„Helmut Newton“ – Versionsunterschied

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'''Helmut Newton''' [{{IPA|ˈnjuːtn̩}}] (ursprünglich ''Helmut Neustädter;'' * [[31. Oktober]] [[1920]] in [[Berlin]]; † [[23. Januar]] [[2004]] in [[Los Angeles]]) war ein [[Deutschland|deutsch]]-[[Australien|australischer]] [[Fotograf]].

'''Helmut Newton''' [{{IPA|ˈnjuːtn̩}}] (ursprünglich ''Helmut Neustädter''; * [[31. Oktober]] [[1920]] in [[Berlin]]; † [[23. Januar]] [[2004]] in [[Los Angeles]]) war ein [[Deutschland|deutsch]]-[[Australien|australischer]] [[Fotograf]].


== Leben ==
== Leben ==
Helmut Newton wurde 1920 als Sohn einer wohlhabenden [[Juden in Berlin|jüdischen]] Knopffabrikantenfamilie in Berlin unter dem Namen Helmut Neustädter geboren. Bis 1936 besuchte er das [[Gymnasium]], welches er aber abbrach, nachdem er schon zu dieser Zeit mehr dem [[Schwimmsport|Schwimmen]], den Mädchen und dem [[Fotografie]]ren zugetan war. Er begann im selben Jahr eine Lehre als Fotograf bei der damals bekannten Berliner Fotografin [[Yva]] (Else Neuländer-Simon), die nach dem Berufsverbot 1938 ihr Atelier schließen musste und später im [[Vernichtungslager Sobibor]] ermordet wurde. Zu der Zeit, kurz nach seinem 18.&nbsp;Geburtstag, am 5.&nbsp;Dezember 1938, flüchtete Newton vor den Nazis aus Deutschland in Richtung [[Singapur]].<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-29787389.html Helmut Newton] bei Spiegel-Online. Abgerufen: 3.&nbsp;Februar 2013</ref> Dort arbeitete er zwei Wochen lang als [[Bildreporter]] bei der ''[[The Straits Times]]'', bevor er wegen „Unfähigkeit“ entlassen wurde.
Helmut Newton wurde 1920 als Sohn einer wohlhabenden [[Juden in Berlin|jüdischen]] Knopffabrikantenfamilie in Berlin unter dem Namen Helmut Neustädter geboren. Bis 1936 besuchte er das [[Gymnasium]], welches er aber abbrach, nachdem er schon zu dieser Zeit mehr dem [[Schwimmsport|Schwimmen]], den Mädchen und dem [[Fotografie]]ren zugetan war. Er begann im selben Jahr eine Lehre als Fotograf bei der damals bekannten Berliner Fotografin [[Yva]] (Else Neuländer-Simon), die nach dem Berufsverbot 1938 ihr Atelier schließen musste und später im [[Vernichtungslager Sobibor]] ermordet wurde. Zu der Zeit, kurz nach seinem 18.&nbsp;Geburtstag, am 5.&nbsp;Dezember 1938, flüchtete Newton vor den Nazis aus Deutschland in Richtung [[Singapur]].<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-29787389.html Helmut Newton] bei Spiegel Online. Abgerufen: 3.&nbsp;Februar 2013</ref> Dort arbeitete er zwei Wochen lang als [[Bildreporter]] bei der Zeitung ''[[The Straits Times]],'' bevor er wegen „Unfähigkeit“ entlassen wurde.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.sueddeutsche.de/kultur/fotografie-100-jahre-helmut-newton-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-201025-99-74305 |titel=100 Jahre Helmut Newton |werk=dpa/sueddeutsche.de |hrsg=Süddeutsche Zeitung |datum=2020-10-30 |sprache=de |abruf=2023-09-01}}</ref>


[[Datei:Helmut Newton, Portrait of Laurel Martyn, 1952.jpg|miniatur|hochkant|Helmut Newtons Porträt von [[Laurel Martyn]], 1952, <br />[[National Library of Australia]]]]
[[Datei:Helmut Newton, Portrait of Laurel Martyn, 1952.jpg|miniatur|hochkant|Helmut Newtons Porträt von [[Laurel Martyn]], 1952, <br />[[National Library of Australia]]]]


Die [[Zweiter Weltkrieg|Kriegsjahre]] ab 1940 verbrachte er in [[Australien]], wo er zunächst als LKW-Fahrer bei der [[Australian Army|Armee]] und beim [[Eisenbahn]]bau arbeitete. 1945 eröffnete er ein [[Fotostudio]] in [[Melbourne]]. Ein Jahr später nahm er die australische Staatsangehörigkeit an. 1948 heiratete er die [[Schauspieler]]in [[June Newton|June Browne]] (1923–2021; Schauspielerpseudonym June Brunell, da es schon eine Schauspielerin mit dem Namen June Browne gab), mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte. Das Paar war kinderlos.<ref>[https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/autounfall-helmut-newton-ist-tot-a-283380.html Spiegel Online vom 24. Januar 2004: Helmut Newton ist tot] abgerufen am 30. Oktober 2020.</ref> [[June Newton]] war seit den 1970er Jahren selbst als Fotografin unter dem [[Pseudonym]] ''Alice Springs'' tätig.
Die [[Zweiter Weltkrieg|Kriegsjahre]] ab 1940 verbrachte er in [[Australien]], wo er zunächst als LKW-Fahrer bei der [[Australian Army|Armee]] und beim [[Eisenbahn]]bau arbeitete. 1945 eröffnete er ein [[Fotostudio]] in [[Melbourne]]. Ein Jahr später nahm er die australische Staatsangehörigkeit an. 1948 heiratete er die [[Schauspieler]]in [[June Newton|June Browne]] (1923–2021; Schauspielerpseudonym June Brunell, da es schon eine Schauspielerin mit dem Namen June Browne gab), mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte. Das Paar war kinderlos.<ref>[https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/autounfall-helmut-newton-ist-tot-a-283380.html Spiegel Online vom 24. Januar 2004: Helmut Newton ist tot] abgerufen am 30. Oktober 2020.</ref> June Newton war seit den 1970er Jahren selbst als Fotografin unter dem [[Pseudonym]] ''Alice Springs'' tätig.


Ab 1956 arbeitete Helmut Newton für die australische Ausgabe der [[Vogue (Zeitschrift)|Vogue]], die sein Hauptarbeitgeber wurde. Nach und nach verpflichteten ihn auch die [[Frankreich|französische]], [[italien]]ische, [[Vereinigte Staaten|amerikanische]] und die deutsche Ausgabe, sowie auch weitere [[Mode]]zeitschriften. Seit den 1970er Jahren war Newton einer der begehrtesten und teuersten [[Modefotografie|Mode-]], [[Werbefotografie|Werbe-]], [[Porträt]]- und [[Aktfotografie|Aktfotografen]] der Welt. Unter den porträtierten Prominenten waren [[Helmut Kohl]], [[Margaret Thatcher]], [[Charlotte Rampling]], [[Catherine Deneuve]], [[Elizabeth Taylor|Liz Taylor]], [[Romy Schneider]] oder [[Hanna Schygulla]]. 1976, als Newton bereits 56 Jahre alt war, erschien sein erster Bildband ''White Women'', der kurz nach der Veröffentlichung mit dem [[Kodak-Fotobuchpreis]] ausgezeichnet wurde. Im April 2000 erregte Newtons sogenannter ''SUMO''-Bildband Aufsehen, als das Exemplar Nummer eins – handsigniert von über 100 der in dem Buch abgebildeten berühmten Persönlichkeiten – auf einer [[Wohltätigkeit|Charity]]-Auktion 620.000&nbsp;DM erzielte und damit den Rekord für das teuerste Buch des 20.&nbsp;Jahrhunderts brach.<ref>Elisabeth Binder: [http://www.tagesspiegel.de/berlin/royale-atmosphaere-mit-koenigin-silvia-macht-gute-taten-zum-genuss-1-3-millionen-dm-kamen-zusammen/134556.html ''Royale Atmosphäre mit Königin Silvia macht gute Taten zum Genuss - 1,3 Millionen DM kamen zusammen''] im [[Tagesspiegel]] vom 7. April 2000, abgerufen am 2. November 2016.</ref><ref>Thomas Hummitzsch: [http://www.berlinerliteraturkritik.de/detailseite/artikel/sumo-is-back.html ''Helmut Newtons SUMO ist zurück''] in der [[Die Berliner Literaturkritik|Berliner Literaturkritik]] vom 26. November 2009, abgerufen am 2. November 2016</ref><ref>[[Deutsches Kameramuseum]]: [http://www.kameramuseum.de/2-literatur/sumo.html Fotobücher: Helmut Newton: SUMO], abgerufen am 2. November 2016</ref>
Ab 1956 arbeitete Helmut Newton für die australische Ausgabe der [[Vogue (Zeitschrift)|Vogue]], die sein Hauptarbeitgeber wurde. Nach und nach verpflichteten ihn auch die [[Frankreich|französische]], [[italien]]ische, [[Vereinigte Staaten|amerikanische]] und die deutsche Ausgabe sowie auch weitere [[Mode]]zeitschriften. Seit den 1970er Jahren war Newton einer der begehrtesten und teuersten [[Modefotografie|Mode-]], [[Werbefotografie|Werbe-]], [[Porträt]]- und [[Aktfotografie|Aktfotografen]] der Welt. Unter den porträtierten Prominenten waren [[Helmut Kohl]], [[Margaret Thatcher]], [[Charlotte Rampling]], [[Catherine Deneuve]], [[Elizabeth Taylor|Liz Taylor]], [[Romy Schneider]] und [[Hanna Schygulla]].
1976, als Newton bereits 56&nbsp;Jahre alt war, erschien sein erster Bildband ''White Women,'' der kurz nach der Veröffentlichung mit dem Kodak-Fotobuchpreis ausgezeichnet wurde. Im April 2000 erregte Newtons sogenannter ''SUMO''-Bildband Aufsehen, als das Exemplar Nummer eins – handsigniert von über 100 der in dem Buch abgebildeten berühmten Persönlichkeiten – auf einer [[Wohltätigkeit|Charity]]-Auktion 620.000&nbsp;DM erzielte und damit den Rekord für das teuerste Buch des 20.&nbsp;Jahrhunderts brach.<ref>Elisabeth Binder: [http://www.tagesspiegel.de/berlin/royale-atmosphaere-mit-koenigin-silvia-macht-gute-taten-zum-genuss-1-3-millionen-dm-kamen-zusammen/134556.html ''Royale Atmosphäre mit Königin Silvia macht gute Taten zum Genuss - 1,3 Millionen DM kamen zusammen''] im [[Tagesspiegel]] vom 7. April 2000, abgerufen am 2. November 2016.</ref><ref>Thomas Hummitzsch: [http://www.berlinerliteraturkritik.de/detailseite/artikel/sumo-is-back.html ''Helmut Newtons SUMO ist zurück''] in der [[Die Berliner Literaturkritik|Berliner Literaturkritik]] vom 26. November 2009, abgerufen am 2. November 2016</ref><ref>[[Deutsches Kameramuseum]]: [http://www.kameramuseum.de/2-literatur/sumo.html Fotobücher: Helmut Newton: SUMO], abgerufen am 2. November 2016</ref>


