„Indira Gandhi“ – Versionsunterschied
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==== Operation Blue Star und Attentat ==== |
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Zu den vordringlichsten Problemen nach Indira Gandhi Amtsantritt im Januar 1980 gehörte die stärker werdende Separatistenbewegung, die Akali Dal, extremistischer Sikhs im Bundesstaat Punjab, der nach ihrem Willen zum unabhängigen Staat Khalistan werden sollte. Ihr Anführer Bhindranwale, der u.a. von Sanjay unterstützt worden war, um die Congress-Basis in Punjab zu stärken, lies durch seine Miliz Terror verbreiten. Anhänger fuhren auf Motorrädern durch die Straßen und erschossen willkürlich Hindus. Kühe wurden geschlachtet und ihre Kadaver in Hindu-Tempel geworfen. Bhindranwale lies Listen von Bürgern in der Zeitung veröffentlichen, die von seinen Anhängern erschossen werden sollten. Unter der Hindu-Minderheit in Punjab brach Panik aus. Viele flohen nach Harjana und Delhi (vgl. Frank 2005, S. 454 ff.). |
Zu den vordringlichsten Problemen nach Indira Gandhi Amtsantritt im Januar 1980 gehörte die stärker werdende Separatistenbewegung, die Akali Dal, extremistischer Sikhs im Bundesstaat Punjab, der nach ihrem Willen zum unabhängigen Staat Khalistan werden sollte. Ihr Anführer Bhindranwale, der u.a. von Sanjay unterstützt worden war, um die Congress-Basis in Punjab zu stärken, lies durch seine Miliz Terror verbreiten. Anhänger fuhren auf Motorrädern durch die Straßen und erschossen willkürlich Hindus. Kühe wurden geschlachtet und ihre Kadaver in Hindu-Tempel geworfen. Bhindranwale lies Listen von Bürgern in der Zeitung veröffentlichen, die von seinen Anhängern erschossen werden sollten. Unter der Hindu-Minderheit in Punjab brach Panik aus. Viele flohen nach Harjana und Delhi (vgl. Frank 2005, S. 454 ff.). |
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1982 spitze sich die Situation zu und es kam auch zu Ausschreitungen in Assam und Kashmir. Bhindranwale verschanzte sich in einem Gebäude des Golden Tempel Komplexes, dem wichtigstes Tempel der Sikh. Vier Anläufe zu Gesprächen schlugen fehl. Erst im Januar 1984 stimmte Indira Gandhi zu, den Tempel militärisch zurückzuerobern. Im Juni 1984 wurde die Operation Blue Star ausgeführt, bei der 90 Soldaten und 712 Sikh Extremisten starben. Der Tempelteil in dem die Akali Dal sich verschanzt hatte wurde komplett zerstört. Die Militäroperation wurde von der Bevölkerung nicht unkritisch, dennoch überwiegend positiv aufgenommen. Mit dem Hinweis, das Indien ein säkularer Staat sei, lehnte Indira Gandhi es auch nach der Operation Blue Star ab ihre Sikh Leibwächter zu entlassen (vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 311 ff.). |
1982 spitze sich die Situation zu und es kam auch zu Ausschreitungen in Assam und Kashmir. Bhindranwale verschanzte sich in einem Gebäude des Golden Tempel Komplexes, dem wichtigstes Tempel der Sikh. Vier Anläufe zu Gesprächen schlugen fehl. Erst im Januar 1984 stimmte Indira Gandhi zu, den Tempel militärisch zurückzuerobern. Im Juni 1984 wurde die Operation Blue Star ausgeführt, bei der 90 Soldaten und 712 Sikh Extremisten starben. Der Tempelteil in dem die Akali Dal sich verschanzt hatte wurde komplett zerstört. Die Militäroperation wurde von der Bevölkerung nicht unkritisch, dennoch überwiegend positiv aufgenommen. Mit dem Hinweis, das Indien ein säkularer Staat sei, lehnte Indira Gandhi es auch nach der Operation Blue Star ab ihre Sikh Leibwächter zu entlassen (vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 311 ff.). |
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Am 31. Oktober 1984 wurde Indira Gandhi von zwei Sikh Leibwächtern im Vorgarten ihres Bungalows erschossen. In den Tagen nach Indira Gandhi Ermordung wurden schätzungsweise 3000 Sikhs ermordet und circa 100.000 Sikhs flogen aus Delhi nach Punjab und in Camps (Frank 2005, S. 484 ff.; Khanna 1985, S. 1 ff.). |
Am 31. Oktober 1984 wurde Indira Gandhi von zwei Sikh Leibwächtern im Vorgarten ihres Bungalows erschossen. In den Tagen nach Indira Gandhi Ermordung wurden schätzungsweise 3000 Sikhs ermordet und circa 100.000 Sikhs flogen aus Delhi nach Punjab und in Camps (Frank 2005, S. 484 ff.; Khanna 1985, S. 1 ff.). |
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Version vom 19. Juli 2007, 11:05 Uhr
Indira Priyadarshini Gandhi (hindi: इंदिरा प्रियदर्शन गांधी; * 19. November 1917 in Allahabad; † 31. Oktober 1984 in Neu-Delhi) war von 1966-1977 und von 1980-1984 Premierministerin Indiens. Sie starb durch ein Attentat.
