronze- und Eisenbleche sind selbstverständlich auch zum Treiben geeignet. Letztere sind eher im architektonischen Bereich zu finden.
Nur die Technik des Treibens konnte in früher Zeit z. B. bei der Herstellung von Gefäßen oder antiken [[Helm]]en und vielen anderen angewandt werden. Andere Möglichkeiten gab zur räumlich-künstlerischen [[Metallbearbeitung]] bis in die späte [[Neuzeit]] bzw. [[Moderne]] nicht, was natürlich auch auf Alltagsgegenstände, wie z. B. Töpfe oder große Kessel zutraf. Das bekannte Verfahren des [[Gießen]]s wurde in der Regel aus Kostengründen vermieden.
Nur die Technik des Treibens konnte in früher Zeit zum Beispiel bei der Herstellung von Gefäßen oder antiken [[Helm]]en und vielen anderen angewandt werden. Andere Möglichkeiten gab es zur räumlich-künstlerischen [[Metallbearbeitung]] bis in die späte [[Neuzeit]] bzw. [[Moderne]] nicht, was natürlich auch auf Alltagsgegenstände, wie Töpfe oder große Kessel zutraf. Das bekannte Verfahren des [[Gießen]]s wurde in der Regel aus Kostengründen vermieden.


Bei dem Treib-Vorgang wird das [[Gefüge (Werkstoffkunde)|Kristallgefüge]] des Metalls stark gestört, da durch die handwerklich oder industrielle Bearbeitung bzw. [[Verformung]] ([[Tiefziehen]]) nachfolgende [[Versetzung (Materialwissenschaft)|Versetzung]] verfestigt wird. Dabei wird das Metall zunehmend härter und spröder, man spricht von [[Verfestigung (Werkstoffkunde)|Verfestigung]]. Ein Ausglühen des Bunt- oder legierten Edelmetalls und anschließenden Abkühlen in Wasser zwischen den einzelnen Phasen des Werkvorgangs stellt die ursprüngliche [[Plastische Verformung|Plastizität]] wieder her. Dadurch kann wiederholt getrieben werden, bis die endgültige Form erreicht worden ist. Manchmal, z. B. bei der Herstellung von Gefäßen, muss das Werkstück nach dem Erreichen der gewünschten Form noch ''abgehämmert'' werden, um eine erneute und somit gewünschte Verfestigung zum Gebrauch zu erreichen.
Beim Treibvorgang wird das [[Gefüge (Werkstoffkunde)|Kristallgefüge]] des Metalls gestört, da die [[Verformung]] durch handwerklich oder industrielle Bearbeitung ([[Tiefziehen]]) die [[Versetzungsdichte]] erhöht und das Material [[Kaltumformung#Kaltverfestigung|kaltverfestigt]]. Dabei wird das Metall zunehmend härter und spröder, man spricht von [[Verfestigung (Werkstoffkunde)|Verfestigung]]. Ein Ausglühen des Bunt- oder legierten Edelmetalls und anschließenden Abkühlen in Wasser zwischen den einzelnen Phasen des Werkvorgangs stellt die ursprüngliche [[Plastische Verformung|Plastizität]] wieder her. Dadurch kann wiederholt getrieben werden, bis die endgültige Form erreicht worden ist. Manchmal, zum Beispiel bei der Herstellung von Gefäßen, muss das Werkstück nach dem Erreichen der gewünschten Form noch ''abgehämmert'' werden, um eine erneute und gewünschte Verfestigung zum Gebrauch zu erreichen.


[[Beruf]]e, welche heute noch mit dem ''Treiben'' verwandt sind, heißen: [[Kunstschmied]], [[Schmied]], [[Kupferschmied]], [[Goldschmied]], [[Silberschmied]], [[Klempner|Spengler]] (auch ''Klempner'' genannt, was nichts mit der umgangssprachlichen Berufsbezeichnung für den [[Installateur|Gas-/Wasserinstallateur]] zu tun hat), [[Gürtler]] usw.
[[Beruf]]e, welche heute noch mit dem ''Treiben'' verwandt sind, heißen: [[Kunstschmied]], [[Schmied]], [[Kupferschmied]], [[Goldschmied]], [[Silberschmied]], [[Klempner|Spengler]] (auch ''Klempner'' genannt, was nichts mit der umgangssprachlichen Berufsbezeichnung für den [[Installateur|Gas-/Wasserinstallateur]] zu tun hat), [[Gürtler]] usw.


