„Rolls-Royce Nene“ – Versionsunterschied

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Das '''Rolls-Royce Nene''' oder '''Rolls-Royce RB.41''' war nach den Mustern [[Rolls-Royce Welland|Welland]] und [[Rolls-Royce Derwent|Derwent]] das dritte [[Strahltriebwerk]] des [[Vereinigtes Königreich|britischen]] Unternehmens [[Rolls-Royce (Triebwerke)|Rolls-Royce]], das in Serie gebaut wurde. Das Triebwerk mit [[Radialverdichter]] wurde 1944 innerhalb von nur fünfeinhalb Monaten geplant und gebaut und absolvierte die ersten Prüfstandsläufe am 27. Oktober 1944. Es wurde in nur wenigen britischen Flugzeugmustern wie der [[Hawker Sea Hawk]] und der [[Supermarine Attacker]] eingesetzt und schon bald vom [[Rolls-Royce Avon|Avon-Triebwerk]] mit [[Axialverdichter]] abgelöst.
Das '''Rolls-Royce Nene''' oder '''Rolls-Royce RB.41''' war nach den Mustern [[Rolls-Royce Welland|Welland]] und [[Rolls-Royce Derwent|Derwent]] das dritte [[Strahltriebwerk]] des [[Vereinigtes Königreich|britischen]] Unternehmens [[Rolls-Royce (Triebwerke)|Rolls-Royce]], das in Serie gebaut wurde. Das Triebwerk mit [[Radialverdichter]] wurde 1944 innerhalb von nur fünfeinhalb Monaten geplant und gebaut und absolvierte die ersten Prüfstandsläufe am 27. Oktober 1944. Es wurde in erfolgreichen britischen Flugzeugmustern wie der [[Hawker Sea Hawk]] und der [[Supermarine Attacker]] eingesetzt, bevor die Firma mit dem [[Rolls-Royce Avon|Avon-Triebwerk]] auf [[Axialverdichter]] wechselte.


Das Nene trieb das erste zivile Strahlflugzeug, eine modifizierte [[Vickers Viking]] an, die am 6. April 1948 erstmals flog.
Die [[USA|US-amerikanische]] [[Taylor Turbine Corporation]] baute das Triebwerk als J42-TT-2 in Lizenz. Mehrere der frühen US-[[Flugzeugträger|Trägerflugzeuge]] wie die [[Grumman F9F|Grumman F9F Panther]] wurden mit diesem Triebwerk ausgerüstet. Später wurde die Lizenz an [[Pratt and Whitney]] weiterverkauft, die gemeinsam mit Rolls-Royce eine Version mit [[Wassereinspritzung]] entwickelten, das J-48. 25 Triebwerke inklusive der Konstruktionspläne wurden der [[Sowjetunion]] als Zeichen des guten Willens übergeben, nachdem im Juli 1946 eine sowjetische Delegation, unter anderem mit [[Artjom Iwanowitsch Mikojan|Artjom Mikojan]], auf Einladung der britischen Regierung die Rolls-Royce Triebwerksfertigung besichtigt hatte.


== Geschichte ==
Die Triebwerke wurden bei Prototypen verwendet, anschließend kam eine Serienfertigung mit Nachbauten, dem [[Klimow RD-45]] und dem leistungsstärkeren [[Klimow WK-1]] in Gang, die in mehreren sowjetischen Jagdflugzeugen Verwendung fanden, obwohl es kein Lizenzabkommen mit Rolls-Royce gab. So beispielsweise auch in der [[MiG-15]], dem seinerzeit besten Jagdflugzeug der Welt. Das Triebwerk wurde in Frankreich, China und Australien in Lizenz gebaut. In Australien wurde damit die [[De Havilland D.H.100|De Havilland Vampire]] der [[RAAF]] ausgerüstet.
Obwohl es eine direkte Entwicklung aus den Arbeiten von [[Frank Whittle]] war, wurde beim Nene ein Radialverdichter mit zwei Einläufen für eine verbesserte Kompressionsrate und damit höherer Schubkraft eingesetzt. Es hatte neun [[Brennkammer]]n und eine einstufige Axialturbine und wog 750 kg. Während der Konstruktionsphase entschied Rolls-Royce, seinen Triebwerken sowohl Nummern als auch Namen zu geben, wobei der [[Rolls-Royce Welland|Welland]] und der [[Rolls-Royce Derwent|Derwent]] ihre Originalnummern von [[MG Rover Group|Rover]], B/23 und B/26 beibehielten. Später dachte man, dass diese Nummern zu sehr an Bomber erinnern würden und ergänzte das „R“ von „Rolls“, so dass die noch heute verwendeten „RB“-Nummern entstanden.

