„Annette von Menz“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
AZ: Die Seite wurde neu angelegt: '''Annette von Menz''' (* 30. Jänner 1796 in Bozen; † 1. Juli 1869 in [[Oberboz…
 
K Normdaten ergänzt
Zeile 1: Zeile 1:
'''Annette von Menz''' (* [[30. Jänner]] [[1796]] in [[Bozen]]; † [[1. Juli]] [[1869]] in [[Oberbozen]]) war 1811 die reichste Erbin [[Bozen]]s. Sie hat als die "Franzosenbraut" Eingang in die [[Tirol]]er Geschichtsschreibung gefunden. Um ihre Beziehung zum [[Flügeladjutant]]en des französischen Vizekönigs ranken sich zahlreiche Episoden.
'''Annette von Menz''' (* [[30. Jänner]] [[1796]] in [[Bozen]]; † [[1. Juli]] [[1869]] in [[Oberbozen]]) war 1811 die reichste Erbin [[Bozen]]s. Sie hat als die „Franzosenbraut“ Eingang in die [[Tirol]]er Geschichtsschreibung gefunden. Um ihre Beziehung zum [[Flügeladjutant]]en des französischen Vizekönigs ranken sich zahlreiche Episoden.
== Leben ==
== Leben ==
Annette von Menz war die einzige Tochter des Anton Melchior von Menz und der Maria Anna von Gumer. Die Menz und Gumer zählten zu den angesehensten und reichsten Häusern Bozens. 1811 wurde Annette von Menz im Alter von fünfzehn zur Vollwaise. Das Menz-Gumer'sche Vermögen umfasste unter anderem das heutige [[Palais Toggenburg]], [[Schloss Sigmundskron]], die [[Haselburg]], die [[Gerstburg]], Schloss [[Rafenstein]], ein [[Sommerfrische|Sommerfrischhaus]] in [[Oberbozen|Maria Himmelfahrt]] (heute Toggenburg), das [[Palais Menz]] in der [[Mustergasse]] und ein anderes herrschaftliches Haus am [[Obstplatz]], einige Geschäftshäuser in der Stadt, viele [[Meierhof|Meierhöfe]] und Anteile in vielen [[Handelsgesellschaft]]en.<ref>Anton von Lutterotti: ''Annette von Menz, die "Franzosenbraut"'' in ''Bozen zur Franzosenzeit 1797-1814", Katalog, Museumsverein Bozen, Bozen 1984, S. 28</ref>
Annette von Menz war die einzige Tochter des Anton Melchior von Menz und der Maria Anna von Gumer. Die Menz und Gumer zählten zu den angesehensten und reichsten Häusern Bozens. 1811 wurde Annette von Menz im Alter von fünfzehn zur Vollwaise. Das Menz-Gumer'sche Vermögen umfasste unter anderem das heutige [[Palais Toggenburg]], [[Schloss Sigmundskron]], die [[Haselburg]], die [[Gerstburg]], Schloss [[Rafenstein]], ein [[Sommerfrische|Sommerfrischhaus]] in [[Oberbozen|Maria Himmelfahrt]] (heute Toggenburg), das [[Palais Menz]] in der [[Mustergasse]] und ein anderes herrschaftliches Haus am [[Obstplatz]], einige Geschäftshäuser in der Stadt, viele [[Meierhof|Meierhöfe]] und Anteile in vielen [[Handelsgesellschaft]]en.<ref>Anton von Lutterotti: ''Annette von Menz, die "Franzosenbraut"'' in ''Bozen zur Franzosenzeit 1797–1814", Katalog, Museumsverein Bozen, Bozen 1984, S. 28</ref>


