„Hadrianstempel (Ephesos)“ – Versionsunterschied

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Der sogenannte '''Hadrianstempel''' ist ein teilweise wieder aufgebautes Heiligtum in der antiken Stadt [[Ephesos]] im Westen der heutigen [[Türkei]]. Er steht an der [[Kuretenstraße]] im Südwesten der Stadt.
| NAME = Hadrianstempel

| BILD = Hadrianstempel-Ephesus.jpg
Der Tempel wurde nach der Inschrift auf dem [[Architrav]] wohl im Jahr 117 oder 118 n.&nbsp;Chr. zu Ehren der [[Artemis Ephesia|Artemis von Ephesos]], des römischen Kaisers [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] und des Volkes von Ephesos durch Publius Quintilius Valens Varius errichtet.<ref>''Inschriften von Ephesos'' [http://epigraphy.packhum.org/inscriptions/oi?ikey=248000&bookid=490&region=8&subregion=29 429]: {{lang|grc|[Ἀρτέμιδι Ἐφεσίᾳ κかっぱαあるふぁΑあるふぁὐτοκράτορι Καίσα]ρろーιいおた Τραιανῶιいおた Ἁδριανῶιいおた Σεβαστῶ[ιいおた] κかっぱαあるふぁτたうιいおた νεωκόρωι Ἐφεσί[ωおめがνにゅー δήμ]ωおめがιいおた Πόπλιος Κυιντίλιος Ποπλίου υうぷしろんἱὸς Γαλερία / [Οおみくろんὐάλης Οおみくろんὐάριος — σしぐまνにゅーτたうγがんまυうぷしろんνにゅーαあるふぁιいおた]κかっぱκかっぱαあるふぁΟおみくろんὐ[αあるふぁ]ρίλλῃ θυγα[τたう]ρろーτたうνにゅー νにゅーαあるふぁνにゅーκかっぱ θεμελίων σしぐまνにゅー πぱいαあるふぁνにゅーτたうτたうιいおた κόσμωι κかっぱαあるふぁτたうὸ ἐνにゅー αあるふぁτたう[ῷ ἄγαλμα ἐκかっぱ] τたうνにゅー ἰδίων ἀνέθηκεν, ἐπぱいὶ ἀνθυπάτου Σερβαίου Ἰννόκεντος, γραμματεύοντος τたうοおみくろんῦ δήμου τたうβべーたʹ / Ποπλίου Οおみくろんὐηδίο[υうぷしろんνにゅー]τωνείνου ἀσιάρχου, ὑποσχομένου δでるたὲ ἐπぱいὶ Τί. Κλαυδίου Λらむだοおみくろんυうぷしろんκかっぱκかっぱ[ειανοῦ γραμματέω]ς τたうοおみくろんῦ δήμου}} „der Artemis von Ephesos und dem Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus und dem tempelpflegenden Volk der Ephesier hat Publius Quintilius Valens Varius, Sohn des Publius, aus der Tribus Galeria, mit seiner Frau und der Tochter Varilla den Tempel von Grund auf mit allem Bauschmuck und das Kultbild darin auf eigene Kosten geweiht, unter dem Prokonsul Servaeus Innocens und dem Sekretär der Volksversammlung (zum 2. Mal) Publius Vedius Antoninus, dem Asiarchen; versprochen wurde er unter dem Sekretär der Volksversammlung Tiberius Claudius Lucceianus“. </ref> Das Versprechen dazu hatte Varius bereits in den letzten Jahren der Herrschaft [[Trajan]]s gegeben.<ref>Der Sekretär Lucceianus ist auf die Jahre 114–116 zu datieren, siehe ''Inschriften von Ephesos'' [http://epigraphy.packhum.org/inscriptions/oi?ikey=247996&bookid=490&region=8&subregion=29 422]. Servaeus Innocens war Prokonsul von Asia wohl 117/118 oder 118/119. Einige Wissenschaftler haben auch eine Datierung in die 130er Jahre angenommen. Siehe [[Michael Wörrle]]: ''Zur Datierung des Hadrianstempels an der ›Kuretenstraße‹ in Ephesos.'' In: ''Archäologischer Anzeiger'' 1973, S. 470–477.</ref> Teile der Vorhalle ([[Pronaos]]) wurden möglicherweise durch ein [[Erdbeben]] im 4. Jahrhundert zerstört, dann jedoch wieder aufgebaut.
| BILDBESCHREIBUNG = Ruine des Hadrianstempels
| ORT = [[Ephesos]]
| BAUMEISTER =
| ARCHITEKT =
| BAUHERR = Publius Quintilius Valens Varius
| BAUSTIL =
| BAUJAHR = 117/118 n.&nbsp;Chr. ([[Weihe (Religion)|Weihung]])
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| BESONDERHEITEN =
}}
Der sogenannte '''Hadrianstempel''' ist ein teilweise wieder aufgebautes Heiligtum in der antiken Stadt [[Ephesos]] im Westen der heutigen [[Türkei]]. Er steht an der „[[Kuretenstraße]]“ im Südwesten der Stadt. Der Tempel wurde nach der Inschrift auf dem [[Architrav]] wohl im Jahr 117 oder 118 n.&nbsp;Chr. zu Ehren der [[Artemis]] von Ephesos, des römischen Kaisers [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] und des Volkes von Ephesos durch Publius Quintilius Valens Varius errichtet.<ref>''Inschriften von Ephesos'' [http://epigraphy.packhum.org/inscriptions/oi?ikey=248000&bookid=490&region=8&subregion=29 429]: {{Polytonisch|[Ἀρτέμιδι Ἐφεσίᾳ κかっぱαあるふぁΑあるふぁὐτοκράτορι Καίσα]ρろーιいおた Τραιανῶιいおた Ἁδριανῶιいおた Σεβαστῶ[ιいおた] κかっぱαあるふぁτたうιいおた νεωκόρωι Ἐφεσί[ωおめがνにゅー δήμ]ωおめがιいおた Πόπλιος Κυιντίλιος Ποπλίου υうぷしろんἱὸς Γαλερία / [Οおみくろんὐάλης Οおみくろんὐάριος — σしぐまνにゅーτたうγがんまυうぷしろんνにゅーαあるふぁιいおた]κかっぱκかっぱαあるふぁΟおみくろんὐ[αあるふぁ]ρίλλῃ θυγα[τたう]ρろーτたうνにゅー νにゅーαあるふぁνにゅーκかっぱ θεμελίων σしぐまνにゅー πぱいαあるふぁνにゅーτたうτたうιいおた κόσμωι κかっぱαあるふぁτたうὸ ἐνにゅー αあるふぁτたう[ῷ ἄγαλμα ἐκかっぱ] τたうνにゅー ἰδίων ἀνέθηκεν, ἐπぱいὶ ἀνθυπάτου Σερβαίου Ἰννόκεντος, γραμματεύοντος τたうοおみくろんῦ δήμου τたうβべーたʹ / Ποπλίου Οおみくろんὐηδίο[υうぷしろんνにゅー]τωνείνου ἀσιάρχου, ὑποσχομένου δでるたὲ ἐπぱいὶ Τί. Κλαυδίου Λらむだοおみくろんυうぷしろんκかっぱκかっぱ[ειανοῦ γραμματέω]ς τたうοおみくろんῦ δήμου}} „der Artemis von Ephesos und dem Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus und dem tempelpflegenden Volk der Ephesier hat Publius Quintilius Valens Varius, Sohn des Publius, aus der Tribus Galeria, mit seiner Frau und der Tochter Varilla den Tempel von Grund auf mit allem Bauschmuck und das Kultbild darin auf eigene Kosten geweiht, unter dem Prokonsul Servaeus Innocens und dem Sekretär der Volksversammlung (zum 2. Mal) Publius Vedius Antoninus, dem Asiarchen; versprochen wurde er unter dem Sekretär der Volksversammlung Tiberius Claudius Lucceianus“. </ref> Das Versprechen dazu hatte Varius bereits in den letzten Jahren der Herrschaft [[Trajan]]s gegeben.<ref>Der Sekretär Lucceianus ist auf die Jahre 114–116 zu datieren, siehe ''Inschriften von Ephesos'' [http://epigraphy.packhum.org/inscriptions/oi?ikey=247996&bookid=490&region=8&subregion=29 422]. Servaeus Innocens war Prokonsul von Asia wohl 117/118 oder 118/119. Einige Wissenschaftler haben auch eine Datierung in die 130er Jahre angenommen. Siehe [[Michael Wörrle]]: ''Zur Datierung des Hadrianstempels an der ›Kuretenstraße‹ in Ephesos.'' In: ''Archäologischer Anzeiger'' 1973, S. 470–477.</ref> Teile der Vorhalle ([[Pronaos]]) wurden - möglicherweise durch ein [[Erdbeben]] - im 4. Jahrhundert zerstört, dann jedoch wieder aufgebaut.


== Forschungsgeschichte ==
== Forschungsgeschichte ==
In den 1950er Jahren wurde der Tempel vom [[Österreichisches Archäologisches Institut|Österreichischen Archäologischen Instituts]] unter der Leitung von [[Franz Miltner]] ausgegraben. Um das Ruinengelände von Ephesos für Besucher möglichst anschaulich zu gestalten, wurden damals ganze Straßenzüge freigelegt, darunter die Kuretenstraße. Die dabei gefundenen zahlreiche Bauglieder des Tempels eigneten sich für einen Wiederaufbau des antiken Bauwerks. 1957 bis 1958 wurde ein Teilwiederaufbau ([[Anastilosis]]) unter der Projektleitung des Wiener Architekten Karl Heinz Göschl durchgeführt.<ref>Ursula Qatember: ''Der Wiederaufbau des Hadrianstempels an der Kuretenstraße in Ephesos.'' In: ''Fabrica et ratiocinatio in Architektur. Bauforschung und Denkmalpflege. Festschrift Friedmund Hueber.'' Wien 2011, S. 243–254.</ref> 2009 bis 2012 führte die Archäologin Ursula Quatember neue Forschungen zur Baugeschichte des Tempels durch.
In den 1950er Jahren wurde der Tempel vom [[Österreichisches Archäologisches Institut|Österreichischen Archäologischen Instituts]] unter der Leitung von [[Franz Miltner]] ausgegraben. Um das Ruinengelände von Ephesos für Besucher möglichst anschaulich zu gestalten, wurden damals ganze Straßenzüge freigelegt, darunter die Kuretenstraße. Mit den dabei gefundenen zahlreichen Baugliedern des Tempels erfolgte von 1957 bis 1958 ein Teilwiederaufbau ([[Anastilosis]]) unter der Projektleitung des Wiener Architekten Karl Heinz Göschl.<ref>Ursula Qatember: ''Der Wiederaufbau des Hadrianstempels an der Kuretenstraße in Ephesos.'' In: ''Fabrica et ratiocinatio in Architektur. Bauforschung und Denkmalpflege. Festschrift Friedmund Hueber.'' Wien 2011, S. 243–254.</ref> 2009 bis 2012 führte die Archäologin [[Ursula Quatember]] neue Forschungen zur Baugeschichte des Tempels durch.


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
[[Datei:Paolo Monti - Servizio fotografico (Selçuk, 1962) - BEIC 6364171.jpg|mini|Foto von [[Paolo Monti]], 1962]]
Der unmittelbar an der „Kuretenstraße“, einer der Prachtstraßen von Ephesos, liegende Bau ist teilweise in die dahinter liegenden [[Scholastikia-Thermen]] integriert, eine Bäderanlage, die ebenfalls von Publius Quintilius Valens Varius errichtet wurde.<ref>''Inschriften von Ephesos'' [http://epigraphy.packhum.org/inscriptions/oi?ikey=247990&bookid=490&region=8&subregion=29 500].</ref> In seinem Grundriss entspricht der Tempel einem tetrastylen (= viersäuligen) [[Prostylos]]. Vor der nur kleinen, querrechteckigen [[Cella]], in der wohl eine Statue des Kaisers stand, liegt eine großzügige Vorhalle, deren Fassade durch zwei Säulen und zwei Pfeiler mit korinthischen [[Kapitell]]en gegliedert wird. Diese trugen einen ursprünglich dreieckigen Giebel. Vor den Säulen und Pfeilern stehen vier beschriftete Sockel von Statuen der Kaiser der [[Römische Tetrarchie|1. Tetrarchie]] ([[Diokletian]], [[Constantius Chlorus]], [[Galerius]] sowie [[Maximian]]), die Statue des Maximian wurde später durch eine Statue des Vaters des [[Theodosius I.]] ersetzt. Über die beiden mittleren Säulen ist ein [[Syrischer Bogen]] gespannt, dessen [[Schlussstein]] durch eine [[Büste]] der [[Tyche]] hervorgehoben wird. Den Architrav schmückt ein [[Fries]] mit [[Akanthus (Ornament)|Akanthusblätter]]n und anderen pflanzlichen Motiven.
Der unmittelbar an der „Kuretenstraße“, einer der Prachtstraßen von Ephesos, liegende Bau ist teilweise in die dahinter liegenden [[Scholastikia-Thermen]] integriert, eine Bäderanlage, die ebenfalls von Publius Quintilius Valens Varius errichtet wurde.<ref>''Inschriften von Ephesos'' [http://epigraphy.packhum.org/inscriptions/oi?ikey=247990&bookid=490&region=8&subregion=29 500].</ref> In seinem Grundriss entspricht der Tempel einem tetrastylen, das heißt viersäuligen [[Prostylos]]. Vor der nur kleinen, querrechteckigen [[Cella]], in der wohl eine Statue des Kaisers stand, liegt eine großzügige Vorhalle, deren Fassade durch zwei [[Säule]]n und zwei [[Pfeiler]] mit [[Korinthische Ordnung|korinthischen]] [[Kapitell]]en gegliedert wird. Diese trugen ursprünglich einen dreieckigen Giebel. Vor den Säulen und Pfeilern stehen vier beschriftete Sockel von Statuen der Kaiser der [[Römische Tetrarchie|1. Tetrarchie]]: [[Diokletian]], [[Constantius Chlorus]], [[Galerius]] sowie [[Maximian]]. Die Statue des Maximian wurde später durch eine Statue des Vaters des [[Theodosius I.]] ersetzt. Über die beiden mittleren Säulen wurde ein [[syrischer Bogen]] gespannt, dessen [[Schlussstein]] durch eine [[Büste]] der [[Tyche]] hervorgehoben wird. Den [[Architrav]] schmückt ein [[Fries]] mit [[Akanthus (Ornament)|Akanthusblätter]]n und anderen pflanzlichen Motiven.


Das Innere der Vorhalle wird durch einen umlaufenden Fries geprägt.<ref>Zum Fries: Robert Fleischer: ''Der Fries des Hadrianstempels in Ephesos.'' In: ''Festschrift Fritz Eichler'', Wien 1967, S. 23-71; Beat Brenk: ''Die Datierung der Reliefs am Hadrianstempel in Ephesos und das Problem der tetrarchischen Skulptur des Ostens.'' In: ''Istanbuler Mitteilungen'' 18, 1968, S. 238-258.</ref> Das Original befindet sich im [[Ephesos-Museum Selçuk|Museum von Selçuk]]. Auf dem Fries ist links der Gründungsmythos von Ephesos dargestellt ([[Androklos (Sohn des Kodros)|Androklos]] bei der Eberjagd), Götter und [[Amazonen]], letztere u.a. bei einem [[Dionysos]]-Fest. Der rechte Teil des Frieses weicht stilistisch von dem übrigen ab. Man vermutet, dass dieser beim Wiederaufbau nach dem Erdbeben im 4. Jahrhundert von einem anderen Gebäude hierhin übertragen wurde.<ref>Neue Forschungen legen jedoch nahe, dass auch dieser Teil bereits zum ursprünglichen Bau gehört (vgl. [https://www.academia.edu/958016/_The_Temple_of_Hadrian_on_Curetes_Street_in_Ephesus_new_research_into_its_building_history_JRA_23_2010_376-394]).</ref>
Das Innere der Vorhalle wird durch einen umlaufenden Fries geprägt.<ref>Zum Fries: Robert Fleischer: ''Der Fries des Hadrianstempels in Ephesos.'' In: ''Festschrift für Fritz Eichler zum achtzigsten Geburtstag, dargebracht vom Österreichischen Archäologischen Institut.'' Wien 1967, S. 23–71; Beat Brenk: ''Die Datierung der Reliefs am Hadrianstempel in Ephesos und das Problem der tetrarchischen Skulptur des Ostens.'' In: ''Istanbuler Mitteilungen'' 18, 1968, S. 238–258.</ref> Das Original befindet sich im [[Ephesos-Museum Selçuk|Museum von Selçuk]]. Auf dem Fries ist links der Gründungsmythos von Ephesos dargestellt mit [[Androklos (Sohn des Kodros)|Androklos]] bei der Eberjagd, Göttern und [[Amazonen]], letztere unter anderem bei einem [[Dionysos]]-Fest. Der rechte Teil des Frieses weicht stilistisch von dem übrigen ab. Man vermutet, dass dieser beim Wiederaufbau nach dem Erdbeben im 4. Jahrhundert von einem anderen Gebäude hierhin übertragen wurde.<ref>Neue Forschungen legen jedoch nahe, dass auch dieser Teil bereits zum ursprünglichen Bau gehört (vgl. [https://www.academia.edu/958016/_The_Temple_of_Hadrian_on_Curetes_Street_in_Ephesus_new_research_into_its_building_history_JRA_23_2010_376-394]).</ref>


Der [[Sturz (Architektur)|Sturz]] der Eingangstür zur Cella ist mit [[Perlschnur|Perl-]] und [[Kymation|Eierstäben]] verziert. Darüber befindet sich im Bogenfeld die Darstellung einer [[Rankenfrau]].
Der [[Sturz (Architektur)|Sturz]] der Eingangstür zur Cella ist mit [[Perlschnur|Perl-]] und [[Kymation|Eierstäben]] verziert. Darüber befindet sich im Bogenfeld die Darstellung einer [[Rankenfrau]].


