„Rivalität“ – Versionsunterschied

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{{Weiterleitungshinweis|Rivalin|Zum US-amerikanischen Spielfilm von Regisseur Larry Peerce aus dem Jahr 1973 siehe [[Die Rivalin]].}}
{{Weiterleitungshinweis|Rivale|Zum US-amerikanischen Spielfilm von Larry Peerce siehe [[Die Rivalin (1973)]]; zu weiteren Bedeutungen siehe [[Rivalinnen]]. Zur italienischen Popsängerin siehe [[Tiziana Rivale]]. Zum deutschen Spielfilm siehe [[Rivale (2020)]].}}
[[Datei:Kampf um Partner EO5P4803-2.jpg|mini|Kampf um Partner]]
Der Ausdruck '''Rivalität''' (aus dem {{frS|''rival''}}; von {{laS|''rivalis''}} ‚jemand, der an der Nutzung eines Bewässerungslaufes mitberechtigt ist‘, von {{laS|''rivus''}} ‚Bach‘)<ref>Herkunftswörterbuch: ''[http://www.wissen.de/wortherkunft/rivale Rivale].'' Abgerufen 11. Juni 2014.</ref> bedeutet Gegnerschaft, [[Buhlerei|Nebenbuhlerschaft]], [[Wettbewerb (Wirtschaft)|Wettbewerb]], [[Konkurrenz]], Konkurrenzkampf, [[Wettkampf]], Wettstreit oder Antagonismus bzw. Dualismus einander feindlich gegenüberstehender Machtfaktoren (wie im Kalten Krieg oder Privatinteressen gegenüber Sozialverpflichtungen).<ref>Duden: ''[http://www.duden.de/suchen/dudenonline/rivalit%C3%A4t Rivalität].'' Abgerufen 11. Juni 2014.</ref> Im allgemeinen Sprachgebrauch ist die Rivalität eine spezielle Form der Konkurrenz.
'''Rivalität''' bedeutet konkurrierende [[Gegner]]schaft, [[Buhlerei]], [[Wettkampf]], [[Wettstreit]] oder schlicht unvereinbare [[Interesse (Politikwissenschaft)|Interessen]] zwischen [[Person]]en oder [[Soziale Gruppe|Gruppen]].<ref>Dudenverlag (Hrsg.), ''Duden'': [https://www.duden.de/suchen/dudenonline/rivalit%C3%A4t ''Rivalität'']. Abgerufen am 11. Juni 2014.</ref><ref>[https://www.duden.de/suchen/dudenonline/Erzrivale Erzrivale] in DUDEN online</ref>


== Etymologie ==
Steigerungen sind '''Dauerrivale''' (wenn dies zeitlich lange andauert) oder '''Erzrivale''' (schlimmster, langjähriger Rivale). <ref>[https://www.duden.de/suchen/dudenonline/Erzrivale Erzrivale] in DUDEN online</ref>
Das Wort stammt von {{frS|rival}}, dieses wiederum von {{laS|rivalis}}. Darunter wurde jemand verstanden, der an der Nutzung eines Bewässerungslaufes mit berechtigt ist (von {{laS|rivus}}, „Wasserlauf“, „Bach“).<ref>Herkunftswörterbuch: ''[https://www.wissen.de/wortherkunft/rivale Rivale].'' Abgerufen am 11. Juni 2014.</ref> Naturgemäß gab es zwischen den gemeinsam Nutzungsberechtigten Streit,<ref>Ursula Hermann, ''Knaurs etymologisches Lexikon'', 1982, S. 422</ref> aus dem sich die Rivalität auch in anderen Sprachen ({{enS|rivalry}}) entwickelte.


== Anwendung ==
Der Begriff wird auch für traditionelle Städtefeindschaften wie etwa zwischen [[Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf|Düsseldorf und Köln]], zwischen [[Mainz]] und [[Wiesbaden]] oder zwischen [[Villach]] und [[Klagenfurt]] verwendet, die heutzutage meist folkloristisch-verbal ausgetragen werden.
Rivalität gibt es in vielen [[Fachgebiet]]en mit teilweise modifiziertem [[Begriffsinhalt]].
Unter [[Fußball]]vereinen bzw. deren [[Fußballfan|Anhängerschaft]]en gibt es ähnliche Abneigungsbeziehungen, das Gegenteil einer [[Fanfreundschaft]]. Diese Rivalität kann auch als Vorwand für [[Gewaltbereitschaft|aggressive Handlungen]] wie durch [[Hooligan]]s genutzt werden.


=== Biologie: Innerartliche Auseinandersetzungen ===
== Beispiele ==
=== Sport ===
''Siehe auch [[Derby (Mannschaftssport)]]''
* [[Niederländisch-deutsche Fußballrivalität]]
* [[Rivalität zwischen Manchester United und Liverpool FC]]
* [[Revierderby]] zwischen [[FC Schalke 04]] und [[Borussia Dortmund]],

== Ökonomie ==
In den [[Wirtschaftswissenschaft]]en wird durch rivalisierende Unternehmen eine Vitalisierung der Märkte erwartet.<ref>Glenn C. Loury: ''Market structure and innovation.'' In: ''The Quarterly Journal of Economics'' 1979, S. 395–410.</ref> Als [[Ökonomie|ökonomischer]] Fachbegriff existieren [[%C3%96konomisches_Gut#G.C3.BCterarten_nach_Ausschlie.C3.9Fbarkeit_und_Rivalit.C3.A4t|rivale Güter und nicht-rivale Güter]], die nach dem [[Rivalitätsgrad]] unterschieden werden.
[[Datei:Rattlesnake Dance.ogv|mini|Rivalenkampf zweier [[Klapperschlangen]]männchen]]
[[Datei:Rattlesnake Dance.ogv|mini|Rivalenkampf zweier [[Klapperschlangen]]männchen]]
In der [[Verhaltensbiologie]] werden Rivalitäten überwiegend unter konkurrierenden Männchen, oft als Teil des [[Geschlechtsdimorphismus|geschlechtsspezifischen]] [[Balz|Paarungsverhaltens]] beobachtet.<ref>Harman V. S. Peeke/Shirley C. Peeke: ''[https://link.springer.com/content/pdf/10.3758%2FBF03329425.pdf Rival behavior and the elicitation of aggression at the boundary and inside the territory of a convict cichlid: A methodological note.]'' (PDF; 662&nbsp;kB) In: ''Bulletin of the Psychonomic Society'' 14, Nr. 2, 1979, S. 138–140.</ref>


Die Grenzen zwischen nur [[Drohverhalten|drohend]] abschreckendem [[Imponierverhalten]] und tatsächlich verletzendem [[Aggression|aggressivem]] Verhalten sind bei Rivalitäts-, [[Rangordnung (Biologie)|Rangordnungs-]] und [[Territorialverhalten|Revierkämpfen]] oft fließend. Falls trotz ritualisierter Auseinandersetzungen gefährliche Verletzungen resultieren, kann dies abhängig sein von den äußeren Bedingungen, wenn dem Unterlegenen beispielsweise keine Rückzugsmöglichkeit offensteht. Bei dem [[Beuteltier]] [[Doppelkamm-Beutelmaus]] werden innerartliche Kämpfe in der freien Natur sehr ritualisiert ausgeführt, sodass diese selten ernste Verletzungen zur Folge haben. Bei Mangel an Fluchtmöglichkeiten in Gefangenschaft können Auseinandersetzungen mit tödlichen Nackenbissen enden.<ref>Heather Aslin, ''The behaviour of Dasyuroides byrnei (Marsupialia) in captivity,'' in: ''Zeitschrift für Tierpsychologie'' 35, Nr. 2, 1974, S. 187–208, [[doi:10.1111/j.1439-0310.1974.tb00443.x]].</ref>
== Innerartliche Auseinandersetzungen ==
In der [[Verhaltensbiologie]] werden Rivalitäten überwiegend unter konkurrierenden Männchen, oft als Teil des [[Geschlechtsdimorphismus|geschlechtsspezifischen]] [[Balz|Paarungsverhaltens]] beobachtet.<ref>Harman V. S. Peeke, Shirley C. Peeke: ''[http://link.springer.com/content/pdf/10.3758%2FBF03329425.pdf Rival behavior and the elicitation of aggression at the boundary and inside the territory of a convict cichlid: A methodological note.]'' (PDF) In: ''Bulletin of the Psychonomic Society'' 14, Nr. 2, 1979, S. 138–140.</ref>


