„Schlangen-Knöterich“ – Versionsunterschied

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| Bildbeschreibung = Schlangen-Knöterich (''Bistorta officinalis''), Blütenstände voll erblüht}}
| Bildbeschreibung = Schlangen-Knöterich (''Bistorta officinalis''), Illustration}}
Der '''Schlangen-Knöterich''' (''Bistorta officinalis'' {{Person|Delarb.}}, [[Synonym (Taxonomie)|Synonym]]: ''Persicaria bistorta'' {{Person|([[Carl von Linné|L.]]) [[Gonçalo Antonio da Silva Ferreira Sampaio|Samp.]]}}, ''Polygonum bistorta'' {{Person|L.}}, ''Bistorta major'' {{Person|[[Samuel Frederick Gray|S.F.Gray]]}}), auch '''Wiesen-Knöterich''' genannt, ist eine [[Art (Biologie)|Pflanzenart]], die zur Familie der [[Knöterichgewächse]] (Polygonaceae) gehört.<ref name="Grin" />

Der '''Schlangen-Knöterich''' (''Bistorta officinalis'' {{Person|Delarb.}}, [[Synonym (Taxonomie)|Syn.]]: ''Persicaria bistorta'' {{Person|([[Carl von Linné|L.]]) [[Gonçalo Antonio da Silva Ferreira Sampaio|Samp.]]}}, ''Polygonum bistorta'' {{Person|L.}}, ''Bistorta major'' {{Person|[[Samuel Frederick Gray|S.F.Gray]]}}), auch '''Wiesen-Knöterich''' genannt, ist eine [[Art (Biologie)|Pflanzenart]], die zur Familie der [[Knöterichgewächse]] (Polygonaceae) gehört.<ref name="Grin" />

Diese Art mit schlangenartig gewundener roter Grundachse wird auch '''Schlangenwurz''' und '''(Rote) Natterwurz''' genannt, obwohl unter diesem Namen auch [[Drachenwurz]] und andere [[Aronstabgewächse]] geführt wurden oder werden. Im Volksmund wird diese Pflanzenart wegen der Form des Blütenstandes auch „Zahnbürste“ genannt. Wegen der Ähnlichkeit zu einer Schnittlauchblüte trägt die Pflanze auch den Namen „Lauchelchen“. In Sachsen, aber auch im Harz ist die Pflanze unter dem Namen „Otterzunge“ bekannt und wurde in Kriegszeiten als Spinatersatz oder in Suppen verwendet.


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
[[Datei:Polygonum bistorta a3.jpg|mini|Schlangen-Knöterich (''Bistorta officinalis'')]]
Der Schlangen-Knöterich ist eine ausdauernde [[krautige Pflanze]], die Wuchshöhen von 20 bis 100&nbsp;cm erreicht, mit aufrechten, unverzweigten [[Stängel]]n. Das kräftige [[Rhizom (Botanik)|Rhizom]] ist s-förmig schlangenartig gewunden, davon leitet sich auch der deutsche Trivialname ab. Die [[Blattspreite]] der [[Blattstellung#Grundblätter|Grundblätter]] ist oval bis länglich und wird bis 15&nbsp;cm lang. Die Oberseite der [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] ist dunkelgrün, die Unterseite bläulichgrün.
Der Schlangen-Knöterich ist eine ausdauernde [[krautige Pflanze]], die Wuchshöhen von 20 bis über 100&nbsp;cm erreicht, mit aufrechten, unverzweigten [[Stängel]]n. Das kräftige [[Rhizom (Botanik)|Rhizom]] ist s-förmig, schlangenartig gewunden, davon leitet sich auch der deutsche Trivialname ab. Die ganzrandige bis ausgeschweifte oder seichtbuchtige, spitze bis zugespitzte, seltener stumpfe, fast kahle [[Blattspreite]] der gestielten [[Blattstellung#Grundblätter|Grundblätter]] ist eiförmig bis -lanzettlich und wird bis über 15&nbsp;cm lang. Der Blattstiel ist geflügelt. Die Oberseite der [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] ist dunkelgrün, die Unterseite bläulichgrün. Die eilanzettlichen Stängelblätter sind sitzend bis gestielt. Die Blätter sitzen jeweils an einer [[Ochrea]].


