„Pilisvörösvár“ – Versionsunterschied

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'''Pilisvörösvár''' [{{IPA|ˈpiliʃvørøʃvaːr}}] ({{DeS}} ''Werischwar'') ist eine [[Stadt]] in [[Ungarn]] in den [[Budaer Berge]]n mit knapp 14.000 Einwohnern (Stand 2011), darunter ein hoher Anteil [[ungarndeutsche]]r Einwohner ([[Donauschwaben]]).


== Geographische Lage ==
[[Datei:Pilisvörösvár légifotó.jpg|300px|thumb|Luftaufnahme von Pilisvörösvár]]
Pilisvörösvár liegt etwa 17 km nordwestlich von [[Budapest]] entfernt und damit im Naherholungsgebiet der Hauptstadt. Der Ort hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Budapest–[[Esztergom]]. In unmittelbarer Nähe liegt der ''Pilis'', mit 757 Metern Höhe die höchste Erhebung des [[Pilis (Gebirge)|Pilisgebirges]].


== Geschichte ==
[[Datei:Vorsvar-templom.jpg|thumb|Die Kirche von 1703]]
Auf dem Gebiet der Stadt gab es schon ein römisches Lager. Unter den Osmanen, die das Land bis 1686 besetzt hielten, wurde zum Schutz der Straße zwischen [[Óbuda|Ofen]] (Buda) und Gran (Esztergom) eine rote Plankenburg errichtet, die der neuzeitlichen Gemeinde den Namen gab.


1645 ging Vörösvár neben Ländereien in den Besitz von Ladislaus Graf Csáky über. Er initiierte die Ansiedlung von Deutschen (die ersten Familien kamen 1692/96 nach Werischwar) aus dem süddeutschen Raum. Die katholische Liebfrauengemeinde (die heutige Hauptpfarrei) wurde 1692 gegründet. Seit dieser Zeit werden das sonntägliche Hochamt um 10:00 und das Kirmes- (Kiritog-)Hochamt an Mariä Himmelfahrt (15. August) auf Deutsch gelesen. 1715 werden die [[Dominikaner]] Eigentümer, anschließend 1745 wechselt es in den Besitz des Grafen [[Imre Esterházy de Galántha|Imre Esterházy]] dem Erzbischof von [[Erzbistum Esztergom-Budapest|Gran]].
[[Datei:Pilisvorosvar-townhall.jpg|thumb|Rathaus]]


Im 19. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung von Werischwar/Pilisvörösvár rasant, nicht zuletzt aufgrund des Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts neu eröffneten Bergwerks am Rande der Gemeinde. Werischwar entwickelte sich zu dieser Zeit zu einer multiethnischen Gemeinde (Gründung der Bergmannskolonie Bányatelep an der Wiener Straße), wobei der alte Dorfkern (um den Kirchplatz) seinen deutschen Bevölkerungscharakter bis heute bewahrt hat. Bis zum Zweiten Weltkrieg besaß die Gemeinde eine bedeutende jüdische Gemeinde. 1944 wurden 50 [[Juden in Ungarn|jüdische Familien]] deportiert, nur fünf Überlebende kehrten nach dem Krieg zurück. In den Jahren 1945/46 saßen viele deutsche Bewohner auf „gepackten Koffern“. Die Gemeinde (nebst der Nachbargemeinde [[Pilisszentiván|St. Iwan]] bei [[Buda|Ofen]]) blieb jedoch von der Vertreibung verschont, so dass Werischwar heute als die größte (ungarn)deutsche Siedlung Ungarns gilt. Über die Gründe, warum es in Werischwar keine Vertreibung gab, gehen die Meinungen bis heute auseinander.
[[Datei:Wehrheim Brunnen der Freundschaft.JPG|thumb|"Brunnen der Freundschaft" in Wehrheim]]


