„Tharros“ – Versionsunterschied

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'''Tharros''' (auch Tharras, Tarrae oder Tarras) ist eine [[antike]] Stadt an der Westküste [[Sardinien]]s, von der nur noch Reste erhalten sind. Sie liegt 20 km westlich von [[Oristano]] in der [[Provinz Oristano|gleichnamigen Provinz]], auf dem teilweise nur 100 m breiten Südzipfel der [[Sinis-Halbinsel]]. Der Name Tharros tauchte zuerst auf einem [[Miliarium|römischen Meilenstein]] auf.


Gegründet von [[Nuragher]]n, wurde der Platz von den [[Phönizier]]n zur Stadt ausgebaut und von den [[Punier]]n und [[Römisches Reich|Römern]] übernommen. Zwischen 827 und 1070 n. Chr. war sie Hauptstadt des [[Sardische Judikate|Judikats]] [[Judikat Arborea|Arborea]]. [[Ibn Dschubair]] (1145–1217) berichtet bereits 1183, dass er eine Ruinenstadt gesehen habe, als sein Schiff an dem sardischen Vorgebirge vor einem Sturm Schutz suchte.
'''Tharros''' (auch Tharras, Tarrae oder Tarras) ist eine [[antike]] Stadt an der Westküste [[Sardinien]]s, von der nur noch Reste erhalten sind. Sie liegt 20 km westlich von [[Oristano]] in der [[Provinz Oristano|gleichnamigen Provinz]], auf dem teilweise nur 100 m breiten Südzipfel der [[Sinis-Halbinsel]]. Der Name Tharros tauchte zuerst auf einem [[Miliarium|römischen Meilenstein]] auf.

Gegründet von [[Nuragher]]n, wurde der Platz von den [[Phönizier]]n zur Stadt ausgebaut und von den [[Punier]]n und [[Römisches Reich|Römern]] übernommen. Zwischen 827 und 1070 n. Chr. war sie Hauptstadt des [[Sardische Judikate|Judikat]]s [[Judikat Arborea|Arborea]]. [[Ibn Dschubair]] berichtet bereits im Jahr 1183, dass er eine Ruinenstadt gesehen habe, als sein Schiff an dem sardischen Vorgebirge vor einem Sturm Schutz suchte.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:sinis_halbinsel_tharros_ruinen-sardinien.JPG|miniatur|Ruinen des antiken Tharros auf der Sinis-Halbinsel]]
[[Datei:sinis halbinsel tharros ruinen-sardinien.JPG|mini|Ruinen des antiken Tharros auf der Sinis-Halbinsel]]
[[File:Capo-San-marco-necropoli-IMG 0480.jpg|thumb|Nekropole am Capo San Marco]]
[[Datei:Capo-San-marco-necropoli-IMG 0480.jpg|mini|Nekropole am Capo San Marco]]
Die ältesten Funde in Tharros lassen auf eine Besiedlung im 13. und 12. Jahrhundert v. Chr. schließen. Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. muss Tharros eine phönizische Handelsniederlassung gewesen sein. Darauf verweisen die Ruinen einer [[Akropolis]] und zweier [[Tofet|Tepathim]]. Aus [[Punier|punischer]] Zeit zeigt eine 120 m lange Mole, dass Tharros im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. eine bedeutende Hafen- und Handelsstadt war.


Die Römer besiegten 215&nbsp;v. Chr. die Punier und passten die Stadt ihren Bedürfnissen an. Unter anderem wurden breite Straßen angelegt, die mit schwarzen [[Basalt]]platten belegt wurden; hinzu kamen Wasserleitungen und ein Abwasserkanal unter der Straße, [[Thermen]] und ein [[Sechseck|hexagonales]] [[Baptisterium]].<ref>M. O. Hermann: ''Tempel-, Kult- und Ruinenstätten'' (Tharros) 1995.</ref>
Die ältesten Funde in Tharros lassen auf eine Besiedlung im 13. und 12. Jahrhundert v. Chr. schließen. Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. muss Tharros eine phönizische Handelsniederlassung gewesen sein. Darauf verweisen die Ruinen einer [[Akropolis]], zweier [[Tofet|Tepathim]] phönizischen Ursprungs. Aus [[Punier|punischer]] Zeit zeigt eine 120&nbsp;m lange Mole, dass Tharros im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. eine bedeutende Hafen- und Handelsstadt war.