Die rosafarbenen [[Blüte]]n sind 4 bis 5&nbsp;mm lang und stehen in dichten zylindrischen Scheinähren, die etwa 2 bis 7&nbsp;cm lang werden. Die Blüte besitzt acht [[Staubblätter]] und drei Griffel. Die [[Nussfrüchte]] sind dreikantig.
Die rosafarbenen [[Blüte]]n sind 4 bis 5&nbsp;mm lang und stehen in dichten, endständigen, zylindrischen [[Scheinähre]]n, die etwa 3,5 bis 7&nbsp;cm lang werden. Es stehen jeweils ein- bis zwei Blüten an einem [[Tragblatt|Deckblatt]]. Die gestielte, zwittrige Blüte mit einfacher [[Blütenhülle]] besitzt acht [[Staubblätter]] und einen oberständigen [[Fruchtknoten]] mit drei [[Griffel (Botanik)|Griffeln]]. Die kleinen, braunen und glatten [[Nussfrüchte]] im beständigen [[Perianth]] sind eiförmig sowie dreikantig.


Der Schlangenknöterich blüht von Mai bis Juli. [[Fruchtreife]] ist von August bis September.
Der Schlangenknöterich blüht etwa von Mai bis Juli. [[Fruchtreife]] ist von August bis September.


Die [[Chromosomenzahl]] beträgt 2n = 48, seltener 44 oder 46.<ref name="Oberdorfer2001" />
Die [[Chromosomenzahl]] beträgt 2n = 48, seltener 44 oder 46.<ref name="Oberdorfer2001" />
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Diese Pflanzenart ist nahezu zirkumpolar (innerhalb einer Klimazone auf mehreren Kontinenten) verbreitet. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst Europa, die gemäßigten Zonen Asiens, Marokko und Pakistan. In Nordamerika ist sie ein [[Neophyt]].<ref name="Grin" /> In Europa fehlt diese Art weitgehend in [[Skandinavien]]. Im Süden ist sie nur in Gebirgen vertreten. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern am Gipfel des [[Riedberger Horn]]s bis zu einer Höhenlage von 1785 Metern auf.<ref name="Dörr-Lippert" />
Diese Pflanzenart ist nahezu zirkumpolar (innerhalb einer Klimazone auf mehreren Kontinenten) verbreitet. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst Europa, die gemäßigten Zonen Asiens, Marokko und Pakistan. In Nordamerika ist sie ein [[Neophyt]].<ref name="Grin" /> In Europa fehlt diese Art weitgehend in [[Skandinavien]]. Im Süden ist sie nur in Gebirgen vertreten. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern am Gipfel des [[Riedberger Horn]]s bis zu einer Höhenlage von 1785 Metern auf.<ref name="Dörr-Lippert" />


Standorte sind feuchte [[Humusböden]], die reich an [[Stickstoff]]- und Mineralverbindungen sind. Man findet sie vor allem in [[Feuchtwiese]]n der Niederungen bis zur alpinen Stufe. Der Schlangenknöterich ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Verbands Calthion, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Adenostylion, Alno-Ulmion oder im Gebirge des Verbands Polygono-Trisetion vor.<ref name="Oberdorfer2001" />
Standorte sind feuchte [[Humusboden|Humusböden]], die reich an [[Stickstoff]]- und Mineralverbindungen sind. Man findet sie vor allem in [[Feuchtwiese]]n der Niederungen bis zur alpinen Stufe. Der Schlangenknöterich ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Verbands Calthion, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Adenostylion, Alno-Ulmion oder im Gebirge des Verbands Polygono-Trisetion vor.<ref name="Oberdorfer2001" />
Er gehört zu den [[Zeigerpflanze]]n für Bodennässe.
Er gehört zu den [[Zeigerpflanze]]n für Bodennässe.


