„Nachkomme“ – Versionsunterschied

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'''Nachkomme''' (weiblich: Nachkommin), '''Nachfahr'''('''e'''),<ref name="Duden-Nachkomme" /> Abkömmling oder '''Deszendent''' bezeichnet in der [[Biologie]] ein [[Individuum]], das bei der [[Fortpflanzung|Fortpflanzung oder Vermehrung]] von [[Lebewesen]] entsteht – bei Menschen ein [[Verwandtschaftsbeziehung #Kinder|Kind]] oder dessen [[Enkel|Kind(eskind)]]. Fachsprachlich wird die '''Nachkommenschaft''' als ''Deszendenz'' bezeichnet ([[latein]]isch „absteigend, nachkommend“) – ihr Gegenteil ist die ''Aszendenz'' („aufsteigend, vorgehend“): die [[Vorfahr]]enschaft eines Individuums. Im Unterschied zu den [[Abstammungslinie|biologischen ''Abstammungslinien'']] eines Nachkommen haben [[Gesellschaft (Soziologie)|menschliche Gesellschaften]] unterschiedliche [[Deszendenzregeln|kulturelle ''Abstammungsregeln'']], die [[Soziale Norm|festlegen]], ob ein Kind als Nachkomme von Mutter ''und'' Vater gesehen wird, oder ob nur die [[Patrilinearität|väterseitige]] ''oder'' die [[Matrilinearität|mütterseitige]] [[Abstammung]] zählt. Im [[Europäischer Kulturraum|europäischen Kulturraum]] gilt die Abstammungsregel von beiden [[Elternteil]]en ''([[Deszendenzregeln #Kognatische, bilaterale Abstammung|kognatisch-bilateral]])'', wie in den meisten [[Industriegesellschaft|hochindustrialisierten]] Gesellschaften; dieser Regel folgen auch etwa 30&nbsp;% der weltweit 1300&nbsp;[[Ethnie]]n und [[Indigene Völker|indigenen Völker]].<ref name="Gray 1998" /> Daneben gibt es [[Elternschaft#Rechtliche Elternschaft|''rechtliche'' Formen]] der Nachkommenschaft, beispielsweise die [[Adoption]] einer Person „an Kindes statt“, eine [[Vaterschaftsanerkennung]] oder eine Geburt nach fremder [[Eizellspende]].
'''Nachkomme''', weiblich '''Nachkommin''', auch '''Nachfahr'''('''e''') und '''Nachfahrin''',<ref name="Duden Nachkomme" /> '''Abkömmling''' oder '''Deszendent''', bezeichnet in der [[Biologie]] ein [[Individuum]], das bei der [[Fortpflanzung]] von [[Lebewesen]] entsteht – bei Menschen ein [[Verwandtschaftsbeziehung#Kinder|Kind]] oder dessen [[Verwandtschaftsbeziehung#Enkel-|Kind(eskind)]].
Fachsprachlich wird die '''Nachkommenschaft''' als ''Deszendenz'' bezeichnet ([[latein]]isch „absteigend, nachkommend“) – ihr Gegenteil ist die ''Aszendenz'' („aufsteigend, vorgehend“): die [[Vorfahr]]enschaft eines Individuums. Im Unterschied zu den [[Abstammungslinie|biologischen ''Abstammungslinien'']] eines Nachkommen haben [[Gesellschaft (Soziologie)|menschliche Gesellschaften]] unterschiedliche [[Deszendenzregeln|kulturelle ''Abstammungsregeln'']], die [[Soziale Norm|festlegen]], ob ein Kind als Nachkomme von Mutter ''und'' Vater gesehen wird, oder ob nur die [[Patrilinearität|väterseitige]] ''oder'' die [[Matrilinearität|mütterseitige]] [[Abstammung]] zählt.
Im [[Europäischer Kulturraum|europäischen Kulturraum]] gilt die Abstammungsregel von beiden [[Verwandtschaftsbeziehung#Eltern|Elternteilen]] ''([[Deszendenzregeln#Kognatische, bilaterale Abstammung|kognatisch-bilateral]])'', wie in den meisten [[Industriegesellschaft|hochindustrialisierten]] Gesellschaften; dieser Regel folgen auch etwa 30 % der weltweit 1300&nbsp;[[Ethnie]]n und [[Indigene Völker|indigenen Völker]].<ref name="Gray 1998" /> Daneben gibt es [[Elternschaft#Rechtliche Elternschaft|''rechtliche'' Formen]] der Nachkommenschaft, beispielsweise die [[Adoption]] einer Person „an Kindes statt“, eine [[Vaterschaftsanerkennung]] oder eine Geburt nach fremder [[Eizellspende]].


