„Knochenmark“ – Versionsunterschied

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===Anatomischer Aufbau===
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Die inneren Hohlräume der Knochen sind mit einer feinenSchicht von [[Bindegewebe]], dem ''Endost'', überzogen; von ihr ausgehend werden die Hohlräume mit [[Retikulum|retikulärem Bindegewebe]] gefüllt. Dieses Gewebe wird mittels Adern ernährt, die in den Knochen eintreten (''vasa nutrica'') und sich dort zu weiten Kavernen (''Sinusoide'') weiten. Die Wände dieser Kavernen werden von einem besonderen Gewebe gebildet, das zwar wie [[Epithel]] aussiet, aber aus [[Retikulum]]zellen gebildet wurde.
Die inneren Hohlräume der Knochen sind mit einer feinenSchicht von [[Bindegewebe]], dem ''Endost'', überzogen; von ihr ausgehend werden die Hohlräume mit [[Retikulum|retikulärem Bindegewebe]] gefüllt. Dieses Gewebe wird mittels Adern ernährt, die in den Knochen eintreten (''vasa nutrica'') und sich dort zu weiten Kavernen (''Sinusoide'') weiten. Die Wände dieser Kavernen werden von einem besonderen Gewebe gebildet, das zwar wie [[Epithel]] aussieht, aber aus [[Retikulum]]zellen gebildet wurde.


Aufgabe dieses Gewebes ist nicht nur die Versorgung des dahinter liegenden Gewebes, wie es jede Kapillarwand leistet, sondern zusätzlich auch, den dahinter produzierten Blutzellen eine Möglichkeit zu bieten, in das Blut überzutreten. Granulozyten, Monozyten und Thrombozyten werden dabei aktiv tätig, doch die Erytrozyten sind dazu nicht in der Lage, da es offensichtlich keine dauerhaften Lücken in der Aderwand gibt, die dafür geeignet wären. Deswegen vermutet man, dass die Retikulo-Endothelzellen auseinander weichen, wenn Erytrozyten in die Blutbahn abgegeben werden sollen. Zusätzlich müssen sich die Erytrozyten dabei vermutlich stark verformen, so dass dieser Vorgang zugleich einen Funktionstest für die fertigen Blutkörperchen darstellen würde.
Aufgabe dieses Gewebes ist nicht nur die Versorgung des dahinter liegenden Gewebes, wie es jede Kapillarwand leistet, sondern zusätzlich auch, den dahinter produzierten Blutzellen eine Möglichkeit zu bieten, in das Blut überzutreten. Granulozyten, Monozyten und Thrombozyten werden dabei aktiv tätig, doch die Erytrozyten sind dazu nicht in der Lage, da es offensichtlich keine dauerhaften Lücken in der Aderwand gibt, die dafür geeignet wären. Deswegen vermutet man, dass die Retikulo-Endothelzellen auseinander weichen, wenn Erytrozyten in die Blutbahn abgegeben werden sollen. Zusätzlich müssen sich die Erytrozyten dabei vermutlich stark verformen, so dass dieser Vorgang zugleich einen Funktionstest für die fertigen Blutkörperchen darstellen würde.

Version vom 25. Juni 2004, 12:34 Uhr

Das Knochenmark (lat: Medulla ossium) ist etwa ab dem Ende des vierten Embryonalmonats (dem Beginn der medullären Phase) das wichtigste blutbildende Organ des Menschen. Es füllt die Hohlräume der Knochen (Markhöhlen oder Spongiosahöhlen genannt). Dort arbeiten bestimmte Arten von Stammzellen, die neue Blutzellen erzeugen: Leukozyten, B-Lymphozyten, rote Blutkörperchen, Monozyten und die Thrombozyten.

Im Durchschnitt besitzt ein Erwachsener etwa 2.600g Knochenmark, entsprechend 4,6% des Körpergewichts oder dem Gewicht der Leber. Etwa die Hälfte dieser Masse besteht aus rotem Knochenmark, der Rest hauptsächlich aus Fettmark. Im Knochenmark befinden sich circa 10% allen Blutes des Körpers.

