„Glaubensgemeinschaft“ – Versionsunterschied

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Eine '''Glaubensgemeinschaft''' ist eine [[Organisation]], die die gemeinschaftliche Ausübung einer [[Religion]] bezweckt. Die Mitgliedschaft in einer Glaubensgemeinschaft wird als ''Religionszugehörigkeit'' bezeichnet.
Eine '''Glaubensgemeinschaft''' oder '''Religionsgemeinschaft''' ist eine [[Organisation]], die die gemeinschaftliche Ausübung einer [[Religion]] bezweckt. Die Mitgliedschaft in einer Glaubensgemeinschaft wird als ''Religionszugehörigkeit'' bezeichnet.


== Judentum ==
== Judentum ==
{{Hauptartikel|Judentum#Glaube|titel1=Jüdischer Glaube}}
Das [[Judentum]] hat verhältnismäßig geschlossene Gemeinden, die sich im Laufe der Zeit durch eine starke [[Diaspora]] recht unterschiedlich entwickelt haben. Bei den Hauptrichtungen wird heutzutage meist das [[orthodoxes Judentum]] und ein [[liberales Judentum]] unterschieden. Mittelpunkt der geistlichen Gemeinschaft im Judentum ist die [[Synagoge]].

Glaube selbst ist kein religiöses Konzept des [[Judentum]]s, das verschiedene Gruppierungen hat, die sich im Laufe der Zeit durch eine starke [[Diaspora]] unterschiedlich entwickelt haben.
Bei den Hauptrichtungen existieren heutzutage [[Orthodoxes Judentum]], [[Konservatives Judentum]], [[Liberales Judentum]] und [[Jüdischer Säkularismus]].
Mittelpunkte der Gemeinschaften im Judentum sind [[Wohlfahrtsverband|Wohlfahrtsverbände]], [[Jüdischer Frauenbund|Frauenbund]], Schulen und [[Jeschiwa|Hochschulen]], [[Zentralrat der Juden in Deutschland|Gemeinden]], [[Jüdischer Weltkongress|Vereine]] und [[Synagoge]]n.


== Christentum ==
== Christentum ==
Die erste [[Christentum|christliche]] Gemeinde entstand in Jerusalem kurz nach der [[Jesus von Nazaret#Kreuzigung|Kreuzigung]] Jesu. Grundlage ist der Glaube an seine [[Auferstehung Jesu Christi|Auferstehung]]. Durch Anhänger der [[Jesusbewegung]] entstanden im 1.&nbsp;Jahrhundert n.&nbsp;Chr. zahlreiche christliche Gemeinden in Palästina und in Gebieten der [[Jüdische Diaspora|jüdischen Diaspora]], die Gründer und Glaubensverkünder wurden [[Apostel]] genannt. Besondere Bedeutung für die Ausbreitung der neuen Religion im griechischsprachigen Mittelmeerraum hatte die Gemeinde in [[Antiochien]]. Schon im Laufe des 1.&nbsp;Jahrhunderts sind Gemeinden in [[Rom]], [[Ephesus]] und anderen Städten in [[Kleinasien]], [[Phrygien]], [[Bithynien]] und am [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] belegt, auch in ländlichen Gebieten und außerhalb des römischen Reiches in Ostsyrien. Die frühesten christlichen Gemeinden im heutigen deutschsprachigen Raum bestanden bereits gegen Ende des 2.&nbsp;Jahrhunderts in [[Mainz]] und [[Köln]].<ref>[[Michael Borgolte]]: ''Die mittelalterliche Kirche'' (= Enzyklopädie deutscher Geschichte, 17). 2.&nbsp;Aufl., Oldenbourg, München 2004, S.&nbsp;3.</ref>
Die erste [[Christentum|christliche]] Gemeinde entstand in Jerusalem kurz nach der [[Jesus von Nazaret#Kreuzigung|Kreuzigung]] Jesu. Grundlage ist der Glaube an seine [[Auferstehung Jesu Christi|Auferstehung]]. Durch Anhänger der [[Jesusbewegung]] entstanden im 1.&nbsp;Jahrhundert n.&nbsp;Chr. zahlreiche christliche Gemeinden in Palästina und in Gebieten der [[Jüdische Diaspora|jüdischen Diaspora]], die Gründer und Glaubensverkünder wurden [[Apostel]] genannt. Besondere Bedeutung für die Ausbreitung der neuen Religion im griechischsprachigen Mittelmeerraum hatte die Gemeinde in [[Antiochien]]. Schon im Laufe des 1.&nbsp;Jahrhunderts sind Gemeinden in [[Rom]], [[Ephesus]] und anderen Städten in [[Kleinasien]], [[Phrygien]], [[Bithynien]] und am [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] belegt, auch in ländlichen Gebieten und außerhalb des römischen Reiches in Ostsyrien. Die frühesten christlichen Gemeinden im heutigen deutschsprachigen Raum bestanden bereits gegen Ende des 2.&nbsp;Jahrhunderts in [[Mainz]] und [[Köln]].<ref>[[Michael Borgolte]]: ''Die mittelalterliche Kirche'' (= Enzyklopädie deutscher Geschichte, 17). 2.&nbsp;Aufl., Oldenbourg, München 2004, S.&nbsp;3.</ref>


Die meisten christlichen Glaubensgemeinschaften werden als [[Kirche (Organisation)|Kirche]] bezeichnet. Kirchen, denen große Teile der Bevölkerung eines Landes angehören, werden auch [[Volkskirche]]n genannt. Die größte christliche Glaubensgemeinschaft ist die [[römisch-katholische Kirche]]. Sie war bis zur [[Reformation]] die Einheitskirche des [[Westeuropa|westlichen Europas]] und noch in der Moderne in einigen Ländern [[Staatskirche]], in [[Monaco]] und dem [[Vatikanstadt|Vatikan]] noch heute. In [[Griechenland]] ist das [[Orthodoxe Kirchen|Orthodoxe Christentum]] [[Staatsreligion]].<ref>[http://www.verfassungen.eu/griech/ Verfassung der Griechischen Republik, Artikel 3, Absatz 1]</ref> Die am schnellsten wachsende Gruppe der letzten 50 Jahre ist die [[Pfingstbewegung]], die heute vermutlich bereits ein Viertel aller Christinnen und Christen ausmacht.<ref>Dorothea Sattler: ''Kirche(n).'' Schöningh (UTB), Paderborn 2013, S.&nbsp;56.</ref> Versammlungsort der religiösen Gemeinschaften ist meist ein [[Kirche (Bauwerk)|Kirchengebäude]].
Die meisten christlichen Glaubensgemeinschaften werden als [[Kirche (Organisation)|Kirche]] bezeichnet. Kirchen, denen große Teile der Bevölkerung eines Landes angehören, werden auch [[Volkskirche]]n genannt. Die größte christliche Glaubensgemeinschaft ist die [[römisch-katholische Kirche]]. Sie war bis zur [[Reformation]] die Einheitskirche des [[Westeuropa|westlichen Europas]] und noch in der Moderne in einigen Ländern [[Staatskirche]], in [[Monaco]] und dem [[Vatikanstadt|Vatikan]] noch heute. In [[Griechenland]] ist das [[Orthodoxe Kirchen|Orthodoxe Christentum]] [[Staatsreligion]].<ref>Artikel 3, Absatz 1 der ''[[Verfassung von Griechenland|Verfassung der Griechischen Republik]]'' in der Version vom 27. Mai 2008, autorisierte deutsche Übersetzung auf der Seite des [[Griechisches Parlament|Griechischen Parlamentes]], [https://www.google.com/url?sa=i&url=https%3A%2F%2Fwww.hellenicparliament.gr%2FUserFiles%2Ff3c70a23-7696-49db-9148-f24dce6a27c8%2F001-168%2520germaniko.pdf&psig=AOvVaw27c0LMGbQrs8qJ2ifrIvRt&ust=1718978177998000&source=images&opi=89978449 Link (PDF)].</ref> Die am schnellsten wachsende Gruppe der letzten 50 Jahre ist die [[Pfingstbewegung]], die heute vermutlich bereits ein Viertel aller Christen ausmacht.<ref>Dorothea Sattler: ''Kirche(n).'' Schöningh (UTB), Paderborn 2013, S.&nbsp;56.</ref> Versammlungsort der religiösen Gemeinschaften ist meist ein [[Kirche (Bauwerk)|Kirchengebäude]].


