„Sektflaschenöffner“ – Versionsunterschied

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Beim „werkzeuglosen“ Öffnen wird anschließend der Boden der Flasche auf der Handfläche platziert, während mit der anderen Hand der Korken festgehalten wird. Die leicht schräg gehaltene Flasche (aber nicht der Korken!) wird solange in einer Richtung gedreht, bis sich der Korken mit einem „leichten Zischen“ aus dem Flaschenhals löst.<ref name="champagne.fr" /><ref name="focus-93977" />
Beim „werkzeuglosen“ Öffnen wird anschließend der Boden der Flasche auf der Handfläche platziert, während mit der anderen Hand der Korken festgehalten wird. Die leicht schräg gehaltene Flasche (aber nicht der Korken!) wird so lange in einer Richtung gedreht, bis sich der Korken mit einem „leichten Zischen“ aus dem Flaschenhals löst.<ref name="champagne.fr" /><ref name="focus-93977" />


Der Gebrauch von Sekt- bzw. Champagneröffner richtet sich nach deren Funktionsweise und ist infolge der Einfachheit der Öffnungswerkzeuge meistens selbsterklärend: Die Öffnungshilfe wird auf den (vorbereiteten) Flaschenkopf aufgesteckt und so platziert, dass die Dreh- oder Hebelkraft auf den Pilzkopf des Sekt- bzw. Champagnerkorkens einwirken kann.<ref name="Dummies" />
Der Gebrauch von Sekt- bzw. Champagneröffner richtet sich nach deren Funktionsweise und ist infolge der Einfachheit der Öffnungswerkzeuge meistens selbsterklärend: Die Öffnungshilfe wird auf den (vorbereiteten) Flaschenkopf aufgesteckt und so platziert, dass die Dreh- oder Hebelkraft auf den Pilzkopf des Sekt- bzw. Champagnerkorkens einwirken kann.<ref name="Dummies" />

Version vom 11. September 2020, 17:19 Uhr

Sekt- bzw. Champagner­öffner (zu­gleich als Nuss­knacker ver­wend­bar)

Ein Sektflaschenöffner oder Champagnerflaschenöffner, kurz Sektöffner bzw. Champagneröffner, auch Sektzange bzw. Champagnerzange, ist ein in verschiedenen Ausformungen hergestelltes, einfaches Werkzeug zum Öffnen einer handelsüblichen Sekt- bzw. Champagnerflasche. Er verhindert, dass der Korken durch die Luft geschleudert wird, und vermeidet oder reduziert zudem das Überschäumen des Getränks.

Geschichte

Das Öffnen einer Sekt- bzw. Champagnerflasche unterscheidet sich grundsätzlich vom Öffnen einer normalen Weinflasche und erfordert eine völlig andere Technik. Der Sekt- bzw. Champagnerkorken hat die Form eines Pilzes. Der aus der Flasche ragende Pilzkopf ist mit einem Drahtgestell, auch Drahtkorb oder Drahtkörbchen, der sogenannten Agraffe gesichert, damit der Überdruck in der Flasche den Korken nicht vorzeitig „knallen“ und womöglich das Getränk überschäumen lässt. Daher erfordert das sachgemäße Öffnen von Sekt oder Champagner einiges Geschick.[1]

Ende des 19. Jahrhunderts kamen „Öffnungshilfen“ in Form von speziellen, einfachen Werkzeugen auf den Markt: Beispielsweise wird in einem 1892 beim A. Hartleben’s Verlag erschienenen Sachbuch über die Champagner-Fabrikation eine Champagnerzange beschrieben.[2] Beim deutschen Schneidwarenhersteller Zwilling J. A. Henckels mit Sitz in Solingen gehörte 1897 laut damaligem „Muster-Buch“ ein Champagnerflaschenöffner zum Sortiment.[3] In der Folge entwickelten sich verschiedene Arten und Ausformungen von Sekt- bzw. Champagneröffnern, die allerdings als Nischenartikel vielfach nur eine begrenzte Zeit lang produziert wurden.

Inzwischen gilt eine Flasche Champagner oder auch Sekt, auf jeden Fall ein hochwertiger Schaumwein, als perfekt geeignet, um einen feierlichen Anlass zu würdigen.[4] Da es Champagner oder Sekt zumeist nur bei besonderen Gelegenheiten gibt, wird das Öffnen einer Flasche heute vielfach als „kleines Ritual“ praktiziert. Dabei gilt es als stilvoll, die Flasche ohne „Korkenknall“ zu öffnen.[1] Mittels Sekt- bzw. Champagneröffner lässt sich in der Regel ein kontrolliertes und zudem sicheres Öffnen gewährleisten. Die Öffner werden vielfach der „gehobenen Tischkultur“ zugerechnet. Einige, teils höherpreisige Modelle sind daher als spezielle Designobjekte ausgebildet und gelten außerdem als typische Geschenkartikel.[5]

Eine besonders spektakuläre Öffnungsart stellt das sogenannte Sabrieren – das Abschlagen des Flaschenkopfes mitsamt Korken mit Hilfe eines Champagnersäbels – dar. Indes bricht meistens beim Anfänger der ganze Flaschenhals ab, so dass laut einschlägigen Ratgebern diese Methode besser erfahrenen Fachleuten wie Sekt-Kellermeistern oder Kellnern überlassen bleiben sollte.[1]

Arten und Funktionsweise

Nussknacker, zugleich als Cham­pag­ner­zange ver­wendbar
Mehrzweck-Flaschen­öffner, auch für Sekt- bzw. Cham­pag­ner­flaschen nutz­bar

Bei allen Öffnungswerkzeugen muss zuvor das Öffnen der Flasche vorbereitet und insbesondere die Agraffe gelöst und entfernt werden.