In den Jahren 1810-1814 gehörte Bozen vorübergehend zum [[Napoleon|napoleonischen]] [[Königreich Italien (1805–1814)|Königreich Italien]]. Im Jahre 1811 erregte die Nachricht von der bevorstehenden Vermählung der reichsten Erbin der Stadt mit einem französischen [[Offizier]], Flügeladjutanten des französischen Vizekönigs und Schwiegersohn Napoleons, [[Eugène de Beauharnais]], die Gemüter der Bozner Bürger. Annette von Menz sollte, obwohl erst fünfzehnjährig, im Sinne der napoleonischen Politik, dass sich Angehörige des Kaiserhauses und ihre Freunde möglichst mit den hochgestellten Familien des jeweils besetzten Landes vermischen, um so aus den [[Besatzer]]n Verbündete und Verwandte zu machen.<ref>{{Literatur| Autor=Christine Mumelter| Titel=Joseph Streiter 1804-1873: Ein vergessener Bürgermeister? | Verlag=Athesia| Ort= Bozen| Jahr=1998|S. 24}}</ref>
In den Jahren 1810–1814 gehörte Bozen vorübergehend zum [[Napoleon|napoleonischen]] [[Königreich Italien (1805–1814)|Königreich Italien]]. Im Jahre 1811 erregte die Nachricht von der bevorstehenden Vermählung der reichsten Erbin der Stadt mit einem französischen [[Offizier]], Flügeladjutanten des französischen Vizekönigs und Schwiegersohn Napoleons, [[Eugène de Beauharnais]], die Gemüter der Bozner Bürger. Annette von Menz sollte, obwohl erst fünfzehnjährig, im Sinne der napoleonischen Politik, dass sich Angehörige des Kaiserhauses und ihre Freunde möglichst mit den hochgestellten Familien des jeweils besetzten Landes vermischen, um so aus den [[Besatzer]]n Verbündete und Verwandte zu machen.<ref>{{Literatur| Autor=Christine Mumelter| Titel=Joseph Streiter 1804–1873: Ein vergessener Bürgermeister? | Verlag=Athesia| Ort= Bozen| Jahr=1998|S. 24}}</ref>


Doch dem [[Familienrat]], der neben dem eigentlichen [[Vormund]] die Verantwortung für das Mädchen und das Millionenerbe trug, gelang es, die Eheschließung zu verhindern. Aus Zorn darüber ließ der Vizekönig den Anwalt des Familienrates, Franz von Plattner, arrestieren, sowie drei weitere Mitglieder des Familienrates ihrer öffentlichen Amter entheben. Erst im März 1812 wurden die Angeklagten freigesprochen.<ref>Christine Plieger: ''Anna von Menz. Von der Franzosenbraut zur unabhängigen Frau'' in Südtirol in Wort und Bild, 4. Quartal 2010, S. 27</ref>
Doch dem [[Familienrat]], der neben dem eigentlichen [[Vormund]] die Verantwortung für das Mädchen und das Millionenerbe trug, gelang es, die Eheschließung zu verhindern. Aus Zorn darüber ließ der Vizekönig den Anwalt des Familienrates, Franz von Plattner, arrestieren, sowie drei weitere Mitglieder des Familienrates ihrer öffentlichen Amter entheben. Erst im März 1812 wurden die Angeklagten freigesprochen.<ref>Christine Plieger: ''Anna von Menz. Von der Franzosenbraut zur unabhängigen Frau'' in Südtirol in Wort und Bild, 4. Quartal 2010, S. 27</ref>