Privates Leben
Kindheit und Jugend
Indira Priyadarshini Nehru wurde am 19. November 1917 in Allahabad, Uttar Pradesh, als Kind von Jawaharlal Nehru und Kamala Nehru geboren. Die Nehrus sind Pandit Brahmanen aus Kashmir, eine der höchstrangigen jati im indischen Kastensystem. Der Grundstein zur politischen Bedeutung der Familie wurde durch Indiras Großvater Motilal Nehru gelegt, der zwei Mal Präsident der Congress Party war und zusammen mit seinem Sohn an der Unabhängigkeitsbewegung gegen die britischen Besatzer teilnahm (vgl. Frank 2005, S. 13 ff.).
Das starke politische Engagement ihres Vater und Großvaters war schon frühzeitig prägend für Indira Gandhi. Motilal und Jawaharlal gehörten zusammen mit Mahatma Gandhi zu den führenden Persönlichkeiten der Unabhängigkeitsbewegung und auch Indiras Mutter Kamala war, trotz fortschreitender Tbc-Erkrankung politisch aktiv. Jawaharlal Nehru saß von 1921 bis 1944 wiederholt im Gefängnis der britischen Besatzer, auch Kamala saß im Januar 1931 im Gefängnis. Besuchern der Familienresidenz Anand Bhavan soll Indira gesagt haben: „I’m sorry, but my grandfather, father and mommy are all in prison.“(vgl. Adams; Whitehead 1997, S.85).
Nicht nur die häufige Abwesenheit ihres Vaters und die Krankheit der Mutter waren prägend für Indira, sondern auch die angespannte Stimmung in der Familie Nehru. Kamala und Indira litten unter dem demütigenden Verhalten insbesondere ihrer verwitweten Tante Vijaya Nehru. Noch Jahre später sprach Indira Gandhi mit Bitternis über ihre Tante (vgl. Frank 2005, 2. 26; Adams; Whitehead 1997, S. 94).
Jawaharlal Nehru hingegen verstand die Not seiner Tochter und Frau lange Zeit nicht. Erst mit den wiederholten Aufenthalten der Nehrus ins Europa von 1926 an und der damit verbundenen Trennung von den anderen Familienmitgliedern verbesserte sich die die Situation für Indira und Kamala. Allerdings war der Aufenthalt in Europa für Indira überschatten von mehrmaligen Orts- und Schulwechseln und der Krankheit der Mutter die schließlich im Februar 1936 starb. In dieser Zeit lebte Indira abwechselnd in Allahabad, Genf, Paris, dem Schwarzwald und London. Nach dem Tod ihrer Mutter verschlechterte sich Indiras Gesundheitszustand. Mit chronischem Untergewicht, Depression und einer Tuberkuloseerkrankung befand sie sich vom Frühjahr 1940 bis zum Frühjahr 1941 in einem schweizer Sanatorium (Frank 2005, S. 146 ff.).
Die Isolation und Instabilität ihrer Kindheit und Jugend waren auch in den frühen Jahren schon politisch spürbar. Dabei ging es nicht nur um die Gefängnisaufenthalte ihres Vaters. Sowohl in einem Internat in der Schweiz, als auch im Sanatorium war Indira mit der radikalen, freiheitlichen politischen Einstellung, die sie vertrat allein unter, sowohl indischen, als auch europäischen Befürwortern der britischen Kolonialherrschaft über Indien (vgl Frank 2005, S. 51 und S. 153 ff.). Auch die Machtergreifung der Nationalsozialisten und der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Europa gehören zur Indiras Erfahrungswelt (Frank 2005, S. 72 ff.).
Privatleben ab 1941
Im April 1941 kehrte Indira Gandhi inzwischen 24jährig nach Indien zurück. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits mit dem Familienfreund der Nehrus Feeroze Gandhi liiert. Die Hochzeit fand jedoch erst im März 1942. Die Frage ob eine Nehru-Tochter einen Parsi heiraten dürfe wurde im Haushalt der Nehrus sehr kontrovers diskutiert, während die Medien einstimmig gegen die Verbindung waren. Die Hochzeitsreise nach Kaschmir wurde zu einer der glücklichsten Zeiten in Indira Gandhis Leben. Im Laufe ihres Lebens wird Indira Gandhi immer wieder nach Kashmir zurückkehren um privaten und politischen Frieden zu suchen.
Die beiden Söhne Rajiv und Sanjay kamen 1944 und 1946 zur Welt. 1947 schon verlangte Feeroze von Nehru die Scheidung von Indira. Nehru befragte daraufhin seine Tochter, die sich vehement gegen eine Scheidung aussprach obwohl auch sie nicht mehr glücklich in der Ehe war und in der darauf folgenden Zeit wieder zu ihrem Vater nach Delhi zog. Sie wurde seine Sekretärin und Gastgeberin. Sie organisierte Empfänge u.a. für den damaligen Shah des Iran, König Ibn Saud, Ho Chi Min, Kruschov, Eisenhower, Tito und Nasser. Einem ihrer Biografen sagte sie später: „Obviously I had to do it because my father was doing more important work than my husband.“ (Vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 203.)
Indira und Feeroze lebten meist getrennt voneinander. Indiras Parteivorsitz ab Februar 1955 wurde von Feeroze in den Medien als finaler Dolchstoß auf ihre Ehe bezeichnet. Indira Gandhi hingegen beklagte sich in einem Brief an ihre langjährige Freundin Dorothy Norman über die Feindseeligkeiten ihres Mannes. Feeroze erster Herzinfarkt brachte die beiden wieder einander näher, allerdings starb Feeroze Gandhi ein Jahr später im September 1960 (vgl. Frank 2005, S. 250 ff.).