Innerartliche Auseinandersetzungen spielen aber nicht nur im Konkurrenzkampf paarungsbereiter Männchen eine Rolle, sondern auch z.&nbsp;B. bei der Nahrungsbeschaffung, auch unabhängig von der Geschlechtszugehörigkeit, wie bei [[Pavian]]en<ref>Hans Kummer/Fred Kurt, ''Social units of a free-living population of hamadryas baboons'', in: ''Folia Primatologica'' 1, Nr. 1, 1963, S. 4–19, [[doi:10.1159/000164877]].</ref> oder dem [[Löwenanteil]] im Rudel.
Die Grenzen zwischen nur [[Drohverhalten|drohend]] abschreckendem [[Imponierverhalten]] und tatsächlich verletzendem [[Aggression|aggressivem]] Verhalten sind bei Rivalitäts- [[ Rangordnung (Biologie)|Rangordnungs-]] und [[Territorialverhalten|Revierkämpfen]] oft fließend. Falls trotz ritualisierter Auseinandersetzungen gefährliche Verletzungen resultieren, kann dies abhängig sein von den äußeren Bedingungen, wenn dem Unterlegenen beispielsweise keine Rückzugsmöglichkeit offensteht. Bei dem [[Beuteltier]] [[Doppelkamm-Beutelmaus]] werden innerartliche Kämpfe in der freien Natur sehr ritualisiert ausgeführt, sodass diese selten ernste Verletzungen zur Folge haben. Bei Mangel an Fluchtmöglichkeiten in Gefangenschaft können Auseinandersetzungen mit tödlichen Nackenbissen enden.<ref>Heather Aslin: ''The behaviour of Dasyuroides byrnei (Marsupialia) in captivity.'' In: ''Zeitschrift für Tierpsychologie'' 35, Nr. 2, 1974, S. 187–208, [[doi:10.1111/j.1439-0310.1974.tb00443.x]].</ref>

{{Siehe auch|Konkurrenz (Ökologie)}}

=== Ökonomie ===
In den [[Wirtschaftswissenschaft]]en wird durch rivalisierende Unternehmen eine Vitalisierung der Märkte erwartet.<ref>[[Glenn C. Loury]], ''Market structure and innovation'', in: ''The Quarterly Journal of Economics'' 1979, S. 395–410.</ref> Auf der Seite des [[Güterangebot]]s wird anstelle der Rivalität von [[Wettbewerb (Wirtschaft)|Wettbewerb]] gesprochen. Ein [[Gut (Wirtschaftswissenschaft)|Gut]] besitzt die Eigenschaft der Rivalität, wenn die [[Nutzung (Technik)|Nutzung]] durch ein [[Wirtschaftssubjekt]] nur dann vollständig möglich ist, wenn kein anderes Wirtschaftssubjekt das Gut stattdessen oder gleichzeitig nutzt.<ref>[https://books.google.de/books?id=6hbNBgAAQBAJ&pg=PA15&dq=ausschlie%C3%9Fbarkeit&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjwtNPZ1qn1AhXLsaQKHWUXC-MQ6AF6BAgAEAE#v=onepage&q=ausschlie%C3%9Fbarkeit&f=false Karsten Boyens, ''Externe Verwertung von technologischem Wissen'', 1998, S. 14]</ref> Die Rivalität in der [[Güternachfrage]] gibt es bei [[Ökonomisches Gut#Güterarten nach Ausschließbarkeit und Rivalität|rivalen Gütern und nicht-rivalen Gütern]], deren Unterscheidung durch den [[Rivalitätsgrad]] erfolgt. Auf der Angebotsseite besteht beispielsweise eine Rivalität zwischen [[Adidas]] und [[Puma (Unternehmen)|Puma]], auf der Nachfrageseite haben [[Straßennetz]]e als [[öffentliches Gut]] keinen Rivalitätsgrad (bis es zu [[Verkehrsstau]]s kommt), während ein [[privates Gut]] wie der Apfel einen hohen Rivalitätsgrad besitzt. Wird der Apfel gekauft und gegessen, steht er anderen Nachfragern nicht mehr zur Verfügung.