Nach einer nur drei Monate währenden Ehe und darauffolgenden [[Wittwer|Verwitwung]] heiratet Annette von Menz am 18. April 1819 den Grafen Ludwig von Sarnthein. Aus dieser Ehe, die 48 Jahre bis zu dessen Tod im Jahr 1867 währte, entsprangen sieben Kinder.<ref>Valentine Kaufmann: ''Anna von Menz aus Bozen (1796-1869). Geschichte eine Frau - Geschichte einer Stadt'', Diplomarbeit, Universität Innsbruck 2007, S. 85</ref>
Nach einer nur drei Monate währenden Ehe und darauffolgenden [[Witwer|Verwitwung]] heiratet Annette von Menz am 18. April 1819 den Grafen Ludwig von Sarnthein. Aus dieser Ehe, die 48 Jahre bis zu dessen Tod im Jahr 1867 währte, entsprangen sieben Kinder.<ref>Valentine Kaufmann: ''Anna von Menz aus Bozen (1796–1869). Geschichte eine Frau - Geschichte einer Stadt'', Diplomarbeit, Universität Innsbruck 2007, S. 85</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Josef Hirn: ''Aus Bozens Franzosenzeit.'' in ''Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs (V. Heft), Innsbruck 1910
* Josef Hirn: ''Aus Bozens Franzosenzeit.'' in ''Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs (V. Heft), Innsbruck 1910
* Anton von Lutterotti: ''Annette von Menz, die "Franzosenbraut"'' in ''Bozen zur Franzosenzeit 1797-1814", Katalog, Museumsverein Bozen, Bozen 1984, S. 27-33
* Anton von Lutterotti: ''Annette von Menz, die "Franzosenbraut"'' in ''Bozen zur Franzosenzeit 1797–1814", Katalog, Museumsverein Bozen, Bozen 1984, S. 27-33
* Valentine Kaufmann: ''Anna von Menz aus Bozen (1796-1869). Geschichte eine Frau - Geschichte einer Stadt'', Diplomarbeit, Universität Innsbruck 2007
* Valentine Kaufmann: ''Anna von Menz aus Bozen (1796–1869). Geschichte eine Frau - Geschichte einer Stadt'', Diplomarbeit, Universität Innsbruck 2007
* Handelskammer Bozen: ''Die Familie Menz und die Stadt Bozen'', Katalog, Bozen 2009
* Handelskammer Bozen: ''Die Familie Menz und die Stadt Bozen'', Katalog, Bozen 2009
* Siglinde Clementi (Hrsg.): ''Zwischen Teilnahme und Ausgrenzung. Tirol um 1800: Vier Frauenbiographien'', Wagner Innsbruck 2010
* Siglinde Clementi (Hrsg.): ''Zwischen Teilnahme und Ausgrenzung. Tirol um 1800: Vier Frauenbiographien'', Wagner, Innsbruck 2010


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Normdaten|PND=138413126|VIAF=}}
{{Normdaten|PND=138413126|LCCN=no/2011/39727|VIAF=169351038}}


{{SORTIERUNG:Menz, Annnette von}}
{{SORTIERUNG:Menz, Annnette von}}
Zeile 33: Zeile 33:
{{Personendaten
{{Personendaten
|NAME=Menz, Annette von
|NAME=Menz, Annette von
|ALTERNATIVNAMEN=Anna von Menz, Franzosenbraut, Anna Maria Annette von Menz, Anna von Sarnthein, Anna Gräfin Sarnthein
|ALTERNATIVNAMEN=Anna von Menz; Franzosenbraut; Anna Maria Annette von Menz; Anna von Sarnthein; Anna Gräfin Sarnthein
|KURZBESCHREIBUNG=vermögende Erbin aus Tirol
|KURZBESCHREIBUNG=Sie hat als die "Franzosenbraut" Eingang in die Tiroler Geschichtsschreibung gefunden.
|GEBURTSDATUM=30. Jänner 1796
|GEBURTSDATUM=30. Jänner 1796
|GEBURTSORT=[[Bozen]]
|GEBURTSORT=[[Bozen]]

Version vom 6. März 2012, 22:36 Uhr

Annette von Menz (* 30. Jänner 1796 in Bozen; † 1. Juli 1869 in Oberbozen) war 1811 die reichste Erbin Bozens. Sie hat als die „Franzosenbraut“ Eingang in die Tiroler Geschichtsschreibung gefunden. Um ihre Beziehung zum Flügeladjutanten des französischen Vizekönigs ranken sich zahlreiche Episoden.

