„Jakob Stainer“ – Versionsunterschied

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'''Jakob Stainer''' (auch ''Jacob'' oder ''Jacobus''; * [[1619]]<ref group="Anmerkung" name="Geburtsdatum" /> in [[Absam]]; † Oktober oder November [[1683]] ebenda) war ein Tiroler Geigenbauer.
'''Jakob Stainer''' (auch ''Jacob'' oder ''Jacobus''; * [[1619]]<ref group="Anmerkung" name="Geburtsdatum" /> in [[Absam]]; † Oktober oder November [[1683]] ebenda) war ein Tiroler Geigenbauer.


== Leben ==
== Leben ==
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Stainer war Sohn eines [[Knappe (Bergbau)|Bergknappen]]. Er bekam von 1626 bis 1630 seine Ausbildung, eventuell auch Lateinunterricht durch den Schulmeister von Absam. Seine späteren Briefe und sein Schriftzug lassen auf eine gute Bildung und italienische Sprachkenntnisse schließen. Möglicherweise war er Sängerknabe im adeligen [[Haller Damenstift|Damenstift in Hall]] in Tirol und am Innsbrucker Hof.
Stainer war Sohn eines [[Knappe (Bergbau)|Bergknappen]]. Er bekam von 1626 bis 1630 seine Ausbildung, eventuell auch Lateinunterricht durch den Schulmeister von Absam. Seine späteren Briefe und sein Schriftzug lassen auf eine gute Bildung und italienische Sprachkenntnisse schließen. Möglicherweise war er Sängerknabe im adeligen [[Haller Damenstift|Damenstift in Hall]] in Tirol und am Innsbrucker Hof.
Er absolvierte vermutlich in dieser Zeit eine Tischlerlehre. Geigenmacherlehrlinge mussten, wenn sie nicht Söhne von Meistern waren, zuvor eine Tischlerlehre abgeschlossen haben.
Er absolvierte vermutlich in dieser Zeit eine Tischlerlehre. Geigenmacherlehrlinge mussten, wenn sie nicht Söhne von Meistern waren, zuvor eine Tischlerlehre abgeschlossen haben.


Zwischen 1630 und 1644 wurde Jakob Stainer zum Geigenmacher ausgebildet. Innsbruck und Füssen scheiden als Ausbildungsstätten wegen Unruhen auf Grund des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] aus. Stainer erhielt seine Ausbildung offenbar in Italien, vermutlich in [[Musik in Venedig#Instrumentenbau|Venedig]]<!---bei einem dort ansässigen süddeutschen Meister (Georg Seelos?) Beleg?--->. Zu den fünf Jahren Lehrzeit kamen noch einige Wanderjahre hinzu. Einige Hinweise deuten darauf, dass dies zum Teil in der Werkstatt von [[Amati]] in Cremona gewesen sein könnte.
Zwischen 1630 und 1644 wurde Jakob Stainer zum Geigenmacher ausgebildet. Innsbruck und Füssen scheiden als Ausbildungsstätten wegen Unruhen auf Grund des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] aus. Stainer erhielt seine Ausbildung offenbar in Italien, vermutlich in [[Musik in Venedig#Instrumentenbau|Venedig]]<!---bei einem dort ansässigen süddeutschen Meister (Georg Seelos?) Beleg?--->. Zu den fünf Jahren Lehrzeit kamen noch einige Wanderjahre hinzu. Einige Hinweise deuten darauf, dass dies zum Teil in der Werkstatt von [[Amati (Geigenbauer)|Amati]] in Cremona gewesen sein könnte.


Ab 1644 begann die eigenständige Karriere Stainers als Geigenmacher. Er verkaufte seine Instrumente an Klöster und Höfe nach Salzburg, Innsbruck, München, Venedig, Kirchdorf, Bozen, Nürnberg, Kremsier und Meran. Er nahm keine Lehrlinge auf, so dass seine Kunst des Geigenbauens nicht weitergegeben wurde.
Ab 1644 begann die eigenständige Karriere Stainers als Geigenmacher. Er verkaufte seine Instrumente an Klöster und Höfe nach Salzburg, Innsbruck, München, Venedig, Kirchdorf, Bozen, Nürnberg, Kremsier und Meran. Er nahm keine Lehrlinge auf, so dass seine Kunst des Geigenbauens nicht weitergegeben wurde.