Die Schuldgefühle über Feeroze Tod geben insbesondere dem jüngeren Sohn Sanjay fatale Macht über seine Mutter, der sie immer wieder darauf hinweißt den Vater an Einsamkeit hat sterben zu lassen. Nach dem Tod ihres Mannes wurde Indira Gandhi abermals depressiv. Allerdings vertraute sie sich lediglich ihrer Brieffreundin Dorothy Norman, die räumlich weit entfernt ist an (vgl. Frank 2005, S. 261 ff.). Im Sommer 1961 schreibt sie: „I’ve always thought of myself as a positive person. Now I feel terribly negative. I’m not ill. I’m not well. I just don’t feel alive. Nobody seems aware of the difference.“ (Vgl. Norman 1985, S. 85) Mit dem Ende der Amtszeit ihres Vater vor Augen plante Indira Indien und der Politik endgültig den Rücken zu kehren. (Frank 2005, S. 272 ff.; Norman 1985, S. 103)
Der Tod ihres Vaters 1964 bewirkte jedoch einen radikalen Umschwung in Indira Gandhis Einstellung zum politischen Engagement. Katherine Frank erklärte diesem Umschwung zum einen mit den Schuldgefühlen, die Indira gehabt haben könnte, weil sie heimlich plante ihren Vater und Indien zu verlassen, zum anderen mag es sein, dass sie sich darüber bewusst wurde, dass sie die Erwartungen ihres Vaters nicht zu seinen Lebzeiten erfüllt hatte. Nehru hatte für seine Tochter eine entscheidende Rolle in der Entwicklung Indien vorgesehen. Sich wieder stärker politisch zu engagieren könnte der Weg sein sich der Schuldgefühlen zu erleichtern und zumindest postum dem unausgesprochenen Urteil ihres Vaters zu widersprechen (vgl. Frank 2005, S. 277).
Politisches Leben
Nehrus Sekretärin und Congress President
Indira Gandhis aktives politisches Leben begann mit der Bildung der Interimsregierung am 2. September 1946, die von Nehru als Prime Minister geführt wurde.
Anfang 1955 wurde sie zur Congress President (Parteivorsitzende der Congress Partei) gewählt. Ihr Einfluss auf ihren Vater Jawaharlal Nehru ist unbestritten. Beispielsweise gewährte Nehru dem 14. Dalai Lama im März 1959 Asyl, auf anraten Indira Gandhis (Frank 2005, S. 226 ff.). Über 100.000 Tibeter folgen den Dalai Lama ins Exil nach Indien (vgl. The Government of Tibet in Exile, 2005). Die tibetische Flüchtlingsfrage beeinträchtigte die diplomatischen Beziehungen zu China nachhaltig. Der vorläufige Tiefpunkt war der Oktober 1962. Chinesische Truppen passierten die Grenze zu Indien und nahmen 50.000 m² Land in besitzt. Als die Lokalregierung floh, flog Indira Gandhi zur indisch-chinesischen Grenze, beruhigte Zivilisten, organisierte Notrationen und beorderte Beamte zurück in den Dienst (vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 182 ff.). Probleme persönlich vor Ort zu klären wird später auch Indira Gandhis Politikstil in offiziellen Ämtern bleiben.
Im Juli 1959 entließ Nehru die demokratisch gewählte, kommunistische Regierung des Bundesstaates Kerala. Die Wahl der Kommunisten führte zu Unruhen in Kerala, da militante Anhänger der Congress Partei, finanziert durch den CIA, Straßenschlachten begannen. Obwohl Nehru initial der Meinung war, dass nichts gegen eine ordnungsgemäß gewählte Regierung zu tun ist, wird er doch auf den Druck seiner Tochter hin aktiv. Indira selbst tourte durch Kerala und organisierte eine Opposition zur kommunistischen Regierung aus Anhängern der Congress Party und der Muslim League. Im Februar 1960 gewann die Koalition die Neuwahlen in Kerala mit großer Mehrheit (vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 171).
Indira Gandhis KritikerInnen bezeichnen später ‚Operation Overthrow’ als wegweisend für Indiras autoritären Führungsstil und ihre Missachtung demokratischer Normen. Katherine Frank interpretiert den Kerala-Zwischenfall in dem Licht, dass Angst vor Chaos und Kontrollverlust Indiras großer Schwachpunkt ist. Im Gegensatz zu ihrem Vater Nehru hat sie wenig Vertrauen darin, dass demokratische Institutionen auch instabile Zeiten überstehen können (Frank 2005, S. 253).
Minister for Information and Broadcasting
Im Mai 1964, wenige Wochen nach dem Tod ihres Vaters, wurde Indira Gandhi Minister for Information and Broadcasting im Kabinett von Prime Minister Lal Bahadur Shastri, der glaubte eine Nehru im Kabinett würde für Stabilität sorgen. Damit war sie an vierter Position hinter dem PM im Kabinett. Ihr eigentliches Amt verlief wenig ereignisreich. Sie förderte die Übertragung von Sendungen in Urdu gefördert. Auch Kontroverse Diskussionen und Meinungen in den Medien wurden gefördert. Bemerkenswert ist jedoch ihr Umgang mit der language crisis und dem Ausbruch des ersten Indo-Pakistanischen Krieges.
Im März 1965 brachen Unruhen in den Gebieten Indiens aus, in denen Hindi nicht Muttersprache war, nachdem die Regierung beschlossen hatte Englisch durch Hindi als offizielle Amtssprache zu ersetzen. Indira Gandi flog nach Madras um mit den lokalen Politikern und protestierenden Menschen zu sprechen. Die Unruhen legten sich darauf hin und Englisch blieb neben Hindi Amtssprache. Shastri, der die Krise eigentlich aussitzen wollte, war alles andere als erfreut über Indira Gandhis Intervention. Er beklagte sich, Indira Gandhi hätte über seinen Kopf hinweg agiert (vgl Fank 2005, S. 280 ff.). In dieser Situation zeigt sich erstmals Indira Gandhis Instinkt für Timing und auch ein implizites Machtbewusstsein. Nach eigenen Angaben sah sie sich nicht nur als Minister for Information and Broadcasting, sondern auch als ‚one of the leaders of this country’. Wörtlich sagte sie: „Do you think this government can survive if I resign today? I’m telling you it won’t. Yes, I jumped over the Prime Minister’s head and I would do it again whenever the need arises.“ (Vgl. Frank 2005, S. 281.) Schon kurze Zeit später bricht bricht der 1. Indo-Pakistanische Krieg aus. Indira Gandhi befand sich zu dieser Zeit in Srinagar, Kashmir. Statt, wie ihr geraten wurde nach Delhi zurück zu fliegen, flog sie zur Frontlinie und sprach, als einziges Regierungsmitglied mit Menschen und Journalisten vor Ort. In der Presse wurde sie daraufhin als ‚the only man in a cabinet of old women’ gefeiert.
Der Krieg um Kashmir wurde vorerst mit einem Waffenstillstand beendet und der damalige Prime Minister Shastri wurde über Nacht zum Volksheld. Indira Gandhi war verärgert. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde, laut Katherine Frank, Indira Gandhis Wille zur Macht offenbar. Jed Adams und Phillip Whitehead schreiben dazu, „Indira indes war größer als ihr Amt [als Minister for Information and Broadcasting]. Sie brauchte neue Herausforderungen.“ (Übersetzung, S. 194).
Shastri war über die Freiheiten, die sich Indira Gandhi in ihrem politischen Handeln nahm ebenso irritiert, wie Indira Gandhi über den langsamen und konservativen Regierungsstil Shastris irritiert war (vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 194). Während Shastri realisierte, dass Indira Gandhi mehr als nur eine Galionsfigur der Congress Party war, stellte Indira Gandhi ihn öffentlich in Frage. Noch bevor Lal Bahadur Shastri seine Idee, Indira Gandhi als High Commissioner nach London zu schicken, um sie los zu werden, realisieren kann, stirbt er auf einer Auslandsreise in Tashkent, Usbekistan. Verfassungsgemäß wurde der Präsident Indiens Dr. Sarvepalli Radhakrishnan vorübergehend als Premierminister vereidigt. Noch in der Nacht seiner Vereidigung rief Indira Ghandi Vertraute zusammen um die Möglichkeit ihrer Kandidatur für das Amt als Prime Minister zu testen. „Make a bid for power“, war der Rat Romesh Thapars (Vgl. Frank 2005, S. 283 ff.).
Indiras einzig ernst zu nehmender Gegner im Kampf um das Amt als Prime Minister war Morarji Desai, ein orthodoxer Hindu. Indira Gandhi war für das die Congress Partei, allen voran Kamaraj, alles was Desai nicht nicht war: Sie sprach fließend Hindi und Englisch, sie war nicht nur beliebt unter Hindus, sondern auch unter Moslems, Harijans und auch anderen Minderheiten. Sie war weltgewandt und in keiner speziellen Region Indiens verankert. Sie war eine nationale Politikerin. Und vor allem war sie für die Congress Partei manipulierbar, was sich als grundlegende Fehleinschätzung herausstellen sollte. (vgl. Frank 2005, S. 289 ff.; Adams; Whitehead 1997, S. 198.; Abbas 1973, S. 19 ff.) Die Entscheidung für Indira Gandhi als Kandidatin für das Amt als Prime Minister, beruhte also zu großen Teilen auf dem Mangel weiterer tragbarer Kandidaten innerhalb der Congress Party.
Prime Minister Indira Gandhi
Schwieriger Start
Indira Gandhi wird vom Lok Sabha gewählt und am 25. Januar 1966 als Prime Minister vereidigt. Im ersten Jahr ihrer Amtszeit war ihr Auftreten bei Reden, insbesondere im Lok Sabha, unsicher. Sie stotterte und trug Reden ohne Lebendigkeit vor, was Anlass zum Spott der zumeist männlichen Lok Sabha Mitglieder war (vgl. Frank 2005, S. 295; Vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 204 f. Nayantara 1983, S.13). Zu ihrer Vertrauten Pulpul Jayakar sagte Indira nach die ersten fehlgeschlagenen Auftritten, ihr Mangel an Selbstbewusstsein liege in ihrer Kindheit begründet. „From my childhood she [Vijaya Nehru] did everything to destroy my confidence; she called me ugly, stupid. She shattered something within me. Faced with hostility, however well prepared I am, I get tonge-tied and withdraw.“ (Vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 204).