Die Entwicklung der Gemeinde fand auch nach 1945 keinen Abbruch. In den 1960er Jahren erhielt die Gemeinde eine weiterführende Schule (Gymnasium), das heutige Friedrich-Schiller-Gymnasium. Der Zuzug von Neubürgern nach 1945 hat den multiethnischen Charakter der Gemeinde weiter gestärkt. Die Erfahrungen der ersten Nachkriegsjahre (Verbannung des Deutschen aus der Öffentlichkeit) und die seit Ende des 19. Jahrhunderts fehlende Infrastruktur muttersprachlichen Unterrichts und die immer größere Zahl von Mischehen haben seit dieser Zeit den Prozess der sprachlichen Assimilierung beschleunigt.
'''Pilisvörösvár''' [{{IPA|ˈpiliʃvørøʃvaːr}}] (dt. ''Rotenburg'' oder auch ''Werischwar'') ist eine [[Stadt]] in [[Ungarn]] im [[Budaer Berge|Ofner Bergland]] mit etwa 13.000 Einwohnern, darunter ein hoher Anteil [[Ungarndeutsche|deutschstämmiger]] Einwohner ([[Donauschwaben]]). Sie liegt etwa 17 km nordwestlich von [[Budapest]] entfernt und damit im Naherholungsgebiet der Hauptstadt. Der Ort hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Budapest – [[Esztergom]]. In unmittelbarer Nähe liegt der ''Pilis'', mit 757 Metern Höhe die höchste Erhebung des [[Pilis]]gebirges.


Heute kann Werischwar bestenfalls als zweisprachige Gemeinde gelten, wobei die Bemühungen auf dem Gebiet des deutschsprachigen Fachunterrichts seit der Wende, unter anderem am Schiller-Gymnasium, wo 70 % des Stundendeputats auf Deutsch unterrichtet wird, nicht zu unterschätzen sind. Genauso ist auf die Tätigkeit des aus St. Iwan stammenden Abtpfarrers Stefan Marlok (1912–1994, Pfarrer von Werischwar 1945–1987) hinzuweisen, der selbst in den Jahren der [[Mátyás Rákosi|Rákosi]]-Ära deutsche Seelsorge betrieben hat. Im Jahr 1997 erhielt Pilisvörösvár den Status einer Stadt.
== Geschichte ==

Auf dem Gebiet der Stadt gab es schon ein römisches Lager. Unter den Osmanen, die das Land bis 1686 besetzt hielten, wurde zum Schutz der Straße zwischen [[Óbuda|Ofen]] (Buda) und Gran (Esztergom) eine rote Plankenburg errichtet, die der neuzeitlichen Gemeinde den Namen gab. 1645 geht Vörösvár neben Ländereien in den Besitz von Ladislaus Graf Csáky über. Er initiierte die Ansiedlung von Deutschen (die ersten Familien kamen 1692/96 nach Werischwar) aus dem süddeutschen Raum. Die katholische Liebfrauengemeinde (die heutige Hauptpfarrei) wurde 1692 gegründet. Seit dieser Zeit werden das sonntägliche Hochamt um 10:00 und das Kirmes- (Kiritog-) Hochamt an Mariä Himmelfahrt (15. August) auf Deutsch gelesen. 1715 werden die [[Dominikaner]] Eigentümer, anschließend 1745 wechselt es in den Besitz des Grafen [[Imre Esterházy de Galántha|Imre Esterházy]] dem Erzbischof von [[Erzbistum Esztergom-Budapest|Gran]]. Im 19. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung von Werischwar / Pilisvörösvár rasant, nicht zuletzt aufgrund des Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts neu eröffneten Bergwerks am Rande der Gemeinde. Werischwar entwickelte sich zu dieser Zeit zu einer multiethnischen Gemeinde (Gründung der Bergmannskolonie / Bányatelep an der Wiener Straße), wobei der alte Dorfkern (um den Kirchplatz) seinen deutschen Bevölkerungscharakter bis heute bewahrt hat. Bis zum Zweiten Weltkrieg besaß die Gemeinde eine bedeutende jüdische Gemeinde. 1944 wurden 50 [[Juden in Ungarn|jüdische Familien]] deportiert, nur fünf Überlebende kehrten nach dem Krieg zurück. In den Jahren 1945/46 saßen viele deutsche Bewohner auf "gepackten Koffern". Die Gemeinde (nebst der Nachbargemeinde [[Pilisszentiván|St. Iwan]] bei Ofen) blieb jedoch von der Vertreibung verschont, so dass Werischwar heute als die größte (ungarn)deutsche Siedlung Ungarns gilt. Über die Gründe, warum es in Werischwar keine Vertreibung gab, gehen die Meinungen bis heute auseinander. Die Entwicklung der Gemeinde fand auch nach 1945 keinen Abbruch. In den Sechzigern erhielt die Gemeinde eine weiterführende Schule (Gymnasium), das heutige Friedrich-Schiller-Gymnasium. Der Zuzug von Neubürgern nach 1945 hat den multiethnischen Charakter der Gemeinde weiter gestärkt. Die Erfahrungen der ersten Nachkriegsjahre (Verbannung des Deutschen aus der Öffentlichkeit) und die seit Ende des 19. Jahrhunderts fehlende Infrastruktur muttersprachlichen Unterrichts und die immer größere Zahl von Mischehen haben seit den Sechzigern den Prozess der sprachlichen Assimilierung beschleunigt. Heute kann Werischwar bestenfalls als zweisprachige Gemeinde gelten, wobei die Bemühungen auf dem Gebiet des deutschsprachigen Fachunterrichts seit der Wende, unter anderem am Schiller - Gymnasium, wo 70 % des Stundendeputats auf Deutsch unterrichtet wird, nicht zu unterschätzen sind. Genauso ist auf die Tätigkeit des aus St. Iwan stammenden Abtpfarrers Stefan Marlok (1912-1994, Pfarrer von Werischwar: 1945-1987) hinzuweisen, der selbst in den Jahren der [[Mátyás Rákosi|Rákosi]]-Ära deutsche Seelsorge betrieben hat.

Im Jahr 1997 erhielt Pilisvörösvár den Status einer Stadt.


== Bevölkerung ==
== Bevölkerung ==
Bei der letzten Volkszählung (2011) bekannten sich von den 13.667 Einwohnern 3804 Menschen zur deutschen Nationalität (etwa 28 %). Mit je knapp 1 % sind die Slowaken und Roma noch nennenswert in der Bevölkerung der Stadt vertreten.

Bezüglich der Volkszugehörigkeit sind 65,1 % Ungarn, 23,7 % Deutsche, 1,0 % [[Roma]], 0,8 % Slowaken und 9,4 % anderer oder unbekannter Herkunft.


Die Einwohner bekennen sich zu folgenden Religionen: 73,3 % sind [[römisch-katholische Kirche|römisch-katholisch]], 0,8 % [[Ungarische griechisch-katholische Kirche|griechisch-katholisch]], 6,1 % [[Reformierte Kirche|reformiert]], 0,7 % [[evangelisch-Lutherische Kirchen|evangelisch-lutherisch]] und 0,4 % sind Angehörige anderer Kirchen oder Religionen. 5,5 % geben an, keiner Religion anzugehören und bei 13,1 % ist die religiöse Orientierung nicht bekannt.
Die Einwohner bekennen sich zu folgenden Religionen: 73,3 % sind [[römisch-katholische Kirche|römisch-katholisch]], 0,8 % [[Ungarische griechisch-katholische Kirche|griechisch-katholisch]], 6,1 % [[Reformierte Kirche|reformiert]], 0,7 % [[evangelisch-Lutherische Kirchen|evangelisch-lutherisch]] und 0,4 % sind Angehörige anderer Kirchen oder Religionen. 5,5 % geben an, keiner Religion anzugehören und bei 13,1 % ist die religiöse Orientierung nicht bekannt.


== Partnerstädte ==
== Partnerstädte ==

Aufgrund der Tatsache, dass es eine größere deutschstämmige Minderheit gibt, überrascht es nicht, dass die Gemeinde 1996 offiziell Partnerschaft mit zwei deutschen Gemeinden geschlossen hat, nämlich mit
Aufgrund der Tatsache, dass es eine größere deutschstämmige Minderheit gibt, überrascht es nicht, dass die Gemeinde 1996 offiziell Partnerschaft mit zwei deutschen Gemeinden geschlossen hat, nämlich mit


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* [[Schramberg]] in [[Baden-Württemberg]] seit Mitte der 1980er Jahre
* [[Schramberg]] in [[Baden-Württemberg]] seit Mitte der 1980er Jahre
* [[Wehrheim]] in [[Hessen]] seit 1985
* [[Wehrheim]] in [[Hessen]] seit 1985
* Mikefalva seit 1992 und Borszék seit 1999, beides Orte in [[Siebenbürgen]] (heute [[Rumänien]]).
* [[Mica (Mureș)|Mica]] seit 1992 und [[Borsec]] seit 1999, beide in [[Siebenbürgen]], [[Rumänien]].

== Galerie ==
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Datei:Pilisvorosvar-townhall.jpg|Rathaus
Datei:Vorsvar-templom.jpg|Die Kirche von 1703
Datei:Wehrheim Brunnen der Freundschaft.JPG|"Brunnen der Freundschaft" in Wehrheim
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://de.pilisvorosvar.hu/ Gemeinde Pilisvörösvár (auf deutsch)]

* [http://www.duvg.ffb.org/ Deutsch-Ungarischer Verein Gröbenzell e.V.]
* [http://www.pilisvorosvar.hu/deutsch_gruswort.php Gemeinde Pilisvörösvár (auf deutsch)]
* [http://hungarystartshere.com/Pilisvorosvar Pilisvörösvár für Gäste] (englisch)
* [http://www.vasutallomasok.hu/allomas.php?az=plvo Pilisvörösvár Bahnstation] (ungarisch)
* [http://www.vasutallomasok.hu/allomas.php?az=plvo Pilisvörösvár Bahnstation] (ungarisch)
* [http://www.vasutallomasok.hu/allomas.php?az=szli Szabadságliget - Bahnstation]
* [http://www.vasutallomasok.hu/allomas.php?az=szli Szabadságliget - Bahnstation]
* [http://www.civertan.hu/legifoto/legifoto.php?page_level=507 Luftaufnahmen von Pilisvörösvár]
* [https://www.civertan.hu/legifoto/legifoto.php?page_level=507 Luftaufnahmen von Pilisvörösvár]


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Ort im Komitat Pest]]
<references />
{{Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Kreis Pilisvörösvár}}


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[[en:Pilisvörösvár]]

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[[Kategorie:Ort im Komitat Pest]]
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[[sl:Pilisvörösvár]]
[[sv:Pilisvörösvár]]

Aktuelle Version vom 6. März 2024, 11:51 Uhr

Pilisvörösvár
Wappen von Pilisvörösvár
Pilisvörösvár (Ungarn)
Pilisvörösvár (Ungarn)
Pilisvörösvár
Basisdaten
Staat: Ungarn Ungarn
Region: Mittelungarn
Komitat: Pest
Kleingebiet bis 31.12.2012: Pilisvörösvár
Kreis: Pilisvörösvár
Koordinaten: 47° 37′ N, 18° 55′ OKoordinaten: 47° 37′ 16″ N, 18° 54′ 40″ O
Fläche: 24,3 km²
Einwohner: 14.518 (1. Jan. 2022)
Bevölkerungsdichte: 597 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: (+36) 26
Postleitzahl: 2085
KSH-kód: 14340
Struktur und Verwaltung (Stand: 2022)
Gemeindeart: Stadt
Bürgermeister: Ádám Fetter[1] (TEVÖ - Tegyünk Együtt Vörösvárért Egyesület)
Postanschrift: Bajcsy Zsilinszky tér 1
2085 Pilisvörösvár
Website:
(Quelle: Localities 01.01.2022. bei Központi statisztikai hivatal)

Pilisvörösvár [ˈpiliʃvørøʃvaːr] (deutsch Werischwar) ist eine Stadt in Ungarn in den Budaer Bergen mit knapp 14.000 Einwohnern (Stand 2011), darunter ein hoher Anteil ungarndeutscher Einwohner (Donauschwaben).

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pilisvörösvár liegt etwa 17 km nordwestlich von Budapest entfernt und damit im Naherholungsgebiet der Hauptstadt. Der Ort hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Budapest–Esztergom. In unmittelbarer Nähe liegt der Pilis, mit 757 Metern Höhe die höchste Erhebung des Pilisgebirges.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Gebiet der Stadt gab es schon ein römisches Lager. Unter den Osmanen, die das Land bis 1686 besetzt hielten, wurde zum Schutz der Straße zwischen Ofen (Buda) und Gran (Esztergom) eine rote Plankenburg errichtet, die der neuzeitlichen Gemeinde den Namen gab.

