„Scheinarchitektur“ – Versionsunterschied

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'''Scheinarchitektur''' spiegelt als Illusionsmalerei dem Betrachter das Vorhandensein baulicher Elemente und Einrichtungen vor.
'''Scheinarchitektur''' spiegelt als Illusionsmalerei dem Betrachter das Vorhandensein baulicher Elemente und Einrichtungen vor.


In der Malerei wird häufig die [[Fluchtpunktperspektive]] gewählt, um räumliche Tiefe vorzutäuschen. Beispielhaft hierfür ist die [[Deckenmalerei]] des [[Barock]]. Dem am Boden stehenden Betrachter öffnet sich das Gewölbe einer Kirche beim Blick nach oben zum Himmel. Die Ränder der Öffnung werden u.a. von geschickt gemalten, perspektivisch verzerrten [[Balustrade]]n begrenzt. Diese Illusion funktioniert natürlich nur einwandfrei von einem bestimmten Punkt aus, von dem aus die Zentralperspektive ihre Wirkung entfaltet und den Raum illusionistisch erweitert. Bei einem Verlassen dieses "Ideal"-Punktes verändern sich die Fluchtlinien und die Architektur scheint zu kippen. Daher eignen sich vorwiegend hohe Decken mit einem gewissen Abstand zum Betrachter, der naturgemäß die ideale Betrachtungsposition erweitert wie auch Kuppeln oder gewölbte Deckenansätze, die den Übergang von der Realität in die Illusion unterstützen. In modernen Profanbauten ist die Dekorierung von Decken mit Scheinarchitektur durch das Fehlen der erforderlichen Höhe nur noch selten und beschränkt sich dort meist auf die die malerische Öffnung von Wänden (Darstellung der Öffnungslaibung) oder der Darstellung eines Scheinmauerwerks. Ein Beispiel für eine aufwändigere Darstellung von illusionistischem Mauerwerk aus neuerer Zeit befindet sich im Schloss Thal in [[Kettenis]], [[Belgien]], wo in einer Wandmalerei von [[Rainer Maria Latzke]] eine [[neugotisch]]e Steingliederung vor das dahinterliegende ebenfalls gemalte Mauerwerk gesetzt wurde. Durch die kulissenartige Dopplung des Mauerwerks ergibt sich eine Steigerung des Trompe-l’œil-Effekts.
In der Malerei wird häufig die [[Fluchtpunktperspektive]] gewählt, um räumliche Tiefe vorzutäuschen. Beispielhaft hierfür ist die [[Deckenmalerei]] des [[Barock]]. Dem am Boden stehenden Betrachter öffnet sich das Gewölbe einer Kirche beim Blick nach oben zum Himmel. Die Ränder der Öffnung werden u.a. von geschickt gemalten, perspektivisch verzerrten [[Balustrade]]n begrenzt. Diese Illusion funktioniert natürlich nur einwandfrei von einem bestimmten Punkt aus, von dem aus die Zentralperspektive ihre Wirkung entfaltet und den Raum illusionistisch erweitert. Bei einem Verlassen dieses "Ideal"-Punktes verändern sich die Fluchtlinien und die Architektur scheint zu kippen. Daher eignen sich vorwiegend hohe Decken mit einem gewissen Abstand zum Betrachter, der naturgemäß die ideale Betrachtungsposition erweitert wie auch Kuppeln oder gewölbte Deckenansätze, die den Übergang von der Realität in die Illusion unterstützen, für diese Art der Bemalung. In modernen Profanbauten ist die Dekorierung von Decken mit Scheinarchitektur durch das Fehlen der erforderlichen Höhe nur noch selten und beschränkt sich dort meist auf die die malerische Öffnung von Wänden (Darstellung der Öffnungslaibung) oder der Darstellung eines Scheinmauerwerks. Ein Beispiel für eine aufwändigere Darstellung von illusionistischem Mauerwerk aus neuerer Zeit befindet sich im Schloss Thal in [[Kettenis]], [[Belgien]], wo in einer Wandmalerei von [[Rainer Maria Latzke]] eine [[neugotisch]]e Steingliederung vor das dahinterliegende ebenfalls gemalte Mauerwerk gesetzt wurde. Durch die kulissenartige Dopplung des Mauerwerks ergibt sich eine Steigerung des Trompe-l’œil-Effekts.