Am 26. November 1645 heiratete Stainer in Absam Margareta Holzhammer. Von nun an arbeitete er als Geigenmacher hauptsächlich in Absam, war aber sehr oft auf Reisen, um entweder Geigen zu verkaufen oder Materialien einzukaufen. Er lieferte 1646 sieben Instrumente an den Innsbrucker Hof. Ein Jahr darauf hielt er sich in Kirchdorf (Oberösterreich) auf und hinterließ Schulden, was 1667 zu einer Gerichtsverhandlung führte. Stainer war 1649 als Altist und Assistent des Pfarrchores in Meran tätig, drei Jahre darauf erhielt er erneut einen Auftrag für den Innsbrucker Hof.
Am 26. November 1645 heiratete Stainer in Absam Margareta Holzhammer. Von nun an arbeitete er als Geigenmacher hauptsächlich in Absam, war aber sehr oft auf Reisen, um entweder Geigen zu verkaufen oder Materialien einzukaufen. Er lieferte 1646 sieben Instrumente an den Innsbrucker Hof. Ein Jahr darauf hielt er sich in Kirchdorf (Oberösterreich) auf und hinterließ Schulden, was 1667 zu einer Gerichtsverhandlung führte. Stainer war 1649 als Altist und Assistent des Pfarrchores in Meran tätig, drei Jahre darauf erhielt er erneut einen Auftrag für den Innsbrucker Hof.


Im Jahr 1656 wurde Stainer Eigentümer eines Hauses im Absamer Oberdorf (heute das „Stainer-Haus“). Der Erzherzog [[Ferdinand Karl (Österreich-Tirol)|Ferdinand Karl]] verlieh ihm zwei Jahre später den Titel eines „erzfürstlichen Dieners“, der mit dem Tode des Erherzoges 1662 erlosch; von Kaiser [[Leopold I. (HRR)|Leopold I.]] erhielt er 1669 den Titel „Kaiserlicher Diener“.
Im Jahr 1656 wurde Stainer Eigentümer eines Hauses im Absamer Oberdorf (heute das „Stainer-Haus“). Der Erzherzog [[Ferdinand Karl (Österreich-Tirol)|Ferdinand Karl]] verlieh ihm zwei Jahre später den Titel eines „erzfürstlichen Dieners“, der mit dem Tode des Erzherzoges 1662 erlosch; von Kaiser [[Leopold I. (HRR)|Leopold&nbsp;I.]] erhielt er 1669 den Titel „Kaiserlicher Diener“.


1668 begann ein Streit mit der Kirchenbehörde wegen des Besitzes „ketzerischer Bicher“. Stainer wurde nach Brixen, dem Sitz des Fürstbischofs, zitiert. Da er nicht erschien, wurde eine Hausdurchsuchung und geheime Inquisition angeordnet. Ein Jahr danach musste Stainer wegen „besorgendter Entweichung“ in Innsbruck in Arrest. Von 1670 bis 1679 erhielt er dennoch Aufträge aus Meran, Salzburg, Schwaz, München und Nürnberg.
1668 begann ein Streit mit der Kirchenbehörde wegen des Besitzes „ketzerischer Bicher“. Stainer wurde nach [[Brixen]], dem Sitz des Fürstbischofs, zitiert. Da er nicht erschien, wurden eine Hausdurchsuchung und geheime Inquisition angeordnet. Ein Jahr danach musste Stainer wegen „besorgendter Entweichung“ in Innsbruck in Arrest. Von 1670 bis 1679 erhielt er dennoch Aufträge aus Meran, Salzburg, Schwaz, München und Nürnberg.


Ab 1680 litt Stainer zunehmend unter Depressionen. Im späten Oktober oder frühen November 1683 starb er in Absam – nach neuesten Forschungen nicht verarmt, sondern wohlhabend aber in geistiger Umnachtung.
Ab 1680 litt Stainer zunehmend unter Depressionen. Im späten Oktober oder frühen November 1683 starb er in Absam – nach neuesten Forschungen nicht verarmt, sondern wohlhabend, aber in geistiger Umnachtung.