Die Organisation der Gemeinden ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von streng hierarchischen Systemen – z.&nbsp;B. in der römisch-katholischen Kirche – bis hin zu basisdemokratischen Strukturen.
Die Organisation der Gemeinden ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von streng [[hierarchisch]]en Systemen – z.&nbsp;B. in der römisch-katholischen Kirche – bis hin zu [[basisdemokratisch]]en Strukturen.

== Buddhismus ==
Der [[Buddhismus]] hat weltweit schätzungsweise 450 Millionen Anhänger und ist damit die viertgrößte Religion der Erde (nach Christentum, Islam und Hinduismus). Der Buddhismus stammt aus Indien und hat heute seine stärkste Verbreitung in China, Bhutan, Japan, Kambodscha, Laos, die Mongolei, Myanmar, Sri Lanka, Südkorea, Taiwan, Thailand und Vietnam.


== Islam ==
== Islam ==
Der [[Islam]] ist nach dem Christentum heute die zweitgrößte Weltreligion. Im Laufe der Zeit haben sich zahlreiche Gruppen herausgebildet, die sich in ihrer religiösen und politischen Lehre voneinander unterscheiden. Die stärksten Richtungen sind heutzutage die [[Schiiten]] und die [[Sunniten]]. In zahlreichen arabischen Ländern ist der Islam Staatsreligion. Eine Besonderheit stellt der [[Iran]] dar, der von schiitischen Geistlichen regiert wird und daher als [[Theokratie]] gilt. Mittelpunkt der religiösen Gemeinschaft im Islam ist die [[Moschee]].
Der [[Islam]] ist nach dem Christentum heute die zweitgrößte Weltreligion. Im Laufe der Zeit haben sich zahlreiche Gruppen herausgebildet, die sich in ihrer religiösen und politischen Lehre voneinander unterscheiden. Die stärksten Richtungen sind heutzutage die [[Sunniten]] und die [[Schiiten]]. In zahlreichen arabischen Ländern ist der Islam Staatsreligion. Eine Besonderheit stellt der [[Iran]] dar, der von schiitischen Geistlichen regiert wird und daher als [[Theokratie]] gilt. Mittelpunkt der religiösen Gemeinschaft im Islam ist die [[Moschee]].

== Bahaitum ==
Die Mitgliedschaft in Gemeinden des [[Bahaitum|Bahaitums]] steht grundsätzlich allen Menschen offen, die [[Baha’ullah]] als [[Manifestation Gottes]] unseres Zeitalters anerkennen. Die Glaubensgemeinschaft kennt keinen Klerus von Geistlichen oder Religionsgelehrten, ist aber als weltweit verbreitete Gemeinschaft über demokratische Wahlen und einem Weltzentrum in [[Haifa]] organisiert.<ref>''Handbuch Bahā’ī. Geschichte – Theologie – Gesellschaftsbezug.'' Kohlhammer, Stuttgart 2009, S. 149ff, ISBN 978-3-17-019421-2</ref> Mittelpunkt des Gemeindelebens ist das sog. Neunzehntagefest am Anfang eines jeden Monats nach dem [[Badi-Kalender|Bahai-Kalender]].

== Hinduismus ==
[[Hinduismus]], Der '''Hinduismus''', auch ''Sanatana Dharma'' (Sanskrit: सनातन धर्म ''sanātana dharma'', für ''das ewige Gesetz'') genannt, ist mit rund einer Milliarde Anhängern und einem Anteil von etwa 15 % der Weltbevölkerung nach dem [[Christentum]] (rund 31 %) und dem [[Islam]] (rund 23 %) die drittgrößte [[Religion|Religionsgruppe]], oder ein vielgestaltiger Religionskomplex, der Erde.


== Sekte ==
== Sekte ==
{{Hauptartikel|Sekte}}
{{Hauptartikel|Sekte}}
Manche Glaubensgemeinschaften werden herkömmlich oft als [[Sekte]] bezeichnet. Die Verwendung des Begriffs wird von den Angehörigen dieser Gemeinschaften häufig als [[pejorativ]] empfunden. Auch wird das Fehlen von sachgerechten Abgrenzungskriterien bemängelt. Vor allem für Gruppierungen, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden und damals als [[Jugendreligion]]en bezeichnet wurden, weil sie anfänglich viele junge Mitglieder hatten, wurde der Begriff „Sekte“ als Kampfbegriff gebraucht.<ref>Martin Kriele: ''Sekte als ‚Kampfbegriff‘''. In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 6. April 1994; [[Hansjörg Hemminger]]: [http://www.weltanschauungsbeauftragte.elk-wue.de/fileadmin/mediapool/einrichtungen/E_weltanschauungsbeauftragte/DoksO-T/Was_ist_eine_Sekte.pdf ''Was ist eine Sekte?''] Evangelische Landeskirche in Württemberg, abgerufen am 4.&nbsp;Oktober 2015 (PDF; 49&nbsp;kB)</ref> Als neutralere Bezeichnung wurde in der christlichen Theologie der Begriff [[religiöse Sondergemeinschaft]] eingeführt.
Manche Glaubensgemeinschaften werden herkömmlich oft als [[Sekte]] bezeichnet. Die Verwendung des Begriffs wird von den Angehörigen dieser Gemeinschaften häufig als [[pejorativ]] empfunden. Auch wird das Fehlen von sachgerechten Abgrenzungskriterien bemängelt. Vor allem für Gruppierungen, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden und damals als [[Jugendreligion]]en bzw. als [[Neue religiöse Bewegungen]] bezeichnet wurden, weil sie anfänglich viele junge Mitglieder hatten, wurde der Begriff „Sekte“ als Kampfbegriff gebraucht.<ref>Martin Kriele: ''Sekte als ‚Kampfbegriff‘''. In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 6. April 1994; [[Hansjörg Hemminger]]: {{Webarchiv|url=http://www.weltanschauungsbeauftragte.elk-wue.de/fileadmin/mediapool/einrichtungen/E_weltanschauungsbeauftragte/DoksO-T/Was_ist_eine_Sekte.pdf |wayback=20140731090609 |text=''Was ist eine Sekte?'' }} Evangelische Landeskirche in Württemberg, abgerufen am 4.&nbsp;Oktober 2015 (PDF; 49&nbsp;kB)</ref> Als neutralere Bezeichnung wurde in der christlichen Theologie der Begriff [[religiöse Sondergemeinschaft]] eingeführt.


== Neureligiöse Bewegung ==
== Neureligiöse Bewegung ==
In jüngerer Zeit hat sich der Begriff der [[Neue Religiöse Bewegung|neureligiösen Bewegung]] etabliert, wobei dieser unscharf auch für Strömungen verwendet wird, die sich in der Öffentlichkeit nicht als Glaubensgemeinschaften darstellen. Eine besonders in englischsprachigen Ländern stark vertretene Bewegung ist der [[Neopaganismus]]. Der englische Historiker Ronald Hutton schätzte die Zahl der Anhänger dieser Bewegung im Jahre 1999 im [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] auf 250.000 Menschen.<ref>Ronald Hutton: ''The Triumph of the Moon: A History of Modern Pagan Witchcraft.'' Oxford University Press, New York 1999, ISBN 978-0-19-820744-3.</ref> [[Wicca]] und verwandte Bewegungen sind in Deutschland die größte neuheidnische Richtung.<ref>[http://www.remid.de/info_wicca.html Remid Kurzinformation Wicca]</ref> Um das Jahr 1990 wurde die Zahl der Wicca-Anhänger weltweit auf 800.000 geschätzt.<ref name="ADHERENTS1">{{Internetquelle|url=http://www.adherents.com/Na/Na_666.html#4222 |titel=adherent statistic citations: membership and geography data for 4,300+ religions, churches, tribes, etc|werk=adherents.com |zugriff=2016-04-16}}</ref> Die traditionellen Wicca-Anhänger schließen sich üblicherweise einem Konvent oder ''[[Coven]]'' an, wobei die Zahl der Mitglieder in der einzelnen Gruppe begrenzt ist.
In jüngerer Zeit hat sich der Begriff der [[Neue Religiöse Bewegung|neureligiösen Bewegung]] etabliert, wobei dieser unscharf auch für Strömungen verwendet wird, die sich in der Öffentlichkeit nicht als Glaubensgemeinschaften darstellen. Eine besonders in englischsprachigen Ländern stark vertretene Bewegung ist der [[Neopaganismus]]. Der englische Historiker Ronald Hutton schätzte die Zahl der Anhänger dieser Bewegung im Jahre 1999 im [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] auf 250.000 Menschen.<ref>Ronald Hutton: ''The Triumph of the Moon: A History of Modern Pagan Witchcraft.'' Oxford University Press, New York 1999, ISBN 978-0-19-820744-3.</ref> [[Wicca]] und verwandte Bewegungen sind in Deutschland die größte neuheidnische Richtung.<ref>[http://www.remid.de/info_wicca.html Remid Kurzinformation Wicca]</ref> Um das Jahr 1990 wurde die Zahl der Wicca-Anhänger weltweit auf 800.000 geschätzt.<ref name="ADHERENTS1">{{Internetquelle |url=http://www.adherents.com/Na/Na_666.html#4222 |titel=adherent statistic citations: membership and geography data for 4,300+ religions, churches, tribes, etc |werk=adherents.com |zugriff=2016-04-16 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190617085439/http://www.adherents.com/Na/Na_666.html#4222 |archiv-datum=2019-06-17 |offline=ja }}</ref> Die traditionellen Wicca-Anhänger schließen sich üblicherweise einem Konvent oder ''[[Coven]]'' an, wobei die Zahl der Mitglieder in der einzelnen Gruppe begrenzt ist.


