„Rassen der Westlichen Honigbiene“ – Versionsunterschied

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Die [[Zucht]] der Westlichen Honigbiene, im wissenschaftlichen, modernen Sinn, ist erst knapp 100 Jahre alt.<ref name="SeeleyTD_(2019)">{{cite book |last1=Seeley |first1=Thomas D. |title=The lives of bees : the untold story of the honey bee in the wild |date=2019 |publisher=Princeton University Press |location=Princeton, NJ |isbn=9780691166766 |pages=79 ff. |edition=1 |url=https://www.google.de/books/edition/The_Lives_of_Bees/tc6MDwAAQBAJ?hl=en&gbpv=1&dq=Th+lives+of+bees+:+the+untold+story+of+the+honey+bee+in+the+wild&printsec=frontcover |access-date=18 September 2022}}</ref>
Die [[Zucht]] der Westlichen Honigbiene, im wissenschaftlichen, modernen Sinn, ist erst knapp 100 Jahre alt.<ref name="SeeleyTD_(2019)">{{cite book |last1=Seeley |first1=Thomas D. |title=The lives of bees : the untold story of the honey bee in the wild |date=2019 |publisher=Princeton University Press |location=Princeton, NJ |isbn=9780691166766 |pages=79 ff. |edition=1 |url=https://www.google.de/books/edition/The_Lives_of_Bees/tc6MDwAAQBAJ?hl=en&gbpv=1&dq=Th+lives+of+bees+:+the+untold+story+of+the+honey+bee+in+the+wild&printsec=frontcover |access-date=18 September 2022}}</ref>
Westliche Honigbienen sind keine [[Haustier]]e, weil sie bis heute nicht [[Domestizierung|domestiziert]] wurden.<ref name="SeeleyTD_(2019)"/>
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Imkerei mit gezielter Auswahl (''künstliche Selektion'') von Königinnen und mit Hilfe effektiver Methoden der Vermehrung und Aufzucht von Königinnen, begann nicht früher als Ende des 19. Jahrhundert.<ref name="OxleyPR_(2010)">Peter R. Oxley, Benjamin P. Oldroyd: ''The Genetic Architecture of Honeybee Breeding.'' In: ''Advances in insect physiology.'' 2010, Band 39, S. 83–118, [[doi:10.1016/S0065-2806(10)39003-5]].</ref><ref name="SeeleyTD_(2019)"/>
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Die allerwenigsten Imker halten gezüchtete Bienenrassen. Die weit überwiegende Zahl von durch Imkern gehaltenen Honigbienenvölker kann sich am Bienenstand unkontrolliert, frei mit fremden, verwilderten oder wilden Honigbienen natürlich kreuzen (''[[Hybride|hybridisieren]]'') und ist genetisch kaum von diesen unterscheidbar (''‚Landbiene‘'').<ref name="SeeleyTD_(2019)"/> Bei diesen Honigbienen findet Selektion nach wie vor hauptsächlich durch natürliche Selektion statt und bei verwilderten oder wilden Honigbienen hauptsächlich für das Leben in natürlichen Umgebungen und ohne menschliches Zutun.<ref name="SeeleyTD_(2019)"/>
Die allerwenigsten Imker halten gezüchtete Bienenrassen. Die weit überwiegende Zahl von durch Imkern gehaltenen Honigbienenvölker kann sich am Bienenstand unkontrolliert, frei mit fremden, verwilderten oder wilden Honigbienen natürlich kreuzen (''[[Hybride|hybridisieren]]'') und ist genetisch kaum von diesen unterscheidbar (''‚Landbiene‘'').<ref name="SeeleyTD_(2019)"/> Bei diesen Honigbienen findet Selektion nach wie vor hauptsächlich durch natürliche Selektion statt und bei verwilderten oder wilden Honigbienen hauptsächlich für das Leben in natürlichen Umgebungen und ohne menschliches Zutun.<ref name="SeeleyTD_(2019)"/>


