„Großer Saal (Altes Rathaus Nürnberg)“ – Versionsunterschied

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== Geschichte des Gebäudes ==
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=== 14. Jahrhundert ===
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[[Datei:Altes Rathaus aussen.jpg|miniatur|Südfassade des Alten Rathauses mit dem Großen Saal im Obergeschoss]]
Der zunächst gotische Saalbau entstand als ältester Teil wischen 1332 und 1340 nach den Planungen des Nürnberger Stadtbaumeisters [[Philipp Groß]].
Der zunächst gotische Saalbau entstand als ältester Teil wischen 1332 und 1340 nach den Planungen des Nürnberger Stadtbaumeisters [[Philipp Groß]].
=== Von der Dürerzeit bis zum Barock ===
=== Von der Dürerzeit bis zum Barock ===

Version vom 18. April 2013, 15:06 Uhr

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Innenansicht des Großen Saales im Alten Nürnberger Rathaus im Zustand nach der Restaurierung 1904 (Foto Schmidt, 1907)

Der Große Saal ist ein mehrgeschossiger im Kern gotischer Saalbau auf der Südseite des Gebäudekomplexes des alten Nürnberger Rathauses, der im Obergeschoss den großen Rathaussaal enthält. An den Saalbau des 14. Jahrhunderts schlossen zwei Annexbauten entlang dem Rathaushof nach Norden an, von denen der mit der Ratsstube an der Ostseite erhalten blieb.

Geschichte des Gebäudes

14. Jahrhundert

Südfassade des Alten Rathauses mit dem Großen Saal im Obergeschoss

Der zunächst gotische Saalbau entstand als ältester Teil wischen 1332 und 1340 nach den Planungen des Nürnberger Stadtbaumeisters Philipp Groß.

Von der Dürerzeit bis zum Barock

Großer Saal (Altes Rathaus Nürnberg) perspektivische Innenansicht, Gemälde von Paul Juvenell (1622)

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde das Nürnberger Rathaus umfassend erneuert. In diesem Zusammenhang beschloss der Rat die Ausgestaltung und die Ausmalung des großen Saales nach Entwürfen und unter Regie von Albrecht Dürer. Die Arbeiten wurden 1521 begonnen und 1528/30 beendet. Die Saalausmalung (Triumphzug Kaiser Maximilians) war das seinerzeit größte Wand- und Deckengemälde Europas und wurde dann erst von der zehn Jahre später begonnenen Sixtinischen Kapelle übertroffen.

Von der Barockzeit bis zum 2. Weltkrieg

Im Jahr 1613 fand eine Überarbeitung der Saalbemalung statt. Es wird angenommen, dass es in diesem Zusammenhang - entsprechend dem damaligen Zeitgeist - zu einer Barockisierung der Dürer'schen Originalfassung kam. (Der Umfang der Veränderung ist mangels Dokumentation aus jener Zeit unklar und in Fachkreisen umstritten.)

Zerstörung 1945 und Wiederaufbau

1944/45 brannte nach Bombentreffern während der Luftangriffe auf Nürnberg der gesamte Rathauskomplex bis auf die Umfassungsmauern aus. Erst 1956-62 wurde unter der Leitung von Harald Clauß das Alte Rathaus auf dieser Ruine wieder aufgebaut. Der ursprüngliche Plan den Großen Saal als Sitzungssaal des Stadtrats auszubauen wurde 1962/63 verworfen. An Stelle der mittelaterlichen Verkaufsgewölbe unter dem Saal wurde eine Gaststätte (Ratsstuben) eingebaut. Im Sommer 1978 fand anlässlich des 450. Todesrags Albrecht Dürers fand eine Ausstellung zur Geschichte des Alten Rathauses statt. Der Alte Rathaussaal wurde innenseitig dann aber erst zwischen 1982 und 1985 samt Wandverkleidung und der kassettierten hölzernen Tonnendecke wiederhergestellt. Er ist bis heute unfertig.

Ausmalung

Anlässlich der umfassenden Umgestaltung des Rathaussaales von 1520 bis 1522 im Gesit der Renaissance wurde gemeinsam von Albrecht Dürer und dem Humanisten Willibald Pirckheimer ein Bildprogramm für die Wandbemalung entwickelt. Es enthielt den Triumphwagen Kaiser Maximilians I. und die Verleumdung des Apelles mit zahlreichen allegorischen Figuren die Tugenden, wie Gerechtigkeit, Friedfertigkeit, Vernunft, u.a. auf der geschlossenen Nordwand. Die mit gotischen Spitzbogenfenstern unterbrochene Südwand erhielt medallionartige Rundbilder mit szenischen Darstellungen aus der Antike und diversen Portraits. Die schmale Westwand zierte eine szenische Darstellung des Jüngsten Gerichts.

Mit der Totalzerstörung im Zweiten Weltkrieg galt die Dürer'sche Ausmalung als verloren. 1943/44 wurde eine Fotodokumentation mit Farbdias gefertigt. Diese Dokumentation ging in den Kriegswirren verloren und galt bis in 1980er Jahre verschollen. Da die Wiederherstellung mangels Dokumentation des zerstörten Zustands keine Grundlage hatte und der Gesamteindruck des Saales aber atmosphärisch wiederhergestellt werden sollte, wurde der Maler Michael Mathias Prechtl mit einem Entwurf für eine zeitgenössische Bemalung beauftragt. Nach langer kontroverser und verbitterter Diskussion zog Prechtl seinen Entwurf 1988 zurück, die Wände blieben weiß, die Kommunalpolitik beschloss eine 'Denkpause'. Nach einer Videoinstallation im Sommer des Dürer-Jubiläumsjahrs 2012, bei der sowohl eine Animation auf Grundlage der inzwischen wiederaufgefundenen Fotodokumentation von 1944 wie auch die Projektion des Prechtl-Entwurfs auf der bis heute weißen Wand gezeigt wurde, erhob sich seit September 2012 eine erneute Diskussion um die Wiederherstellung der Ausmalung.


Politisch-Historische Bedeutung

Vom April 1649 bis zum Juli 1650 fand in Nürnberg der Nürnberger Exekutionstag oder Friedensexekutionskongress statt. Die Gesandten des Kaisers verhandelten dort mit den Delegationen aus Schweden, Spanien und Frankreich und zahlreichen Vertretern der Reichsstände, also der Fürsten und Bischöfe des Heiligen Römischen Reichs (das damals terretorial in etwa das heutige Deutschland, Belgien, Österreich Luxemburg und Norditalien umfasste). Die Delegationen verhandelten die Fragen, die bei der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges durch den Westfälischen Frieden in Osnabrück und Münster offen geblieben waren. Die Verhandlung wurden im Grossen Saal geführt. Im Rahmen dieses Kongresses wurde am 25. September 1649 anlässlich der Unterzeichnung des Interims-Recesß ein großes Friedensmahl veranstaltet. Gastgeber war der damalige pfälzische Graf Karl Gustav von Zweibrücken, der 1654 als Karl X. Gustav schwedischer König wurde. Dieses Ereignis wird auf dem bekannten, häufig im Rahmen von Stichen, reproduzierten Gemälde „Das große Friedensmahl“ von Joachim von Sandrart gezeigt. Die Friedensrezesse bestimmten für über 130 Jahre die politische Friedensordnung Mitteleuropas nach Ende des verheerenden Dreißigjährigen Krieges. Damit ist der Saal ein authentischer Ort der Europäischen Friedensgeschichte. (In Länge und Umfang vergleichbare multilaterale Friedensverhandlungen fanden dann erst wieder 1815 mit dem Wiener Kongress und in den 1980er Jahren mit der KSZE statt.)