Die Beziehungen zwischen Rivalität und der korrespondieren Eigenschaft der [[Ausschließbarkeit]] von Gütern lassen sich wie folgt einteilen:<ref>Lothar Wildmann, ''Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomie und Wettbewerbspolitik'', Band I, 2007, S. 58 f.</ref>

{| class="wikitable" style="padding:1em; vertical-align:top; border:2px;"
|-
! [[Ausschließbarkeit]] vom [[Konsum]]
! Rivalität im Konsum
|-
| Beziehung zwischen [[Güterangebot|Anbieter]] und [[Güternachfrage|Nachfrager]]
| Ausschließbarkeit: <br /> ohne [[Eintrittskarte]] kein Eintritt ins [[Kino]] <br /> Nicht-Ausschließbarkeit: kein [[Bürger]] kann von der <br />[[Landesverteidigung]] ausgeschlossen werden
|-
| Beziehung zwischen den Nachfragern untereinander
| Rivalität: <br /> zu wenig Eintrittskarten für eine [[Veranstaltung]] <br /> Nicht-Rivalität: <br /> [[Straßennetz]] ohne [[Verkehrsstau]]s
|}

=== Soziologie ===
Der Begriff wird auch für traditionelle Städtefeindschaften wie etwa zwischen [[Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf|Düsseldorf und Köln]] oder zwischen [[Rivalität zwischen Halle und Magdeburg|Halle und Magdeburg]] sowie zwischen [[Mainz]] und [[Wiesbaden]], zwischen [[Villach]] und [[Klagenfurt]] und zwischen [[Basel]] und [[Zürich]] verwendet. Diese Rivalitäten werden heutzutage meist folkloristisch-verbal ausgetragen und resultiert häufig aus dem [[Lokalpatriotismus]].

=== Sport ===
Unter [[Fußball]]vereinen bzw. deren [[Fußballfan|Anhängerschaften]] gibt es ähnliche Abneigungsbeziehungen wie zwischen Orten als Ganzes, das Gegenteil einer [[Fanfreundschaft]]. Diese Rivalität kann auch als Vorwand für [[Gewaltbereitschaft|aggressive Handlungen]] wie durch [[Hooligan]]s genutzt werden. Vereine können mit der richtigen Kommunikationspolitik Aggressionen zwischen rivalisierenden Fans verhindern.<ref>{{Internetquelle |autor=Johannes Berendt & Sebastian Uhrich |url=https://tandfonline.com/doi/full/10.1080/16184742.2018.1424226 |titel=Rivalry and Fan Aggression |werk= |hrsg= |datum= |zugriff=2018-03-14}}</ref> Im Sport zeichnen sich Rivalen durch eine gewisse Hassliebe aus.<ref>{{Literatur |Autor=Tim Pommerenke |Titel=Emotionen im Fußball: Warum Werder-Fans dem HSV nicht den Abstieg wünschen |Sammelwerk=Spiegel Online |Datum=2018-03-02 |Online=https://www.spiegel.de/sport/fussball/fussball-fans-lieben-derbys-ein-experte-erklaert-warum-a-1195106.html |Abruf=2018-03-14}}</ref>
* [[Derby (Mannschaftssport)]],
* [[Niederländisch-deutsche Fußballrivalität]],
* [[Rivalität zwischen Manchester United und dem FC Liverpool]],
* [[Revierderby]] zwischen [[FC Schalke 04]] und [[Borussia Dortmund]].