Nahe bei Tharros liegen die frühmittelalterlich [[Byzantinisches Reich|byzantinische]] Kirche [[San Giovanni di Sinis]] und das im Sommer zugängliche [[Ipogeo di San Salvatore]].
Die Römer besiegten 215&nbsp;v. Chr. die Punier und passten kurz darauf die Stadt ihren Bedürfnissen an. Unter anderem wurden breite Straßen angelegt, die mit schwarzen [[Basalt]]platten belegt wurden; hinzu kamen Wasserleitungen und ein Abwasserkanal unter der Straße, Thermen und ein [[Sechseck|hexagonales]] [[Baptisterium]] angelegt.<ref>M. O. Hermann: "Tempel- Kult- und Ruinenstätten" (Tharros) 1995.</ref>

Ganz nahe bei Tharros liegen zwei weitere Sehenswürdigkeiten: Die frühmittelalterlich byzantinische Kirche [[San Giovanni di Sinis]] und das im Sommer zugängliche [[Ipogeo di San Salvatore]].


{{Siehe auch|Tharros (Titularbistum)}}
{{Siehe auch|Tharros (Titularbistum)}}


== Funde ==
== Funde ==
Die vielleicht ältesten, aber nicht bei regulären Grabungen gefundenen Gegenstände, sind [[Bronzefiguren der Nuraghenkultur]]. Man fand [[Zypern|zyprisch]]-[[mykenische Keramik]] aus dem 13. und 12. Jahrhundert v. Chr., die auf Seehandel schließen lässt. In keiner anderen phönizisch-punischen Niederlassung auf Sardinien hat man entsprechende Mengen von Importkeramik gefunden. Tharros unterhielt offenbar bereits im 8. und 7. Jahrhundert enge Beziehungen zu den [[Etrusker]]n, worauf [[Bucchero]]vasen verweisen. Giovanni Spano schätzte die Ausbeute aus über 100 geplünderten Gräbern auf etwa 4000 Skarabäen aus [[Achat]], [[Ägypten|ägyptischem]] Glasfluss, [[Jaspis]] vom [[Monte Arci]], [[Karneol]], [[Lapislazuli]] und glasiertem Ton, die Hälfte davon in importiertem [[Gold]] gefasst.
Die vielleicht ältesten, aber nicht bei regulären Grabungen gefundenen Gegenstände, sind [[Bronzefiguren der Nuraghenkultur]]. Man fand [[Zypern|zyprisch]]-[[mykenische Keramik]] aus dem 13. und 12.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr., die auf Seehandel schließen lässt. In keiner anderen phönizisch-punischen Niederlassung auf Sardinien hat man entsprechende Mengen von Importkeramik gefunden. Tharros unterhielt offenbar bereits im 8. und 7.&nbsp;Jahrhundert enge Beziehungen zu den [[Etrusker]]n, worauf [[Bucchero]]vasen verweisen. [[Giovanni Spano]] schätzte die Ausbeute aus über 100 geplünderten Gräbern auf etwa 4000&nbsp;Skarabäen aus [[Achat]], [[Ägypten|ägyptischem]] Glasfluss, [[Jaspis]] vom [[Monte Arci]], [[Karneol]], [[Lapislazuli]] und glasiertem Ton, die Hälfte davon in importiertem [[Gold]] gefasst.