Obwohl es eine direkte Entwicklung aus den Arbeiten von [[Frank Whittle]] war, wurde beim Nene ein Radialverdichter mit zwei Einläufen für eine verbesserte Kompressionsrate und damit höherer Schubkraft eingesetzt. Es hatte neun [[Brennkammer]]n und eine einstufige Axialturbine und wog 750 kg. Während der Konstruktionsphase entschied Rolls-Royce, seinen Triebwerken sowohl Nummern als auch Namen zu geben, wobei der [[Rolls-Royce Welland|Welland]] und der [[Rolls-Royce Derwent|Derwent]] ihre Original Nummern von [[MG Rover Group|Rover]], B/23 und B/26 beibehielten. Später dachte man, dass diese Nummern zu sehr an Bomber erinnern würden und ergänzte das „R“ von „Rolls“, so dass die noch heute verwendeten „RB“-Nummern entstanden.


Das Nene erreichte mit etwa 22 kN die doppelte Schubkraft der Triebwerke der früheren Generation, und das bei ähnlichen Abmessungen und Grundentwurf. Es wäre durchaus möglich gewesen, die älteren Triebwerke durch das Nene zu ersetzen. Aufgrund des Alters der [[Gloster Meteor]] sah man keinen Bedarf für eine weitere Verbesserung. Stattdessen wurde eine Serie deutlich leistungsfähigerer Triebwerke auf Basis des Rolls-Royce Avon vorangetrieben. Radialverdichtertriebwerke wie das Nene liefen danach aus.
Das Nene erreichte mit etwa 22 kN die doppelte Schubkraft der Triebwerke der früheren Generation, und das bei ähnlichen Abmessungen und Grundentwurf. Es wäre durchaus möglich gewesen, die älteren Triebwerke durch das Nene zu ersetzen. Aufgrund des Alters der [[Gloster Meteor]] sah man keinen Bedarf für eine weitere Verbesserung. Stattdessen wurde eine Serie deutlich leistungsfähigerer Triebwerke auf Basis des Rolls-Royce Avon vorangetrieben. Radialverdichtertriebwerke wie das Nene liefen danach aus.


Das Nene erhielt nach Firmentradition einen Flussnamen, der [[Nene (Fluss)|gleichnamige Fluss Nene]] befindet sich in Ostengland.
Das Nene trieb das erste zivile Strahlflugzeug, eine modifizierte [[Vickers VC.1|Vickers Viking]] an, die am 6. April 1948 erstmals flog.


== Lizenzen und Produktion im Ausland ==
Das Nene wurde nach dem [[Nene (Fluss)|gleichnamigen ostenglischen Fluss]] benannt.

Die [[USA|US-amerikanische]] [[Taylor Turbine Corporation]] baute das Triebwerk als J42-TT-2 in Lizenz. Mehrere der frühen US-[[Flugzeugträger|Trägerflugzeuge]] wie die [[Grumman F9F|Grumman F9F Panther]] wurden mit diesem Triebwerk ausgerüstet. Später wurde die Lizenz an [[Pratt and Whitney]] weiterverkauft, die gemeinsam mit Rolls-Royce eine Version mit [[Wassereinspritzung]] entwickelten, das J-48.

Das Triebwerk wurde auch in Frankreich, China und Australien in Lizenz gebaut. In Australien wurde damit die [[De Havilland D.H.100|De Havilland Vampire]] der [[RAAF]] ausgerüstet.

