„Yasumasa Morimura“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
K Null vor Datumsangabe entfernt, fehlendes Wort ergänzt, typografische Anführungszeichen, Kleinkram
 
(28 dazwischenliegende Versionen von 19 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Belege}}
'''Yasumasa Morimura''' ([[Japanische Schrift|jap.]] {{lang|ja-Hani|森村もりむら やすしあきら}} ''Morimura Yasumasa''; * [[11. Juni]] [[1951]] in [[Tennōji-ku (Ōsaka)|Tennōji-ku]], [[Ōsaka]]) ist ein japanischer Künstler.
[[Datei:Yasumasa Morimura (Osaka 1990).jpg|mini|Yasumasa Morimura in seinem Studio in Osaka, 1990]]
'''Yasumasa Morimura''' ([[Japanische Schrift|jap.]] {{lang|ja|森村もりむら やすしあきら}} ''Morimura Yasumasa''; * [[11. Juni]] [[1951]] in [[Tennōji-ku (Osaka)|Tennōji-ku]], [[Osaka]]) ist ein japanischer Künstler.


== Werk ==
== Werk ==
Er ist ein Vertreter der [[Appropriation Art]]. Morimura inszenierte sich selbst unter anderem nach Fotografien von [[Cindy Sherman]], auf denen sie sich selbst in verschiedenen Verkleidungen und Rollen porträtierte („Film Stills“). Da Sherman als Frau auf ihren Bildern oft in männliche Rollen schlüpft, Morimura jedoch in weibliche, wird das Verwirrspiel geschlechtlicher Identität noch weiter gesteigert.


Yasumasa Morimura gehört der 2. Generation der appropriation artists an. Als Teil dieser Strömung appropriiert er die Künstler der 1. Generation. Während es sich bei diesen ([[Elaine Sturtevant|Sturtevant]], Pettibone, [[Louise Lawler|Lawler]], [[Les Levine|Levine]] u. a.) oft um [[Autor]]schaft, Originalität, geistiges Eigentum und [[Signatur (Kunst)|Signatur]] handelt, beschäftigt sich Morimura eher mit der Auseinandersetzung um [[Gender]], [[Identität]], [[Differenz (Philosophie)|Differenz]]. Wie schon in den „history portraits“ von Cindy Sherman schlüpft er physisch in die Rolle seiner auserwählten Modelle, wobei er sich dabei auffallend oft des weiblichen Modells bedient.
Er ist ein Vertreter der [[Appropriation Art]]. Morimura inszenierte sich selbst unter anderem nach Fotografien von [[Cindy Sherman]], auf denen sie sich selbst in verschiedenen Verkleidungen und Rollen porträtierte („Film Stills"). Da Sherman als Frau auf ihren Bildern oft in männliche Rollen schlüpft, Morimura jedoch als Transvestit auftritt, wird das Verwirrspiel geschlechtlicher Identität noch weiter gesteigert.
Yasumasa Morimura gehört der 2. Generation der appropriation artists an. Als Teil dieser Strömung appropriiert er die Künstler der 1. Generation. Während es sich bei diesen ([[Sturtevant]], Pettibone, [[Lawler]], [[Levine]] u.A.) oft um [[Autorschaft]], Originalität, geistiges Eigentum und [[Signatur]] handelt, beschäftigt sich Morimura eher mit der Auseinandersetzung um [[Gender]], [[Identität]], [[Differenz]]. Wie schon in den "history portaits" von Cindy Sherman schlüpft er physisch in die Rolle seiner auserwählten Modelle, wobei er sich dabei auffallend oft des weiblichen Modells bedient.
Er entwickelt den von [[Sherman]] übernommenen Ausgangspunkt weiter, indem er sich als Mann in einen von ihr geschaffenen Rahmen begibt und weder auf den ersten Blick als Mann zu erkennen ist, noch sich offenkundige Unterschiede zum Original überhaupt ausmachen lassen.
Der Betrachter gerät infolge des vermeintlichen Wiedererkennens des bekannten Vorbildes in ein interaktives Ratespiel, mittels Herausstellen von Ähnlichkeiten und Abweichungen, womit sich in der weiteren Auseinandersetzung ein neuer, komplexer Fragenkatalog innerhalb eines völlig neuen Kontextes anschließt. In diesem muss nun nach verschiedenen Ebenen der Identitätsinszenierung gefragt werden. Die Identität muss bei Morimura als Ganzes, sowohl als soziales Geschlecht, als auch als Physisches begriffen werden.