== Ökologie ==
== Ökologie ==
[[Datei:Lycaena.helle.jpg|miniatur|Blauschillernder Feuerfalter an einem Schlangen-Knöterich-Blütenstand]]
Der Schlangenknöterich ist eine Halbrosettenpflanze. Die [[Blüte]]n sind streng vormännliche „Glockenblumen mit klebrigem Pollen“. Der Blütenduft stammt vermutlich vom Pollenkitt. Es findet reicher Insektenbesuch statt, besonders von [[Bienen]]. [[Selbstbestäubung]] ist weitgehend ausgeschlossen.
Der Schlangen-Knöterich ist eine Halb[[rosettenpflanze]]. Die [[Blüte]]n sind streng [[Dichogamie#Proterandrie|vormännliche]] „Glockenblumen mit klebrigem Pollen“. Der Blütenduft stammt vermutlich vom Pollenkitt. Es findet reicher Insektenbesuch statt, besonders von [[Melittophilie|Bienen]]. [[Selbstbestäubung]] ist weitgehend ausgeschlossen.


Die kleinen, 10&nbsp;mg schweren Nüsschen werden mitsamt der [[Blütenhülle]] als Wind- und Tierstreuer ausgebreitet. Wegen ihrer luftigen Hülle findet auch Schwimmausbreitung statt, ebenso wie Zufallsausbreitung durch [[Huftiere]]. [[Vegetative Vermehrung]] erfolgt durch das [[Rhizom]].
Die kleinen, 10&nbsp;mg schweren Nüsschen werden mitsamt der [[Blütenhülle]] als Wind- und Tierstreuer ausgebreitet. Wegen ihrer luftigen Hülle findet auch [[Hydrochorie|Schwimmausbreitung]] statt, ebenso wie Zufallsausbreitung durch [[Huftiere]]. [[Vegetative Vermehrung]] erfolgt durch das [[Rhizom]].


Der Schlangenknöterich dient den Raupen des [[Blauschillernder Feuerfalter|Blauschillernden Feuerfalters]] und des [[Randring-Perlmutterfalter]]s als Nahrungsquelle.
Schlangen-Knöterich dient den Raupen des [[Blauschillernder Feuerfalter|Blauschillernden Feuerfalters]] und des [[Randring-Perlmutterfalter]]s als Nahrungsquelle.
[[Datei:Lycaena.helle.jpg|miniatur|Blauschillernder Feuerfalter an einem Schlangenknöterich-Blütenstand]]


== Verwendung ==
== Verwendung ==
Frisch ist der Schlangen-Knöterich ein wertvolles [[Viehfutter]]; er wird jedoch im [[Heu]] wertlos, weil die Blätter zerbröseln.
Frisch ist der Schlangen-Knöterich ein wertvolles [[Viehfutter]]; er wird jedoch im [[Heu]] wertlos, weil die Blätter zerbröseln.


Der Schlangen-Knöterich wird auch als [[Wildgemüse]] verwendet. Die stärkereichen Wurzeln, die auch [[Vitamin C]] enthalten, kann man von September in den Winter in feine Scheiben geschnitten über Nacht in Wasser einlegen und dann mit Blattgemüse oder als Bratling verarbeitet essen. Von April bis August kann man die Blätter als Grundlage für Blattsalat, Spinat oder Blattgemüsegerichte verwenden. Da alle Teile aber auch viel [[Oxalsäure]] und [[Gerbstoff]]e enthalten, sollten davon nur kleinere Mengen verzehrt werden.
Die Art wird auch als [[Wildgemüse]] verwendet. Die stärkereichen Wurzeln, die auch [[Vitamin C]] enthalten, kann man von September bis in den Winter hinein in feine Scheiben geschnitten über Nacht in Wasser einlegen und dann mit Blattgemüse oder als Bratling verarbeitet essen. Von April bis August kann man die Blätter als Grundlage für Blattsalat, Spinat oder Blattgemüsegerichte verwenden. Da alle Teile aber auch viel [[Oxalsäure]] und [[Gerbstoff]]e enthalten, sollten davon nur kleinere Mengen verzehrt werden.

