„Berliner Tor (Hamburg)“ – Versionsunterschied

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Das '''Berliner Tor''' war ein [[Liste ehemaliger Stadttore in Hamburg|ehemaliges Stadttor in Hamburg]] und ist heute ein wichtiger [[Verkehrsknotenpunkt]] im Stadtteil [[Hamburg-St. Georg|St. Georg]], an der Grenze zu [[Hamburg-Borgfelde|Borgfelde]] und [[Hamburg-Hammerbrook|Hammerbrook]]. Die Bezeichnung ''Berliner Tor'' steht heute vor allem für den [[Bahnhof Hamburg Berliner Tor|gleichnamigen U- und S-Bahnhof]]. Außerdem erinnern die Straßennamen ''Berliner Tor'' und ''Berlinertordamm'' an den ehemaligen Durchlass. Stadtbildprägend ist auch das ''Berliner Tor Center'', ein Büro-Hochhausensemble rund um das ehemalige Polizeipräsidium.
Das '''Berliner Tor''' war vom 17. bis 19. Jahrhundert ein [[Liste ehemaliger Stadttore in Hamburg|Stadttor in Hamburg]] am Eingang der damaligen [[Hamburg-St. Georg|Vorstadt St. Georg]]. Heute ist hier ein wichtiger [[Verkehrsknotenpunkt]] an den Grenzen der Stadtteile St. Georg, [[Hamburg-Borgfelde|Borgfelde]] und [[Hamburg-Hammerbrook|Hammerbrook]]. Die Bezeichnung ''Berliner Tor'' steht heute vor allem für den [[Bahnhof Hamburg Berliner Tor|gleichnamigen S- und U-Bahnhof]]. Außerdem erinnern die Straßennamen ''Berliner Tor'' (bis 1899 ''Beim Berliner Tor)'' und ''Berlinertordamm'' an den einstigen Durchlass im [[Hamburger Wallanlagen|Festungswall]]. Eine weithin sichtbare [[Landmarke]] ist das ''Berliner Tor Center'', ein Büro-Hochhaus-Ensemble um das ehemalige Polizeipräsidium.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Hamburg Berliner Thor 1834 by Ch Fuchs.jpg|mini|Das Berliner Tor im Jahre 1834]]
[[Datei:Hamburg Berliner Thor 1834 by Ch Fuchs.jpg|mini|Das Berliner Tor im Jahr 1834]]
[[Datei:Pincerno - Wasserturm Berliner Tor 1855.jpg|mini|Ehemaliges Hoch­wasser­reservoir der [[Wasserversorgung in Hamburg|Stadt­wasser­kunst]], erbaut 1855 von [[Alexis de Chateauneuf]], 1911 beim Bau der U-Bahn abgebrochen]]
Das Berliner Tor wurde im Zuge der Errichtung des sogenannten „Neuen Werks“ (1679–1682) erbaut, mit dem die außerhalb des [[Hamburger Wallanlagen|Wallrings]] gelegene [[Hamburg-St. Georg|Vorstadt St. Georg]] in die Stadtbefestigung einbezogen wurde. Es war neben dem weiter nördlich gelegenen [[Hamburg-Hohenfelde#Geschichte|Lübecker Tor]] und der – erst im 19. Jahrhundert ergänzten – [[Hamburg-Hohenfelde#Geschichte|Sechslingspforte]] nahe der [[Alster]] eines von drei Zugängen in diesem Bereich. Von hier aus führte die Chaussee nach [[Berlin]].