=== Sowjetunion ===
Bis November 1947 ließ die [[Kabinett Attlee I|Labour-Regierung]] von [[Clement Attlee]] insgesamt 55 Strahltriebwerke (30 Derwent 5, 20 Nene 1 und fünf Nene 2) an die Sowjetunion liefern, nachdem im Dezember 1946 eine sowjetische Delegation, unter anderem mit [[Artjom Iwanowitsch Mikojan|Artjom Mikojan]], auf Einladung der britischen Regierung die Rolls-Royce-Triebwerksfertigung besichtigt hatte.<ref>Antony L. Kay: ''Turbojet – Volume 2, History and Development 1930–1960'', Crowood Press, 2007, S. 44 f.</ref>

Die erhaltenen Triebwerke wurden bei Prototypen wie zum Beispiel der [[Tupolew Tu-14|Tupolew 78 und 79]]<ref>Paul Duffy, A. I. Kandalov: ''Tupolev: The Man and His Aircraft'' Ausgabe 173 von Reference Series, Verlag SAE, 1996, ISBN 978-1-56091-899-8, Seite 102</ref> verwendet, anschließend kam es durch [[Reverse Engineering]]<ref>[http://www.css.ethz.ch/content/dam/ethz/special-interest/gess/cis/center-for-securities-studies/pdfs/Revisiting-the-Nene-Blunder.pdf Revisiting the ‘Nene Blunder’: Western Aviation Technology Transfers to China], ETH Center for Security Studies,</ref> auch zur Fertigung von [[Lizenz#Lizenzen im Urheberrecht|unlizenzierten]] Nachbauten wie dem [[Klimow RD-45]] und dem leistungsstärkeren [[Klimow WK-1]]. Diese Triebwerke wurden in großen Serien hergestellt und in mehreren sowjetischen Jagdflugzeugen verwendet, so beispielsweise auch in der [[Mikojan-Gurewitsch MiG-15|MiG-15]], eines der seinerzeit besten Jagdflugzeuge der Welt.


== Technische Daten ==
== Technische Daten ==
* Länge: 2464&nbsp;mm
* Länge: 2464&nbsp;mm
* Durchmesser: 1257&nbsp;mm
* Durchmesser: 1257&nbsp;mm
* Schub: 22,2&nbsp;kN bei 12400 min<sup>−1</sup>
* Schub: 22,2&nbsp;kN bei 12.400 min<sup>−1</sup>
* Verdichter: 1-stufig radial
* Verdichter: 1-stufig radial
* Brennkammer: 9 Einzelbrennkammern
* Brennkammer: 9 Einzelbrennkammern
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* [http://www.bombercommandmuseum.ca/engine_rollsnene.html www.bombercommandmuseum.ca (engl.)]
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== Einzelnachweise ==
<references />


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[[Kategorie:Rolls-Royce (Triebwerke)|Nene]]
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[[ar:رولز رويس نين]]
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[[el:Rolls-Royce Nene]]
[[en:Rolls-Royce Nene]]
[[es:Rolls-Royce Nene]]
[[fr:Rolls-Royce Nene]]
[[it:Rolls-Royce Nene]]
[[ja:ロールス・ロイス ニーン]]
[[sk:Rolls-Royce Nene]]

Aktuelle Version vom 12. Mai 2024, 15:52 Uhr

Rolls-Royce Nene Mk.II

Das Rolls-Royce Nene oder Rolls-Royce RB.41 war nach den Mustern Welland und Derwent das dritte Strahltriebwerk des britischen Unternehmens Rolls-Royce, das in Serie gebaut wurde. Das Triebwerk mit Radialverdichter wurde 1944 innerhalb von nur fünfeinhalb Monaten geplant und gebaut und absolvierte die ersten Prüfstandsläufe am 27. Oktober 1944. Es wurde in erfolgreichen britischen Flugzeugmustern wie der Hawker Sea Hawk und der Supermarine Attacker eingesetzt, bevor die Firma mit dem Avon-Triebwerk auf Axialverdichter wechselte.