Frühere, heute fast ausgestorbene Berufsbezeichnungen die einen Bezug zum Metalltreiben haben: [[Grobschmied]], [[Pfannenschmied]], [[Kesselschmied]], [[Waffenschmied]], [[Harnischschmied]], [[Plattner]], [[Blechschmied]], [[Blechner]], [[Rotschmied]], [[Kettenschmied]], [[Schlosserei|Schlosser]], [[Werkzeugschmied]] usw.
Frühere, heute fast ausgestorbene Berufsbezeichnungen, die einen Bezug zum Metalltreiben haben: [[Grobschmied]], [[Pfannenschmied]], [[Kesselschmied]], [[Waffenschmied]], [[Harnischschmied]], [[Plattner]], [[Blechschmied]], [[Blechner]], [[Rotschmied]], [[Kettenschmied]], [[Schlosserei|Schlosser]], [[Werkzeugschmied]] usw.


Viele Anforderungen an das Treiben von Metall werden heute vom [[Kunstschmied]] übernommen, welcher sich in Bezug zur [[Kreativität]] der [[Metallbearbeitung]] heute fast zum [[Universalgenie]] entwickelt hat. Der heutige Lehrberuf zum bereits in den 80er Jahren abgeschafften "Kunstschmied" heißt heute "Metallbauer, Fachrichtung Gestaltung". In diesem Beruf werden jedoch nicht mehr alle zur Verfügung stehenden grundlegenden Kenntnisse der Metallbearbeitung vermittelt, wie es z. B. bei einer früheren Ausbildung zum (...) -Schmied üblich war.
Viele Anforderungen an das Treiben von Metall werden heute vom [[Kunstschmied]] übernommen. Der Lehrberuf zum bereits in den 1980er Jahren abgeschafften „Kunstschmied“ heißt heute „Metallbauer, Fachrichtung Gestaltung“. In diesem Beruf werden jedoch nicht mehr alle zur Verfügung stehenden grundlegenden Kenntnisse der Metallbearbeitung vermittelt, wie es zum Beispiel bei einer früheren Ausbildung zum () -Schmied üblich war.


== Verwendung ==
== Verwendung ==
Je nach Verwendung kann beim Treiben z.&nbsp;B. ein [[Relief]] entstehen. Diese Art der Metallbearbeitung wurde und wird häufig im [[Kunsthandwerk]] angewendet. So können hochwertige und zugleich dauerhafte [[Ornament (Bildende Kunst)|Ornamente]] oder grafische Darstellungen geschaffen werden. Weiterhin werden einzigartige Schalen, Vasen (z.&nbsp;B. in Aufzieh- und Prelltechnik), Leuchten, [[Schmuck]] oder auch [[Porträt]]s (hier wegen der Detailgenauigkeit in Kupfer oder Edelmetallen) von [[Kunstschmied]]en, bzw.&nbsp;Silber– und [[Goldschmied]]en gefertigt.
Je nach Verwendung kann beim Treiben zum Beispiel ein [[Relief]] entstehen. Diese Art der Metallbearbeitung wurde und wird häufig im [[Kunsthandwerk]] angewendet. So können hochwertige und zugleich dauerhafte [[Ornament]]e oder grafische Darstellungen geschaffen werden. Weiterhin werden einzigartige Schalen, Vasen (zum Beispiel in Aufzieh- und Prelltechnik), Leuchten, [[Schmuck]] oder auch [[Porträt]]s (hier wegen der Detailgenauigkeit in Kupfer oder Edelmetallen) von [[Kunstschmied]]en, bzw.&nbsp;Silber- und [[Goldschmied]]en gefertigt.


Vor allem für architektonisch eingebundene [[Kunst]] oder [[Unikat]]e im [[Design]]bereich und Kleinserien, spezieller Rohrleitungsbau oder auch im Bereich Restaurierung ist das Treiben von Metall auch heute unverzichtbar.
Vor allem für architektonisch eingebundene [[Kunst]] oder [[Unikat]]e im [[Design]]bereich und Kleinserien, spezieller Rohrleitungsbau oder auch im Bereich Restaurierung ist das Treiben von Metall auch heute unverzichtbar.