Das Berliner Tor (offizieller Name seit 1836<ref name="Gaedechens">[[Cipriano Francisco Gaedechens|C. F. Gaedechens]]: ''Historische Topographie der Freien und Hansestadt Hamburg und ihrer nächsten Umgebung von der Entstehung bis auf die Gegenwart.'' Mauke, Hamburg 1880, S. 222; {{archive.org|bub_gb_vS89AAAAYAAJ |Blatt=n3}}.</ref>, zuvor nur „No.&nbsp;1“ oder auch ''Hammer Tor''<ref>Nach dem nächstgelegenen Vorort [[Hamburg-Hamm|Hamm]], vgl. [[:Datei:PPN611982145 Hamburg (1694).jpg|Hamburg-Karte von 1694]] oder [[:Datei:Prospect und Grundris der Keiserl. Freyen Reichs und Ansee Stadt Hamburg samt ihrer Gegend - CBT 5874371.jpg|1705]].</ref>) wurde im Zuge der Errichtung des sogenannten „Neuen Werks“ (1679–1682) erbaut, mit dem die außerhalb des [[Hamburger Wallanlagen|Wallrings]] gelegene Vorstadt St.&nbsp;Georg in die Stadtbefestigung einbezogen wurde. Es war neben dem weiter nördlich gelegenen [[Hamburg-Hohenfelde#Geschichte|Lübecker Tor]] und der –&nbsp;erst im 19.&nbsp;Jahrhundert ergänzten&nbsp;– [[Hamburg-Hohenfelde#Geschichte|Sechslingspforte]] nahe der [[Alster]] eines von drei Zugängen in diesem Bereich. Von hier aus führte die alte [[Altstraße|Heerstraße]] und spätere [[Hammer Landstraße]] nach [[Hamburg-Bergedorf|Bergedorf]] und weiter nach [[Berlin]].
In der Nähe des Berliner Tores befand sich im 17. und 18. Jahrhundert auch der Strohspeicher der [[Hamburger Bürgermilitär|Hamburgischen Kavallerie]], nach dem die Straße ''Beim Strohhause'' benannt wurde. Nach dem Ende der [[Hamburger Franzosenzeit|französischen Besetzung Hamburgs]] (1806–1814) wurde das Berliner Tor um 1820 abgerissen, da es – wie die gesamte Stadtbefestigung – militärisch veraltet war und keinen Schutz mehr bot. Anstelle des Tores wurden pfeilerbegrenzte Durchfahrten errichtet, die noch bis zur Aufhebung der [[Torsperre (Hamburg)|Torsperre]] 1861 nachts durch Eisentore verschlossen wurden.


In der Nähe des Tores befand sich im 17. und 18. Jahrhundert auch der Strohspeicher der [[Hamburger Bürgermilitär|Hamburgischen Kavallerie]], nach dem die Straße ''Beim Strohhause'' benannt ist. Nach dem Ende der [[Hamburger Franzosenzeit|französischen Besetzung Hamburgs]] (1806–1814) wurde das Tor in den Jahren 1833–36<ref name="Gaedechens" /> grundlegend umgestaltet, da es –&nbsp;wie die gesamte Stadtbefestigung&nbsp;– militärisch veraltet war und keinen Schutz mehr bot, aber noch für die Durchsetzung der [[Torsperre (Hamburg)|Torsperre]] und als [[Akzise]]tor benötigt wurde: Die Brücke über den Wallgraben wurde durch einen aufgeschütteten Damm ersetzt, anstelle des alten Tores wurden pfeilerbegrenzte Durchfahrten errichtet, die noch bis zur Aufhebung der Torsperre 1861 nachts durch Eisentore verschlossen wurden. Erst seit der Umgestaltung heißt es offiziell ''Berliner Thor''.
Die parallel zum früheren Stadtwall verlaufende Straße ''Beim Berliner Tor'' existiert mindestens seit 1844, seit 1899 heißt sie nur noch ''Berliner Tor''. Der über den einstigen Wallgraben verlaufende ''Berlinertordamm'' trägt diesen Namen seit 1905.<ref>''Hamburgs Straßennamen erzählen Geschichte'' von Christian Hanke, Medien-Verlag Schubert, Hamburg 2006, 4. Auflage, S. 305, ISBN 3-929229-41-2</ref>


