„Bobo (Gesellschaft)“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K doppelten Wikilink entfernt und form
Zeile 2: Zeile 2:
'''Bobo''' ist ein [[Neologismus]], [[Oxymoron]] und [[Akronym]], da sich die Abkürzung aus den Wörtern [[Bourgeoisie|bourgeois]] und [[Boheme|bohémien]] zusammensetzt.
'''Bobo''' ist ein [[Neologismus]], [[Oxymoron]] und [[Akronym]], da sich die Abkürzung aus den Wörtern [[Bourgeoisie|bourgeois]] und [[Boheme|bohémien]] zusammensetzt.


Der Begriff „Bobo“ wurde durch das im Jahr 2000 erschienene populärwissenschaftliche Buch ''Bobos in Paradise'' von dem [[Kolumnist|Kolumnisten]] der ''[[New York Times]]'' [[David Brooks (Journalist)|David Brooks]] geprägt, der sich selbst als Bobo bezeichnet.
Der Begriff „Bobo“ wurde durch das im Jahr 2000 erschienene populärwissenschaftliche Buch ''Bobos in Paradise'' von dem [[Kolumnist]]en der ''[[New York Times]]'' [[David Brooks (Journalist)|David Brooks]] geprägt, der sich selbst als Bobo bezeichnet. Er bezeichnet dementsprechend ursprünglich die US-amerikanische Oberschicht am Ende der 1990er-Jahre, die „Konservativen in Jeans“<ref>Tobias Dürr: ''[http://www.zeit.de/2001/18/Hellsichtige_Momentaufnahme Hellsichtige Momentaufnahme].'' In: ''[[Die Zeit]]'' 18/2001.</ref> und „Kapitalisten der Gegenkultur“.<ref>Angela Hohmann: ''[http://www.taz.de/index.php?id=archiv&dig=2001/06/30/a0203 Die Revolte als Pose].'' In: ''[[die tageszeitung|taz]],'' 30. Juni 2001.</ref>
Er bezeichnet dementsprechend ursprünglich die US-amerikanische Oberschicht am Ende der 1990er-Jahre, die „Konservativen in Jeans“<ref>Tobias Dürr: ''[http://www.zeit.de/2001/18/Hellsichtige_Momentaufnahme Hellsichtige Momentaufnahme].'' In: ''[[Die Zeit]]'' 18/2001.</ref> und „Kapitalisten der Gegenkultur“.<ref>Angela Hohmann: ''[http://www.taz.de/index.php?id=archiv&dig=2001/06/30/a0203 Die Revolte als Pose].'' In: ''[[die tageszeitung|taz]],'' 30. Juni 2001.</ref>


{{Zitat|‚Bobos‘, das ist der Name, den David Brooks der neuen Elite des Informationszeitalters gegeben hat. Der Lebensstil der Bobos führt zusammen, was bisher als unvereinbar galt: Reichtum und Rebellion, beruflicher Erfolg und eine nonkonformistische Haltung, das Denken der [[Hippie]]s und der unternehmerische Geist der [[Yuppie]]s. Der ‚[[Bourgeoisie|bourgeoise]] [[Bohemien]]‘ ist ein neuer [[Idealtypus|Typus]], der idealistisch lebt, einen sanften [[Materialismus]] pflegt, korrekt und kreativ zugleich ist und unser gesellschaftliches, kulturelles und politisches Leben zunehmend prägt. Brooks zeichnet ein witziges und genaues Bild von der Macht und den [[Marotte]]n der neuen [[Oberschicht]].|David Brooks|''Die Bobos. Der Lebensstil der neuen Elite.'' Klappentext.}}
{{Zitat|‚Bobos‘, das ist der Name, den David Brooks der neuen Elite des Informationszeitalters gegeben hat. Der Lebensstil der Bobos führt zusammen, was bisher als unvereinbar galt: Reichtum und Rebellion, beruflicher Erfolg und eine nonkonformistische Haltung, das Denken der [[Hippie]]s und der unternehmerische Geist der [[Yuppie]]s. Der ‚bourgeoise [[Bohemien]]‘ ist ein neuer [[Idealtypus|Typus]], der idealistisch lebt, einen sanften [[Materialismus]] pflegt, korrekt und kreativ zugleich ist und unser gesellschaftliches, kulturelles und politisches Leben zunehmend prägt. Brooks zeichnet ein witziges und genaues Bild von der Macht und den [[Marotte]]n der neuen [[Oberschicht]].|David Brooks|''Die Bobos. Der Lebensstil der neuen Elite.'' Klappentext.}}


Mit dem Begriff „Bobos“ ist der Vorwurf verbunden, dass deren scheinbare Teilnahme am Leben der kopierten [[Szene (Soziologie)|Szenen]] und [[Subkultur]]en durch ihre erheblich höhere Kaufkraft zum raschen Anstieg der Mieten und damit zur Verdrängung der ursprünglichen Bewohner führe. Die Bobos würden somit als Speerspitze einer beschleunigten [[Gentrifizierung]] wirken. Neben der – volkswirtschaftlich positiv zu bewertenden – Aufwertung der Wohnsubstanz komme es oft zur Bildung von wohlhabenden, sozial homogenen Stadtvierteln, aus denen die für das Viertel vordem typischen Lebensweisen völlig verschwunden seien.
Mit dem Begriff „Bobos“ ist der Vorwurf verbunden, dass deren scheinbare Teilnahme am Leben der kopierten [[Szene (Soziologie)|Szenen]] und [[Subkultur]]en durch ihre erheblich höhere Kaufkraft zum raschen Anstieg der Mieten und damit zur Verdrängung der ursprünglichen Bewohner führe. Die Bobos würden somit als Speerspitze einer beschleunigten [[Gentrifizierung]] wirken. Neben der – volkswirtschaftlich positiv zu bewertenden – Aufwertung der Wohnsubstanz komme es oft zur Bildung von wohlhabenden, sozial homogenen Stadtvierteln, aus denen die für das Viertel vordem typischen Lebensweisen völlig verschwunden seien.
Zeile 12: Zeile 11:
[[Guillaume Paoli]] schrieb 2007 in Bezug auf die [[Kastanienallee (Berlin)|Kastanienallee]] in [[Berlin]], die in den zehn Jahren zuvor einen fast vollständigen Austausch der Bewohnerschaft erfahren hatte: „Für ein Stadtviertel ist ein Boboschwarm so verheerend wie für exotische Länder ein Touristeneinfall.“<ref>[[Guillaume Paoli]]: [http://www.scheinschlag.de/archiv/aktuell/dateien/texte/05.html ''Willkommen in Bobocity'']. In: ''Scheinschlag – Berliner Stadtzeitung.''</ref>
[[Guillaume Paoli]] schrieb 2007 in Bezug auf die [[Kastanienallee (Berlin)|Kastanienallee]] in [[Berlin]], die in den zehn Jahren zuvor einen fast vollständigen Austausch der Bewohnerschaft erfahren hatte: „Für ein Stadtviertel ist ein Boboschwarm so verheerend wie für exotische Länder ein Touristeneinfall.“<ref>[[Guillaume Paoli]]: [http://www.scheinschlag.de/archiv/aktuell/dateien/texte/05.html ''Willkommen in Bobocity'']. In: ''Scheinschlag – Berliner Stadtzeitung.''</ref>


In [[Wien]] wurde für die Gegend um den [[Wiener_Naschmarkt|Naschmarkt]], das [[MuseumsQuartier]], den [[Spittelberg (Wien)|Spittelberg]], das [[Karmeliterviertel]], den [[Brunnenmarkt]] sowie für Teile der inneren westlichen Bezirke ([[Mariahilf]], [[Neubau (Wien)|Neubau]], [[Josefstadt (Wien)|Josefstadt]] und [[Alsergrund]]) von [[Andrea Maria Dusl]] der Begriff „Boboville“ geprägt. Zum ersten Mal gebrauchte sie den Ausdruck „Boboville“ in einer Zeichnung für die Zeitung ''[[Falter (Wochenzeitung)|Der Falter]].''<ref name="Pic 1" />
In [[Wien]] wurde für die Gegend um den [[Wiener Naschmarkt|Naschmarkt]], das [[MuseumsQuartier]], den [[Spittelberg (Wien)|Spittelberg]], das [[Karmeliterviertel]], den [[Brunnenmarkt]] sowie für Teile der inneren westlichen Bezirke ([[Mariahilf]], [[Neubau (Wien)|Neubau]], [[Josefstadt (Wien)|Josefstadt]] und [[Alsergrund]]) von [[Andrea Maria Dusl]] der Begriff „Boboville“ geprägt. Zum ersten Mal gebrauchte sie den Ausdruck „Boboville“ in einer Zeichnung für die Zeitung ''[[Falter (Wochenzeitung)|Der Falter]].''<ref name="Pic 1" />


Der Chanteur [[Renaud Séchan|Renaud]] stellt mit ''[[Les Bobos]]''&nbsp;(vom Album ''Rouge Sang'', 2006) ein Porträt dieser sozialen Schicht dar.
Der Chanteur [[Renaud Séchan|Renaud]] stellt mit ''[[Les Bobos]]''&nbsp;(vom Album ''Rouge Sang'', 2006) ein Porträt dieser sozialen Schicht dar.

Version vom 1. Dezember 2018, 02:42 Uhr

Bobo ist ein Neologismus, Oxymoron und Akronym, da sich die Abkürzung aus den Wörtern bourgeois und bohémien zusammensetzt.

Der Begriff „Bobo“ wurde durch das im Jahr 2000 erschienene populärwissenschaftliche Buch Bobos in Paradise von dem Kolumnisten der New York Times David Brooks geprägt, der sich selbst als Bobo bezeichnet. Er bezeichnet dementsprechend ursprünglich die US-amerikanische Oberschicht am Ende der 1990er-Jahre, die „Konservativen in Jeans“[1] und „Kapitalisten der Gegenkultur“.[2]

„‚Bobos‘, das ist der Name, den David Brooks der neuen Elite des Informationszeitalters gegeben hat. Der Lebensstil der Bobos führt zusammen, was bisher als unvereinbar galt: Reichtum und Rebellion, beruflicher Erfolg und eine nonkonformistische Haltung, das Denken der Hippies und der unternehmerische Geist der Yuppies. Der ‚bourgeoise Bohemien‘ ist ein neuer Typus, der idealistisch lebt, einen sanften Materialismus pflegt, korrekt und kreativ zugleich ist und unser gesellschaftliches, kulturelles und politisches Leben zunehmend prägt. Brooks zeichnet ein witziges und genaues Bild von der Macht und den Marotten der neuen Oberschicht.“

David Brooks: Die Bobos. Der Lebensstil der neuen Elite. Klappentext.

Mit dem Begriff „Bobos“ ist der Vorwurf verbunden, dass deren scheinbare Teilnahme am Leben der kopierten Szenen und Subkulturen durch ihre erheblich höhere Kaufkraft zum raschen Anstieg der Mieten und damit zur Verdrängung der ursprünglichen Bewohner führe. Die Bobos würden somit als Speerspitze einer beschleunigten Gentrifizierung wirken. Neben der – volkswirtschaftlich positiv zu bewertenden – Aufwertung der Wohnsubstanz komme es oft zur Bildung von wohlhabenden, sozial homogenen Stadtvierteln, aus denen die für das Viertel vordem typischen Lebensweisen völlig verschwunden seien.

Beispiele für die Verwendung des Begriffs

Guillaume Paoli schrieb 2007 in Bezug auf die Kastanienallee in Berlin, die in den zehn Jahren zuvor einen fast vollständigen Austausch der Bewohnerschaft erfahren hatte: „Für ein Stadtviertel ist ein Boboschwarm so verheerend wie für exotische Länder ein Touristeneinfall.“[3]

In Wien wurde für die Gegend um den Naschmarkt, das MuseumsQuartier, den Spittelberg, das Karmeliterviertel, den Brunnenmarkt sowie für Teile der inneren westlichen Bezirke (Mariahilf, Neubau, Josefstadt und Alsergrund) von Andrea Maria Dusl der Begriff „Boboville“ geprägt. Zum ersten Mal gebrauchte sie den Ausdruck „Boboville“ in einer Zeichnung für die Zeitung Der Falter.[4]

Der Chanteur Renaud stellt mit Les Bobos (vom Album Rouge Sang, 2006) ein Porträt dieser sozialen Schicht dar.

Auf dem Album Code B von Bela B. handelt das Lied Bobotanz von Bobos.

Einige prominente Personen, wie etwa Carla Bruni, sind laut eigener Erklärung Bobos.[5]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Tobias Dürr: Hellsichtige Momentaufnahme. In: Die Zeit 18/2001.
  2. Angela Hohmann: Die Revolte als Pose. In: taz, 30. Juni 2001.
  3. Guillaume Paoli: Willkommen in Bobocity. In: Scheinschlag – Berliner Stadtzeitung.
  4. Andrea Maria Dusl: Boboville Vienne. (JPG) In: Der Falter, 51/52 2005. Abgerufen am 23. Oktober 2017.
  5. The Telegraph: First Lady no longer ‘feels Left-wing’ .