1645 ging Vörösvár neben Ländereien in den Besitz von Ladislaus Graf Csáky über. Er initiierte die Ansiedlung von Deutschen (die ersten Familien kamen 1692/96 nach Werischwar) aus dem süddeutschen Raum. Die katholische Liebfrauengemeinde (die heutige Hauptpfarrei) wurde 1692 gegründet. Seit dieser Zeit werden das sonntägliche Hochamt um 10:00 und das Kirmes- (Kiritog-)Hochamt an Mariä Himmelfahrt (15. August) auf Deutsch gelesen. 1715 werden die Dominikaner Eigentümer, anschließend 1745 wechselt es in den Besitz des Grafen Imre Esterházy dem Erzbischof von Gran.

Im 19. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung von Werischwar/Pilisvörösvár rasant, nicht zuletzt aufgrund des Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts neu eröffneten Bergwerks am Rande der Gemeinde. Werischwar entwickelte sich zu dieser Zeit zu einer multiethnischen Gemeinde (Gründung der Bergmannskolonie Bányatelep an der Wiener Straße), wobei der alte Dorfkern (um den Kirchplatz) seinen deutschen Bevölkerungscharakter bis heute bewahrt hat. Bis zum Zweiten Weltkrieg besaß die Gemeinde eine bedeutende jüdische Gemeinde. 1944 wurden 50 jüdische Familien deportiert, nur fünf Überlebende kehrten nach dem Krieg zurück. In den Jahren 1945/46 saßen viele deutsche Bewohner auf „gepackten Koffern“. Die Gemeinde (nebst der Nachbargemeinde St. Iwan bei Ofen) blieb jedoch von der Vertreibung verschont, so dass Werischwar heute als die größte (ungarn)deutsche Siedlung Ungarns gilt. Über die Gründe, warum es in Werischwar keine Vertreibung gab, gehen die Meinungen bis heute auseinander.

Die Entwicklung der Gemeinde fand auch nach 1945 keinen Abbruch. In den 1960er Jahren erhielt die Gemeinde eine weiterführende Schule (Gymnasium), das heutige Friedrich-Schiller-Gymnasium. Der Zuzug von Neubürgern nach 1945 hat den multiethnischen Charakter der Gemeinde weiter gestärkt. Die Erfahrungen der ersten Nachkriegsjahre (Verbannung des Deutschen aus der Öffentlichkeit) und die seit Ende des 19. Jahrhunderts fehlende Infrastruktur muttersprachlichen Unterrichts und die immer größere Zahl von Mischehen haben seit dieser Zeit den Prozess der sprachlichen Assimilierung beschleunigt.

Heute kann Werischwar bestenfalls als zweisprachige Gemeinde gelten, wobei die Bemühungen auf dem Gebiet des deutschsprachigen Fachunterrichts seit der Wende, unter anderem am Schiller-Gymnasium, wo 70 % des Stundendeputats auf Deutsch unterrichtet wird, nicht zu unterschätzen sind. Genauso ist auf die Tätigkeit des aus St. Iwan stammenden Abtpfarrers Stefan Marlok (1912–1994, Pfarrer von Werischwar 1945–1987) hinzuweisen, der selbst in den Jahren der Rákosi-Ära deutsche Seelsorge betrieben hat. Im Jahr 1997 erhielt Pilisvörösvár den Status einer Stadt.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der letzten Volkszählung (2011) bekannten sich von den 13.667 Einwohnern 3804 Menschen zur deutschen Nationalität (etwa 28 %). Mit je knapp 1 % sind die Slowaken und Roma noch nennenswert in der Bevölkerung der Stadt vertreten.

Die Einwohner bekennen sich zu folgenden Religionen: 73,3 % sind römisch-katholisch, 0,8 % griechisch-katholisch, 6,1 % reformiert, 0,7 % evangelisch-lutherisch und 0,4 % sind Angehörige anderer Kirchen oder Religionen. 5,5 % geben an, keiner Religion anzugehören und bei 13,1 % ist die religiöse Orientierung nicht bekannt.

Partnerstädte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der Tatsache, dass es eine größere deutschstämmige Minderheit gibt, überrascht es nicht, dass die Gemeinde 1996 offiziell Partnerschaft mit zwei deutschen Gemeinden geschlossen hat, nämlich mit

Kulturelle Partnerschaften und freundschaftliche Beziehungen bestehen mit

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pilisvörösvár – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helyi önkormányzati választások 2019 - Pilisvörösvár (Pest megye). Nemzeti Választási Iroda, 13. Oktober 2019, abgerufen am 8. Juli 2022 (ungarisch).