1906 wurde der Bahnhof der [[S-Bahn Hamburg|Vorortbahn]] nach [[Hamburg-Ohlsdorf|Ohlsdorf]] eröffnet, 1912 folgte ein Stück nördlich davon der erste [[U-Bahn Hamburg|U-Bahnhof der Ringlinie]] (heutige U3). Im Zuge des Baus der U-Bahnlinie nach [[Billstedt]] (heutige U2/U4) wurde 1964 ein neuer viergleisiger Umsteigebahnhof gebaut und per Tunnel an den bestehenden S-Bahnhof angebunden.
1906 wurde der Bahnhof der [[S-Bahn Hamburg|Vorortbahn]] nach [[Hamburg-Ohlsdorf|Ohlsdorf]] eröffnet, 1912 folgte nördlich davon der erste [[Bahnhof Hamburg Berliner Tor#U-Bahn|U-Bahnhof der Ringlinie]] (heutige U3). Im Zuge des Baus der [[Geschichte der Hamburger Hochbahn#Die Verbindung Stellingen – Billstedt|U-Bahn-Strecke nach Billstedt]] (heute Linien U2/U4) wurde 1962–1965 ein neuer viergleisiger Umsteigebahnhof zur kreuzungsfreien Ein-/Ausfädelung gebaut und per Fußgängertunnel an den bestehenden S-Bahnhof angebunden.


{{Hauptartikel|Bahnhof Hamburg Berliner Tor}}
{{Hauptartikel|Bahnhof Hamburg Berliner Tor}}


== Bauwerke ==
== Straßennamen ==
Die parallel zum früheren Stadtwall verlaufende Straße ''Berliner Tor'' hieß ursprünglich bis mindestens 1841 ''Am Wall bey No. 1'', der Abschnitt nördlich der Minenstraße ''Am Wall bey No. 4''.<ref>[[:Datei:PPN611188058 Hamburg (1841).jpg|Stadtplan von 1841]].</ref> Danach hießen die entsprechenden Abschnitte ''Bei dem Berlinerthor'' und ''Bei dem Lübeckerthor'', ab ca. 1899 nur noch ''Berlinerthor'' und ''Lübeckerthor''. Erst seit ca. 1950 trägt die gesamte Straße den heutigen Namen.<ref name="Stadtpläne">Einschlägige Stadtpläne u.&nbsp;a. auf [https://geoportal-hamburg.de geoportal-hamburg.de]</ref>


Der über den einstigen Wallgraben verlaufende ''Berlinertordamm'' trägt diesen Namen spätestens seit 1905,<ref>Christian Hanke: ''Hamburgs Straßennamen erzählen Geschichte''. 4. Auflage. Medien-Verlag Schubert, Hamburg 2006, ISBN 3-929229-41-2, S. 305. Laut amtlicher Vermessungskarte auf ''geoportal-hamburg.de'' galt dieser Straßenname aber bereits in den 1890er Jahren.</ref> vorher hieß er nur ''Berliner T(h)or''.

Die heutige Straße ''Beim Berliner Tor'' trägt diesen Namen erst seit 1993, zuvor war sie unbezeichnet.<ref name="Stadtpläne" />