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== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
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== Stainers Instrumente ==
== Stainers Instrumente ==
=== Merkmale ===
Stainers Instrumente unterscheiden sich zwar deutlich von dem Baustil in Brescia, aber nicht grundsätzlich von den Baumerkmalen der Cremoner Amati-Zeit. Im Allgemeinen werden gegenüber Cremona folgende Unterschiede angegeben:
Stainers Instrumente unterscheiden sich zwar deutlich von dem Baustil in Brescia, aber nicht grundsätzlich von den Baumerkmalen der Cremoner Amati-Zeit. Im Allgemeinen werden gegenüber Cremona folgende Unterschiede angegeben:


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* die Schnecken weit und bogig geschweift
* die Schnecken weit und bogig geschweift


== Instrumentenlieferungen ==
=== Instrumentenlieferungen ===
Einige nachgewiesene Instrumentenlieferungen Stainers:
Einige nachgewiesene Instrumentenlieferungen Stainers:
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|1646 || 7 Instrumente an den Innsbrucker Hof
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|1648 || Bestellungen der Pfarrkirche Bozen
|1648 || Bestellungen der [[Maria Himmelfahrt (Bozen)|Pfarrkirche Bozen]]
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|1650 || 1 Violoncello an die Hofkapelle von Köthen
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== Überliefertes ==
=== Überliefertes ===
[[Datei:Jacobus Stainer Zettel datiert 1659.jpg|mini|Auf 1659 datierter handgeschriebener Geigenzettel]]
[[Datei:Jacobus Stainer Zettel datiert 1659.jpg|mini|Auf 1659 datierter handgeschriebener Geigenzettel]]
* In [[Francesco Maria Veracini]]s Nachlass von 1715 werden 26 Musikinstrumente erwähnt, darunter 10 Geigen von Stainer. Seine beiden Lieblingsstainer gingen 1746 bei einem Schiffbruch im Ärmelkanal verloren.
* In [[Francesco Maria Veracini]]s Nachlass von 1715 werden 26 Musikinstrumente erwähnt, darunter 10 Geigen von Stainer. Seine beiden Lieblingsstainer gingen 1746 bei einem Schiffbruch im Ärmelkanal verloren.
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* Ein Kloster tauschte einen Kelch im Wert von 100 Dukaten gegen eine Stainer-Geige ein.
* Ein Kloster tauschte einen Kelch im Wert von 100 Dukaten gegen eine Stainer-Geige ein.
* Von [[Johann Sebastian Bach|J. S. Bachs]] Orchester ist überliefert, dass sie auf mehreren Tiroler Geigen und Celli musizierten.
* Von [[Johann Sebastian Bach|J. S. Bachs]] Orchester ist überliefert, dass sie auf mehreren Tiroler Geigen und Celli musizierten.
* Im 18. Jahrhundert bezahlte man für Stainer-Geigen einen wesentlich höheren Preis als für „cremonesische“ Geigen ([[Amati]]s oder [[Antonio Stradivari|Stradivari]]s).
* Im 18. Jahrhundert bezahlte man für Stainer-Geigen einen wesentlich höheren Preis als für „cremonesische“ Geigen ([[Amati (Geigenbauer)|Amatis]] oder [[Antonio Stradivari|Stradivaris]]).

=== Touristisches ===
* Das Tiroler Landesmuseum [[Tiroler Landesmuseum|Ferdinandeum]] in [[Innsbruck]] besitzt als einziges ein komplettes Quintett des heimischen Geigenbaumeisters.
* Ein Originalinstrument befindet sich in der Stainer-Ausstellung im neuen Dorfmuseum in Absam.


== Stainer-„Kopien“ ==
== Stainer-„Kopien“ ==
[[Datei:Stainer-Zettel.JPG|mini|Undatierter und handgeschriebener Geigenzettel]]
[[Datei:Stainer-Zettel.JPG|mini|Undatierter und handgeschriebener Geigenzettel]]
[[Datei:KrulStainer1651.jpg|mini|Schnecke einer Stainer Kopie]]
[[Datei:KrulStainer1651.jpg|mini|Löwenköpfchen einer Stainer-Kopie]]
Stainer verwendete sowohl handgeschriebene als auch gedruckte Zettel. Nach 1665 aber nur noch handgeschriebene. Schon im 18. Jahrhundert war es in Mittenwald üblich, dort hergestellte Instrumente mit „Stainer“-[[Geigenzettel]]n zu versehen. In den meisten Fällen enthalten diese die Inschrift „Jacobus Stainer Absam prope Oenipontum 16..“ (deutsch: Jacobus Stainer aus Absam bei Innsbruck). Da man zu dieser Zeit Stainers Todesdatum nicht kannte, wurden „echte“ Stainergeigen bis 1712 datiert. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden zehntausende billiger Schülerinstrumente vor allem aus sächsischen Manufakturen zu „Stainers“ gemacht. Die nachgedruckten Zettel boten Drucker gleich bogenweise feil. Auf diese Weise gehörte Stainer scheinbar neben Stradivarius und Amati zu den über ihren Tod hinaus produktivsten, aber auch meistplagiierten Geigenbauern der Geschichte.
Stainer verwendete sowohl handgeschriebene als auch gedruckte [[Zettel (Instrumentenbau)|Zettel]], nach 1670 aber nur noch handgeschriebene. Schon im 18. Jahrhundert war es in Mittenwald üblich, dort hergestellte Instrumente mit „Stainer“-Geigenzetteln zu versehen. In den meisten Fällen enthalten diese die Inschrift „Jacobus Stainer Absam prope Oenipontum 16..“ (deutsch: Jacobus Stainer aus Absam bei Innsbruck). Da man zu dieser Zeit Stainers Todesdatum nicht kannte, wurden „echte“ Stainergeigen bis 1712 datiert. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden zehntausende billiger Schülerinstrumente vor allem aus sächsischen Manufakturen zu „Stainers“ gemacht. Drucker boten die nachgedruckten Zettel gleich bogenweise feil. Auf diese Weise gehörte Stainer neben Stradivari und Amati zu den scheinbar über ihren Tod hinaus produktivsten und am meisten plagiierten Geigenbauern der Geschichte.


== Touristisches ==
== Literatur ==
* Rudolf Hopfner, [[Wilfried Seipel]]: ''Jacob Stainer. „…&nbsp;kayserlicher diener und geigenmacher zu Absom“; eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien; Schloß Ambras, 4. Juni bis 31. Oktober 2003''. [[Kunsthistorisches Museum Wien]], 2003, ISBN 3-85497-060-9.
* Das Tiroler Landesmuseum [[Ferdinandeum]] in [[Innsbruck]] besitzt als einziges ein komplettes Quintett des heimischen Geigenbaumeisters.
* Walter Senn: ''Jakob Stainer der Geigenmacher zu Absam. Die Lebensgeschichte nach urkundlichen Quellen'' (= ''[[Schlern-Schriften]].'' Band 87). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1951.
* Ein Originalinstrument befindet sich in der Stainer-Ausstellung im neuen Dorfmuseum in Absam.
* Walter Senn, Karl Roy: ''Jakob Stainer. Leben und Werk des Tiroler Meisters 1617–1683'' (= ''Das Musikinstrument.'' Band 44). Bochinsky, Frankfurt/M. 1986, ISBN 3-923639-69-4.

'''Beiträge'''
* {{Gartenlaube |Wikisource=Eine Heimstätte deutschen Fleißes |Autor=[[Heinrich Noë]] |Jahr=1873 |Heft=1 |Seite=9–11}}
* Walter Senn: ''Der Geigenmacher von Absam Jakob Stainer.'' In: ''Österreichische Musikzeitschrift'', Band 25, 1970, S. 680 ff.

'''Artikel in Lexika'''
* {{OeML|Stainer_Jacob|Stainer, Jacob|ET}}
* {{NDB|25|39||Stainer, Jacob|Rudolf Hopfner|118752596}}
* {{ADB|35|413|414|Stainer, Jacobus|[[Wilhelm Joseph von Wasielewski]]|ADB:Stainer, Jacobus}}
* {{BLKÖ|Stainer, Jacob|37|97|99|}}
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629114950/http://www.bautz.de/bbkl/s/s4/stainer_j.shtml |band=28|spalten=1457-1474|autor=|artikel=Stainer, Jakob}}