Er entwickelt den von Sherman übernommenen Ausgangspunkt weiter, indem er sich als Mann in einen von ihr geschaffenen Rahmen begibt und weder auf den ersten Blick als Mann zu erkennen ist, noch sich offenkundige Unterschiede zum Original überhaupt ausmachen lassen. Der Betrachter gerät infolge des vermeintlichen Wiedererkennens des bekannten Vorbildes in ein interaktives Ratespiel, mittels Herausstellen von Ähnlichkeiten und Abweichungen, womit sich in der weiteren Auseinandersetzung ein neuer, komplexer Fragenkatalog innerhalb eines völlig neuen Kontextes anschließt. In diesem muss nun nach verschiedenen Ebenen der Identitätsinszenierung gefragt werden. Die Identität muss bei Morimura als Ganzes, sowohl als soziales Geschlecht, als auch als Physisches begriffen werden.
==Identität bei Morimura==

Aus einer breiten Palette an Ansätzen im [[postmodernen]] Diskurs zum Thema Identität kann wenigstens folgender Konsens entnommen werden: Identität ist als Kombination persönlicher Eigenschaften festzustellen, welche die "Essenz" eines menschlichen Individuums definieren. Diese Kombination wird zum ausgangspunkt individuellen Handelns.
== Identität bei Morimura ==
Die Identität kann nicht als feste Größe angenommen werden, sondern ist eher eine sich ständig ändernde Variable, die durch Interaktion geprägt wird. Folgt man den Überlegungen von [[Jacques Derrida]], [[Michel Foucault]], [[Judith Butler]] und anderen Theoretikern der Postmoderne zum Thema der dynamischen und konstruierten Identität ergibt sich, dass Individuen nicht autonom oder souverän sind, sondern Konstrukte ihrer Zeit und auch Kategorien wie etwa "männlich" oder "weiblich" nicht naturgegeben, sondern soziale Konstrukte. All diese unterschiedlichen Formen des "identitären Daseins" liegt ein für Umdeutungen offener Prozess zugrunde. Selbiges gilt für die verschiedenen Identitäten, die Morimura von sich entwirft.
Aus einer breiten Palette an Ansätzen im postmodernen Diskurs zum Thema Identität kann wenigstens folgender Konsens entnommen werden: Identität ist als Kombination persönlicher Eigenschaften festzustellen, welche die „Essenz“ eines menschlichen Individuums definieren. Diese Kombination wird zum Ausgangspunkt individuellen Handelns. Die Identität kann nicht als feste Größe angenommen werden, sondern ist eher eine sich ständig ändernde Variable, die durch Interaktion geprägt wird. Folgt man den Überlegungen von [[Jacques Derrida]], [[Michel Foucault]], [[Judith Butler]] und anderen Theoretikern der [[Postmoderne]] zum Thema der dynamischen und konstruierten Identität ergibt sich, dass Individuen nicht autonom oder souverän sind, sondern Konstrukte ihrer Zeit und auch Kategorien wie etwa „männlich“ oder „weiblich“ nicht naturgegeben, sondern soziale Konstrukte. All diese unterschiedlichen Formen des „identitären Daseins“ liegt ein für Umdeutungen offener Prozess zugrunde. Selbiges gilt für die verschiedenen Identitäten, die Morimura von sich entwirft. „Identität“ kann bei Yasumasa Morimura als Synonym für ein inszeniertes, „ästhetisches Selbstkonzept“ verstanden werden.
"Identität" kann bei Yasumasa Morimura als Synonym für ein inszeniertes, "ästhetisches Selbstkonzept" verstanden werden.


1996 wurde er für den [[Hugo Boss Prize]] nominiert.
1996 wurde er für den [[Hugo Boss Prize]] nominiert.
Zeile 18: Zeile 18:


Australien
Australien
* [[Art Gallery of New South Wales]], Sydney, NSW
* [[Art Gallery of New South Wales]], Sydney, NSW


Deutschland
Deutschland
* [[Museum Ludwig]], Köln
* [[Museum Ludwig]], Köln


Japan
Japan
* [[Iwaki City Art Museum]], Iwaki
* [[Iwaki City Art Museum]], Iwaki
* [[21st Century Museum of Contemporary Art - Kanazawa]], Kanazawa
* [[21st Century Museum of Contemporary Art - Kanazawa]], Kanazawa
* [[Hara Museum of Contemporary Art]], Tokio
* [[Hara-Kunstmuseum]], Tokio


Niederlande
Niederlande
* [[Huis Marseille stichting voor fotografie]], Amsterdam
* [[Huis Marseille stichting voor fotografie]], Amsterdam


Schweiz
Schweiz
* [[Fotomuseum Winterthur]], Winterthur
* [[Fotomuseum Winterthur]], Winterthur


Spanien
Spanien
* [[Musac]] - Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y León, Léon
* [[Musac]] - Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y León, Léon
* [[Museo de Bellas Artes Santander]], Santander
* [[Museo de Bellas Artes Santander]], Santander


USA
USA
* [[University Art Museum]], Albany, NY
* [[University Art Museum]], Albany, NY
* [[Los Angeles County Museum of Art]] - LACMA, Los Angeles, CA
* [[Los Angeles County Museum of Art]] - LACMA, Los Angeles, CA
* [[Missoula Art Museum MAM]], Missoula, Mont.
* [[Missoula Art Museum MAM]], Missoula, Mont.
* [[San Francisco Museum of Modern Art]] - SFMOMA, San Francisco, CA
* [[San Francisco Museum of Modern Art]] - SFMOMA, San Francisco, CA
* [[Hirshhorn Museum and Sculpture Garden]], Washington, DC
* [[Hirshhorn Museum and Sculpture Garden]], Washington, DC


== Weblinks ==
== Veröffentlichungen ==
* ''Yasumasa Morimura: Selfportraits as actress. Überlegungen zur Identität''. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-8364-7387-3.
* My Self-Portraits as a Theater of Labyrinths JP Oversized.


== Weblinks ==
* [http://morimura-ya.com Official Website] (jap.) Offizielle Website
* [http://morimura-ya.com Official Website] (jap.) Offizielle Website
* [https://artfacts.net/artist/yasumasa-morimura/2788 Yasumasa Morimura] auf artfacts, abgerufen am 8. März 2021 (englisch)
* [http://morimura-ya.com/gallery/index.html Gallery] Fotos seiner Arbeiten
* https://www.artnet.com/artists/yasumasa-morimura/ auf artnet, abgerufen am 4. Februar 2024 (englisch)
* http://www.artfacts.net/index.php/pageType/artistInfo/artist/2788


{{Normdaten|TYP=p|GND=121339874|LCCN=nr96043580|NDL=00339964|VIAF=57467543}}
{{DEFAULTSORT:Morimura, Yasumasa}}

[[Kategorie:Japanischer Künstler]]
{{SORTIERUNG:Morimura, Yasumasa}}
[[Kategorie:Bildender Künstler (Japan)]]
[[Kategorie:Fotokünstler]]
[[Kategorie:Japaner]]
[[Kategorie:Geboren 1951]]
[[Kategorie:Geboren 1951]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]
Zeile 61: Zeile 68:
|KURZBESCHREIBUNG=japanischer Künstler
|KURZBESCHREIBUNG=japanischer Künstler
|GEBURTSDATUM=11. Juni 1951
|GEBURTSDATUM=11. Juni 1951
|GEBURTSORT=[[Tennōji-ku (Ōsaka)|Tennōji-ku]], [[Ōsaka]]
|GEBURTSORT=[[Tennōji-ku (Osaka)|Tennōji-ku]], [[Osaka]]
|STERBEDATUM=
|STERBEDATUM=
|STERBEORT=
|STERBEORT=
}}
}}

[[en:Yasumasa Morimura]]
[[es:Yasumasa Morimura]]
[[fr:Yasumasa Morimura]]
[[ja:森村もりむらやすしあきら]]

Aktuelle Version vom 5. Februar 2024, 12:50 Uhr

Yasumasa Morimura in seinem Studio in Osaka, 1990

Yasumasa Morimura (jap. 森村もりむら やすしあきら Morimura Yasumasa; * 11. Juni 1951 in Tennōji-ku, Osaka) ist ein japanischer Künstler.

Er ist ein Vertreter der Appropriation Art. Morimura inszenierte sich selbst unter anderem nach Fotografien von Cindy Sherman, auf denen sie sich selbst in verschiedenen Verkleidungen und Rollen porträtierte („Film Stills“). Da Sherman als Frau auf ihren Bildern oft in männliche Rollen schlüpft, Morimura jedoch in weibliche, wird das Verwirrspiel geschlechtlicher Identität noch weiter gesteigert.

Yasumasa Morimura gehört der 2. Generation der appropriation artists an. Als Teil dieser Strömung appropriiert er die Künstler der 1. Generation. Während es sich bei diesen (Sturtevant, Pettibone, Lawler, Levine u. a.) oft um Autorschaft, Originalität, geistiges Eigentum und Signatur handelt, beschäftigt sich Morimura eher mit der Auseinandersetzung um Gender, Identität, Differenz. Wie schon in den „history portraits“ von Cindy Sherman schlüpft er physisch in die Rolle seiner auserwählten Modelle, wobei er sich dabei auffallend oft des weiblichen Modells bedient.

Er entwickelt den von Sherman übernommenen Ausgangspunkt weiter, indem er sich als Mann in einen von ihr geschaffenen Rahmen begibt und weder auf den ersten Blick als Mann zu erkennen ist, noch sich offenkundige Unterschiede zum Original überhaupt ausmachen lassen. Der Betrachter gerät infolge des vermeintlichen Wiedererkennens des bekannten Vorbildes in ein interaktives Ratespiel, mittels Herausstellen von Ähnlichkeiten und Abweichungen, womit sich in der weiteren Auseinandersetzung ein neuer, komplexer Fragenkatalog innerhalb eines völlig neuen Kontextes anschließt. In diesem muss nun nach verschiedenen Ebenen der Identitätsinszenierung gefragt werden. Die Identität muss bei Morimura als Ganzes, sowohl als soziales Geschlecht, als auch als Physisches begriffen werden.

Identität bei Morimura

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus einer breiten Palette an Ansätzen im postmodernen Diskurs zum Thema Identität kann wenigstens folgender Konsens entnommen werden: Identität ist als Kombination persönlicher Eigenschaften festzustellen, welche die „Essenz“ eines menschlichen Individuums definieren. Diese Kombination wird zum Ausgangspunkt individuellen Handelns. Die Identität kann nicht als feste Größe angenommen werden, sondern ist eher eine sich ständig ändernde Variable, die durch Interaktion geprägt wird. Folgt man den Überlegungen von Jacques Derrida, Michel Foucault, Judith Butler und anderen Theoretikern der Postmoderne zum Thema der dynamischen und konstruierten Identität ergibt sich, dass Individuen nicht autonom oder souverän sind, sondern Konstrukte ihrer Zeit und auch Kategorien wie etwa „männlich“ oder „weiblich“ nicht naturgegeben, sondern soziale Konstrukte. All diese unterschiedlichen Formen des „identitären Daseins“ liegt ein für Umdeutungen offener Prozess zugrunde. Selbiges gilt für die verschiedenen Identitäten, die Morimura von sich entwirft. „Identität“ kann bei Yasumasa Morimura als Synonym für ein inszeniertes, „ästhetisches Selbstkonzept“ verstanden werden.

1996 wurde er für den Hugo Boss Prize nominiert.

Öffentliche Sammlungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Australien

Deutschland

Japan

Niederlande

Schweiz

Spanien

USA

Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Yasumasa Morimura: Selfportraits as actress. Überlegungen zur Identität. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-8364-7387-3.
  • My Self-Portraits as a Theater of Labyrinths JP Oversized.