== Bauwerke ==
=== Berliner Tor Center ===
=== Berliner Tor Center ===
Die Gegend um den Bahnhof ''Berliner Tor'' ist vor allem durch Büro- und Geschäftsbauten geprägt. Beispielhaft ist das markante, 90&nbsp;Meter hohe '''Berliner-Tor-Center''', ein Bürohaus-Ensemble um das 1958 bis 1962 gebaute und heute denkmalgeschützte ehemalige Polizeipräsidium der Arbeitsgemeinschaft von [[Hans Atmer]] und [[Jürgen Marlow]] mit Hans Th. Holthey sowie [[Egon Jux]] und Harro Freese.<ref>[http://www.architekturarchiv-web.de/portraets/l-n/marlow/ Jürgen Marlow bei www.architekturarchiv-web.de]</ref> Die Entwürfe für die 2004 fertiggestellten Erweiterungsbauten stammen von [[Jan Störmer]]. Das Berliner-Tor-Center bietet insgesamt 78.000 Quadratmeter Bürofläche und rund 100 Wohnungen.<ref>Daniel Tilgner (Hrsg.): ''Hamburg von Altona bis Zollenspieker. Das Haspa-Handbuch für alle Stadtteile der Hansestadt.'' Hoffmann und Campe, Hamburg 2002, ISBN 3-455-11333-8, S. 949.</ref>
Die Gegend um den Bahnhof ''Berliner Tor'' ist vor allem durch Büro- und Geschäftsbauten geprägt. Beispielhaft ist das markante, 90&nbsp;Meter hohe '''Berliner-Tor-Center''', ein Bürohaus-Ensemble um das 1958 bis 1962 gebaute und heute denkmalgeschützte Hochhaus von der Arbeitsgemeinschaft von [[Hans Atmer]] und [[Jürgen Marlow]] mit [[Hans Holthey]] sowie [[Egon Jux]] und Harro Freese, das früher als Polizeipräsidium genutzt wurde.<ref>{{Internetquelle |autor=Karl H.Hoffmann |url=https://www.architekturarchiv-web.de/portraets/l-n/marlow/ |titel=Jürgen Marlow |werk=Hamburgisches Architekturarchiv |hrsg= |datum= |abruf=2020-01-19 |sprache=}}</ref> Die Entwürfe für die 2004 fertiggestellten Erweiterungsbauten stammen von [[Jan Störmer]]. Das Berliner-Tor-Center bietet insgesamt 78.000 Quadratmeter Bürofläche und rund 100 Wohnungen.<ref>Daniel Tilgner (Hrsg.): ''Hamburg von Altona bis Zollenspieker. Das Haspa-Handbuch für alle Stadtteile der Hansestadt.'' Hoffmann und Campe, Hamburg 2002, ISBN 3-455-11333-8, S. 949.</ref>


=== Hauptfeuerwache Berliner Tor ===
=== Hauptfeuerwache Berliner Tor ===
[[Datei:Hauptfeuerwache Berliner Tor (Hamburg-St. Georg).Fassade Westphalensweg.2.29205.ajb.jpg|miniatur|Hauptfeuerwache Berliner Tor]]
[[Datei:Hauptfeuerwache Berliner Tor (Hamburg-St. Georg).Fassade Westphalensweg.2.29205.ajb.jpg|mini|Hauptfeuerwache Berliner Tor]]
Nördlich des Bahnhofs stehen zwei Gebäude des früheren Oberbaudirektors [[Fritz Schumacher]]: Das Gebäude der [[Hauptfeuerwache Berliner Tor|Hauptfeuerwache]], errichtet 1911–15, sowie das ''[[Klosterschule (Hamburg)|Gymnasium Klosterschule]]'' von 1919–22. Zwischen Hauptfeuerwache, Klosterschule und dem nördlich angrenzendem HAW-Campus befindet sich ferner die ''Staatliche [[Handelsschule]] Berliner Tor''.
Nördlich des Bahnhofs stehen zwei Gebäude des früheren Oberbaudirektors [[Fritz Schumacher]]: die [[Hauptfeuerwache Berliner Tor|Hauptfeuerwache]], errichtet 1911–15 und das ''[[Klosterschule (Hamburg)|Gymnasium Klosterschule]]'' von 1919–22. Zwischen Hauptfeuerwache, Klosterschule und dem nördlich angrenzendem HAW-Campus befindet sich die ''Staatliche [[Handelsschule]] Berliner Tor''.


Von 1855 bis 1911 befand sich auf dem Gelände der Feuerwache ein [[Wasserturm|Hochreservoir]] der Hamburger Wasserversorgung (siehe Galerie).
Von 1855 bis 1911 befand sich auf dem Gelände der Feuerwache ein [[Wasserturm|Hochreservoir]] der Hamburger Wasserversorgung.