== Film ==
* ''Jakob Stainer – Ketzer und Genie'', Gestaltung [[Georg Laich]], 2017<ref>{{Internetquelle |url=https://tirol.orf.at/v2/tv/stories/2815150/ |titel=Jakob Stainer – Ketzer und Genie |datum=2016-12-16|abruf=2024-01-01|werk=[[ORF.at]]}}</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Jacob Stainer}}
{{Commonscat|Jacob Stainer}}
* [https://www.corilon.com/shop/de/info/jakob-stainer.html Jakob Stainer – der Wanderer. Ein Geigenbauer im Zeitalter des Zweifels]
* [http://www.musikland-tirol.at/musikinstrumente/musikinstrumenteinhalt/jakobstainer/index.php Der Vater des deutschen Geigenbaus Ferdinandeum Innsbruck]
* [http://www.jakob-stainer.de/ jakob-stainer.de] Website von Heinz Peller mit biographischen Daten Stainers, Instrumentenliste, Literaturliste und Aufnahmen, auf denen Stainer-Instrumente zu hören sind
* [http://www.stainerquartett.ch Sammlung von vier Stainerinstrumenten, die an ausgewählte Musiker ausgeliehen werden] ([[Musikkollegium Winterthur]])
* [http://www.hall-wattens.at/de/highlights-museen.html Stainer-Ausstellung im Dorfmuseum in Absam]
* [http://www.stainerquartett.ch/ Sammlung von vier Stainer-Instrumenten] des [[Musikkollegium Winterthur]]

* [http://orgs.usd.edu/nmm/Violins/Before1800/Stainerviolin.html National Music Museum (Hrsg.) Jacob Stainers Instrumente]
'''Museen'''
* [http://bilddatenbank.khm.at/KHMSearch/viewPerson?id=12937 Jacob Stainer Violinen im Kunsthistorischen Museum in Wien]
* [https://www.tirol.tl/de/highlights/museen-ausstellungen/gemeindemuseum-absam/ Stainer-Ausstellung] im Dorfmuseum in Absam
* [http://www.jakob-stainer.de/ Leben und Werk Jakob Stainers mit biographischen Daten, Instrumenten, Literaturliste und Aufnahmen, auf denen Stainer-Instrumente zu hören sind]
* [http://musikinstrumente.musikland-tirol.at/content/musikinstrumenteinhalt/jakobstainer/ Jakob Stainer: „Vater der deutschen Geige“] mit Informationen zu acht Stainer-Instrumenten im [[Tiroler Landesmuseum]], Innsbruck
* [http://collections.nmmusd.org/Violins/Before1800/Stainerviolin.html Violine] und [http://collections.nmmusd.org/Violins/Before1800/Stainerviola.html Viola] im National Music Museum, Vermillion, South Dakota, USA
* [http://www.khm.at/objektdb/?id=11227&L=0&view=0&facet_date=-4500%3B2018&fq%5Bfacet_allpersons%5D%5B%5D=Jacob+Stainer+&sort=score%3Adesc Vier Stainer-Instrumente] im [[Kunsthistorisches Museum|Kunsthistorischen Museum]], Wien


== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==
<references group="Anmerkung">
<references group="Anmerkung">
<ref group="Anmerkung" name="Geburtsdatum">
<ref group="Anmerkung" name="Geburtsdatum">In einer neueren Untersuchung auf der Website zu Leben und Werk Jakob Stainers www.jakob-stainer.de kommt der Autor nach Abwägung aller relevanten und derzeit bekannten Daten zum Schluss, dass ein Geburtsjahr von Ende 1619 bis Anfang 1620 wahrscheinlich ist. Da sein Bruder Martin am 25. Oktober 1618 getauft wurde, ist eine Geburt Jakob Stainers in 1618 kaum möglich. Ausführliches im Artikel [http://www.jakob-stainer.de/Blog/ID/1/Anmerkungen-zu-Jakob-Stainers-Geburtsjahr Anmerkungen zu Jakob Stainers Geburtsjahr].</ref>
Im Artikel [https://www.jakob-stainer.de/anmerkungen-zu-jakob-stainers-geburtsjahr/ ''Anmerkungen zu Jakob Stainers Geburtsjahr''] auf jakob-stainer.de kommt der Autor nach Abwägung aller relevanten und derzeit bekannten Daten zum Schluss, dass ein Geburtsjahr von Ende 1619 bis Anfang 1620 wahrscheinlich ist. Da sein Bruder Martin am 25. Oktober 1618 getauft wurde, ist eine Geburt Jakob Stainers im Jahr 1618 kaum möglich.
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</references>
</references>