Das verdickte, schlangenförmige Rhizom galt früher als Heilmittel (zuweilen als heimischer Ersatz für Arum dracunculus<ref>K. G. Lutz (Hrsg.): ''J. Sturms Flora von Deutschland [...].'' 15 Bände, 2. Aufl. Stuttgart 1900–1907, Band 4, S. 222 f.</ref> oder Dracunculus vulgaris<ref>Walter Lawrence Wardale: ''Der Hochdeutsche Bartholomäus. Kritisch-kommentierter Text eines mittelalterlichen Arzneibuches auf Grund der Londoner Handschriften Brit. Mus. Add. 16.892, Brit. Mus. Arundel 164, Brit. Mus. Add. 17.527, Brit. Mus. Add. 34.304 [...]'' Hrsg. von James Follan, Dundee 1993, S. 38 f.</ref>) und wurde im Sinne der [[Signaturenlehre]] bei Schlangenbissen eingesetzt. Auf diesen Zusammenhang verweist auch der Name.
Das verdickte, schlangenförmige Rhizom galt früher als Heilmittel (zuweilen als heimischer Ersatz für ''Arum dracunculus''<ref>K. G. Lutz (Hrsg.): ''J. Sturms Flora von Deutschland [...].'' 15 Bände, 2. Aufl. Stuttgart 1900–1907, Band 4, S. 222 f.</ref> oder ''Dracunculus vulgaris''<ref>Walter Lawrence Wardale: ''Der Hochdeutsche Bartholomäus. Kritisch-kommentierter Text eines mittelalterlichen Arzneibuches auf Grund der Londoner Handschriften Brit. Mus. Add. 16.892, Brit. Mus. Arundel 164, Brit. Mus. Add. 17.527, Brit. Mus. Add. 34.304 [...]'' Hrsg. von James Follan, Dundee 1993, S. 38 f.</ref>) und wurde im Sinne der [[Signaturenlehre]] bei Schlangenbissen eingesetzt. Auf diesen Zusammenhang verweist auch der Name. Schlangen-Knöterich wurde aber auch bei hartnäckigem Husten und anderen Heilanzeigen eingesetzt.<ref>[[Gundolf Keil]] (Hrsg.): ''Das Lorscher Arzneibuch.'' (Handschrift Msc. Med. 1 der Staatsbibliothek Bamberg); Band 2: Übersetzung von Ulrich Stoll und Gundolf Keil unter Mitwirkung von Altabt [[Albert Ohlmeyer]]. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1989, S. 92.</ref>

== Namen ==
Diese Art mit schlangenartig gewundener roter Grundachse wird auch '''Schlangenwurz''' und '''(Rote) Natterwurz''' genannt, obwohl unter diesem Namen auch [[Drachenwurz]] und andere [[Aronstabgewächse]] geführt wurden oder werden. Im Volksmund wird diese Pflanzenart wegen der Form des Blütenstandes auch „Zahnbürste“ genannt. Wegen der Ähnlichkeit mit einer Schnittlauchblüte trägt die Pflanze auch den Namen „Lauchelchen“. In Sachsen, aber auch im Harz ist die Pflanze unter dem Namen „Otterzunge“ bekannt und wurde in Kriegszeiten als Spinatersatz oder in Suppen verwendet. ''Bistorta''<ref>Vgl. etwa Otto Zekert (Hrsg.): ''Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570.'' Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 136.</ref> und ''Serpentina'' waren eine lateinische Bezeichnungen der Pflanze.