Nachdem die Autohersteller zunehmend den Anspruch haben, alle je hergestellten [[Modell]]e im [[Museum]] zeigen zu können, werden vermehrt auch ganze Fahrzeug[[karosserie]]n durch Treiben rekonstruiert. Es sind oft Spezialisten mit jahrzehntelanger Erfahrung, die solche Arbeiten durchführen. Schon ein geschwungener Kotflügel benötigt viele tausend Hammerschläge und ist dementsprechend teuer. In früheren Zeiten, also um 1920 bis ca.1950, gab es sog. mechanische Treibhämmer u. a. zum Herstellen gerundeter Autoteile. Das waren Maschinen, welche im kalten Zustand sehr schnell leichtere Schläge auf das zu bearbeitende und entsprechend dünne (Stahl-) Blech ausführten und nur durch erfahrene [[Meister]] bedient werden konnten.
Nachdem die Autohersteller zunehmend den Anspruch haben, alle je hergestellten [[Modell]]e im [[Museum]] zeigen zu können, werden vermehrt auch ganze Fahrzeug[[karosserie]]n durch Treiben rekonstruiert. Es sind oft Spezialisten mit jahrzehntelanger Erfahrung, die solche Arbeiten durchführen. Schon ein geschwungener Kotflügel benötigt viele tausend Hammerschläge und ist dementsprechend teuer. In früheren Zeiten, also um 1920 bis ca. 1950, gab es sog. mechanische Treibhämmer unter anderem zum Herstellen gerundeter Karosserieteile für Autos. Das waren Maschinen, die sehr schnell leichtere Schläge auf das im kalten Zustand zu bearbeitende dünne (Stahl-)Blech ausführten und nur durch erfahrene [[Meister]] bedient werden konnten.


Ein beachtenswertes [[Beispiel]] zur Verwendung von ''Vollmaterial'' in Bezug zum Treiben findet sich in der [[Geschichte]] des [[Tobiashammer]]s in [[Thüringen]]. Hier wurden mittels eines historisch [[wasserrad]]getriebenen [[Schwanzhammer]]s bis zum [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Zusammenbruch der DDR]] 1989 Kessel, [[Pfanne]]n aber v.&nbsp;a. [[Kesselpauke]]n ''aus einem Stück'' produziert, welche in Bezug zum [[Klang]] bis heute einen Maßstab setzen.
Ein Beispiel zur Verwendung von ''Vollmaterial'' in Bezug zum Treiben findet sich in der [[Geschichte]] des [[Tobiashammer]]s in [[Thüringen]]. Hier wurden mit einem historisch [[wasserrad]]getriebenen [[Schwanzhammer]]s bis zum [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Zusammenbruch der DDR]] 1989 Kessel, [[Pfanne]]n aber vor allem [[Kesselpauke]]n ''aus einem Stück'' produziert, deren [[Klang]] bis heute einen Maßstab setzt.


Ein heute vielgesehenes Beispiel von getriebenem Metall ist z.&nbsp;B. der Rahmen des goldenen M im McDonald’s-Leuchtzeichen. Es wird aus einer geraden L-förmigen Stahlleiste getrieben.
Ein heute vielgesehenes Beispiel von getriebenem Metall ist zum Beispiel der Rahmen des goldenen M im McDonald’s-Leuchtzeichen. Es wird aus einer geraden L-förmigen Stahlleiste getrieben.


Noch populärer dürfte die [[Freiheitsstatue]] in [[New York City|New York]] sein, welche aus 2,57 mm Kupfer getrieben wurde. Oder auch die [[Quadriga]] aus 2&nbsp;mm [[Kupfer]] auf dem [[Brandenburger Tor]] in Berlin – erschaffen 1793 von dem [[Kupferschmied]] [[Emanuel Jury]] nach einem [[Entwurf]] von [[Johann Gottfried Schadow]].
Noch populärer dürfte die [[Freiheitsstatue]] in [[New York City|New York]] sein, deren Hülle aus 2,57&nbsp;mm starken Kupferblechen getrieben wurde. Oder auch die [[Quadriga]] aus 2&nbsp;mm [[Kupfer]] auf dem [[Brandenburger Tor]] in Berlin – geschaffen 1793 von dem [[Kupferschmied]] [[Emanuel Jury]] nach einem [[Entwurf]] von [[Johann Gottfried Schadow]].