Das Problem der Sikhs (siehe Kapitel 1.2.2) löste Indira Gandhi vorerst schnell und effizient indem sie den bisherigen Bundesstaat Punjab in zwei neue Bundesstatten Punjab und Haryana teilte, die sich gemeinsam Chandigarh als Hauptstadt teilten. Allerdings brachen daraufhin Unruhen unter der nunmehr hinduistischen Minderheit in Punjab aus. In Delhi drohte eine aufgebrachte Menge den Haupttempel der Sikh niederzubrennen. Ungeachtet ihr unsicher vorgetragenen Reden im Lok Sabha stellte sich Indira Gandhi mit Leidenschaft der Menge entgegen. „…there are no tears in my eyes, there is anger in my heart. Is it for that so many freedom-fighters and martyrs have sacrificed their lives?“ (Vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 205).
Das Problem der Lebensmittelknappheit, durch die Dürre im Jahr 1965, hingegen lies sich weniger schnell, dafür nachhaltiger lösen. Als erstes löste Indira Gandhi die Food Zones auf, innerhalb derer Lebensmittelhandel erlaubt war, jedoch nicht darüber hinaus. Auf einer Reise in die USA bat sie um Lebensmittellieferungen, trotz der angespannten diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten. Zwar lief die Hilfe nicht so schnell an, wie geplant, aber die Lieferungen halfen die 2. Dürre von 1966 zu überbrücken. Zudem besuchte Indira Gandhi mit einer kleinen Gruppe von Beratern jeden Bundesstaat persönlich. Auf dem Flug lies sie sich von Experten die lokale Situation erklären und vor Ort sprach sie mit den Regierungen der Bundesstaaten, half Entscheidungen zu treffen, und förderte den Gebrauch von Hochleistungssorten und Düngemittel in der Landwirtschaft. Drei Jahre später war die indische Bevölkerung weitestgehend grundversorgt (vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 241).
Indo-Pakistanischer Krieg
Mit dem Scheitern der Demokratie in Pakistan im März 1971, wurde das bis dahin, von Westpakistan kolonisierte Ostpakistan, später Bangladesch, mit einem brutalen Militärregime unterdrückt und terrorisiert. Die Menschen Ostpakistans flohen nach Indien. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingsbewegung waren es 150.000 Flüchtlinge am Tag, die die Grenze zu Indien überquerten. Die 9 Millionen Flüchtlinge verursachten eine humanitäre und finanzielle Notlage für die indische Regierung. Indira Gandhi blieb trotz der schwierigen Situation überlegt und ruhig, obwohl die ostpakistanischen Flüchtlinge und ihre Schilderungen in der indischen Bevölkerung eine Welle von Entsetzen und Wut gegen das westpakistanische Militärregime auslösten. Auch Indira Gandhi hatte die Flüchtlingscamps besucht und war nach eigener Aussage sprachlos (vgl. Frank 2005, S. 325 ff).
Nach Beratung mit ihrem Privatsekretär und den Vertrauten P.N. Haksar, P.N. Dhar und dem chief of staff der indischen Armee General Sam Manekshwar schien es die beste Lösung sich vorerst militärisch zurück zu halten und nach anderen Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Ein Beginn kämpferischer Auseinandersetzung vor Ende des Monsuns riet Manekshwar dringend ab und Haksar wollte auf den darauf folgenden Winter und die damit unpassierbaren Pässe des Himalaya warten, um sicher zu stellen, dass keine chinesischen Truppen auf dem Landweg zu Pakistans Unterstützung eingreifen würden (vgl. Frank 2005, S. 333ff.).
Indira Gandhi brachte den pakistanischen Konflikt in die internationale Politik ein. Sie reiste nach Russland, Belgien, Frankreich, Österreich, die BRD, Groß Britannien und schließlich auch in die USA um den Fall vorzutragen und um internationale Zustimmung für ihre Pakistanpolitik zu bekommen. Präsident Nixon machte deutlich, dass die USA auf keinen Fall Indien in der Auseinandersetzung mit Pakistan unterstützen würden (vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 235ff.).
Zu Anfang Dezember brachte die indische Armee Truppen in Verteidigungsposition an der Grenze zu Pakistan um sich auf die Befreiung Dhakas und einen Gegenschlag pakistanischer Truppen vorzubereiten. Einen Tag vor dem geplanten Angriff eröffnete Pakistan selbst den Krieg mit dem Bombardement indischer Luftbasen bei Amritsar, Agra, Srinagar und in Kashmir (vgl. Frank 2005, S. 338).
Das Timing war für Indira Gandhi und Indien perfekt, da das pakistanische Militärregime der Aggressor war. Trotzdem verurteilte US Präsident Nixon Indien als Aggressor. Indira Gandhi entwarf daraufhin mit Haksar einen offenen Brief an Nixon, der nicht nur eine Rechtfertigung Indiens für das militärische Vorgehen war, sondern auch durchaus provozierend darauf hinwies, dass der Krieg hätte verhindert werden können, wenn die internationale Staatengemeinschaft, allen voran die USA, mehr als nur Lippenbekenntnisse zur Hilfe Ostpakistans, nun Bangladeschs, gegeben hätte und zu einer politischen Lösung beigetragen hätte (vgl. Frank 2005, S. 340).