Das Barockzeitalter ist beispielhaft auch für die scheinarchitektonische [[Fassade]]ngliederung. Mächtige Säulenkapitelle, Steinlagen, Fenster oder Gesimse, die der Betrachter wahrzunehmen glaubt, bestehen in diesem Fall lediglich aus Farbe, Stuck oder flachen Reliefs, die über Mauerwerk aus unbehauenen Steinen oder Ziegelsteinen angebracht wurden.
Das Barockzeitalter ist beispielhaft auch für die scheinarchitektonische [[Fassade]]ngliederung. Mächtige Säulenkapitelle, Steinlagen, Fenster oder Gesimse, die der Betrachter wahrzunehmen glaubt, bestehen in diesem Fall lediglich aus Farbe, Stuck oder flachen Reliefs, die über Mauerwerk aus unbehauenen Steinen oder Ziegelsteinen angebracht wurden.

Version vom 16. Juni 2009, 13:37 Uhr

Gewölbe mit Scheinarchitekturen, Kirche Santa Maria del Corlo in Lonato

Scheinarchitektur spiegelt als Illusionsmalerei dem Betrachter das Vorhandensein baulicher Elemente und Einrichtungen vor.

In der Malerei wird häufig die Fluchtpunktperspektive gewählt, um räumliche Tiefe vorzutäuschen. Beispielhaft hierfür ist die Deckenmalerei des Barock. Dem am Boden stehenden Betrachter öffnet sich das Gewölbe einer Kirche beim Blick nach oben zum Himmel. Die Ränder der Öffnung werden u.a. von geschickt gemalten, perspektivisch verzerrten Balustraden begrenzt. Diese Illusion funktioniert natürlich nur einwandfrei von einem bestimmten Punkt aus, von dem aus die Zentralperspektive ihre Wirkung entfaltet und den Raum illusionistisch erweitert. Bei einem Verlassen dieses "Ideal"-Punktes verändern sich die Fluchtlinien und die Architektur scheint zu kippen. Daher eignen sich vorwiegend hohe Decken mit einem gewissen Abstand zum Betrachter, der naturgemäß die ideale Betrachtungsposition erweitert wie auch Kuppeln oder gewölbte Deckenansätze, die den Übergang von der Realität in die Illusion unterstützen, für diese Art der Bemalung. In modernen Profanbauten ist die Dekorierung von Decken mit Scheinarchitektur durch das Fehlen der erforderlichen Höhe nur noch selten und beschränkt sich dort meist auf die die malerische Öffnung von Wänden (Darstellung der Öffnungslaibung) oder der Darstellung eines Scheinmauerwerks. Ein Beispiel für eine aufwändigere Darstellung von illusionistischem Mauerwerk aus neuerer Zeit befindet sich im Schloss Thal in Kettenis, Belgien, wo in einer Wandmalerei von Rainer Maria Latzke eine neugotische Steingliederung vor das dahinterliegende ebenfalls gemalte Mauerwerk gesetzt wurde. Durch die kulissenartige Dopplung des Mauerwerks ergibt sich eine Steigerung des Trompe-l’œil-Effekts.

Das Barockzeitalter ist beispielhaft auch für die scheinarchitektonische Fassadengliederung. Mächtige Säulenkapitelle, Steinlagen, Fenster oder Gesimse, die der Betrachter wahrzunehmen glaubt, bestehen in diesem Fall lediglich aus Farbe, Stuck oder flachen Reliefs, die über Mauerwerk aus unbehauenen Steinen oder Ziegelsteinen angebracht wurden.

Siehe auch

Commons: Trompe-l’œil – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien