„Die sieben Brüder“ – Versionsunterschied

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'''Die sieben Brüder''' ([[Finnische Sprache|finnisch]]: ''Seitsemän veljestä'') ist der einzige Roman des finnischen Schriftstellers [[Aleksis Kivi]] (1834–1872).
'''Die sieben Brüder''' ([[Finnische Sprache|finnisch]]: ''Seitsemän veljestä'') ist der einzige Roman des finnischen Schriftstellers [[Aleksis Kivi]] (1834–1872).


Das Werk wurde 1870 veröffentlicht und fiel in Finnland auf das Ende der Ära der Vorherrschaft der schwedischsprachigen Literatur, angeführt von Schriftstellern wie [[Johan Ludvig Runeberg]]. Kivi erlebte den Erfolg seines Romans nicht mehr. Von Zeitgenossen wurde das Werk stark kritisiert, auch weil es ein falsches Bild über die Finnen abgebe. Der Schriftsteller [[August Ahlqvist]] bezeichnete das Werk als „eine lächerliche Arbeit und ein[en] Schandfleck der finnischen Literatur“.<ref>kirjasto.sci.fi: {{Webarchiv | url=http://www.kirjasto.sci.fi/akivi.htm | wayback=20141224054306 | text=Aleksis Kivi}} (englisch)</ref> Die jungen Männer sind nämlich sämtlich [[Analphabetismus|Analphabeten]] und zeigen sich anfangs, mit zwei Ausnahmen (Lauri und Eero), als angeberischer, streitsüchtiger und gewalttätiger Haufen, der keine Gelegenheit auslässt, eigenes und fremdes Eigentum zu zerstören. Auch der brutale Umgang mit den Tieren des Waldes zeugt von einer wenig harmonischen Beziehung mit der Natur. Zudem sind die in den Roman eingebauten märchenhaften [[Binnenerzählung|Binnenerzählungen]] von einer häufig ins [[Absurdität|Absurde]] kippenden Brutalität, wobei die Gewalt in dem Roman immer ironisch abgeschwächt ist.
Das Werk wurde 1870 veröffentlicht und fiel in Finnland auf das Ende der Ära der Vorherrschaft der schwedischsprachigen Literatur, angeführt von Schriftstellern wie [[Johan Ludvig Runeberg]]. Kivi erlebte den Erfolg seines Romans nicht mehr. Von Zeitgenossen wurde das Werk stark kritisiert, auch weil es ein falsches Bild über die Finnen abgebe. Der Schriftsteller [[August Ahlqvist]] bezeichnete das Werk als „eine lächerliche Arbeit und ein[en] Schandfleck der finnischen Literatur“.<ref>kirjasto.sci.fi: {{Webarchiv | url=http://www.kirjasto.sci.fi/akivi.htm | wayback=20141224054306 | text=Aleksis Kivi}} (englisch)</ref> Die jungen Männer sind nämlich sämtlich [[Analphabetismus|Analphabeten]] und zeigen sich anfangs, mit zwei Ausnahmen (Lauri und Eero), als angeberischer, streitsüchtiger und gewalttätiger Haufen, der keine Gelegenheit auslässt, eigenes und fremdes Eigentum zu zerstören. Auch der brutale Umgang mit den Tieren des Waldes zeugt von einer wenig harmonischen Beziehung zur Natur. Zudem sind die in den Roman eingebauten märchenhaften [[Binnenerzählung]]en von einer häufig ins [[Absurdität|Absurde]] kippenden Brutalität, wobei die Gewaltdarstellungen immer ironisch abgeschwächt sind.


''Die sieben Brüder'' wurde in über 30 Sprachen übersetzt. Die erste deutsche Übersetzung von Gustav Schmidt erschien 1901.<ref>aleksiskivi-kansalliskirjailija.fi: [http://www.aleksiskivi-kansalliskirjailija.fi/fi/index.php?option=com_content&task=view&id=36&Itemid=130 Käännökset: Seitsemän veljestä] Übersetzungen von ''Seitsemän veljestä'' (Abgerufen am 26. Dezember 2011)</ref> Der Text hat einen unbekannten, nicht an der Handlung teilnehmenden ([[Erzähltheorie|heterodiegetischen]]) Ich-Erzähler, der jedoch nur selten in Erscheinung tritt und, hauptsächlich in der zweiten Hälfte, die Ereignisse moralisch deutet. In dieser zweiten Hälfte nimmt die Entwicklung der Figuren eine Wendung ins Gute, die mehr der moralischen Erzählerabsicht, als aus der – durchaus auch vorhandenen – Notwendigkeit der Romanhandlung entspringt. Der Handlungsablauf besteht hauptsächlich aus dichten [[Dialog|Dialogen]] mit ohne Erzählführung durch Doppelpunkt eingeleiteten Sprechern und weist mehrere [[Zeitraffung|Zeitraffungen]] und Zeitsprünge auf. Es werden zahlreiche Bezüge zur [[Finnische Mythologie|finnischen Mythologie]] hergestellt.
Der Text hat einen [[Erzähltheorie|heterodiegetischen]] Ich-Erzähler, der jedoch nur selten in Erscheinung tritt und, hauptsächlich in der zweiten Hälfte, die Ereignisse moralisch deutet. In dieser zweiten Hälfte nimmt die Entwicklung der Figuren eine Wendung ins Gute, die mehr der moralischen Erzählerabsicht als der – durchaus vorhandenen – Notwendigkeit der Romanhandlung entspringt. Der Handlungsablauf besteht hauptsächlich aus dichten [[Dialog]]en mit ohne Erzählführung durch Doppelpunkt eingeleiteten Sprechern und weist mehrere [[Zeitraffung]]en und Zeitsprünge auf. Es werden zahlreiche Bezüge zur [[Finnische Mythologie|finnischen Mythologie]] hergestellt.
''Die sieben Brüder'' wurde in über 30 Sprachen übersetzt. Die erste deutsche Übersetzung von Gustav Schmidt erschien 1901.<ref>aleksiskivi-kansalliskirjailija.fi: {{Webarchiv|url=http://www.aleksiskivi-kansalliskirjailija.fi/fi/index.php?option=com_content&task=view&id=36&Itemid=130 |wayback=20150728071806 |text=Käännökset: Seitsemän veljestä |archiv-bot=2023-04-13 07:40:46 InternetArchiveBot }} Übersetzungen von ''Seitsemän veljestä'' (Abgerufen am 26. Dezember 2011)</ref>


== Handlung ==
== Handlung ==
Kivi erzählt in dem Roman die Geschichte der sieben auf dem Hof Jukola am Fusse des fiktiven Berges Impivaara lebenden Brüder, die nach dem Tod ihrer Eltern einem regelkonformen Leben entfliehen und in der Wildnis die Jugend ausleben, bis sie nach zehn Jahren wieder in das Heimatdorf zurückkehren, ein sittsames Leben aufnehmen und Familien gründen.
Kivi erzählt in dem Roman die Geschichte der sieben auf dem Hof Jukola am Fuße des fiktiven Berges Impivaara lebenden Brüder, die nach dem Tod ihrer Eltern einem regelkonformen Leben entfliehen und in der Wildnis die Jugend ausleben, bis sie nach zehn Jahren wieder in das Heimatdorf zurückkehren, ein sittsames Leben aufnehmen und Familien gründen.


=== Die sieben Brüder ===
=== Die sieben Brüder ===
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.polyglotproject.com/books/Finnish/seitseman_veljesta Seitsemän veljestä] finnischer Text
* [http://labs.jerryjappinen.com/seitsemanveljesta/ ''Seitsemän veljestä''] (finnischer Text)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 7. Februar 2024, 01:38 Uhr

Erste Seite einer finnischen Ausgabe

Die sieben Brüder (finnisch: Seitsemän veljestä) ist der einzige Roman des finnischen Schriftstellers Aleksis Kivi (1834–1872).

Das Werk wurde 1870 veröffentlicht und fiel in Finnland auf das Ende der Ära der Vorherrschaft der schwedischsprachigen Literatur, angeführt von Schriftstellern wie Johan Ludvig Runeberg. Kivi erlebte den Erfolg seines Romans nicht mehr. Von Zeitgenossen wurde das Werk stark kritisiert, auch weil es ein falsches Bild über die Finnen abgebe. Der Schriftsteller August Ahlqvist bezeichnete das Werk als „eine lächerliche Arbeit und ein[en] Schandfleck der finnischen Literatur“.[1] Die jungen Männer sind nämlich sämtlich Analphabeten und zeigen sich anfangs, mit zwei Ausnahmen (Lauri und Eero), als angeberischer, streitsüchtiger und gewalttätiger Haufen, der keine Gelegenheit auslässt, eigenes und fremdes Eigentum zu zerstören. Auch der brutale Umgang mit den Tieren des Waldes zeugt von einer wenig harmonischen Beziehung zur Natur. Zudem sind die in den Roman eingebauten märchenhaften Binnenerzählungen von einer häufig ins Absurde kippenden Brutalität, wobei die Gewaltdarstellungen immer ironisch abgeschwächt sind.

Der Text hat einen heterodiegetischen Ich-Erzähler, der jedoch nur selten in Erscheinung tritt und, hauptsächlich in der zweiten Hälfte, die Ereignisse moralisch deutet. In dieser zweiten Hälfte nimmt die Entwicklung der Figuren eine Wendung ins Gute, die mehr der moralischen Erzählerabsicht als der – durchaus vorhandenen – Notwendigkeit der Romanhandlung entspringt. Der Handlungsablauf besteht hauptsächlich aus dichten Dialogen mit ohne Erzählführung durch Doppelpunkt eingeleiteten Sprechern und weist mehrere Zeitraffungen und Zeitsprünge auf. Es werden zahlreiche Bezüge zur finnischen Mythologie hergestellt. Die sieben Brüder wurde in über 30 Sprachen übersetzt. Die erste deutsche Übersetzung von Gustav Schmidt erschien 1901.[2]

Kivi erzählt in dem Roman die Geschichte der sieben auf dem Hof Jukola am Fuße des fiktiven Berges Impivaara lebenden Brüder, die nach dem Tod ihrer Eltern einem regelkonformen Leben entfliehen und in der Wildnis die Jugend ausleben, bis sie nach zehn Jahren wieder in das Heimatdorf zurückkehren, ein sittsames Leben aufnehmen und Familien gründen.

Die sieben Brüder

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  • Juhani – mit 25 Jahren der älteste der Brüder, ein Großmaul und auch der dickköpfigste
  • Aapo – bedächtig und friedliebend
  • Tuomas – Zwillingsbruder von Aapo, zunächst der stärkste der Brüder
  • Simeoni – trinksüchtig, aber auch religiös
  • Timo – einfältig, aber offenherzig
  • Lauri – Zwillingsbruder von Timo, Naturfreund und Einzelgänger
  • Eero – mit 18 Jahren der jüngste Bruder, intelligent und mit Juhani zerstritten

Jukola ist der Name eines jährlich in Finnland ausgetragenen Staffellaufs im Orientierungslauf. Eine Staffel besteht dabei aus sieben Männern.

Einzelnachweise

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  1. kirjasto.sci.fi: Aleksis Kivi (Memento vom 24. Dezember 2014 im Internet Archive) (englisch)
  2. aleksiskivi-kansalliskirjailija.fi: Käännökset: Seitsemän veljestä (Memento des Originals vom 28. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aleksiskivi-kansalliskirjailija.fi Übersetzungen von Seitsemän veljestä (Abgerufen am 26. Dezember 2011)