== Literatur ==
== Einzelnachweise ==
<references />
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629114950/http://www.bautz.de/bbkl/s/s4/stainer_j.shtml |band=28|spalten=1457-1474|autor=Christoph Brandhuber|artikel=Stainer, Jakob}}
* Franz Farga: ''Geigen und Geiger.'' 2., unveränderte Auflage. Albert Müller Verlag, Zürich 1940.
* [[Rudolf Hopfner]], [[Wilfried Seipel]], [[Kunsthistorisches Museum (Wien)]]: ''Jacob Stainer. "... kayserlicher diener und geigenmacher zu Absom" ; eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien; Schloß Ambras, 4. Juni bis 31. Oktober 2003'' 2003, ISBN 3854970609
* Heinrich Noë: ''[[:s:Eine Heimstätte deutschen Fleißes|Eine Heimstätte deutschen Fleißes]]''. In: Die Gartenlaube, 1873, Heft 1, S. 9–11
* Walter Senn: ''Jakob Stainer - der Geigenmacher zu Absam. Die Lebensgeschichte nach urkundlichen Quellen'' (= ''Schlern-Schriften.'' Band 87). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1951.
* Walter Senn: ''Der Geigenmacher von Absam Jakob Stainer.'' In: ''Österreichische Musikzeitschrift'' Band 25, 1970, S. 680 ff.
* Walter Senn und Karl Roy: ''Jakob Stainer. Leben und Werk des Tiroler Meisters 1617 - 1683'' (= ''Das Musikinstrument.'' Band 44). Bochinsky, Frankfurt/M. 1986, ISBN 3-923639-69-4.
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Aktuelle Version vom 15. Mai 2024, 15:42 Uhr

Stainer-Barockvioline von 1658
Rückseite: Boden aus Vogelaugenahorn

Jakob Stainer (auch Jacob oder Jacobus; * 1619[Anmerkung 1] in Absam; † Oktober oder November 1683 ebenda) war ein Tiroler Geigenbauer.

Stainer war Sohn eines Bergknappen. Er bekam von 1626 bis 1630 seine Ausbildung, eventuell auch Lateinunterricht durch den Schulmeister von Absam. Seine späteren Briefe und sein Schriftzug lassen auf eine gute Bildung und italienische Sprachkenntnisse schließen. Möglicherweise war er Sängerknabe im adeligen Damenstift in Hall in Tirol und am Innsbrucker Hof. Er absolvierte vermutlich in dieser Zeit eine Tischlerlehre. Geigenmacherlehrlinge mussten, wenn sie nicht Söhne von Meistern waren, zuvor eine Tischlerlehre abgeschlossen haben.

Zwischen 1630 und 1644 wurde Jakob Stainer zum Geigenmacher ausgebildet. Innsbruck und Füssen scheiden als Ausbildungsstätten wegen Unruhen auf Grund des Dreißigjährigen Krieges aus. Stainer erhielt seine Ausbildung offenbar in Italien, vermutlich in Venedig. Zu den fünf Jahren Lehrzeit kamen noch einige Wanderjahre hinzu. Einige Hinweise deuten darauf, dass dies zum Teil in der Werkstatt von Amati in Cremona gewesen sein könnte.

Ab 1644 begann die eigenständige Karriere Stainers als Geigenmacher. Er verkaufte seine Instrumente an Klöster und Höfe nach Salzburg, Innsbruck, München, Venedig, Kirchdorf, Bozen, Nürnberg, Kremsier und Meran. Er nahm keine Lehrlinge auf, so dass seine Kunst des Geigenbauens nicht weitergegeben wurde.

Am 26. November 1645 heiratete Stainer in Absam Margareta Holzhammer. Von nun an arbeitete er als Geigenmacher hauptsächlich in Absam, war aber sehr oft auf Reisen, um entweder Geigen zu verkaufen oder Materialien einzukaufen. Er lieferte 1646 sieben Instrumente an den Innsbrucker Hof. Ein Jahr darauf hielt er sich in Kirchdorf (Oberösterreich) auf und hinterließ Schulden, was 1667 zu einer Gerichtsverhandlung führte. Stainer war 1649 als Altist und Assistent des Pfarrchores in Meran tätig, drei Jahre darauf erhielt er erneut einen Auftrag für den Innsbrucker Hof.

