„Alliierte Kommandantur“ – Versionsunterschied

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== Weblinks ==
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* [http://deposit.d-nb.de/online/vdr/rechtsq.htm Digitalisierte Gesetzgebung der Alliierten Kommandantur]
* [http://deposit.dnb.de/online/vdr/rechtsq.htm Digitalisierte Gesetzgebung der Alliierten Kommandantur]
* {{Webarchiv |url=http://www.dhm.de/~roehrig/ws9596/texte/kk/dhm/z1948.html |wayback=20111223225512 |text=Zeittafel (DHM)}}: ''„13. August 1948: In Berlin holt die sowjetische Delegation ihre Flagge vor der Alliierten Kommandantur ein und zieht endgültig aus dem Gebäude in der Kaiserwerther …“''
* {{Webarchiv |url=http://www.dhm.de/~roehrig/ws9596/texte/kk/dhm/z1948.html |wayback=20111223225512 |text=Zeittafel (DHM)}}: ''„13. August 1948: In Berlin holt die sowjetische Delegation ihre Flagge vor der Alliierten Kommandantur ein und zieht endgültig aus dem Gebäude in der Kaiserwerther …“''
* [http://www.verfassungen.de/de/be/berlin50-1.htm ''Erklärung der Alliierten Kommandantur über Berlin vom 5. Mai 1955''] (Die Westalliierten erklären ihre Sicht über den Status von West-Berlin; Änderung zu 1950; bei verfassungen.de)
* [http://www.verfassungen.de/de/be/berlin50-1.htm ''Erklärung der Alliierten Kommandantur über Berlin vom 5. Mai 1955''] (Die Westalliierten erklären ihre Sicht über den Status von West-Berlin; Änderung zu 1950; bei verfassungen.de)

Version vom 18. Mai 2019, 08:20 Uhr

Gebäude der Alliierten Kommandantur

Die Alliierte Kommandantur (Originalbezeichnung: Alliierte Kommandatura, ursprünglich: Interalliierte Militärkommandantur; russisch: Komendatura) war eine alliierte Behörde, durch die die vier Besatzungsmächte USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg die gemeinsame Regierung Groß-Berlins ausübten. Sie setzte sich aus vier Stadtkommandanten zusammen, die von den entsprechenden Vertretern der Besatzungsmächte im Alliierten Kontrollrat ernannt worden waren. Von 1945 bis 1949 unterstand sie dem Kontrollrat, nach dessen Scheitern als oberstes gemeinsames Kontrollorgan wurde sie von der Alliierten Hohen Kommission geführt.

Im besetzten Wien gab es eine alliierte Kommandantur, die der Alliierten Kommission für Österreich unterstellt war.

Geschichte

Gedenktafel am Gebäude Kaiserswerther Straße 16/18 in Berlin-Dahlem
Alliierte Stadtkommandanten 1949: Gen. Bourne (GB), Gen. Howley (USA), Gen. Kotikov (UdSSR), Gen. Ganeval (F)

Bereits im September 1944 hatten sich Großbritannien, die USA und die Sowjetunion darauf verständigt, dass nach der deutschen bedingungslosen Kapitulation Groß-Berlin nicht als Teil der sowjetischen Besatzungszone gelten, sondern dass es „ein spezielles Berlin-Gebiet […] unter gemeinsamer Besetzung der drei Mächte“ mit einem einheitlichen Sonderstatus geben solle.[1] Auf der Konferenz von Jalta 1945 erzielten die Hauptsiegermächte Einigkeit darüber, auch Frankreich als Besatzungsmacht mit Sitz und Stimme im Alliierten Kontrollrat anzuerkennen. Daher erhielt es einen eigenen „Sektor“ Berlins.

Nachdem britische und US-amerikanische Truppen in die von der Roten Armee eroberte deutsche Reichshauptstadt eingerückt waren,[2] trat die Alliierte Kommandantur für Berlin zum ersten Mal am 11. Juli 1945 in den Räumen der sowjetischen Zentralkommandantur zusammen.[3] Ab 25. Juli 1945 zog die Kommandantur in den amerikanischen Sektor nach Berlin-Dahlem in die Kaiserswerther Straße 16/18. In dem von Heinrich Straumer errichteten ehemaligen Hauptsitz des Verbandes der öffentlichen Feuerversicherungsanstalten regierte die Alliierte Kommandantur in Form von „Anordnungen an den Berliner Magistrat und an den Oberbürgermeister“. Diese Anordnungen mussten einstimmig von den vier Kommandanten beschlossen werden. Wenn diese sich nicht einigen konnten, ersuchten sie um Vermittlung des Koordinierungsausschusses des Alliierten Kontrollrates.

Die Kommandantur, bestehend aus den Stadtkommandanten der Besatzungsmächte, wurde dem Alliierten Kontrollrat außerhalb der zonalen Zuständigkeiten der vier militärischen Oberbefehlshaber unterstellt.[2]

Am 16. Juni 1948 zog der sowjetische Vertreter Alexander Kotikow einseitig aus der Alliierten Kommandantur aus.[4] Die westlichen Vertreter erklärten am 21. Dezember 1948, dass die Alliierte Kommandantur fortbestehe und ließen symbolisch bei ihren Beratungen einen Platz für den sowjetischen Vertreter frei. Ihre Entscheidungen konnten sie allerdings nur in den drei westlichen Sektoren durchsetzen, vorbehaltlich der Rechte und Verantwortlichkeiten, die alle Vier Mächte für Berlin als Ganzes innehatten.