Die prägenden Elementen der Fassade (Bogenportal, rechts und links flankiert von zwei rechteckigen Zugängen) findet man auch an anderen Gebäuden dieser Zeit (so im sog. „Canopus“ der [[Villa Adriana]] bei [[Tivoli (Latium)|Tivoli]] nahe Rom).
Die prägenden Elemente der Fassade Bogenportal, rechts und links flankiert von zwei rechteckigen Zugängen findet man auch an anderen Gebäuden dieser Zeit, zum Beispiel im sogenannten „Canopus“ der [[Villa Adriana]] bei [[Tivoli (Latium)|Tivoli]] nahe Rom.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Peter Scherrer (Hrsg.): ''Ephesos. Der neue Führer.'' Österreichisches Archäologisches Institut, Wien 1995, ISBN 3-900-30519-6, S. 120.
* Peter Scherrer (Hrsg.): ''Ephesos. Der neue Führer.'' Österreichisches Archäologisches Institut, Wien 1995, ISBN 3-900-30519-6, S. 120.
* Ursula Quatember: ''The “Temple of Hadrian” on Curetes Street in Ephesus: new research into its building history.'' In: ''Journal of Roman Archaeology'' 23, 2010, S. 376–394 [http://www.academia.edu/958016/ Volltext].
* Ursula Quatember: ''The “Temple of Hadrian” on Curetes Street in Ephesus: new research into its building history.'' In: ''Journal of Roman Archaeology.'' Band 23, 2010, S. 376–394 ([http://www.academia.edu/958016/ Digitalisat]).
* Ursula Quatember: ''War der Hadrianstempel wirklich Hadrians Tempel? Aktuelle archäologische und bauhistorische Untersuchungen an der Kuretenstraße in Ephesos.'' In: ''[[Antike Welt]]'' 2013, 2, S. 59–66.
* Ursula Quatember: ''War der Hadrianstempel wirklich Hadrians Tempel? Aktuelle archäologische und bauhistorische Untersuchungen an der Kuretenstraße in Ephesos.'' In: ''[[Antike Welt]]'' Heft 2, 2013, S. 59–66 ([https://www.academia.edu/3058009 Digitalisat]).
* Ursula Quatember: ''Der sogenannte Hadrianstempel an der Kuretenstraße'' (= ''Forschungen in Ephesos'' Band 11, 3). Wien 2017 ([http://e-book.fwf.ac.at/o:1150 Digitalisat Textband], [https://library.oapen.org/handle/20.500.12657/36817 Tafelband]), [https://e-book.fwf.ac.at/view/o:1152 Pläne]).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.oeai.at/index.php/hadrianstempel.html ''Der Hadrianstempel an der Kuretenstraße.''] Forschungen des Österreichischen Archäologischen Instituts
* Ursula Quatember: [http://homepage.univie.ac.at/elisabeth.trinkl/forum/forum0310/54quatember.htm ''Neue Forschungen zum Hadrianstempel an der Kuretenstraße in Ephesos.''] In: ''Forum Archaeologiae – Zeitschrift für Klassische Archäologie.'' 54 / III / 2010
* Ursula Quatember: [http://homepage.univie.ac.at/elisabeth.trinkl/forum/forum0310/54quatember.htm ''Neue Forschungen zum Hadrianstempel an der Kuretenstraße in Ephesos.''] In: ''Forum Archaeologiae - Zeitschrift für Klassische Archäologie'' 54 / III / 2010


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[[Kategorie:Römischer Tempel in der Türkei]]
[[Kategorie:Römischer Tempel in der Türkei|Ephesos #Hadrian]]
[[Kategorie:Erbaut im 2. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Erbaut im 2. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Zerstört im 4. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Zerstört im 4. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Bauwerk in der Provinz Izmir]]
[[Kategorie:Geographie (Provinz Izmir)]]
[[Kategorie:Tempel in Asien|Ephesos #Hadrian]]

Aktuelle Version vom 10. Mai 2024, 16:01 Uhr

Sogenannter Hadrianstempel in Ephesos

Der sogenannte Hadrianstempel ist ein teilweise wieder aufgebautes Heiligtum in der antiken Stadt Ephesos im Westen der heutigen Türkei. Er steht an der Kuretenstraße im Südwesten der Stadt.

Der Tempel wurde nach der Inschrift auf dem Architrav wohl im Jahr 117 oder 118 n. Chr. zu Ehren der Artemis von Ephesos, des römischen Kaisers Hadrian und des Volkes von Ephesos durch Publius Quintilius Valens Varius errichtet.[1] Das Versprechen dazu hatte Varius bereits in den letzten Jahren der Herrschaft Trajans gegeben.[2] Teile der Vorhalle (Pronaos) wurden – möglicherweise durch ein Erdbeben – im 4. Jahrhundert zerstört, dann jedoch wieder aufgebaut.