[[Datei:2006-07-24 Friedhof Schoeneberg III Grab Newton.jpg|mini|hochkant|Grab von Helmut Newton (2006)]]
[[Datei:2006-07-24 Friedhof Schoeneberg III Grab Newton.jpg|mini|hochkant|Grab von Helmut Newton (2006)]]


Seit 1981 lebte Helmut Newton mit seiner Frau [[June Newton]] in [[Monaco]] die Wintermonate verbrachte das Paar in Los Angeles. Newton starb im Alter von 83 Jahren in der Nacht vom 23. auf den 24.&nbsp;Januar 2004 nach einem Herzinfarkt, den er am Steuer seines [[Cadillac]] erlitt, in Los Angeles im [[Cedars-Sinai Medical Center]].<ref>Don Winslow: [http://digitaljournalist.org/issue0401/newton_obit.html ''Legendary Helmut Newton, 83, killed in LA car crash''], digitaljournalist.org, abgerufen am 2. September 2018</ref> Sein Wunsch war es, in seiner Geburtsstadt Berlin beigesetzt zu werden. Am 2.&nbsp;Juni 2004 wurde seine Urne in einem Ehrengrab auf dem [[Friedhof Schöneberg III]] in [[Berlin-Friedenau]] beigesetzt. Unter den Trauergästen waren unter anderem [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] [[Gerhard Schröder]], [[Regierender Bürgermeister von Berlin|Berlins Regierender Bürgermeister]] [[Klaus Wowereit]] und der britische Schauspieler [[Roger Moore]].<ref>Olga Fedianina: ''{{Webarchiv | url=http://www.j-zeit.de/archiv/artikel.313.html | wayback=20071011101159 | text=31. Oktober 1920: Helmut Newton.}}'' In: ''[[Jüdische Zeitung (Berlin)|Jüdische Zeitung]]'' vom Oktober 2006</ref><ref>''[https://rp-online.de/kultur/trauerfeier-fuer-helmut-newton_aid-16899451 Trauerfeier für Helmut Newton – Starfotograf wurde in Berlin neben Marlene Dietrich beigesetzt.]'' In: ''[[Rheinische Post]]'' vom 2. Juni 2004.</ref>
Seit 1981 lebte Helmut Newton mit seiner Frau June Newton in [[Monaco]]; die Wintermonate verbrachte das Paar in Los Angeles. Newton starb im Alter von 83&nbsp;Jahren in der Nacht vom 23. auf den 24.&nbsp;Januar 2004 nach einem Herzinfarkt, den er am Steuer seines [[Cadillac]] erlitt, in Los Angeles im [[Cedars-Sinai Medical Center]].<ref>Don Winslow: [http://digitaljournalist.org/issue0401/newton_obit.html ''Legendary Helmut Newton, 83, killed in LA car crash,''] digitaljournalist.org, abgerufen am 2. September 2018</ref>
Sein Wunsch war es, in seiner Geburtsstadt Berlin beigesetzt zu werden. Am 2.&nbsp;Juni 2004 wurde seine Urne in einem Ehrengrab auf dem [[Friedhof Schöneberg III]] (Nr. 34/367) in [[Berlin-Friedenau]] beigesetzt.<ref>{{Internetquelle |autor=Klaus Nerger |url=https://www.knerger.de/html/newtonhesonstige_22.html |titel=Das Grab von Helmut Newton |werk=knerger.de |abruf=2022-02-07}}</ref> Unter den Trauergästen waren unter anderem [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] [[Gerhard Schröder]], [[Regierender Bürgermeister von Berlin|Berlins Regierender Bürgermeister]] [[Klaus Wowereit]] und der britische Schauspieler [[Roger Moore]].<ref>Olga Fedianina: ''{{Webarchiv | url=http://www.j-zeit.de/archiv/artikel.313.html | wayback=20071011101159 | text=31. Oktober 1920: Helmut Newton.}}'' In: ''[[Jüdische Zeitung (Berlin)|Jüdische Zeitung]]'' vom Oktober 2006</ref><ref>''[https://rp-online.de/kultur/trauerfeier-fuer-helmut-newton_aid-16899451 Trauerfeier für Helmut Newton – Starfotograf wurde in Berlin neben Marlene Dietrich beigesetzt.]'' In: ''[[Rheinische Post]]'' vom 2. Juni 2004.</ref>