Siehe nachfolgenden Abschnitt #Handhabung

Neben einigen bekannten Herstellern werden Sekt- bzw. Champagneröffner von verschiedenen kleineren Herstellern und Handelsunternehmen vertrieben, die – teils patentierte – Einzelprodukte wie zum Beispiel „Champagner-Zange“, „Champagner-Stern“ oder „Champagner-Schlüssel“ anbieten.[1]

Die drei genannten Beispiele umschreiben die Hauptbauarten und Funktionsweise: Die meisten Öffner funktionieren nach dem Prinzip einer Zange, indem sie den Pilzkopf des Korkens festhalten und zudem die Hebelkraft zum Lösen des Korkens vergrößern. Champagnerzangen ähneln einem zangenartigen Nussknacker, einige Modelle sind zugleich für beide Zwecke verwendbar. Zumeist sind sie haubenförmig ausgebildet, um den Korken zusätzlich zu sichern. Außerdem gibt es drehgriffartige Öffnermodelle, die auf den Flaschenkopf aufgesteckt und dabei auf den Pilzkopf des Korkens aufgeklemmt werden und so die auf den Korken einwirkende „Drehkraft“ erhöhen. Darüber hinaus gibt es einige Modelle, die eine Art Klemmhebel nutzen.[5]

Sie bestehen meistens aus Metall, teilweise wird auch Kunststoff verwendet. Bei etwaigen Handgriffen ist zudem teils Holz anzutreffen.

Hersteller

Zu den Anbietern von entsprechenden Küchen- bzw. Gastronomie-Utensilien gehören unter anderem:

  • in Deutschland: AdHoc; Broszio (Marke Durandal); Robbe & Berking; Karl Weis; WMF Group
  • in Frankreich: Le Creuset; Sabatier
  • in Großbritannien: KitchenCraft (Marke BarCraft)
  • in Italien: Alessi
  • in den Niederlanden: Vacu Vin
  • in den USA: Champagne Products (in Monrovia, Kalifornien)

Handhabung

Generell sollte eine Sekt- bzw. Champagnerflasche beim Öffnen nicht auf Menschen oder zerbrechliche Gegenstände gerichtet werden.[1] In einer geschüttelten Flasche kann der Druck rund 2,5 Bar betragen, mithin das Zweieinhalbfache des normalen Luftdrucks. Ein mit Knall plötzlich herausschießender Korken kann mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40 Kilometer pro Stunde durch die Luft fliegen und ungünstigstenfalls einigen Schaden anrichten.[6] Außerdem sollte bei einer Sekt- bzw. Champagnerflasche „nie ein Korkenzieher“ verwendet werden, da durch den Überdruck „der Korken samt Korkenzieher entgegenkommen […] [und] böse ins Auge gehen“ könnte.[1]

Die Vorbereitung des Öffnens einer Sekt- bzw. Champagnerflasche – ob ohne oder mit Öffnungswerkzeug – ist stets gleich. Experten wie der französische Wirtschaftsverband Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne empfehlen folgende Vorgehensweise für ein „möglichst stilvolles Öffnen“ – „ohne Korkenknall“:[7][8]

Vorbereitung des Öffnens einer Sekt- bzw. Champagnerflasche

  • Das Getränk sollte vorher mehrere Stunden im Kühlschrank gekühlt werden. Je kühler das Getränk, desto geringer die Neigung zum Überschäumen. Zudem sollte die Flasche vorm Öffnen nicht geschüttelt werden.
  • Beim Öffnen muss zunächst die sogenannte Kapsel (Verkleidung des Flaschenkopfes mitsamt Korken mit zumeist Alu-Folie) zusammen mit einem vielfach vorhandenen Champagnerdeckel entfernt werden. Dies erfolgt mit Hilfe eines teils integrierten Aufreißbands oder durch Aufschneiden der Folie mit einem Kellnermesser.
  • Vor, während und nach Entfernung der Kapsel sollte der Korken mit aufgelegtem Daumen einer Hand am etwaigen „Herausschießen“ gehindert werden. Mit der anderen Hand wird die Agraffe durch Aufdrehen der Drahtkorbschlinge gelöst und vom Korken herabgezogen.