Im Jahr 1656 wurde Stainer Eigentümer eines Hauses im Absamer Oberdorf (heute das „Stainer-Haus“). Der Erzherzog Ferdinand Karl verlieh ihm zwei Jahre später den Titel eines „erzfürstlichen Dieners“, der mit dem Tode des Erzherzoges 1662 erlosch; von Kaiser Leopold I. erhielt er 1669 den Titel „Kaiserlicher Diener“.

1668 begann ein Streit mit der Kirchenbehörde wegen des Besitzes „ketzerischer Bicher“. Stainer wurde nach Brixen, dem Sitz des Fürstbischofs, zitiert. Da er nicht erschien, wurden eine Hausdurchsuchung und geheime Inquisition angeordnet. Ein Jahr danach musste Stainer wegen „besorgendter Entweichung“ in Innsbruck in Arrest. Von 1670 bis 1679 erhielt er dennoch Aufträge aus Meran, Salzburg, Schwaz, München und Nürnberg.

Ab 1680 litt Stainer zunehmend unter Depressionen. Im späten Oktober oder frühen November 1683 starb er in Absam – nach neuesten Forschungen nicht verarmt, sondern wohlhabend, aber in geistiger Umnachtung.

Wappen von Absam

1942 wurde die Jakob-Stainer-Gasse in Wien-Hietzing nach ihm benannt. Auch in Innsbruck und Absam erinnert eine Stainerstraße an den Geigenbauer, seine Heimatgemeinde hat außerdem ihm zu Ehren eine Geige ins Wappen aufgenommen.

Stainers Instrumente

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Stainers Instrumente unterscheiden sich zwar deutlich von dem Baustil in Brescia, aber nicht grundsätzlich von den Baumerkmalen der Cremoner Amati-Zeit. Im Allgemeinen werden gegenüber Cremona folgende Unterschiede angegeben:

  • Hohe Wölbung von Decke und Boden – breiteres und kürzeres Format.
  • Während die Wölbung des Bodens in Längsrichtung kontinuierlich zur Mitte ansteigt, ist sie bei der Decke eher plateauartig konzipiert.
  • Erwähnenswert ist die Ausarbeitung der Platten (Decke und Boden): wegen der hohen Wölbung hält Stainer von oben nach unten in der Mitte die Deckenstärken am größten, um den Saitenzug in Längsrichtung abzufangen. Demgegenüber sieht das Konzept im Cremoneser Geigenbau nach 1700 (A. Stradivari, Guarneri del Gesù) vor, bei relativ flacherer Wölbung das „Klangzentrum“ (im Bereich des Stegs, der ff-Löcher) am dicksten zu belassen.
  • Stilistisch steht Stainer damit Amati näher als den Cremoneser Geigenbauern des 18. Jahrhunderts.
  • Senkrechter stehende ff-Löcher, zierlich und kurz, die unteren Enden in kreisrunde Löcher auslaufend
  • die Schnecken weit und bogig geschweift

Instrumentenlieferungen

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Einige nachgewiesene Instrumentenlieferungen Stainers:

1644 1 Viola bastarda für die fürstbischöfliche Hofmusikkapelle nach Salzburg; 4 Instrumente für Kloster Marienberg (Südtirol)
1645 1 Bassviola nach München
1646 7 Instrumente an den Innsbrucker Hof
1648 Bestellungen der Pfarrkirche Bozen
1650 1 Violoncello an die Hofkapelle von Köthen
1668 1 Violone an den Hof von Kremsier
1669 Stift Lambach bestellt 10 Instrumente; Kremsier 6 Instrumente, darunter ein großer Violone
1670–72  5 Instrumente für die Hofmusik in Salzburg
1674 Auftrag für Meran, 1 Violine für Salzburg
1677 2 Violinen für das Kloster St. Georgenberg in Fiecht
1678 1 Viola da gamba nach Meran
1679 Aufträge für den Hof in München
1680 Nachfolgeaufträge für München, 3 Instrumente nach Nürnberg
Auf 1659 datierter handgeschriebener Geigenzettel
  • In Francesco Maria Veracinis Nachlass von 1715 werden 26 Musikinstrumente erwähnt, darunter 10 Geigen von Stainer. Seine beiden Lieblingsstainer gingen 1746 bei einem Schiffbruch im Ärmelkanal verloren.
  • Heinrich Ignaz Franz Biber hatte persönlichen Kontakt mit Stainer.
  • Francesco Geminiani spielte auf einer Stainer.
  • Giuseppe Tartini hat zeitweise auf einer Stainer gespielt.
  • Ein Kloster tauschte einen Kelch im Wert von 100 Dukaten gegen eine Stainer-Geige ein.
  • Von J. S. Bachs Orchester ist überliefert, dass sie auf mehreren Tiroler Geigen und Celli musizierten.
  • Im 18. Jahrhundert bezahlte man für Stainer-Geigen einen wesentlich höheren Preis als für „cremonesische“ Geigen (Amatis oder Stradivaris).
  • Das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck besitzt als einziges ein komplettes Quintett des heimischen Geigenbaumeisters.
  • Ein Originalinstrument befindet sich in der Stainer-Ausstellung im neuen Dorfmuseum in Absam.

Stainer-„Kopien“

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Undatierter und handgeschriebener Geigenzettel
Löwenköpfchen einer Stainer-Kopie

Stainer verwendete sowohl handgeschriebene als auch gedruckte Zettel, nach 1670 aber nur noch handgeschriebene. Schon im 18. Jahrhundert war es in Mittenwald üblich, dort hergestellte Instrumente mit „Stainer“-Geigenzetteln zu versehen. In den meisten Fällen enthalten diese die Inschrift „Jacobus Stainer Absam prope Oenipontum 16..“ (deutsch: Jacobus Stainer aus Absam bei Innsbruck). Da man zu dieser Zeit Stainers Todesdatum nicht kannte, wurden „echte“ Stainergeigen bis 1712 datiert. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden zehntausende billiger Schülerinstrumente vor allem aus sächsischen Manufakturen zu „Stainers“ gemacht. Drucker boten die nachgedruckten Zettel gleich bogenweise feil. Auf diese Weise gehörte Stainer neben Stradivari und Amati zu den scheinbar über ihren Tod hinaus produktivsten und am meisten plagiierten Geigenbauern der Geschichte.

  • Rudolf Hopfner, Wilfried Seipel: Jacob Stainer. „… kayserlicher diener und geigenmacher zu Absom“; eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien; Schloß Ambras, 4. Juni bis 31. Oktober 2003. Kunsthistorisches Museum Wien, 2003, ISBN 3-85497-060-9.
  • Walter Senn: Jakob Stainer – der Geigenmacher zu Absam. Die Lebensgeschichte nach urkundlichen Quellen (= Schlern-Schriften. Band 87). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1951.
  • Walter Senn, Karl Roy: Jakob Stainer. Leben und Werk des Tiroler Meisters 1617–1683 (= Das Musikinstrument. Band 44). Bochinsky, Frankfurt/M. 1986, ISBN 3-923639-69-4.

Beiträge

  • Heinrich Noë: Eine Heimstätte deutschen Fleißes. In: Die Gartenlaube. Heft 1, 1873, S. 9–11 (Volltext [Wikisource]).
  • Walter Senn: Der Geigenmacher von Absam Jakob Stainer. In: Österreichische Musikzeitschrift, Band 25, 1970, S. 680 ff.

Artikel in Lexika

Commons: Jacob Stainer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Museen

  1. Im Artikel Anmerkungen zu Jakob Stainers Geburtsjahr auf jakob-stainer.de kommt der Autor nach Abwägung aller relevanten und derzeit bekannten Daten zum Schluss, dass ein Geburtsjahr von Ende 1619 bis Anfang 1620 wahrscheinlich ist. Da sein Bruder Martin am 25. Oktober 1618 getauft wurde, ist eine Geburt Jakob Stainers im Jahr 1618 kaum möglich.

Einzelnachweise

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  1. Jakob Stainer – Ketzer und Genie. In: ORF.at. 16. Dezember 2016, abgerufen am 1. Januar 2024.