„Wilhelmsdorf (Württemberg)“ – Versionsunterschied
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Im Gegensatz zu den gewachsenen Gemeinden der Umgebung ist Wilhelmsdorf 1824 als [[Pietismus|pietistische]] Siedlung planmäßig gegründet worden. Nach der Einführung einer neuen [[Liturgie]] für die [[Evangelische Landeskirche in Württemberg|württembergische Landeskirche]] war im württembergischen Pietismus starker Widerstand aufgekommen, weil viele Menschen die neue Gottesdienstordnung als unchristlich ansahen. Als in den [[Jahr ohne Sommer|Hungerjahren 1816/17]] eine Auswanderungswelle einsetzte, verließen auch zahlreiche Pietisten das Land. Es gelang dem [[Leonberg]]er Bürgermeister [[Gottlieb Wilhelm Hoffmann]], bei [[Wilhelm I. (Württemberg)|König Wilhelm I. von Württemberg]] eine Genehmigung zur Begründung einer religiösen Siedlung auf dem Rittergut [[Korntal-Münchingen|Korntal]] in der Nähe der Residenzstadt Stuttgart zu erlangen. Diese ''Brüdergemeinde'' hatte das Recht, ihre religiöse Verfassung selbst zu bestimmen, war aber ansonsten an die württembergischen Gesetze gebunden. Weitere Siedlungsgründungen lehnte der König jedoch ab, da er die Entstehung einer größeren nichtkirchlichen Religionsgemeinschaft fürchtete. Erst als Gottlieb Wilhelm Hoffmann anbot, das Lengenweiler Moosried bei Pfrungen trockenzulegen, gestattete der König die Errichtung einer „Kolonie“ als Tochtersiedlung von Korntal. Dazu verkaufte er der evangelischen Brüdergemeinde Korntal Land aus seinem Privatbesitz im unfruchtbaren Moor des [[Pfrunger-Burgweiler Ried]]s. Da er auch den Aufbau der Siedlung unterstützte, wurde der Ort nach ihm benannt. Wilhelmsdorf und Korntal sind so genannte [[Evangelische Brüdergemeinde Korntal|Brüdergemeinden]], das heißt nicht-landeskirchliche Gemeinden nach [[Herrnhuter Brüdergemeine|Herrnhuter]] Vorbild. |
Im Gegensatz zu den gewachsenen Gemeinden der katholisch geprägten Umgebung ist Wilhelmsdorf 1824 als [[Pietismus|pietistische]] Siedlung in altwürttembergisch-evangelisch stehender Tradition planmäßig gegründet worden. Nach der Einführung einer neuen [[Liturgie]] für die [[Evangelische Landeskirche in Württemberg|württembergische Landeskirche]] war im [[Württemberg|württembergischen]] Pietismus starker Widerstand aufgekommen, weil viele Menschen die neue Gottesdienstordnung als unchristlich ansahen. Als in den [[Jahr ohne Sommer|Hungerjahren 1816/17]] eine Auswanderungswelle einsetzte, verließen auch zahlreiche Pietisten das Land. Es gelang dem [[Leonberg]]er Bürgermeister [[Gottlieb Wilhelm Hoffmann]], bei [[Wilhelm I. (Württemberg)|König Wilhelm I. von Württemberg]] eine Genehmigung zur Begründung einer religiösen Siedlung auf dem Rittergut [[Korntal-Münchingen|Korntal]] in der Nähe der Residenzstadt Stuttgart zu erlangen. Diese ''Brüdergemeinde'' hatte das Recht, ihre religiöse Verfassung selbst zu bestimmen, war aber ansonsten an die württembergischen Gesetze gebunden. Weitere Siedlungsgründungen lehnte der König jedoch ab, da er die Entstehung einer größeren nichtkirchlichen Religionsgemeinschaft fürchtete. Erst als Gottlieb Wilhelm Hoffmann anbot, das Lengenweiler Moosried bei Pfrungen trockenzulegen, gestattete der König die Errichtung einer „Kolonie“ als Tochtersiedlung von Korntal. Dazu verkaufte er der evangelischen Brüdergemeinde Korntal Land aus seinem Privatbesitz im unfruchtbaren Moor des [[Pfrunger-Burgweiler Ried]]s. Da er auch den Aufbau der Siedlung unterstützte, wurde der Ort nach ihm benannt. Letztlich wollte der König auch eine weitere Auswanderung von altwürttembergisch-evangelisch geprägter Bevölkerung aus seinem durch die Koalitionskriege ohnehin geschwächten [[Königreich Württemberg|Königreich]] vermeiden. Wilhelmsdorf und Korntal sind so genannte [[Evangelische Brüdergemeinde Korntal|Brüdergemeinden]], das heißt nicht-landeskirchliche Gemeinden nach [[Herrnhuter Brüdergemeine|Herrnhuter]] Vorbild. |
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Im Januar 1824 trafen die ersten Siedler ein und begannen mit der Trockenlegung des Moorgebiets. Sie kamen jedoch aus dem zentralen Teil |
Im Januar 1824 trafen die ersten Siedler ein und begannen mit der Trockenlegung des Moorgebiets. Sie kamen jedoch aus dem zentralen Teil [[Altwürttemberg]]s und verfügten über keine Erfahrung über die Bewirtschaftung solcher Flächen. Außerdem war das Unternehmen unterkapitalisiert, so dass die Siedler von vornherein auf finanzielle Unterstützung durch den König angewiesen waren. Durch königliche Privilegien gelang es mit der Zeit, das [[Moor]] urbar zu machen. Allerdings geriet die Siedlung in eine schwere wirtschaftliche Krise und schließlich in den Konkurs. Nur durch die Ausweisung von einem Drittel der Familien und hohe Spenden der württembergischen Pietisten konnte der Fortbestand gesichert werden. Inmitten des katholischen [[Oberschwaben]] entwickelte Wilhelmsdorf ein eigenständiges Leben, allerdings weiterhin geprägt durch schwierige Rahmenbedingungen und ungünstige Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Trotz anfänglicher Furcht und Abneigung der katholischen Nachbargemeinden waren es auch immer wieder die damals noch selbstständigen Gemeinden Esenhausen und Zußdorf, die sich im damaligen [[Oberamt Ravensburg]] für zinslose Darlehen an die arme Gemeinde einsetzten.<ref>Johannes Ziegler: Wilhelmsdorf. Ein Königskind. Die Geschichte der Brüdergemeinde Wilhelmsdorf erzählt für meine Söhne. Wilhelmsdorf 1924</ref> |
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Neben der Landwirtschaft waren in Wilhelmsdorf soziale Einrichtungen begründet worden, die sich im 19. Jahrhundert erfreulich entwickelten. Auch sie trugen maßgeblich zur Erhaltung der Gemeinde bei. Es entwickelten sich vielfältige [[Diakonie|diakonische]] Einrichtungen mit Schulen, Heil- und Pflegeanstalten und Bildungsstätten. |
Neben der Landwirtschaft waren in Wilhelmsdorf soziale Einrichtungen begründet worden, die sich im 19. Jahrhundert erfreulich entwickelten. Auch sie trugen maßgeblich zur Erhaltung der Gemeinde bei. Es entwickelten sich vielfältige [[Diakonie|diakonische]] Einrichtungen mit Schulen, Heil- und Pflegeanstalten und Bildungsstätten. |
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Bei der Kreisreform während der [[Württemberg zur Zeit des Nationalsozialismus|NS-Zeit in Württemberg]] gelangte Wilhelmsdorf 1938 zum Landkreis Ravensburg. |
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Während der [[Nationalsozialismus|NS-Gewaltherrschaft]] wurden am 24. März 1941 19 Patienten aus der damaligen evangelischen Taubstummenanstalt Wilhelmsdorf, trotz der hinhaltenden Verweigerungshaltung des damaligen Leiters Heinrich Hermann, durch die „[[Graue Busse|Grauen Busse]]“ der „[[Gemeinnützige Krankentransport GmbH]]“ (Gekrat) ins [[Psychiatrisches Landeskrankenhaus Weinsberg|Psychiatrische Landeskrankenhaus Weinsberg]] deportiert. Unter den 19 Deportierten befanden sich auch zwei Frauen aus der [[Diakonie Stetten]], wo sie bereits zur „Desinfektion“ ausgewählt, aber vom dortigen Personal versteckt und dann nach Wilhelmsdorf gebracht worden waren. Von den 19 Frauen und Männern, die im Zuge der „[[Nationalsozialistische Rassenhygiene|Euthanasie]]“-[[Aktion T4|Tötungsaktion T4]] in der hessischen [[NS-Tötungsanstalt Hadamar]] bei Limburg an der Lahn vergast werden sollten, kehrte nur Ernst Weiß nach Wilhelmsdorf zurück. Die [[Tötungsanstalt Schloss Grafeneck]] war zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen. Eine im Jahr 1985 erstellte Bilderwand erinnert seither im Eingangsbereich des Rotachheims der Zieglerschen Behindertenhilfe an das Geschehene. Der Titel „Vor Gott ist nicht einer vergessen“ ist angelehnt an Lukas 12,6. Zwei Gedenksteine auf dem ''Ortsfriedhof'' erinnern ebenfalls an dieses Geschehen.<ref>Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 105</ref><ref>Ralf Habich: ''Die Not des Heimleiters Heinrich Herrmann mit der Ermordung seiner Pfleglinge in Wilhelmsdorf bei Ravensburg''. In: ''[[Die Zeit]]''. 1986 Nr./11 vom 7. März</ref> |
Während der [[Nationalsozialismus|NS-Gewaltherrschaft]] wurden am 24. März 1941 19 Patienten aus der damaligen evangelischen Taubstummenanstalt Wilhelmsdorf, trotz der hinhaltenden Verweigerungshaltung des damaligen Leiters Heinrich Hermann, durch die „[[Graue Busse|Grauen Busse]]“ der „[[Gemeinnützige Krankentransport GmbH]]“ (Gekrat) ins [[Psychiatrisches Landeskrankenhaus Weinsberg|Psychiatrische Landeskrankenhaus Weinsberg]] deportiert. Unter den 19 Deportierten befanden sich auch zwei Frauen aus der [[Diakonie Stetten]], wo sie bereits zur „Desinfektion“ ausgewählt, aber vom dortigen Personal versteckt und dann nach Wilhelmsdorf gebracht worden waren. Von den 19 Frauen und Männern, die im Zuge der „[[Nationalsozialistische Rassenhygiene|Euthanasie]]“-[[Aktion T4|Tötungsaktion T4]] in der hessischen [[NS-Tötungsanstalt Hadamar]] bei Limburg an der Lahn vergast werden sollten, kehrte nur Ernst Weiß nach Wilhelmsdorf zurück. Die [[Tötungsanstalt Schloss Grafeneck]] war zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen. Eine im Jahr 1985 erstellte Bilderwand erinnert seither im Eingangsbereich des Rotachheims der Zieglerschen Behindertenhilfe an das Geschehene. Der Titel „Vor Gott ist nicht einer vergessen“ ist angelehnt an Lukas 12,6. Zwei Gedenksteine auf dem ''Ortsfriedhof'' erinnern ebenfalls an dieses Geschehen.<ref>Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 105</ref><ref>Ralf Habich: ''Die Not des Heimleiters Heinrich Herrmann mit der Ermordung seiner Pfleglinge in Wilhelmsdorf bei Ravensburg''. In: ''[[Die Zeit]]''. 1986 Nr./11 vom 7. März</ref> |
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1945 wurde Wilhelmsdorf Teil der [[Französische Besatzungszone|Französischen Besatzungszone]] und kam somit zum neu gegründeten Land [[Württemberg-Hohenzollern]], welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging. |
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Die Einrichtungen der [[Zieglersche Anstalten|Zieglerschen Anstalten]], wie beispielsweise die [[Gotthilf-Vöhringer-Schule]], eine Fachschule unter anderem für [[Arbeitserziehung]] und [[Heilerziehungspflege]], haben Wilhelmsdorf weit über die nähere Umgebung hinaus bekannt gemacht und prägen den Charakter der Gemeinde bis heute. |
Die Einrichtungen der [[Zieglersche Anstalten|Zieglerschen Anstalten]], wie beispielsweise die [[Gotthilf-Vöhringer-Schule]], eine Fachschule unter anderem für [[Arbeitserziehung]] und [[Heilerziehungspflege]], haben Wilhelmsdorf weit über die nähere Umgebung hinaus bekannt gemacht und prägen den Charakter der Gemeinde bis heute. |
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Im Jahr 1436 erwarb die [[Deutschordenskommende Altshausen]] die [[niedere Gerichtsbarkeit]] im Ort Pfrungen vom Ravensburger Patrizier Konrad Gremlich. Die [[Blutgerichtsbarkeit|hohe Gerichtsbarkeit]] lag bei der [[Fürstenberg (schwäbisches Adelsgeschlecht)#Grafen und Fürsten von Fürstenberg-Heiligenberg|Grafschaft Fürstenberg-Heiligenberg]]. Damit besaß der [[Deutscher Orden|Deutsche Orden]] Rechte in einem Ort, der als Exklave inmitten anderer Herrschaften lag, einige Kilometer entfernt von der kleinen geschlossenen Deutschordensherrschaft. Neben den Lehengütern des Deutschen Ordens besaßen auch andere Herrschaften Güter, so die Geistlichkeit von [[Pfullendorf]] und das Kloster Salmansweiler jeweils einen Lehenhof und die Grafschaft Fürstenberg-Heiligenberg sieben Lehengüter. Deshalb mussten die beteiligten Herrschaften stets miteinander verhandeln. |
Im Jahr 1436 erwarb die [[Deutschordenskommende Altshausen]] die [[niedere Gerichtsbarkeit]] im Ort Pfrungen vom Ravensburger Patrizier Konrad Gremlich. Die [[Blutgerichtsbarkeit|hohe Gerichtsbarkeit]] lag bei der [[Fürstenberg (schwäbisches Adelsgeschlecht)#Grafen und Fürsten von Fürstenberg-Heiligenberg|Grafschaft Fürstenberg-Heiligenberg]]. Damit besaß der [[Deutscher Orden|Deutsche Orden]] Rechte in einem Ort, der als Exklave inmitten anderer Herrschaften lag, einige Kilometer entfernt von der kleinen geschlossenen Deutschordensherrschaft. Neben den Lehengütern des Deutschen Ordens besaßen auch andere Herrschaften Güter, so die Geistlichkeit von [[Pfullendorf]] und das Kloster Salmansweiler jeweils einen Lehenhof und die Grafschaft Fürstenberg-Heiligenberg sieben Lehengüter. Deshalb mussten die beteiligten Herrschaften stets miteinander verhandeln. |
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Bis zur [[Säkularisation]] und [[Mediatisierung]] blieb diese Situation bestehen. Im Jahr 1806 ließ der nunmehrige Großherzog von Baden den Ort besetzen und beanspruchte ihn für sich. Auf dem Verhandlungsweg gelang es jedoch König [[Friedrich I. (Württemberg, König)|Friedrich von Württemberg]], die gesamte Deutschordenskommende Altshausen in seinen Besitz zu bringen, so dass Pfrungen im Jahr 1807 württembergisch wurde. |
Bis zur [[Säkularisation]] und [[Mediatisierung]] blieb diese Situation bestehen. Im Jahr 1806 ließ der nunmehrige [[Großherzogtum Baden|Großherzog von Baden]] den Ort besetzen und beanspruchte ihn für sich. Auf dem Verhandlungsweg gelang es jedoch König [[Friedrich I. (Württemberg, König)|Friedrich von Württemberg]], die gesamte Deutschordenskommende Altshausen in seinen Besitz zu bringen, so dass Pfrungen im Jahr 1807 württembergisch wurde. |
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=== Esenhausen === |
=== Esenhausen === |
Version vom 25. Oktober 2020, 23:20 Uhr
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 47° 52′ N, 9° 26′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Ravensburg | |
Höhe: | 616 m ü. NHN | |
Fläche: | 38,09 km2 | |
Einwohner: | 5065 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 133 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 88271 | |
Vorwahl: | 07503 | |
Kfz-Kennzeichen: | RV, SLG, ÜB, WG | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 36 083 | |
Gemeindegliederung: | 4 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Saalplatz 7 88271 Wilhelmsdorf | |
Website: | www.gemeinde-wilhelmsdorf.de | |
Bürgermeisterin: | Sandra Flucht | |
Lage der Gemeinde Wilhelmsdorf im Landkreis Ravensburg | ||
Wilhelmsdorf ist eine Gemeinde im westlichen Landkreis Ravensburg in Baden-Württemberg.
Geographie
Nachbargemeinden
An Wilhelmsdorf grenzen die Gemeinden Riedhausen, Guggenhausen, Fleischwangen, Fronreute und Horgenzell im Landkreis Ravensburg, Illmensee und Ostrach im Landkreis Sigmaringen sowie die Gemeinde Deggenhausertal im Bodenseekreis.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Wilhelmsdorf besteht aus den Gemarkungen Wilhelmsdorf, Esenhausen, Höhreute, Pfrungen und Zußdorf.
Geschichte
Wilhelmsdorf
Im Gegensatz zu den gewachsenen Gemeinden der katholisch geprägten Umgebung ist Wilhelmsdorf 1824 als pietistische Siedlung in altwürttembergisch-evangelisch stehender Tradition planmäßig gegründet worden. Nach der Einführung einer neuen Liturgie für die württembergische Landeskirche war im württembergischen Pietismus starker Widerstand aufgekommen, weil viele Menschen die neue Gottesdienstordnung als unchristlich ansahen. Als in den Hungerjahren 1816/17 eine Auswanderungswelle einsetzte, verließen auch zahlreiche Pietisten das Land. Es gelang dem Leonberger Bürgermeister Gottlieb Wilhelm Hoffmann, bei König Wilhelm I. von Württemberg eine Genehmigung zur Begründung einer religiösen Siedlung auf dem Rittergut Korntal in der Nähe der Residenzstadt Stuttgart zu erlangen. Diese Brüdergemeinde hatte das Recht, ihre religiöse Verfassung selbst zu bestimmen, war aber ansonsten an die württembergischen Gesetze gebunden. Weitere Siedlungsgründungen lehnte der König jedoch ab, da er die Entstehung einer größeren nichtkirchlichen Religionsgemeinschaft fürchtete. Erst als Gottlieb Wilhelm Hoffmann anbot, das Lengenweiler Moosried bei Pfrungen trockenzulegen, gestattete der König die Errichtung einer „Kolonie“ als Tochtersiedlung von Korntal. Dazu verkaufte er der evangelischen Brüdergemeinde Korntal Land aus seinem Privatbesitz im unfruchtbaren Moor des Pfrunger-Burgweiler Rieds. Da er auch den Aufbau der Siedlung unterstützte, wurde der Ort nach ihm benannt. Letztlich wollte der König auch eine weitere Auswanderung von altwürttembergisch-evangelisch geprägter Bevölkerung aus seinem durch die Koalitionskriege ohnehin geschwächten Königreich vermeiden. Wilhelmsdorf und Korntal sind so genannte Brüdergemeinden, das heißt nicht-landeskirchliche Gemeinden nach Herrnhuter Vorbild.
Im Januar 1824 trafen die ersten Siedler ein und begannen mit der Trockenlegung des Moorgebiets. Sie kamen jedoch aus dem zentralen Teil Altwürttembergs und verfügten über keine Erfahrung über die Bewirtschaftung solcher Flächen. Außerdem war das Unternehmen unterkapitalisiert, so dass die Siedler von vornherein auf finanzielle Unterstützung durch den König angewiesen waren. Durch königliche Privilegien gelang es mit der Zeit, das Moor urbar zu machen. Allerdings geriet die Siedlung in eine schwere wirtschaftliche Krise und schließlich in den Konkurs. Nur durch die Ausweisung von einem Drittel der Familien und hohe Spenden der württembergischen Pietisten konnte der Fortbestand gesichert werden. Inmitten des katholischen Oberschwaben entwickelte Wilhelmsdorf ein eigenständiges Leben, allerdings weiterhin geprägt durch schwierige Rahmenbedingungen und ungünstige Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Trotz anfänglicher Furcht und Abneigung der katholischen Nachbargemeinden waren es auch immer wieder die damals noch selbstständigen Gemeinden Esenhausen und Zußdorf, die sich im damaligen Oberamt Ravensburg für zinslose Darlehen an die arme Gemeinde einsetzten.[2]
Neben der Landwirtschaft waren in Wilhelmsdorf soziale Einrichtungen begründet worden, die sich im 19. Jahrhundert erfreulich entwickelten. Auch sie trugen maßgeblich zur Erhaltung der Gemeinde bei. Es entwickelten sich vielfältige diakonische Einrichtungen mit Schulen, Heil- und Pflegeanstalten und Bildungsstätten.
Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Wilhelmsdorf 1938 zum Landkreis Ravensburg.
Während der NS-Gewaltherrschaft wurden am 24. März 1941 19 Patienten aus der damaligen evangelischen Taubstummenanstalt Wilhelmsdorf, trotz der hinhaltenden Verweigerungshaltung des damaligen Leiters Heinrich Hermann, durch die „Grauen Busse“ der „Gemeinnützige Krankentransport GmbH“ (Gekrat) ins Psychiatrische Landeskrankenhaus Weinsberg deportiert. Unter den 19 Deportierten befanden sich auch zwei Frauen aus der Diakonie Stetten, wo sie bereits zur „Desinfektion“ ausgewählt, aber vom dortigen Personal versteckt und dann nach Wilhelmsdorf gebracht worden waren. Von den 19 Frauen und Männern, die im Zuge der „Euthanasie“-Tötungsaktion T4 in der hessischen NS-Tötungsanstalt Hadamar bei Limburg an der Lahn vergast werden sollten, kehrte nur Ernst Weiß nach Wilhelmsdorf zurück. Die Tötungsanstalt Schloss Grafeneck war zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen. Eine im Jahr 1985 erstellte Bilderwand erinnert seither im Eingangsbereich des Rotachheims der Zieglerschen Behindertenhilfe an das Geschehene. Der Titel „Vor Gott ist nicht einer vergessen“ ist angelehnt an Lukas 12,6. Zwei Gedenksteine auf dem Ortsfriedhof erinnern ebenfalls an dieses Geschehen.[3][4]
1945 wurde Wilhelmsdorf Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.
Die Einrichtungen der Zieglerschen Anstalten, wie beispielsweise die Gotthilf-Vöhringer-Schule, eine Fachschule unter anderem für Arbeitserziehung und Heilerziehungspflege, haben Wilhelmsdorf weit über die nähere Umgebung hinaus bekannt gemacht und prägen den Charakter der Gemeinde bis heute.
Die heutige Gemeinde wurde im Zuge der Gebietsreform in Baden-Württemberg am 1. Januar 1973 durch die Vereinigung der Gemeinden Wilhelmsdorf, Esenhausen, Pfrungen und Zußdorf neu gebildet.[5] Mit Wirkung vom 1. Mai 1973 schieden die ehemaligen badischen Ortschaften Höhreute, Niederweiler und Tafern aus der Gemeinde Illmensee, die bis 1972 dem Landkreis Überlingen angehörte und anschließend zum Landkreis Sigmaringen gehört, aus und wurden in die Gemeinde Wilhelmsdorf und damit in den Landkreis Ravensburg umgegliedert.[6]
Pfrungen
Im Jahr 1436 erwarb die Deutschordenskommende Altshausen die niedere Gerichtsbarkeit im Ort Pfrungen vom Ravensburger Patrizier Konrad Gremlich. Die hohe Gerichtsbarkeit lag bei der Grafschaft Fürstenberg-Heiligenberg. Damit besaß der Deutsche Orden Rechte in einem Ort, der als Exklave inmitten anderer Herrschaften lag, einige Kilometer entfernt von der kleinen geschlossenen Deutschordensherrschaft. Neben den Lehengütern des Deutschen Ordens besaßen auch andere Herrschaften Güter, so die Geistlichkeit von Pfullendorf und das Kloster Salmansweiler jeweils einen Lehenhof und die Grafschaft Fürstenberg-Heiligenberg sieben Lehengüter. Deshalb mussten die beteiligten Herrschaften stets miteinander verhandeln.
Bis zur Säkularisation und Mediatisierung blieb diese Situation bestehen. Im Jahr 1806 ließ der nunmehrige Großherzog von Baden den Ort besetzen und beanspruchte ihn für sich. Auf dem Verhandlungsweg gelang es jedoch König Friedrich von Württemberg, die gesamte Deutschordenskommende Altshausen in seinen Besitz zu bringen, so dass Pfrungen im Jahr 1807 württembergisch wurde.
Esenhausen
Esenhausen liegt östlich von Wilhelmsdorf an den Lengenweiler See angrenzend. Der Lengenweiler See, ein Landschaftsschutzgebiet, ist ein so genanntes Toteisloch. Das Wappen zeigt in Schwarz eine zweitürmige goldene Burg mit einer Tür im rechten Turm. Esenhausen bildet eine eigenständige katholische Kirchengemeinde als Teilgemeinde von Wilhelmsdorf.
Zußdorf
Zußdorf wurde im Jahre 1177 erstmals urkundlich erwähnt und bildete im Mittelalter den Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft im so genannten Zocklerland. Zußdorf wurde zum Ende des Dreißigjährigen Kriegs durch Brand fast völlig zerstört.
Zußdorf ist heute ein gutes Beispiel für den Strukturwandel eines oberschwäbischen Dorfes. Die Landwirtschaft befindet sich auf dem Rückzug und wird aus dem Dorf heraus verlagert; ehemals üppige Streuobstwiesen sind von Neubaugebieten verdrängt worden. Heute besitzt das Dorf viele Vereine, Geschäfte und besondere Gebäude, die in den anderen umliegenden Ortschaften nicht vorhanden sind. Ein Kindergarten ist in Zußdorf noch vorhanden, die Grundschule wurde in Folge sinkender Schülerzahlen geschlossen. Amtierender Ortsvorsteher ist Thomas Schädler.
In einem südlich an Zußdorf angrenzenden Laubwaldgebiet in Richtung des Höchsten ist eine streng geschützte und gefährdete Orchideenart beheimatet, der Frauenschuh.
Das Bräuhaus in Zußdorf ist das einzige Wirtshaus, das im Dorf überlebt hat und war ehemals Zentrum der Brauerei Luck (Zocklerbräu). Die verschiedenen anderen ortsprägenden Gebäude wie der Eiskeller wurden im Zuge der Dorfsanierung Anfang der 1980er Jahre abgerissen.
Gebäude: Das Veranstaltungs- und Dorfgemeinschaftshaus Schalander, die katholische Kirche, das Kaufhaus Späth oder der Biolandhof Gebhardt.
Religion
Während der Kernort weiterhin von der pietistischen evangelischen Brüdergemeinde geprägt wird, hat sich in den Teilorten Esenhausen, Pfrungen und Zußdorf die römisch-katholische ihre Dominanz erhalten.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten sowie dem Bürgermeister als stimmberechtigtem Vorsitzenden. Die Kommunalwahl vom 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis (mit Vergleichszahlen aus den vorigen Wahlen):[7]
Partei / Liste | Stimmen | Stimmenanteil | Sitze | Ergebnis 2014 | Ergebnis 2009 | |
Freie Wählervereinigung | 10.678 | 34,3 % | 5 | 40,3 %, 6 Sitze | 6 Sitze | |
Bürgerliste | 9983 | 32,0 % | 5 | 36,6 %, 5 Sitze | 5 Sitze | |
Natürlich anders | 5323 | 17,1 % | 2 | 23,1 %, 3 Sitze | 3 Sitze | |
gemeinsam aktiv | 3705 | 11,9 % | 2 | – | – | |
SPD | 1461 | 4,7 % | 1 | – | – | |
Wahlbeteiligung | 64,4 % | 56,4 % | 59,6 % |
Bürgermeister
Bei der Bürgermeisterwahl am 13. März 2016 wurde Sandra Flucht im ersten Wahlgang mit 66,5 % der Stimmen unter fünf Kandidaten als neue Bürgermeisterin gewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 73 %. Sie trat das Amt am 1. Juni 2016 an. Damit ist sie die erste Bürgermeisterin im Landkreis Ravensburg. Ihr Vorgänger war Hans Gerstlauer mit einer Amtszeit von fast 19 Jahren.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Gemeinde Wilhelmsdorf bildet zusammen mit der Stadt Pfullendorf und den Gemeinden Illmensee, Ostrach und Wald die 1999 gegründete Ferienregion „Nördlicher Bodensee“.[8]
Museen
Wilhelmsdorf beheimatet das private Museum für bäuerliches Handwerk und Kultur. Es wurde 1985 im Stil eines Bauernhauses aus der Zeit um 1880 erbaut und zeigt von einer kleinen Schaufel bis hin zu Christus-Kreuzen oder Haushaltsgegenständen die Bandbreite bäuerlichen Lebens respektive handwerklicher und kultureller Gegenstände Süddeutschlands (Bayern und Region Bodensee–Oberschwaben).[9] Neues Schmuckstück im Museum ist eine Weinpresse von 1860 mit Schnitzereien und vier Holzspindeln. Die Presse aus dem Deggenhausertal stammte zwar aus einer österreichischen Weingegend, wurde aber in ähnlicher Bauart auch im Bodenseegebiet gefertigt.[10]
Das Bauernhausmuseum zeigt eine Zeit um das Ende des 19. Jahrhunderts. Da ist der Stall, an dessen Decke historische Gerätschaften hängen und in dem die „zehn Gebote des Gewinns von sauberer Milch“ zu lesen sind. Auf derselben Etage befindet sich das bäuerliche Schlafzimmer mit historischer Bettwäsche, Nachthafen und Kinderwiege, gleich daneben die gute Stube mit Ofen, einem alten Spinnrad und gemütlicher Sitzecke. Weiterhin sind in den zahlreichen Vitrinen und Schränken im Obergeschoss Ziegel zur Abwehr böser Geister, Schrättele-Gatter zum Schutz vor Hexen, ein Spiegel, der Böses abwenden sollte, Kastanienkugeln gegen Rheuma und Gicht, ein Wetterkorn zum Schutz vor Gewitter, Hexensalben oder Steine mit einem von der Natur geformten Loch, Brautkronen, kleinen Madonnenstatuen, Gebetsketten und eine Zauberwurzel, die Glück und Fruchtbarkeit verspricht zu sehen.[9]
Die Sammlung, zu der auch eine Schäfer-Schippe und Inhalte eines Krämerladens früherer Jahrhunderte gehört, geht zurück auf jahrzehntelanges Sammeln des Museumsleiters.[11]
Schmuckstück des Anwesens ist die 1993 geweihte barocke Hofkapelle mit Zwiebelturm, in deren direkter Nachbarschaft ein Kornspeicher steht und das Brenn- und Backhäuschen sowie ein Holzschuppen.[9]
Theater
Der gemeinnützige Kulturverein Wilhelmsdorf e.V. (ehemals Theatergruppe Wilhelmsdorf) wurde 1983 gegründet und betreibt in Wilhelmsdorf ein eigenes Theaterhaus, „die Scheune“, das von den Vereinsmitgliedern, insbesondere von der Familie der Besitzer der Scheune, zum Theaterhaus umgebaut wurde. Die Einweihung der Scheune war im Jahr 1989. Seitdem finden dort im Durchschnitt wöchentlich Events, Konzerte, Ausstellungen, Filmvorstellungen und Theaterstücke statt. Finanziert wird das durch die Gewinne des „Theaters in der Scheune“, Spender und Zuschüsse der Gemeinde Wilhelmsdorf.
Zum Jubiläum des Sportvereins Zussdorf und der Freiwilligen Feuerwehr Zussdorf im Jahr 2007 wurde die Waldbühne Zussdorf errichtet, 2009 wurde der gleichnamige, gemeinnützige Betreiberverein Waldbühne Zussdorf e.V. gegründet. Die Waldbühne Zussdorf ist Mitglied im Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg und war für das Stück "Alle Hopp – Menschen, Nachbarn, Sensationen"[12] 2015 für den Landesamateurtheaterpreis Lamathea nominiert. Die Waldbühne Zussdorf ist Mitglied im Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg.[13][14][15]
Vereine
Die Ortsgruppe Wilhelmsdorf des Schwäbischen Albvereins wurde 2007 mit der Eichendorff-Plakette ausgezeichnet.[16]
Naturdenkmäler
Das Pfrunger-Burgweiler Ried ist nach dem Federsee mit 2600 Hektar das zweitgrößte Moorgebiet Baden-Württembergs. Im Jahr 2002 wurde das Pfrunger-Burgweiler Ried in das Naturschutz-Großprojekt des Bundes aufgenommen. Im neuen modernen Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf wird seit Mai 2012 über das Naturschutzgebiet Pfrunger-Burgweiler Ried informiert. Es gibt dort auch eine interaktive Dauerausstellung zum Thema Moor.
Wirtschaft und Infrastruktur
Unter Wilhelmsdorf, in einem Gebiet, das sich vom Illmensee bis Fronhofen erstreckt, liegen die größten Erdöl- und Erdgasvorkommen Baden-Württembergs. Die Förderung durch die Preussag wurde 1997 nach 32 Jahren eingestellt. Die dabei entstandenen Hohlräume in etwa 1700 bis 1900 Meter Tiefe werden heute als Untertagespeicher für Erdgas aus Russland genutzt. Der von Storengy, einer Tochtergesellschaft der GDF Suez, betriebene Porenspeicher hat ein Gesamtvolumen von 153 Mio. Kubikmeter.[17]
Verkehr
Die Gemeinde ist mit einigen Buslinien u. a. mit Altshausen und Ravensburg verbunden und gehört dem Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo) an.
Bildung
Mit einem Gymnasium, einer Realschule und der Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule gibt es alle in Baden-Württemberg üblichen Schulformen. Daneben bestehen eine evangelische Fachschule (Gotthilf-Vöhringer-Schule) für Berufe im sozialen Bereich und mehrere Sonderschulen. Für die Jüngsten gibt es sechs Kindergärten. Während diese – bis auf den Waldkindergarten – im Kernort pietistisch geprägt sind, unterstehen sie in den Teilorten der römisch-katholischen Kirche.
Das Gymnasium Wilhelmsdorf hat eine über 100-jährige Geschichte. Hervorgegangen ist es aus dem sogenannten „Knabeninstitut“, einem der renommierten evangelischen Internate in Württemberg, das bereits 1857 gegründet wurde. Erst 1999 schlossen die Zieglerschen das Internat und übergaben die bis dahin in privater Trägerschaft der Zieglerschen geführte Oberstufe des Gymnasiums an den öffentlichen Schulträger.[18]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Andreas Reichle (1861–1921), geboren in Pfrungen, Oberbürgermeister von Ravensburg von 1904 bis 1921
- Bernhard Hanssler (1907–2005), geboren in Tafern, Begründer des Cusanuswerks
- Gerd Rigauer (* 1939), deutscher Film- und Fernsehschauspieler und Synchronsprecher
- Gerhard Stäbler (* 1949), Komponist
Sonstige Persönlichkeiten
- Wendelin Überzwerch (1893–1962), eigentlich Karl Wilhelm Fuß, deutscher Schriftsteller, lebte seit 1945 bis zu seinem Tod in Wilhelmsdorf. Eine ihm zu Ehren genannte Karl-Fuss-Straße findet sich im Südosten Wilhelmsdorfs.
- Otto Coester (1902–1990), Künstler und Graphiker, lebte von 1967 bis 1990 in Wilhelmsdorf.
- Eugen Steimle (1909–1987), NS-Kriegsverbrecher, war nach seiner Freilassung aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg in Wilhelmsdorf als Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte tätig.
- Gregor Beck (* 1958), aufgewachsen in Zußdorf, Hotjazz- und Swing-Schlagzeuger, unter anderem Mitglied in der Big Chris Barber Band.
- Florian Schulz (* 1975), geboren in Weingarten, Naturfotograf
Literatur
- Johann Daniel Georg von Memminger: Gemeinde Eßenhausen / Colonie Wilhelmsdorf / Gemeinde Zußdorf. In: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836 („Eßenhausen“, „Wilhelmsdorf“, „Zußdorf“ als Volltext bei Wikisource).
- J. Ziegler: Ein Königskind. Erzählt für meine Söhne. Verlag der Ziegler'schen Anstalten, Wilhelmsdorf / Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft, Stuttgart 1905.
- Andreas Bühler (Hrsg.): 175 Jahre Wilhelmsdorf. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart. Wilhelmsdorf, 1999.
- Eberhard Fritz: Radikaler Pietismus in Württemberg. Religiöse Ideale im Konflikt mit gesellschaftlichen Realitäten. Epfendorf 2003, S. 247–254.
- Inga Bing-von Häfen: Die Verantwortung ist schwer …: Euthanasiemorde an Pfleglingen der Zieglerschen Anstalten. Hrsg.: Die Zieglerschen – Wilhelmsdorfer Werke ev. Diakonie; Wilhelmsdorf 2011.
Film
- Pöhlers Passagen, TV-Film aus dem Jahr 2003, über das Leben eines Wanderfotografen um 1909, nacherzählt anhand von Originalfotografien, die in Wilhelmsdorf gefunden wurden; Regie: Klaus Armbruster, mit Ulrike C. Tscharre.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Johannes Ziegler: Wilhelmsdorf. Ein Königskind. Die Geschichte der Brüdergemeinde Wilhelmsdorf erzählt für meine Söhne. Wilhelmsdorf 1924
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 105
- ↑ Ralf Habich: Die Not des Heimleiters Heinrich Herrmann mit der Ermordung seiner Pfleglinge in Wilhelmsdorf bei Ravensburg. In: Die Zeit. 1986 Nr./11 vom 7. März
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 531 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 547 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Gemeinde Wilhelmsdorf/Landkreis Ravensburg: Öffentliche Bekanntmachung des Ergebnisses der Wahl des Gemeinderats und des Ortschaftsrats am 26. Mai 2019 im Mitteilungsblatt der Gemeinde Wilhelmsdorf am 6. Juni 2019. Online abrufbar: http://www.gemeinde-wilhelmsdorf.de/site/Wilhelmsdorf/get/documents_E-1849340811/wilhelmsdorf/Gemeinde_Wilhelmsdorf_Objekte/Mitteilungsblatt%202019/23%20KW%20Wilhelmsdorf.pdf
- ↑ Gemeinsam für den Tourismus. In: Südkurier vom 5. Dezember 2011
- ↑ a b c Barbara Müller: Ausflug in die Vergangenheit. In: Südkurier vom 9. September 2010
- ↑ Herbert Guth: Kirbe mit Weinpresse. In: Südkurier vom 6. September 2011
- ↑ Museum Wilhelmsdorf. Geschichte eines Sammlers. In: Südkurier vom 13. November 2008
- ↑ Für die Waldbühne geht der Tiger durchs Feuer. In: Schwäbische Zeitung. 2. Juli 2014, abgerufen am 1. Mai 2018.
- ↑ Übersicht der Mitgliedsbühnen des Landesverbands Amateurtheater Baden-Württemberg e.V.
- ↑ Waldbühne Zußdorf - Ein Dorf macht Theater. In: SWR Fernsehen BW. 27. Juli 2017, abgerufen am 1. Mai 2018.
- ↑ WaldBusBlues. In: Magazin Szene Kultur. August 2017, abgerufen am 1. Mai 2018.
- ↑ Verleihung der Eichendorff-Plakette 2007 in Blätter des Schwäbischen Albvereins Heft 1/2008, S. 29f
- ↑ Der Bergbau in der Bundesrepublik Deutschland 2008. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, 2009, S. 75.
- ↑ Ein dunkles Kapitel. In: Südkurier vom 13. Juli 2011