Forschungsgeschichte

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In den 1950er Jahren wurde der Tempel vom Österreichischen Archäologischen Instituts unter der Leitung von Franz Miltner ausgegraben. Um das Ruinengelände von Ephesos für Besucher möglichst anschaulich zu gestalten, wurden damals ganze Straßenzüge freigelegt, darunter die Kuretenstraße. Mit den dabei gefundenen zahlreichen Baugliedern des Tempels erfolgte von 1957 bis 1958 ein Teilwiederaufbau (Anastilosis) unter der Projektleitung des Wiener Architekten Karl Heinz Göschl.[3] 2009 bis 2012 führte die Archäologin Ursula Quatember neue Forschungen zur Baugeschichte des Tempels durch.

Foto von Paolo Monti, 1962

Der unmittelbar an der „Kuretenstraße“, einer der Prachtstraßen von Ephesos, liegende Bau ist teilweise in die dahinter liegenden Scholastikia-Thermen integriert, eine Bäderanlage, die ebenfalls von Publius Quintilius Valens Varius errichtet wurde.[4] In seinem Grundriss entspricht der Tempel einem tetrastylen, das heißt viersäuligen Prostylos. Vor der nur kleinen, querrechteckigen Cella, in der wohl eine Statue des Kaisers stand, liegt eine großzügige Vorhalle, deren Fassade durch zwei Säulen und zwei Pfeiler mit korinthischen Kapitellen gegliedert wird. Diese trugen ursprünglich einen dreieckigen Giebel. Vor den Säulen und Pfeilern stehen vier beschriftete Sockel von Statuen der Kaiser der 1. Tetrarchie: Diokletian, Constantius Chlorus, Galerius sowie Maximian. Die Statue des Maximian wurde später durch eine Statue des Vaters des Theodosius I. ersetzt. Über die beiden mittleren Säulen wurde ein syrischer Bogen gespannt, dessen Schlussstein durch eine Büste der Tyche hervorgehoben wird. Den Architrav schmückt ein Fries mit Akanthusblättern und anderen pflanzlichen Motiven.

Das Innere der Vorhalle wird durch einen umlaufenden Fries geprägt.[5] Das Original befindet sich im Museum von Selçuk. Auf dem Fries ist links der Gründungsmythos von Ephesos dargestellt mit Androklos bei der Eberjagd, Göttern und Amazonen, letztere unter anderem bei einem Dionysos-Fest. Der rechte Teil des Frieses weicht stilistisch von dem übrigen ab. Man vermutet, dass dieser beim Wiederaufbau nach dem Erdbeben im 4. Jahrhundert von einem anderen Gebäude hierhin übertragen wurde.[6]

Der Sturz der Eingangstür zur Cella ist mit Perl- und Eierstäben verziert. Darüber befindet sich im Bogenfeld die Darstellung einer Rankenfrau.

Die prägenden Elemente der Fassade – Bogenportal, rechts und links flankiert von zwei rechteckigen Zugängen – findet man auch an anderen Gebäuden dieser Zeit, zum Beispiel im sogenannten „Canopus“ der Villa Adriana bei Tivoli nahe Rom.