Der lang erwartete und geplante Krieg dauerte lediglich zwei Wochen und wurde mit der bedingungslosen Kapitulation Pakistans beendet. Die pakistanischen Truppen waren den indischen in Anzahl und Ausrüstung weit unterlegen. Noch am Tag der Kapitulation ordnete Indira Gandhi einen Waffenstillstand an, da Indira Gandhi und ihren Beratern klar war, dass eine Fortführung des Krieges, die Gefahr der Einmischung Chinas und der USA zu ihren Ungunsten bedeuten könnte. Der Waffenstillstand wurde gegen den Rat des Verteidigungsministers, den die im Verlauf des Konfliktes ohnehin übergangen hatte proklamiert (vgl. Frank 2005, S. 341 ff.).
Mit dem Sieg und der Befreiung Bangladeschs hatte Indira Gandhi das erreicht, was ihrem Vater Jawaharlal Nehru und auch Shastri nicht gelungen war. Indira Gandhi war auf dem vorläufigen Höhepunkt ihrer Macht und Beliebtheit. Bei den Wahlen im März 1972 gewann die Congress Party 70 Prozent der Sitze im Lok Sabha (vgl. Frank 2005, S. 343).
Im Juni 1972 krönte Indira Gandhi den militärischen Erfolg mit einem diplomatischen. Auf dem Simla Summit wurde die line of control durch Kashmir festgelegt und damit faktisch eine von Indien und Pakistan anerkannte Grenze (vgl. Frank 2005, S. 345 ff.).
State of Emergency und Folgen
Mitte Juni 1975 wurde Indira Gandhi wegen Missbrauch eines Staatsbeamten zu Wahlkampfzwecken verurteilt. In der Tat, hatte einer ihrer Wahlkampfhelfer zu Beginn des Monats begonnen für sie zu arbeiten, während sein Vertrag mit dem Staat bis zur Mitte des selben Monats lief. So unwichtig wie die Angelegenheit war, so gesetzeswidrig war sie auch. Das Gericht verfügte, dass sie vorerst im Amt bleiben könne, solange das Urteil nicht im Revisionsprozess bestätigt würde. Für Indira Gandhis politische Gegner, insbesondere Morarji Desai war das Urteil die Gelegenheit sie aus dem Amt zu drängen. Desai verkündete öffentlich, dass man Indira Gandhi unter Hausarrest stellen würde und die Polizei von Delhi zum Meutern auffordern würde (vgl. Frank 2005, S. 371 ff.). Die sich zuspitzende Lage war der vorläufige Höhepunkt einer Reihe politischer Misserfolge, die Indira Gandhi seit dem Krieg gegen Pakistan hatte hinnehmen müssen, insbesondere die sich, durch Dürren, wieder verschlechternde Situation der Landwirtschaft und damit der Ernährung großer Teile der Bevölkerung, der Ausbruch von Unruhen in Naxalit, Assam, Kerala, Bihar und Punjab (vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 253 ff.).
Auch die Annexion Sikkims, als 22. Bundesstaat Indien, die als Geschenk an die Massen gedacht war konnte die Stimmung in der Bevölkerung nicht verbessern (vgl. Frank 2005, S. 348 ff.). Am 26. Juni 1975 gab Indira Gandhi den national emergency bekannt, der aber schon ab dem 25. Juni gültig war. In der Nacht vom 25. zum 26. wurden 600 politische Gegner in Sicherheits- und Hausarrest genommen, inklusive Desai. Den Zeitungen in Delhi wurde der Strom abgeschaltet, so das nichts vorzeitig an die Öffentlichkeit gelangen konnte. Als Indira Gandhi den national emergency über den Rundfunk bekannt gab, gab es kaum noch jemanden, der dagegen hätte opponieren können (vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 252).
Indira Gandis Brieffreundin Dorothy Norman verlangte nach einer plausiblen Erklärung für den nationalen Ausnahmezustand. Die Antwort, die sie erhielt war kurz, aber nicht ohne Selbstironie. „Dorothy dear, if you can bear to accept a gift from the ‚Great Dictator’, here is something which I had kept for you some years ago – it is from Bhutan.“ Dorothy Norman stellte daraufhin den Briefwechsel für vier Jahre ein (Vgl. Norman 1985, S. 149 f.). Auch Indira Gandhis Vertraute in Delhi Pulpul Jayakar forderte sie zu einer Stellungnahme auf. Im Gespräch wurde deutlich, dass Indira Gandhis wachsendes Misstrauen paranoide Züge angenommen hatte und sie selbst den national emergency nicht logisch begründen konnte (vgl. Frank 2005, S. 358).
Sowohl Katherine Frank, als auch Adams und Whiteman sehen den state of emergency mehr als Antwort auf Indira Gandhis Psyche, als auf wirklich politische Notwendigkeit. (vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 253; Frank 2005, S. 381 ff. ).
Trotz der fragwürdigen Beweggründe Indira Gandhis für den nationalen Ausnahmezustand war er anfänglich in der Bevölkerung durchaus willkommen. Quasi über Nacht wurde das Leben in Indien geordnet. Es gab keine Streiks und Protestmärsche mehr. Züge und Busse fuhren nach Plan und Behörden sowie öffentliche Einrichtungen hatten tatsächlich zu den Öffnungszeiten offen. Es wurden beachtliche Erfolge gegen Schmuggel, Steuerhinterziehung und Kriminalität erzielt. Landlords wurden teilweise enteignet, bonded peasants wurden befreit und bekamen Arbeit in Infrastrukturprojekten der Regierung, die durch das deutliche Plus an Steuereinnahmen finanziert werden konnten (vgl. Frank 2005, S. 382 ff.).