Offiziell beendet wurde die Tätigkeit der Alliierten Kommandantur mit Inkrafttreten des Zwei-plus-Vier-Vertrages 1991. Das Gebäude wird seit 1994 von der Freien Universität Berlin als Präsidialamt genutzt.

Militärmissionen

Gemäß Art. 8 Londoner Abkommen über Kontrolleinrichtungen vom 14. November 1944 waren 16 andere Siegermächte eingeladen, Militärmissionen beim Alliierten Kontrollrat einzurichten, um die Belange ihrer Regierungen in den Deutschland als Ganzes betreffenden Angelegenheiten einbringen zu können. 15 Staaten machten hiervon Gebrauch.[5]

Nach dem Auszug der UdSSR aus dem Alliierten Kontrollrat 1948 war es an der später gebildeten Alliierten Hohen Kommission, über Anträge zu befinden, insbesondere die sich ablösenden Leiter der Missionen zu beglaubigen. 1955 ging diese Funktion an die drei westlichen Botschafter in Bonn über. Wenn der neue Chef einer Militärmission sein Amt antrat, stellte ihn einer der alliierten Protokollchefs dem vorsitzführenden Stadtkommandanten vor. Die beiden Stadtkommandanten aus den anderen Sektoren wohnten der Zeremonie, an der seit 1951 kein sowjetischer Vertreter mehr teilgenommen hat, bei. Sie fand im Alliierten Kontrollratsgebäude statt. Die beiden östlichen Missionsleiter aus Polen und der Tschechoslowakei, die sich gemäß dem sowjetischen Standpunkt der Nichtexistenz des Kontrollrates der Zeremonie entzogen, behandelten die alliierten Behörden als „amtierende Chefs“ wie die sonstigen Mitglieder der Missionen, die keiner Beglaubigung bedurften und nur im Voraus ihre Ankunft anzeigen mussten.

Ebenfalls bei der Alliierten Kommandantur akkreditiert war in den ersten Nachkriegsjahren eine „Heimschaffungsdelegation“, die sich mit der Heimführung schweizerischer Staatsangehöriger aus den früheren deutschen Ostgebieten befasste. Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 wurde aus der „Heimschaffungsdelegation“ eine „Schweizerische Delegation“. 1973 wurde die Delegation in ein Generalkonsulat umgewandelt. Sie hatte ihren Sitz in dem Gebäude im Spreebogen, in dem seit der deutschen Wiedervereinigung, wie schon vor dem Krieg, die Schweizerische Botschaft in Berlin residiert.

Alle Missionen genossen diplomatische Immunität[6] und waren den Besatzungsbehörden gleichgestellt. Ihre Fahrzeuge trugen Sonderkennzeichen „MM“ mit alliierter Zulassungsnummer und das jeweilige Nationalitätszeichen.

Liste der Militärmissionen (MM)

Staat Gründungs­jahr Adresse[7] Entwicklung der MM Jahr der Schließung
Australien 1945 Olympiastadion, Westend MM bestand formal bis 1991,
Leiter in Bonn, Kölner Straße 157
1991
Belgien 1945 Stößerstraße 16–18, Konradshöhe MM bestand formal bis 1991,[8]
Leiter in Bonn, Kaiser-Friedrich-Straße 22
(MilAtt in der Rheinallee 31a)
1991
Brasilien 1946 Wannsee MM wurde 1950 in ein Konsulat umgewandelt 1950
China (Nationalchina) 1945 Podbielskiallee 62, Dahlem 1950 Schließung der MM „aus ökonomischen Gründen“ 1950
Dänemark 1946 Drakestraße 1[9] Tiergarten (ehem. Dänische Gesandtschaft),
1949 Tiergartenstraße 48, Tiergarten
MM bestand formal bis 1991,
Leiter in Bonn, Poppelsdorfer Straße 45
1991
Griechenland 1946 Graf-Spee-Straße 13–15, Tiergarten,
1953: Uhlandstraße 7, Charlottenburg
MM bestand formal bis 1991,
Leiter in Bonn, Koblenzer Straße 73a
(MilAtt in der Meckenheimer Allee 143)
1991
Indien 1946 Olympiastadion, Westend 1947 Ernennung des zivilen Geschäftsträgers zum General,
1949 Akkreditierung bei der Alliierten Hohen Kommission auf dem Petersberg[10]
1949
Jugoslawien 1945 Rauchstraße 17/18,[11] Tiergarten (ehem. Jugoslawische Gesandtschaft), 1954 Taubertstraße 18, Grunewald MM bestand bis 1991 1991
Kanada 1946 Olympiastadion, Westend MM bestand formal bis 1991,
Leiter in Bonn, Zitelmannstraße 22
1991
Luxemburg 1946 Ulmenallee 32, Westend MM bestand formal bis 1991,
Leiter und Adresse in Köln, Martinstraße 20
1991
Niederlande 1945 Hohenzollerndamm 46, Grunewald,
später: Meierottostraße 7, Wilmersdorf
MM bestand formal bis 1991,
Leiter in Bonn, Sträßchensweg 2
1991
Norwegen 1945 Rauchstraße 11[12] Tiergarten (ehem. Norwegische Gesandtschaft) MM bestand formal bis 1991,
Leiter in Bonn, Gotenstraße 163
1991
Polen 1945 Schlüterstraße 42, Charlottenburg,
später Lassenstraße 19–21,[13] Grunewald
MM bestand bis 1991 1991
Südafrika 1946 Olympiastadion, Westend MM bestand formal bis 1991,
Leiter und Adresse in Köln, Heumarkt 1
1991
Tschechoslowakei 1945 Limonenstraße 27, Dahlem,
Residenz des Leiters in der Podbielskiallee 54, Dahlem[14]
MM bestand bis 1991 1991