=== Psychologie ===
Innerartliche Auseinandersetzungen spielen aber nicht nur im Konkurrenzkampf paarungsbereiter Männchen statt, sondern auch z.&nbsp;B. bei der Nahrungsbeschaffung, auch unabhängig von der Geschlechtszugehörigkeit, wie bei [[Pavian]]en.<ref>Hans Kummer, Fred Kurt: ''Social units of a free-living population of hamadryas baboons.'' In: ''Folia Primatologica'' 1, Nr. 1, 1963, S. 4–19, [[doi:10.1159/000164877]].</ref>
Die Rivalität ist in der [[Psychologie]] wie [[Neid]] und [[Eifersucht]] ein [[Fühlen (Psychologie)|Gefühl]], das zum Leben gehört und sogar für das Überleben vital sein kann. Rivalität ist ein Zustand, der entsteht, wenn jemand etwas behalten oder erreichen will, das für ihn von Bedeutung ist,<ref>[https://books.google.de/books?id=KE3QBgAAQBAJ&pg=PA209&dq=rivalit%C3%A4t+psychologie&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjIqd3Riaz1AhXkhP0HHXLwD-8Q6AF6BAgIEAE#v=onepage&q=rivalit%C3%A4t%20psychologie&f=false Wolfgang Rost/Angelika Schulz, ''Rivalität: Über Konkurrenz, Neid und Eifersucht'', 1994, S. 36 ff.]</ref> aber auch andere Personen gleichzeitig Dasselbe wollen. Angeboren sind solche Rivalitäten, die sich innerhalb der [[Evolution]] als überlebenswichtig erwiesen haben wie die Rivalität um die Rangordnung in einer [[Hierarchie]], um [[Nahrung]] ([[Futterneid]]) oder sexuelle Rivalität (Eifersucht).<ref>Wolfgang Rost/Angelika Schulz, ''Rivalität: Über Konkurrenz, Neid und Eifersucht'', 1994, S. 60</ref>


== Siehe auch ==
== Literatur ==
* {{Literatur |Titel=Neid, Entwertung, Rivalität. Zum Wert psychoanalytischen Verstehens tabuisierter und abgelehnter Gefühle für die Pädagogik |Hrsg=Anke Kerschgens, Joachim Heilmann, Susanne Kupper-Heilmann |Verlag=Psychosozial-Verlag |Ort=Gießen |Datum=2021 |Reihe=Psychoanalytische Pädagogik |BandReihe=54 |ISBN=978-3-8379-3064-1}}
* [[Rivalinnen]] (Begriffsklärung)
* {{Literatur |Autor=[[Hans G. Kippenberg]] |Titel=Rivalität in der Religionswissenschaft. Religionsphänomenologen und Religionssoziologen als kulturkritische Konkurrenten |Sammelwerk=Zeitschrift für Religionswissenschaft |Band=94 |Nummer=1 |Verlag=de Gruyter |Datum=1994 |Seiten=69–89 |DOI=10.1515/0020.69}}
* [[Zusammenarbeit]]
* {{Literatur |Autor=[[Horst Petri]] |Titel=Geschwister. Liebe und Rivalität. Die längste Beziehung unseres Lebens |Verlag=Kreuz |Ort=Stuttgart |Datum=2006 |ISBN=3-7831-2711-4}}
* {{Literatur |Autor=Konrad Thomas |Titel=Rivalität. Sozialwissenschaftliche Variationen zu einem alten Thema |Sammelwerk=Europäische Hochschulschriften |Verlag=Lang |Ort=Frankfurt am Main, Bern, New York, Paris |Datum=1990 |Reihe=22 |BandReihe=192 |ISBN=3-631-42480-9}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary|}}
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|Rivale}}
{{Wiktionary|Rivale}}



Aktuelle Version vom 29. April 2024, 18:50 Uhr

Kampf um Partner

Rivalität bedeutet konkurrierende Gegnerschaft, Buhlerei, Wettkampf, Wettstreit oder schlicht unvereinbare Interessen zwischen Personen oder Gruppen.[1][2]

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wort stammt von französisch rival, dieses wiederum von lateinisch rivalis. Darunter wurde jemand verstanden, der an der Nutzung eines Bewässerungslaufes mit berechtigt ist (von lateinisch rivus, „Wasserlauf“, „Bach“).[3] Naturgemäß gab es zwischen den gemeinsam Nutzungsberechtigten Streit,[4] aus dem sich die Rivalität auch in anderen Sprachen (englisch rivalry) entwickelte.

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rivalität gibt es in vielen Fachgebieten mit teilweise modifiziertem Begriffsinhalt.