== Siehe auch ==
* [[Liste vor- und frühgeschichtlicher archäologischer Fundplätze auf Sardinien]]


== Literatur ==
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* [http://www.sardinien.com/rundreisen/oristanese_sinishalbinsel/tharros.cfm Tharros Sardinien.com]
* [http://www.sardinien.com/rundreisen/oristanese_sinishalbinsel/tharros.cfm Tharros Sardinien.com]
* [http://www.sardegna.com/code/articolo/TABLE/LOCALITA/id/493/LINGUA/DE Kurzinfo zu Tharros]
* [http://www.sardegna.com/code/articolo/TABLE/LOCALITA/id/493/LINGUA/DE Kurzinfo zu Tharros]
* {{Internetquelle
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== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 26. März 2024, 10:34 Uhr

Tharros

Tharros (auch Tharras, Tarrae oder Tarras) ist eine antike Stadt an der Westküste Sardiniens, von der nur noch Reste erhalten sind. Sie liegt 20 km westlich von Oristano in der gleichnamigen Provinz, auf dem teilweise nur 100 m breiten Südzipfel der Sinis-Halbinsel. Der Name Tharros tauchte zuerst auf einem römischen Meilenstein auf.

Gegründet von Nuraghern, wurde der Platz von den Phöniziern zur Stadt ausgebaut und von den Puniern und Römern übernommen. Zwischen 827 und 1070 n. Chr. war sie Hauptstadt des Judikats Arborea. Ibn Dschubair (1145–1217) berichtet bereits 1183, dass er eine Ruinenstadt gesehen habe, als sein Schiff an dem sardischen Vorgebirge vor einem Sturm Schutz suchte.

Ruinen des antiken Tharros auf der Sinis-Halbinsel
Nekropole am Capo San Marco

Die ältesten Funde in Tharros lassen auf eine Besiedlung im 13. und 12. Jahrhundert v. Chr. schließen. Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. muss Tharros eine phönizische Handelsniederlassung gewesen sein. Darauf verweisen die Ruinen einer Akropolis und zweier Tepathim. Aus punischer Zeit zeigt eine 120 m lange Mole, dass Tharros im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. eine bedeutende Hafen- und Handelsstadt war.

Die Römer besiegten 215 v. Chr. die Punier und passten die Stadt ihren Bedürfnissen an. Unter anderem wurden breite Straßen angelegt, die mit schwarzen Basaltplatten belegt wurden; hinzu kamen Wasserleitungen und ein Abwasserkanal unter der Straße, Thermen und ein hexagonales Baptisterium.[1]

Nahe bei Tharros liegen die frühmittelalterlich byzantinische Kirche San Giovanni di Sinis und das im Sommer zugängliche Ipogeo di San Salvatore.

Die vielleicht ältesten, aber nicht bei regulären Grabungen gefundenen Gegenstände, sind Bronzefiguren der Nuraghenkultur. Man fand zyprisch-mykenische Keramik aus dem 13. und 12. Jahrhundert v. Chr., die auf Seehandel schließen lässt. In keiner anderen phönizisch-punischen Niederlassung auf Sardinien hat man entsprechende Mengen von Importkeramik gefunden. Tharros unterhielt offenbar bereits im 8. und 7. Jahrhundert enge Beziehungen zu den Etruskern, worauf Buccherovasen verweisen. Giovanni Spano schätzte die Ausbeute aus über 100 geplünderten Gräbern auf etwa 4000 Skarabäen aus Achat, ägyptischem Glasfluss, Jaspis vom Monte Arci, Karneol, Lapislazuli und glasiertem Ton, die Hälfte davon in importiertem Gold gefasst.

  • E. Acquaro, B. Marcolongo, F. Vangelista, F. Verga (Hrsg.): Il Portto Buono di Tharros. Agorà Ed., La Spezia 1999, ISBN 88-87218-23-4, (Studi e ricerche sui beni culturali. Monumenti fenici 2).
Commons: Tharros – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. M. O. Hermann: Tempel-, Kult- und Ruinenstätten (Tharros) 1995.

Koordinaten: 39° 52′ 26,4″ N, 8° 26′ 27,6″ O