Siehe auch

Literatur

Anmerkungen

  1. Protokoll betreffend die Besatzungszonen und die Verwaltung von „Groß-Berlin“, Vereinbarung der European Advisory Commission, paraphiert am 12. September 1944.
  2. a b Dieter Mahncke, Berlin-Problem, in: Wichard Woyke (Hrsg.): Handwörterbuch Internationale Politik, 3. Aufl., Leske + Budrich, Opladen 1986, ISBN 978-3-8100-0539-7, ISBN 978-3-663-20299-8 (eBook), S. 64–75, hier S. 64 f.
  3. Vgl. dazu die Resolution der Alliierten vom 7. Juli 1945 über die gemeinsame Verwaltung Berlins; Ingo von Münch (Hrsg.), Dokumente des geteilten Deutschland. Quellentexte zur Rechtslage des Deutschen Reiches, der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik. Bd. 1, 2., unv. Aufl., Stuttgart 1976, S. 137.
  4. Vgl. dazu die sowjetische Verlautbarung vom 1. Juli 1948 über die Einstellung der Mitarbeit der Sowjetunion an der Arbeit der Alliierten Kommandatura der Stadt Berlin seit 16. Juni 1948; Dokumente zur Berlin-Frage 1944–1966, hrsg. vom Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V., Bonn, in Zusammenarbeit mit dem Senat von Berlin, 3. Aufl., München 1967, S. 66 f.
  5. Neuseeland verzichtete auf die Einrichtung einer Militärmission.
  6. Die Militärmissionen in Berlin hatten de facto diplomatischen Status und ihnen wurden viele diplomatische Privilegien gewährt. Sie ersetzten die Botschaft oder die Gesandtschaft und ihre Tätigkeit umfasste die üblichen diplomatischen und konsularischen Aktivitäten. Überdies boten sie vielen Problemen die Stirn, die mit dem Ende des Krieges und einigen Staatsinteressen zusammen hingen. Diese waren Restitution und Reparation, die Heimkehr deutscher Kriegsgefangener und evakuierter Menschen zurück nach Deutschland, die Heimkehr internierter und anderer Kriegsgefangener aus Deutschland in ihre Länder, die Suche nach vermissten Menschen und Kriegsgräbern, aber auch Aktivitäten im Bereich der sozialen Arbeit zwischen den eigenen Staatsangehörigen in Deutschland und die Wiedererneuerung der gewöhnlichen Handelsbeziehungen (Text auf der Website der Tschechischen Botschaft).
  7. Wegen der Kriegszerstörungen in Berlin erfolgte zunächst eine provisorische Unterbringung: Im Amerikanischen Sektor: Brasilien, National-China, Dänemark, Tschechoslowakei. Im Britischen Sektor: Australien, Griechenland, Indien, Kanada, Niederlande, Norwegen, Polen, Südafrika. Im Französischen Sektor: Belgien, Luxemburg. Im Sowjetischen Sektor: Jugoslawien.
  8. Belgien behielt einen Oberst bis 1988 in Berlin, als letzter der westlichen Staaten.
  9. Drakestraße 1 wurde 1949 Konsulat, 1977 an Wohnungsbaugesellschaft „Neue Heimat“ verkauft.
  10. Diese Akkreditierung hatte die sehr frühe (als erster Staat überhaupt, noch vor den westlichen Siegermächten) Beendigung des Kriegszustands und die diplomatische Anerkennung der Bundesrepublik Deutschland zur Folge.
  11. Rauchstraße 17/18 1953 an ORG (Oberstes Rückerstattungsgericht für Berlin, eine Behörde des Alliierten Kontrollrates), 1999 an DGAP (Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik).
  12. Rauchstraße 11 (heute: Georgische Botschaft).
  13. Lassenstraße 19–21 (heute: Polnische Botschaft).
  14. Limonenstraße 27 (heute: Teil der Freien Universität), Podbielskiallee 54 (heute: Lessing-Hochschule für Erwachsenenbildung).

Koordinaten: 52° 26′ 53″ N, 13° 17′ 9″ O