Biologie: Innerartliche Auseinandersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rivalenkampf zweier Klapperschlangenmännchen

In der Verhaltensbiologie werden Rivalitäten überwiegend unter konkurrierenden Männchen, oft als Teil des geschlechtsspezifischen Paarungsverhaltens beobachtet.[5]

Die Grenzen zwischen nur drohend abschreckendem Imponierverhalten und tatsächlich verletzendem aggressivem Verhalten sind bei Rivalitäts-, Rangordnungs- und Revierkämpfen oft fließend. Falls trotz ritualisierter Auseinandersetzungen gefährliche Verletzungen resultieren, kann dies abhängig sein von den äußeren Bedingungen, wenn dem Unterlegenen beispielsweise keine Rückzugsmöglichkeit offensteht. Bei dem Beuteltier Doppelkamm-Beutelmaus werden innerartliche Kämpfe in der freien Natur sehr ritualisiert ausgeführt, sodass diese selten ernste Verletzungen zur Folge haben. Bei Mangel an Fluchtmöglichkeiten in Gefangenschaft können Auseinandersetzungen mit tödlichen Nackenbissen enden.[6]

Innerartliche Auseinandersetzungen spielen aber nicht nur im Konkurrenzkampf paarungsbereiter Männchen eine Rolle, sondern auch z. B. bei der Nahrungsbeschaffung, auch unabhängig von der Geschlechtszugehörigkeit, wie bei Pavianen[7] oder dem Löwenanteil im Rudel.

Ökonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Wirtschaftswissenschaften wird durch rivalisierende Unternehmen eine Vitalisierung der Märkte erwartet.[8] Auf der Seite des Güterangebots wird anstelle der Rivalität von Wettbewerb gesprochen. Ein Gut besitzt die Eigenschaft der Rivalität, wenn die Nutzung durch ein Wirtschaftssubjekt nur dann vollständig möglich ist, wenn kein anderes Wirtschaftssubjekt das Gut stattdessen oder gleichzeitig nutzt.[9] Die Rivalität in der Güternachfrage gibt es bei rivalen Gütern und nicht-rivalen Gütern, deren Unterscheidung durch den Rivalitätsgrad erfolgt. Auf der Angebotsseite besteht beispielsweise eine Rivalität zwischen Adidas und Puma, auf der Nachfrageseite haben Straßennetze als öffentliches Gut keinen Rivalitätsgrad (bis es zu Verkehrsstaus kommt), während ein privates Gut wie der Apfel einen hohen Rivalitätsgrad besitzt. Wird der Apfel gekauft und gegessen, steht er anderen Nachfragern nicht mehr zur Verfügung.

Die Beziehungen zwischen Rivalität und der korrespondieren Eigenschaft der Ausschließbarkeit von Gütern lassen sich wie folgt einteilen:[10]

Ausschließbarkeit vom Konsum Rivalität im Konsum
Beziehung zwischen Anbieter und Nachfrager Ausschließbarkeit:
ohne Eintrittskarte kein Eintritt ins Kino
Nicht-Ausschließbarkeit: kein Bürger kann von der
Landesverteidigung ausgeschlossen werden
Beziehung zwischen den Nachfragern untereinander Rivalität:
zu wenig Eintrittskarten für eine Veranstaltung
Nicht-Rivalität:
Straßennetz ohne Verkehrsstaus

Soziologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff wird auch für traditionelle Städtefeindschaften wie etwa zwischen Düsseldorf und Köln oder zwischen Halle und Magdeburg sowie zwischen Mainz und Wiesbaden, zwischen Villach und Klagenfurt und zwischen Basel und Zürich verwendet. Diese Rivalitäten werden heutzutage meist folkloristisch-verbal ausgetragen und resultiert häufig aus dem Lokalpatriotismus.