=== HAW-Campus und Justizforum ===
=== HAW-Campus und Justizforum ===
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=== Berliner Bogen ===
=== Berliner Bogen ===
[[Datei:Berliner-bogen.JPG|miniatur|Bürohaus „Berliner Bogen“]]
[[Datei:Berliner-bogen.JPG|mini|Bürohaus „Berliner Bogen“]]
Auf der südlichen Seite des Bahnhofs, somit schon in [[Hamburg-Hammerbrook|Hammerbrook]], überspannt der '''Berliner Bogen'''<!-- ist z.Z. hierher verlinkt (deshalb fett), sollte aber eigenes Lemma erhalten!--> – ein licht- und luftdurchflutetes Bürogebäude aus Glas und Stahl in moderner Formensprache, entworfen von ''BRT Architekten'' (= Jens Bothe, Kai Richter, [[Hadi Teherani]]), erbaut 1998–2001, errang den ''Deutschen Stahlpreis 2002''<ref>[http://de.structurae.de/structures/data/index.cfm?id=s0004924 Structurae: ''Bauen mit Stahl e.V.'']</ref> – am ''Anckelmannsplatz'' das Nordende des ''Hochwasserbassins''. In dem achtstöckigen „Haus im Haus“ wird auf ca. 32.000&nbsp;m² Mietfläche (Bruttogeschossfläche: 43.000&nbsp;m²) Platz für rund 1200&nbsp;Arbeitsplätze geboten. Durch die beiden Fassadenebenen sowie sechs integrierten [[Wintergarten|Wintergärten]] als klimatische Pufferzone zwischen dem inneren Gebäude und dem Außenraum entsteht ein Mikroklima, in dem durch Verzicht auf eine herkömmliche [[Klimaanlage]] fast eine Halbierung der Heiz- sowie Betriebskosten erreicht werden kann; neben der natürlichen Belüftung schafft der damit verbundene [[Schallschutz]] gleichzeitig eine angenehme Arbeits[[Atmosphäre (Ästhetik)|atmosphäre]]. Im Keller des Hauses betreibt die ''[[Hamburger Stadtentwässerung]] (HSE)'' ein [[Mischwasserentlastung|Mischwasserrückhaltebecken]], um bei Starkregen ein Überlaufen der öffentlichen [[Kanalisation|Siele]] zu verhindern.
Auf der südlichen Seite des Bahnhofs, im Stadtteil [[Hamburg-Hammerbrook|Hammerbrook]], befindet sich das Bürohaus '''Berliner Bogen''' am Anckelmannsplatz am Nordende des Hochwasserbassins. Das Gebäude aus Glas und Stahl in moderner Formensprache, entworfen von ''BRT Architekten'' (Jens Bothe, Kai Richter, [[Hadi Teherani]]), erbaut 1998–2001, errang den ''Deutschen Stahlpreis 2002''.<ref>[http://de.structurae.de/structures/data/index.cfm?id=s0004924 ''Bauen mit Stahl e.V.''] Structurae.</ref> Das achtstöckige „Haus im Haus“ bietet auf ca. 32.000&nbsp;m² Mietfläche (Bruttogeschossfläche 43.000&nbsp;m²) Platz für rund 1200&nbsp;Arbeitsplätze. Durch die beiden Fassadenebenen und sechs integrierte [[Wintergarten|Wintergärten]] als klimatische Pufferzone zwischen dem inneren Gebäude und dem Außenraum entsteht ein Mikroklima, in dem durch Verzicht auf eine herkömmliche [[Klimaanlage]] fast eine Halbierung der Heiz- und Betriebskosten erreicht werden kann, Nebeneffekte sind Belüftung und [[Schallschutz]]. Im Keller des Hauses betreibt die [[Hamburger Stadtentwässerung]] (HSE) ein [[Mischwasserentlastung|Mischwasserrückhaltebecken]], um bei Starkregen ein Überlaufen der öffentlichen [[Kanalisation|Siele]] zu verhindern.