Anatomischer Aufbau

Die inneren Hohlräume der Knochen sind mit einer feinenSchicht von Bindegewebe, dem Endost, überzogen; von ihr ausgehend werden die Hohlräume mit retikulärem Bindegewebe gefüllt. Dieses Gewebe wird mittels Adern ernährt, die in den Knochen eintreten (vasa nutrica) und sich dort zu weiten Kavernen (Sinusoide) weiten. Die Wände dieser Kavernen werden von einem besonderen Gewebe gebildet, das zwar wie Epithel aussieht, aber aus Retikulumzellen gebildet wurde.

Aufgabe dieses Gewebes ist nicht nur die Versorgung des dahinter liegenden Gewebes, wie es jede Kapillarwand leistet, sondern zusätzlich auch, den dahinter produzierten Blutzellen eine Möglichkeit zu bieten, in das Blut überzutreten. Granulozyten, Monozyten und Thrombozyten werden dabei aktiv tätig, doch die Erytrozyten sind dazu nicht in der Lage, da es offensichtlich keine dauerhaften Lücken in der Aderwand gibt, die dafür geeignet wären. Deswegen vermutet man, dass die Retikulo-Endothelzellen auseinander weichen, wenn Erytrozyten in die Blutbahn abgegeben werden sollen. Zusätzlich müssen sich die Erytrozyten dabei vermutlich stark verformen, so dass dieser Vorgang zugleich einen Funktionstest für die fertigen Blutkörperchen darstellen würde.

Im Knochenmark finden sich übrigens keine Lymphgefäße.

Rotes Knochenmark

Nur im roten Knochenmark (lat.: medulla ossium rubra) finden sich die blutbildenden Zellen. Es handelt sich um etwa 400g, von denen jeweils 180g an der Erytropoese und der Leukopoese beteiligt sind. Die übrigen 40g entfallen auf Zellen, die Thrombozyten produzieren.
Während beim Säugling das rote Knochenmark überall im Knochen zu finden ist, konzentriert sich beim Erwachsenen das rote Knochenmark auf die platten Knochen und die Knochenschäfte der Röhrenknochen. In den gelenknahen Knochenteilen (den Diaphysen) wird das rote Knochenmark mit zunehmenden Alter durch Fettmark ersetzt. Doch auch innerhalb des roten Knochenmarks finden sich Fettzellen, von 35% in den Wirbelkörpern bis zu 75% in den Rippen.

Gelbes Knochenmark (Fettmark)

Im gelben Knochenmark (lat.: medulla ossium flava) sind besonders große Mengen Fett in die Retikulumzellen eingelagert, wodurch das Mark gelb wirkt. Gelbes Knochenmark kann keine Blutzellen produzieren, wird vom Körper aber bei starkem Blutverlust wieder zu rotem Knochenmark zurück gebildet.
Gelbes Knochenmark findet sich hauptsächlich in den gelenknahen Bereichen (Diaphysen) der Röhrenknochen.

Weißes Knochenmark (Gallertiges Knochenmark)

Bei dieser Variante des gelben Knochenmarks sind die Fetteinlagerungen durch Wasser ersetzt; daher das gallertige Aussehen. Weißes Knochenmark kann nicht mehr zu rotem Knochenmark rückgewandelt werden, es ist also eine degenerierte Form des Marks. Diese Variante tritt meist im Greisenalter oder bei Schwerkranken auf.


Knochenmark-Transplantationen

Knochenmark kann transplantiert werden. Es wird aus den platten Knochen, in der Regel dem Beckenkamm, durch eine große Nadel von einem HLA-kompatiblen Spender extrahiert und dem Empfänger transfundiert.

Ein kompatibler Spender kann durch Bluttests gefunden werden. Beim perfekten Spender passen die insgesamt sechs HLA-Typen genau zum Empfänger, wodurch die Transplantation in der Regel erfolgreich ist. Wenn nur vier oder fünf Merkmale passen, kann die Transplantation auch erfolgreich sein, die Wahrscheinlichkeit ist aber geringer.

  • Histologie, Zytologie und Mikroanatomie des Menschen von Helmut Leonardt, Thieme Verlag, ISBN 3-13-371506-2
  • Repetitorium der Histologie von Dr. W. Tackmann, Berlin (ohne ISBN)