Gerade in [[Berlin]] kann man weiter viele herausragende Beispiele figuraler ''Treibkunst'' z. B. auf den [[Giebel]]n des [[Gendarmenmarkt]]es oder auch auf dem [[Museum für Kommunikation]] bewundern. Durch den [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] komplett zerstört, wurden die bis sechs Meter hohen Kupfer–[[Plastik (Kunst)|Plastiken]] in den 1970er bis 1990er Jahren durch den Berliner Kunstschmied und [[Metallplastik|Metallbildhauer]] [[Achim Kühn]] originalgetreu [[Rekonstruktion (Architektur)|rekonstruiert]].
Gerade in [[Berlin]] kann man weiter viele herausragende Beispiele figuraler ''Treibkunst'' zum Beispiel auf den [[Giebel]]n des [[Gendarmenmarkt]]es oder auch auf dem [[Museum für Kommunikation]] bewundern. Durch den [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] komplett zerstört, wurden die bis sechs Meter hohen Kupfer–[[Plastik (Kunst)|Plastiken]] in den 1970er bis 1990er Jahren durch den Berliner Kunstschmied und [[Metallplastik|Metallbildhauer]] [[Achim Kühn]] originalgetreu [[Rekonstruktion (Architektur)|rekonstruiert]].


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Erhard Brepohl]]: ''Theorie und Praxis des Goldschmieds.'' 15., erweiterte Auflage. Fachbuchverlag Leipzig im Hanser-Verlag, München u. a. 2003, ISBN 3-446-22364-9.
* Hans-Dieter Dobler, Werner Doll, Ulrich Fischer: ''Metalltechnik. Grundbildung.'' Europa-Fachbuchreihe für Metallberufe von Europa-Lehrmittel, 2007, ISBN 978-3-8085-1111-4.
* Manfred Kluge (Lektorat): ''Metalltechnik. Metallbau- und Fertigungstechnik, Grundbildung'' (= ''Europa-Fachbuchreihe für Metallberufe.''). 9., erweiterte Auflage. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten 2007, ISBN 978-3-8085-1139-8.
* [[Achim Kühn]], Helgard Kühn: ''Treiben von Kupfer und Kupferlegierungen.'' Deutsches Kupferinstitut e.&nbsp;V. 1993, ISBN 3-921505-07-0.
* Deutsches Kupfer-Institut e.&nbsp;V. (Hrsg.): ''Treiben von Kupfer und Kupferlegierungen.'' Deutsches Kupferinstitut e.&nbsp;V., Düsseldorf 1993, ISBN 3-921505-07-0.
* [[Otto Schmirler]]: ''Werk und Werkzeug des Kunstschmieds.'' Wasmuth-Verlag, 1981, ISBN 3-8030-5040-5. (französisch/englisch/deutsch).
* [[Otto Schmirler]]: ''Werk und Werkzeug des Kunstschmieds.'' Wasmuth, Tübingen 1981, ISBN 3-8030-5040-5 (französisch/englisch/deutsch).
* ''Der Silberschmied. Lehr- und Handbuch.'' Rühle-Diebener-Verlag, 1982, ISBN 85-258-5258-9.
* ''Der Silberschmied. Lehr- und Handbuch.'' Rühle-Diebener, Stuttgart 1982.
* Erhard Brepohl: ''Theorie und Praxis des Goldschmieds.'' Hanser Fachbuchverlag, 2003, ISBN 3-343-00004-3.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references />


[[Kategorie:Umformen]]
[[Kategorie:Umformendes Fertigungsverfahren]]
[[Kategorie:Bildhauerei]]
[[Kategorie:Bildhauerei]]
[[Kategorie:Schmiedekunst]]
[[Kategorie:Schmiedekunst]]
[[Kategorie:Künstlerische Technik]]
[[Kategorie:Künstlerische Technik]]
[[Kategorie:Blechumformung]]

Aktuelle Version vom 6. November 2023, 12:13 Uhr

Handwerkliche Treibarbeit in Eisenblech an der Einfriedung einer Villa in Wiesbaden (um 1910)
Der mythische Vogel Hamsa, Signet des birmanischen Königs Alaungphaya. Treibarbeit auf dem Goldenen Brief von 1756.

Treiben (auch Treibarbeit) ist ein – künstlerischer oder industrieller – Arbeitsprozess beim Freiformen von Metallen und zählt zu den Umformverfahren.

Beim Treiben wird Blech durch Schläge mit Meißel, Punzen, Schlegel- und Treibhammer plastisch verformt (meist im kalten Zustand).

Die ins Blech getriebene konkave Verformung wird auf der Rückseite des Blechs als konvexe Form sichtbar. Erleichtert wird die Verformung durch das Arbeiten auf einer nachgiebigen Unterlage. Kunsthandwerker wie Gold- und Silberschmiede verwenden als Unterlage Treibpech oder -kitt, der den Hammerschlägen ausreichenden Widerstand entgegensetzt und nach der Arbeit durch Erhitzen wieder geglättet wird.

Beim künstlerischen Treiben werden Vertiefungen ins Blech getrieben, um auf der Rückseite ein Relief zu erzeugen.

Zum Treiben wird oft weichgeglühtes Blech verwendet. Kupferblech erhärtet während der Bearbeitung durch Kaltverfestigung und muss gegebenenfalls wieder in die ursprünglich entspannte kristalline Struktur zurückversetzt werden (Rekristallisation).

Bereits im Altertum war diese Technik der Metallbearbeitung bekannt. Die Anfänge liegen nach bisherigen Erkenntnissen in Mesopotamien,[1] der ersten Hochkultur der Menschheitsgeschichte. In altägyptischer Zeit wurden hervorragende Werke der Treibtechnik aus Silber, Gold und Bronze geschaffen, die etwa als Grabbeigaben erhalten geblieben sind.

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arbeitstechnisch wird zwischen Aufziehen, Tiefziehen, Prellen, Verdrängen und Stauchen unterschieden:

  • Aufziehen geschieht durch kreisförmiges Hämmern von der Mitte des Werkstücks aus, wobei spiralförmig zum Rand hin gearbeitet wird.
  • Tiefziehen ist das in der Regel industrielle Verfahren, zum Niederdrücken eines unten hohlliegenden Bleches, wobei es das (Ein-) falten des Materials zu verhindern gilt. Eindellen bezeichnet den handwerklichen Vorgang des Treibens in einer Holzmulde.
  • Prellen wird verwendet, um enghalsige Gefäße mittels eines Spezialwerkzeugs, einem Prelleisen „auszudellen“, sprich nach außen zu formen. Das Prellen ist eine Hilfsmethode, wenn die normale äußere Bearbeitung mit Treibhämmern selbst im Zusammenspiel mit Punzen nicht mehr möglich ist, vor allem bei einem gewünschten Heraustreiben enghalsiger Hohlkörper, wie zum Beispiel Vasen, Trinkgefäße oder auch andere, etwa als industrielle Prototypen genutzte plastisch verformte Werkstücke. Beim Prellen wirken die Schläge indirekt. Das Prelleisen wird durch Schläge eines leichten Hammers in Schwingungen versetzt, die am abgerundeten Ende des Eisens eine Verformung des Werkstücks bewirken.
  • Verdrängen wird gern sowohl beim Treiben, als auch beim Schmieden verwendet, um den Materialquerschnitt auf einer festen Unterlage (Amboss) zu reduzieren.
  • Stauchen wird beim Treiben auch Einziehen genannt. Es muss dabei das Faltenschlagen bzw. Reißen des Materials beachtet werden.
Handwerkliche Treibarbeit. Das Blech liegt dabei im rötlichen Ziselierkitt, der die Verformung des Blechs erlaubt, indem er unter den Schlägen nachgibt.

Das zu treibende Blech oder auch Vollmaterial aus Metall wird etwa mittels eines Treib- oder Schmiedehammers auf der späteren Rückseite bearbeitet und dehnt sich dabei aus. Wenn dies auf einem festen Grund wie dem Amboss bzw. Treibamboss geschieht, so verformt sich dabei eine größere Partie des Blechs zu einer Wölbung. Auf einem nachgiebigen Untergrund ist demgegenüber ein wesentlich feineres und genaueres Arbeiten möglich, vergleichbar mit dem Tiefziehen. Zum Fertigen eines Reliefs wird das zu bearbeitende Blech zum weiteren Heraustreiben und gegebenenfalls späteren Ziselieren auf Blei oder Kitt gelegt. Hier wird dagegen von der Vorderseite gearbeitet. Die Bearbeitung geschieht mit Hilfe verschieden geformter Treibhämmer und Punzen oder auch mit diversen Treibstöckeln. Häufig wird dabei eine Anke verwendet. Als Unterlage für künstlerisch freies Arbeiten dient ein Treibsack, ein mit Sand oder ähnlichem Material gefüllter Lederbeutel. Feinere Arbeiten werden durch Einbetten des Bleches in Treibkitt und anschließendes Treiben bzw. Ziselieren mittels kleinerer Werkzeuge erreicht.

Die am besten zum handwerklichen Treiben geeigneten Metalle sind Kupfer und bestimmte Kupferlegierungen, so genannte Knetlegierungen, wie weiche Messing- (zum Beispiel Tombak), Silber- und (aus Kostengründen eher selten) Goldlegierungen. Grundsätzlich eignet sich auch gut Aluminium und rostfreier Edelstahl. Auch die von Natur aus härteren und somit schwieriger zu bearbeitenden Bronze- und Eisenbleche sind selbstverständlich auch zum Treiben geeignet. Letztere sind eher im architektonischen Bereich zu finden. Nur die Technik des Treibens konnte in früher Zeit zum Beispiel bei der Herstellung von Gefäßen oder antiken Helmen und vielen anderen angewandt werden. Andere Möglichkeiten gab es zur räumlich-künstlerischen Metallbearbeitung bis in die späte Neuzeit bzw. Moderne nicht, was natürlich auch auf Alltagsgegenstände, wie Töpfe oder große Kessel zutraf. Das bekannte Verfahren des Gießens wurde in der Regel aus Kostengründen vermieden.

Beim Treibvorgang wird das Kristallgefüge des Metalls gestört, da die Verformung durch handwerklich oder industrielle Bearbeitung (Tiefziehen) die Versetzungsdichte erhöht und das Material kaltverfestigt. Dabei wird das Metall zunehmend härter und spröder, man spricht von Verfestigung. Ein Ausglühen des Bunt- oder legierten Edelmetalls und anschließenden Abkühlen in Wasser zwischen den einzelnen Phasen des Werkvorgangs stellt die ursprüngliche Plastizität wieder her. Dadurch kann wiederholt getrieben werden, bis die endgültige Form erreicht worden ist. Manchmal, zum Beispiel bei der Herstellung von Gefäßen, muss das Werkstück nach dem Erreichen der gewünschten Form noch abgehämmert werden, um eine erneute und gewünschte Verfestigung zum Gebrauch zu erreichen.

Berufe, welche heute noch mit dem Treiben verwandt sind, heißen: Kunstschmied, Schmied, Kupferschmied, Goldschmied, Silberschmied, Spengler (auch Klempner genannt, was nichts mit der umgangssprachlichen Berufsbezeichnung für den Gas-/Wasserinstallateur zu tun hat), Gürtler usw.

Frühere, heute fast ausgestorbene Berufsbezeichnungen, die einen Bezug zum Metalltreiben haben: Grobschmied, Pfannenschmied, Kesselschmied, Waffenschmied, Harnischschmied, Plattner, Blechschmied, Blechner, Rotschmied, Kettenschmied, Schlosser, Werkzeugschmied usw.

Viele Anforderungen an das Treiben von Metall werden heute vom Kunstschmied übernommen. Der Lehrberuf zum bereits in den 1980er Jahren abgeschafften „Kunstschmied“ heißt heute „Metallbauer, Fachrichtung Gestaltung“. In diesem Beruf werden jedoch nicht mehr alle zur Verfügung stehenden grundlegenden Kenntnisse der Metallbearbeitung vermittelt, wie es zum Beispiel bei einer früheren Ausbildung zum (…) -Schmied üblich war.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Je nach Verwendung kann beim Treiben zum Beispiel ein Relief entstehen. Diese Art der Metallbearbeitung wurde und wird häufig im Kunsthandwerk angewendet. So können hochwertige und zugleich dauerhafte Ornamente oder grafische Darstellungen geschaffen werden. Weiterhin werden einzigartige Schalen, Vasen (zum Beispiel in Aufzieh- und Prelltechnik), Leuchten, Schmuck oder auch Porträts (hier wegen der Detailgenauigkeit in Kupfer oder Edelmetallen) von Kunstschmieden, bzw. Silber- und Goldschmieden gefertigt.