== Bunker am Berliner Tor ==
=== Bunker am Berliner Tor ===
Ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft zum Berliner Tor befinden sich in einer Grünanlage auf [[Hamburg-Borgfelde|Borgfelder]] Seite zwei [[Luftschutzbunker|Luftschutzbauwerke]] aus dem Zweiten Weltkrieg: zum einen ein [[Zombeck-Turm|Zombeck-Turmbunker]] für kurzfristige Aufenthalte, zum andern der dreistöckige [[Tiefbunker Berlinertordamm]], der in den 1960er Jahren als öffentlicher Schutzraum für den Fall eines Atomkrieges ausgebaut wurde. Beide Anlagen stehen heute unter Denkmalschutz.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Berliner Tor befinden sich in einer kleinen Grünanlage auf [[Hamburg-Borgfelde|Borgfelder]] Seite zwei [[Luftschutzbunker|Luftschutzbauwerke]] aus dem Zweiten Weltkrieg: zum einen ein [[Zombeck-Turm]]bunker für kurzfristige Aufenthalte, zum andern der dreistöckige [[Tiefbunker Berlinertordamm]], der in den 1960er Jahren als öffentlicher Schutzraum für den Fall eines Atomkrieges ausgebaut wurde. Beide Anlagen stehen heute unter Denkmalschutz.


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Datei:Pincerno - Wasserturm Berliner Tor 1855.jpg|Ehemaliges [[Wasserversorgung in Hamburg|Wasser-Hochreservoir Berliner Tor]] (1855–1911)
Datei:Rundturmbunker Berliner Tor (Hamburg-Borgfelde).1.ajb.jpg|[[Zombeck-Turm|Zombeck-Rundbunker]] (Zustand 2012)
Datei:Tiefbunker Berlinertordamm-1.jpg|Abluftschacht und Einstiegsbauwerk des [[Tiefbunker Berlinertordamm|Tiefbunkers Berlinertordamm]]
Datei:HAW-Hamburg-lot.jpg|Hauptgebäude der HAW Hamburg am Berliner Tor
Datei:HAW Hauptgebäude Berliner Tor 02.jpg|Hauptgebäude der HAW Hamburg zwischen Berliner und Lübecker Tor
Datei:Rundturmbunker Berliner Tor (Hamburg-Borgfelde).1.ajb.jpg|[[Zombeck-Turm|Zombeck-Rundbunker]] auf Borgfelder Seite
Datei:Erloeserkirche Borgfelde 2.jpg|Blickfang im Osten: [[Erlöserkirche (Hamburg-Borgfelde)|Erlöserkirche Borgfelde]]
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== Einzelnachweise ==
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== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Hochhaus in Europa]]
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Aktuelle Version vom 12. Mai 2024, 18:05 Uhr

Berliner-Tor-Center, in der Mitte das einstige Polizeipräsidium, im Vordergrund die Treppenabgänge zur S-Bahn

Das Berliner Tor war vom 17. bis 19. Jahrhundert ein Stadttor in Hamburg am Eingang der damaligen Vorstadt St. Georg. Heute ist hier ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt an den Grenzen der Stadtteile St. Georg, Borgfelde und Hammerbrook. Die Bezeichnung Berliner Tor steht heute vor allem für den gleichnamigen S- und U-Bahnhof. Außerdem erinnern die Straßennamen Berliner Tor (bis 1899 Beim Berliner Tor) und Berlinertordamm an den einstigen Durchlass im Festungswall. Eine weithin sichtbare Landmarke ist das Berliner Tor Center, ein Büro-Hochhaus-Ensemble um das ehemalige Polizeipräsidium.

Das Berliner Tor im Jahr 1834
Ehemaliges Hoch­wasser­reservoir der Stadt­wasser­kunst, erbaut 1855 von Alexis de Chateauneuf, 1911 beim Bau der U-Bahn abgebrochen

Das Berliner Tor (offizieller Name seit 1836[1], zuvor nur „No. 1“ oder auch Hammer Tor[2]) wurde im Zuge der Errichtung des sogenannten „Neuen Werks“ (1679–1682) erbaut, mit dem die außerhalb des Wallrings gelegene Vorstadt St. Georg in die Stadtbefestigung einbezogen wurde. Es war neben dem weiter nördlich gelegenen Lübecker Tor und der – erst im 19. Jahrhundert ergänzten – Sechslingspforte nahe der Alster eines von drei Zugängen in diesem Bereich. Von hier aus führte die alte Heerstraße und spätere Hammer Landstraße nach Bergedorf und weiter nach Berlin.

In der Nähe des Tores befand sich im 17. und 18. Jahrhundert auch der Strohspeicher der Hamburgischen Kavallerie, nach dem die Straße Beim Strohhause benannt ist. Nach dem Ende der französischen Besetzung Hamburgs (1806–1814) wurde das Tor in den Jahren 1833–36[1] grundlegend umgestaltet, da es – wie die gesamte Stadtbefestigung – militärisch veraltet war und keinen Schutz mehr bot, aber noch für die Durchsetzung der Torsperre und als Akzisetor benötigt wurde: Die Brücke über den Wallgraben wurde durch einen aufgeschütteten Damm ersetzt, anstelle des alten Tores wurden pfeilerbegrenzte Durchfahrten errichtet, die noch bis zur Aufhebung der Torsperre 1861 nachts durch Eisentore verschlossen wurden. Erst seit der Umgestaltung heißt es offiziell Berliner Thor.

1906 wurde der Bahnhof der Vorortbahn nach Ohlsdorf eröffnet, 1912 folgte nördlich davon der erste U-Bahnhof der Ringlinie (heutige U3). Im Zuge des Baus der U-Bahn-Strecke nach Billstedt (heute Linien U2/U4) wurde 1962–1965 ein neuer viergleisiger Umsteigebahnhof zur kreuzungsfreien Ein-/Ausfädelung gebaut und per Fußgängertunnel an den bestehenden S-Bahnhof angebunden.

Die parallel zum früheren Stadtwall verlaufende Straße Berliner Tor hieß ursprünglich bis mindestens 1841 Am Wall bey No. 1, der Abschnitt nördlich der Minenstraße Am Wall bey No. 4.[3] Danach hießen die entsprechenden Abschnitte Bei dem Berlinerthor und Bei dem Lübeckerthor, ab ca. 1899 nur noch Berlinerthor und Lübeckerthor. Erst seit ca. 1950 trägt die gesamte Straße den heutigen Namen.[4]

Der über den einstigen Wallgraben verlaufende Berlinertordamm trägt diesen Namen spätestens seit 1905,[5] vorher hieß er nur Berliner T(h)or.

Die heutige Straße Beim Berliner Tor trägt diesen Namen erst seit 1993, zuvor war sie unbezeichnet.[4]

Berliner Tor Center

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Die Gegend um den Bahnhof Berliner Tor ist vor allem durch Büro- und Geschäftsbauten geprägt. Beispielhaft ist das markante, 90 Meter hohe Berliner-Tor-Center, ein Bürohaus-Ensemble um das 1958 bis 1962 gebaute und heute denkmalgeschützte Hochhaus von der Arbeitsgemeinschaft von Hans Atmer und Jürgen Marlow mit Hans Holthey sowie Egon Jux und Harro Freese, das früher als Polizeipräsidium genutzt wurde.[6] Die Entwürfe für die 2004 fertiggestellten Erweiterungsbauten stammen von Jan Störmer. Das Berliner-Tor-Center bietet insgesamt 78.000 Quadratmeter Bürofläche und rund 100 Wohnungen.[7]

Hauptfeuerwache Berliner Tor

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Hauptfeuerwache Berliner Tor

Nördlich des Bahnhofs stehen zwei Gebäude des früheren Oberbaudirektors Fritz Schumacher: die Hauptfeuerwache, errichtet 1911–15 und das Gymnasium Klosterschule von 1919–22. Zwischen Hauptfeuerwache, Klosterschule und dem nördlich angrenzendem HAW-Campus befindet sich die Staatliche Handelsschule Berliner Tor.

Von 1855 bis 1911 befand sich auf dem Gelände der Feuerwache ein Hochreservoir der Hamburger Wasserversorgung.