Beim „werkzeuglosen“ Öffnen wird anschließend der Boden der Flasche auf der Handfläche platziert, während mit der anderen Hand der Korken festgehalten wird. Die leicht schräg gehaltene Flasche (aber nicht der Korken!) wird so lange in einer Richtung gedreht, bis sich der Korken mit einem „leichten Zischen“ aus dem Flaschenhals löst.[7][8]

Der Gebrauch von Sekt- bzw. Champagneröffner richtet sich nach deren Funktionsweise und ist infolge der Einfachheit der Öffnungswerkzeuge meistens selbsterklärend: Die Öffnungshilfe wird auf den (vorbereiteten) Flaschenkopf aufgesteckt und so platziert, dass die Dreh- oder Hebelkraft auf den Pilzkopf des Sekt- bzw. Champagnerkorkens einwirken kann.[1]

Rezeption

Im postkolonialen afrikanischen Senegal übernehmen bestimmte senegalesische Würdenträger, die in ökonomischer Abhängigkeit zur ehemaligen Kolonialmacht Frankreich stehen, teils das „Gebaren der europäischen Bourgeoisie“ sowie afrikanische Performanzen der Aneignung und Imitation des „französischen Savoir vivre“ – wobei das „zeromonielle Öffnen einer Champagnerflssche“ als beispielhaft gilt.[9]

Der deutsche Schriftsteller Jean Paul beschreibt in seinem 1796–97 erschienenen Roman Siebenkäs. Blumen-, Frucht- und Dornenstücke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. Siebenkäs im Reichsmarktflecken Kuhschnappel[10] unter anderem den „Schmaus-Luxus“ seines Protagonisten Siebenkäs, der als Hochzeitsgast die „Prasserei“ eines „höfische[n] Schauessen[s]“ erlebt, bei der zu „später Stunde noch Chammpagner aufgetischt“ wird: „Das Öffnen der Flasche ist ein ritueller Vorgang, den die Aura einer Befreiung im doppelten Sinn umgibt. Der Stechhelm, im Fachjargon ‚Agraffe‘ genannt, wird einer Rüstung gleich abgelegt“, wobei Jean Paul hier eher weniger die „Vergänglichkeit des irdischen Daseins“ berührt sieht, sondern vielmehr die „Hingabe der Trinkenden an die Illusionen, die der Champagner für sie bereit hält“.[11]

Siehe auch

Literatur

  • Ed McCarthy, Mary Ewing-Mulligan: Wein für Dummies. Übersetzung aus dem Amerikanischen von Michael Liebert; überarbeitet von Barbara Mistol; Fachkorrektur von Robert Lönarz. 5., aktualisierte Auflage. Wiley, Weinheim 2016, ISBN 978-3-527-71268-7, S. 127–128.
  • Antonio dal Piaz: Die Champagner-Fabrikation und Erzeugung imprägnierter Schaumweine (= Hartleben‘s chemisch-technische Bibliothek, Bd. 193). A. Hartleben’s Verlag, Wien u. a. 1892, DNB 579613836, S. 230.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Ed McCarthy, Mary Ewing-Mulligan: Wein für Dummies. 5., aktualisierte Auflage. Wiley, Weinheim 2016, ISBN 978-3-527-71268-7, S. 127–128.
  2. Antonio dal Piaz: Die Champagner-Fabrikation und Erzeugung imprägnierter Schaumweine (= Hartleben‘s chemisch-technische Bibliothek, Bd. 193). A. Hartleben’s Verlag, Wien u. a. 1892, DNB 579613836, S. 230.
  3. Entstehungsgeschichte Zwilling. In: de.zwilling-shop.com. Zwilling J. A. Henckels, abgerufen am 4. September 2020.
  4. Franziska Konitzer: Physik in der Champagnerflasche. In: weltderphysik.de. Welt der Physik, 31. Dezember 2015, abgerufen am 4. September 2020.
  5. a b Vgl. z. B.: (Weinsnob+): Champagneröffner: Die 9 besten Sektflaschenöffner In: der-weinsnob.de. 31. Dezember 2015, abgerufen am 4 September 2020.
  6. (dpa/oc): Physik: Forscher messen Tempo knallender Sektkorken. In: Welt.de. 11. Dezember 2008, abgerufen am 4. September 2020.
  7. a b Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne: Regeln für das Öffnen der Flasche. In: werk=champagne.fr. Abgerufen am 4. September 2020.
  8. a b Kira Welling: Sektflasche öffnen: Das haben Sie immer falsch gemacht. In: Focus Online. 30. Juni 2017, abgerufen am 4. September 2020.
  9. Cassis Kilian: Schwarz besetzt. Postkoloniale Planspiele im afrikanischen Film. Transcript Verlag (Hochschulschrift), Bielefeld 2012, ISBN 978-3-8376-2142-6, S. 78 (zugleich Dissertation, Univ. Mainz).
  10. Jean Paul: Siebenkäs. Blumen-, Frucht- und Dornenstücke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. Siebenkäs im Reichsmarktflecken Kuhschnappel. Roman. Erstausgabe 1796–97. Neuausgabe. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-458-32680-4.
  11. Zitiert nach: Tanja Rudtke: Kulinarische Lektüren. Vom Essen und Trinken in der Literatur. Transrcipt, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2374-1, S. 46–53.