== Finanzierung ==
== Finanzierung ==
Glaubensgemeinschaften können sich auf unterschiedliche Weise finanzieren. Neben freiwilligen [[Spende]]n oder [[Steuer]]n der Mitglieder gibt in manchen Ländern das Modell der [[Kirchensteuer]] (in [[Deutschland]] und [[Österreich]]) oder das der [[Mandatssteuer]] (z.&nbsp;B. in [[Spanien]]). {{Hauptartikel|Kirchenfinanzierung}}
{{Hauptartikel|Kirchenfinanzierung}}
Glaubensgemeinschaften können sich auf unterschiedliche Weise finanzieren. Neben freiwilligen [[Spende]]n oder [[Steuer]]n der Mitglieder gibt in manchen Ländern das Modell der [[Kirchensteuer]] (in [[Deutschland]] und [[Österreich]]) oder das der [[Mandatssteuer]] (z.&nbsp;B. in [[Spanien]]).


== Spannungsverhältnis zwischen Staat und Religionsgemeinschaften ==
== Spannungsverhältnis zwischen Staat und Religionsgemeinschaften ==
[[Axel Freiherr von Campenhausen]], ein emeritierter deutscher Hochschullehrer und Kirchenrechtler, veröffentlichte 2008 einen grundlegenden Aufsatz. Er schrieb darin unter anderem:
[[Axel Freiherr von Campenhausen]] schrieb in einem 2008 veröffentlichten Aufsatz:
{{Zitat|Das Verhältnis von Staat und Religionsgemeinschaften ist zu allen Zeiten und in allen Ländern immer auch ein Rechtsproblem. Der Staat ist Herr der weltlichen Rechtsordnung und versteht sich als Hüter des Friedens. Er nimmt seine Einwohner als Bürger in Anspruch. An dieselben Menschen richten sich religiöse Botschaften, die auch das Handeln der Menschen in der Welt betreffen. Staat und Religionsgemeinschaften stehen deshalb immer in einem Verhältnis der Auseinandersetzung, Abgrenzung und Spannung. Das Verhältnis von Staat und Kirche (oder Religionsgemeinschaften) im Sinne eines geordneten Gegenübers von weltlichem Gemeinwesen und rechtlich selbständigen Religionsverbänden ist eine Besonderheit der christlich-abendländischen Welt, denn gerade das Christentum hat diese Unterscheidung hervorgebracht.|ref=<ref>Aufsatz in [[Humboldt Forum Recht]] (2008): [http://www.humboldt-forum-recht.de/druckansicht/druckansicht.php?artikelid=188 Staat und Religion nach dem Grundgesetz (PDF, 5&nbsp;Seiten)]</ref>}}
{{Zitat|Das Verhältnis von Staat und Religionsgemeinschaften ist zu allen Zeiten und in allen Ländern immer auch ein Rechtsproblem. Der Staat ist Herr der weltlichen Rechtsordnung und versteht sich als Hüter des Friedens. Er nimmt seine Einwohner als Bürger in Anspruch. An dieselben Menschen richten sich religiöse Botschaften, die auch das Handeln der Menschen in der Welt betreffen. Staat und Religionsgemeinschaften stehen deshalb immer in einem Verhältnis der Auseinandersetzung, Abgrenzung und Spannung. Das Verhältnis von Staat und Kirche (oder Religionsgemeinschaften) im Sinne eines geordneten Gegenübers von weltlichem Gemeinwesen und rechtlich selbständigen Religionsverbänden ist eine Besonderheit der christlich-abendländischen Welt, denn gerade das Christentum hat diese Unterscheidung hervorgebracht.|ref=<ref>Aufsatz in [[Humboldt Forum Recht]] (2008): {{Webarchiv|url=http://www.humboldt-forum-recht.de/druckansicht/druckansicht.php?artikelid=188 |wayback=20130208015304 |text=Staat und Religion nach dem Grundgesetz (PDF; 5 Seiten) }}</ref>}}


Dieses Spannungsfeld ist im [[Staatskirchenrecht]] (oder: Religionsverfassungsrecht) geregelt. Dieses ist der Teil des staatlichen [[Verfassungsrecht]]s, der die Beziehungen des Staates zu den Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften regelt. {{Hauptartikel|Staat und Kirche|Trennung von Kirche und Staat}}
Dieses Spannungsfeld ist im [[Staatskirchenrecht]] (oder: Religionsverfassungsrecht) geregelt. Es ist der Teil des staatlichen [[Verfassungsrecht]]s, der die Beziehungen des Staates zu den Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften regelt. {{Hauptartikel|Staat und Kirche|Trennung von Kirche und Staat}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Religionsgemeinschaft}}
{{Wiktionary|Religionsgemeinschaft}}
* {{DNB-Portal|4049401-9}}
* [http://www.cloeser.org/ext/Staatskirchenrechtliche_Studie_BEFG.pdf Der rechtliche Status von Religionsgemeinschaften am Beispiel des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland] (PDF-Datei; 231&nbsp;kB).
* [http://www.cloeser.org/ext/Staatskirchenrechtliche_Studie_BEFG.pdf Der rechtliche Status von Religionsgemeinschaften am Beispiel des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland] (PDF; 231&nbsp;kB).
*[http://www.gesetze-im-internet.de/wrv/index.html#BJNR013830919BJNE000200314 Die kirchenrechtlichen Artikel der Weimarer Verfassung, die laut Grundgesetz weiter gelten]
* [https://www.gesetze-im-internet.de/wrv/index.html#BJNR013830919BJNE000200314 Die kirchenrechtlichen Artikel der Weimarer Verfassung, die laut Grundgesetz weiter gelten]


== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 20. Juni 2024, 16:00 Uhr

Eine Glaubensgemeinschaft oder Religionsgemeinschaft ist eine Organisation, die die gemeinschaftliche Ausübung einer Religion bezweckt. Die Mitgliedschaft in einer Glaubensgemeinschaft wird als Religionszugehörigkeit bezeichnet.

Glaube selbst ist kein religiöses Konzept des Judentums, das verschiedene Gruppierungen hat, die sich im Laufe der Zeit durch eine starke Diaspora unterschiedlich entwickelt haben. Bei den Hauptrichtungen existieren heutzutage Orthodoxes Judentum, Konservatives Judentum, Liberales Judentum und Jüdischer Säkularismus. Mittelpunkte der Gemeinschaften im Judentum sind Wohlfahrtsverbände, Frauenbund, Schulen und Hochschulen, Gemeinden, Vereine und Synagogen.