Das Nene trieb das erste zivile Strahlflugzeug, eine modifizierte Vickers Viking an, die am 6. April 1948 erstmals flog.

Obwohl es eine direkte Entwicklung aus den Arbeiten von Frank Whittle war, wurde beim Nene ein Radialverdichter mit zwei Einläufen für eine verbesserte Kompressionsrate und damit höherer Schubkraft eingesetzt. Es hatte neun Brennkammern und eine einstufige Axialturbine und wog 750 kg. Während der Konstruktionsphase entschied Rolls-Royce, seinen Triebwerken sowohl Nummern als auch Namen zu geben, wobei der Welland und der Derwent ihre Originalnummern von Rover, B/23 und B/26 beibehielten. Später dachte man, dass diese Nummern zu sehr an Bomber erinnern würden und ergänzte das „R“ von „Rolls“, so dass die noch heute verwendeten „RB“-Nummern entstanden.

Das Nene erreichte mit etwa 22 kN die doppelte Schubkraft der Triebwerke der früheren Generation, und das bei ähnlichen Abmessungen und Grundentwurf. Es wäre durchaus möglich gewesen, die älteren Triebwerke durch das Nene zu ersetzen. Aufgrund des Alters der Gloster Meteor sah man keinen Bedarf für eine weitere Verbesserung. Stattdessen wurde eine Serie deutlich leistungsfähigerer Triebwerke auf Basis des Rolls-Royce Avon vorangetrieben. Radialverdichtertriebwerke wie das Nene liefen danach aus.

Das Nene erhielt nach Firmentradition einen Flussnamen, der gleichnamige Fluss Nene befindet sich in Ostengland.

Lizenzen und Produktion im Ausland

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Die US-amerikanische Taylor Turbine Corporation baute das Triebwerk als J42-TT-2 in Lizenz. Mehrere der frühen US-Trägerflugzeuge wie die Grumman F9F Panther wurden mit diesem Triebwerk ausgerüstet. Später wurde die Lizenz an Pratt and Whitney weiterverkauft, die gemeinsam mit Rolls-Royce eine Version mit Wassereinspritzung entwickelten, das J-48.

Das Triebwerk wurde auch in Frankreich, China und Australien in Lizenz gebaut. In Australien wurde damit die De Havilland Vampire der RAAF ausgerüstet.

Bis November 1947 ließ die Labour-Regierung von Clement Attlee insgesamt 55 Strahltriebwerke (30 Derwent 5, 20 Nene 1 und fünf Nene 2) an die Sowjetunion liefern, nachdem im Dezember 1946 eine sowjetische Delegation, unter anderem mit Artjom Mikojan, auf Einladung der britischen Regierung die Rolls-Royce-Triebwerksfertigung besichtigt hatte.[1]

Die erhaltenen Triebwerke wurden bei Prototypen wie zum Beispiel der Tupolew 78 und 79[2] verwendet, anschließend kam es durch Reverse Engineering[3] auch zur Fertigung von unlizenzierten Nachbauten wie dem Klimow RD-45 und dem leistungsstärkeren Klimow WK-1. Diese Triebwerke wurden in großen Serien hergestellt und in mehreren sowjetischen Jagdflugzeugen verwendet, so beispielsweise auch in der MiG-15, eines der seinerzeit besten Jagdflugzeuge der Welt.

Technische Daten

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  • Länge: 2464 mm
  • Durchmesser: 1257 mm
  • Schub: 22,2 kN bei 12.400 min−1
  • Verdichter: 1-stufig radial
  • Brennkammer: 9 Einzelbrennkammern
  • Turbine: 1-stufig axial
Commons: Rolls-Royce Nene – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Antony L. Kay: Turbojet – Volume 2, History and Development 1930–1960, Crowood Press, 2007, S. 44 f.
  2. Paul Duffy, A. I. Kandalov: Tupolev: The Man and His Aircraft Ausgabe 173 von Reference Series, Verlag SAE, 1996, ISBN 978-1-56091-899-8, Seite 102
  3. Revisiting the ‘Nene Blunder’: Western Aviation Technology Transfers to China, ETH Center for Security Studies,