Durch den Transport von Bienenvölkern über weite Entfernungen zur Nutzung in der Imkerei hat der Mensch das Verbreitungsmuster der ursprünglich [[Vikariismus|vikariierend]] verbreiteten verschiedenen Honigbienenunterarten verändert und infolge von [[Hybride|Hybridisierung]] durch Bienentransporte, seit wenigen Jahrzehnten auch durch Züchtung, deren Charakter beeinflusst. Durch die Zucht werden die traditionell verbreiteten, wild lebenden oder von Imkern als Haustier gehaltenen natürlichen [[Unterart]]en und [[Ökotyp]]en genetisch verändert und sind dadurch im Bestand bedroht.<ref name="MeixnerMD_(2013)">Marina D Meixner, Maria Alice Pinto, Maria Bouga, Per Kryger, Evgeniya Ivanova, Stefan Fuchs (2013): Standard methods for characterising subspecies and ecotypes of Apis mellifera. Journal of Apicultural Research 52 (4): 1-28. [[doi:10.3896/IBRA.1.52.4.05]]</ref>
Durch den Transport von Bienenvölkern über weite Entfernungen zur Nutzung in der Imkerei hat der Mensch das Verbreitungsmuster der ursprünglich [[Vikariismus|vikariierend]] verbreiteten verschiedenen Honigbienenunterarten verändert und infolge von [[Hybride|Hybridisierung]] durch Bienentransporte, seit wenigen Jahrzehnten auch durch Züchtung, deren Charakter beeinflusst. Durch die Zucht werden die traditionell verbreiteten, wild lebenden oder von Imkern als Haustier gehaltenen natürlichen [[Unterart]]en und [[Ökotyp]]en genetisch verändert und sind dadurch im Bestand bedroht.<ref name="MeixnerMD_(2013)">Marina D Meixner, Maria Alice Pinto, Maria Bouga, Per Kryger, Evgeniya Ivanova, Stefan Fuchs (2013): Standard methods for characterising subspecies and ecotypes of Apis mellifera. Journal of Apicultural Research 52 (4): 1-28. [[doi:10.3896/IBRA.1.52.4.05]]</ref> Eine Folge dieser institutionellen [[Verdrängungszucht]] ist, dass die einheimische [[Dunkle Europäische Biene]] (''Apis mellifera mellifera'') heute auf der [[Liste gefährdeter Nutztierrassen]] steht.<ref name="GeH_2019">{{cite web |title=Dunkle Biene |url=http://g-e-h.de/index.php/rassebeschreibungen/49-bienen/76-dunkle-biene |publisher=Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.&nbsp;V. |accessdate=2019-09-29}}</ref>


Die Unterarten (in der Bienenkunde teilweise noch, wie sonst nur noch für landwirtschaftliche Zuchtlinien üblich, auch Rassen genannt) der [[Westliche Honigbiene|Westlichen Honigbiene]] ''(Apis mellifera)'' sind natürlich entstandene Einheiten, die sich teilweise unterschiedlich gut für die Imkerei eignen, wodurch Menschen einige von ihnen bevorzugten und auch außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets etablierten. Erst seit kurzer Zeit existieren außerdem moderne Zuchtlinien (eigentliche Rassen, englisch ''breeds'' gegenüber ''races'' für die geographischen Rassen). Teilweise ist es aber üblich, auch für natürliche Unterarten wie ''carnica'' [[Rassestandard]]s zu definieren, wodurch die Unterschiede verschwimmen.<ref>R. Moosbeckhofer: Autochthone Bienenrassen in Österreich. In Landwirtschaftskammer Österreich und Ländliches Fortbildungsinstitut Österreich (Herausgeber): Biodiversität. Beitrag der Land- und Forstwirtschaft zur Erhaltung der Biodiversität. Wien, März 2009.</ref>
Die Unterarten der [[Westliche Honigbiene|Westlichen Honigbiene]] ''(Apis mellifera)'' sind natürlich entstandene, offene Populationen, die sich teilweise unterschiedlich gut für die Imkerei eignen, wodurch Menschen einige von ihnen bevorzugten und auch außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets etablierten.


Ziel der Honigbienenzucht ist es, mit Hilfe [[Selektion (Evolution)|künstlicher Selektion]] gewünschte [[Genetik|genetische]] Eigenschaften der Honigbienen zu verstärken und unerwünschte Eigenschaften abzuschwächen. Dabei geht es vor allem um die Erhöhung des Ertrages von [[Honig]] und Züchtung von friedlichen Bienen mit geringem [[Schwarmtrieb]]. Hierzu werden [[Inzuchtlinie|Zuchtlinien]] aufgebaut um nahezu reinerbige Nachkommenschaft zu erhalten, in der Imkersprache wird dann von ''Zuchtlinien'' oder ''Linienzucht'' gesprochen. Es handelt sich im Wesentlichen um [[Inzucht]], welche die genetische Distanz zu den natürlichen, wild lebenden Populationen (''Wildformen'') erhöht. „Die meisten Lebewesen zeigen bei Inzucht eine geringere Vitalität .. [d]ie Biene erweiset sich hier sogar als besonders anfällig“.<ref name="TBB_2016">{{cite book |last1=Tiesler |first1=Friedrich-Karl |last2=Bienefeld |first2=Kaspar |last3=Büchler |first3=Ralph |title=Selektion bei der Honigbiene |date=2016 |publisher=Buschhausen Druck- und verlagshaus |location=Herten |isbn=978-3-946030-45-4 |page=59 |edition=1. Auflage, neue Ausgabe |url=https://books.google.de/books?id=7yPEnQAACAAJ&dq=Selektion+bei+der+Honigbiene&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjDuKyGsvbkAhWtMewKHQMaB_EQ6AEIMDAA |accessdate=29. September 2019}}</ref> Zuchtlinien der Westlichen Honigbiene können im Allgemeinen in der freien Natur nicht überleben.
Ziel der Honigbienenzucht ist es, mit Hilfe [[Selektion (Evolution)|künstlicher Selektion]] gewünschte [[Genetik|genetisch]] vererbbare Eigenschaften in der Zuchtpopulation anzureichern und unerwünschte Eigenschaften auszudünnen. Dabei geht es vor allem um die Erhöhung des Ertrages von [[Honig]] und Züchtung von friedlichen Bienen mit geringem [[Schwarmtrieb]]. Hierzu werden [[Inzuchtlinie|Zuchtlinien]] aufgebaut um nahezu reinerbige Nachkommenschaft zu erhalten, in der Imkersprache wird dann von ''Zuchtlinien'' oder ''Linienzucht'' gesprochen. Es handelt sich im Wesentlichen um [[Inzucht]], welche die genetische Distanz zu den natürlichen, wild lebenden Populationen (''Wildformen'') erhöht. „Die meisten Lebewesen zeigen bei Inzucht eine geringere Vitalität .. [d]ie Biene erweiset sich hier sogar als besonders anfällig“.<ref name="TBB_2016">{{cite book |last1=Tiesler |first1=Friedrich-Karl |last2=Bienefeld |first2=Kaspar |last3=Büchler |first3=Ralph |title=Selektion bei der Honigbiene |date=2016 |publisher=Buschhausen Druck- und verlagshaus |location=Herten |isbn=978-3-946030-45-4 |page=59 |edition=1. Auflage, neue Ausgabe |url=https://books.google.de/books?id=7yPEnQAACAAJ&dq=Selektion+bei+der+Honigbiene&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjDuKyGsvbkAhWtMewKHQMaB_EQ6AEIMDAA |accessdate=29. September 2019}}</ref> Zuchtlinien der Westlichen Honigbiene können im Allgemeinen in der freien Natur, ohne imkerliche Haltung, nicht überleben.


Die erst in der Neuzeit einsetzende Bienenzüchtung hat Zuchtlinien und Stämme begründet, die teilweise auf der bewusst herbeigeführten [[Kreuzung (Genetik)|Kreuzung]] beruhen. Dies fand andererseits stets auch ungewollt statt, durch das Nebeneinanderhalten von Bienenvölkern unterschiedlicher Nutzrassen (natürliche Hybridisierung).
Die erst in den letzten 100 Jahren einsetzende Bienenzüchtung hat Zuchtlinien und Stämme begründet, die auf der bewusst herbeigeführten [[Kreuzung (Genetik)|Kreuzung]] beruhen. Erst seit kurzer Zeit existieren außerdem moderne Zuchtlinien (englisch ''breeds'').


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* [[Afrikanisierte Honigbiene]]: spektakulärer Unfall der Honigbienenforschung durch ungewollte Auswilderung von [[Ostafrikanische Hochlandbiene|Ostafrikanischen Hochlandbienen]] in [[Südamerika]]. Natürliche Hybride mit dort in der Landwirtschaft gehaltenen europäischen Rassen waren in freier Wildbahn überlebensfähig – auch als ''Killerbienen'' bekannt.
* [[Afrikanisierte Honigbiene]]: spektakulärer Unfall der Honigbienenforschung durch ungewollte Auswilderung von [[Ostafrikanische Hochlandbiene|Ostafrikanischen Hochlandbienen]] in [[Südamerika]]. Natürliche Hybride mit dort in der Landwirtschaft gehaltenen europäischen Rassen waren in freier Wildbahn überlebensfähig – auch als ''Killerbienen'' bekannt.


Teilweise ist es aber üblich, [[Rassestandard]]s für künstliche Zuchtpopulationen zu definieren und diese mit dem Namen der natürlichen Unterarten wie ''carnica'', ''ligustica'' zu benennen.<ref>vgl. R. Moosbeckhofer: ''Autochthone Bienenrassen'' [sic!] in Österreich. In Landwirtschaftskammer Österreich und Ländliches Fortbildungsinstitut Österreich (Herausgeber): Biodiversität. Beitrag der Land- und Forstwirtschaft zur Erhaltung der Biodiversität. Wien, März 2009.</ref>
Um die gewünschten reinerbigen Inzuchtlinien von Honigbienen zu erhalten, bzw. zu stabilisieren, wurden vor allem in der Vergangenheit sogenannte Reinzuchtgebiete mit [[Belegstelle (Bienenzucht)|Belegstellen]] eingerichtet. In den letzten Jahrzehnten ist die Möglichkeit der künstlichen, [[Insemination|instrumentellen Besamung]] von [[Bienenkönigin]]nen hinzugekommen, die die Möglichkeiten der Zucht wesentlich verbessert und vereinfacht hat. Eine Folge dieser institutionellen [[Verdrängungszucht]] ist, dass die einheimische [[Dunkle Europäische Biene]] (''Apis mellifera mellifera'') heute auf der [[Liste gefährdeter Nutztierrassen]] steht.<ref name="GeH_2019">{{cite web |title=Dunkle Biene |url=http://g-e-h.de/index.php/rassebeschreibungen/49-bienen/76-dunkle-biene |publisher=Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.&nbsp;V. |accessdate=2019-09-29}}</ref>

Imkerei mit gezielter Auswahl (''künstliche Selektion'') von Königinnen und effektiver Methoden der Vermehrung und Aufzucht von Königinnen, begann nicht früher als Ende des 19. Jahrhundert,<ref name="OxleyPR_(2010)">Peter R. Oxley, Benjamin P. Oldroyd: ''The Genetic Architecture of Honeybee Breeding.'' In: ''Advances in insect physiology.'' 2010, Band 39, S. 83–118, [[doi:10.1016/S0065-2806(10)39003-5]].</ref> unter anderem durch das Werk des amerikanischen Imkers Gilbert M. Doolittle ''Scientific Queen-Rearing'' von 1889.<ref name="SeeleyTD_(2019)"/> Seit dieser Zeit wurden selektierte Honigbienenvölker auf entlegene Vermehrungsstellen verbracht, auf Inseln oder in Bergtälern, und mit selektierten Drohnenvölkern verpaart.<ref name="SeeleyTD_(2019)"/>
Die imkerliche [[Hochzucht]] mit der vollen Kontrolle der mütterlichen und väterlichen Seite bei der Paarung von Honigbienen geschieht seit 1920 durch die Erforschung und Einführung der künstlichen Besamung durch den amerikanischen Forscher Lloyd R. Watson. Die Möglichkeit der künstlichen, [[Insemination|instrumentellen Besamung]] von [[Bienenkönigin]]nen hat die Möglichkeiten der Zucht wesentlich verbessert und vereinfacht.<ref name="SeeleyTD_(2019)"/>

Um die gewünschten reinerbigen Inzuchtlinien von Honigbienen zu erhalten, bzw. zu stabilisieren, wurden vor allem in der Vergangenheit sogenannte Reinzuchtgebiete mit [[Belegstelle (Bienenzucht)|Belegstellen]] eingerichtet.<ref name="SeeleyTD_(2019)"/>


== Unterarten ==
== Unterarten ==

Version vom 18. September 2022, 23:26 Uhr

Westliche Honigbiene: Carnica, Baden-Württemberg
Nest der afrikanisierten Honigbiene, Minas Gerais, Brasilien

Rassen der Westlichen Honigbiene sind isolierte, künstliche Zuchtpopulationen der Art Apis mellifera. Sie werden in der Imkerei gezüchtet und vermehrt und sind heute weltweit verbreitet.[1]

Unterarten und Ökotypen der Westlichen Honigbiene sind offene, natürlichen Populationen der Apis mellifera, die einer ständigen Vermischung ihres Erbguts durch Genfluss ausgesetzt sind.[2][3] Sie werden von der Imkerei in ihrem Erhalt bedroht.[3][2]

Bienenzucht

Die Zucht der Westlichen Honigbiene, im wissenschaftlichen, modernen Sinn, ist erst knapp 100 Jahre alt.[2] Westliche Honigbienen sind keine Haustiere, weil sie bis heute nicht domestiziert wurden.[2] Imkerei mit gezielter Auswahl (künstliche Selektion) von Königinnen und mit Hilfe effektiver Methoden der Vermehrung und Aufzucht von Königinnen, begann nicht früher als Ende des 19. Jahrhunderts.[4][2]

Die allerwenigsten Imker halten gezüchtete Bienenrassen. Die weit überwiegende Zahl von durch Imkern gehaltenen Honigbienenvölker kann sich am Bienenstand unkontrolliert, frei mit fremden, verwilderten oder wilden Honigbienen natürlich kreuzen (hybridisieren) und ist genetisch kaum von diesen unterscheidbar (‚Landbiene‘).[2] Bei diesen Honigbienen findet Selektion nach wie vor hauptsächlich durch natürliche Selektion statt und bei verwilderten oder wilden Honigbienen hauptsächlich für das Leben in natürlichen Umgebungen und ohne menschliches Zutun.[2]

Durch den Transport von Bienenvölkern über weite Entfernungen zur Nutzung in der Imkerei hat der Mensch das Verbreitungsmuster der ursprünglich vikariierend verbreiteten verschiedenen Honigbienenunterarten verändert und infolge von Hybridisierung durch Bienentransporte, seit wenigen Jahrzehnten auch durch Züchtung, deren Charakter beeinflusst. Durch die Zucht werden die traditionell verbreiteten, wild lebenden oder von Imkern als Haustier gehaltenen natürlichen Unterarten und Ökotypen genetisch verändert und sind dadurch im Bestand bedroht.[3] Eine Folge dieser institutionellen Verdrängungszucht ist, dass die einheimische Dunkle Europäische Biene (Apis mellifera mellifera) heute auf der Liste gefährdeter Nutztierrassen steht.[5]

Die Unterarten der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera) sind natürlich entstandene, offene Populationen, die sich teilweise unterschiedlich gut für die Imkerei eignen, wodurch Menschen einige von ihnen bevorzugten und auch außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets etablierten.

Ziel der Honigbienenzucht ist es, mit Hilfe künstlicher Selektion gewünschte genetisch vererbbare Eigenschaften in der Zuchtpopulation anzureichern und unerwünschte Eigenschaften auszudünnen. Dabei geht es vor allem um die Erhöhung des Ertrages von Honig und Züchtung von friedlichen Bienen mit geringem Schwarmtrieb. Hierzu werden Zuchtlinien aufgebaut um nahezu reinerbige Nachkommenschaft zu erhalten, in der Imkersprache wird dann von Zuchtlinien oder Linienzucht gesprochen. Es handelt sich im Wesentlichen um Inzucht, welche die genetische Distanz zu den natürlichen, wild lebenden Populationen (Wildformen) erhöht. „Die meisten Lebewesen zeigen bei Inzucht eine geringere Vitalität .. [d]ie Biene erweiset sich hier sogar als besonders anfällig“.[6] Zuchtlinien der Westlichen Honigbiene können im Allgemeinen in der freien Natur, ohne imkerliche Haltung, nicht überleben.

Die erst in den letzten 100 Jahren einsetzende Bienenzüchtung hat Zuchtlinien und Stämme begründet, die auf der bewusst herbeigeführten Kreuzung beruhen. Erst seit kurzer Zeit existieren außerdem moderne Zuchtlinien (englisch breeds).

Beispiele sind:

  • Buckfastbiene: Kreuzungszucht aus verschiedenen Unterarten der Honigbiene. Karl Kehrle (Bruder Adam) begann 1916 als Imkergehilfe im englischen Benediktinerkloster Buckfast Abbey. Später wandte Kehrle konventionelle Inzucht, züchterische Kreuzung und Selektion an, um bestimmte Eigenschaften (z. B. Sammeltrieb, Sanftmut etc.) zu stärken und andere (z. B. Schwarmtrieb) zu reduzieren.
  • Afrikanisierte Honigbiene: spektakulärer Unfall der Honigbienenforschung durch ungewollte Auswilderung von Ostafrikanischen Hochlandbienen in Südamerika. Natürliche Hybride mit dort in der Landwirtschaft gehaltenen europäischen Rassen waren in freier Wildbahn überlebensfähig – auch als Killerbienen bekannt.

Teilweise ist es aber üblich, Rassestandards für künstliche Zuchtpopulationen zu definieren und diese mit dem Namen der natürlichen Unterarten wie carnica, ligustica zu benennen.[7]

Imkerei mit gezielter Auswahl (künstliche Selektion) von Königinnen und effektiver Methoden der Vermehrung und Aufzucht von Königinnen, begann nicht früher als Ende des 19. Jahrhundert,[4] unter anderem durch das Werk des amerikanischen Imkers Gilbert M. Doolittle Scientific Queen-Rearing von 1889.[2] Seit dieser Zeit wurden selektierte Honigbienenvölker auf entlegene Vermehrungsstellen verbracht, auf Inseln oder in Bergtälern, und mit selektierten Drohnenvölkern verpaart.[2] Die imkerliche Hochzucht mit der vollen Kontrolle der mütterlichen und väterlichen Seite bei der Paarung von Honigbienen geschieht seit 1920 durch die Erforschung und Einführung der künstlichen Besamung durch den amerikanischen Forscher Lloyd R. Watson. Die Möglichkeit der künstlichen, instrumentellen Besamung von Bienenköniginnen hat die Möglichkeiten der Zucht wesentlich verbessert und vereinfacht.[2]

Um die gewünschten reinerbigen Inzuchtlinien von Honigbienen zu erhalten, bzw. zu stabilisieren, wurden vor allem in der Vergangenheit sogenannte Reinzuchtgebiete mit Belegstellen eingerichtet.[2]

Unterarten

Ursprüngliches Verbreitungsgebiet der Unterarten in Europa und im vorderen Orient (nach der letzten Eiszeit)

In der Bienenzucht ist der unpräzise Begriff Bienenrasse gebräuchlich, in Biologie und Agrarwissenschaft benutzt man die Fachbegriffe Population, Unterart oder Ökotyp, besonders bei natürlichen, wild lebenden Honigbienen. Die Art Westliche Honigbiene kann in fünf Gruppen unterteilt werden[8], deren einzelne Vertreter in der Imkerei traditionell als „Bienenrassen“ bezeichnet werden, heute aber meist als Unterarten behandelt werden.[9] (Die hier gewählten Namen (Trinomen oder dreiteilige Namen, bei dem ein dritter Name dem Binomen für die Art Apis mellifera nachgestellt wird) bezeichnen nach der zoologischen Nomenklatur Unterarten):

Die dunklen Honigbienen

  • die Dunkle Europäische Biene (Apis mellifera mellifera Linnaeus, 1758), auch Braunelle oder Mellifera genannt, autochthone heimische Honigbiene in Nord-, Ost- und Westeuropa
  • die Iberische Biene (Apis mellifera iberiensis Engel, 1999, syn. Apis mellifera iberica Goetze, 1964), auch Spanische Biene
  • die Tellbiene (Apis mellifera intermissa v. Buttel-Reepen, 1906)
  • die Rifbiene (Apis mellifera major Ruttner, 1975)
  • die Saharabiene (Apis mellifera sahariensis Baldensberger, 1922)
  • die Maltesische Biene (Apis mellifera ruttneri Sheppard, Arias, Grech & Meixner, 1997)

Die Carnica-Gruppe

  • die Kärntner Biene (Apis mellifera carnica Pollmann, 1879), auch Krainer Biene aber meist einfach Carnica genannt. Weltweit exportierte und genutzte Rasse.
  • die Italienische Biene (Apis mellifera ligustica M. M. Spinola, 1806), auch Italiener Biene oder Ligustica genannt. Weltweit exportierte und genutzte Rasse.
  • die Makedonische Biene (Apis mellifera macedonica Ruttner, 1988)
  • die Südgriechische Biene (Apis mellifera cecropia Kiesenwetter, 1860)
  • die Anatolische Biene (Apis mellifera anatoliaca Maa, 1953)
  • die Sizilianische Biene (Apis mellifera siciliana Grassi, 1881, auch fälschlich Apis mellifera sicula Montagano, 1911, genannt)

Die Bienen des tropischen Afrikas

Die Bienen des Vorderen Orients

Eine Unterart in Mittelasien

Literatur

  • Heinrich Friese: Die Bienen Europas (Apidae europaeae). Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1969 (Nachdruck der Erstausgabe 1895–1901).
  • Friedrich Ruttner: Naturgeschichte der Honigbienen. Ehrenwirth Verlag, München 1992.
  • Michael S. Engel: The taxonomy of recent and fossil honey bees (Hymenoptera: Apidae: Apis). Journal of Hymenoptera Research 8, 1999 (englisch).

Einzelnachweise

  1. Bei Honigbienen werden, aus historischen Gründen, besonders im deutschen Sprachraum, teilweise immer noch auch natürlich entstandene Populationen fälschlich und veraltet als „Rassen“ (engl. races) bezeichnet, was heute nur noch für Haustierrassen akzeptabel und üblich ist. Sogar in einigen wissenschaftlichen Publikationen werden die Bezeichnungen ‚Unterart‘ und ‚Rasse‘ im Sinne eines Oxymorons vergemischt, parallel und teilweise fälschlich synonym verwendet. In Ausnahmefällen so auch bei anderen Arten der Gattung Apis. Wie für den veralteten Begriff „geographische Rasse“ generell, setzte sich dafür aber zunehmend der Rang einer Unterart durch.
  2. a b c d e f g h i j k Thomas D. Seeley: The lives of bees : the untold story of the honey bee in the wild. 1. Auflage. Princeton University Press, Princeton, NJ 2019, ISBN 978-0-691-16676-6, S. 79 ff. (google.de [abgerufen am 18. September 2022]).
  3. a b c Marina D Meixner, Maria Alice Pinto, Maria Bouga, Per Kryger, Evgeniya Ivanova, Stefan Fuchs (2013): Standard methods for characterising subspecies and ecotypes of Apis mellifera. Journal of Apicultural Research 52 (4): 1-28. doi:10.3896/IBRA.1.52.4.05
  4. a b Peter R. Oxley, Benjamin P. Oldroyd: The Genetic Architecture of Honeybee Breeding. In: Advances in insect physiology. 2010, Band 39, S. 83–118, doi:10.1016/S0065-2806(10)39003-5.
  5. Dunkle Biene. Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V., abgerufen am 29. September 2019.
  6. Friedrich-Karl Tiesler, Kaspar Bienefeld, Ralph Büchler: Selektion bei der Honigbiene. 1. Auflage, neue Ausgabe. Buschhausen Druck- und verlagshaus, Herten 2016, ISBN 978-3-946030-45-4, S. 59 (google.de [abgerufen am 29. September 2019]).
  7. vgl. R. Moosbeckhofer: Autochthone Bienenrassen [sic!] in Österreich. In Landwirtschaftskammer Österreich und Ländliches Fortbildungsinstitut Österreich (Herausgeber): Biodiversität. Beitrag der Land- und Forstwirtschaft zur Erhaltung der Biodiversität. Wien, März 2009.
  8. Friedrich Ruttner: Naturgeschichte der Honigbienen. Franckh-Kosmos-Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-440-09125-2.
  9. Friedrich Ruttner: Biogeography and Taxonomy of Honeybees. Springer Verlag, Berlin etc. 1988. ISBN 978-3-642-72651-4, S. 76–78.
  10. Karl Kehrle: Afrikas Bienen – Herausforderung für die fortschrittliche Züchtung Allgemeine Deutsche Imkerzeitung ADIZ 1988 22(8) 277-278 und (9) 300-302.