== Weitere Fotos ==
== Weitere Fotos ==
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Bild:Persicaria bistorta.jpg|[[Habitus (Biologie)|Habitus]] mit Blättern
Persicaria bistorta.jpg|[[Habitus (Biologie)|Habitus]] mit Blättern
Bild:Bistorta officinalis 01.JPG|Blütenstand ([[Ötscherland]], [[Niederösterreich]])
Bistorta officinalis 01.JPG|Blütenstand ([[Ötscherland]], [[Niederösterreich]])
Bild:Vessertal wiesenknoeterich.jpg|Im [[Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald]]
Vessertal wiesenknoeterich.jpg|Im [[Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald]]
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Schlangenknöterich (12).jpg|Ein Bestand im [[Naturpark Südheide]]
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* [http://linnaeus.nrm.se/flora/di/polygona/bisto/bistmajv.jpg Verbreitung auf der Nordhalbkugel] aus: Eric Hultén, Magnus Fries: ''Atlas of North European vascular plants.'' 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei [http://linnaeus.nrm.se/flora/di/polygona/bisto/bistmaj.html ''Den virtuella floran.''] (schwedisch)
* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Knoeterichgewaechse/bistorta_dick.htm#Schlangen-%20Kn%C3%B6terich Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland'' (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'')]
* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Knoeterichgewaechse/bistorta_dick.htm#Schlangen-%20Kn%C3%B6terich Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland'' (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'')]



Aktuelle Version vom 5. Mai 2024, 10:44 Uhr

Schlangen-Knöterich

Schlangen-Knöterich (Bistorta officinalis), Illustration

Systematik
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Knöterichgewächse (Polygonaceae)
Unterfamilie: Polygonoideae
Gattung: Wiesenknöteriche (Bistorta)
Art: Schlangen-Knöterich
Wissenschaftlicher Name
Bistorta officinalis
Delarbre

Der Schlangen-Knöterich (Bistorta officinalis Delarb., Synonym: Persicaria bistorta (L.) Samp., Polygonum bistorta L., Bistorta major S.F.Gray), auch Wiesen-Knöterich genannt, ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae) gehört.[1]

Schlangen-Knöterich (Bistorta officinalis)

Der Schlangen-Knöterich ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis über 100 cm erreicht, mit aufrechten, unverzweigten Stängeln. Das kräftige Rhizom ist s-förmig, schlangenartig gewunden, davon leitet sich auch der deutsche Trivialname ab. Die ganzrandige bis ausgeschweifte oder seichtbuchtige, spitze bis zugespitzte, seltener stumpfe, fast kahle Blattspreite der gestielten Grundblätter ist eiförmig bis -lanzettlich und wird bis über 15 cm lang. Der Blattstiel ist geflügelt. Die Oberseite der Laubblätter ist dunkelgrün, die Unterseite bläulichgrün. Die eilanzettlichen Stängelblätter sind sitzend bis gestielt. Die Blätter sitzen jeweils an einer Ochrea.

Die rosafarbenen Blüten sind 4 bis 5 mm lang und stehen in dichten, endständigen, zylindrischen Scheinähren, die etwa 3,5 bis 7 cm lang werden. Es stehen jeweils ein- bis zwei Blüten an einem Deckblatt. Die gestielte, zwittrige Blüte mit einfacher Blütenhülle besitzt acht Staubblätter und einen oberständigen Fruchtknoten mit drei Griffeln. Die kleinen, braunen und glatten Nussfrüchte im beständigen Perianth sind eiförmig sowie dreikantig.

Der Schlangenknöterich blüht etwa von Mai bis Juli. Fruchtreife ist von August bis September.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 48, seltener 44 oder 46.[2]

Diese Pflanzenart ist nahezu zirkumpolar (innerhalb einer Klimazone auf mehreren Kontinenten) verbreitet. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst Europa, die gemäßigten Zonen Asiens, Marokko und Pakistan. In Nordamerika ist sie ein Neophyt.[1] In Europa fehlt diese Art weitgehend in Skandinavien. Im Süden ist sie nur in Gebirgen vertreten. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern am Gipfel des Riedberger Horns bis zu einer Höhenlage von 1785 Metern auf.[3]

Standorte sind feuchte Humusböden, die reich an Stickstoff- und Mineralverbindungen sind. Man findet sie vor allem in Feuchtwiesen der Niederungen bis zur alpinen Stufe. Der Schlangenknöterich ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Verbands Calthion, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Adenostylion, Alno-Ulmion oder im Gebirge des Verbands Polygono-Trisetion vor.[2] Er gehört zu den Zeigerpflanzen für Bodennässe.