== Kontroversen ==
== Kontroversen ==
Im November 1993 warf ihm [[Alice Schwarzer]] in der feministischen Zeitschrift ''[[Emma (Zeitschrift)|Emma]]'' vor, seine Fotos seien nicht nur [[Sexismus|sexistisch]] und [[Rassismus|rassistisch]], sondern auch [[Faschismus|faschistisch]]. Als Beleg führte sie 19 seiner Bilder an. ''Emma'' druckte die entsprechenden Bilder ohne Genehmigung in einer Ausgabe ab, was zu einer erfolgreichen Klage des deutschen Verlags [[Schirmer/Mosel Verlag|Schirmer/Mosel]] mit Billigung Helmut Newtons wegen vorsätzlicher Urheberrechtsverletzung gegen den Emma-Verlag führte.<ref>{{Der Spiegel|ID=13683769|Titel=Alice in Newton-Land|Jahr=1994|Nr=30|Seiten=92–94}}</ref> Das Landgericht München verurteilte die Emma Frauenverlags GmbH zur Zahlung von Schadenersatz. Zwar seien Bildzitate in politischen Auseinandersetzungen erlaubt, doch ''Emma'' habe das dafür nötige Maß mit 19 Bildern überschritten.<ref>''[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/alice-schwarzer-muss-akt-fotos-honorieren,10810590,8858948.html Alice Schwarzer muß Akt-Fotos honorieren.]'' In: [[Deutsche Presse-Agentur|dpa]] / ''[[Berliner Zeitung]]'' vom 28. Juli 1994.</ref>
Im November 1993 warf ihm [[Alice Schwarzer]] in der feministischen Zeitschrift ''[[Emma (Zeitschrift)|Emma]]'' vor, seine Fotos seien nicht nur [[Sexismus|sexistisch]] und [[Rassismus|rassistisch]], sondern auch [[Faschismus|faschistisch]]. Als Beleg führte sie 19 seiner Bilder an. ''Emma'' druckte die entsprechenden Bilder ohne Genehmigung in einer Ausgabe ab, was zu einer erfolgreichen Klage des deutschen Verlags [[Schirmer/Mosel Verlag|Schirmer/Mosel]] mit Billigung Helmut Newtons wegen vorsätzlicher Urheberrechtsverletzung gegen den Emma-Verlag führte.<ref>{{Der Spiegel|ID=13683769|Titel=Alice in Newton-Land|Jahr=1994|Nr=30|Seiten=92–94}}</ref>
Das [[Landgericht München&nbsp;I]] verurteilte die Emma Frauenverlags GmbH zur Zahlung von Schadenersatz. Zwar seien Bildzitate in politischen Auseinandersetzungen erlaubt, doch ''Emma'' habe das dafür nötige Maß mit 19&nbsp;Bildern überschritten.<ref>''[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/alice-schwarzer-muss-akt-fotos-honorieren,10810590,8858948.html Alice Schwarzer muß Akt-Fotos honorieren.]'' In: [[Deutsche Presse-Agentur|dpa]] / ''[[Berliner Zeitung]]'' vom 28. Juli 1994.</ref>


== Würdigung ==
== Würdigung ==
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=== Auszeichnungen zu Lebzeiten ===
=== Auszeichnungen zu Lebzeiten ===
* 1990: [[Grand Prix National de la Photographie]]
* 1990: Grand Prix National de la Photographie
* 1992: [[Kulturverdienstorden (Monaco)|Officier des Arts, Lettres et Sciences]], Monaco
* 1992: [[Kulturverdienstorden (Monaco)|Officier des Arts, Lettres et Sciences]], Monaco
* 1992: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Großes Bundesverdienstkreuz]]
* 1992: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Großes Bundesverdienstkreuz]]
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[[Datei:Helmut Newton Stiftung Berlin Landwehrkasino dec 2004.jpg|miniatur|hochkant|Helmut Newton Stiftung im ehemaligen Landwehrkasino, Berlin (2004)]]
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Helmut Newton selbst hat zu Lebzeiten im November 2003 die Helmut Newton Stiftung gegründet. Infolge der Gründung hat Newton zahlreiche Fotopositive auf seine Stiftung übertragen. Mit dem Sitz in Zürich ist sie eine Stiftung gemäß dem schweizerischen Recht. Die Stiftung arbeitet international und verfolgt den Zweck, die fotografischen Werke von Helmut und [[June Newton]] (später bekannt als Alice Springs) zu präsentieren, zu wahren und zu schützen.
Helmut Newton selbst hat zu Lebzeiten im November 2003 die Helmut Newton Stiftung gegründet. Nach der Gründung hat Newton zahlreiche Fotografien auf seine Stiftung übertragen. Mit dem Sitz in Zürich ist sie eine Stiftung gemäß dem schweizerischen Recht. Die Stiftung arbeitet international und verfolgt den Zweck, die fotografischen Werke von Helmut und [[June Newton]] (später bekannt als Alice Springs) zu präsentieren, zu wahren und zu schützen.


Eine der wesentlichsten Maßnahmen der Stiftung ist der Abschluss eines Vertrages mit der [[Stiftung Preußischer Kulturbesitz]]. Dieser Vertrag sichert der Helmut Newton Stiftung dauerhaft zu, über zwei Etagen des ehemaligen Landwehrkasinos in Berlin-Charlottenburg zu verfügen, um dort Ausstellungen zu organisieren und durchzuführen. Seit der Eröffnung im Juni 2004 gibt es dort ständig wechselnde Ausstellungen von und über den Fotografen Helmut Newton, ergänzt durch andere Künstler und Fotografen. Die Helmut Newton Stiftung kooperiert und teilt sich das Gebäude mit dem [[Museum für Fotografie (Berlin)|Museum für Fotografie]]. Nach den Wünschen des Gründers und Namensgebers sollen die Ausstellungen, die bewusst in seiner Geburtsstadt Berlin beheimatet sein sollen, kein „totes Museum“ darstellen, sondern vielmehr als „lebendige Institution“ wirken. Newton brachte insbesondere seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Stiftung im ehemaligen Landwehrkasino in der Jebensstraße&nbsp;– direkt am [[Bahnhof Berlin Zoologischer Garten|''Bahnhof Zoo'']] gelegen&nbsp;– Platz fand, weil dieses Gebäude eines der letzten gewesen sei, die er bei seiner Flucht aus Berlin 1938 vom Zug aus gesehen habe.
Eine der wesentlichsten Maßnahmen der Stiftung ist der Abschluss eines Vertrages mit der [[Stiftung Preußischer Kulturbesitz]]. Dieser Vertrag sichert der Helmut Newton Stiftung dauerhaft zu, über zwei Etagen des ehemaligen Landwehrkasinos in Berlin-Charlottenburg zu verfügen, um dort Ausstellungen zu organisieren und durchzuführen. Seit der Eröffnung im Juni 2004 gibt es dort ständig wechselnde Ausstellungen von und über den Fotografen Helmut Newton, ergänzt durch andere Künstler und Fotografen. Die Helmut Newton Stiftung kooperiert und teilt sich das Gebäude mit dem [[Museum für Fotografie (Berlin)|Museum für Fotografie]]. Nach den Wünschen des Gründers und Namensgebers sollen die Ausstellungen, die bewusst in seiner Geburtsstadt Berlin beheimatet sein sollen, kein „totes Museum“ darstellen, sondern vielmehr als „lebendige Institution“ wirken. Newton brachte insbesondere seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Stiftung im ehemaligen Landwehrkasino in der Jebensstraße&nbsp;– direkt am [[Bahnhof Berlin Zoologischer Garten|''Bahnhof Zoo'']] gelegen&nbsp;– Platz fand, weil dieses Gebäude eines der letzten gewesen sei, die er bei seiner Flucht aus Berlin 1938 vom Zug aus gesehen habe.


== Werke ==
== Werke ==
* ''Autobiographie''. Goldmann, München 2005, ISBN 3-442-15290-9.
* ''Autobiographie.'' Goldmann, München 2005, ISBN 3-442-15290-9.
* ''Big Nudes''. [[Schirmer/Mosel Verlag]], München 2004, ISBN 3-8296-0139-5.
* ''Big Nudes.'' [[Schirmer/Mosel Verlag]], München 2004, ISBN 3-8296-0139-5.
* ''Helmut Newton’s illustrated''. (Complete Edition) Schirmer/Mosel Verlag, München 2000, ISBN 3-88814-613-5.
* ''Helmut Newton’s illustrated.'' (Complete Edition) Schirmer/Mosel Verlag, München 2000, ISBN 3-88814-613-5.
** Bd. 1. ''Sex and Power'', S. 7–38
** Bd. 1. ''Sex and Power,'' S. 7–38
** Bd. 2. ''Pictures from an exhibition'', S. 39–70
** Bd. 2. ''Pictures from an exhibition,'' S. 39–70
** Bd. 3. ''I was there'', S. 71–102
** Bd. 3. ''I was there,'' S. 71–102
** Bd. 4. ''Dr. Phantasme'', S. 103–134
** Bd. 4. ''Dr. Phantasme,'' S. 103–134
** ''Index'' S. 135
** ''Index'' S. 135
* ''Pola Woman''. Schirmer/Mosel Verlag, München 2000, ISBN 3-88814-749-2.
* ''Pola Woman.'' Schirmer/Mosel Verlag, München 2000, ISBN 3-88814-749-2.
* ''Portraits''. Bilder aus Europa und Amerika. Schirmer/Mosel Verlag, München 2004, ISBN 3-8296-0146-8.
* ''Portraits.'' Bilder aus Europa und Amerika. Schirmer/Mosel Verlag, München 2004, ISBN 3-8296-0146-8.
* ''Archives de Nuit'' Schirmer/Mosel Verlag, 1993. ISBN 978-3-88814-686-2
* ''Archives de Nuit'' Schirmer/Mosel Verlag, 1993. ISBN 978-3-88814-686-2
* ''Private Property''. Schirmer/Mosel Verlag, München 1989, ISBN 3-88814-340-3.
* ''Private Property.'' Schirmer/Mosel Verlag, München 1989, ISBN 3-88814-340-3.
* ''Sleepless nights''. Schirmer/Mosel Verlag, München 1991, ISBN 3-88814-421-3.
* ''Sleepless nights.'' Schirmer/Mosel Verlag, München 1991, ISBN 3-88814-421-3.
* ''Welt ohne Männer''. Schirmer/Mosel Verlag, München 1993, ISBN 3-88814-130-3.
* ''Welt ohne Männer.'' Schirmer/Mosel Verlag, München 1993, ISBN 3-88814-130-3.
* ''White women''. Schirmer/Mosel Verlag, München 1992, ISBN 3-88814-281-4.
* ''White women.'' Schirmer/Mosel Verlag, München 1992, ISBN 3-88814-281-4.
* ''Playboy’s Helmut Newton''. Chronicle Books, August 2005, ISBN 0-8118-5065-X.
* ''Playboy’s Helmut Newton.'' Chronicle Books, August 2005, ISBN 0-8118-5065-X.
* ''Helmut Newton. SUMO. Revised by June Newton''. TASCHEN, Köln, 2009, ISBN 978-3-8365-1730-0.
* ''Helmut Newton. SUMO. Revised by June Newton.'' TASCHEN, Köln, 2009, ISBN 978-3-8365-1730-0.
* ''Helmut Newton. World without Men''. TASCHEN, Köln, 2013, ISBN 978-3-8365-4512-9.
* ''Helmut Newton. World without Men.'' TASCHEN, Köln, 2013, ISBN 978-3-8365-4512-9.
* ''Helmut Newton, Sex & Landscapes''. TASCHEN, Köln, 2004, ISBN 978-3-8228-3506-7.
* ''Helmut Newton, Sex & Landscapes.'' TASCHEN, Köln, 2004, ISBN 978-3-8228-3506-7.
* ''Helmut Newton. A Gun for Hire''. TASCHEN, Köln, 2005, ISBN 978-3-8228-4643-8.
* ''Helmut Newton. A Gun for Hire.'' TASCHEN, Köln, 2005, ISBN 978-3-8228-4643-8.
* ''Helmut Newton. Polaroids''. TASCHEN, Köln, 2011, ISBN 978-3-8365-2886-3.
* ''Helmut Newton. Polaroids.'' TASCHEN, Köln, 2011, ISBN 978-3-8365-2886-3.
* ''Helmut Newton. SUMO. 20th Anniversary Edition''. TASCHEN, Köln, 2019, ISBN 978-3-8365-7819-6.
* ''Helmut Newton. SUMO. 20th Anniversary Edition.'' TASCHEN, Köln, 2019, ISBN 978-3-8365-7819-6.


== Postume Einzelausstellungen (Auswahl) ==
== Posthume Einzelausstellungen (Auswahl) ==
* 25. Februar – 4. Juni 2006 im [[Königlicher Palast (Mailand)|Palazzo Reale]] in [[Mailand]]: ''Sex & Landscapes''.<ref>Hans-Michael Koetzle: ''Fotografen A–Z'' (S. 430), Taschen Verlag (''Bibliotheca Universalis''), Köln 2017. ISBN 978-3-8365-5433-6</ref>
* 25. Februar – 4. Juni 2006 im [[Königlicher Palast (Mailand)|Palazzo Reale]] in [[Mailand]]: ''Sex & Landscapes.''<ref>Hans-Michael Koetzle: ''Fotografen A–Z'' (S. 430), Taschen Verlag (''Bibliotheca Universalis''), Köln 2017. ISBN 978-3-8365-5433-6</ref>
* 9. Januar – 27. März 2011 im [[Kunsthaus Apolda]]: ''Avantgarde – Helmut Newton''. Werke aus dem Museum der Moderne Salzburg. Leihgabe der Sammlung MAP.
* 9. Januar – 27. März 2011 im [[Kunsthaus Apolda]]: ''Avantgarde – Helmut Newton.'' Werke aus dem Museum der Moderne Salzburg. Leihgabe der Sammlung MAP.
* 10. Juni – 20. November 2011 im [[Museum für Fotografie (Berlin)|Berliner Museum für Fotografie]]: ''Helmut Newton Polaroids''<ref>[https://www.berlin.de/museum/3109973-2926344-museum-fuer-fotografie-helmut-newton-sti.html berlin.de:: ''Museum für Fotografie, Helmut Newton Stiftung''] (abgerufen am 25. November 2018)</ref>
* 10. Juni – 20. November 2011 im [[Museum für Fotografie (Berlin)|Berliner Museum für Fotografie]]: ''Helmut Newton Polaroids''<ref>[https://www.berlin.de/museum/3109973-2926344-museum-fuer-fotografie-helmut-newton-sti.html berlin.de:: ''Museum für Fotografie, Helmut Newton Stiftung''] (abgerufen am 25. November 2018)</ref>
* 31. Oktober 2021 – 22. Mai 2022 im [[Museum für Fotografie (Berlin)|Museum für Fotografie der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz]]: ''Helmut Newton. Legacy.''
* 31. Oktober 2021 – 22. Mai 2022 im [[Museum für Fotografie (Berlin)|Museum für Fotografie der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz]]: ''Helmut Newton. Legacy.''
* 19. Oktober 2022 – 15. Januar 2023 im [[Bank Austria Kunstforum Wien]]: ''Helmut Newton Legacy.''<ref>{{Internetquelle |url=https://www.kunstforumwien.at/de/ausstellungen/hauptausstellungen/330/helmut-newton-legacy |titel=Helmut Newton Legacy {{!}} Ausstellungen {{!}} Kunstforum Wien |abruf=2022-12-13}}</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Claus Stephani: ''Ein Großmeister der Fotografie. Zur Werkschau Helmut Newton in Salzburg.'' In: David. Jüdische Kulturzeitschrift (Wien), 24. Jg., Nr. 94, Sept. 2012, S. 58–59. ([http://www.davidkultur.at/ausgabe.php?ausg=94&artikel=739)]
* Claus Stephani: ''Ein Großmeister der Fotografie. Zur Werkschau Helmut Newton in Salzburg.'' In: David. Jüdische Kulturzeitschrift (Wien), 24. Jg., Nr. 94, Sept. 2012, S. 58–59. ([http://www.davidkultur.at/ausgabe.php?ausg=94&artikel=739)]
* [[Gero von Boehm]]: ''Helmut Newton. 25. September 2002''. Interview in: ''Begegnungen. Menschenbilder aus drei Jahrzehnten''. Collection Rolf Heyne, München 2012, ISBN 978-3-89910-443-1, S. 337–342.
* [[Gero von Boehm]]: ''Helmut Newton. 25. September 2002.'' Interview in: ''Begegnungen. Menschenbilder aus drei Jahrzehnten.'' Collection Rolf Heyne, München 2012, ISBN 978-3-89910-443-1, S. 337–342.
* François Marquet: ''Helmut Newton''. [[Taschen (Verlag)|Taschen]], Köln 2000, ISBN 3-8228-1326-5.
* François Marquet: ''Helmut Newton.'' [[Taschen (Verlag)|Taschen]], Köln 2000, ISBN 3-8228-1326-5.
* [[Walter Seitter]]: ''Helmut Newton. Körperanalysen''. Sonderzahl, Wien 1993, ISBN 3-85449-043-7
* [[Walter Seitter]]: ''Helmut Newton. Körperanalysen.'' Sonderzahl, Wien 1993, ISBN 3-85449-043-7


== Filme ==
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Aktuelle Version vom 27. März 2024, 07:18 Uhr