  • Peter Scherrer (Hrsg.): Ephesos. Der neue Führer. Österreichisches Archäologisches Institut, Wien 1995, ISBN 3-900-30519-6, S. 120.
  • Ursula Quatember: The “Temple of Hadrian” on Curetes Street in Ephesus: new research into its building history. In: Journal of Roman Archaeology. Band 23, 2010, S. 376–394 (Digitalisat).
  • Ursula Quatember: War der Hadrianstempel wirklich Hadrians Tempel? Aktuelle archäologische und bauhistorische Untersuchungen an der Kuretenstraße in Ephesos. In: Antike Welt Heft 2, 2013, S. 59–66 (Digitalisat).
  • Ursula Quatember: Der sogenannte Hadrianstempel an der Kuretenstraße (= Forschungen in Ephesos Band 11, 3). Wien 2017 (Digitalisat Textband, Tafelband), Pläne).
Commons: Hadrianstempel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Inschriften von Ephesos 429: [Ἀρτέμιδι Ἐφεσίᾳ κかっぱαあるふぁΑあるふぁὐτοκράτορι Καίσα]ρろーιいおた Τραιανῶιいおた Ἁδριανῶιいおた Σεβαστῶ[ιいおた] κかっぱαあるふぁτたうιいおた νεωκόρωι Ἐφεσί[ωおめがνにゅー δήμ]ωおめがιいおた Πόπλιος Κυιντίλιος Ποπλίου υうぷしろんἱὸς Γαλερία / [Οおみくろんὐάλης Οおみくろんὐάριος — σしぐまνにゅーτたうγがんまυうぷしろんνにゅーαあるふぁιいおた]κかっぱκかっぱαあるふぁΟおみくろんὐ[αあるふぁ]ρίλλῃ θυγα[τたう]ρろーτたうνにゅー νにゅーαあるふぁνにゅーκかっぱ θεμελίων σしぐまνにゅー πぱいαあるふぁνにゅーτたうτたうιいおた κόσμωι κかっぱαあるふぁτたうὸ ἐνにゅー αあるふぁτたう[ῷ ἄγαλμα ἐκかっぱ] τたうνにゅー ἰδίων ἀνέθηκεν, ἐπぱいὶ ἀνθυπάτου Σερβαίου Ἰννόκεντος, γραμματεύοντος τたうοおみくろんῦ δήμου τたうβべーたʹ / Ποπλίου Οおみくろんὐηδίο[υうぷしろんνにゅー]τωνείνου ἀσιάρχου, ὑποσχομένου δでるたὲ ἐπぱいὶ Τί. Κλαυδίου Λらむだοおみくろんυうぷしろんκかっぱκかっぱ[ειανοῦ γραμματέω]ς τたうοおみくろんῦ δήμου „der Artemis von Ephesos und dem Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus und dem tempelpflegenden Volk der Ephesier hat Publius Quintilius Valens Varius, Sohn des Publius, aus der Tribus Galeria, mit seiner Frau und der Tochter Varilla den Tempel von Grund auf mit allem Bauschmuck und das Kultbild darin auf eigene Kosten geweiht, unter dem Prokonsul Servaeus Innocens und dem Sekretär der Volksversammlung (zum 2. Mal) Publius Vedius Antoninus, dem Asiarchen; versprochen wurde er unter dem Sekretär der Volksversammlung Tiberius Claudius Lucceianus“.
  2. Der Sekretär Lucceianus ist auf die Jahre 114–116 zu datieren, siehe Inschriften von Ephesos 422. Servaeus Innocens war Prokonsul von Asia wohl 117/118 oder 118/119. Einige Wissenschaftler haben auch eine Datierung in die 130er Jahre angenommen. Siehe Michael Wörrle: Zur Datierung des Hadrianstempels an der ›Kuretenstraße‹ in Ephesos. In: Archäologischer Anzeiger 1973, S. 470–477.
  3. Ursula Qatember: Der Wiederaufbau des Hadrianstempels an der Kuretenstraße in Ephesos. In: Fabrica et ratiocinatio in Architektur. Bauforschung und Denkmalpflege. Festschrift Friedmund Hueber. Wien 2011, S. 243–254.
  4. Inschriften von Ephesos 500.
  5. Zum Fries: Robert Fleischer: Der Fries des Hadrianstempels in Ephesos. In: Festschrift für Fritz Eichler zum achtzigsten Geburtstag, dargebracht vom Österreichischen Archäologischen Institut. Wien 1967, S. 23–71; Beat Brenk: Die Datierung der Reliefs am Hadrianstempel in Ephesos und das Problem der tetrarchischen Skulptur des Ostens. In: Istanbuler Mitteilungen 18, 1968, S. 238–258.
  6. Neue Forschungen legen jedoch nahe, dass auch dieser Teil bereits zum ursprünglichen Bau gehört (vgl. [1]).