Im [[Erbrecht (Deutschland)|deutschen Erbrecht]] bilden die Nachkommen einer verstorbenen Person (die ''Leibeserben'') die sogenannte „1.&#8201;Ordnung“ der [[Gesetzliche Erbfolge|''gesetzlichen'' Erbfolge]], wenn keine letztwillige Verfügung hinterlassen wurde ([[Testament]] oder [[Erbvertrag]]).
Im [[Erbrecht (Deutschland)|deutschen Erbrecht]] bilden die Nachkommen einer verstorbenen Person (die ''Leibeserben'') die sogenannte „1.&#8201;Ordnung“ der [[Gesetzliche Erbfolge|''gesetzlichen'' Erbfolge]], wenn keine letztwillige Verfügung hinterlassen wurde ([[Testament]] oder [[Erbvertrag]]).


In der [[Genealogie]] (Familiengeschichtsforschung) wird die Nachkommenschaft einer Person in einer [[Nachkommenliste]] oder [[Nachkommentafel]] dargestellt: Den Kindern folgen die [[Enkel|Enkel, Urenkel, Ururenkel]] und so weiter absteigend (siehe [[Generationsbezeichnungen]]). Das [[Guinness-Buch der Rekorde]] verzeichnet sieben lebende Generationen einer [[Verwandtschaftsbeziehung#Gerade Linie – Seitenlinie|geraden Linie]],<ref name="Guinness-Generationen" /> im Jahre 2013 wurden sechs nachgewiesen: Eine 86-jährige [[Kanada|Kanadierin]] erlebte die Geburt ihres [[Blutsverwandtschaft|leiblichen]] Urururenkels, dessen Urururgroßmutter sie ist.<ref name="Badische 2013" />
In der [[Genealogie]] (Familiengeschichtsforschung) wird die Nachkommenschaft einer Person in einer [[Nachkommenliste]] oder [[Nachkommentafel]] dargestellt: Den Kindern folgen die [[Verwandtschaftsbeziehung#Enkel-|Enkel, Urenkel, Ururenkel]] und so weiter absteigend (siehe [[Generationsbezeichnungen]]). Das [[Guinness World Records|Guinness-Buch der Rekorde]] verzeichnet sieben lebende Generationen einer [[Verwandtschaftsbeziehung#Gerade Linie – Seitenlinie|geraden Linie]],<ref name="Guinness-Generationen" /> im Jahre 2013 wurden sechs nachgewiesen: Eine 86-jährige [[Kanada|Kanadierin]] erlebte die Geburt ihres [[Blutsverwandtschaft|leiblichen]] Urururenkels, dessen Urururgroßmutter sie ist.<ref name="Badische 2013" />


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Wolfgang Kraus: ''Zum Begriff der Deszendenz. Ein selektiver Überblick.'' In: ''Anthropos.'' Band&nbsp;92, 1997, S.&nbsp;139–163 ([http://www.jstor.org/discover/10.2307/40465363?uid=3737864&uid=2129&uid=2&uid=70&uid=4&sid=21102716247547 Voransicht bei JSTOR]).
* Wolfgang Kraus: ''Zum Begriff der Deszendenz: Ein selektiver Überblick.'' In: ''Anthropos.'' Band&nbsp;92, 1997, S.&nbsp;139–163 ([https://www.jstor.org/stable/40465363 Voransicht bei JSTOR]).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*{{Internetquelle
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| autor = Christina Schallenberg
| titel = Geschichte+Archäologie: Millionenfacher Nachwuchs
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* Christina Schallenberg: [https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/millionenfacher-nachwuchs/ ''Geschichte+Archäologie: Millionenfacher Nachwuchs.''] In: ''[[Bild der Wissenschaft|Wissenschaft.de]].'' 26. Oktober 2005 (chinesischer Adliger hat nachgewiesenermaßen 1,5&nbsp;Millionen Nachkommen).


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references>
<references>
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Worteintrag: [https://www.duden.de/rechtschreibung/Nachkomme ''Nachkomme, der.''] In: ''[[Duden#Duden online|Duden online]].'' Abgerufen am 22. März 2022; Zitat: „Bedeutung: Lebewesen (besonders männliche Person), das in gerader Linie von einem anderen Lebewesen abstammt; Herkunft: mittelhochdeutsch ''nāchkome'', auch = Nachfolger“.<br />
Duden-Redaktion: [https://www.duden.de/node/698369/revisions/1344961/view ''Nachkomme:''] „Lebewesen (besonders Mensch), das in gerader Linie von einem anderen Lebewesen abstammt […] Herkunft: mittelhochdeutsch ''nāchkome'', auch = Nachfolger“. Ebenda: [https://www.duden.de/node/770369/revisions/1352952/view ''Nachkommin:''] „weibliche Form zu Nachkomme […] Plural: die Nachkomminnen“. Ebenda: [https://www.duden.de/node/745077/revisions/1319405/view ''Nachfahr:''] „Verwandte Form: Nachfahre – Bedeutung: Nachkomme […] Herkunft: mittelhochdeutsch ''nāchvar''“. Hinweis: ''[[Duden #Elektronische Ausgaben|Duden online]]'' erklärt zu [https://www.duden.de/node/734715/revisions/1138520/view ''Vorfahr:''] „Herkunft: mittelhochdeutsch ''vorvar'', 2. Bestandteil mittelhochdeutsch ''-var'', althochdeutsch ''-faro'' = Fahrender“. Alle abgerufen am 25. März 2018.
Ebenda: [https://www.duden.de/rechtschreibung/Nachkommin ''Nachkommin, die:''] „Bedeutung: Lebewesen (besonders weibliche Person), das in gerader Linie von einem anderen Lebewesen abstammt“.<br />
Ebenda: [https://www.duden.de/rechtschreibung/Nachfahre ''Nachfahre, der:''] „Bedeutung: Nachkomme; Herkunft: mittelhochdeutsch ''nāchvar''“.<br />
Ebenda: [https://www.duden.de/rechtschreibung/Nachfahr ''Nachfahr, der:''] „Verwandte Form: Nachfahre“.<br />
Ebenda: [https://www.duden.de/rechtschreibung/Nachfahrin ''Nachfahrin, die:''] „Bedeutung: Nachkommin“.<br />
Hinweis: Der Online-Duden erklärt zu [https://www.duden.de/rechtschreibung/Vorfahr ''Vorfahr, der:''] „Bedeutung: Angehöriger einer früheren Generation [der Familie]; Herkunft: mittelhochdeutsch ''vorvar'', 2. Bestandteil mittelhochdeutsch ''-var'', althochdeutsch ''-faro'' = Fahrender, ursprünglich = Vorgänger (z.&nbsp;B. im Amt)“.
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J. Patrick Gray: ''Ethnographic Atlas Codebook.'' In: ''World Cultures.'' Band&nbsp;10, Nr.&nbsp;1, 1998, S.&nbsp;86–136, hier S.&nbsp;104: Tabelle&nbsp;43 ''Descent: Major Type'' ([http://eclectic.ss.uci.edu/~drwhite/worldcul/Codebook4EthnoAtlas.pdf PDF-Datei: 2,4&nbsp;MB; 52&nbsp;Seiten: ohne Seitenzahlen]); eine der wenigen Auswertungen aller damals weltweit erfassten 1267&nbsp;Ethnien: „584&nbsp;Patrilineal […] 160&nbsp;Matrilineal […] 349&nbsp;Bilateral“ (= 46,1&nbsp;%&nbsp;patrilinear; 12,6&nbsp;%&nbsp;matrilinear; 27,6&nbsp;%&nbsp;kognatisch-bilateral). Der grundlegende [http://eclectic.ss.uci.edu/~drwhite/worldcul/atlas.htm ''Ethnographic Atlas''] erfasst mittlerweile weltweit 1300&nbsp;Ethnien und indigene Völker (Stand 2018 im [http://intersci.ss.uci.edu/wiki/index.php/Ethnographic_Atlas ''InterSciWiki'']); er dient dem ganzheitlichen Kulturvergleich der Völker, z.&nbsp;B. im internationalen [[HRAF|HRAF-Projekt]].
J. Patrick Gray: ''Ethnographic Atlas Codebook.'' In: ''World Cultures.'' Band&nbsp;10, Nr.&nbsp;1, 1998, S.&nbsp;86–136, hier S.&nbsp;104: Tabelle&nbsp;43 ''Descent: Major Type'' (englisch; [https://web.archive.org/web/20180819081049/http://eclectic.ss.uci.edu/~drwhite/worldcul/Codebook4EthnoAtlas.pdf PDF: 2,4&nbsp;MB, 52&nbsp;Seiten ohne Seitenzahlen]); eine der wenigen Auswertungen aller damals weltweit erfassten 1267&nbsp;Ethnien: „584&nbsp;Patrilineal […] 160&nbsp;Matrilineal […] 349&nbsp;Bilateral“ (= 46,1 % patrilinear; 12,6 % matrilinear; 27,6 % kognatisch-bilateral). Ende 2012 waren im [https://serc.carleton.edu/sp/carl_ltc/quantitative_writing/examples/38070.html ''Ethnographic Atlas''] weltweit genau [https://web.archive.org/web/20180610021918/http://intersci.ss.uci.edu/wiki/index.php/Ethnographic_Atlas 1300&nbsp;Ethnien] erfasst, von denen oft nur Stichproben ausgewertet wurden, beispielsweise im internationalen [[Kulturvergleichende Sozialforschung#Das HRAF-Projekt|HRAF]]-Projekt.
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Rekord-Eintrag: [https://www.guinnessworldrecords.de/world-records/most-living-generations-(ever) ''Most living generations ever.''] In: ''[[Guinness World Records|GuinnessWorldRecords.de]].'' Abgerufen am 22. März 2022 (englisch; ohne Foto: “1989: The most generations alive in a single family has been seven. […] Augusta Bunge (USA) aged 109 years […]”).
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Gerd Braune: [https://www.badische-zeitung.de/panorama/in-einer-kanadischen-familie-leben-sechs-generationen--73697992.html ''Ottawa: In einer kanadischen Familie leben sechs Generationen.''] In: ''[[Badische Zeitung]].'' 19. Juli 2013, abgerufen am 22. März 2022; Zitat: „Baby Ethan ist das jüngste Mitglied der Familie Steiner in Mississauga bei Toronto. Es ist vermutlich die einzige Familie Kanadas, in der sechs Generationen leben. […] Doreen Byers, seit dem Wochenende Ur-Ur-Ur-Großmutter, zählt 86&nbsp;Jahre&nbsp;[…]“.
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Aktuelle Version vom 29. Dezember 2023, 05:49 Uhr

Nachkomme, weiblich Nachkommin, auch Nachfahr(e) und Nachfahrin,[1] Abkömmling oder Deszendent, bezeichnet in der Biologie ein Individuum, das bei der Fortpflanzung von Lebewesen entsteht – bei Menschen ein Kind oder dessen Kind(eskind).

Fachsprachlich wird die Nachkommenschaft als Deszendenz bezeichnet (lateinisch „absteigend, nachkommend“) – ihr Gegenteil ist die Aszendenz („aufsteigend, vorgehend“): die Vorfahrenschaft eines Individuums. Im Unterschied zu den biologischen Abstammungslinien eines Nachkommen haben menschliche Gesellschaften unterschiedliche kulturelle Abstammungsregeln, die festlegen, ob ein Kind als Nachkomme von Mutter und Vater gesehen wird, oder ob nur die väterseitige oder die mütterseitige Abstammung zählt.

Im europäischen Kulturraum gilt die Abstammungsregel von beiden Elternteilen (kognatisch-bilateral), wie in den meisten hochindustrialisierten Gesellschaften; dieser Regel folgen auch etwa 30 % der weltweit 1300 Ethnien und indigenen Völker.[2] Daneben gibt es rechtliche Formen der Nachkommenschaft, beispielsweise die Adoption einer Person „an Kindes statt“, eine Vaterschaftsanerkennung oder eine Geburt nach fremder Eizellspende.

Im deutschen Erbrecht bilden die Nachkommen einer verstorbenen Person (die Leibeserben) die sogenannte „1. Ordnung“ der gesetzlichen Erbfolge, wenn keine letztwillige Verfügung hinterlassen wurde (Testament oder Erbvertrag).

In der Genealogie (Familiengeschichtsforschung) wird die Nachkommenschaft einer Person in einer Nachkommenliste oder Nachkommentafel dargestellt: Den Kindern folgen die Enkel, Urenkel, Ururenkel und so weiter absteigend (siehe Generationsbezeichnungen). Das Guinness-Buch der Rekorde verzeichnet sieben lebende Generationen einer geraden Linie,[3] im Jahre 2013 wurden sechs nachgewiesen: Eine 86-jährige Kanadierin erlebte die Geburt ihres leiblichen Urururenkels, dessen Urururgroßmutter sie ist.[4]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfgang Kraus: Zum Begriff der Deszendenz: Ein selektiver Überblick. In: Anthropos. Band 92, 1997, S. 139–163 (Voransicht bei JSTOR).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Nachkomme – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Worteintrag: Nachkomme, der. In: Duden online. Abgerufen am 22. März 2022; Zitat: „Bedeutung: Lebewesen (besonders männliche Person), das in gerader Linie von einem anderen Lebewesen abstammt; Herkunft: mittelhochdeutsch nāchkome, auch = Nachfolger“.
    Ebenda: Nachkommin, die: „Bedeutung: Lebewesen (besonders weibliche Person), das in gerader Linie von einem anderen Lebewesen abstammt“.
    Ebenda: Nachfahre, der: „Bedeutung: Nachkomme; Herkunft: mittelhochdeutsch nāchvar“.
    Ebenda: Nachfahr, der: „Verwandte Form: Nachfahre“.
    Ebenda: Nachfahrin, die: „Bedeutung: Nachkommin“.
    Hinweis: Der Online-Duden erklärt zu Vorfahr, der: „Bedeutung: Angehöriger einer früheren Generation [der Familie]; Herkunft: mittelhochdeutsch vorvar, 2. Bestandteil mittelhochdeutsch -var, althochdeutsch -faro = Fahrender, ursprünglich = Vorgänger (z. B. im Amt)“.
  2. J. Patrick Gray: Ethnographic Atlas Codebook. In: World Cultures. Band 10, Nr. 1, 1998, S. 86–136, hier S. 104: Tabelle 43 Descent: Major Type (englisch; PDF: 2,4 MB, 52 Seiten ohne Seitenzahlen); eine der wenigen Auswertungen aller damals weltweit erfassten 1267 Ethnien: „584 Patrilineal […] 160 Matrilineal […] 349 Bilateral“ (= 46,1 % patrilinear; 12,6 % matrilinear; 27,6 % kognatisch-bilateral). Ende 2012 waren im Ethnographic Atlas weltweit genau 1300 Ethnien erfasst, von denen oft nur Stichproben ausgewertet wurden, beispielsweise im internationalen HRAF-Projekt.
  3. Rekord-Eintrag: Most living generations ever. In: GuinnessWorldRecords.de. Abgerufen am 22. März 2022 (englisch; ohne Foto: “1989: The most generations alive in a single family has been seven. […] Augusta Bunge (USA) aged 109 years […]”).
  4. Gerd Braune: Ottawa: In einer kanadischen Familie leben sechs Generationen. In: Badische Zeitung. 19. Juli 2013, abgerufen am 22. März 2022; Zitat: „Baby Ethan ist das jüngste Mitglied der Familie Steiner in Mississauga bei Toronto. Es ist vermutlich die einzige Familie Kanadas, in der sechs Generationen leben. […] Doreen Byers, seit dem Wochenende Ur-Ur-Ur-Großmutter, zählt 86 Jahre […]“.