Die erste christliche Gemeinde entstand in Jerusalem kurz nach der Kreuzigung Jesu. Grundlage ist der Glaube an seine Auferstehung. Durch Anhänger der Jesusbewegung entstanden im 1. Jahrhundert n. Chr. zahlreiche christliche Gemeinden in Palästina und in Gebieten der jüdischen Diaspora, die Gründer und Glaubensverkünder wurden Apostel genannt. Besondere Bedeutung für die Ausbreitung der neuen Religion im griechischsprachigen Mittelmeerraum hatte die Gemeinde in Antiochien. Schon im Laufe des 1. Jahrhunderts sind Gemeinden in Rom, Ephesus und anderen Städten in Kleinasien, Phrygien, Bithynien und am Schwarzen Meer belegt, auch in ländlichen Gebieten und außerhalb des römischen Reiches in Ostsyrien. Die frühesten christlichen Gemeinden im heutigen deutschsprachigen Raum bestanden bereits gegen Ende des 2. Jahrhunderts in Mainz und Köln.[1]

Die meisten christlichen Glaubensgemeinschaften werden als Kirche bezeichnet. Kirchen, denen große Teile der Bevölkerung eines Landes angehören, werden auch Volkskirchen genannt. Die größte christliche Glaubensgemeinschaft ist die römisch-katholische Kirche. Sie war bis zur Reformation die Einheitskirche des westlichen Europas und noch in der Moderne in einigen Ländern Staatskirche, in Monaco und dem Vatikan noch heute. In Griechenland ist das Orthodoxe Christentum Staatsreligion.[2] Die am schnellsten wachsende Gruppe der letzten 50 Jahre ist die Pfingstbewegung, die heute vermutlich bereits ein Viertel aller Christen ausmacht.[3] Versammlungsort der religiösen Gemeinschaften ist meist ein Kirchengebäude.

Die Organisation der Gemeinden ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von streng hierarchischen Systemen – z. B. in der römisch-katholischen Kirche – bis hin zu basisdemokratischen Strukturen.

Der Buddhismus hat weltweit schätzungsweise 450 Millionen Anhänger und ist damit die viertgrößte Religion der Erde (nach Christentum, Islam und Hinduismus). Der Buddhismus stammt aus Indien und hat heute seine stärkste Verbreitung in China, Bhutan, Japan, Kambodscha, Laos, die Mongolei, Myanmar, Sri Lanka, Südkorea, Taiwan, Thailand und Vietnam.

Der Islam ist nach dem Christentum heute die zweitgrößte Weltreligion. Im Laufe der Zeit haben sich zahlreiche Gruppen herausgebildet, die sich in ihrer religiösen und politischen Lehre voneinander unterscheiden. Die stärksten Richtungen sind heutzutage die Sunniten und die Schiiten. In zahlreichen arabischen Ländern ist der Islam Staatsreligion. Eine Besonderheit stellt der Iran dar, der von schiitischen Geistlichen regiert wird und daher als Theokratie gilt. Mittelpunkt der religiösen Gemeinschaft im Islam ist die Moschee.

Die Mitgliedschaft in Gemeinden des Bahaitums steht grundsätzlich allen Menschen offen, die Baha’ullah als Manifestation Gottes unseres Zeitalters anerkennen. Die Glaubensgemeinschaft kennt keinen Klerus von Geistlichen oder Religionsgelehrten, ist aber als weltweit verbreitete Gemeinschaft über demokratische Wahlen und einem Weltzentrum in Haifa organisiert.[4] Mittelpunkt des Gemeindelebens ist das sog. Neunzehntagefest am Anfang eines jeden Monats nach dem Bahai-Kalender.

Hinduismus, Der Hinduismus, auch Sanatana Dharma (Sanskrit: सनातन धर्म sanātana dharma, für das ewige Gesetz) genannt, ist mit rund einer Milliarde Anhängern und einem Anteil von etwa 15 % der Weltbevölkerung nach dem Christentum (rund 31 %) und dem Islam (rund 23 %) die drittgrößte Religionsgruppe, oder ein vielgestaltiger Religionskomplex, der Erde.

Manche Glaubensgemeinschaften werden herkömmlich oft als Sekte bezeichnet. Die Verwendung des Begriffs wird von den Angehörigen dieser Gemeinschaften häufig als pejorativ empfunden. Auch wird das Fehlen von sachgerechten Abgrenzungskriterien bemängelt. Vor allem für Gruppierungen, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden und damals als Jugendreligionen bzw. als Neue religiöse Bewegungen bezeichnet wurden, weil sie anfänglich viele junge Mitglieder hatten, wurde der Begriff „Sekte“ als Kampfbegriff gebraucht.[5] Als neutralere Bezeichnung wurde in der christlichen Theologie der Begriff religiöse Sondergemeinschaft eingeführt.