Vor allem für architektonisch eingebundene Kunst oder Unikate im Designbereich und Kleinserien, spezieller Rohrleitungsbau oder auch im Bereich Restaurierung ist das Treiben von Metall auch heute unverzichtbar.

Nachdem die Autohersteller zunehmend den Anspruch haben, alle je hergestellten Modelle im Museum zeigen zu können, werden vermehrt auch ganze Fahrzeugkarosserien durch Treiben rekonstruiert. Es sind oft Spezialisten mit jahrzehntelanger Erfahrung, die solche Arbeiten durchführen. Schon ein geschwungener Kotflügel benötigt viele tausend Hammerschläge und ist dementsprechend teuer. In früheren Zeiten, also um 1920 bis ca. 1950, gab es sog. mechanische Treibhämmer unter anderem zum Herstellen gerundeter Karosserieteile für Autos. Das waren Maschinen, die sehr schnell leichtere Schläge auf das im kalten Zustand zu bearbeitende dünne (Stahl-)Blech ausführten und nur durch erfahrene Meister bedient werden konnten.

Ein Beispiel zur Verwendung von Vollmaterial in Bezug zum Treiben findet sich in der Geschichte des Tobiashammers in Thüringen. Hier wurden mit einem historisch wasserradgetriebenen Schwanzhammers bis zum Zusammenbruch der DDR 1989 Kessel, Pfannen aber vor allem Kesselpauken aus einem Stück produziert, deren Klang bis heute einen Maßstab setzt.

Ein heute vielgesehenes Beispiel von getriebenem Metall ist zum Beispiel der Rahmen des goldenen M im McDonald’s-Leuchtzeichen. Es wird aus einer geraden L-förmigen Stahlleiste getrieben.

Noch populärer dürfte die Freiheitsstatue in New York sein, deren Hülle aus 2,57 mm starken Kupferblechen getrieben wurde. Oder auch die Quadriga aus 2 mm Kupfer auf dem Brandenburger Tor in Berlin – geschaffen 1793 von dem Kupferschmied Emanuel Jury nach einem Entwurf von Johann Gottfried Schadow.

Gerade in Berlin kann man weiter viele herausragende Beispiele figuraler Treibkunst zum Beispiel auf den Giebeln des Gendarmenmarktes oder auch auf dem Museum für Kommunikation bewundern. Durch den Zweiten Weltkrieg komplett zerstört, wurden die bis sechs Meter hohen Kupfer–Plastiken in den 1970er bis 1990er Jahren durch den Berliner Kunstschmied und Metallbildhauer Achim Kühn originalgetreu rekonstruiert.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erhard Brepohl: Theorie und Praxis des Goldschmieds. 15., erweiterte Auflage. Fachbuchverlag Leipzig im Hanser-Verlag, München u. a. 2003, ISBN 3-446-22364-9.
  • Manfred Kluge (Lektorat): Metalltechnik. Metallbau- und Fertigungstechnik, Grundbildung (= Europa-Fachbuchreihe für Metallberufe.). 9., erweiterte Auflage. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten 2007, ISBN 978-3-8085-1139-8.
  • Deutsches Kupfer-Institut e. V. (Hrsg.): Treiben von Kupfer und Kupferlegierungen. Deutsches Kupferinstitut e. V., Düsseldorf 1993, ISBN 3-921505-07-0.
  • Otto Schmirler: Werk und Werkzeug des Kunstschmieds. Wasmuth, Tübingen 1981, ISBN 3-8030-5040-5 (französisch/englisch/deutsch).
  • Der Silberschmied. Lehr- und Handbuch. Rühle-Diebener, Stuttgart 1982.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Repoussé – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: treiben – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Harald Hauptmann, Ernst Pernicka (Hrsg.): Die Metallindustrie Mesopotamiens von den Anfängen bis zum 2. Jahrtausend v. Chr. (= Orient-Archäologie. 3). Leidorf, Rahden 2004, ISBN 3-89646-633-X (Beiträge von Barbara Helwing, Joachim Lutz, Uwe Müller und Michael Müller-Karpe.).