Leben

Annette von Menz war die einzige Tochter des Anton Melchior von Menz und der Maria Anna von Gumer. Die Menz und Gumer zählten zu den angesehensten und reichsten Häusern Bozens. 1811 wurde Annette von Menz im Alter von fünfzehn zur Vollwaise. Das Menz-Gumer'sche Vermögen umfasste unter anderem das heutige Palais Toggenburg, Schloss Sigmundskron, die Haselburg, die Gerstburg, Schloss Rafenstein, ein Sommerfrischhaus in Maria Himmelfahrt (heute Toggenburg), das Palais Menz in der Mustergasse und ein anderes herrschaftliches Haus am Obstplatz, einige Geschäftshäuser in der Stadt, viele Meierhöfe und Anteile in vielen Handelsgesellschaften.[1]

In den Jahren 1810–1814 gehörte Bozen vorübergehend zum napoleonischen Königreich Italien. Im Jahre 1811 erregte die Nachricht von der bevorstehenden Vermählung der reichsten Erbin der Stadt mit einem französischen Offizier, Flügeladjutanten des französischen Vizekönigs und Schwiegersohn Napoleons, Eugène de Beauharnais, die Gemüter der Bozner Bürger. Annette von Menz sollte, obwohl erst fünfzehnjährig, im Sinne der napoleonischen Politik, dass sich Angehörige des Kaiserhauses und ihre Freunde möglichst mit den hochgestellten Familien des jeweils besetzten Landes vermischen, um so aus den Besatzern Verbündete und Verwandte zu machen.[2]

Doch dem Familienrat, der neben dem eigentlichen Vormund die Verantwortung für das Mädchen und das Millionenerbe trug, gelang es, die Eheschließung zu verhindern. Aus Zorn darüber ließ der Vizekönig den Anwalt des Familienrates, Franz von Plattner, arrestieren, sowie drei weitere Mitglieder des Familienrates ihrer öffentlichen Amter entheben. Erst im März 1812 wurden die Angeklagten freigesprochen.[3]

Nach einer nur drei Monate währenden Ehe und darauffolgenden Verwitwung heiratet Annette von Menz am 18. April 1819 den Grafen Ludwig von Sarnthein. Aus dieser Ehe, die 48 Jahre bis zu dessen Tod im Jahr 1867 währte, entsprangen sieben Kinder.[4]

Literatur

  • Josef Hirn: Aus Bozens Franzosenzeit. in Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs (V. Heft), Innsbruck 1910
  • Anton von Lutterotti: Annette von Menz, die "Franzosenbraut" in Bozen zur Franzosenzeit 1797–1814", Katalog, Museumsverein Bozen, Bozen 1984, S. 27-33
  • Valentine Kaufmann: Anna von Menz aus Bozen (1796–1869). Geschichte eine Frau - Geschichte einer Stadt, Diplomarbeit, Universität Innsbruck 2007
  • Handelskammer Bozen: Die Familie Menz und die Stadt Bozen, Katalog, Bozen 2009
  • Siglinde Clementi (Hrsg.): Zwischen Teilnahme und Ausgrenzung. Tirol um 1800: Vier Frauenbiographien, Wagner, Innsbruck 2010

Einzelnachweise

  1. Anton von Lutterotti: Annette von Menz, die "Franzosenbraut" in Bozen zur Franzosenzeit 1797–1814", Katalog, Museumsverein Bozen, Bozen 1984, S. 28
  2. Christine Mumelter: Joseph Streiter 1804–1873: Ein vergessener Bürgermeister? Athesia, Bozen 1998.
  3. Christine Plieger: Anna von Menz. Von der Franzosenbraut zur unabhängigen Frau in Südtirol in Wort und Bild, 4. Quartal 2010, S. 27
  4. Valentine Kaufmann: Anna von Menz aus Bozen (1796–1869). Geschichte eine Frau - Geschichte einer Stadt, Diplomarbeit, Universität Innsbruck 2007, S. 85