HAW-Campus und Justizforum

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Zwischen Berliner Tor und dem nördlich gelegenen Lübecker Tor erstreckt sich der Hauptcampus der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW, früher Fachhochschule Hamburg). Das Hauptgebäude der HAW wurde zwischen 1910 und 1922 von Fritz Schumacher für die damaligen Technischen Staatslehranstalten erbaut.

Am nördlichen Ende der Straße Berliner Tor liegt das 2003 eingeweihte Haus der Gerichte/Justizforum Ost Lübeckertordamm mit dem Oberverwaltungsgericht und dem Verwaltungsgericht Hamburg, dem Finanzgericht Hamburg und dem Amtsgericht Hamburg-St. Georg.

Bürohaus „Berliner Bogen“

Auf der südlichen Seite des Bahnhofs, im Stadtteil Hammerbrook, befindet sich das Bürohaus Berliner Bogen am Anckelmannsplatz am Nordende des Hochwasserbassins. Das Gebäude aus Glas und Stahl in moderner Formensprache, entworfen von BRT Architekten (Jens Bothe, Kai Richter, Hadi Teherani), erbaut 1998–2001, errang den Deutschen Stahlpreis 2002.[8] Das achtstöckige „Haus im Haus“ bietet auf ca. 32.000 m² Mietfläche (Bruttogeschossfläche 43.000 m²) Platz für rund 1200 Arbeitsplätze. Durch die beiden Fassadenebenen und sechs integrierte Wintergärten als klimatische Pufferzone zwischen dem inneren Gebäude und dem Außenraum entsteht ein Mikroklima, in dem durch Verzicht auf eine herkömmliche Klimaanlage fast eine Halbierung der Heiz- und Betriebskosten erreicht werden kann, Nebeneffekte sind Belüftung und Schallschutz. Im Keller des Hauses betreibt die Hamburger Stadtentwässerung (HSE) ein Mischwasserrückhaltebecken, um bei Starkregen ein Überlaufen der öffentlichen Siele zu verhindern.

Bunker am Berliner Tor

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In unmittelbarer Nachbarschaft zum Berliner Tor befinden sich in einer kleinen Grünanlage auf Borgfelder Seite zwei Luftschutzbauwerke aus dem Zweiten Weltkrieg: zum einen ein Zombeck-Turmbunker für kurzfristige Aufenthalte, zum andern der dreistöckige Tiefbunker Berlinertordamm, der in den 1960er Jahren als öffentlicher Schutzraum für den Fall eines Atomkrieges ausgebaut wurde. Beide Anlagen stehen heute unter Denkmalschutz.

Commons: Berliner Bogen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Berliner Tor Center – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b C. F. Gaedechens: Historische Topographie der Freien und Hansestadt Hamburg und ihrer nächsten Umgebung von der Entstehung bis auf die Gegenwart. Mauke, Hamburg 1880, S. 222; Textarchiv – Internet Archive.
  2. Nach dem nächstgelegenen Vorort Hamm, vgl. Hamburg-Karte von 1694 oder 1705.
  3. Stadtplan von 1841.
  4. a b Einschlägige Stadtpläne u. a. auf geoportal-hamburg.de
  5. Christian Hanke: Hamburgs Straßennamen erzählen Geschichte. 4. Auflage. Medien-Verlag Schubert, Hamburg 2006, ISBN 3-929229-41-2, S. 305. Laut amtlicher Vermessungskarte auf geoportal-hamburg.de galt dieser Straßenname aber bereits in den 1890er Jahren.
  6. Karl H.Hoffmann: Jürgen Marlow. In: Hamburgisches Architekturarchiv. Abgerufen am 19. Januar 2020.
  7. Daniel Tilgner (Hrsg.): Hamburg von Altona bis Zollenspieker. Das Haspa-Handbuch für alle Stadtteile der Hansestadt. Hoffmann und Campe, Hamburg 2002, ISBN 3-455-11333-8, S. 949.
  8. Bauen mit Stahl e.V. Structurae.

Koordinaten: 53° 33′ 9″ N, 10° 1′ 32″ O