Neureligiöse Bewegung

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In jüngerer Zeit hat sich der Begriff der neureligiösen Bewegung etabliert, wobei dieser unscharf auch für Strömungen verwendet wird, die sich in der Öffentlichkeit nicht als Glaubensgemeinschaften darstellen. Eine besonders in englischsprachigen Ländern stark vertretene Bewegung ist der Neopaganismus. Der englische Historiker Ronald Hutton schätzte die Zahl der Anhänger dieser Bewegung im Jahre 1999 im Vereinigten Königreich auf 250.000 Menschen.[6] Wicca und verwandte Bewegungen sind in Deutschland die größte neuheidnische Richtung.[7] Um das Jahr 1990 wurde die Zahl der Wicca-Anhänger weltweit auf 800.000 geschätzt.[8] Die traditionellen Wicca-Anhänger schließen sich üblicherweise einem Konvent oder Coven an, wobei die Zahl der Mitglieder in der einzelnen Gruppe begrenzt ist.

Glaubensgemeinschaften können sich auf unterschiedliche Weise finanzieren. Neben freiwilligen Spenden oder Steuern der Mitglieder gibt in manchen Ländern das Modell der Kirchensteuer (in Deutschland und Österreich) oder das der Mandatssteuer (z. B. in Spanien).

Spannungsverhältnis zwischen Staat und Religionsgemeinschaften

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Axel Freiherr von Campenhausen schrieb in einem 2008 veröffentlichten Aufsatz:

„Das Verhältnis von Staat und Religionsgemeinschaften ist zu allen Zeiten und in allen Ländern immer auch ein Rechtsproblem. Der Staat ist Herr der weltlichen Rechtsordnung und versteht sich als Hüter des Friedens. Er nimmt seine Einwohner als Bürger in Anspruch. An dieselben Menschen richten sich religiöse Botschaften, die auch das Handeln der Menschen in der Welt betreffen. Staat und Religionsgemeinschaften stehen deshalb immer in einem Verhältnis der Auseinandersetzung, Abgrenzung und Spannung. Das Verhältnis von Staat und Kirche (oder Religionsgemeinschaften) im Sinne eines geordneten Gegenübers von weltlichem Gemeinwesen und rechtlich selbständigen Religionsverbänden ist eine Besonderheit der christlich-abendländischen Welt, denn gerade das Christentum hat diese Unterscheidung hervorgebracht.“[9]

Dieses Spannungsfeld ist im Staatskirchenrecht (oder: Religionsverfassungsrecht) geregelt. Es ist der Teil des staatlichen Verfassungsrechts, der die Beziehungen des Staates zu den Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften regelt.

Wiktionary: Religionsgemeinschaft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Michael Borgolte: Die mittelalterliche Kirche (= Enzyklopädie deutscher Geschichte, 17). 2. Aufl., Oldenbourg, München 2004, S. 3.
  2. Artikel 3, Absatz 1 der Verfassung der Griechischen Republik in der Version vom 27. Mai 2008, autorisierte deutsche Übersetzung auf der Seite des Griechischen Parlamentes, Link (PDF).
  3. Dorothea Sattler: Kirche(n). Schöningh (UTB), Paderborn 2013, S. 56.
  4. Handbuch Bahā’ī. Geschichte – Theologie – Gesellschaftsbezug. Kohlhammer, Stuttgart 2009, S. 149ff, ISBN 978-3-17-019421-2
  5. Martin Kriele: Sekte als ‚Kampfbegriff‘. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. April 1994; Hansjörg Hemminger: Was ist eine Sekte? (Memento vom 31. Juli 2014 im Internet Archive) Evangelische Landeskirche in Württemberg, abgerufen am 4. Oktober 2015 (PDF; 49 kB)
  6. Ronald Hutton: The Triumph of the Moon: A History of Modern Pagan Witchcraft. Oxford University Press, New York 1999, ISBN 978-0-19-820744-3.
  7. Remid Kurzinformation Wicca
  8. adherent statistic citations: membership and geography data for 4,300+ religions, churches, tribes, etc. In: adherents.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Juni 2019; abgerufen am 16. April 2016.
  9. Aufsatz in Humboldt Forum Recht (2008): Staat und Religion nach dem Grundgesetz (PDF; 5 Seiten) (Memento vom 8. Februar 2013 im Internet Archive)