Die andere Seite des national emergency war eine starke Einschränkung der Presse-, Meinungs-, und Versammlungsfreiheit. Bürger konnten bis zu zwei Jahren ohne Anklage inhaftiert werden. Die politische Opposition war weitestgehend im Gefängnis (vgl Frank 2005, S. 288). Nach Angaben von Anmesty International wurden während des national emergency 110.000 Menschen ohne Gerichtsverfahren inhaftiert. 22 Gefangene starben (vgl. Frank 2005, S. 400 ff.).
Im Februar 1976 verschob Indira Gandhi die regulär anstehenden Wahlen, u.a. auf anraten ihres Sohnes Sanjay, der zunehmenden Einfluss auf seine Mutter nahm. Der Ausnahmezustand wurde verlängert, mit der Begründung, die positiven Ergebnisse müssen konsolidiert werden. Ihr Vertrauter P.N. Dhar sprach sich gegen eine Verlängerung des Ausnahmezustandes aus. Im November des selben Jahres verschob Indira Gandhi die Wahlen noch einmal. Dieses Mal für 12 Monate. Wieder war es Dhar, der gegen die Verlängerung des state of emergency war und Sanjay, der dafür stimmte. Allerdings änderte Indira Gandhi ihre Meinung und verkündete im Januar 1977, dass es innerhalb von zwei Monaten Wahlen geben würde.
Indira Gandhi tourte in dem kurzen Wahlkampf durch alle 22 Bundesstaaten. Dennoch verlor die Congress Party die Wahl im März 1977 deutlich. Wahlsieger war die Janata Party. Morarji Desai wurden Premierminister. Hätte Indira Gandhi die Wahlen planmäßig im Februar 1976 abgehalten, hätte sie womöglich sogar gewonnen. In dem darauffolgenden Jahr jedoch, wurden die Einschränkungen des national emergency im öffentlichen Bewusstsein deutlicher und die Stimmung in der Bevölkerung kippte zu ihren Ungunsten (vgl. Frank 2005, S. 409 ff.).
Die Rückkehr
Die Janata Party war durch ideologische und persönliche Dissonanzen gespalten. Nur in einem war man sich einig: Indira Gandhi und ihr Sohn Sanjay mussten zur Rechenschaft gezogen werden (vgl Abbas 1985, S. 62). So geliebt wir Indira Gandhi zu Begin der 70er war, so inbrünstig wurde sie nun gehasst. Die Janata Partei leitete eine Untersuchungskommission geleitet vom Generalstaatsanwalt J.C. Shah ein, die Shah-Commission, in der die Gesetzesverstöße von Indira und Sanjay Gandhi und anderen während des national emergency untersucht werden sollten. In der Presse war von Indiragate die Rede und diverse anti-Indira Bücher wurden veröffentlicht, u.a. Salman Rushdies Midnight’s Children (vgl. Frank 2005, S. 415 ff.).
Noch bevor die Shah-Commission began startete Indira Gandhi ihre politische Rückkehr. Sie versöhnte sich mit alten politischen Feinden, die selbst nicht mehr im politischen Leben standen und gab teilweise Verfehlungen während des national emergency zu (vgl Frank 2005, S. 420 ff.). Eine Verhaftung Indira Gandhis, die dazu dienen sollte, sie davon abzuhalten weiter um Sympathien in der Bevölkerung zu werden erreichte das Gegenteil, da Journalisten anwesend waren, als sie aus ihrem Bungalow abgeführt wurde. Es wurde das Bild einer Frau gezeichnet die von der Justiz zum Opfer gemacht wurde (vgl. Frank 2005, S. 424).
Vor der Shah-Commission weigerte sich Indira Gandhi auszusagen, mit dem Hinweis, dass sie dazu rechtlich und konstitutionell nicht verpflichtet war. Statt dessen führte sie den Richter vor, indem sie ihn an eine Untersuchung erinnerte, die sie als Premierministerin verhindert hatte um ihn und andere Richter zu schützen. Die Shah-Commission wurde mit dem Shah-Report geschlossen, in dem jedoch kaum Evidenz gegen Indira Gandhi zu finden war. Allerdings wurden Gerüchte, die über Sanjay im Umlauf waren, darin belegt (vgl. Adams; Whitehead 1997, S.276; Frank 2005, S. 426).
Unter der Janata Regierung wurden Inhaftierte des national emergency wieder frei gelassen. Die Kriminalitätsrate stieg sprunghaft an. Indien schien wieder in die Gesetzlosigkeit zu verfallen. Nach der Ermordung des Großteils eines ganzen Dorfes ehemaliger bonded peasants durch landlords besuchte Indira Gandhi den Schauplatz des Verbrechens, um den Hinterbliebenen Mut und Trost zuzusprechen (vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 274 ff.).
Im Juni 1979 trat Morarji Desai als Premierminister zurück und übergab den Posten an seinen parteiinternen Konkurrenten Charan Singh, der seit die Brüche innerhalb der Janata Party sichtbar waren von Indira Gandhi unterstützt wurde (vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 283 ff.). Aber auch der konnte die Regierung nicht stabilisieren. Der Präsident löste die Janata Regierung im August 1979 auf. Im Januar 1980 gewann die Congress Party mit Indira Gandhi die Neuwahl mit 351 von 524 Sitzen.
Operation Blue Star und Attentat
Zu den vordringlichsten Problemen nach Indira Gandhi Amtsantritt im Januar 1980 gehörte die stärker werdende Separatistenbewegung, die Akali Dal, extremistischer Sikhs im Bundesstaat Punjab, der nach ihrem Willen zum unabhängigen Staat Khalistan werden sollte. Ihr Anführer Bhindranwale, der u.a. von Sanjay unterstützt worden war, um die Congress-Basis in Punjab zu stärken, lies durch seine Miliz Terror verbreiten. Anhänger fuhren auf Motorrädern durch die Straßen und erschossen willkürlich Hindus. Kühe wurden geschlachtet und ihre Kadaver in Hindu-Tempel geworfen. Bhindranwale lies Listen von Bürgern in der Zeitung veröffentlichen, die von seinen Anhängern erschossen werden sollten. Unter der Hindu-Minderheit in Punjab brach Panik aus. Viele flohen nach Harjana und Delhi (vgl. Frank 2005, S. 454 ff.).
1982 spitze sich die Situation zu und es kam auch zu Ausschreitungen in Assam und Kashmir. Bhindranwale verschanzte sich in einem Gebäude des Golden Tempel Komplexes, dem wichtigstes Tempel der Sikh. Vier Anläufe zu Gesprächen schlugen fehl. Erst im Januar 1984 stimmte Indira Gandhi zu, den Tempel militärisch zurückzuerobern. Im Juni 1984 wurde die Operation Blue Star ausgeführt, bei der 90 Soldaten und 712 Sikh Extremisten starben. Der Tempelteil in dem die Akali Dal sich verschanzt hatte wurde komplett zerstört. Die Militäroperation wurde von der Bevölkerung nicht unkritisch, dennoch überwiegend positiv aufgenommen. Mit dem Hinweis, das Indien ein säkularer Staat sei, lehnte Indira Gandhi es auch nach der Operation Blue Star ab ihre Sikh Leibwächter zu entlassen (vgl. Adams; Whitehead 1997, S. 311 ff.).
Am 31. Oktober 1984 wurde Indira Gandhi von zwei Sikh Leibwächtern im Vorgarten ihres Bungalows erschossen. In den Tagen nach Indira Gandhi Ermordung wurden schätzungsweise 3000 Sikhs ermordet und circa 100.000 Sikhs flogen aus Delhi nach Punjab und in Camps (Frank 2005, S. 484 ff.; Khanna 1985, S. 1 ff.).
Literatur
Abbas, K.A. (1973): That Woman. Indira Gandhi’s Seven Years in Power. New Delhi. Adams, Jad; Whitehead, Phillip (1997): The Dynasty. The Nehru-Gandhi Story. London. Basn, Nirmal Kumar (1981): Indira Invincible. Calcutta. Bista, Dor Bahadur (1991): Fatalism And Development. Nepal’s Struggle For Modernization. Reprint 2001. Hyderabad. Patna. Darbari Raj; Darbari Janis (1983): Indira Gandhis 1028 Days. New Delhi. Frank, Kathrine (2005): Indira. The Life of Indira Nehru Gandhi. London. Gudermut, Kerstin (2005): Liebe jenseits der Ehe. Unter: http://www.suedasien.net/themen/schwerpunkt0601_queer/queer_gudermuth.pdf (Zugriff 27. Mai 2006) Jacobson, Doranne; Wadley, Susan S. (1977): Women in India. Two Perspectives. Reprinted, enlarged 1999. New Delhi. Karanjia, R.K.; Abbas, K.A. (1974): Face To Face With Indira Gandhi. New Delhi. Khanna, V.N. (1985): Dusk Before Dawn. New Delhi. Nayantara, Sahgal (1983): Indira Gandhi. Her road To Power. London. Norman, Dorothy (1985): Indira Gandhi. Letters To A Friend 1950 – 1984. Correspondence With Dorothy Norman. London. Sharma, P.L. (1972): World’s Greatest Wpman. New Delhi. Skoda, Uwe (2006): Kaste, das Kastensystem und die Scheduled Castes. Unter: http://www.suedasien.net/laender/indien/bevoelkerung/kaste.htm (Zugriff 27. Mai 2006) Strotzka, Hans (1988): Macht. Wien. Swarup, Hem Lata et. Al. (1994): Women’s Political Engagement in India: Some Critical Issues. In: Nelson, Barbara; Chowdhury, Najama (1994): Women and Politics Worldwide. New Haven. The Government of Tibet in Exile (2005): Tibet in Exile at a Glance. http://www.tibet.com/exileglance.html (Zugriff 24. Juli 2006)
Siehe auch
Weblinks
- FemBiographie: Indira Gandhi
- whoswho zu Indira Gandhi
- Linda Charlton: Assassination in India: A Leader of Will and Force; Indira Gandhi, Born to Politics, Left Her Own Imprint on India, umfangreiche biographische Anmerkungen anlässlich ihres Todes in der New York Times, 1. November 1984 (englisch)
Personendaten | |
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NAME | Gandhi, Indira Priyadarshini |
KURZBESCHREIBUNG | indische Politikerin und ehemalige Premierministerin |
GEBURTSDATUM | 19. November 1917 |
GEBURTSORT | Allahabad, Indien |
STERBEDATUM | 31. Oktober 1984 |
STERBEORT | Neu-Delhi, Indien |