Helmut Newton

Helmut Newton [ˈnjuːtn̩] (ursprünglich Helmut Neustädter; * 31. Oktober 1920 in Berlin; † 23. Januar 2004 in Los Angeles) war ein deutsch-australischer Fotograf.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helmut Newton wurde 1920 als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Knopffabrikantenfamilie in Berlin unter dem Namen Helmut Neustädter geboren. Bis 1936 besuchte er das Gymnasium, welches er aber abbrach, nachdem er schon zu dieser Zeit mehr dem Schwimmen, den Mädchen und dem Fotografieren zugetan war. Er begann im selben Jahr eine Lehre als Fotograf bei der damals bekannten Berliner Fotografin Yva (Else Neuländer-Simon), die nach dem Berufsverbot 1938 ihr Atelier schließen musste und später im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurde. Zu der Zeit, kurz nach seinem 18. Geburtstag, am 5. Dezember 1938, flüchtete Newton vor den Nazis aus Deutschland in Richtung Singapur.[1] Dort arbeitete er zwei Wochen lang als Bildreporter bei der Zeitung The Straits Times, bevor er wegen „Unfähigkeit“ entlassen wurde.[2]

Helmut Newtons Porträt von Laurel Martyn, 1952,
National Library of Australia

Die Kriegsjahre ab 1940 verbrachte er in Australien, wo er zunächst als LKW-Fahrer bei der Armee und beim Eisenbahnbau arbeitete. 1945 eröffnete er ein Fotostudio in Melbourne. Ein Jahr später nahm er die australische Staatsangehörigkeit an. 1948 heiratete er die Schauspielerin June Browne (1923–2021; Schauspielerpseudonym June Brunell, da es schon eine Schauspielerin mit dem Namen June Browne gab), mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte. Das Paar war kinderlos.[3] June Newton war seit den 1970er Jahren selbst als Fotografin unter dem Pseudonym Alice Springs tätig.

Ab 1956 arbeitete Helmut Newton für die australische Ausgabe der Vogue, die sein Hauptarbeitgeber wurde. Nach und nach verpflichteten ihn auch die französische, italienische, amerikanische und die deutsche Ausgabe sowie auch weitere Modezeitschriften. Seit den 1970er Jahren war Newton einer der begehrtesten und teuersten Mode-, Werbe-, Porträt- und Aktfotografen der Welt. Unter den porträtierten Prominenten waren Helmut Kohl, Margaret Thatcher, Charlotte Rampling, Catherine Deneuve, Liz Taylor, Romy Schneider und Hanna Schygulla. 1976, als Newton bereits 56 Jahre alt war, erschien sein erster Bildband White Women, der kurz nach der Veröffentlichung mit dem Kodak-Fotobuchpreis ausgezeichnet wurde. Im April 2000 erregte Newtons sogenannter SUMO-Bildband Aufsehen, als das Exemplar Nummer eins – handsigniert von über 100 der in dem Buch abgebildeten berühmten Persönlichkeiten – auf einer Charity-Auktion 620.000 DM erzielte und damit den Rekord für das teuerste Buch des 20. Jahrhunderts brach.[4][5][6]

Grab von Helmut Newton (2006)

Seit 1981 lebte Helmut Newton mit seiner Frau June Newton in Monaco; die Wintermonate verbrachte das Paar in Los Angeles. Newton starb im Alter von 83 Jahren in der Nacht vom 23. auf den 24. Januar 2004 nach einem Herzinfarkt, den er am Steuer seines Cadillac erlitt, in Los Angeles im Cedars-Sinai Medical Center.[7] Sein Wunsch war es, in seiner Geburtsstadt Berlin beigesetzt zu werden. Am 2. Juni 2004 wurde seine Urne in einem Ehrengrab auf dem Friedhof Schöneberg III (Nr. 34/367) in Berlin-Friedenau beigesetzt.[8] Unter den Trauergästen waren unter anderem Bundeskanzler Gerhard Schröder, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und der britische Schauspieler Roger Moore.[9][10]

Kontroversen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im November 1993 warf ihm Alice Schwarzer in der feministischen Zeitschrift Emma vor, seine Fotos seien nicht nur sexistisch und rassistisch, sondern auch faschistisch. Als Beleg führte sie 19 seiner Bilder an. Emma druckte die entsprechenden Bilder ohne Genehmigung in einer Ausgabe ab, was zu einer erfolgreichen Klage des deutschen Verlags Schirmer/Mosel mit Billigung Helmut Newtons wegen vorsätzlicher Urheberrechtsverletzung gegen den Emma-Verlag führte.[11] Das Landgericht München I verurteilte die Emma Frauenverlags GmbH zur Zahlung von Schadenersatz. Zwar seien Bildzitate in politischen Auseinandersetzungen erlaubt, doch Emma habe das dafür nötige Maß mit 19 Bildern überschritten.[12]

Würdigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenktafel am Geburtshaus in
Berlin-Schöneberg

Auszeichnungen zu Lebzeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Postume Ehrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helmut Newton Museum (2008)
  • Am 3. Juni 2004 eröffnete June Newton mit der Ausstellung der als Schenkung an die Staatlichen Museen Berlin übertragenen Bildsammlung ihres Mannes das Museum für Fotografie, in dem auch die Helmut-Newton-Stiftung ihren Sitz hat.
  • Am 8. April 2005 wurde am Haus Innsbrucker Straße 24, der Stelle seines Geburtshauses, eine Gedenktafel für Newton enthüllt.
  • In Berlin gibt es am Gendarmenmarkt eine Helmut Newton Bar. Dort findet man ein Werk von ihm in Wandgröße.

Helmut Newton Stiftung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helmut Newton Stiftung im ehemaligen Landwehrkasino, Berlin (2004)

Helmut Newton selbst hat zu Lebzeiten im November 2003 die Helmut Newton Stiftung gegründet. Nach der Gründung hat Newton zahlreiche Fotografien auf seine Stiftung übertragen. Mit dem Sitz in Zürich ist sie eine Stiftung gemäß dem schweizerischen Recht. Die Stiftung arbeitet international und verfolgt den Zweck, die fotografischen Werke von Helmut und June Newton (später bekannt als Alice Springs) zu präsentieren, zu wahren und zu schützen.

Eine der wesentlichsten Maßnahmen der Stiftung ist der Abschluss eines Vertrages mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Dieser Vertrag sichert der Helmut Newton Stiftung dauerhaft zu, über zwei Etagen des ehemaligen Landwehrkasinos in Berlin-Charlottenburg zu verfügen, um dort Ausstellungen zu organisieren und durchzuführen. Seit der Eröffnung im Juni 2004 gibt es dort ständig wechselnde Ausstellungen von und über den Fotografen Helmut Newton, ergänzt durch andere Künstler und Fotografen. Die Helmut Newton Stiftung kooperiert und teilt sich das Gebäude mit dem Museum für Fotografie. Nach den Wünschen des Gründers und Namensgebers sollen die Ausstellungen, die bewusst in seiner Geburtsstadt Berlin beheimatet sein sollen, kein „totes Museum“ darstellen, sondern vielmehr als „lebendige Institution“ wirken. Newton brachte insbesondere seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Stiftung im ehemaligen Landwehrkasino in der Jebensstraße – direkt am Bahnhof Zoo gelegen – Platz fand, weil dieses Gebäude eines der letzten gewesen sei, die er bei seiner Flucht aus Berlin 1938 vom Zug aus gesehen habe.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Posthume Einzelausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Claus Stephani: Ein Großmeister der Fotografie. Zur Werkschau Helmut Newton in Salzburg. In: David. Jüdische Kulturzeitschrift (Wien), 24. Jg., Nr. 94, Sept. 2012, S. 58–59. ([1]
  • Gero von Boehm: Helmut Newton. 25. September 2002. Interview in: Begegnungen. Menschenbilder aus drei Jahrzehnten. Collection Rolf Heyne, München 2012, ISBN 978-3-89910-443-1, S. 337–342.
  • François Marquet: Helmut Newton. Taschen, Köln 2000, ISBN 3-8228-1326-5.
  • Walter Seitter: Helmut Newton. Körperanalysen. Sonderzahl, Wien 1993, ISBN 3-85449-043-7

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helmut Newton – The Bad And The Beautiful Dokumentarfilm, Deutschland, 2020, 93 Min., Regie: Gero von Boehm
  • Helmut Newton – Mein Leben. Filmporträt, Deutschland, 2002, 42 Min., Regie: Gero von Boehm, Produktion: Macroscope, arte, Erstsendung: 13. Oktober 2002 auf arte, Inhaltsangabe, engl. O-Ton mit dt. UT.
  • Helmut Newton. Frames from the Edge. Dokumentarfilm, Großbritannien, 1989, 100 Min., Regie: Adrian Maben, Vertrieb: Arthaus Musik, ISBN 978-3-939873-29-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Helmut Newton – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Helmut Newton – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helmut Newton bei Spiegel Online. Abgerufen: 3. Februar 2013
  2. 100 Jahre Helmut Newton. In: dpa/sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, 30. Oktober 2020, abgerufen am 1. September 2023.
  3. Spiegel Online vom 24. Januar 2004: Helmut Newton ist tot abgerufen am 30. Oktober 2020.
  4. Elisabeth Binder: Royale Atmosphäre mit Königin Silvia macht gute Taten zum Genuss - 1,3 Millionen DM kamen zusammen im Tagesspiegel vom 7. April 2000, abgerufen am 2. November 2016.
  5. Thomas Hummitzsch: Helmut Newtons SUMO ist zurück in der Berliner Literaturkritik vom 26. November 2009, abgerufen am 2. November 2016
  6. Deutsches Kameramuseum: Fotobücher: Helmut Newton: SUMO, abgerufen am 2. November 2016
  7. Don Winslow: Legendary Helmut Newton, 83, killed in LA car crash, digitaljournalist.org, abgerufen am 2. September 2018
  8. Klaus Nerger: Das Grab von Helmut Newton. In: knerger.de. Abgerufen am 7. Februar 2022.
  9. Olga Fedianina: 31. Oktober 1920: Helmut Newton. (Memento vom 11. Oktober 2007 im Internet Archive) In: Jüdische Zeitung vom Oktober 2006
  10. Trauerfeier für Helmut Newton – Starfotograf wurde in Berlin neben Marlene Dietrich beigesetzt. In: Rheinische Post vom 2. Juni 2004.
  11. Alice in Newton-Land. In: Der Spiegel. Nr. 30, 1994, S. 92–94 (online).
  12. Alice Schwarzer muß Akt-Fotos honorieren. In: dpa / Berliner Zeitung vom 28. Juli 1994.
  13. Hans-Michael Koetzle: Fotografen A–Z (S. 430), Taschen Verlag (Bibliotheca Universalis), Köln 2017. ISBN 978-3-8365-5433-6
  14. berlin.de:: Museum für Fotografie, Helmut Newton Stiftung (abgerufen am 25. November 2018)
  15. Helmut Newton Legacy | Ausstellungen | Kunstforum Wien. Abgerufen am 13. Dezember 2022.