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter Fußballvereinen bzw. deren Anhängerschaften gibt es ähnliche Abneigungsbeziehungen wie zwischen Orten als Ganzes, das Gegenteil einer Fanfreundschaft. Diese Rivalität kann auch als Vorwand für aggressive Handlungen wie durch Hooligans genutzt werden. Vereine können mit der richtigen Kommunikationspolitik Aggressionen zwischen rivalisierenden Fans verhindern.[11] Im Sport zeichnen sich Rivalen durch eine gewisse Hassliebe aus.[12]

Psychologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rivalität ist in der Psychologie wie Neid und Eifersucht ein Gefühl, das zum Leben gehört und sogar für das Überleben vital sein kann. Rivalität ist ein Zustand, der entsteht, wenn jemand etwas behalten oder erreichen will, das für ihn von Bedeutung ist,[13] aber auch andere Personen gleichzeitig Dasselbe wollen. Angeboren sind solche Rivalitäten, die sich innerhalb der Evolution als überlebenswichtig erwiesen haben wie die Rivalität um die Rangordnung in einer Hierarchie, um Nahrung (Futterneid) oder sexuelle Rivalität (Eifersucht).[14]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anke Kerschgens, Joachim Heilmann, Susanne Kupper-Heilmann (Hrsg.): Neid, Entwertung, Rivalität. Zum Wert psychoanalytischen Verstehens tabuisierter und abgelehnter Gefühle für die Pädagogik (= Psychoanalytische Pädagogik. Band 54). Psychosozial-Verlag, Gießen 2021, ISBN 978-3-8379-3064-1.
  • Hans G. Kippenberg: Rivalität in der Religionswissenschaft. Religionsphänomenologen und Religionssoziologen als kulturkritische Konkurrenten. In: Zeitschrift für Religionswissenschaft. Band 94, Nr. 1. de Gruyter, 1994, S. 69–89, doi:10.1515/0020.69.
  • Horst Petri: Geschwister. Liebe und Rivalität. Die längste Beziehung unseres Lebens. Kreuz, Stuttgart 2006, ISBN 3-7831-2711-4.
  • Konrad Thomas: Rivalität. Sozialwissenschaftliche Variationen zu einem alten Thema. In: Europäische Hochschulschriften (= 22. Band 192). Lang, Frankfurt am Main, Bern, New York, Paris 1990, ISBN 3-631-42480-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Rivalität – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Rivale – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelbelege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dudenverlag (Hrsg.), Duden: Rivalität. Abgerufen am 11. Juni 2014.
  2. Erzrivale in DUDEN online
  3. Herkunftswörterbuch: Rivale. Abgerufen am 11. Juni 2014.
  4. Ursula Hermann, Knaurs etymologisches Lexikon, 1982, S. 422
  5. Harman V. S. Peeke/Shirley C. Peeke: Rival behavior and the elicitation of aggression at the boundary and inside the territory of a convict cichlid: A methodological note. (PDF; 662 kB) In: Bulletin of the Psychonomic Society 14, Nr. 2, 1979, S. 138–140.
  6. Heather Aslin, The behaviour of Dasyuroides byrnei (Marsupialia) in captivity, in: Zeitschrift für Tierpsychologie 35, Nr. 2, 1974, S. 187–208, doi:10.1111/j.1439-0310.1974.tb00443.x.
  7. Hans Kummer/Fred Kurt, Social units of a free-living population of hamadryas baboons, in: Folia Primatologica 1, Nr. 1, 1963, S. 4–19, doi:10.1159/000164877.
  8. Glenn C. Loury, Market structure and innovation, in: The Quarterly Journal of Economics 1979, S. 395–410.
  9. Karsten Boyens, Externe Verwertung von technologischem Wissen, 1998, S. 14
  10. Lothar Wildmann, Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomie und Wettbewerbspolitik, Band I, 2007, S. 58 f.
  11. Johannes Berendt & Sebastian Uhrich: Rivalry and Fan Aggression. Abgerufen am 14. März 2018.
  12. Tim Pommerenke: Emotionen im Fußball: Warum Werder-Fans dem HSV nicht den Abstieg wünschen. In: Spiegel Online. 2. März 2018 (spiegel.de [abgerufen am 14. März 2018]).
  13. Wolfgang Rost/Angelika Schulz, Rivalität: Über Konkurrenz, Neid und Eifersucht, 1994, S. 36 ff.
  14. Wolfgang Rost/Angelika Schulz, Rivalität: Über Konkurrenz, Neid und Eifersucht, 1994, S. 60