Blauschillernder Feuerfalter an einem Schlangen-Knöterich-Blütenstand

Der Schlangen-Knöterich ist eine Halbrosettenpflanze. Die Blüten sind streng vormännliche „Glockenblumen mit klebrigem Pollen“. Der Blütenduft stammt vermutlich vom Pollenkitt. Es findet reicher Insektenbesuch statt, besonders von Bienen. Selbstbestäubung ist weitgehend ausgeschlossen.

Die kleinen, 10 mg schweren Nüsschen werden mitsamt der Blütenhülle als Wind- und Tierstreuer ausgebreitet. Wegen ihrer luftigen Hülle findet auch Schwimmausbreitung statt, ebenso wie Zufallsausbreitung durch Huftiere. Vegetative Vermehrung erfolgt durch das Rhizom.

Schlangen-Knöterich dient den Raupen des Blauschillernden Feuerfalters und des Randring-Perlmutterfalters als Nahrungsquelle.

Frisch ist der Schlangen-Knöterich ein wertvolles Viehfutter; er wird jedoch im Heu wertlos, weil die Blätter zerbröseln.

Die Art wird auch als Wildgemüse verwendet. Die stärkereichen Wurzeln, die auch Vitamin C enthalten, kann man von September bis in den Winter hinein in feine Scheiben geschnitten über Nacht in Wasser einlegen und dann mit Blattgemüse oder als Bratling verarbeitet essen. Von April bis August kann man die Blätter als Grundlage für Blattsalat, Spinat oder Blattgemüsegerichte verwenden. Da alle Teile aber auch viel Oxalsäure und Gerbstoffe enthalten, sollten davon nur kleinere Mengen verzehrt werden.

Das verdickte, schlangenförmige Rhizom galt früher als Heilmittel (zuweilen als heimischer Ersatz für Arum dracunculus[4] oder Dracunculus vulgaris[5]) und wurde im Sinne der Signaturenlehre bei Schlangenbissen eingesetzt. Auf diesen Zusammenhang verweist auch der Name. Schlangen-Knöterich wurde aber auch bei hartnäckigem Husten und anderen Heilanzeigen eingesetzt.[6]

Diese Art mit schlangenartig gewundener roter Grundachse wird auch Schlangenwurz und (Rote) Natterwurz genannt, obwohl unter diesem Namen auch Drachenwurz und andere Aronstabgewächse geführt wurden oder werden. Im Volksmund wird diese Pflanzenart wegen der Form des Blütenstandes auch „Zahnbürste“ genannt. Wegen der Ähnlichkeit mit einer Schnittlauchblüte trägt die Pflanze auch den Namen „Lauchelchen“. In Sachsen, aber auch im Harz ist die Pflanze unter dem Namen „Otterzunge“ bekannt und wurde in Kriegszeiten als Spinatersatz oder in Suppen verwendet. Bistorta[7] und Serpentina waren eine lateinische Bezeichnungen der Pflanze.

Einzelnachweise

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  1. a b Bistorta officinalis im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 336.
  3. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 448.
  4. K. G. Lutz (Hrsg.): J. Sturms Flora von Deutschland [...]. 15 Bände, 2. Aufl. Stuttgart 1900–1907, Band 4, S. 222 f.
  5. Walter Lawrence Wardale: Der Hochdeutsche Bartholomäus. Kritisch-kommentierter Text eines mittelalterlichen Arzneibuches auf Grund der Londoner Handschriften Brit. Mus. Add. 16.892, Brit. Mus. Arundel 164, Brit. Mus. Add. 17.527, Brit. Mus. Add. 34.304 [...] Hrsg. von James Follan, Dundee 1993, S. 38 f.
  6. Gundolf Keil (Hrsg.): Das Lorscher Arzneibuch. (Handschrift Msc. Med. 1 der Staatsbibliothek Bamberg); Band 2: Übersetzung von Ulrich Stoll und Gundolf Keil unter Mitwirkung von Altabt Albert Ohlmeyer. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1989, S. 92.
  7. Vgl. etwa Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 136.
Commons: Schlangen-Knöterich (Bistorta officinalis) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien